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Verstellbarer Liegesitz
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Die Erfindung betrifft einen verstellbaren Liegesitz mit einer aus
ihrer Steilstellung in eine Flachstellung neigbaren Rückenlehne und einem damit
einhergehend zwangsläufig vorschiebbaren Sitzträger, wobei dieser vorne am Sitzgestell
verschiebbar aufliegt und rückwärts mit der Rückenlehne gelenkig verbunden ist,
welche am Sitzgestell durch einen Lenker bzw. ein Lenkerpaar kippbeweglich angelenkt
und in einer Kulissenführung des Sitzgestelles verschiebbar ist.
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Aus der DT-PS 2 041 787 ist bereits ein verstellbarer Liegesitz bekannt,
bei dem die Rückenlehne mit dem Sitzträger unmittelbar durch ein Scharnier am Zwickel
gelenkig verbunden ist. Die Flach- und Steilstellung des Sitzes erfolgt hierbei
mittels zweier Kulissenführungen unterhalb des Sitzgestelles.
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Je eine Kulissenführung ist dabei der Rückenlehne und dem Sitzträger
zugeordnet. Daraus resultiert ein verhältnismäßig hoher Aufwand an Bauteilen sowie
eine kraftzehrende Reibungshem;rmng beim Verstellvorgang.
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Ferner sind auch bereits verstellbare Liegesitze bekannt (US-PS 2,300.561),
bei denen die Rückenlehne mit einem über ihr Kippgelenk hinausgehenden Hebelarm
mit der Kolbenstange eines verriegelbaren Kraftspeichers zusammenwirkt. Das Kippgelenk
der Rückenlehne ist hierbei gestellfest angeordnet.
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Darum schlägt die Rückenlehne beim Flachstellen in ihrer ganzen Länge
nach rückwärts aus und beansprucht somit einen sehr grossen Standplatz. Diese Sitzkonstruktion
ist daher nur beschränkt brauchbar, keinesfalls beispielsweise als Abteilsitz bzw.
Wandsitz eines Eisenbahnwagens.
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Dieser Nachteil ist zwar schon bei dem verstellbaren Liegesitz, nach
der DT-OS 24 60 192 vermieden; der dort erforderliche Aufwand an Bauteilen und die
aufzubringende Verstellkraft sind jedoch verhältnismäßig hoch. Zur kippbeweglichen
Aufhängung der Rückenlehne werden zwei übereinander angeordnete Lenker bzw.
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Lenkerpaare benötigt und außerdem bedarf es eines Kraftspeichers zur
Aufbringung der Kraft, die zur Steilstellung der Rückenlehne nötig ist. Außerdem
sind besondere Schutzabdeckungen der Lenker bzw. hochgezogene Seitenwangen zu beiden
Seiten des Sitzes erforderlich.
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Aufgabe der Erfindung ist es, einen gattungsmäßigen Liegesitz, der
beim Flachstellen der Rückenlehne nicht nach rückwärts aus schlägt, in seiner Konstruktion
zu vereinfachen und ohne zusätzlichen Teileaufwand kraftsparend verstellbar zu machen.
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Diese Aufgabe ist dadurch gelöst, daß die Rückenlehne mit einem über
ihren Lenker-Drehpunkt hinausgehenden Hebelarm in der Kulissenführung geführt und
der Sitzträger an seinem Gelenk auf dem Hebelarm abgestützt ist, wobei das Gelenk
mit den Drehpunkten des Lenkers der Rückenlehne ein variables Gelenkdreieck bildet.
