DE2029807C3 - 4-Aminomethylbicyclo- [2.2.2] -octyl-(l)-essigsäure und ihre physiologisch verträglichen Salze, Verfahren zu ihrer Herstellung und deren Verwendung - Google Patents
4-Aminomethylbicyclo- [2.2.2] -octyl-(l)-essigsäure und ihre physiologisch verträglichen Salze, Verfahren zu ihrer Herstellung und deren VerwendungInfo
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Description
R—CHNCH
I2-^O-CH2-C-
OR
in der R einen organischen Rest mit 1 bis etwa 10 Kohlenstoffatomen bedeutet, in an sich bekannter
Weise hydrolysiert
3. Verwendung der Verbindungen gemäß Anspruch 1 bei der Behandlung von hämorrhagischen
Zuständen.
Fibringerinnsel im Säugetierorganismus werden durch das fibrinolytische System abgebaut Maßgeblich
daran beteiligt ist das Enzym Plasmin (Fibrinolysin), eine im Blut in Form der inaktiven Vorstufe Plasminogen
vorkommende Protease; vgL Ehrhart, Ruschig, Arzneimittel, Weinheim 1968, S. 631 ff. Bei einer zu
großen Menge an Aktivatoren wird aus Plasminogen zu viel Plasmin gebildet, so daß das Gerinnungssystem
ges'ört und dauerhafte Gerinnsel nicht gebildet werden
können. Daraus kipjin sich eine Hämorrhagie entwikkeln.
Diese Situation ist als fibrinolytischer Zustand bekannt Andere Enzymsysteme (d.h. die Kallikreine,
!Complement) können ebenfalls in unerwünschter Weise aktiviert werden, wenn ein solcher Zustand vorliegt
Antifibrinolytische Mittel, d. h. Heilmittel, welche die
Aktivierung von Plasminogen unter Bildung von Plasmin hemmen, haben seit kurzem an Interesse
gewonnen. Man nimmt an, daß diese antifibrinolytischen Mittel in die Funktion der Aktivatoren, Plasminogen in
Plasmin umzuwandeln, eingreifen. Zu den klinischen Verwendungen solcher Heilmittel gehören ihre Verabreichung
an Personen, die sich verschiedenen Arten von chirurgischen Eingriffen (wie Herz-Lungen- und Prostata-Chirurgie)
unterziehen, ihre Verwendung bei Hämorrhagie-Problemen, die bei der Entbindung auftreten,
Menorrhagie und viele andere in der Literatur vorgeschlagene Verwendungen (vgl. zum Beispiel
Nüssen, Acta Medica Scand. Supp. 448, Bd. 180, 1966).
Ein antifibrinolytisches Standardmittel, gegen das neuere Mittel im allgemeinen geprüft und mit dem sie
verglichen werden, ist Epsilon-Aminocapronsäure, die als EACA bekannt ist Ein Mangel dieses Mittels sind die
sehr hohen Dosierungen gewesen, welche notwendig sind (in manchen Fällen 3 bis 6 g oder mehr alle 4 bis 6
Stunden). Auch wurden Nebenwirkungen, wie Schwindel, Übelkeit und Diarrhöe, beobachtet In neuerer Zeit
wurden zwei weitere wirksame Mittel beschrieben, nämlich trans-4-Aminomethylcyclohexan'carbonsäure
(AMCHA) und 4-Aminomethylbenzoesäure (PAMBA).
Von jedem dieser Mittel wird berichtet, daß es sowohl bei in vitro als auch bei in vivo Untersuchungen
wirksamer als EACA ist (vgl. beispielsweise Anderssoπ
et al, Scand J. Haemat [1965], Bd. 2, S. 230 und M e I a η d e r et al, Acta Pharmacol, et Toxicol, Bd. 22, S.
340 [1965]; in beiden Literaturstellen wird AMCHA erörtert).
Der Gegenstand der Erfindung ist in den Patentan-Sprüchen definiert
Die erfindungsgemäße Verbindung hat die Strukturformel
H2NCH2
CH2COOH
Die anspruchsgemäße Hydrolyse wird unter herkömmlichen Bedingungen im allgemeinen in Gegenwart einer
is anorganischen Säure durchgeführt Vorzugsweise sind
die Gruppen R der Ausgangsverbindung Phenyl, NiedrigaÜcyl oder BenzyL
Die Verbindung der Erfindung zeigt bei in vitro-Tests, von denen bekannt ist daß sie mit entsprechenden
klinischen Untersuchungen übereinstimmende Ergebnisse liefern (vgL L Andersson et aL, Scand. J.
Haemat, Bd. 2 [1965], S. 230 bis 247; und B. M e 1 a η d e r
et al, Acta Pharmacol et ToxicoL, Bd. 22 [1965], S. 340 bis
352), etwa die lOfache Aktivität von EACA.
