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Verfahren zur Herstellung N-substituierter Acryl- und Methacrylamide
Die niederen Ester der Acryl- und Methacrylsäure stellen wegen ihrer guten Verfügbarkeit bevorzugte Ausgangsstoffe für die
Herstellung anderer Derivate der Acryl- und Methacrylsäure dar. Auch N-substJiuierte Amide dieser Säuren lassen sich aus den
genannten Estern durch Umsetzung mit den entsprechenden Aminen herstellen. Die Amine reagieren jedoch leichter mit der Kohlenstoff-Doppelbindung
des Acryl- oder Methacrylsäuraestes durch Michael-Addition als durch Aminolyse der Estergruppe. Wenn man
daher 1 Mol eines Acryl- oder Methacrylesters mit einem Mol eines Amins umsetzt, so erhält man bei mäßigen Umsetzungstemperatüren
als Hauptprodukt den entsprechenden ß-Amino-propionsäureester bzw. -isobuttersäureester. Diese Additionsproduicte sind bei
Temperaturen oberhalb 200° instabil und spalten das angelagerte Amin unter Wiederherstellung der Kohlenstoff-Doppelbindung ab.
Die Aminolyse der Estergruppe läuft jedoch bei diesen Temperaturen noch ab.
Um die unerwünschte Michael-Addition auszuschließen, werden beim Verfahren der US-PS 2 7I9 I75 Ester der Acryl- oder Methacrylsäure
mit Aminen bei 300 bis 5500C in der Gasphase an Feststoff-Katalysatoren,
wie Vanadin-Aluminiumoxyden in Kontaictzeiten von
einigen Sekunden zu den entsprechenden substituierten Acryl- oder Methacrylamiden umgesetzt. Die hohe Umsetzungstemperatur begünstigt
unkontrollierte Zersetzungs- und Polymerisationsreaictionen,
so daß man Ausbeuten von höchstens 50 % erhält.
Bei etwas niedrigeren Temperaturen, nämlich I50 bis 400°C, erhält
man gemäß US-PS 2 529 838 Ν,Ν-Dialicylacrylamide durch Umsetzung
niederer Acrylsäureester mit höheren selcundären Aminen. Auch bei diesem Verfahren wird nur eine Ausbeute von etwa 20 %
erreicht.
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röhm .,-.
Wegen der unvermeidlichen Nebenreaktionen bei hohen Temperaturen
haben sich zweistufige Verfahren zur Herstellung N-substituierter
Acryl- oder Methacrylsäureamide als überlegen erwiesen. Beim Verfahren der DT-AS 2 502 274 wird in der ersten Reactionsstufe
1 Mol eines Acryl- oder Methacrylesters mit 2 Mol eines Amins
bei einer Temperatur unter 200° umgesetzt. Dabei laufen nebeneinander
die Michael-Addition und die Aminolyse ab, so daß als Zwischenprodukt das entsprechende ß-Amino-propionamid bzw.
-isobutyramid entsteht. In der zweiten Umsetzungsstufe wird das an die Doppelbindung angelagerte Amin bei Temperaturen über 200°
wieder abgespalten, wobei das substituierte Acryl- oder Methacrylamid entsteht.
Die zweite Stufe dieser Umsetzung läuft nach der US-PS 2 451 4^6
bereits bei Temperaturen von 100 bis 250° ab, wenn man in Gegenwart einer starten Säure arbeitet, die das abgespaltene Amin in
Salzform bindet. Die zuletzt beschriebenen Verfahren sind wegen der mehrstufigen Arbeitsweise unbefriedigend.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, die Herstellung N-substituierter
Amine der Acryl- oder Methacrylsäure aus den Estern dieser Säuren durch Aminolyse zu verbessern, insbesondere
den Arbeitsaufwand herabzusetzen und die Ausbeute zu erhöhen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Umsetzung der genannten
Ausgangsstoffe bei Temperaturen zwischen 50 und ISO0
in Gegenwart Katalytischer Mengen eines Dialicylzinnoxids gelöst.
Dieser Katalysator hat die überraschende Wirkung, daß er die Aminolyse der Estergruppe in solchem Maße beschleunigt, daß
sie die Geschwindigkeit der Michael-Addition bei weitem übertrifft
und das Michael-Addukt nur noch in untergeordneten Mengen als
Nebenprodukt entsteht.
