DE2343571A1 - Herstellung von acrylnitrilpolymerfaeden - Google Patents
Herstellung von acrylnitrilpolymerfaedenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Formung formbarer Stoffzusammensetzungen, die Acrylnitrilpolymere enthalten,
insbesondere eine Verbesserung der Technik zur Erzeugung geformter Gebilde oder Formlinge aus denselben durch Ausstossen
aus einer Wasser/Polymer-Mischung.
Acrylpolymere (enthaltend mindestens 85 % an Acrylnitril)
und Modacrylpolymere (enthaltend 35 bis zu 85 % an Acrylnitril)
sind vertraut, und es ist bekannt, dass man sie enthaltende Stoffzusammensetzungen zur Bildung von Formungen,
wie Fäden, verwenden kann. Bei Verfahren zur Bildung solcher Formlinge erfolgt typiseherweise ein Auflösen des
Polymeren in einem Lösungsmittel, ein Extrudieren bzw. Ausstossen der "Polymeriösung11 durch eine oder mehrere Düsen
und ein Entfernen des Lösungsmittels in einem Flüssigkeits-
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bad oder durch einen Gasstrom, wodurch die Verfestigung
des Polymeren zu dem geformten Gebilde herbeigeführt oder
unterstützt wird. Solche Verfahren erfordern Einrichtungen zur Entfernung des Lösungsmittels und zu seiner Wiederaufbereitung
für erneuten Einsatz. Auf Grund der Kosten der Lösungsmittel-Entfernung und -Wiederaufbereitung und in
Verbindung auch mit der Schwierigkeit, das gesamte Lösungsmittel aus den Formungen zu entfernen, wäre es hocherwünscht,
über Acrylnitrilpolymer-Massen verfugen zu können, die sich für die Formung auf anderem Wege als einer Ausstossung
von Lösungen wie oben eignen. Einige Modacrylpolymer-Massen
sind theoretisch zur Faden- oder Folienform "schmelz"-extrudierbar, d. h. bei hohen Drücken sind ge-"ringe
Extrudiergeschwindigkeiten erzielbar. Eine "Schmelzextrudierung" von Modacrylpolymeren hat jedoch offensichtlich
auf Grund wahrscheinlich der hohen Kosten in Verbindung mit geringen Extrudiergeschwindigkeiten keinen Eingang in die
Praxis gefunden. Darüberhinaus gibt es verschiedene Empfehlungen zum Schmelzspinnen von Acrylpolyraeren durch Plastifizieren
derselben mit Lösungsmitteln für das Polymere, z. B. in US-PS 2 706 674, 2 764 468, 3 094 502 und 2 699 433-Diese
Methoden haben jedoch in einem wesentlichen Mass die gleichen Mangel, die bei Arbeitsweisen zum Trocken- und
Nassspinnenzu finden sind.
Es hat den einen oder anderen Versuch gegeben, Acrylnitrilpolymer-Fäden
aus Mischungen des Acrylnitrilpolymeren und
von Wasser zu erspinnen. Solche Versuche, wie in US-PS 3 402 231 und 2 585 444 beschrieben, haben jedoch zu fibrillösen
Materialien, die sich für Papierherstellung eignen, oder Strangmaterialien aus verschmolzenen und gesinterten
oder geschäumten Teilchen geführt, nicht aber zu für textile Zwecke geeigneten Fäden.
In jüngerer Zeit sind Stoffzusammensetzungen aufgefunden worden,
die von einem Acrylnitrilpolyraeren und kleinen Mengen an
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Wasser gebildet werden und sich zur Schmelzausstossung zu
Fäden und Folien eignen. Diese Stoffzusammensetzungen und ihre Ausstossung sind näher in DT-OS 22 48 244 beschrieben.
Die rl ort beschriebene Technik arbeitet mit einer ausstoss- bzw. spinnbaren, im wesentlichen einphasigen Stoffzusammensetzung,
die von V/asser und einem Acrylnitrilpolymeren gebildet
wird, das mindestens etwa 40 Gew.% Acrylnitril enthält, wobei das Wasser im wesentlichen mit den Nitrügruppen
in dem Polymeren assoziiert ist und in einer Menge vorliegt, die mindestens
1. 45 % derjenigen Menge, die zur Hydratation aller Nitrilgruppen
in dem Polymeren notwendig ist (1 Molekül Wasser pro Nitrilgruppe), oder
2. 80 % derjenigen Menge, die zur Hydratation der gekuppelten Nitrilgruppen notwendig ist (auf Basis eines Verhältnisses
von Wasser zu Nitrilgruppen von 1 : 1),
und zwar der grösseren dieser beiden Mengen, entspricht und deren obere Grenze von der Menge an Wasser, die bei der
angewandten Temperatur als Hydrat gebunden ist, zuzüglich 7 Gew.% Wasser, bezogen auf das Polymere, gebildet wird,
wobei die Gesamtmenge an Wasser diejenige Menge, die zur Hydratation aller Nitrilgruppen in dem Polymeren notwendig
ist, nicht überschreitet. Wie sich gezeigt hat, tritt Hydratation nur innerhalb eines bestimmten Bereichs erhöhter
Temperaturen und bei zumindest· autogenem Druck ein, und ist das Hydrat bei diesen Bedingungen unter Gewinnung eines
neuartigen Acrylnitrilpolymer-Fadens ausstossbar, der sich durch eine Mantel-Kern-Anordnung auszeichnet, bei welcher
der Mantel einen positiven Dichtegradienten aufweist, d. h. wobei die höchste Dichte an oder nahe der Fadenoberfläche
vorliegt, und besitzt der verstreckte Faden eine neuartige Eigenschaft in Form des Glanzquel lenindex (Luster Source
Index). Während die Zugfestigkeitseigenschaften dieser Fäden bei Belastung am geraden Faden sich als gut erwiesen, lässt
die Schiingenfestigkeit noch zu wünschen übrig.
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Es wurde nunmehr gefunden, dass bei Zusatz eines kleineren Anteils an einem verträglichen, organischen Lösungsmittel für
das Polymere zu der in dem vorstehenden Absatz beschriebenen, ausstossbaren, einphasigen Stoffzusammensetzung die
Schiingen-Eigenschaften der ausgestossenen Fäden verbessert sind, ohne dass sich andere erwünschte Eigenschaften und
Charakteristiken in irgendeinem wesentlichen Ausmass verändern,
und ihre Anfärbbarkeit verstärkt ist.Diese Erkenntnis
bildet die vorliegende, nachfolgend näher beschriebene Erfindung.
Bei dem Verfahren gemäss der Erfindung zur Herstellung von
Acrylnitrilpolymer-i'äden von verbesserter ßchlingenfestigkeit
wird eine im wesentlichen einphasige Stoffzusammensetzung
gebildet, die
a) eine polymere Komponente enthält, die von einem oder mehreren
Acrylnitrilpolymeren gebildet wird, deren jedes
mindestens 40 Gew.% an sich von Acrylnitril ableitenden Einheiten enthält, und
b) Wasser, das im wesentlichen mit den Nitrilgruppen der polymeren Komponente assoziiert ist und in einer Menge
vorliegt, die mindestens 45 % derjenigen Menge, die zur
Hydratation aller Nitrilgruppen notwendig ist, oder mindestens 80 % derjenigen Menge, die zur Hydratation der gekuppelten
Nitrilgruppen notwendig ist (auf Basis eines Verhältnisses von 1 Wassermolekül pro 1 Nitri1gruppe),
äquivalent ist, und zwar der grösseren dieser beiden Mengen, und deren obere Grenze der Menge, die bei der angewandten
Temperatur als Hydrat gebunden ist, zuzüglich 7 G-ew.% Wasser, bezogen auf das Polymere, entspricht,
wobei die Wassergesamtmenge diejenige Menge, die zur Hydratation aller Nitrilgruppen notwendig ist, nicht überschreitet,
und diese im wesentlichen einphasige Stoffzusammensetzung bei einer Temperatur im Bereich zwischen etwa 25° G unterhalb
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und etwa 10° C oberhalb der Temperatur der Hydratbildung der polymeren Komponente und bei mindestens autogenem Druck ausgestossen,
wobei man unter Zusatz von etwa 0,5 his 10 %,
vorzugsweise 3 bis 7 %» bezogen auf das Gewicht der polymeren
Komponente, an verträglichem Lösungsmittel für die polymere Komponente arbeitet, wobei, wenn gewünscht, die
Vassermenge um einen Betrag verringert werden kann, der bis zu der zugesetzten Gewichtsmenge an Lösungsmittel reichen
kann.
Vorzugsweise ist das verträgliche Lösungsmittel Äthylencarbonat, 2-Pyrrolidon oder Tetramethylensulfon.
In den Zeichnungen zeigt
Fig. 1 eine graphische Darstellung, welche die Anwendung der
Differentialthermoanalyse zur Bestimmung der Wärme erläutert,
die zur Entkupplung/Hydratisierung gekuppelter Nitrilgruppen
von Acrylnitrilpolymeren notwendig ist,
Fig. 2 eine graphische Darstellung durch Laser-Kaman-Spektroskopie
erhaltenen Werte, welche den Grad der Hitril-Hydratation
eines Acrylnitrilpolymeren als Funktion der Temperatur zeigt, .
Fig. 3 eine graphische Darstellung durch Laser-Raman-Spektroskopie
erhaltener Werte, welche den Grad der Nitril-Hydratation
von zwei Acrylnitrilpolymeren als Funktion der Temperatur zeigt, und
Fig. 4 eine graphische Darstellung durch Laser-Raman-Spektroskopie
erhaltener Werte, welche die Ähnlichkeit zwischen zugesetztem Lösungsmittel und dem Vorliegen eines comonomeren
Modifizierungsmittels in dem Polymeren in Bezug auf deren Wirkung auf die Hydratation eines Acrylnitrilpolymeren erläutert.
