DE2159039A1 - Verfahren zum oberflächenungetrübten Verfestigen von Gegenständen aus Glas - Google Patents
Verfahren zum oberflächenungetrübten Verfestigen von Gegenständen aus GlasInfo
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- C03C21/001—Treatment of glass, not in the form of fibres or filaments, by diffusing ions or metals in the surface in liquid phase, e.g. molten salts, solutions
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Description
Anmelder:
VEB Kombinat Technisches Glas Ilmenau
DDR- 63 Ilmenau/ Bez.Suhl
Verfahren zum oborflächenungetrübten Verfestigen
von Gegenständen aus Glas
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum oberflächenungetrübten Verfestigen von Gegenständen aus Glas durch Austausch der Alkalimetallionen
aus den Oberflächenbereichen des Glases gegen größere Alkalimetallionen aus einer Ionenquelle, vorzugsweise aus einer
Alkalimetallsalzschmelze, bei Temperaturen um oder unterhalb des Transformationspunktes des Glases, im elektrischen Feld.
Es sind bereits zahlreiche Verfahren bekannt, mit deren Hilfe Gegenstände aus Glas auf chemischem Wege verfestigt werden können.
Das derzeitig verbreiteste Verfahren beruht darauf, daß die in den Oberflächenbereichen des Glases vorhandenen Alkalimetallionen durch
größere aus einer Alkalimetallsalzschmelze ersetzt werden können. So ist es beispielsweise möglich, Lithiumionen eines lithiumoxidhaltigen
Glases durch Natriumionen aus einer Natriumnitratschmelze zu ersetzen; aber auch ein Austausch von Natriumionen eines natrium
oxidhaltigen Glases durch Kaliumionen aus einer Kaliumnitratschmelze
ist möglich. Erfolgt dieser Ionenaustausch unterhalb der Transformationstemperatur,
so führt der veränderte Raumbedarf der größeren Ionen zu Verdichtungen der Struktur in den Oberflächenbereichen
des Glases und zur Ausbildung von Druckspannungen. Letztere sind die Ursache einer erheblichen Verfestigung der
Glasgegenstände. Bei derartig verfestigten Glasgegenständen macht sich jedoch noch die Wirkung der auf der Glasoberfläche ursprünglich
vorhandenen Mikrorisse bemerkbar. Zur Beseitigung dieses
Nachteils wurde u.a. ein Verfahren entwickelt, bei dem man im wesentlichen das Glas mit mindestens einem Ätzmittel aus der
Gruppe Natriumborfluorid, Kaliumborfluorid, Kaliumfluorid, Silberfluor
id, fjolöst in einer Kaliumnitratschmelze behandelt, wobei die
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Kaliumionen bei der Temperatur der Schmelze einen Teil der
Kationen in der Oberfläche des Glases ersetzon und ein größeras
Volumen im Glas einnehmen als die. ursprünglich vorhandenen Kationen. Das Ätzmittal in der Salzschmelze führt zu einer teilweisen
Beseitigung der Mikrorisse und wird in einer Menge von 20 bis 60 Gew.-# verwendet; die Temperatur der Salzschmelze, mit v/elcher
das Glas behandelt wird, beträgt 400 bis 450°C. Verwendet man für die chemische Verfestigung Gläser spezieller Zusammensetzungen,
dann lassen sich Ionenaustauschtiefen bzw. Verspannungszonen genügender
Breite erzeugen, Goht man aber von diesen Spezialzusammensetzungen
ab und versucht eine chemische Verfestigung der technisch bewährten Gläser konventioneller Zusammensetzung, so sind die
Wanderungsgeschwindigkeiten der am Ionenaustausch beteiligten Ionen so gering, daß nur sehr schmale Verspannungszonenbreiton erzielbar
werden, wodurch die Gläser größeren mechanischen Beanspruchungen nicht standhalten.