Bei der erfindungsgemäßen Verwendung wird die 4-AminomethyIbicyclo-[2A2]-octyl-(l )-essigsäure gegebenenfalls
in Form ihrer physiologisch verträglichen Salze entweder durch orale oder intravenöse Verabreichung
angewandt wobei der orale Weg bevorzugt wird.
Zur Bekämpfung gewisser hämorrhagischer Zustände und anderer Störungen, die sich als Folge eines
pathologischen, fibrinolytischen Zustandes in den Patienten ergeben, werden oral von 1 bis 20 und
vorzugsweise von 2 bis 8 mg/kg Körpergewicht je Tag während variierender Behandlungsperioden verabreicht
Zur erfindungsgemäßen Verwendung kann die 4- AminomethyIbicydo-[2,2,2]-octyl-( 1 )-essigsäure in
einem Mittel, das einen pharmazeutisch verträglichen Träger enthält in Form von Pillen, Tabletten oder
Kapseln zur Anwendung kommen. Die physiologisch verträglichen Salze (sowohl diejenigen der Amino-Gruppe
— wie das Hydrochlorid, Hydrobromid, Sulfat, Citrat, Tartrat als auch diejenigen der Carboxygruppe
— wie die Alkali-, Erdalkalisalze) lassen sich leicht verabfolgen, insbesondere in Injektionspräparaten.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
A.4-AminomethyIbicyclo-[2,2,2]-octan-(l)-carbonsäurehydrochlorid-Salz
Zu einer Lösung von 2,80 g (0,0156 MoI) %-Cyanbicyclo-[2^J2]-octan-(l)-carbonsäure
(Roberts et al, JACS 1953 75 637) in 100 ml Äthanol werden 5,0 mi
6 n-Chlorwasserstoffsäure und 500 mg Platinoxid gegeben. Während der Hydrierung auf einer Parr-Apparatur
bei Raumtemperatur unter einem Druck von 2,8 kg/cm2 wird die theoretische Menge Wasserstoff während der
ersten halben Stunde absorbiert Nach 2 Stunden wird die Hydrierung abgebrochen Und das Reaktionsgemisch
zur Entfernung des Platinkatalysätors durch gesintertes Glas filtriert Beim Eindampfen des klaren, farblosen
Filtrats im Vakuum (30-40"C) bleibt ein weißer Feststoff zurück, der mit drei Anteilen 90%igen
Äthanols wieder eingedampft wird, um deii größten Teil der überschüssigen Chlorwasserstoffsäure zu entfernen.
Die Reinigung erfolgt durch Auflösen in 200 ml heißen,
25
95%!gen Äthanols und Wiederausfällen mit 750 ml absolutem Äthylähter. Der weiße Feststoff (Fp.
318—319°C unter Zersetzung; in einer verschlossenen Kapillare bei 2500C) wird nach dem Trocknen an Luft in
einer Ausbeute von 90,5% erhalten. Dreimaliges Umkristallisieren aus 95%igem Äthanol-Äther ergibt
ein analytisch reines Material (Fp. 318-319°C unter Zersetzung), das bei IiO0C über Phosphorpentoxid 18
Stunden lang bei 0,08 mm Hg getrocknet wird. Das Produkt zeigt bei der Dünnschichtchramatographie an
Siücagel mit n-ButanoI, Essigsäure und Wasser (3:1 :1)
einen einzigen kreisförmigen, positiven Ninhydrinfleck (rosa) (Rf=0,65).
B. 4-Benzamidomethylbicyclo-[2£2]-octan-1 -carbonsäure
Zu einer Lösung von 1,03 g (0,0047 Mol) 4-AminomethyIbicycIo-[2£2]-octan-l-carbonsäurehydrochlorid-SaIz
in 10 ml Wasser werden 4,7 ml 2 n-Natriumhydroxids gegeben. UoKr lebhaftem Rühren bei 00C werden
gleichzeitig und tropfenweise 0,66 g (0,0047 Moi) Benzoylchlorid und 23 ml 2 η-Natriumhydroxids zugefügt
Nach dem Rühren während zusätzlicher 2 Stunden wird das Reaktionsgemisch mehrmals mit Äther
extrahiert und dann mit 6 n-Chlorwasserstoffsäure angesäuert Das Produkt (Fp. 177-1800C) wird in
89%iger Ausbeute erhalten. Durch Umkristallisieren aus Benzol-Acetonitril erhält man ein analytisch reines
Material (Fp. 179,5-1810C).
