DE2527156B2 - Verfahren zur Vorbehandlung einer Stahlschmelze beim Stranggießen - Google Patents
Verfahren zur Vorbehandlung einer Stahlschmelze beim StranggießenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich gattungsgemäß auf ein Verrahren zur Vorbehandlung einer Stahlschmelze, die
desoxidiert sowie mit Legieningsmittein versetzt ist,
und der in einer mit einem Deckel versehenen, eine kieselsäurefreie Zustellung aufweisenden Gießpfanne
nach Abdecken mit pulverförmigem Kalk, dem zur Bildung einer Schlacke 10 bis 30% kieselsäurefreie,
nicht sauerstoffabgebende Flußmittel beigemengt sind, in einem Zeitraum von bis zu 10 Minuten ein
Katziumträger in einer Menge von 1 bis 1,8 kg Ca/t
durch Einblasen mit einem neutralen Trägergas in einer Tiefe von mindestens 2000 mm, und zwar 300 mm
oberhalb des Pfannenbodens zugegeben wird. Erfindungsgemäß soll ein solches Verfahren auf das
Stranggießen angewendet werden.
Es ist notorisch, daß bei im Stranggießverfahren hergestelltem Material häufig typische Fehlererscheinungen
wie Seigerungsrisse, Kernseigerungen und Anhäufungen von nichtmetallischen Einschlüssen auftreten,
die bei gegossenen Blöcken nicht oder zumindest nicht in dieser ausgeprägten Form vorkommen. Diese
Fehlererscheinungen werden durch die im Vergleich zu Standguß veränderten Erstarrungsbedingungen beim
Stranggießen verursacht Im Übrigen können Fehlererscheinungen
am Stahlstrang auftreten, deren Entstehungsursache in den Gießbedingungen oder an der
Gießanlage selbst zu suchen sind und dazu zwingen, die optimale Gießtemperatur, Gießgeschwindigkeit und
AbküHintensität des Stranges einzuhalten und für eine
präzise Ausrichtung der Stranggießmaschine zu sorgen. - Die häufigsten Fehlererscheinungen bei Stahlsträngen
werden durch Seigerungen sowie durch oxidische Einschlüsse verursacht. Zu den seigernden Elementen,
die in der Restschmelze des erstarrenden Stahfstranges
angereichert werden und schließlich in Form nichtmetallischer Einschlüsse sowohl in den Dendritenzwischenräumen
als auch im Kern des Stahlstranges ausgeschieden werden, gehören der im flüssigen Stahl gelöst
verbliebene Sauerstoff und insbes. der Schwefel. Die Anreicherung dieser Elemente in der Kernzonc des
Stahlstranges und die damit verbundene Bildung von Oxiden, Sulfiden sowie Gasblasenhohlräumen führt in
Verbindung mit einer globulitischen hrstqrrungsstruktur
zu der bei Stranggußmaterial typischen Kernseigerune.
Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß eine Vermeidung dieser Fehlererscheinungen sich erreichen
läßt, wenn die im Strang zu vergießende Schmelze praktisch keinen gelösten Sauerstoff und keinen
mit deren Hilfe sich diese Förderungen erreichen lassen.
len. Hierzu gehören Verfahren zur Entschwefelung des
bei der Stahlerzeugung verwendeten Roheisens sowie der Zusatz von schwefelaffinem Cer-Mischmetall.