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Me "Acrylnitrilpolymeren" sind in der hier gebrauchten Bedeutung
als Polymere definiert, die mindestens 40 Gew.% Acrylnitril enthalten, d. h. bei denen Acrylnitril-Einheiten
mindestens 40 Gew.% der Polymeren ausmachen. Dieser Begriff umfasst somit Acryl- wie auch Modacrylpolymere. Die Begriffe
"Acrylpolymeres" oder "Acrylfaden" bezeichnen in der
hier gebrauchten Bedeutung diejenigen Polymeren bzw. mit diesen erhaltenen Fäden, die mindestens 85 Gew.% sich von
Acrylnitril ableitender Einheiten enthalten. Dieser Begriff umfasst somit PoIy-(acrylnitril) wie auch Mischpolymere mit
einem oder mehreren Comonomeren. Zu solchen Polymeren gehören das Hompolymere von Acrylnitril (d. h. Polyacrylnitril)
und Mischpolymere des Acrylnitrils mit einem oder mehreren, zweckentsprechenden, mit Acrylsnitril mischpolymerisierbaren
Monomeren. Zu für alle Acrylnitrilpolymeren geeigneten Comonomeren gehören der Additionspolymerisation zugängliche
Verbindungen, die einen äthylen-ungesättigten Bestandteil
enthalten, wie Methylacrylat, Methylmethacrylat, Vinylacetat, Styrol, Acrylamid, Methacrylamid, Methacrylnitril,
Vinylchlorid, halogenierte Styrole, Methylvinylketon, Vinylpyrrolidon, die Vinylpyridine, wie 2-Methy1-5-vinylpyridin,
Äthylen, Sulfonsäuren, wie Styrolsulfonsäure, Vinylsulfonsäure,
AlIyIsulfönsäure und Methallylsulfonsäure, und die
Amin-, Alkali- oder Erdalkalisalze solcher Sulfonsäuren. Zu bevorzugten solcher mischpolymerisierbaren Monomeren gehören
Methylacrylat, Vinylacetat, Styrol oder Mischungen von zwei
oder drei derselben, zusammen mit Styrolsulfönsäure oder
deren Salze mit Alkalimetallen, wie !Natrium. Die zu bevorzugende'
Modifizierung richtet sich nach bei dem geformten Gebilde gewünschten Eigenschaften und Kennwerten, einschliesslich
Molekulargewicht, des gewählten Comonoren.
Die inhärente Viseositat der Acrylnitrilpolymeren liegt gewöhnlich
im Bereich von 0,4 bis 2,0, bestimmt bei 30° C an einer Lösung von 0,5 g Polymerem in 100 ml Dimethylformamid.
Eine inhärente Viscosität im Bereich von 0,7 bis 1,1 wird
bevorzugt.
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Die Bestimmung der Intrinsic-Viscosität erfolgt bei 25 C
in einer 0,2IPoIoren Lösung von Lithiumbrornid in Dimethylformamid
als Lösungsmittel. Vorzugsweise liegt die Intrinsic-Viscosität im Bereich von etwa 0,8 bis 1,1.
Der Begriff der "gekuppelten" Nitrilgruppen bezieht sich auf diejenigen Nitrilgruppen längs der Ketten der Acrylnitrilpolymer-Moleküle,
die durch Dipöl-Dipöl-Zwischenwirkung gekuppelt
sind, d. h. bei denen eine Nitrilgruppe von der/n naheliegenden Nitrilgruppe/n angezogen wird und sich mit
dieser/n assoziiert. Bei gewöhnlichen Temperaturen liegen die meisten Acrylnitrilpolymeren in einer Molekular-Konfiguration
vor, bei welcher Nitrilgruppen längs einer Molekular-Kette mit Nitrilgruppen längs einer oder mehreren benachbarten
Molekularketten gekuppelt sind. Wenn das Polymere ein Homopolymeres des Acrylnitrils ist, sind im wesentlichen
alle Nitrilgruppen gekuppelt oder bei Bedingungen, die der Molekularstruktur eine adäquate Mobilität geben, kupplungsfähig.
Wenn das Polymere ein regelloses (statistisch ungeordnetes) Mischpolymeres mit einem Gehalt von bis zu etwa
15 Gew.% an Comonomer-Einheiten ist, hindert das Vorliegen der mischpolymerisierten Einheiten das Kupplungsvermögen
eines Teils der Nitrilgruppen der Acrylnitril-Einheiten
und setzt auf diese Weise die Zahl gekuppelter Nitrilgruppen herab. Wenn das Mischpolymere mehr als etwa 15 Gew.% der
gebräuchlicheren Modifizierungsmittel, wie Methylacrylat oder Vinylacetat, enthält, sind im wesentlichen alle Nitrilgruppen
durch das .Vorliegen der Comonomer-Einheiten gehindert.
Das "verträgliche Lösungsmittel für das Polymere" ist als (von einer oder mehreren Verbindungen gebildetes) Lösungsmittel
defini.ert, das folgenden Kriterien genügt: 1. muss es befähigt sein, bei einer gewissen Temperatur unter etwa
180° C eine verdünnbare Lösung des Polymeren zu bilden, die etwa 10 Gew.% an Polymeren enthält, 2. muss die anfallende
Lösung ein homogenes Aussehen zeigen (bei Betrachtung mit
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dem unbewaffneten Auge), 5. darf keine Komponente des Lösungsmittels
bei einer Temperatur von 180° C für einen Zeitraum von mindestens einer, vorzugsweise dreissig Minuten
einer wesentlichen chemischen Reaktion mit anderen Komponenten des Lösungsmittels, dem Polymeren, dem Polymerhydrat
oder freiem Wasser unterliegen. Es ist schon zufriedenstellend, wenn ein Lösungsmittel diesen Kriterien nur bei Bedingungen
erhöhten Drucks genügt. Der Siedepunkt des Lösungsmittels ist jedoch überraschenderweise von nur geringer oder
ohne Auswirkung; wenn ein Lösungsmittel den obigen Kriterien des Lösevermögens und der chemischen Beständigkeit in dem
Hydrat-System genügt, sind für den Einsatz bei dem Verfahren gemäss der Erfindung selbst Lösungsmittel zufriedenstellend,
die unter 100° C sieden.
Zu "verträglichen Lösungsmitteln für das Polymere" gehören 2-Pyrrolidon, Äthylencarbonat, Propylenearbonat, Propiolacton,
γ-Butyrolacton, Q -Valerolacton, γ-Valerolacton,
Dimethylformamid, Dimethylacetamid, N-Acetylmorpholin,
Methyläthylsulfon, Tetramethylensulfon, Tetramethylensulfoxid,
Methyläthylsulfoxid, Dimethylsulfon, Dimethylsulfoxid,
Acetonitril, Natriumthiocyanat (in Wasser) und allgemein alle den obigen Kriterien genügenden bekannten Lösungsmittel
für Acrylnitrilpolymere.Bevorzugte Lösungsmittel sind 2-Pyrrolidon, Äthylencarbonat und Tetramethylensulfon auf
Grundlage hauptsächlich des wichtigen Untermerkmals einer geringen Toxizität. Lösungsmittel von an der Grenze liegender
Instabilität eignen sich für die praktische Durchführung der Erfindung durch, den Kunstgriff einer Spätinjektion des
Lösungsmittels in die vorgebildete Schmelze, so dass sich eine nur minimale Einwirkung des Hochtemperaturprozesses ergibt.
Die Lösungsmittel von höherer Beständigkeit sind vielseitiger; 2-Pyrrolidon z. B. kann der Polymerbeschickung
oder Wasserbeschickung einverleibt oder in Form eines gesonderten Stroms in der Mischanfangsstufe injiziert werden, ohne
dass sich unerwünschte Nebenwirkungen ergäben. Äthylen-
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carbonat unterliegt bei diesen Bedingungen bei dem Verfahren einer leichten Hydrolyse, und das als Nebenprodukt
anfallende Kohlendioxid führt zu unerwünschten Bläschen in dem ausgestossenen Gebilde. Man injiziert daher vorzugsweise
das Lösungsmittel in einem Spätstadium des Ausstossvorganges, um die Einwirkung hoher Temperatur minimal zu
halten, wenn Ithylencarbonat oder ein Lösungsmittel von
ähnlicher, an der Grenze liegender Stabilität verwendet wird.
Die anzuwendende Lösungsmittelmenge innerhalb des vorgesehenen Bereiches bestimmt sich nach verschiedenen Erwägungen,
einschliesslich des Molekulargewichtes des eingesetzten Polymeren (eine grössere Lösungsmittelmenge eignet sich dazu,
die hohe Schmelzviscosität von hochmolekulares Polymeres
enthaltenden Stoffzusammensetzungen herabzusetzen), und
der anzuwendenden Verfahrensbedingungen. Im allgemeinen wird man. im Interesse der Wirtschaftlichkeit des Verfahrens' vorzugsweise
mit der Mindestmenge an Lösungsmittel arbeiten, die mit der Ausbildung der gewünschten Quereigenschaften in
den Fäden in Einklang steht.
Die Bildung der ausstossbaren, einphasigen Stoffzusammensetzung
geschieht nur innerhalb eines bestimmten Bereiches erhöhter Temperaturen. Es hat sich schon gezeigt, dass bei
Vorliegen von weniger als 45 % aller Nitrilgruppen des Polymeren
in hydratisierter, d. h. mit Wassermolekülen assoziierter
!form die Stoffzusammensetzung nicht die Pluidität
oder Homogenität hat, die man für eine brauchbare Ausstossung und Verstreckbarkeit des ersponnenen Produktes benötigt,
und dass bei Vorliegen irgendwelcher gekuppelter Nitrilgruppen die Ausstossung der Polymerzusammensetzung schwierig
ist, wenn weniger als 80 % der gekuppelten Nitri!gruppen
hydratisiert sind. Wenn andererseits Wasser in einem wesentlichen
Überschuss über die Menge· vorliegt, die zur Hydratation von Nitri!gruppen des Polymeren bei einer gegebenen
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Temperatur der Stoffzusammensetzung innerhalb des Temperaturbereiches, in dem Hydratation erfolgt» befähigt ist, so
zeigt das überschüssige Wasser (d. h. Wasser über die Menge hinaus, die sich mit den Nitiilgruppen bei der gewählten
• Temperatur zu vereinigen vermag) eine Neigung zur Bildung einer zweiten Phase. Kleinere Mengen solchen überschüssigen
Wassers (d. h. bis zu etwa 7 %» bezogen auf das Polymergewicht,
über die Menge hinaus, die sich bei der angewandten Temperatur als Hydrat zu binden vermag) sind tolerierbar,
wobei die Wassergesamtmenge diejenige, die zur Hydratation aller Nitrilgiuppen notwendig ist, nicht überschreiten soll.