Aufgrund dieser Ausgestaltung ist ein Liegesitz geschaffen mit in der Liegestellung
nicht nach hinten ausschlagender Rückenlehne und sehr einfachem, nur wenige Bauteile
erforderndem Aufbau. Der Sitz läßt sich durch das gekennzeichnete variable Gelenkdreieck
der besonderen Anlenkung des Sitzträgers und der Rückenlehne in Verbindung mit deren
Kulissenführung auch sehr leichtgängig verstellen und ebensogut freistehend im Raum
wie auch in unmittelbarer Wandnähe fixiert verwenden. Der Verstellmechanismus benötigt
nur wenig Platz nahe dem Sitzträger und Rückenlehne verbindenden Gelenk in einem
betriebssicheren, nicht störenden Bereich, so daß sich auch besondere Abdeckungen
oder Seitenwangen aus Gründen der Sicherheit und Ästhetik erübrigen.
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Eine besonders leichtgängige Verstellbarkeit des Sitzes sowie eine
besonders kompakte, raumsparende Anordnung des Hebelgetriebes erhält man dadurch,
daß der Lenker bzw. das Lenkerpaar der Rückenlehne winkelförmig ausgebildet ist,
in der Steilstellung des Sitzes mit einem Schenkel etwa parallel zur Rückenlehne
verläuft und sein lehnenseitiger Drehpunkt geringfügig vor dem Übertotpunkt seines
anderen Drehpunktes liegt.
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Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ergibt
sich eine vollkommen verdeckte und besonders beanspruckungsfeste Führung der Rückenlehne
und des Sitzträgers dadurch, daß der Hebelarm aus einem sich in der Sitzmitte erstreckenden
gabelförmigen Bogenfortsatz der Rückenlehne besteht und mittels zweier Gleitrollen
in einer Doppel-U-Schiene der Kulissenführung geführt ist.
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Einem weiteren Merkmal der Erfindung entsprechend ergibt sich eine
besonders spielfreie und reibungsarme Verstellbarkeit der Rückenlehne und des Sitzträgers
dadurch, daß die Gleitrollen so gegeneinander versetzt sind, daß sich die eine Rolle
vorwiegend auf der oberen Gleitfläche und die andere Rolle vorwiegend auf der unteren
Gleitfläche der Doppel-U-Schiene abstützt.
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Um den Öffnungswinkel des Liegesitzes auch noch im Sinne einer mehr
oder weniger größeren Flachstellung der Rückenlehne nach Belieben variieren zu können,
kann gemäß einem weiteren Erfindgsmerkmal vorgesehen sein, daß die Kulissenführung
gegenüber dem Sitzträger verstellbar auf dem Sitzgestell angeordnet ist.
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Hierbei ergibt sich eine besonders einfache und stabile verstellbare
Anordnung dadurch, daß zur Verstellung der Kulissenführung eine in der Höhe und
Neigung variable Stift-Schlitz-Verbindung mit dem Sitzgestell dient.
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Die Erfindung ist nachfolgend anhand eines in der Zeichnung veranschaulichten
Ausführungsbeispieles näher erläutert. Es zeigen: Fig. 1 den Seitenriß des Sitzes
in der steilen Grundstellung,
Fig. 2 den Seitenriß des Sitzes in
einer flachen Liegestellung, Fig. 3 eine vergrößerte Darstellung des Sitz-Stellmechanismus,
Fig. 4 einen vergrößerten Querschnitt durch die gemeinsame Kulissenführung der Rückenlehne
und des Sitzträgers.
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Bei dem dargestellten Liegesitz handelt es sich um einen Fahrgastsitz
mit einem Sitzpolster 1 und einem dieses Polster tragenden Sitzträger 2. Diese Teile
ruhen zusammen mit der Rückenlehne 3 und Armstützen 4 auf einem Sitzgestell 5. Das
Sitzpolster 1 bzw. dessen Träger 2 ist aus der in Fig. 1 gezeigten Stellung nach
vorne vorschiebbar, wobei zwangsläufig damit eine Neigungsverstellung der Rückenlehne
3 erfolgt. Der Sitzträger 2 ruht zu diesem Zweck mit seinem vorderen Bereich 2'
verschiebebeweglich auf einer am Sitzgestell 5 angebrachten Gleit-Kufe bzw. -Rolle
6, während er mit seinem rückwärtigen Ende 2'' mit der Rückenlehne 3 durch ein Gelenk
7 kippbeweglich verbunden ist. In ihrem vorderen Bereich 2' ist der Sitzträger 2
mit einer Kurve 2"' versehen.