Bekannt ist auch ein Verfahren zum Entschwefeln von Stahl in einer Pfanne, bei welchem ein Kalziumträger
is mit einem neutralen Trägergas in einer Tiefe von mehr
als 2D00 mm und 300 mm oberhalh des Pfannerjjodens
eingeblasen wird (Dissertation Rommerswinkei »Untersuchung
zum Ablauf der Desoxidation und Entschwefelung beim Einblasen von Kalziumkarbid in Stahlschmelze
zen«„ TH Aachen, !973, insbes. S. !6, !7). Bei diesem
Verfahren ist die Schmelze mit einer synthetischen Schlacke abgedeckt, die pulverförmigen Kalk und bis zu
30% eines kieselsäurefreien Flußmittels enthält Der Kalziumträger wird während eines Zeitraums von bis zu
10 Minuten in die Schmelze eingeblasen, wobei in Abhängigkeit von der Art der Zustellung der verwendeten
Pfanne und dem gewünschten Endschwefelgehalt das Entschwefelungsmittel in einer Menge von bis zu
2 kg Ca/t Stahl der Schmelze zugegeben werden kann.
Mit den bekannten Verfahren konnte zwar bereits ein niedriger Schwefelgehalt der Schmelze eingestellt
werden, die entsprechende Absenkung des Sauerstoffgehaltes muß dagegen ausnahmslos an der fertigen
Stahlschmelze vorgenommen werden. Hierzu werden der Schmelze Silizium und insbes. Aluminium zugesetzt
Dabei ergeben sich erhebliche Nachteile: Bei Zusatz von Silizium wird der gelöste Sauerstoff wegen der
verhiiltnismäßig geringen Sauerstoffaffinität dieses Desoxidationselementes nicht weit genug abgesenkt
Bei Zusatz des wesentlich stärker desoxidierend wirkenden Aluminiums ergeben sich ebenfalls Nachteile,
die einerseits dadurch begründet sind, daß ein Teil der
als Reaktionsprodukt entstehenden Tonerde nicht aus der !Schmelze abgegeschieden wird, sondern in der
Stahlschmelze in Schwebe verbleibt und mit in den Stahlstrang gelangt Andererseits haben auf elektrochemischem
Wege durchgeführte Messungen des gelösten Restsauerstoffs bestätigt daß der Sauerstoff sich nicht
bis zu den niedrigen Werten, wie sie dem Desoxidationsvermögen des Aluminiums entsprechen, absenken läßt,
sondern etwa um einen Faktor 10 bis 15 höher ist. Sehr niedrige gelöste Restsauerstoffgehalte, z. B. unter
10 ppm, lassen «ich daher erst bei verhältnismäßig hohen Aluminiumgehalten oder bei Zusatz noch
schärfer wirkender Desoxidationsmittel, wie z. B. Cer-Mischmetall, erreichen.
Durch die letztbeschriebenen Maßnahmen ergibt sich ein weiteres, in der Fachwelt wohlbekanntes und
gefürchtetes Problem, weil das im Überschuß vorhandene Aluminium (oder auch Cer) während des Vergießens
mit dem in der feuerfesten Auskleidung des Gießsystems enthaltenen Kieselsäure unter Bildung weiterer
Oxide: reagiert, so daß sich der Anteil an oxidischen F.inschlüssen im flussigen Stahl über das durch die
fr> Desoxidationsrückstände ergebende Maß erhöht. Die in
der Schmelze suspendierten Oxidaggregate führen zu einer beträchtlichen Erhöhung der Viskosität der
Schmelze, so daß der Stahl mit höheren Temperaturen
vergossen werden muß, Bei Strangguß wirkt sich eine Erhöhung der Gießtemperatur bekanntlich in jedem
Falle nachteilig aus, außerdem lagern sich die Oxidaggregate an den Wandungen des Gießsystems ab und
können zum Zusetzen der Tauchausgüsse und somit zu schwerwiegenden Gießstörungen führen. Außerdem
gelangen derartige Oxide während des Gießens in den Strang und werden sowohl in der Nähe der Strangschale
als auch im Inneren des Stranges vom erstarrenden Stahl eingeschlossen· Neben den durch das Zusetzen des
Gießsystems bedingten Schwierigkeiten zwingen die insbes. in der Strangoberfläche eingeschlossenen Oxide
zu einer Nachbehandlung der Strangoberfläche mit erheblichen Materialverlusten.