Ein grösserer Überschuss (9 bis 10 0Jo) kann toleriert werden,
wenn die Comonomer-Einheiten hydrophil sind, auer ein sehr
hoher Wasserüberschuss ist inakzeptabel, da er bei der Ausstossung
stört und zu Bläschen und Bruch oder Zerlegung des Extrudates führt wie auch Unterbrechungen des Verfahrens
verursacht.
Durch den Zusatz des verträglichen Lösungsmittels zu solchen Stoffzusammensetzungen wird auch die Schärfe der oben beschriebenen
Anforderungen an die Wassermenge vermindert; wenn man den Wassergehalt um eine Menge vermindert (gegenüber
den obenbeschriebenen Auf or de rangen) , die bis zu etwa
der Gewichtsmenge des verträglichen Lösungsmittels entspricht, das zugesetzt wird, oder wenn das Lösungsmittel einfach
hinzugegeben wird, ohne die Zusammensetzung weiter zu verändern, fallen im wesentlichen einphasige Zusammensetzungen
an. Die Gründe dieser zusätzlichen Flexibilität bei lösungsmittelhaltigen
Zusammensetzungen sind noch nicht klar. Es gibt Anzeichen, dass sich das Polymere gegenüber V/asser bei
Temperaturen bis zu etwa 180° C bevorzugt mit echtem Lösungsmittel
assoziiert. So zeigt Fig. 4- mit Kurve A den Hydratationsgrad von Polyacrylnitril (ohne cornonomeres Modifizierungsmittel)
bei zunehmender Temperatur, Kurve B die Hydratation von Polyacrylnitril in Gegenwart von 3 % Athylencarbonat
und Kurve C die Hydratation von Polyacrylnitril in
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Gegenwart von 5 % Äthylencarbonat (jeweils bezogen auf das
Polymere), wobei zu erkennen ist, dass Hydratation in Gegenwart von Lösungsmittel in Stufen eintritt, was das Bestehen
einer Kupplungshinderung in den Fällen, in denen ein Lösungsmittel vorliegt, zeigt. Es wird angenommen, dass die Polymer-Lösungsmittel-Assosiierung
beständiger als die Polymer-Wasser-Assoziierung
ist und dass das Vorliegen von Lösungsmittel die gekuppelten Nitrilgruppen vermindert, die zur Niedertemperatur-Assoziierung
mit Wasser verfügbar sind. Dies könnte den verminderten Wasserbedarf (und die Verfügbarkeit
der Gegebenenfallsmassnahme, die Wassermenge um eine Menge
zu verkleinern, die dem zugesetzten Lösungsmittel entspricht) erklären. Die bestehende Toleranz in Bezug auf das überschüssige
Wasser, das gewöhnlich zur Bildung einer gesonderten Phase neigen würde, ist ihrem Mechanismus nach noch nicht
geklärt. Es erscheint möglich, dass die Lösungsmittel-Polymer-Assoziierung
reversibel ist und dass der Anteil des Lösungsmittels, der zu einer gegebenen Zeit nicht assoziiert ist,
als Lösungsvermittler für denjenigen Teil des Wassers wirken könnte, der zur gleichen Zeit nicht assoziiert ist.
Die ausstossbaren Zusammensetzungen mit Acrylnitrilpolymerem,
Wasser und verträglichem Lösungsmittel für die Zwecke der Erfindung müssen somit, um praxisgerecht zu Fäden verformbar
zu sein, mindestens etwa 4-5 % der Wassermenge enthalten, die zur Hydratation aller Nitrilgruppen notwendig ist, oder 80 %
der Wassermenge, die zur Hydratation jeglicher gekuppelten Nitrilgruppen in dem Polymeren notwendig ist, und zwar die
jeweils grössere dieser beiden Mengen, oder diese Menge abzüglich einer Gewichtsmenge, die bis zu der verwendeten Menge
des verträglichen Lösungsmittels reichen kann. Die Einhaltung der Forderung, dass dem grÖsseren der 45-%- und 80-%-Minima
genügt wird, ist Xtfichtig. Im allgemeinen wird bei Polymeren,
die eine Modifizierung mit etwa 7,5 Gew.% oder eine geringere
Modifizierung durch eines oder mehrere der gebräuchlicheren mischpolymerisierbaren Monomeren aufweisen, die im Interesse
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einer guten Verformbarkeit benötigte Vassermindestmenge
(vor der, wenn gewünscht, erfolgenden Verminderung auf Basis des verträglichen Lösungsmittels) 80 % der Menge betragen,
die zur Hydratation der gekuppelten Nitrilgruppen notwendig ist. Polymere mit stärkerer Modifizierung (d. h.
über 7,5 Gew.%) durch Einheiten solcher Monomeren erfordern
als Minimum (vor der, wenn gewünscht, erfolgenden Verminderung auf Basis des Lösungsmittels) gewöhnlich diejenige
Wassermenge, die zur Hydratation von 45 % aller Nitrilgruppen
notwendig ist.
Die zu verformenden Stoffzusammensetzungen lassen sich leicht bilden, indem man die gewünschte, genaue Wassermenge im
Bereich zwischen der für die Hydratation von 45 % aller
Nitrilgrüppen oder 80 % aller gekuppelten Nitrilgruppen benötigten, und zwar der jeweils grösseren von beiden, als
unterer Grenze und der als Hydrat bei dieser Temperatur gebundenen Menge zuzüglich 7 Gew.%, bezogen auf das Polymere,
als oberer Grenze, wobei die Wassergesamtmenge die zur Hydratation aller Nitrilgrüppen benötigte nicht überschreitet
(wobei die gleiche Begrenzung bezüglich der Gesamtmenge und die Gegebenenfalls-Verminderung um einen Betrag bis zu
der verwendeten Gewichtsmenge des verträglichen Lösungs-· mittels in beiden Fällen zu beachten ist) und 0,5 bis 10 %
des verträglichen Lösungsmittels für das Polymere hinzufügt und die Mischung bei autogenem oder höherem Druck .auf die
zur Bildung einer einzigen Phase (die ein Anzeichen für Hydratbildung ist) benötigte Temperatur (Tj1) erhitzt. Man
kann andererseits auch mit einem Überschuss an Wasser arbeiten, die Zusammensetzung bei autogenem Druck auf die gewünschte
Temperatur erhitzen und das überschüssige Wasser durch Abscheidung unter der Wirkung der Schwerkraft (das
geschmolzene Hydrat ist dichter als Wasser) oder Abdampfen entfernen. Die Frage, ob das Lösungsmittel vor oder nach
der Konzentrierungsstufe zugesetzt wird, hängt von praktischen
Erwägungen, wie der Beständigkeit des Lösungsmittels
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in dem System, ab. Nach der Herstellung behält die Zusammensetzung
ihren einphasigen Charakter auch bei Temperaturen bei, die etwas über und unter den für die Herstellung benötigten
liegen. So ist die einmal hergestellte, lösungsmittelhaltige, ausstossbare Zusammensetzung bei Temperaturen
im Bereich von etwa 25° G unter bis etwa 10° C über T-, (der
Herstellungs-Mindesttemperatur) verformbar. Ein Verformen der Zusammensetzung bei einer Temperatur, die unter der für
die Herstellung des Hydrates benötigten liegt, beschleunigt die Abschreckung bzw. -kühlung und fördert die Bildung von
Feststoff-Fäden.
Bestimmung der für die Polymer/Wasser-Zusammensetzung
benötigten Wassermenge
Als erste Stufe bei der·Wahl einer verformbaren, einphasigen
Zusammensetzung gemäss der Erfindung ergibt sich die Bestimmung der Wassermenge, die man zur Hydratation des Polymeren
in Abwesenheit des verträglichen, organischen Lösungsmittels -benötigt. Da die Nitrilgruppen des Homopolymeren von Acrylnitril
zu im wesentlichen 100 % gekuppelt sind, entspricht die in Abwesenheit des Lösungsmittels zur Erzielung verformbarer
Massen benötigte Wassermindestmenge der Menge, die zur Hydratation von 80 % der Nitrilgruppen in dem Homopolymeren
erforderlich ist. In ähnlicher Weise entspricht bei Mischpolymeren des Acrylnitrils, bei denen die Comonomer-Einheiten
etwa 15 G-ew.% oder mehr der Einheiten des Mischpolymeren
ausmachen, die zur Erzielung verformbarer Massen mit diesen Mischpolymeren benötigte Wasser-Mindestmenge der
Menge, die zur Hydratation von 4-5 % aller Nitrilgruppen des
Polymeren erforderlich ist, da bei diesen Mischpolymeren die Kupplung der Nitrilgruppen im wesentlichen vollständig
gehindert ist. Die von dem Homopolymeren oder den gebräuchlicheren Mischpolymeren vertragene Wasser-Höchstmenge ist
gleich der bei der angewandten Temperatur als Hydrat gebundenen Menge zuzüglich 7 Gew.%, bezogen auf Polymeres, wobei
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die Wassergesamtmenge die zur Hydratation aller Nitrilgruppen
benötigte nicht überschreitet.
Die Bestimmung der Mindestmenge an Wasser, die sich bei einem Mischpolymeren des .Acrylnitrilε, das bis zu etwa 15 Gew.%
Comonomer-Einheiten enthält, in Abwesenheit des verträglichen, organischen Lösungsmittels verwenden lässt, ist
komplizierter als die einfache Durchführung der in dem vorstehenden Absatz beschriebenen Berechnungen, da diese Mischpolymeren
sowohl gekuppelte als auch ungekuppelte Nitrilgruppen enthalten können, mit anderen Worten, die ein Minimum
darstellende Wassermenge hängt davon ab, wie viele gekuppelte Nitrilgruppen in dem Polymeren vorliegen. Zur Bestimmung der
Zahl der vorliegenden gekuppelten Nitrilgruppen erfolgt eine Differentialthermoanalyse (nachfolgend auch kurz DTA-Analyse)
von Mischpolymer-Wasser-Mischungen. Die DTA-Analyse ist ein
Mittel zur Bestimmung endotherm oder exotherm verlaufender Ereignisse in einer Probe bei Veränderung der Temperatur
der Probe, und die Werte deuten darauf hin, dass die Entkupplungs-Hydratation
von gekuppelten Nitrilgruppen ein endotherm verlaufendes Ereignis darstellt. Auf diese V/eise
ermittelt man bei der Bestimmung der Wärmemenge, die eine Probe von Acrylnitrilpolymerem und Wasser beim Erhitzen absorbiert,
nach der DTA-Analyse als Mass für den Betrag der eintretenden Entkupplungs-Hydratation der gekuppelten Nitrilgruppen
die Grosse jeglicher Zunahme der über einen gewissen Temperaturbereich absorbierten Wärmemenge.