C.4-Benzair'domethyIbicycIo-[2,2,2]-octan-1
-carbonsäurechlorid
Zu einer Suspension von 338 g (0,012 Mol) 4-BenzamidomethylbicycIo-[2Ä2]-octan-l
-ca* bonsäure in 10 ml Benzol werden 30 ml Thionylchlorid gegeben. Das
Gemisch wird 4 Stunden lang auf Rückflußtemperatur erhitzt Nach dem Entfernern des überschüssigen
Benzols und Thionylchlorids im Vakuum wird das feste
Säurechlorid mehrmals mit frischem Benzol wieder eingedampft und dann im Hochvakuum über P2O5
gepumpt Das feste Produkt wird ohne weitere Reinigung für die Umsetzung mit Diazomethan
verwendet
D. (4- BenzamidomethylbicycIo-[2^]-oct-1 -yl)-diazomethylketon
Zu einer Lösung von 0,036 Mol Diazomethan in 150 ml Äther bei 0 bis 5°C wird im Verlauf von 2
Stunden eine Lösung des wie oben beschrieben hergestellten Säurechlorids gegeben. Man läßt die
Lösung in einem Strom von trockenem Stickstoff über Nacht eindampfen. Der erhaltene ölige Feststoff zeigt
eine intensive Bande im ultraroter Bereich bei etwa 2100 cm -' (Diazo) und ist frei von Säurechlorid-Absorption
bei 1725 cm-'.
E 4- BenzamidomethylbicycIo-[2^^2]-octan-1-Essigsäure
Durch Zugabe von Diazoketon in kleinen Anteilen (3,10 g, 0,010 MqI) zu 12 ml einer Mischung aus Collidin go
und Benzylalkohol bei 170*-180°C im Verlaufe eines Zeitraums von 5 bis 10 Minuten wird eine Umlagerung
herbeigeführt. Nachdem Äther der gekühlten Mischung zugefügt worden ist, wird diese gründlich mit 3 n-Chlorwasserstoffsäure
und dann mit Wasser extrahiert und schließlich über Magnesiumsulfat getrocknet Nach dem
Filtrieren und Entfernen des Äthers im Vakuum wird der überschüssige Benzylalkohol durch Destillation
(75°C/2mmHg) entfernt Dieser rohe Benzylester
(335 g) wird durch Rühren über Nacht in 12 mi Äthanol,
die 43 ml 2,0 n-NaOH enthalten, verseift Nach Entfernen des Äthanols und Ansäuern der wäßrigen
Lösung erhalt man ein öl, das mit Äthylacetat extrahiert
wird. Das öl wird durch Säulenchromatographie an Siücagel (Benzol-Äthylaeetat-EIuierungsmhtel) gereinigt
Man erhält so reine 4-BenzamidomethyIbicycIo-[2^2]-octyl-(l)-essigsäure
(700 mg; Ausbeute 23%). Da dieses Material nicht in kristalliner Form erhältlich war,
wird es direkt ohne weitere Reinigung zu der Aminosäure hydrolysiert
F. 4-AminomethyIbicycIo-[2Ä2]-octyI-(1
J-essigsäurehydrochlorid
Zu 700 mg (2^ mMol) Amidosäure werden 20 ml
konzentrierter Chlorwasserstoffsäure und 20 ml Eisessig gegeben, und das Gemisch wird über Nacht unter
Rückfluß gekocht Nach dem Entfernen der Lösungsmittel im Vakuum werden 50 ml_Wasser zugefügt, und
die Lösung wird gründlich mit Äther extrahiert Nach dem Verdampfen der wäßrigen Schicht bleibt ein
weißer Feststoff zurück (Fp. 254-260° C unter Zersetzung;
Ausbeute 388 mg, 72%). Durch Umkristallisieren aus Äthanol-Äther erhält man ein analytisch reines
Material, das nach dem Trocknen im Hochvakuum bei 110° C bei 256,5 - 260° C unter Zersetzung schmilzt
Die Verbindung wird in vitro untersucht, indem die
Wirkung des Inhibitors bei verschiedenen Konzentrationen auf die Lysis-Zeiten eines Fibringerinnsels bei
konstanter Konzentration von Streptokinase in plasminogenreichem Plasma gemessen wird. Es wird die
Inhibitor-Konzentration abgeschätzt, welche die geometrische mittlere Lysis-Zeit um 50% erhöht Epsylon-Aminoocapronsäure
(EACA) wird als Standard verwendet Der Test wird gemäß B. M e I a η d e r et al, Acta
Pharmacol, et Toxicol, Bd. 22 (1965), S. 340 bis 352,
durchgeführt. Es werden folgende Ergebnisse erhalten:
40
45
Verbindung | Relative in vitro - |
Aktivität | |
(Gewichtsbasis) | |
A. Vergleichsverbindung | |
EACA | 1,10 |
B. Neue Verbindung | |
4-"Aminomethylbicyclo-[2,2,2]- | 10 |
öctari-(l)-essigsätire |
Claims (1)
1. 4-Aminomethylbicyclo-[2^2]-octy!-(l)-essigsäure
und ihre physiologisch verträglichen Salze.
Z Verfahren zur Herstellung der Säure gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man eine
Verbindung der allgemeinen Formel
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