DE2355094B2 - Verfahren zur Herstellung eines Tetanus-Impfstoffs - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines Tetanus-ImpfstoffsInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Tetanus-Impfstoffs.
Es sind bereits Tetanus-Impfstoffe bekannt, die das inaktive Tetanustoxin — das sogenannte Tetanustoxoid
— enthalten. Bei Verwendung solcher Impfstoffe konnten jedoch Impfreaktionen nicht ganz ausgeschlossen
werden. Es ist auch schon versucht worden, das Tetanustoxin zu inaktivieren und in einer weiteren
Verfahrensstufe das erhaltene Tetanustoxiod mit Pepsin zu spalten. Dieses Verfahren ist aber zeitraubend, da
allein die Inaktivierung mehrere Wochen in Anspruch nimmt.
Es wurde nun ein Verfahren zur Herstellung eines Tetanus-Impfstoffs gefunden, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß man Tetanustoxin mit 0,5 bis 2 Einheiten Papain pro 1 mg Toxin bei 40—600C und einem
pH-Wert zwischen 5 und 8, gegebenenfalls in Gegenwart einer Sulfhydrylgruppen spaltenden Verbindung,
behandelt, das atoxische und immunogene Produkt isoliert und gegebenenfalls unter Verwendung eines
Adjuvans zu einem Impfstoff aufarbeitet. Gemäß der Erfindung wird die übliche Toxoidierung mittels
Formaldehyd ersetzt durch die Toxoidierung mittels einer Protease, nämlich Papain. Das so gewonnene
Toxoid zeichnet sich durch größere Verträglichkeit aus; es unterscheidet sich auch hinsichtlich der Molekiilgröße
vom Formaldehyd-Toxoid und vom Toxin. Dabei läuft die Toxoidierung und die Verkleinerung des
Antigens in einer Stufe ab, während beim entgegengehaltenen Stand der Technik gemäß der DT-OS
16 17 344 erst mittels Formaldehyd toxoidiert werden muß, bevor der proteolytische Abbau einsetzen kann.
Daß die Toxoidierung durch das alleinige Einwirken von Papain möglich ist, war überraschend und nicht
vorherzusehen.
Bevorzugte Ausführungsformen des Verfahrens sind dadurch gekennzeichnet, daß man bei einer Temperatur
von 53—55°C arbeitet, daß man bei einem pH-Wert von
6,5 arbeitet und daß man die Papain-Behandlung in Gegenwart von Cysteinhj drochlorid ausführt.
Der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Tetanus-Impfstoff weist eine gute Verträglichkeit
auf.
Als Ausgangsmaterial für die Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens verwendet man Tetanustoxin,
das auf bekannte Weise durch Züchten von Tetanusbazillen und anschließende Isolierung als KuI-turfiltrat
gewonnen wird. Es kann gewünschtenfalls vorgereinigt werden, wobei der Reinigungsprozeß
zweckmäßig so geleitet wird, daß das gereinigte Toxin als Lösung in 0,15 molarem wäßrigem Natriumchlorid
vorliegt. Solches Tetanustoxin besitzt eine Konzentration von 2200 bis 3000 Lf pro mg Stickstoff Toxin, wobei
Lf. für Limes floculationis verwandt wird. Man versteht
darunter diejenige Menge Antigen, die eine Intemationale Lf-Einheit Antiserum ausflockt.
Zur Gewinnung eines für die erfindungsgemäße Weiterverarbeitung besonders geeigneten Toxins kann
man beispielsweise das vorgereinigte Tetanustoxin (gelöst in 0,15 molarer Natriumchloridlösung) mit dem
to gleichen Volumen eines Puffers, z. B. 0,1 molarem Phosphatpuffer pH 5—8, vorzugsweise pH 6,5, der noch
0,001 M eines Komplexbildners wie Äthylendiamintetraacetat (EDTA) enthält, vermischen und dieser
Lösung eine Sulfhydrylverbindung, z. B. Cysteinhydrochlorid in einer Konzentration von 0,0005 bis 0,005,
vorzugsweise 0,001 molar, zusetzen.
Papain ist in löslicher Form oder an einen unlöslichen Träger gebunden im Handel erhältlich. Die Aktivität des
Papains wird mit a-N-Benzoyl-L-Argininäthylester
(BAEE) bestimmt. Eine Einheit Papain (1 E) hydrolysiert 1 μηιοί BAEE pro Minute bei pH 6,2 und 25°C.