Durch eine Reihe von DTA-BeStimmungen (zur angewandten Methode
siehe weiter unten) an einer gegebenen Acrylnitrilpolymer-Wasser-Mischung,
wobei die einzige Veränderliche während der Bestimmungsreihe von dem Anteil des anwesenden
Polymeren und Wassers gebildet wird, lässt sich eine graphische ,Darstellung gewinnen, bei der man AH (während der
Entkupplungs-Hydratation gekuppelter Nitrilgruppen absorbierte
Wärmemenge in Kalorien) gegen den Wassergehalt des
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Materials aufträgt. Eine solche Darstellung zeigt die Fig. 1, bei der die Kurven A bis E fünf verschiedene Acrylpolymere
wiedergeben. Kurve A zeigt Polyacrylnitril, bei dem im wesentlichen alle Nitrilgruppen gekuppelt sind. Der Maximalwert
von AH für diese Kurve dürfte somit die Wärmemenge in Kalorien wiedergeben, die zur Entkupplungs-Hydratation
jeder gekuppelten Nitrilgruppe in einem im wesentlichen vollständig gekuppeltem Polymeren notwendig ist. Beim Arbeiten
mit einem Mischpolymeren liegt eine kleinere Zahl gekuppelter Nitrilgruppen vor (wie oben erklärt, hindert
das Vorliegen von Comonomer-Einheiten die Nitril-Kupplung) und der Maximalwert von AH für solche Mischpolymeren ist
zwangsläufig kleiner als derjenige für Polyacrylnitril.
Durch Ermittlung des Verhältnisses des AH-Maximums für jegliches Mischpolymere zum Δ,Η-Maximum für Polyacrylnitril
lässt sich die Gewichtsfraktion des Mischpolymeren bestimmen,
die von gekuppelten Acrylnitrilresten gebildet wird.
Die fünf Acry!polymeren, deren DTA-Kurven in Fig. 1 gezeigt
sind, sind in Tabelle I zusammen mit der berechneten Menge an Wasser (Gew.%, bezogen auf Polymeres), die man zur vollständigen
Hydratation aller Nitrilgruppen in dem Polymeren benötigt, und dem Maximalwert von Δ Η für jedes Polymere
aufgeführt. Aus diesen ΔΗ-Werten wird die Wassermenge (Gew.%,
bezogen auf Polymeres) errechnet, die man zur Hydratation aller gekuppelten Nitrilgruppen in dem Polymeren benötigt.
Die in Fig. 1 aufgetragenen Werte sind zur Präzisierung der Δ H-Maximum-BeStimmung gewählt, d. h. durch Ausdrücken von
ΔΕ in Kalorien/g Mischung nimmt ΛΗ mit zunehmender Wassermenge
über die zur Hydratisierung der gekuppelten Nitrilgruppen
benötigte hinaus ab, wodurch der Maximalwerz von Δ Η klar identifiziert wird. Nachdem einmal der·Maximalwert für
ein gegebenes Polymeres bestimmt worden ist, drückt man AH zweckmässiger in Kalorien/g Polymeres aus; auf Grundlage
dieser Werte wird die genaueste Bestimmung des Wasserbedarfs wie folgt erhalten (für Polymeres B erläutert):
- 15 ■-■
4G981&/KU6
Q-1O35-A
34 β 23,3 Teile Wasser/100 Teile Polymeres
Kurve | Polymer- Berechnete, | H-Maximum | 17,1 | HpO, %, für |
nach Fig.1 |
zusammen- zur voll- setzung, ständigen Mol% +; Hydratation notwendige Wassermenge, % -M-) |
Kalorien/Kalorien/ g g Mischung Poly meres |
11,7 | die Hydrata tion gekup pelter Ni- trilgruppen (DTA-Bestim mung) ++) |
A | AN (100) 34 . | 12,8 | 5,0 | 33,3 |
B | AN/MA/SSS (96,1/3,8/0,1) 31,8 |
9,5 | 14,7 | 23, 3 |
C | AN/MA/SSS (92,1/7,8/0,1) 29,7 |
4,2 | 13,5 | 9,9 |
D | AN/SSS (99,5/0,5) 33,3 |
11,5 | 29,2 | |
E | AN/SSS (98,9/1,1) 32,6 |
10,4 | 26,8 |
+) AN χ= Acrylnitril
MA β Methylacrylat
SSS = Natriumstyrolsulfonat
++) Teile Wasser/100 Teile Polymeres
SSS = Natriumstyrolsulfonat
++) Teile Wasser/100 Teile Polymeres
Wie aus Fig. 1 ersichtlich, steht die sich empirisch ergebende, zur vollständigen Hydratation von Polyacrylnitril
benötigte Wassermenge (25 %, bezogen auf die Mischung;
33,3 %, bezogen auf das Polymere) mit der errechneten Menge
in Übereinstimmung. Wie die rechte Spalte von Tabelle I weiter zeigt, liegt die Zahl gekuppelter Nitrilgruppen in
den Mischpolymeren B bis E unter der Gesamtzahl der anwesenden Nitrilgruppen; dies erläutertden Hinderungseffekt
von Comonomer-Einheiten auf die Kupplung.
Nachdem einmal Werte der vorstehenden Art vorliegen, lässt
- 16 -
4G981B/KU6
sich aie Wassermenge, die zur Hydratation von 80 % der gekuppelten
Nitrilgruppen notwendig ist, und die Wassermenge berechnen,
die zur Hydratation von 45 % aller Nitrilgruppen benötigt wird. Die für diese Art von Mischpolymerem in Abwesenheit
des verträglichen, organischen Lösungsmittels dann benötigte Wasser-Mindestmenge entspricht· der Menge, die beiden
Kriterien genügt, mit anderen Worten, der grösseren der beiden -Mengen.
Zur Erläuterung sei diese Berechnung für das Polymere B gezeigt:
Für 80 % der gekuppelten
Nitrilgruppen: 0,8 χ 23,3 » 18,64· % Wasser
S1Ur 45 % aller Nitrilgruppen:
0,45 x 31»8 = 14,31 % Wasser
Somit soll als Wasser-Mindestgehalt für das Polymere B in Abwesenheit des Lösungsmittels 80 % derjenigen Menge gewählt
werden, die zur Hydratation der gekuppelten Nitrilgruppen notwendig ist. Beim Polymeren C jedoch beträgt der "80-%-Wert"
7,9 %, während der "45-%-Wert" 11,4 ^beträgt; dies zeigt,
dass bei diesem Polymeren als Wasser-Mindestmenge in Abwesenheit des Lösungsmittels 45 % derjenigen Menge gewählt
werden sollen, die zur Hydratation aller vorliegenden Nitrilgruppen benötigt wird. .
Das Vorlegen von bis zu 10 Gew.% (bezogen auf das Polymere)
an einem verträglichen Lösungsmittel gemäss der Erfindung bedingt nicht allgemein ein Abweichen von den nach der obigen
Methode ermittelten Polymer/Wasser-Zusammensetzungen. Der
Einsatz des Lösungsmittels macht das Polymer/Wasser-Verhältnis
aber weniger kritisch. Es ist nicht nur möglich, den Wassergehalt um einen Betrag zu vermindern, der bis zu der
zugesetzten Gewichtsmenge an Lösungsmittel reichen kann, sondern als Ergebnis des Lösungsmitteleinsatzes ist ver-
- 17 -409816/1046
schiedentlich auch ein leichtes Erhöhen des Wassergehaltes
über die Höchstmenge, die ohne Lösungsmittel tolerierbar ist, hinaus möglich, ohne dass sich bei dem Verfahren
Schwierigkeiten ergeben.
Die Hydratationstemperatur, T, , ist hier als die Minimaltemperatur
definiert, bei der eine arbeitsfähige Polymerkomponente-Wasser-Zusammensetzung
zu einer im wesentlichen einphasigen, verformbaren Schmelze wird, d. h. genügend Hydratation
eintritt, um eine Schmelze zu bilden. Wasser im Überschuss über die Menge, die bei 3L eine Bindung eingeht,
ist innerhalb der hier beschriebenen Grenzen tolerierbar. -Wenn die Hydratschmelze weniger gebundenes Wasser enthält,
als es gebunden ist, wenn alle Nitrilgruppen nach der 1/1-Beziehung mit Wassermolekülen assoziiert sind, ist eine
Bindung von weiterem, eventuell vorliegenden Wasser durch Erhöhen der Temperatur möglich. Auf diese Weise lässt sich
für Jede polymere Komponente eine anwendbare Temperatur aus einem Bereich anwendbarer Temperaturen wählen.
Wenn die Stoffzusammensetzung auf T^ gebracht worden ist, ist
auf Grund einer Hysterese des Hydratation/Dehydratations-Zyklus eine massige Temperaturveivn-inderung bis zu etwa
25° C ohne Verlust an Verformbarkeit tolerierbar. Auch eine
massige Temperaturerhöhung, bis zu etwa 10° C, ist tolerierbar, aber beim Vorliegen von überschüssigem Wasser kann die
Bildung von weiteren Nitrilgruppen/Wasser-Assoziierungen
hierdurch zu einer veränderten Zusammensetzung (in Abhängigkeit
von der Beziehung zwischen Hydratationsgrad und Temperatur in diesem Temperaturbereich)führen. Im allgemeinen
hat es sich als zu bevorzugende Arbeitsweise erwiesen, mit einer Formungstemperatür zu arbeiten, die etwas unter Tj1
liegt, und einen überschuss an Wasser innerhalb des arbeits-
- 18 -
9816/1046
fähigen Bereiches, wie beschrieben, zu verwenden. Dies ist unten noch näher erörtert.
Auch die Bestimmung der Hydratationstemperatur eines gegebenen Polymeren erfolgt am besten in Abwesenheit des verträglichen,
organischen Lösungsmittels. Die im vorstehenden Abschnitt erörterten, einphasigen, lösungsmittelfreien,
hydratisieren Zusammensetzungen sind nicht erhältlich, indem man einfach eine Menge Wasser innerhalb des benötigten Bereiches
zu dem Acrylnitrilpolymeren hinzufügt, da die Hydrate nur bei erhöhten Temperaturen gebildet werden. Die benötigten,
erhöhten Temperaturen lassen sich für jede gegebene Acrylnitrilpolymer-Zusammensetzung
visuell oder, in vielen Fällen genauer, durch Laser-Eaman-Spektroskopie bestimmen.
