DE2615590C3 - Verfahren zur Herstellung von hochreiner Tonerde und gegebenenfalls Zement - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von hochreiner Tonerde und gegebenenfalls ZementInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von hochreiner Tonerde und gegebenenfalls Zement.
In diesem werden diese Produkte aus aluminiumhaltigen Materialien minderer Qualität mittels
einer Phasenumwandlung des Dicalciumsüikates in einem Wärmeaustauscher und einer anschließenden
Sintervorrichtung hergestellt.
Es sind viele Verfahren zur Gewinnung des Aluminiumgehaltes von aluminiumhaltigen Materialien
minderer Qualität, zum Beispiel von minderwertigem Bauxit mit niedrigem Modul, Kohlenschlacke.. Flugasche
und Ton, bekannt. Von diesen sind jedoch nur wenige wirtschaftlich. Technisch beziehungsweise industriell
haben sich nur diejenigen Verfahren, bei welchen ein auf der Phasenumwandlung des von selbst
zu Staub zerfallenden Dicalciumsüikates beruhender verfahrenstechnischer beziehungsweise technologischer
Vorgang verwirklicht ist und das Material zu Tonerde und Zement aufgearbeitet wird, bewährt.
Diese Verfahrenstechnik beruht darauf, daß bei hohen Temperaturen zwischen dem aluminiumhaltigen
Material und Kalkstein Reaktionen, die das Gemisch physikalisch und chemisch in einen Zustand, der das
Herauslösen des Aluminiumgehaltes mit einer Sodalösunj unter Normaldruck und bei verhältnismäßig
niedriger Temperatur ermöglicht, bringen, ablaufen.
Diese Hochtemperaturreaktion kann grundsätzlich auf zweierlei Arten durchgeführt werden: als Reaktion
in der Schmelze oder als Reaktion in fester Phase. Dementsprechend werden Schmelz- und Sinterverfahrenstechniken
unterschieden. Die physikalischchemische Grundlage von beiden ist die Polymorphic
der Dicalciumsilikate, das heißt ihre Eigenschaft, beim auf die Wärmebehandlung folgenden Abkühlen von
der ^-Modifikation in die y-Modifikation überzugehen. Wegen des etwa 10% betragenden Molvolumenunterschiedes
zwischen den Modifikationen erhöht sich das Volumen des Systems. Durch die auf diese
Weise entstehenden Spannungen zerfällt das Sintergut
von selbst zu Staub, dessen Hauptmenge eine Teilchengröße unter 25 μηι aufweist. So wird ohne Aufwendung
von äußerer Energie das für das Auslaugen mit Soda geeignete Staubprodukt gebildet. Ein weiterer
Vorteil dieser auf der Modifikationsumwandlung beruhenden Verfahrenstechnik besteht darin, daß der
Silikatgehalt der Rohstoffe hauptsächlich zu y-Dicalciumsilikat, dessen Löslichkeit in verdünnter Sodalösung
außerordentlich gering ist, umgesetzt wird. Die vom neben dem y-Dicalciumsilikat entstehenden in
verdünnter Sodalösung ausgezeichnet löslichen Calciumaluminat
herstammende Aluminatlauge ist daher mit Kieselsäure nur wenig verunreinigt. Zur Verwirklichung
der vorstehend kurz geschilderten Verfahrenstechnik sind zahlreiche Verfahren bekannt.