Man hat auf sehr unterschiedliche Weise versucht, die
störenden Tonerdepartikel aus dem Stahlbad zu entfernen. So ist (DE-OS 23 04 943) die Verwendung
eines besonderen Tauchrohres vorgeschlagen worden, mit dem günstige Si:ömungsbedingungen des Stahles in
der StranggießkokiSe so eingestellt werden, daß die
Abscheidung der eingeschleppten Oxide in der abdekkenden Gießschlacke verbessert wird. Ein anderer
Vorschlag (DE-OS 23 OO 963) ist darauf gerichtet, die Tonerdeaggregate an gitterförmig in den Verteiler
eingebautem, feuerfestem, keramischen Material abzuscheiden. Auch hat man bereits (DE-ÜS 23 12 137) die
Abscheidung der in der Schmelze suspensierte Oxide in der abdeckenden Schlacke' des Verteilers dadurch
versucht, daß durch besondere Ausbildung des Verteilerbodens der flüssige Stahl in eine die Oxidabscheidung
fördernde Zwangsströmung versetzt wird. — Ein weiterer Vorschlag (DE-OS 22 1981ÜJ geht dahin, die
Abscheidung der in der Schmelze enthaltenen Oxide in
der den Gießspiegel der Kokille abdeckenden Schlacke
durch Einblasen reinigender Gase in den über den Tauchausguß in die Stranggießkokille einfließenden
Stahl zu fördern. Endlich werden eine Reihe weiterer Maßnahmen, wie z.B. das Spülen der gesamten
Schmelze mit Inertgas oder eine Vakuumbehandlung in Kombination mit den vorgenannten Reinigungsverfahren
angewendet, um den oxidischen Reinheitsgrad, ggf. auch unter Inkaufnahme anderer Nachteile, wie z. B.
Erhöhung der Gießtemperatur, zu verbessern.
Die vorstehende Liste bekannter Maßnahmen macht deutlich, daß es beim gegenwärtigen Stand der Technik
nicht möglich ist, für das Stranggießverfahren den Anforderungen entsprechende Stahlschmelzen bereitzustellen.
Man ist vielmehr gezwungen, an der Stranggießanlage eine Reinigungsbehandlung der
Schmelze vorzusehen. Das ist aufwendig, auch haben diese Maßnahmen bis heute zu keinem befriedigenden
Ergebnis geführt, was insbes. bei im Strang zu vergießenden aluminiumhaltigen Schmelzen gilt
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, aluminiumhaltige
Stahlschmelzen für das Stranggießverfahren herzustellen, die störungsfrei, ohne daß ein Zusetzen der
Tauchausgüsse eintritt, zu vergießen sind, einen hohen oxidischen und sulfidischen Reinheitsgrad aufweisen
und folglich zu Stahlsträngen ohne störende seigerungsbedingte Fchlererscheinungen führen.
Die Lösung dieser Aufgabe ist gekennzeichnet durch die Anwendung des gattungsgemäßen Verfahrens auf
mit Aluminium desoxidierte Stahlschmelzen, die mit einer Überhitzungstemperatur von 100C und weniger
über der Liquidustemperatur des Stahis zum Strang vergossen werden. — Um mit der angegebenen
geringen Überhitzungstemperatur zu arbeiten, wird im Rahmen der erfindungsgemäßen Anwendung merklich
mehr Kalziumbehandlungsmittel zugesetzt als es bei
ίο den bekannten Maßnahmen zur Erreichung niedriger
Endschwefelgehalte von kleiner 0,005% erforderlich ist Es wurde festgestellt, daß bei einem solchen
»Überblasen« der Schmelze mit Kalziumbehandlungsmitteln, welches zwangsläufig zu Schwefelgehalten von
weniger als 0,003% S führte, ein Zusetzen der Tauchausgüssc beim Stranggießen ausbleibt und die
Vergießbarkeit des Stahls selbst bei der Überhitzungstemperatur
von 100C und weniger über Liquidustemperatur
voll gewährleistet ist. Außerdem wurde festgestellt,
daß weder an der Strangoberfläche noch im Inneren Veruneinigungen durch oxidische Einschlüsse
auftreten. Auch seigerungsbedingte Gefügeinhomogenitäten,
die sonst zu Seigerungsrissen führen können, sowie die sonst übliche Kernseigerung und Innenporositat
sind nicht mehr zu finden. — Man kann annehmen, daß sich bei der erfinaaigsgemäßen Anwendung ein
Teil des Kalziums in der Schmelze auflöst, während der
übrige Teil mit dem Schwefel sowie dem im Stahl enthaltenen Tonerdeeinschlüssen reagiert Der unverbrauchte
Teil der Ca-Tröpfchen steigt in der Schmelze auf und verdampft, sobald dies die herrschenden Drücke
zulassen und entweicht aus der Schmelze.