Dialicylzinnoxid ist aus der DT-OS 1 965 J5O8 als Umesterungs-Katalysator
bekannt. Es Katalysiert z.B. die Umsetzung von Methylmethacrylat mit Dimethylaminoäthanol unter Bildung des
Dimethylaminoäthylmethacrylats. Es war nicht vorherzusehen,
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daß dieser Katalysator auch die Aminolyse dieser Ester beschleunigen
würde.
Im Verfahren der Erfindung wird als Katalysator vorzugsweise das als Handelsprodukt erhältliche Dibutylzinnoxid verwendet.
Es sind jedoch auch andere Dialkylzinnoxide geeignet;
sie können beispielsweise 1 bis 12 C-Atome in jedem Alkylrest enthalten. Der Katalysator kann in einer Menge von z.B. 0,1 bis
10 Gew.-%, berechnet auf das Gewicht des Reaktionsgemisches, eingesetzt
werden. Mengen von 0,5 bis 2 % ergeben im allgemeinen
die günstigsten Ergebnisse.
Als Acryl- oder Methacrylester werden Methylacrylat, fithylacrylat,
und Methylmethacrylat bevorzugt, da sie technisch gut zugänglich sind und der bei der Aminolyse freiwerdende Alkohol leicht aus dem
Reaktionsgemisch entfernt werden kann. Mit zunehmender Zahl der Kohlenstoffatome in den Alkoholresten nimmt die Eignung der
Ester ab. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Alkylester mit mehr als 4 C-Atomen im Alkylrest als weniger geeignet anzusehen.
Die erfindungsgemäße Aminolyse wird vorzugsweise mit aliphatischen
Aminen mit 2-20 C-Atomen durchgeführt. Unter aliphatischen Aminen werden diejenigen Amine verstanden, in denen das Amin-Stickstoffatom
an ein aliphatisches Kohlenstoffatom gebunden ist. Beispielsweise ist Benzylamin in diesem Sinne den
aliphatischen Aminen zuzurechnen. Primäre Amine reagieren im allgemeinen leichter als sekundäre Amine und sind deshalb bevorzugt.
Aromatische Amine, z.B. Anilin, können ebenfalls umgesetzt werden.. Auch hier sind primäre Amine mit bis zu 20 C-Atomen
bevorzugt.
Die Umsetzung wird erleichtert, wenn das Amin unter dem Druck,
bei dem das Verfahren durchgeführt wird, oberhalb des Siedepunktes des Reaktionsgemisches siedet, weil dann während der Umsetzung der
durch die Aminolyse abgespaltene Alkohol azeotrop mit einem Teil des Esters abgezogen werden kann, ohne daß ein nennenswerter Teil
des Amins entweicht. Amine mit einem Siedepunkt oberhalb 1OO°C (bei Normaldruck) eignen sich daher in besonderem Maße für das
Verfahren der Erfindung.
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Die umzusetzenden Amine Können neben der primären oder sekundären Aminogruppe weitere funktionelle Gruppen enthalten. Verbindungen
mit zwei der mehr primären oder sekundären Aminogruppen ergeben durch mehrfache Aminolyse die entsprechenden Bis-, Tris- oder
höheren Acrylamide. Die Amine können weiterhin eine oder mehrere tert.-Aminogruppen, Hydroxyl-, Thiol-, Äther- oder Thioäthergruppen
enthalten. Dabei kann z.B. eine Hydroxylgruppe mit einem weiteren Molekül des Acryl- oder Methacrylesters durch
Umesterung reagieren.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird als Amin ein tert.-Aminoalkylamin der allgemeinen Formel HpN-R-NR'R" eingesetzt,
wobei R vorzugsweise ein geradkettiger oder verzweigter Alkylenrest mit 2 bis 4 C-Atomen und R' und R" gleiche oder verschiedene
Alkylreste mit 1 bis 8 C-Atomen, vorzugsweise 1 bis 4 C-Atomen sind oder zusammengenommen mit dem tertiären Stickstoffatom
einen Piperidino-, Morpholino- oder Piperazinorest bilden. Vorzugsweise wird y-Dimethylamino-propylamin verwandt.