Papain wird der Toxinlösung in einer Konzentration von 0,5 bis 2,0, vorzugsweise 1 E Papain pro mg
Tetanustoxin, zugesetzt.
Ein Milligramm Tetanustoxin entspricht 320—400 Lf-Einheiten.
Die Behandlung des Tetanus-Toxins mit Papain erfolgt zweckmäßig während mehrerer Stunden
bei erhöhter Temperatur. Eine Vorbehandlung bei etwas niedrigerer Temperatur ist besonders vorteilhaft.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird nach einer einstündigen Vorinkubation bei 400C
bis 45°C — die Vorinkubation wird insbesondere bei
kleinen Volumina vorgenommen — das Reaktionsgemisch 1 —5 Stunden, vorzugsweise 2 Stunden, bei einer
Temperatur von 40—6O0C, vorzugsweise von
53-55°C, inkubiert.
Nach dem Abkühlen und — falls ein trägergebundenes Papain verwendet wird — nach dem Abtrennen des
Papains, z. B. durch Zentrifugation, wird das Reaktionsgemisch durch ein Molekularsiebverfahren in verschiedene
Komponenten aufgetrennt. Zweckmäßig wird dazu ein Verfahren mittels Molekularsieben mit einer
Trennwirkung für Molekulargewichte zwischen etwa 20 000 und 60 000 angewendet. Besonders geeignet sind
dafür vernetzte Dextrane, z. B. solche, die unter den geschützten Warenzeichen SephadexW G-IOO oder
SephadexW G-200 sowie Bio-GelW P-i00 erhältlich
sind. Sephadex ist ein mit Epichlorhydrin vernetztes Dextran in Kugelform. Sephadex G-100 hat einen
Fraktionierungsbereich für globuläre Moleküle mit Molekulargewichten von 4000-150 000, für lineare
Moleküle von Molekulargewichten 1000—100 000. Der Fraktionierungsbereich für Sephadex G-200 überstreicht
Molekulargewichte von 5000—800 000 für globuläre Moleküle und 1000-200 000 für lineare
Moleküle. Sephadex ist ein Produkt der Firma Parmacia, Uppsala.
Bio-Gel P ist ein Gelfiltrationsmedium, bestehend aus einem Copolymeren von Acrylamid und
Methylenbisacrylamid. Bio-Gel P-100 weist einen Fraktionierungsbereich für globuläre Moleküle von
5000—100 000 auf. Es wird von Bio-Rad Laboratories, Richmond/Californien, hergestellt.
Vorzugsweise wird eine Sephadex G-100-Säule
b5 verwendet, z.B. mit den Maßen 10 χ 100cm. Zur
Elution dienen die für diesen Zweck bekannten Elutionsmittel, insbesondere Pufferlösungen wie z. B.
0,10 molarer Tris(oxymethyl)amino-methan-Salzsäure-
puffer pH 8,0, der Natriumchlorid etwa in einer
Konzentration von 0,1 — 1 Mol enthalten kann. Bei der Elution werden die Fraktionen, die eine Absorption bei
280 nm aufweisen, getrennt gesammelt. Es entstehen vier Fraktionen, die zweite stellt das Verfahrensprodukt
dar. Nach der Ankonzentrierung der zweiten Fraktion, z. B. durch Lyophilisation, kann man durch eine
nochmalige Chromatographie unter den gleichen Bedingungen eine weitere Reinigung erzielen. Dabei
werden letzte Reste toxischer Substanzen entfernt. Zur weiteren Reinigung kann das Produkt gewünschtenfalis
einer 10- bis 20-, vorzugsweise 15-stündigen Dialyse gegen 0,15 molares Natriumchlorid unterzogen und/
oder sterilfiltriert werden. Zweckmäßig wird das Produkt noch mit einem Adjuvans, z. B. Aluminiumhydroxid,
gemischt. Durch Verdünnung mit 0,15 molarer Natriumchloridlösung wird die Konzentration auf den
gewünschten Lf-Wert eingestellt. Diese Substanz stellt den neuen Impfstoff dar.