In der ungarischen Patentschrift 94669 ist die Herstellung von von selbst zu Staub zerfallenden aluminathaltigen
Zementen beschrieben. Die ungari-
sehen Patentschriften 122738 und 140323 betreffen die Herstellung von wasserlöslichen Calciumaluminaten
beziehungsweise Tonerde und streifen auch die Erscheinung des Zerfallens zu Staub, jedoch nur vom
Gesichtspunkt des Materialgemisches und der Kühlung. In der ungarischen Patentschrift 148401 sind
die theoretischen Fragen der Phasenumwandlung sowie die Verwertung der Erscheinung, daß das Gemisch
von selbst zu Staub zerfällt, erörtert und eine diesbezügliche Lösungsmöglichkeit beschrieben. Dieselbe
Erscheinung ist auch in den deutschen Patentschriften 824197, 906218 und 935431 erwähnt, es
wird jedoch nicht ins einzelne gegangen. Die deutsche Patentschrift 1020612 betrifft die Herstellung von
Tonerde und Zement aus Klinker, der ebenfalls von selbst zerfallendes Dicalciumsilikat enthält. Auch auf
die Frage der Korngrößenverteilung ist in dieser Patentschrift eingegangen, er wird jedoch die grobkörnige
Fraktion als für die Tü^-rdehcrstellung vorteilhaft
angesehen. In der ungarischen Patentschrift 162162 ist beschrieben, wie die das Zerfallen zi<
Staub hemmenden beziehungsweise verhindernden Inhibitormaterialien zweckmäßig wirkungslos gemacht werden
können, nämlich durch Zusatz von desoxydierend wirkenden Metallen.
Alle angeführten Verfahren werden großtechnisch durch Sintern in Drehrohröfen durchgeführt. Bei einer
in dieser herkömmlichen Weise durchgeführten Sinterverfahrenstechnik ist es schwierig, die Reaktion
der Klinkerbildung entsprechend zu führen, und der bei einer optimalen und homogenen Festphasenreaktion
wünschenswerte Zustand der Sättigung an Dicalciumsilikat und Dodecacalciumheptaaluminat kann
nicht völlig erreicht werden. Bei den bekannten technischen beziehungsweise industriellen Verfahren
kann infolge der Gegebenheiten der Drehrohrofenverfahrenstechnik die ideale Zusammensetzung nicht
einmal annähernd erreicht werden, weil einerseits die Gesamtmenge des Dicalciumsüikates geringer ist und
die Umwandlung von /3-Dicalciumsilikat zu y-Dicalciumsilikat
selbst in dieser geringeren Menge nicht vollständig vor sich geht und andererseits sich immer
auch das Zerfallen zu Staub verhindernder Gehlenit (Dicalciumaluminiumsüikat) bildet, was außerdem
auch im Hinblick auf die Gewinnung des Aluminium-
bo gehaltes schädlich ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren, bei dem durch entsprechende Einstellung
des Ausgangsgemisches die Kinetik des mineralogischen Vorganges so gesteuert wird, daß ein Dicalci-
b5 umsilikat und Dodecacalciumheptaaluminat enthaltendes
Material entsteht und die Umwandlung des Dicalciumsüikates zu seiner y-Modifikation möglichst
vollständig ist, wodurch der Aluminiumgehalt besser
10
auszulaugen und die entstandene Aluminatlauge weniger
durch Kieselsäure verunreinigt ist und die als Endprodukt erhaltene Tonerde einen hohen Reinheitsgrad
aufweist, zu schaffen. Zur Lösung dieser Aufgabe muß der als /-Dicalciumsilikatmodifikation
vorliegende Siliciumgehalt des Sintergutes in höchstem Maße in die^-Dicalciumsilikatmodifikation übergeführt
und durch Intensivierung des Zerfallens zu Staub eine möglichst geringe Teilchengröße des Produktes erzielt
werden. Dies wurde erfindungsgemäß erreicht.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zu- Herstellung
von hochreiner Tonerde und gegebenenfalls Zement nach dem Patentanspruch.
Das Ausgangsrohstoffgemisch wird in seiner Hauptmenge zu Dicalciumsilikat und Dodecacalciumbeptaaluminat
umgesetzt Aach ist es bevorzugt den Dicalciumsilikatgehait
des Sintergutes in seine ^-Modifikation und die Hauptmenge des Sintergutes in ein Produkt mit Teilchengrößen
von weniger als 20 μπι zu überführen.
Die durch das erfindungsgemäße Verfahren beim Auslaugen erhaltene Aluminatlauge ist kieselsäurearm.