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Diese Kurve gleitet beim Verschieben des Sitzträgers 2auf der Gleitrolle
6 und gewährleistet in Verbindung mit der Neigungslage der Rückenlehne 3 den jeweils
anatomisch günstigsten Sitz-Öffnungswinkel zwischen dem Sitzpolster 1 und der Rückenlehne
3.
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Das Gelenk 7 des Sitzträgers 2 ist auf einem Hebelarm 8 angeordnet,
der sich als ein bogenförmiger Fortsatz der Rückenlehne 3 unterhalb eines Gelenkpunktes
9 der Rückenlehne 3 erstreckt.
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Der Gelenkpunkt 9 verbindet die Rückenlehne 3 kippbeweglich mit einem
Lenker 10, der mit seinem anderen Gelenkpunkt 11 am Sitzgestell 5 schwenkbar gelagert
ist. Auf diese Weise stützt sich
also der Sitzträger 2 kippbeweglich
auf dem Hebelarm 8 der Rückenlehne 3 ab, während sich diese an dem mit ihrem Kipppunkt
identischen Gelenkpunkt 9 mittels des Lenkers 10 auf dem Sitzgestell 5 zweifach
kippbeweglich abstützt. Eine weitere Abstützung des Sitzträgers 2 und der Rückenlehne
3 erfolgt durch eine verschiebebewegliche Führung des Hebelarmes 8 am Sitzgestell
5. Dazu ist der Hebelarm 8 mit seinem unteren Ende mittels Gleitrollen 12 in eine
Kulissenführung 13 geführt. Auf diese Weise hat der Sitzträger 2 und die Rückenlehne
3 zwei gleitende Abstützungen 2"', 6 und 8,13,12 und eine kipubewegliche Lenkerabstützung
10 auf dem Sitzgestell 5. Die gemeinsame gleitende Abstützung 8,13,12 der Rückenlehne
3 und des Sitzträgers 2 bildet dabei mit dessen Gelenk 7 und mit den Drehpunkten
9 und 11 der Rückenlehne 3 bzw. des Lenkers 10 ein sich während des Verstellens
des Sitzes änderndes Gelenkdreiecksgebilde D, das sich im wesentlichen auf den näheren
Bereich des Zwickels Z beschränkt und daher auch eine kompakte, raumsparende und
weitgehend verdeckte, unauffällige Anordnung ermöglicht.
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Der Lenker 10 kann breitflächig ausgebildet sein und dabei etwa die
Breite des Sitzes einnehmen. In diesem Falle dient der Lenker 10 neben einer besonders
stabilen Sitzführung gleichzeitig zur schützenden Abkapselung des benachbarten Sitzbereiches.
Anstelle eines Lenkers 10 könnte aber auch je ein Lenker 10 beidseitig des Sitzes
vorgesehen sein. Der Lenker bzw. das Lenkerpaar 10 ist vorzugsweise winkelförmig
ausgebildet und so angeordnet, daß er in der steilen Grundstellung des Sitzes mit
einem längeren Schenkelabschnitt 10' das Gelenk 7 des Sitzträgers 2 umgreift und
dabei etwa parallel zur Rückenlehne 3 verläuft. Der Lenker-Drehpunkt 9 liegt dabei
in bezug auf den Drehpunkt 11 nahe
dessen Übertotpunkt T, so daß
die Rückenlehne 3 und der Sitzträger 2 aufgrund des vorbeschriebenen Hebel-Schubgetriebes
in dem stets etwas mehr Kraftanstrengung erfordernden Vorschub. nach vorne begünstigt
werden.