Es wurden nun Verfahren entwickelt, mit deren Hilfe die Wanderungsgeschwindigkeiten der beteiligten Alkalimetallionen erhöht und
damit die Druckspannungszonen vergrößert werden können, in dem der Ionenaustausch in einem elektrischen Feld vorgenommen wird. Es
wird hier meist in einer Alkalimetallsalzschmelze als Ionenquelle öearböitet. Da es sich bei den technischen Gläsern um Zusammensetzungen
handölt, die im ursprünglichen Zustand Natiiuraionen
enthalten, werden für die Behandlung meist Kaliumnitratschmelzen
verwendet. Die zu verfestigenden Gläser befinden sich zwischen zwei Salzschmelzen, in die jeweils eine oder mehrere Elektroden
eintauchen. Bei diesen Verfahren erfolgt, im Gegensatz zum gewöhnlichen
Ionenaustausch, wo infolge der Gradienten der chemischen Potentiale zwischen Glas und Salzschmelze ein Ionenaustausch in
allen Teilen der Glasoberfläche vor sich geht, unter der Einwirkung des elektrischen Gleichstromfeldes die Diffusion der Ionen
nur in einer Richtung. Um beide Seiten des Glaagagenstandea zu
verfestigen, wird durch Umpolen des in einer Richtung fließenden Stromes auch die zweite Seite dos Gegenstandes verfestigt. Es ist
auch ein Verfahren bekannt geworden, bei dem der Ionenaustausch im elektrischen Feld unter Anwendung einos ionisierten Gases als
Ionanquelle erfolgt.
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Bei der praktischen Durchführung dor Verfeatigungsverfahren im
elektrischen Feld macht sich nun der Wachtoil bemerkbar, daß nach
einer solchen Behandlung an zahlreichen Glasgegenständen im Kathodenraum der Ionanquelle Oberflächentrübungen auftreten, die
die Gebrauchseigenschaften der Gegenstände stark herabsetzen. Durchgeführte Versuche, die Oberfläehentrübung der Gegenstände
durch eine chemische Politur mit Flußsäure oder Flußsäure-Minoralsäure-Mischungen
nachträglich zu beseitigen, führten nur bei erheblicher Oberflächenabtragung zum Erfolg, wodurch merkliche Verringerungen
der Verspannungszonenbreiten auftraten*
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu finden, mit dem ein oberflächenungetrübtes Verfestigen von Gegenständen
aus Glas durch Austausch der Alkalimetallionen aus den ™
Oberflächenbereichen des Glases gegen größere Alkalimetallionen aus einer Ionenquelle bei Temperaturen um oder unterhalb des
Tratisforinationspunktes des Glases, im elektrischen Feld möglich ist, wobei mindestens die Verfestigungswerte erreicht werden sollen,
die bisher bei oberflächengetrübten Glasgegenständen erreicht
wurden.
Es wurde ein Verfahren zum oberflächenungetrübten Verfestigen von Gagenständen aus Glas durch Austausch der Alkalimetallionen aus
den Oborflächenberoichen des Glases gegen größere Alkalimetallionen
aua einer Ionenquelle, vorzugsweise aus einer Alkalimotallsalzschmelze,
boi Temperaturen um oder unterhalb des Transforina- Λ
txonepunktes des Glases, im elektrischen Feld, gefunden, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß mindestens der Kathodenraum der Ionenquelle mindesten« eine ätzend wirkende und bzv/, odor Alkalimetalloxid
chemisch bindende Verbindung enthält. Es wm'de gefunden,
daß mindestens der Kathodenraum der Ionenquelle mindestens eine ritzend wirkende Verbindung aus der Gruppe Kaliumbor fluor id,
liatriumborfluorid, Kaliumfluorid, Hatriumfluorid, Uatriumaluminiumi'Ittorid
und Kaliumsiliziumfluoi'id und bzw. oder eine Alkalimetall 1-oxid
chemisch bindondo Vorbindung au« der Gruppe Kaliumdihydrogen-Phosphat,
natriumdihydrogenphosphat, Erdalkalimotalläihydrogonphosphato,
Kai i u.nmotapliosphat, ITatriummotaphoüphat, Erdalkal imetall J-Motapiiunphat
und KnI iumhydrotj'omiull fat enthält« Die Konzentration
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der Verbindung bzw. der Verbindungen im Kathodenraum der Ionenquelle
soll zwischen' 0,25 und 7,5 Gew.-$ liegen. Als Ionenquelle
kann eine Kaliumnitratschmelze verwendet werden.