Die Toxizität des erfindungsgemäßen Impfstoffs wurde an Meerschweinchen bestimmt. 5 Gruppen mit je
zwei Meerschweinschen erhielten subcutan 0,5 ml einer Lösung des erfindungsgemäß hergestellten Produktes,
wobei Verdünnungen mit 25; 50; 100; 200 und 400 Lf/ml verwendet wurden. Die Meerschweinchen die 4 Tage
lang nach der Injektion kontrolliert wurden, blieben gesund und wiesen eine normale Gewichtszunahme auf.
Die Wirksamkeit des Verfahrensproduktes wurde im Schutzversuch an Meerschweinchen ermittelt. 10 Tiere
erhielhten jeweils 2 ml des Verfahrensproduktes mit 0,75 Lf/ml. Nach 4 Wochen bekamen sie eine Belastungsinjektion
von 20 dim Tetanustoxin, wobei dim die
dosis letalis minima bedeutet. Die Überlcbensrate der Meerschweinchen durch die Immunisierung mit dem
Verfahrensprodukt war 100%.
Die Verträglichkeit wurde an Meerschweinchen geprüft. 5 Meerschweinchen erhielten jeweils subcutan
an drei verschiedenen Körperstellen 0,1 ml eines Tetanus-Antiserums, das 1,0, 0,3 bzw. 0,1 Internationale
Einheiten pro ml Tetanus-Antitoxin enthält (1 Inernationale Einheit (I.E.) eines Tetanus-Antiserums ist diejenige
Menge, die in ihrer Wirksamkeit derjenigen von 0,03 384 mg des von der WHO (World Health
Organization) abgegebenen Tetanus-Antitoxin-Standards entspricht (Biological Substances — WHO-Veröffentlichung
Genf 1972, Seite 14). Dieses Antiserum wurde durch Immunisierung von Meerschweinchen mit
einem bekannten Impfstoff gewonnen. Gleichzeitig erhielt jedes Tier an drei anderen Injektionsstellen
0,1 ml eines zweiten Tetanusserums, das ebenfalls 1,0,0,3 bzw. 0,1 I.E./ml Tetanus-Antioxin enthielt. Dieses zweite
Tetanus-Antiserum wurde durch Immunisierung von Meerschweinchen mit dem erfindungsgemäßen Produkt
gewonnen. Nach 2 Stunden wurde den Tieren intravenös 1 ml eines herkömmlichen Tetanus-Fluid-Impfstoffes
mit 100 Lf/ml verabreicht, dem noch 0,5% des Farbstoffes »Evans Blue« zugemischt worden
waren. Nach 30 Minuten wurden die Tiere getötet, und es wurde die durch die passive Haut-Anaphylaxie
entstandene Blaufärbung gemessen. Dabei zeigte das mit dem bekannten Impfstoff, (Inaktivierung mit
Formaldehyd) gewonnene Antiserum eine deutliche Anaphylaxie. Das mit dem Verfahrensprodukt erzeugte
Antiserum war jedoch frei von Zeichen einer Anaphylaxie.
Der neue Impfstoff kann für sich allein, aber auch in Kombination mit anderen Impfstoffen angewandt
werden. Zur Kombination eignen sich insbesondere Diphtherietoxoid, Pertussisimmunogen. Poliomyelitisvieren
oder Masernviren.
Versuchsbericht
Parenteral mit einem Tetanustoxoid vorimmunisierte Hunde, in deren Serum kein Tetanus-Antitoxin nachzuweisen
ist, erhalten 21 Tage nach der parenterakn Impfstoff-Applikation und an den folgenden beiden
Tagen jeweils 1500 Lf des erfindungsgemäßen Produktes, verkapselt in einer säurefest lackierten Gelatinekapsel,
oral verabreicht. Am 30. Tag nach Versuchsbeginn zeigen alle Tiere nachweisbare Tetanus-Antitoxin-Titer,
deren Werte zwischen 1 — 10 IE Tetanus-Antitoxin pro ml Serum schwanken.
450 000 Lf Tetanustoxin in 15 ml einer 0,15 molaren Natriumchlorid-Lösung (mit 2200 Lf/mg Stickstoff)
werden mit 15 ml 0,1 molarem Phosphatpuffer pH 6,5, der 0,001 molares EDTA enthält, verdünnt, mit 1500 U
löslichem Papain in 5 ml 0,15 molarer Natriumchloridlösung versetzt und 3 mg Cysteinhydrochlorid zugegeben.