Formal reagieren äquimolare Mengen der Reaktionspartner zu dem
gewünschten Endprodukt. In der Praxis hat es sich jedoch als zweckmäßig erwiesen, während der Umsetzung den Ester stets im
Überschuß zu halten. Man läßt z.B. zu dem Ester, der den Katalysator enthält, das Amin unter Umsetzungsbedingungen
allmählich zulaufen. Mit Vorteil arbeitet man bei Siedetemperatur unter Normaldruck, wobei ein Gemisch aus dem Ester und dem abgespaltenen
Alkohol abdestilliert werden. Die Menge des Esters muß daher entweder von vornherein so hoch gewählt werden, daß
ein Esterüberschuß trotz der Destillationsverluste während der Dauer der Umsetzung aufrechterhalten werden kann, oder es wird
zusammen mit dem Amin laufend Ester zugeführt. Weniger zweckmäßig ist es, die Reaktion unter totalem Rückfluß oder unterhalb
der Siedetemperatur durchzuführen, weil dann der abgespaltene
Alkohol nicht aus dem Reaktionsgemiseh entfernt werden kann. Das
abdestillierte Alkohol-Ester-Gemisch kann in an sich bekannter Weise aufgearbeitet und der Ester in einem späteren Ansatz er
neut verwendet werden.
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Bei der beschriebenen Arbeitsweise stellt sich die ReaKtionstemperatur
je nach den Siedepunkten des verwendeten Esters und des abgespaltenen Alkohols auf einen zwischen 50 und lSo°C liegenden
Wert ein. In der Regel findet die Umsetzung überwiegend oder ganz bei einer Umsetzungstemperatur unter 120°, vorzugsweise unter
10O0C statt. Gegen Ende der Reaktion, wenn die AlKoholabspaltung
nachläßt und die Konzentration des Esters im Reaictionsgemisch
sinKt, Kann die Umsetzungs temperatur auf I500 gesteigert werden.
Höhere Temperaturen fördern die Bildung unerwünschten Polymerisats,
Das rohe UmsetzungsproduKt enthält das N-substituierte
Acrylamid in einer Ausbeute von meistens mehr als 90 %, bezogen
auf das eingesetzte Amin. Als Nebenprodukte sind in der Regel Kleine Mengen des Michael-AdduKts aus dem Ester und dem Amin
bzw. aus dem substituierten Amid und dem Amin in dem Rohprodukt enthalten. Obwohl in manchen Fällen das Rohprodukt unmittelbar
zur Herstellung von Polymerisationsprodukten verwendet werden Kann, wird in der Regel eine Reinigung durch Umkristallisieren
.oder Destillation durchgeführt. Dabei Kann meistens auf eine
PraKtionierungsKolonne verzichtet werden. Wenn die Destillation bei vermindertem DrucK und einer Siedetemperatur von etwa I50
bis 200° durchgeführt wird, wird nach einem Kurzen Vorlauf das gewünschte EndproduKt in hoher Reinheit gewonnen, wobei die
NebenproduKte der Umsetzung größtenteils zersetzt werden. In der beschriebenen Arbeitsweise läßt sich z.B. N-(Dirnethylaminopropyl)-methacrylamid
als 99,5 ^iges ProduKt in einer Ausbeute
von etwa 95 % d.Th., bezogen auf eingesetztes Dimethylaminopropylamin
gewinnen.
Zur Vermeidung von Polymerlsationsverlusten ist es zwecKmäßig,
die Umsetzung und Aufarbeitung des ReaKtionsgemisches in Gegenwart
von Polymerisationsinhibitoren, wie Phenothiazin, durchzuführen·.
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Beispiel 1
In einem Kessel mit Destillationsaufsatz werden 80 leg Methylmethacrylat,
1,4 kg Dibu ty 1 zinn oxid und 4o g Phenothiazin vorgelegt und unter Lufteinleiten zum Sieden erhitzt. Dann werden 5 kg
Dimethylaminopropylamin schnell zulaufen gelassen und der !Ansatz
so lange am Rückfluß erhitzt, bis die Temperatur am Kopf des Rüekflußkühlers etwa 700C beträgt. Dann wird innerhalb von
90 min. Dimethylaminopropylamin zugesetzt, bis eine Gesamtmenge
von 20,4 kg eingesetzt worden ist. Gleichzeitig wird bei einem Rücklaufverhältnis von 2 : 1 ein azeotropes Gemisch aus Methanol
und Methylmethacrylat abdestilliert. Diese Destillation dauert
bis 2 Std. nach Ende der Aminzugabe an. Anschließend wird bei
einem Rücklaufverhältnis von 1 : 2 und Ansteigen der Kopftemperatur von 70 aif 90° der unverbrauchte Methacrylsäuremethylester
abdestilliert, wobei die Temperatur des Reaktionsgemisches allmählich auf 1500C ansteigt. Letzte Reste des nicht umgesetzten
Esters werden bei lj50° im Vakuum abgezogen. Man erhält insgesamt 64,5 kg Destillat und 37 kg eines Rohprodukts mit einem Gehalt
von 92 % N-Dimethylaminopropyl-methacrylamid und 1 % des entsprechenden
Michaeladduktes neben hochsiedenden Verunreinigungen
und dem Katalysatormaterial,
Das Rohprodukt wird für I5 min. unter Rühren auf 2000C erhitzt
und anschließend in eine Vakuumdestillationsapparatur eingezogen, aus der es bei einer Sumpftemperatür von 145 - *55°C und
einer Übergangstemperatur von 122 bis 128°C bei 4 mbar abdestilliert
wird. Es werden 33*1 kg 99*5 $iges N-Dimethylaminopropyl-methacrylamid
erhalten.