Die Zusätze der ätzend wirkenden Verbindungen aus der Gruppe der g. Fluoride zu der Ionenquelle bewirken eine definierte, geringfügige
Ätzung der Oberfläche der Glasgegenstände während des Ionenaustausches im elektrischen Feld, wodurch die sich ausbildende
Trübung, deren Ursache ein chemischer Angriff der Oberfläche der Glasgegenstände durch sich im Kathodenraum der Ionenquelle bildende
Alkalimetalloxide ist, in statu nascendi beseitigt wird. Das Einhalten des erfindungsgemäßen Konzentrationsbereiches der Verbindungen
ist unbedingt erforderlich, da es sonst zu teilweise erheblichen Glasablösungen kommt, wodurch die aufgebauten Verspannungszonen
wieder reduziert werden.
Der Reaktionsmechanisraus, der zu dem erfindungsgemäßen Effekt während
des Ionenaustausches im elektrischen Feld führt, ist noch weitgehend unaufgeklärt. Für die Anwendung dos Kalium- oder Natriumborfluorids
in einer Kaliumnitratschmelze kann die Bildung von
Fluorsilikaten angenommen werden. Ein möglicher summarischer Reaktionsablauf, für den zahlreiche Einzelschritte angenommen
werden müssen, ist der folgende:
4 SiO2 + 6 BF^ + 2 NO* *. A SiFg" + W3O4 + 1/2 O2 + 3 B2O
Die Zusätze der Alkalimetalloxid chemisch bindenden Verbindungen aus der Gruppe der g. Phosphate sowie der Zusatz des Kaliumhydrogensulfats
zu der Ionenquelle bewirken ein chemisches Abbinden in statu nascendi der sich im Kathodenraum der Ionenquelle bildenden Alkalimetalloxide.
So kann für die Anwendung des Kaliummetaphosphats in einer Kaliumnitratschmelze beispielsweise folgender Roaktionsablauf
angenommen werden:
KPO3 + K2O m- K3PO4
Das Kaliumhydrogensulfat kann jedoch nur einschränkend genannt werden, da bei verschiedenen Glastypen keine einwandfreie ungetrübte
Oberfläche erhalten werden konnte.
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Besonders bemerkenswert ist, daß sich die erfindungsgemäßon Zusätze,
infolge des völlig andersgearteten Reaktionsmechanismus des Ionenaustausches im elektrischen Feld, nicht an dem Ionenaustausch selbst
beteiligen. Daher ist auch die Art des Kations der Verbindungen unwesentlich. Es werden mindestens die Verfestigungswerte erreicht,
die bisher bei oberflächengetrübten Glasgegenständen erreicht wurden; teilweise gehen diese Werte wesentlich darüber hinaus.
Parallel mit der Triibungsbeseitigung treten auch erhebliche Verbesserungen
der chemischen Beständigkeiten auf. Dies trifft sowohl für die Säure- als auch für die hydrolytische Beständigkeit zu.
Die hydrolytische Beständigkeit der Glasgegenstände konnte in einigen Fällen durch die Zusätze zur Ionenquelle um mehrere Klassen
verbessert werden. Λ
Das erfindungsgemäße Verfahren wird durch folgende Ausführungsbeispiele
noch näher erläutert, wobei die Erfindung aber nicht auf die Ausführungsbeispiele beschränkt ist.
Beispiel 1:
Beispiel 1:
Gefäße aus Glas der Zusammensetzung (Gew.-%) 80,9 SiO , 4,3 Na^O,
12,0 B3O3, 2,3 A12°3 und °»5 Ca0 (TS = 54O°C) wurden in bekannter
Weise in einem Gleichstromfeld bei 500 C in einer Kaliumnitratschmelze
behandelt. Nach einem Stromdurchgang von 3 As/cm trat ohne Umpolung auf den Glasgefäßen im Kathodenraum bereits eine
starke, teilweise fleckenartige Trübung auf. Enthält, unter sonst
gleichen Bedingungen, der Kathodenraum der Salzschmelze 2,5 Gew.-%
Kaliumborfluorid, dann bleibt die Oberfläche der Glasgefäße völlig ä
ungetrübt.
Beispiel 2:
Beispiel 2:
Gefäße aus Glas der Zusammeneetzung (Gew·-^) 75,6 SiO , 6t3 Na?0,
1,1 K2O, 1,2 CaO, 7,0 B3O3, 5,1 Al3O3 und 3,7 BaO (Tg = 565°C)
wurden in bekannter Weise in einem Gleichstromfeld bei 520 C in
einer Kaliumnitratschmelze zunächst einen Stromdurchgang von 8 As/cm
und nach Umpolung einem Stromdurchgang von 5 As/an ausgesetzt. Hach Abschluß der Behandlung waren beide Seiten der Gefäße unansehnlich
getrübt. Enthält, unter sonst gleichen Bedingungen, der jeweilige Kathodenraum der Salzschmelze 1 Gew.-% Kaliumdihydrogenphosphat,
dann bleiben die beiden Oberflächen der Glasgefäßo völlig
ungetrübt.