Nach dem Durchmischen wird dieser Ansatz 1 Stunde bei 45°C, dann 2 Stunden bei 53°C gehalten, nach dem
Abkühlen auf eine Sephadex G-100-Säule (10 χ 100 cm) aufgetragen und mit einer Pufferlösung
aus 0,1 molarer Lösung von Tris (Oxymethyl)-aminomethan in 1-molarer Natriumchloridlösung, die mit
Salzsäure auf den pH-Wert 8 eingestellt wurde
jo (»Tris-Salzsäure-Puffer pH 8«), unter kontinuierlicher
Messung der Absorption im Bereich der Wellenlänge 280 nm Chromatographien. Die Fraktionen, die in
diesem Bereich eine Absorption zeigen, werden getrennt aufgefangen. Es entstehen vier Fraktionen,
J5 wobei die erste Fraktion einen Doppelgipfel darstellt.
Die zweite Fraktion wird einer nochmaligen Chromatographie unter denselben Bedingungen unterzogen und
die daraus resultierende 2. Fraktion 15 Stunden gegen 0,15 molares Natriumchlorid dialysiert, sterilfiltriert, mit
0,15 molarem Natriumchlorid die Konzentration des Produkts auf 26 Lf/ml eingestellt und mit Aluminiumhydroxid
bis zu einer Konzentration von 0,2% Al(OH)3 vermischt.
Die Ausbeute, bezogen auf Lf-Einheiten, beträgt 90%.
Die Ausbeute, bezogen auf Lf-Einheiten, beträgt 90%.
Die spezifische Flockungsaktivität wurde mit 6800 Lf/mg Stickstoff bestimmt. Die Überlebensrate der
Meerschweinchen im Schutzversuch beläuft sich auf 100%.
Die Sedimentationskonstante des Produkts ist 3 S gegenüber 6,4 S des Ausgangsproduktes und das
Molekulargewicht etwa 40 000 gegenüber 140 000 des Ausgangsproduktes.
15 ml steriles Kulturfiltrat (100 000 Lf), das durch
Züchten von Tetanusbazillen und anschließende Isolierung gewonnen wurde, werden mit 15 ml 0,1 molarem
Phosphatpuffer, pH 6,5, der 0,001 M EDTA enthält, verdünnt, mit 300 U löslichem Papain in ImI 0,15
molarer Natriumchloridlösung versetzt und 3 mg Cysteinhydrochlorid zugegeben. Die Inkubation und
Aufarbeitung wird gemäß Beispiel 1 durchgeführt. Die Ausbeute, bezogen auf Lf-Einheiten, beträgt 50%.
450 000 Lf Tetanustoxin in 15 ml einer 0,15 molaren Natriumchlorid-Lösung (mit 2200 Lf/mg Stickstoff)
werden mit 15 ml 0,1 molarem Phosphatpuifer pH 6,5,
01 molares EDTA enthält, verdünnt, mit 1500 U ;ebundenem Papain in 5 ml 0,15 molarer Natriiridlösung
versetzt und 3 mg Cysteinhydrochlorid
ι Inkubation, wie in Beispiel 1 beschrieben, wird
ägergebundene Papain durch Zentrifugation it und der Überstand gemäß Beispiel 1 aufgear-
Ausbeute und Eigenschaften des Verfahrenspro-
duktes entsprechen denen des Beispiels 1.
Die gleichen atoxischen immunogenen Produkte werden erhalten, wenn die Verfahren der Beispiele 1 bis
3 ohne Zusatz von Cysteinhydrochlorid durchgeführt werden. Lediglich die Ausbeute ist in solchen Fällen um
eiwa 10% geringer als bei dem Verfahren, bei dem Sulfhydrylgruppen enthaltende Verbindungen zur Aktivierung
des Papains beitragen.
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung eines Tetanus-Impfstoffes, dadurch gekennzeichnet, daß man
Tetanus-Toxin mit 0,5 bis 2 Einheiten Papain pro 1 mg Toxin bei 40—6O0C und einem pH-Wert
zwischen 5 und 8 behandelt, das atoxische und immunogene Produkt isoliere und gegebenenfalls
unter Verwendung eines Adjuvans in üblicher Weise zu einem Impfstoff konfektioniert.
2. Verfahren nach Anspruch I1 dadurch gekennzeichnet,
daß die Behandlung in Gegenwart einer Sulfhydrylgruppen enthaltenden Verbindung erfolgt.
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