Eine visuelle, ungefähre Bestimmung der Temperatur kann erfolgen, indem man die benötigte Menge an Wasser zu dem Polymeren
in einem dickwandigen Glasrohr hinzugibt, das Rohr verschliesst und die Mischung erhitzt. Während des Erhitzens :
der Mischung scheint das Polymere zunächst im wesentlichen in der Form eines trocknen Pulvers zu verbleiben, bis Hydratation
einsetzt, wobei das Polymere in ein etwas trübes, visuell gleichmässiges Fluid übergeht. Beim Erhitzen auf die
noch höhere Temperatur, die zur Vervollständigung der Hydratation aller Nitrilgruppen notwendig ist, verschwindet die
Trübung mit der Massgabe, dass genügend Wasser zugesetzt wurde, um eine vollständige Hydratation zu erlauben.
Als genaueres Mittel zur Bestimmung des Hydratationstemperatur-Bereichs
steht die Laser-Raman-Spektroskopie (nachfolgend auch kurz mit LSR bezeichnet) zur Verfügung. Die LSR ermöglicht
die quantitative Bestimmung gewisser Bindungsarten durch Analyse des Spektrums der Streuungsstrah] ung, die
aus der Einwirkung eines Laserstrahls auf eine erhitzte Probe resultiert. Die LSR-Analyse (die Arbeitsmethode ist
weiter unten beschrieben) einer Probe eines Acrylnitril-
- 19 409816/1046
polymeren in Wasser liefert Werte, aus denen sich eine graphische Darstellung gewinnen lässt, welche die Menge in
der Probe vorliegender Nitrilbindungen als Funktion der Temperatur zeigt. Das Diagramm erlaubt es auch, die vorliegende
Menge an hydratisieren Nitrilgruppen darzustellen.
Graphische Darstellungen von durch LRS erhaltenen Werten sind in Fig. 2 und 3 gezeigt. Die Fig. 2 zeigt Werte, die an
einer Probe des Mischpolymeren B von Tabelle I erhalten wurden. In Fig. 3 stellt die Kurve B die gleichen LES-Werte
und die Kurve A die LRS-Werte dar, die bei einem Mischpolymeren erhalten wurden, das Acrylnitril, Vinylacetat und
Natriumstyrolsulfonat im Gewichtsverhältnis von 93»95 '· 6 J
0,05 enthielt.
Wie aus Fig. 2 zu ersehen, zeigt die LRS-Analyse des Mischpolymeren
B von Tabelle I, dass mit Erhöhung der Temperatur die Nitrilbande (2234 cm , durch Kreise dargestellt) bei
etwa 140° C zu verschwinden beginnt, d. h. die Nitrilkonzentration
beginnt abzunehmen. Die Nitrilbande erreicht zwischen etwa 170 und 190° C ein Plateau, um dann bei fortgesetzter
Erhitzung schliesslich bei etwa 225° C zu verschwinden.
Gleichlaufend tritt eine neue Bande bei 2050 cm (durch
χ dargestellt) bei etwa 140° C in Erscheinung, um zwischen etwa 170 und 190° C ein Plateau zu erreichen und auf ein
Maximum bei etwa 225° C zu steigen. Wie die Zeichnung zeigt, liegt die Plateau-Temperatur in beiden Fällen zwischen etwa
170 und 1900 C, und die Intensität der Nitrilbande an diesem
Plateau beträgt etwa 1/3 der Anfangsintensität, während das Intensitätsniveau der neuen Bande am Plateau etwa 2/3
des Maximums beträgt. Die Zeichnung deutet auch darauf hin, dass mit dem weiteren Steigen der Kurve für das hydratisierte
Nitril über das Plateau hinaus und der Fortsetzung der Nitrilgruppenkurve
nach unten auch eine Assoziierung der ungekuppelten Nitrilgruppen mit Wasser eintritt; diese Hydratation
wird bei der oben beschriebenen DTA nicht erfasst.
- 20
Ein auf die Hydratation von gekuppelten Nitrilgruppen hindeutendes
Plateau tritt nicht bei allen Acrylmischpolymeren
in Erscheinung. Z. B. scheinen Mischpolymere von Acrylnitril und Vinylacetat oder Methyl vinylpyridin der Hydratation
in umgekehrter Reihenfolge als das Mischpolymere nach Fig. 2 zu unterliegen, d. h. bei ihnen scheint die Hydratation
zunächst unter Hydratation der nichtgekuppelten NitrÜgruppen und darauf Hydratation der gekuppelten Nitrilgruppen
zu verlaufen. Vinylacetat-Mischpolymere erscheinen bei DTA mit ihren Methylacrylat-Partnern identisch, bei der
LSR-Analyse jedoch von diesen sehr verschieden. Dies erläutert Fig. 3» welche als Kurve A die LRS-Werte eines
Terpolymeren wiedergibt, das Acrylnitril, Vinylacetat und Natriiimstyrolsulfonat im Gewichts verhältnis von 93 »-95 : 6 :
0,05 enthält. Die Kurve B gibt .die LRS-Verte wieder, die
an dem für die graphische Darstellung von Fig. 2 verwendeten Mischpolymeren erhalten worden sind, und ist in Fig. 3
eingezeichnet, um die Erörterung von Kurve A zu erleichtern.
Zur Bestimmung der niedrigsten Arbeitstemperatur (Tj1) jedes
gegebenen Aorylnitrilpolymeren, bei der sich ein einphasiges, lösungsmittelfreies Hydrat bilden lässt, zieht man auf dem
LRS-Diagramm eine Waagerechte beim 0,4-5-Wert für die Fraktion
hydratisierter Nitrilgruppen und eine weitere Waagerechte bei dem Wert der Fraktion hydratisierter Nitrilgruppen,
der dem 0,8fachen der Fraktion der vorliegenden, gekuppelten Nitrilgruppen (aus den DTA-Verhältnissen errechnet)
entspricht. Jede Waagerechte wird die Kurve der Laser-Raman-Werte für das Polymere schneiden gelassen. Wie sich
empirisch gezeigt hat, entspricht der höhere der beiden Temperaturwerte dieser Schnittpunkte etwa der Minimaltemperatur,
bei der sich eine spinnfähige Zusammensetzung in Abwesenheit eines Lösungsmittels bilden lässt. Durch Wahl
des höheren Temperaturwertes (Tj1) und der entsprechend höheren
Wassermindestmenge lässt sich sicherstellen, dass beiden Begrenzungen - Hydratation von mindestens 45 % aller
- 21 -40981 fi/ 1 iUG
^°55"Α "■ 23 A 3571
Nitrilgruppen und mindestens 80 % der gekuppelten Nitrilgruppen - genügt wird.
Die zur Bildung der einphasigen Hydrate benötigte Maximaltemperatur
entspricht der Temperatur, bei der alle Nitrilgruppen hydratisiert sind. Die für eine vollhydratisierte
Zusammensetzung benötigte Temperatur ist somit ermittelbar,
indem man an dem LRS-Diagramm die Temperatur abliest, bei der alle Nitrilgruppen hydratisiert sind (die. Fraktion hydratisierter
Nitrile gleich 1 ist).
Das Vorlegen des verträglichen, organischen Lösungsmittels macht kein Abweichen von den nach der obigen Methode bestimmten,
arbeitsfähigen Temperaturen notwendig. Es hat sich aber gezeigt, dass Lösungsmittelzusatz die Hydratviscosität
bei einer gegebenen Temperatur herabsetzt und ein Ausstossen bei etwas niedrigerer Mindesttemperatur
erlaubt. Eine Herabsetzung des Wassergehaltes um einen Betrag bis zur Gewichtsmenge des eingesetzten Lösungsmittels
ergibt der Erwartung entsprechend eine Tendenz zur Wiederherstellung der normalen Schmelzviscosität.
Wie schon erwähnt, hat sich gezeigt, dass die Verformungsoder Ausstosstemperatur eines verträgliches Lösungsmittel
enthaltenden Hydrates gegenüber der ermittelten Hydratbildungstemperatur um etwa 25° C nach unten bis zu etwa 10° G
nach oben variieren kann. Eine zu geringe Formungstemperatur führt zu Diskontinuitäten beim Extrudieren oder auch zu
Formungen schlechter Qualität, z. B. einem häufigen Auftreten von Bläschen, da ein Teil des Wassers im Überschuss
über das bei dieser Temperatur gebundene Wasser (wie aus dem LRS-Diagramm ersichtlich) vorliegt. Bei Formung einer
Zusammensetzung, bei welcher der Hydratationsgrad des Polymeren
in der Nähe des notwendigen Mindestwertes liegt, bei einer Temperatur unter der bevorzugten Temperatur setzt man
vorzugsweise ein Polymeres ein, das eine niedrigere inhärente
- 22 -
k 0 9 ß 1 fi / 1 0 U 6
Viscosität hat als man sie beihöheren Formungstemperaturen
bei Zusammensetzungen anwenden vrürde, in denen die anwesende Wassermenge nahe des statthaften Maximalwertes liegt.
Beim Ausstossen kann sich eine gewisse Tendenz zum Auftreten von Bläschen in der extrudierten Struktur ergeben. Die Bildung
solcher Bläschen lässt sich unterdrücken, indem man den austretenden Formling einer beschleunigten Abkühlung
unterwirft oder um das Extrudat herum für kurze Zeit nach der Extrudierung Druck einwirken lässt. Auch eine Entlüftung
der Zusammensetzung vor dem Extrudieren ist von Wert. Die Entlüftung ist durchführbar, indem man die Zusammensetzung
gefriert und den Behälter evakuiert, um dann wieder zu erhitzen, oder die Zusammensetzung auf einem zweckentsprechenden
Extruder der Schneckenbauart verarbeitet.
Die einphasigen Hydrat-Zusammensetzungen für die Zwecke der Erfindung haben bei autogenem Druck oder höheren Drücken
und bei Temperaturen in dem oben erörterten Bereich eine praxisgerechte Stabilität. Sie sind zur Erzeugung von Fäden
verwendbar, die nach Strecken und Abkochen bessere Schlingenfestigkeitseigenschaften
(bestimmt nach 50 Min. Abkochen) als Fäden haben, die in Abwesenheit des verträglichen Lösungsmittels
hergestellt worden sind.
