DE2361017B2 - Verfahren zum Borieren der Oberfläche eines metallischen Werkstücks - Google Patents
Verfahren zum Borieren der Oberfläche eines metallischen WerkstücksInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Borieren der Oberfläct? eine? fertig bearbeiteten,
metallischen Werkstücks gemäß Oberbegriff des Anspruchs 1.
Ein derartiges Verfahren ist aus der US-PS 32 22 228 bekannt Nach dieser Druckschrift wird das borhaltige
Material als wässerige Aufschlämmung oder Aufschlämmung in einem anderen flüchtigen Stoff verarbeitet Nach den in der Druckschrift gegebenen Beispielen
ist dabei hauptsächlich an destilliertes Wasser gedacht Wenn nach dem Auftragen einer derartigen Aufschlämmung ein Werkstück entweder an der Atmosphäre odtr
im Ofen getrocknet wird, sind Risse und Abplatzungen in der aufgetragenen Schicht kaum zu vermeiden,
jedenfalls dann nicht, wenn nur einfach beschichtet werden soll. Stärkere Beschichtungen führen dagegen
zum Aufwachsen, d. h. zu einer Volumenvergrößerung des Werkstückes, wodurch eine nachträgliche Bearbeitung auf genaue Formen erforderlich wird. Dies schließt
die Verwendung des bekannten Verfahrens für Präzisionsteile aus.
Aus der DE-OS 21 46 472 ist ein Borierungsmittel bekannt, das zur Herstellung rissefreier, spannungsfreier und einphasiger Borverbindungsschichten auf Metallen und Legierungen geeignet sein soll und eine
Kombination von borabgebenden Mitteln, Aktivatoren und Zusätzen ist, die das Borpotential herabsetzen,
wobei die borabgebenden Substanzen durch bei Borierbedingungen nicht reaktionsfähige, feuerfeste
Materialien teilweise ersetzt werden, z. B. durch Siliciumcarbid, freien Kohlenstoff, kieselsäure- oder
aluminiumoxidhaltige Produkte, dabei ist vorgesehen, daß dieses Borierungsmittel im Einsatzverfahren verwendet wird. Gemäß DE-OS 22 08 734 soll das
Borierungsmittel einen möglichst geringen Boraxgehalt aufweisen. Dadurch soll erleichtert werden, die Rückstände nach dem Gebrauch zu entfernen. Außerdem
können überschüssige Materialien, besonders beim Einsatzverfahren, wiederverwendet werden.
Nach der DE-OS 2127 096 ist vorgesehen, beim Einsatzverfahren kein Pulver zu verwenden, sondern ein
Granulat, zu dessen Herstellung eine kohlenstoffhaltige Substanz, z. B. Holzkohleteer als Bindemittel benutzt
wird.
Bei den bisher bekannten Verfahren, auch bei den gemäß US-PS 32 22 228, ergibt sich die Schv, serigkeit,
eine ausreichend gleichmäßige Borierungsschicht zu erzielen, die frei von Rissen ist und spaltfrei auf dem
behandelten Werkstück liegt
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein leicht zu handhabendes Borieoingsverfahren zu schaffen, das
zu hochverschleißfesten Oberflächen mit hohem Gehalt an Fe2B führt, ohne daß das Werkstück ein nennenswertes Aufwachsen zeigt
Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren gemäß Anspruch 1 geschaffen. Das Verfahren gestattet
wie die in der Praxis erzielten Ergebnisse gezeigt haben, die Borierung von Präzisionsteilen, ohne daß eine
Machbearbeitung erforderlich ist Dabei ergeben sich außerordentlich gleichmäßige Oberflächen, die frei von
Rissen und Löchern sind und auch spaltfrei auf dem Material des Werkstücks aufliegen.
Weitere Vorzüge und Merkmaie der Erfindung
ergeben sich aus den Ansprüchen sowie aus der nachfolgenden Beschreibung und den Zeichnungsfiguren, in denen die Erfindung ausführlich erläutert und
dargestellt ist Es zeigt
F i g. 1 eine vergrößerte Fotografie eines Schnittes durch die Oberfläche eines in bekannter Weise
borierten Werkstückes und
F i g. 2 eine in gleicher Weise wie F i g. 1 hergestellte, vergrößerte Fotografie eines Schnittes durch die
Oberfläche eines erfindungsgemäß borierten Werkstükkes.
Das erfindungsgemäße Verfahren gestattet vor allem die Herstellung einer äußerst gleichmäßigen borierten
Oberflächenschicht. Die Gleichmäßigkeit bezieht sich einerseits auf die Struktur der Schicht, andererseits auf
die Dicke. Dabei gestattet die Erfindung, die Schichtdikke, d. h. die Eindringtiefe der Diffusion, innerhalb
praktischer Grenzen genau zu bestimmen. Durch das Auftragen einer für das Diffusionsglühen geeigneten
Masse auf die Oberfläche des Werkstückes ist es schließlich auch möglich, nur Teilflächen eines Werkstückes dem Borierungsverfahren zu unterziehen.