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Der Hebelarm 8 kann in einem stumpfen Winkel oder als Bogenfortsatz
an der Rückenlehne 3 angesetzt sein und die Form einer Gabel 8' haben. Diese Gabel
8' kann mittels der Gleitrollen 12 in der aus Fig. 4 ersichtlichen Weise in einer
einzigen, aus einem Doppel-U-Profil bestehenden Schiene 13' geführt sein, die in
Sitzmitte unterhalb des Sitzträgers 2 auf dem Sitzgestell 5 angeordnet ist. Um dabei
die Gleithemmung so reibungsarm wie möglich zu machen und auch das Gleitspiel zu
beseitigen, können die beiden Gleitrollen 12 so gegeneinander versetzt an der Hebelarm-Gabel
8' angebracht sein, daß sich die eine Rolle 12 auf der oberen Gleitfläche 13" und
die andere Rolle 12 auf der unteren Gleitfläche 13"' der Schiene 13' abstützt.
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Die Kulissenführung 13 bzw. die entsprechende Doppel-U-Schiene 13'
hat vorzugsweise den aus der Zeichnung ersichtlichen Kurvenverlauf. Dieser ist mit
dem Verlauf der Kurve 2"' der vorderen Gleitauflage des Sitzträgers 2 so abgestimmt,
daß sich stets ein den anatomischen Sitzverhältnissen entsprechende Einstellung
des Sitzpolsters 1 und der Rückenlehne 3 mit einem optimalen Öffnungswinkel X
sowohl in den Endstellungen als auch in den Zwischenstellungen ergibt, ohne daß
die Rückenlehne 3 nach hinten ausschlägt. Der mit wenigen, einfachen Mitteln realisierbare
Sitz ist daher auch besonders gut für begrenzte Anordnungsräume geeignet, wie zum
Beispiel für Eisenbahnabteile mit der Rückenlehne 3 nahe stehenden Wänden W. Um
den Öffnungswinkel X
des Sitzes bedarfsweise auch noch vergrößern
zu können, etwa um den Sitz auch in Großraumwagen verwenden zu können, kann die
Kulissenführung 13 auch verstellbar am Sitzgestell 5 angebracht sein. Zu diesem
Zweck kann die Kulissenführung 13 bzw.
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die Doppel-U-Schiene 13' beidenendes mittels Stift-Schlitz-Verbindungen
14,15 am Sitzgestell 5 befestigt werden. Hierbei könnten in Laschen 16, 17 des Sitzgestelles
5 oder in Halterungen 18, 19 der Kulissenführung 13 befindliche Schlitze 15 von
Schrauben 14 der einen oder anderen Teile durchsetzt und festgezogen sein. Eine
optimale Vergrößerung des Sitzöffnungswinkels X erreicht man durch einfaches Lösen
der Schrauben 14 und Schrägjustierung der Kulissenführung 13, derart, daß diese
mit ihrer Halterung 18 bis auf Anschlag an den Schlitzen 15 heruntergezogen und
mit ihrer Halterung 19 bis auf Anschlag hinaufgeschoben wird. Die eigentliche Sitzverstellung
erfolgt in der Weise, daß das Sitzpolster 1 zum Einstellen der Liegestellung oder'
einer Ruhe-Zwischenstellung vorzuziehen ist.
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Der Sitzträger 2 gleitet dabei mitseiner Kurve 2"' über die Rolle
6 hinweg und nimmt über das Gelenk 7 die Rückenlehne 3 mit. Dadurch wird die Rückenlehne
3 zu einer Neigung veranlaßt, wobei diese mit ihrem Hebelarm 8 in der Kulissenführung
13 nach vorne gleitet und um den Gelenkpunkt 9 des Lenkers 10 kippt, der dabei entgegen
dem Uhrzeigersinn um seinen Gelenkpunkt 11 schwenkt. Beim Steilstellen des Sitzes
erfolgt diese Bewegung mit dem Rückschub des Sitzpolsters 1 im entgegengesetzten
Sinn.
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L e e r s e i t e