Die erreichten Effekte sind überraschend: Während bei den bekannten Verfahren zur Entschwefelung durch
Einblasen von Ca-Verbindungen die Tonerde lediglich in Kalzium-Aluminate umgeformt werden, erfolgt die
Reduktion unter den angegebenen Bedingungen offenbar vollständig zu CaO. Die entstandenen CaO-Partikel
scheiden sich wahrscheinlich vollständig aus der
-to Schmelze ab. Dies läßt sich daraus entnehmen, daß in
derartigen Stählen weder Al2Oj noch CaO-Einschlüsse
und nur sehr selten CaO-AliOj-haltige Einschlüsse mit
niedrigem AI2O3-GeHaIt gefunden werden. Dies läßt
ferner darauf schließen, daß in der Schmelze ein unverhältnismäßig hoher Gehalt an metallischem
Kalzium gelöst vorliegt.
Wegen der hohen Sauerstoffaffinität des Kalziums wäre an sich zu befürchten, daß die Reduktion des
feuerfesten Materials des Gießsystems und die damit
so verbundenen Ablagerungen der Reaktionsprodukte an den Tauchrohren zunehmen. Überraschenderweise
zeigt sich aber, daß die Tauchrohre völlig frei bleiben und das Stranggußmaterial ebenfalls frei von Oxiden ist.
Offenbar bewirkt das in der Schmelze gelöste Kalzium die Bildung stabiler Oberflächenschichten auf dem
feuerfesten Material und verhindert so eine Rückoxidation der Schmelze, so daß die beim Stranggießen
aluminiumhaltiger Schmelzen auftretenden typischen Fehlercrscheinungen ausbleiben.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Vorbehandlung einer Stahlschmelze, die desoxidiert sowie mit Legierungsmitteln versetzt ist, und der in einer mit einem Deckel versehenen, eine kieselsäurefreie Zustellung aufweisenden Gießpfanne nach Abdecken mit pulverförmigem Kalk, dem zur Bildung einer Schlacke 10 bis 30% kieselsäurefreie, nicht sauerstoffabgebende Flußmittel beigemengt sind, in einem Zeitraum von bis zu 10 Minuten ein Kalziumträger in einer Menge von 1 bis 1,8 kg Ca/t durch Einblasen mit einem neutralen Trägergas in einer Tiefe von mindestens 2000 mm, und zwar 300 mm oberhalb des Pfannenbodens zugegeben wird, gekennzeichnet durch seine Anwendung auf Al desoxidierte Stahlschmelzen, die mit einer Oberhitzungstemperatur von 100C und weniger über der Liquidustemperatur des Stahls zum Strang vergossen werden.
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EP0083920A2 (de) * | 1982-01-08 | 1983-07-20 | Von Roll Ag | Verfahren zum Giessen von Stählen mit höheren Aluminiumgehalten auf Knüppelstranggiessanlagen |
EP0083920A3 (en) * | 1982-01-08 | 1983-10-26 | Von Roll Ag | Method of casting steels with higher aluminium standards by continuous billet casting plants |
Also Published As
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8235 | Patent refused |