Ein Ausführungsbeispiel sieht vor, daß ein Werkstück zunächst völlig fertig bearbeitet wird, d. h. die
Oberflächen erhalten die Form und Abmessungen, die für das fertige Werkstück verlangt werden. Das derart
bearbeitete Werkstück wird gründlich gereinigt. Hierzu wird es in ein Bad gesetzt, das aus der wässerigen
Lösung eines üblichen Metallreinigungsmittels besteht, die durch Ultraschall zusätzlich erregt wird. Anschließend wird das Werkstück abgespült und z. B. in einem
Bad aus Trichlorethylen entfettet. Stattdessen können auch andere übliche Entfettungsbäder verwendet
werden. Das aus dem Entfettungsbad kommende Werkstück wird noch mit Aceton gewaschen, um eine
chemisch saubere Oberfläche herzustellen. Im Acetonbad werden insbesondere Reste des Entfettungsvorgangs und Fingerspuren beseitigt Um eine erneute
Verschmutzung der Oberfläche zu vermeiden, wird das Werkstück entweder mechanisch mit Greifvorrichtungen oder von Hand unter Benutzung von Stoffhand-
schuhen aus dem Acetonbad herausgenommen und weiterbefördert.
Die zum Borieren auf das Werkstück aufzutragende Masse besteht aus einem feinkörnigen, borhaltigen
Pulver. Vorzugsweise liegt der Kerndurchmesser dieses Pulvers zwischen 1 und 10 μ. Die Korngröße soll die hier
angegebene obere Grenze vorzugsweise nicht überschreiten.. Im Handel sind Borierpulver erhältlich, die
diesen Anforderungen genügen. Ebenfalls als Bindemittel sind z. B. Acrylesterharze handelsüblicher Qualität
verwendbar. Als Verdünnungsmittel ist Aceton verwendbar. Die mengenmäßige Zusammensetzung und
Konsistenz der aufzutragenden Masse richtet sich einerseits nach der Stärke der zu erzielenden Schicht,
andererseits nach der AuftragungsarL Vorzugsweise
wird ein Auftragungsverfahren gewählt, das auch eine sehr gleichmäßige Auftragsschicht gewährleistet, z. B.
das Aufspritzen. Bei größeren ebenen Flächen kann die Masse such aufgespachtelt werden. Weitere Auftragsmöglichkeiten bestehen im Tauchen. Bei der Behandlung
von Bohrungswänden, insbesondere bei kleinen Durchmessern, werden die Bohrungen mit der Masse
gefüllt Eine genaue Begrenzung der zu behandelnden und behandlungsfrei bleibenden Flächen ist nach dem
Antrocknen der aufgebrachten Masse möglich, indem über irgendwelche Ränder oder Grenzen hinüberreichende
Auftragsschichten mechanisch und/oder durch Lösemittel entfernt werden.
Nach dem Auftragen und Antrocknen der das borhaltige Pulver enthaltenden Masse wird das
Werkstück in die Glühvorrichtung eingesetzt Die zu borierenden Flächen dürfen sich dabei nicht berühren.
Die Teile müssen so angeordnet sein, daß sie besonders an den nicht beschichteten Oberflächen von dem
Glühmedium umspült werden. Dementsprechend ist eine punktweise Abstützung der zu behandelnden Teile
vorgesehen.
Bei dem anschließenden Diffusionsglühprozeß wird eine Diffusionstemperatur gewählt, die je nach dem
Material des Werkstückes zwischen 700° und 11000C
liegt Als Glühmedium wird ein Gas oder ein Gasgemisch verwendet, das entoxidierend und/oder
reduzierend wirkt und dafür sorgt, daß Oxide, die durch die Wärme und die Zersetzung des Bindemittels an der
Werkstückoberfläche sich bilden können, sofort wieder beseitigt werden, so daß auch an den nicht von der
Behandlungsmasse überdeckten Oberfläche des Werkstückes kein bleibendes Oxid gebildet wird. Bei der
Verwendung von Bindemittel auf der Basis von Acrylesterharz und von Aceton als Lösemittel wird ein
Gas oder Gasgemisch mit einem Taupunkt von minus 58°C und tiefer gewählt. Den Bedingungen genügt z. B.
Wasserstoff. Bei entsprechender Anpassung kann auch eine Formiergasmischung aus Stickstoff und Wasserstoff
verwendet werden.
Die Behandlungsdauer des Diffusionsglühprozesses hängt ab von der gewählten Temperatur, von dem
Material des Werkstückes und der angestrebten Diffusionsschicht. Sie beträgt zumindest einige Minuten
und kann bis zu mehreren Stunden dauern. Werkstücke, für die eine besondere Präzision angestrebt wird,
werden vorzugsweise im Bereich der unteren Grenztemperatur über längere Zeit, bis zu 10 Stunden,
behandelt.