Das Ausstossen selbst kann auf herkömmlichen Fadenextrudern bzw. -spinnvorrichtungen, z. B. auf einem Doppelschneckenoder
Schmelzextruder, erfolgen.
Prü fmethoden DTA-Analysemethode
1. Man überführt eine Polymer-Wasser-Mischung (5 bis 10 mg)
bekannter Zusammensetzung rasch in einen kleinen Aluminiumbecher, der einen Berstdruck von 3 »15 atu verträgt, und ver-
- 23 40981R / 1(Uf?
schliesst den Becher hermetisch.
2. Man gibt diesen Becher auf die eine Schleife (Loop) des Differentialthermopaars einer DTA-Zelle (Bauart "Stone"
Tracor, Modell SH-15BH2-Ni, auf 210 atü Innendruck bei
500° C ausgelegt) und auf die andere Schleife in der Zelle als Bezugsseite des Systems einen leeren, verschlossenen
Becher des gleichen Typs.
3. Die Zelle wird zusammengebaut, auf einen Stickstoffdruck
von 35 atü gebracht, um die Möglichkeit eines Vasserverlustes
aus der Probezelle auf Grund irgendwelcher kleinen Undichtigkeiten zu minimieren, und bei maximaler Ofenleistung 2 Min.
vorgeheizt. Als Ofen dient das Modell HP-202 der Bauart
Tracor ("Stone").
4. Das Temperaturprogramm wird eingeschaltet (nofliinell
Temperaturanstieg 22,5° C/Min.).
5· Man lässt die Zelle den interessierenden Temperaturbereich
durchlaufen, während sich einstellende, thermisch induzierte Ereignisse gleichzeitig auf einem Streifenschreiber und einem
X-Y-Schreiber aufgezeichnet werden.
6. Man bestimmt mit einem Polarplanimeter die Peak-Ifläche
bei der Streifenaufzeichnung und berechnet die entsprechende Reaktionswärme durch Vergleich dieser Fläche mit der durch
Analyse eines reproduzierbaren Standards (z. B. Indium-Metall, das bei 157° C schmilzt;4H = 6,79 Kalorien/g) erhaltenen.
Durch Integrieren zwischen der ersten feststellbaren Abweichung der Grundlinie vom stetigen Verlauf und dem
Punkt, an dem- die Kurve nach vollständiger Reaktion wieder den stetigen Verlauf angenommen zu haben scheint, wobei die
Grundlinie während des Übergangsintervalls selbst linear interpoliert wird, gewinnt man die Δ.T/Zeit-Kurve. Der
vollständige Ausdruck für die Reaktionswärme (Kalorien/g Polymeres) ist:
- 24 409816/1046
ΔΈ. (Kalorien/g Mischung) der Probe =
Schreibblattge-
Fläche Gewicht AT Empfindlichkeit schwindigkeit
Probe „ Standard „ Probe Standard
Fläche · Gewicht A Ιϊ Empfindlichkeit - Schreibblattge-Standard
Probe Standard schwindigkeit
Probe
AR (Kaloriea/g Polymeres) . «»
Die Reaktion st emp era türen sind direkt an der Temperatur-Koordinate
des X-Y-Schreibers ablesbar, der das Signal eines in
der Probekammer angeordneten Thermopaars aufzeichnet.
Einschlägige Übergangstemperaturen lassen sich an dem extrapolierten
Schnittpunkt der Grundlinie des stetigen Verlaufs vor Initiierung des Übergangs mit dem Nie dertemperatur-Kand
des endothermen Peaks gewinnen.
Die Umwandlung der EMK in Temperaturwerte erfolgt unter Verwendung der veröffentlichten Werte für "Platinel" II
(auf 0° C als Bezugsgrösse bezogen) gemäss Olsen & Freeze, J. Nat. Bur. Stds., 68c, 272 (1964).
Das Polymer/Wasser-Verhältnis in der analysierten Probe wird
thermogravimetrisen bestimmt, indem man eine gesonderte
Probe in einem Stickstoffstrom zur Trockne erhitzt.
Man schliesst eine Probe des Jeweiligen Acrylnitrilpolymeren,
das verwendet-werden soll, mit etwa 50 °/° seines Gewichtes
an Wasser vereinigt (ein Wasserüberschuss ist bei dieser Analyse ohne wesentliche Auswirkung) nach Gefrieren und
Evakuieren auf den Druck, der dem Dampfdruck von Wasser
bei dieser Temperatur entspricht, in einem Quarzrohr ein,
-25 -
409818/1046
das in einem Ofen im Kontakt mit einem geeichten Eisen-Konstantan-Thermopaar
angeordnet und unter Erhitzung mit Einrichtungen, welche eine allmähliche Temperatureinstellung
und die Aufrechterhaltung einer gegebenen Temperatur über die' zur Abtastung des Spektrums der Streuungsstrahlung benötigte
Zeit erlauben, den interessierenden Temperaturbereich durchlaufen gelassen wird.
Die Probe wird mit einem Argonion-Laser Qi= 4880 S) erregt,
der bei 200 mV oder darunter betrieben wird. Das Spektrum der Streuungsstrahlung wird bei jeder interessierenden Temperatur
unter Verwendung eines Doppelmonochromators der Bauart "Spex", Modell 1400, untersucht. Die Streuungsstrahlung bei der gewählten Wellenlänge wird auf eine Photovervielfacherröhre
(Bauart "E.M.I." 9558Qn) auftreffen gelassen,
deren Signal von einem Photozähler (Bauart Modell 1120 der Solid State Radiation Company) gemessen und auf
einem Streifenschreiber aufgezeichnet wird.
In den folgenden Beispielen sind, wenn nicht anders angegeben, Teile jeweils Gewichtsteile und physikalische Eigenschaften
an Einzelfäden nach Abkochen in Wasser von 30 Min. oder
längerer Dauer bestimmt worden.
Beispiel 1
In diesem Beispiel wird Äthylencarbonat als verträgliches
Lösungsmittel eingesetzt.
Ein Acrylnitri 1/Methylacrylat/Natriumstyrolsulfonat-Mischpolymeres
(93»63/6/0,37, auf das Gewicht bezogen) mit einer
inhärenten Viscosität von 0,9 wurden feingemahlen. Auf 100 Teile des Polymeren wurde eine Lösung von 2,9 Teilen
Äthylencarbonat in 13,3 Teilen Wasser aufgespritzt, und die
-26-409816/1046
Mischung wurde in ein Gefäss eingegeben und dieses geschlossen und 12 Std. umgewälzt. Das scheinbar trockne Pulver
wurde dann in einen Zylinder eingegeben, der mit einem Sieb mit ungefähr 20 Drähten/cm (50-Maschen-Sieb) und mit zwei
Sieben mit ungefähr 79 Drähten/cm (200-Maschen-Siebe) sowie einer Spinndüse mit einem Einzelloch von 0,25 nim Länge und
0,25 nim Durchmesser versehen war, worauf ein dicht passender,
freier, mit Polytetrafluoräthylen-Dichtungsring versehener Kolben eingesetzt wurde. Durch Anpressen eines Polytetrafluoräthylen-Blockes
an die Aussenfläche wurde die Spinndüse verschlossen. Der Zylinder wurde auf -10° C abgekühlt und
über eine zwischen Kolben und Spinndüse liegende Seitenöffnung evakuiert, bis der Wasserdampfdruck bei dieser
Temperatur erreicht war, worauf die Seitenöffnung geschlossen und etwa 5 Min. der Zylinder auf 180° C und die Spinndüse
auf 155 "bis 175° C erhitzt wurden. Hierauf wurde auf den
Kolben ein Stickstoff druck von 49 bis 70 atü zur Einwirkung
gebracht und der Block von der Spinndüse entfernt. Der anfallende, endlose Faden wurde mit 68 m/Min, aufgewickelt.
Beispiel 2
Dieses Beispiel erläutert den Einsatz verschiedener Mengen des verträglichen Lösungsmittels.
Es erfolgten fünf Spinnversuche unter Variierung des Gehaltes an Äthylencarbonat zwischen Null und 13>3 % (bezogen auf
Polymeres), wobei die in Tabelle II genannten Zusammensetzungen auf Basis des Polymeren von Beispiel 3 dosiert
einem Doppelschneckenextruder zugeführt wurden, der aufeinanderfolgend Zuführ-, Schmelz-, Misch- und Dosierzonen
aufwies, wobei die in diesen erreichte höchste Temperatur in Tabelle II genannt ist. Die anfallende Schmelze wurde
bei dem genannten Druck dosiert einer Spinndüse mit 38 oder
39 Löchern von 0,25 mm Länge und 0,18 mm Durchmesser zugeführt,
die auf der genannten Temperatur gehalten wurde (in
- 27-409816/1046
Beispiel 2F wurde eine Spinndüse mit 12 Löchern der gleichen
Abmessung eingesetzt). Die Fäden wurden direkt in eine Konditionierkammer mit den genannten Abmessungen bei den
genannten Bedingungen gesponnen, die mit Luft von Raumtemperatur unter Druck gesetzt war. Alle Garne wurden in Sattwasserdampf
bei den genannten Drücken auf 800 % ihrer Länge im ersponnenen Zustand (auf das 8fache) verstreckt und abgekocht.
Die Zugfestigkeitseigenschaften sind in der letzten
Spalte von Tabelle II genannt.
- 28 -
Tabelle II
Bei spiel |
% E20/% Äthylen- Tempe- carbonat (be- £gtur> zogen auf Poly- / ' Spinndüse |
175/172 | Druck auf der Schmelze, atü |
Konditionier- Aufwick kammer: lung, Länge (cm)/ m/Mn. Temp eratur (atü; |
96 | den/ Faden (ver streckt) |
Streck druck, atü |
2A | 26,5/0 | 172/175 | 42 | 20/140-145/Atm 68 | 109 | 11,9 | 2,5 |
2B | 25,8/5,25 | 177/173 | 42 | 15/140/1,4 | 109 | 7,6 | 1,4 |
2C | 25/6,6 ' | 177/175 | 56 | 50/128/1,4 | 109 | 7,8 | 1,5 |
2D | 24/9,5 | 177/175 | 56 | 50/128/1,4 | — | 10,5 | 1,5 |
2E | 20/15,5 | 170/169 | 60 | 5O/129/I,4 | 10,5 | 1,5 | |
2F | 27,5/- | 63 | — | — |
ο +) der der Kammer zugeführten Luft
O V>J VJl
Tabelle II (Fortsetzung)
Beispiel | • | I ι . ι |
Festigkeitseig Zugfestigkeit % |
genschaften: (g/den)/Dehnung |
|
O | gerade | Schlinge | |||
2A | 4,6/22,8 | 0,83/2,1 | |||
2B | 4,3/24,1 | 1,5/9,0 | |||
2C | 5,3/27,7 | 1,7/6,7 | |||
2D | 3,9/31,2 | 1,9/13,8 | |||
2E | 3,2/33,6 | 1,6/12,6 | |||
<■* O |
2F. | - | - | ||
CD | |||||
OO | |||||
σ> | |||||
•ν. |
f ο
VM VJl
O*
CO
CJI
Versuch 2F blieb erfolglos; die ersponneren Fäden waren schaumartig.