Das Erhitzen des Pulvergemisches aus dem aluminiumhaltigen Material und Kalkstein kann im Wärmeaustauscher
in einer, vorteilhafterweise mit den im Gegenstrom geführten heißen Rauchgasen des Drehrohrofens
aufgewirbelten, Wirbelschicht durchgeführt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird zweckmäßig wie folgt durchgeführt:
Den als Ausgangsstoffe des erfindungsgemäßen Verfahrens verwendeten aluminiumhaltigen Materialien
wird je nach ihrer Zusammensetzung so viel Kalkstein zugesetzt, daß im gesinterten Produkt der gesamte
Siliciumgehalt zu Dicalciumsilikat und der Aluminiumgehalt zu Dodecacalciumheptaaluminat
umgesetzt sein kann. Die Ausgangsstoffe werden vorteilhaft so zerkleinert, daß bei der Siebanalyse die
Fraktion über 88 μίτι 10% nicht übersteigt. Dieses Materialgemisch
wird in einem trockenen Wärmeaustauschersystem auf 700 bis 900° C erhitzt, wobei es
vorteilhaft durch die im Gegenstrom geführten heißen Rauchgase des Drehrohrofens aufgewirbelt wird und
deren Wärmeinhalt aufnimmt. In dieser Vorwärmstufc laufen Vorgänge ab, die für die darauffolgende
Sinterstufe von Bedeutung sind: Das Kalksteinpulver wird mit dem aluminiumhaltigen Material homogen
vermischt, es tritt eine partielle Decarboxylierung des Kalksteins ein und durch die sehr gleichmäßige Wärmebelastung
bildet sich ein physikalisch und chemisch homogenes sehr poröses schwammartiges Material.
Durch diese Stufe werden die Vorbedingungen für einen so intensiven und gleichmäßigen Ablauf der in
fester Phase vor sich gehenden Aufschlußreaktionen geschaffen, daß die notwendige Venveilzeit der vorbehandelten
Materialmischung im Drehrohrofen nur etwa 5 bis 10 Minuten beträgt. Auf diese Weise kann
das Erhitzen der gesamten MiUerialmenge auf die jeweilige Sintertemperatur, im allgemeinen 1260 bis
1350° C, außerordentlich gleichmäßig vorgenommen werden. Dadurch ist der ansonsten ziemlich problematische
Sintervorgang leicht zu beherrschen und er kann in sehr kurzer Zeit durchgeführt werden. Die
Reaktionen laufen in der berechneten Weise nur bis zur Bildung des Dicalciumsilikates und Dodecacalciumheptaaluminates
ab und es bildet sich kein in jeder Hinsicht unerwünschter Gehlenit (Ca2Al2SiO7). Die
Entstehung des letzteren wird übrigens bei der üblichen Drehrohrofenverfahrenstechnik durch das län-
50 gere Halten der Sintertemperatur begünstigt.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren kommt das aus dem Wärmeaustauscher im porösen Zustand austretende
und in den Drehrohrofen gelangende Materialgemisch mit der lokalen schwach reduzierenden
Atmosphäre des Drehrohrofens in sehr innige Berünrung. Dadurch wird der Umstand zunutze gemacht,
daß das sich in schwach reduzierender Atmosphäre bildende Fe++-Ion auf den Übergang des /S-Dicalciumsilikates
in y-Dicaldumsilikat einen günstigen Einfluß hat.
Da die gewünschten Reaktionen quantitativ ablaufen, ist die den Zerfall zu Staub herbeiführende Phasenumwandlung
vollständiger, als dies bisher der Fall war. Dies hat zwei Vorteile: Einerseits ist die durchschnittliche
Teilchengröße des beim Zerfall entstehenden Staubes wesentlich geringer als die des in herkömmlicher
Weise gesinterten Materials, was zur Foi'ge hat, daß die Auslaugdauer und damit die Möglichkeit
des Lösens von Kieselsäure geringer ist, und andererseits ist die Menge der in Lösung gehenden
Kieselsäure auch durch den geringeren Gehalt an der /S-?vIodifikation des Dicalciumsilikates geringer, da
diese in Wasser und Laugen viel besser löslich als die ^-Modifikation ist. Durch das Zusammenwirket* dieser
Faktoren enthält die aus der Aluminatlauge hergestellte Tonerde weniger Kieselsäure und ist hochrein.