Bei etwa erforderlicher Wärmenachbehandlung wird vorzugsweise im Vakuum gehärtet. Anschließend wird
unter Vakuum in öl abgeschreckt, oder im unterkühlten Gas-Umspülverfahren. Danach werden die Werkstücke
in entoxidierender Atmosphäre angelassen.
Zur Beseitigung irgendwelcher Reste der aufgetragenen Borierungsschicht wird eine Nachreinigung vorgenommen.
Hierzu werden die Werkstücke zunächst in einer temperierten, wässerigen Lösung eines Reinigungsmittels,
z. B. in einer Detergentienlösung von etwa 800C, eingeweicht Danach werden die Werkstücke in
ein Bad gebracht, das aus der gleichen Lösung besteht, die jedoch noch nicht mit Resten der Beschichtung
verunreinigt ist und die durch Ultraschall erregt wird. Anschließend wird mit klarem Wasser nachgespült und
in Luft getrocknet. Die getrockneten Werkstücke werden mit einem üblichen Konservierungsöl nachbehandelt,
um die Oberfläche gegen Umwelteinflüsse zu schützen.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird hauptsächlich für Stahlwerkstücke verwendet Es '«t jedoch auch für
Werkstücke aus anderen Metall-Legierungen verwendbar, sofern die Oberflächen die Diffusion von Bor
gestatten. Durch wiederholte Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird eine größere Diffusionstiefe,
d.h. auch eine dickere Borierungsschicht
erzielt Bei der Bearbeitung von Stahlwerkstücken, bei denen Oberflächenabschnitte freibleiben, hat dann das
Glühmedium die besondere Aufgabe, auch eine Entkohlung der Oberflächenschicht zu verhindern. Das
Gas wird vorzugsweise mit einem solchen Überdruck durch den Behandlungsraum geleitet daß das Material
ausreichend umspült und eine dauernde Veränderung der Oberfläche durch Oxidierung und/oder Entkohlung
verhindert wird.
Ein Vergleich der F i g. 1 und 2 zeigt deutlich die Verbesserung, die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
erzielbar ist In F i g. 1 ist die Borierungsschicht an der Oberfläche des Werkstückes durch ein übliches
Einsetzverfahren hergestellt worden. Die Schicht ist in ihrer Struktur und auch in der Diffusionstiefe verhältnismäßig
ungleichmäßig. Obwohl damit vielleicht eine ausreichende Härtung erzielt werden kann, ist eine
solche Schicht sehr empfindlich. Die grobe Struktur der Schicht kann sogar dazu führen, daß bei vorgeschriebenen
engen Toleranzen Nachbearbeitungen erforderlich werden können. Mit dem bekannten Verfahren ist es
auch nicht möglich, bei Bohrungen mit kleinem Durchmesser die Wandungen zu borieren.
Dagegen zeigt F i g. 2 deutlich den erfindungsgemäß erzielbaren Fortschritt Die durch die Diffusion
entstandene Schicht zeigt eine äußerst gleichmäßige Struktur und Stärke. Vorher festgelegte Abmessungen
werden durch die erfiniiungsgemäße Behandlung nicht V'.'räiidcrt. Das gilt besonders für Oberflächenabschnitte,
die behandlungsfrei bleiben sollen.
F i g. 1 zeigt einen Hemmkeil, 4 mm, aus 100 Cr 6, der
im üblichen Einsetzverfahren 2 Stunden lang bei 10000C
behandelt ist. Die Schichtdecke ist ungleichmäßig; sie beträgt etwa 0,1 b mm. Die Vergr ößerung ist etwa 60 :1.
Fig.2 zeigt einen gleichen Hemmkeil, der aber erfindungsgemäö 1 Stunde lang bei 8700C behandelt ist.
Die Schichtdecke ist sehr gleichmäßig, etwa 30 μπι. Die
Vergrößerung ist etwa 100 :1.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (4)
1. Verfahren zum Borieren der Oberfläche eines fertigbearbeiteten, metallischen Werkstücks, dessen
Oberfläche zunächst gereinigt wird, worauf auf die -, Oberfläche eine dünne Schicht einer Masse aufgetragen wird, die eine borhaltige Verbindung und
außerdem ein mittels Wärmeeinwirkung beseitigbares, die Auftragung ermöglichendes Mittel enthält,
und danach das Werkstück in einem ein entoxidie- u. rep.des und/oder reduzierendes Gas enthaltenen
Glühmedium auf 700 bis 1100° C erwärmt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß die für die Beschichtung verwendete Masse ein im Temperaturbereich von 100°C bis 500°C sich zersetzendes ι.
Kunstharz als Bindemittel enthält
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein in einem Bereich über 250° C sich
zersetzendes Bindemittel auf Acrylharz-Basis verwendet wird. _>·!
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Konsistenz der auf das
Werkstück aufzutragenden Masse durch Zusatz von Aceton eingestellt wird.
4. Verfahren nach einem der Anspruch 1—3, ·ϊ
dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Glühdiffusionsvorgang eine Wärmehärtung des Werkstücks
im Vakuum vorgenommen wird.
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