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Rohre aus Glas der Zusammensetzung (Gew.-^) 79,4 SiO , 12,4 Bo0Ti
3,5 Na2O, 1,2 K3O, 3,2 Al2O3, 0,2 CaO und 0,1 MgO (Tg = 555°C)
wurden in bekannter Weise in einram Gleichstromfeld bei 500 C in
einer Kaliumnitratschraelze zunächst einem Stromdurchgang von 3,5
2 2
As/cm und nach Umpolung einem Stromdurchgang von 1,5 As/cm ausgesetzt.
Nach Abschluß der Behandlung waren beide Seiten der Glasrohre fleckig getrübt. Enthält, unter sonst gleichen Bedingungen,
der jeweilige Kathodenraum der Salzschmelze 1 Gew,-/5 Kaliummetaphosphat,
dann bleiben die beiden Oberflächen der Glasrohre völlig ungetrübt. Des weiteren wurden an den verfestigten Rohren folgende
Eigenschaften ermittelt: Biogebruchfestigküit (Durchmesser 12,5 mm,
Wandstärke 1,5 mm, Rohrlänge 120 mm, Stützweite 100 mm), hydrolytische Beständigkeit (Extraktionsprobe nach Mylius bei 100 C;
Dreistündiges Kochen in destilliertem Wasser, Titration mit n/100 HCl, wobei Methylrot als Indikator dient, Umrechnung auf mg Alkalioxid
pro Oberfläche), Säurebeständigkeit (Bestimmung des halben Masseverlustes pro Oberflächeneinheit nach sechsstündigem Kochen
in 20,4 $iger Salzsäure).
Biegebruchfestigkeit
Biegebruchfestigkeit
ohne Behandlung 4,7 kp/mm
nach Ionenaustausch ohne Zusatz 15»5 kp/am
nach Ionenaustausch mit Zusatz 22,1 kp/rnra
Hydrolytische Beständigkeit nach
2 Ionenaustausch ohne Zusatz 0,658 mg/dm Klasse V
2 Ionenaustausch mit Zusatz 0,049 mg/dm Klasse I
Säurebeständigkeit nach
2 Ionenaustausch ohne Zusatz 5*0 mg/dm Klasse III
2 Ionenaustausch mit Zusatz 1,2 mg/dm Klasse
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Claims (3)
- Patentansprüche:'Λ Λ Verfahren zum oberflächenungetrübten Verfestigen von Gegenständen aus Glas durch Austausch der Alkalimetallionen aus den Oberflächenboreichen des Glases gegen größere Alkalimetallionen aus einer Ionenquelle, vorzugsweise aus einer Alkaliraetallsalzschmelze, bei Temperaturen um oder unterhalb des Transformationspunktes des Glases, im elektrischen Feld, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens der Kathodenrautn der Ionenquelle mindestens eine ätzend wirkende und bzw, oder eine Alkalimetalloxid chemisch bindende Verbindung enthält.
- 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens der Kathodenraum der Ionenquelle mindestens eine ätzend wirkende Verbindung aus der Gruppe Kaliumborfluorid, l.'atriumborfluorid, Kaliumfluorid, Natriumfluorid, Natrium- \ alURiiniumfluorid und Kaliumsiliziumfluorid und bzw, oder eine Alkaliiaotalloxid chemisch bindende Verbindung aus der Gruppe Kaliumdihydrogenphosphat, Natriumdihydrogenphosphat, Erdalkalimetalldihydrogenphosphate, Kaliummetaphosphat, Natriummetaphosphat, Erdalkalimetallmetaphosphate und Kaliumhydrogensulfat enthält,
- 3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens der Kathodenraum der Ionenquelle die Verbindung bzw. die Verbindungen in einer Konzentration zwischen 0,25 und 7,5 Gew.-% enthalten,k. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß ύals Ionenquelle eine Kaliuninitratschmelze verwendet wird.209827/0880
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