Beispiel 2
In einem 2-1-Rundkolben werden 321,5 g (3 mol) Benzylamin,
750 g (7,5 mol) Methylmethacrylat, 0,075 g 4-Methyl-2,6-ditert.-buty!phenol
und 0,0375 g Phenothiazin unter Rühren und
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Einblasen von wenig Luft zum Sieden erhitzt und vorhandenes Wasser als Wasser-Methylmethacrylat-Azeotrop abdestilliert.
10,71 g Dibutylzinnoxid werden anschließend bei 700C eingebracht,
aufgeheizt und das sich bildende Methanol-Methylmethacrylat-Azeotrop
innerhalb von fünf Stunden abdestilliert. Nach beendeter Aminolyse wurde die Rohamidlösung in einem Rotationsverdampfer
zur Trockne eingeengt, das erhaltene pulverfö'rmige
N-Benzyl-methacrylamid aus Cyclohexan umkristallisiert,
dann im Vakuum bei 40 - 50°C . .getrocknet. Ausbeute: 456,6 g = 87,0 % d.Th.j Schmp.: 83°C
Beispiel 3
297,6 g (3 mol) Cyclohexylamin, 750 g (7j5 mol) Methylmethacrylat,
0,075 g 4-Methyl-2,6-di-tertiärbutylphenol und 0,0375 g Phenothiazin als Polymerisationsinhibitoren werden in einem 2-1-Kolben
unter Rühren und Einblasen von wenig Luft aufgeheizt und vorhandenes Wasser als Wasser-Methylmethacrylat-Azeotrop abdestilliert.
10,47 g Dibutylzinnoxid werden anschließend bei 70°C eingebracht, aufgeheizt und das sich bildende Methanol-Methylmethacrylat-Azeotrop
innerhalb von acht Stunden abdestilliert. Der nach dem Abkühlen anfallende Kristallbrei
von N-Cyclohexyl-methacrylamid wurde aus Cyclohexan umkristallisiert.
Ausbeute: 317,7 g ='63,4 % d.Th.j Schmp.: I07 - 1O8°C.
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GmbH Darmstadt
Beispiel
K
200 g (2 fnol) Methylmethacrylat und 38,7 g (0,53 mol) Hexamethylendiamin
wurden in Gegenwart von 2 g Dibutylzinnoxid und 100 ppm Hydrochinon 10 Stunden bei Siedetemperatur umgesetzt,
wobei das entstehende Methanol als Methanol/Methylmethacrylat-Azeotrop
kontinuierlich abdestilliert wurde. Im Reaktionsgemisch war danach kein freies Diamin mehr nachzuweisen.
Das Hexamethylen-bis-methacrylamid bildete sich mit 68 $iger Selektivität und läßt sich aus einem Essigester-Hexan-Gemisch
oder Toluol Umkristallisieren. Schmelzp.: 95°C.
Beispiel 5
600 g (6 mol) Methylmethacrylat und l4o g (1,5 mol) Anilin
werden in Gegenwart von β g Dibutylzinnoxid und Stabilisator 18 Stunden bei Siedetemperatur (-—- 105 C) umgesetzt, wobei das
entstehende Methanol als Methanol/Methylmethacrylat-Azeotrop
kontinuierlich abdestilliert wird.
Umsatz (bez. auf Anilin): 80 %', Selektivität: über 90 %.
Das rohe Methacrylsäureanilid wird durch UmkristalIisation
aus Benzol oder durch Vakuumdestillation gereinigt.
Schmelzp.: 85 - 870C.
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