Es wurden 44 t Flugasche und 124 t Kalkstein vermählen,
trocken homogenisiert und dann in einen Wärmeaustauscher geführt, von wo das Gemisch in
einen ölbeheizten Drehrohrofen gelangte. Die Ausgangsstoffe hatten die folgende chemische Zusammensetzung:
Al2O3
SiO, CaO
Fe2O3
Na2O MgO Halogen
Flugasche 31,0%
Kalkstein 0,5%
Kalkstein 0,5%
45,0% 6,0% 8,0%
0,7% 53,4% 0,2%
0,7% 53,4% 0,2%
1,6% 1,2 ci 0,3%
0,2% 0,8% 0,01%
Das Materialgemisch trat mit einer Temperatur von 900° C aus dem Wärmeaustauscher aus und bildete
schwammige Klumpen mit großer Oberfläche. Dieses Material durchlief die 1260° C warme Sinterzone des
Drehrohrofens innerhalb 10 Minuten. Nach seinem Austritt aus dem Drehrohrofen zerfiel das Sintergut
beim Abkühlen im Temperaturbereich von 270 bis 180° C außerordentlich schnell zu einem feinen Pulver
mit der folgenden Korngrößenverteilung:
Teilchengröße | 14,0% |
0 bis 5 μΐη | 26,0% |
5 bis 10 μπι | 29,0% |
10 bis 15 μπι | 15,0% |
15 bis 20 μπι | 4,0% |
20 bis 25 μπι | 2,5% |
25 bis 30 μπι | 2,0% |
30 bis 40 μπι | 1,0% |
40 bis 50 μηι | 0,5% |
50 bis 60 μπι | 6,0% |
>60μπι | |
Das staubförmige Produkt hatte die folgende mineralogische Zusammensetzung:
Dicalciumsilikat: 58%, davon ^-Modifikation:
unter 2%
Dodecacalciumheptaaluminat: 24%.
Dodecacalciumheptaaluminat: 24%.
Das staubförmige Produkt konnte in bekannter Weise mit einer Sodalösung innerhalb sehr kurzer Zeit
(etwa 10 Minuten) praktisch völlig ausgelaugt werden. Wegen der kurzen Auslaugdauer und der Tatsache,
daß das Dicalciumsilikat fast ausschließlich in der /-Modifikation vorlag, gingen nur 60 mg/1 Kieselsäure
in Lösung. Deshalb war die aus der Aluminatlauge nach der üblichen Verfahrenstechnik hergestellte
Tonerde hechrein, wobei sie lediglich die folgenden Verunreinigungen enthielt:
15
SiO2 0,014%
FeA 0,012%
TiO2 0,005%
P2O5 0,006%
V2O, 0,005%
Na2O 0,11%
Es wurden 9,8 t Tonerde erhalten. Die Menge des Auslaugrückstandes betrug 1211. Nach dem in der
in der Zementindustrie üblichen Weise durchgeführten Sintern und dem Vermählen mit 5% Gips wurden
109 t Portlandzement erhalten.
JO
AO
45
50
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Herstellung von hochreiner Tonerde und gegebenenfalls Zement aus aluminiumhaltigen Materialien minderer Qualität durch Zumischen von Kalkstein zum aluminiumhaltigen Material in einer auf die beim Sintern angestrebte Bildung von Dicalciumcilikat und Dodecacalciumheptaaluminat abgestimmten Menge, Homogenisieren und Sintern des Gemisches in einem Drehrohrofen und Auslaugen des durch die Phasenumwandlung des Dicalciumsilikates zu Staub zerfallenen Produktes sowie Aufarbeiten der Lauge zu Tonerde und gegebenenfalls des Auslaugrückstandes zu Zement, dadurch gekennzeichnet, daß man das Gemisch vor der Sinterstufe in einem trockenen Wärmeaustauschersystem auf 700 bis 900° C erhitzt und dann 5 bis 10 Minuten lang im Drehrohrofen auf Sintertemperatur hält.
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