Obwohl sich dieses Problem durch Einsatz einer Konditionierkammer
lösen lassen sollte, traten, anscheinend auf Grund von Entspannungsverdampfung einer freien Wasserphase
in dem geschmolzenen Spinngemisch, starke Fluktationen des Spinndrucks auf, auf Grund deren von weiteren Versuchen
zur Herstellung eines brauchbaren Produktes aus dieser Spinnmasse abgesehen wurde. Ein Vergleich mit dem erfolgreich verlaufenden
Beispiel 2B erläutert deutlich, wie weniger kritisch die Verdünnungsmittel-Konzentration bei Einsatz eines geringen
Anteils an Polymerlösungsmittel in dem Verdünnungsmittel ist.
Ein Vergleich von Beispiel 2D und 2E zeigt weiter, dass ein Einsatz von mehr als etwa 10 % des Lösungsmittels (bezogen
auf Polymeres) keinen weiteren Vorteil bringt.
Beispiel 3
Dieses Beispiel erläutert den Einsatz von Propylencarbonat, γ-Butyrolacton und Tetramethylensulfon als verträgliches
Lösungsmittel.
Jedes der Lösungsmittel wurde in einer Masse mit einem Gehalt von 100 Teilen an Polymerem (wie in Beispiel 1 verwendet) mit
einer Intrinsic-Visecsitat von 1,0, 25 Teilen an Wasser und
6,6 Teilen an dem Lösungsmittel bei folgenden Bedingungen eingesetzt: Temperatur von Schmelze und Spinndüse 178 bzw.
177° C; Druck auf der Schmelze 63 atü im Falle des Propylencarbonats
und 56 atü im Falle des γ-Butyrolactons und Tetramethylensulf
ons ; 39-Loch-Spinndüse, Länge jedes Lochs 0,36 mm,
Durchmesser jedes Lochs 0,1 8; Konditionierkammer 30 cm Länge,
Betrieb bei 132° C mit Luft und Wasserdampf bei 1,3 atü;
Garnauf wicklung mit 109 m/Min.; Titer des ersponnenen Fadengutes 70 den. Die Festigkeitseigenschaften von Einzelfäden
des Fadengutes nach Strecken auf das 8fache in Wasserdampf von 1,4 atü und Abkochen nennt die folgende Tabelle.
- 31 409816/1(U 6
Q-1O35-A | T | a b e 1 1 e III | 2343571 |
Zugfestigkeit nung (%) |
(g/den)/Deh- | ||
Lösungs mittel |
gerade | Schlinge | den/Faden |
Polypro- pylen- carbonat |
4,2/29,4 | 2,0/15,2 | |
γ-Butyro- lacton |
4,0/29,8 | 1,8/11 ,8 | 9,5 |
Tetra methylen sulf on |
4,2/28,9 | 1,9/13,1 | 10,8 |
B e i s ρ | i e 1 4 | 9,9 | |
Die Vorrichtung von Beispiel 2 wurde bei einer etwas abgeänderten Arbeitsweise zur Formung von Massen eingesetzt, die
2-Pyrrolidon (γ-Butyrolactam) in verschiedenen Konzentrationen
enthielten. iDrocknes Polymeres (wie in Beispiel 3 verwendet) wurde zu kleinen Briketts verformt, die kontinuierlich
dosiert dem Extruder anstelle der Polymer/Wasser/ Lösungsmittel-Mischung zugeführt wurden; das Wasser und
das verträgliche Lösungsmittel (2-Pyrrolidon) wurden dosiert gesondert zugeführt.Als Polymeres wurde das Polymere
von Beispiel 2 verwendet. Die Spinndüse wies 45 Löcher von
0,125 wo. Länge und 0,1 mm Durchmesser auf. Die Fäden wurden
im Zuge des Spinnens mit 122 m/Min. (A) bzw. 132 m/Min.
(B, C) aufgewickelt, wobei der Titer des Einzelfadens im ersponnenen Zustand jeweils 20,2 den betrug. Zur Erzielung
der in Tabelle IV genannten Zusammensetzungen wurde in die Mischzone des Extruders kontinuierlich eine Lösung von
2-Pyrrolidon in Wasser injiziert. Die weiteren Arbeitswerte und die Zugfestigkeitseigenschaften von Einzelfäden der
erhaltenen Garne nach Strecken auf das 8fache in Wasserdampf bei 1,3 atü Druck und Abkochen sind ebenfalls in der Tabelle
genannt .
- 32 -
409816/1046
Tabelle IV
Bei spiel |
% H20/% 2- | Tempera tur, ο c - Schmelze/ |
Druck auf der Schmelze, |
Konditionier- kammer: Länge (cm)/ |
den/Faden Festigkeitseigenschaften: (verstreckt) Zugfestigkeit (g/den)/Deh- nung (%) |
gerade ,. Schlinge | f | |
Polymeres)1 | Spinndüse | atü | Temperatur |
O
VJl |
||||
(atü) | 5,5/34,4 1,8/13,7 | |||||||
4Α | 24,4/3,8 | 180/180 | 70 | 20/93/2,2 | 2,9 | 5,3/33,2 2,4/17,2 | ||
4Β | 25/6,6 ' | 178/178 | 52,5 | 20/95/2,4 | 2,9 | 4,3/32,6 1,8/13,6 | ||
40 | 25,7/9,5 | 178/177 | 52,5 | 20/96/2,2 | 3,3 | |||
40981! |
+)
I |
der der Kammer zugeführten Luft | ||||||
I
VN VN |
||||||||
ό | ||||||||
Beispiel 5
Dieses Beispiel erläutert den Einsatz von Dimethylformamid als verträglichem Lösungsmittel.
a) Ein Mischpolymeres (wie in Beispiel 3 verwendet), Wasser und Dimethylformamid wurden im Gewichtsverhältnis von
100 : 24,3 : 10,8 einem Doppelschnecken-Extruder wie in Beispiel 4 zugeführt und bei einer Ilaximalteraperatur von
174 C verarbeitet. Die anfallende Schmelze wurde mit 76 atü einer auf 176° C gehaltenen 39-Loch-Spinndüse
(Lochlänge 0,36 mm, Lochdurchmesser 0,18 mm) zugeführt. Beim Austritt aus der Spinndüse traten die Fäden in eine
Kammer von 45 cm Länge ein, in der der Druck durch Zuführung von Luft von Raumtemperatur auf 1,5 atü gehalten
wurde, während die Temperatur 85° C betrug. Die Fäden wurden aus der Kammer mit 179 m/Min, abgezogen, wobei
ein Fadengut mit einem Einzelfadentiter von 85 den anfiel.
Das Fadengut wurde in Wasserdampf von 1,3 atü auf das 8fache verstreckt, wobei ein Fadengut mit einem Einzelfadentiter
von 12 den anfiel, dessen Einzelfäden eine Zugfestigkeit, eine Dehnung und einen Anfangsmodul
(nachfolgend kurz als "T/E/Mi" angegeben) von 3,7/27/67 bzw. bei der Schiingenprüfung von 1,7/11/54 hatten.
b) Der Versuch von (a) wurde mit der Abänderung wiederholt, dass der Druck 71 atü betrug und die Fäden in eine Kammer,
die durch Einführen von Luft wie oben auf 0,84 atü und auf einer Temperatur von 82° C gehalten wurde, gesponnen
und aus dieser mit 356 m/Min, abgezogen wurden, wobei ein
Fadengut aus 42-den-Fäden anfiel.
Beim Strecken auf das 8fache in Wasserdampf von 0,77
und Abkochen dieses Produktes fiel ein Fadengut mit einem
Einzelfadentiter von 7 den und einem Einzelfaden-T/E/Mi -
- 34 -409816/1046
von 3,4/28/61 bzw. bei der Schiingenprüfung 1,9/13/56 an. Beispiel 6
Dieses Beispiel erläutert den Einsatz eines Lösungsmittels, das unter 100° C siedet, als verträgliches Lösungsmittel.
Polymeres (wie in Beispiel 3 verwendet), Wasser und Acetonitril wurden im Gewichtsverhältnis von 100 : 23,5 s 2,5
gemischt und verarbeitet (Doppelschnecken-Extruder, Maximaltemperatur 175° c), Die anfallende Schmelze wurde mit 63 atü
einer auf 169° C gehaltenen Spinndüse (wie in "Beispiel 5
verwendet) zugeführt. Beim Austritt aus der Spinndüse traten die Fäden in eine Kammer von 54- cm Länge ein, in der durch
Einführung von Luft ein Druck von 2,1 atü und eirs Temperatur
von 68° C aufrechterhalten wurden. Das Fadengut wurde mit 87 m/Min, abgezogen und aufgewickelt. Der Einzelfadentiter
betrug 85 den.
Das Fadengut wurde in Wasserdampf von 1,1 atü auf das 8,5fache verstreckt und abgekocht, wobei ein Fadengut mit einem Einzelfadentiter
von 14 den und einem Einzelfaden-T/E/Mi von 4,2/26/61 bzw. bei der Schiingenprüfung von 1,6/9/53 anfiel.
r.B e isp i e 1 7
Dieses Beispiel erläutert den Einsatz eines verträglichen Lösungsmittels in einer ausstossbaren, im wesentlichen einphasigen
Zusammensetzung, die ein hydrophiles Polymeres enthält.
Ein Mischpolymeres von Acrylnitril und Natriumstyrolsulfonat
(Gewichtsverhältnis 96 : 4) mit einer Intrinsic-Viscosität von 1,1, Wasser und Äthylencarbonat wurden im Gewichtsverhältnis
von 100 : 34 : 7 gemischt und verarbeitet (Doppelschnecken-Extruder,
Maximaltemperatur 182° C). Die Schmelze
- 35 409816/1046
wurde vom Extruder mit 63 atü einer 39-Loch-Spinndüse (Lochlänge 0,36 mm, Lochdurchmesser 0,18 mm) zugeführt, die
ebenfalls auf 182° G gehalten wurde. Beim Austritt aus der Spinndüse traten die Fäden in eine Kammer von 30 cm Länge
ein, in der die Temperatur durch Einführen von Luft von Atmosphärendruck auf 127° C gehalten wurde. Die Fäden
wurden mit 114 m/Min, von der Kammer abgezogen und aufgewickelt.
Der Einzelfadentiter des ersponnenen Fadengutes betrug 70 den.
Das Fadengut wurde in Wasserdampf von Atmosphärendruck auf das 6fache verstreckt und ergab einen Einzelfadentiter von
13 den und ein Einzelfaden-T/E/Mi von 3,23/28,1/61 bzw. bei
der Schiingenprüfung von 1,01/A-, 5/51.
Eine Wiederholung der obigen Herstellung mit der Abänderung, dass in der Formmasse kein Lösungsmittel Verwendung fand,
als Kontrollversuch ergab geringwertige Fäden, die sich nicht strecken liessen.
Beispiel 8
Auf der Vorrichtung von Beispiel 1 wurde- ein Faden aus einer spinnfähigen Mischung hergestellt, die 100 Teile eines
Mischpolymeren mit einem Gehalt von 96 % an Acrylnitril und
4 % an Natriumstyrolsulfonat mit einer inhärenten Viscosität
von 1,25, 1,6 Teile Natriumthiocyanat und 29,6 Teile Wasser
enthielt. Eine Temperatur von 173° c erwies sich im Zylinder
wie auch der Spinndüse als zu hoch, worauf die Temperatur auf 1700 C im Zylinder und 160° C in der Spinndüse vermindert
wurde. Bei einem Druck von 56 bis 70 atü auf dem Zylinder
wurde mit 6,4 m/Min, ein Eadlosfaden aufgewickelt, der
einen guten Weissgrad hatte und wenige Bläschen aufwies. Wie eine Untersuchung zeigte, setzte sich der Faden aus 15 %
Mantel (gemessen in % des Radius) und 85 % Mikrohohlräume
- 36 409816/1046
aufweisendem Kern zusammen (Fadendurchmesser 209 Mikron;
Mantel 16 Mikron).
Auf einem Rheometer der Bauart Instron wurde nach, bekannten
Methoden die Viscosität einer Schmelze der oben beschriebenen Zusammensetzung bei verschiedenen Schergeschwindigkeiten
im Vergleich mit einer Zusammensetzung bestimmt, die 100 Teile des gleichen Polymeren und 29,9 Teile Wasser enthielt,
wobei beide auf 180° C gehalten wurden. Die nachfolgend tabellarisch zusammengefassten Werte (jeweils
Mittel aus drei Bestimmungen) veranschaulichen deutlich die starke Verminderung der Schmelzviscosität, die sich aus
der Einverleibung von nur 1,6 % Natriumthiocyanat (bezogen auf das Polymere) in die Spinnmischung ergibt. .
Zu sammensetzung
Viscosität, P χ | 117 Sek.""1 |
10"5 | 469 Sek."1 |
1170 Sek."1 |
bei 46,9 Sek.""1 |
1,24 1,70 |
234 Sek."1 |
0,43 1,01 |
0,29 0,72 |
2,52 3,50 |
0,75 1,24 |
|||
100/29,7/1,6
(Polymere s/Ho0/ NaSCIT) d
100/29,9 (PoIymeres/HoO)
Wie die Laser-Raman-Spektroskopie zeigte, hydratisierten Zusammensetzungen
aus Acrylnitrilpolymerem, Wasser und NaSCN bei.160 bis 180° C vollständig, während ohne das Salz eine
vollständige Hydratation im Bereich von 200 bis 250° C eintritt. Schon derart geringe Salzmengen wie 0,5 bis 1 % sind
im Sinne der Veränderung der Hydratationstemperatur wirkungsvoll. Auch derart hohe Mengen wie 5 % sind verwendbar, ohne
dass sich nachteilige Auswirkungen auf den Verformungsprozess ergeben.
- 37 -
409816/1046
Aus den im wesentlichen einphasigen Polymer/Wasser/Lösungsmittel-Stoff
zusammensetzungen lassen sich Fäden formen. In den-Fällen, in denen das eingesetzte Polymere mindestens
etwa 80 Gew.% sich von Acrylnitril ableitende Einheiten enthält, zeichnen sich die Fäden durch einen Mantel aus, der
einen Dichte-Gradienten hat, wobei die höchste Dichte an oder nahe der Oberfläche des Formlinge vorliegt, und in sich
im wesentlichen keine Hohlräume aufweist, die einen Durchmesser von über etwa 0,05 Mikron haben (d. h. auf üblichen
Elektronenabtastmikroaufnahmen nicht sichtbar). Der Kern der Fäden weist eine Anzahl von Hohlräumen auf, die bei Untersuchung
unter dem Mikroskop geschlossenzellig erscheinen. (Die Hohlraum-Konzentration liegt zwischen etwa 10^ und
rp
ρ
lO'/mm Kern-Querschnitt, und die Hohlraum-Durchmesser liegen
im Bereich von Werten, die bei einer mit dem Abtastelekronenmikroskop
erhaltenen Mikroaufnahme kaum bzw. gerade noch auflösbar sind (Durchmesser etwa 0,05 Mikron) bis zu einem
Maximum von etwa 1 Mikron). Wenn die in der beim Spinnen erhaltenen
Form vorliegenden Fäden auf mindestens etwa 200 % verstreckt werden, entwickelt die Fadenhaut zahlreiche
Streifungen in Richtung der Fadenlängsachse, die zu der ausgezeichneten Anfärbbarkeit der Fäden und zu der Befähigung
von Aggregaten bzw. Bündeln dieser verstreckten Fäden beitragen dürften, Wasser mit einer Geschwindigkeit zu transportieren,
d. h. absorbieren, die das Mehrfache derjenigen bei Fäden aus dem gleichen Acrylnitrilpolymeren beträgt,
die durch Nass- oder Trockenspinnen nach bekannten Methoden hergestellt worden sind. Die verstreckten Fäden weisen auch
ein Diffus-Reflexionsvermögen für sichtbares Licht bzw.
einen diffusen Glanz auf.
Die nach dem Verfahren gemäss der Erfindung erhaltenen Acrylnitrilpolymer-Fäden
haben, wie oben erwähnt, höhere Schiingenfestigkeiten als Fäden mit dem gleichen Streckgesamt-
- 38 4098 16/1 CUG
verhältnis, die aus Hydratmassen geformt werden, in denen kein
verträgliches Lösungsmittel vorlag. Das geformte Produkt kann in vielen Fällen auch das verträgliche Lösungsmittel
oder einen Teil desselben enthalten. In anderen Fällen, insbesondere im Falle von 2-Pyrrolidon, kann durch Abkochen
das Lösungsmittel vollständig verlorengehen.
Die Fäden gemäss der Erfindung können auch mit der Massgabe
mit den einschlägigen Zusatzstoffen modifiziert werden, dass diese die neuen Strukturmerkmale der Fäden nicht verändern.
Für Mattierungszwecke ist der am häufigsten eingesetzte Zusatzstoff,
Titandioxid, von besonderem Wert. Die bekannten Zusatzstoffe zur Ausbildung von Flammwidrigkeit und antistatischen
Eigenschaften und die Zusatzstoffe, die sich als Schmutzlöser bzw. -abweiser., Färbungsmittel, wie Pigmente und Farbstoffe,
usw. eignen, sind mit den Stoffzusammensetzungen gemäss der Erfindung verträglich und in diesen ausnutzbar,
wenn sie gegen Hydrolyse und thermische Zersetzung bei den genannten Bedingungen beständig sind.
- 59 40981 6/1 (U 6
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung von Acrylnitrilpolymer-Fäden
von verbesserter Schiingenfestigkeit unter Bildung einer im wesentlichen einphasigen Stoffzusammensetzung,
die
a) eine polymere Komponente enthält, die von einem oder mehreren Acrylnitrilpolymeren gebildet wird, deren
jedes mindestens 40 Gew.% an sich von Acrylnitril ableitenden Einheiten enthält, und
b) Wasser, das im wesentlichen mit den Nitrilgruppen
der polymeren Komponente assoziiert ist und in einer Menge vorliegt, die mindestens 45 % derjenigen Menge,
die zur Hydratation aller Nitrilgruppen notwendig ist, oder mindestens 80 % derjenigen Menge, die zur
Hydratation der gekuppelten Nitrilgruppen notwendig ist (auf Basis eines Verhältnisses von i Wassermolekül
pro 1 Nitrilgruppe), äquivalent ist, und zwar der grösseren dieser beiden Mengen, und deren obere
Grenze der Menge, die bei der angewandten Temperatur als Hydrat gebunden ist, zuzüglich 7 Gew.% Wasser,
bezogen auf das Polymere, entspricht, wobei die Wassergesamtmenge diejenige Menge, die zur Hydratation aller
Nitrilgruppen notwendig ist, nicht überschreitet, und Ausstossung dieser im wesentlichen einphasigen Stoffzusammensetzung
bei einer Temperatur im Bereich zwischen etwa 25° C unterhalb und etwa 10° C oberhalb der Temperatur
der Hydratbildung der polymeren Komponente und bei mindestens autogenem Druck, dadurch gekennzeichnet,dass man
etwa 0,5 bis 10 %, bezogen auf das Gewicht der polymeren Komponente, an verträglichem Lösungsmittel für die polymere
Komponente zusetzt, wobei, wenn gewünscht, die Wassermenge um einen Betrag verringert wird, der bis zu der zugesetzten
Gewichtsmenge an Lösungsmittel reichen kann.
- 40
£098 16/1046
2. Verfahren nach. Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man
3 bis 7 %j bezogen auf das Gewicht der polymeren Komponente,
an dem verträglichen Lösungsmittel zusetzt.
J. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass man als verträgliches Lösungsmittel Äthylencarbonat,
2-JPyrrolidon oder Tetramethylensulf on verwendet.
409Ö1 R/1046
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