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Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa. Etwa 5–35% der Zecken sind mit Borrelien befallen, wobei adulte Zecken im Durchschnitt zu 20%, Nymphen zu 10% und Larven nur zu etwa 1% infiziert sind. in Deutschland ist nach bisherigen Erkenntnissen nach einem Zeckenstich bei 1,5–6% der Betroffenen mit einer Infektion (einschließlich der klinisch inapparenten Fälle) und bei 0,3–1,4% mit einer manifesten Erkrankung zu rechnen (https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_LymeBorreliose.html)
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Bei der Zeckenentfernung kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, unter denen die mechanischen am geläufigsten sind. Am häufigsten verwendet werden drehende oder ziehende, in der Arztpraxis bzw. im Krankenhaus gelegentlich auch schneidende oder stanzende Verfahren. Ziel aller Verfahren ist die zeitnahe und vollständige Entfernung der möglichst unversehrten Zecke, so bald, so schonend und so vollständig wie möglich. Hinsichtlich der Frage 'Drehen oder Ziehen' finden sich in der Literatur unterschiedliche Hinweise, wobei sich eine Bevorzugung der drehenden Verfahren abzeichnet. Einigkeit besteht darin, die Zecke bei der Entfernung möglichst nicht zu quetschen (
Meinhold Matthias in "Methoden der Zeckenentfernung – ein Überblick", Poster, Tagungsband 3. Süddeutscher Zeckenkongress, 14.–16. März 2016, Schloss Hohenheim).
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Während die Entfernung großer Zecken naturgemäß keine großen Schwierigkeiten bereitet, stellt die Entfernung kleiner (Nymphen) und kleinster (Larven) Zecken hohe Anforderungen an das Entfernungsgerät und an den Menschen, welcher dieses bedient. So ist der zum Teil nur wenige Millimeter große Zeckenkörper oft kleiner als der Zangen- bzw. Greiferarm, mit der Folge, dass die gesamte Zecke bei der Entfernung einem unkontrollierten Druck ausgesetzt bzw. gequetscht und potenziell vorhandene Krankheitserreger in den Wirt übertragen werden.
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Zeichnungen, auf denen ein feiner, spitzer Pinzettenarm die Zecke direkt hinter dem Kopf fasst, und die dem Betrachter den Eindruck vermitteln sollen, eine Quetschung des Rumpfes könne dadurch vermieden werden, beruhen auf einer falschen Skalierung. Danach hätte ein Pinzettenarm den ca. dreifachen Durchmesser eines Zeckenbeines und läge damit im Bereich von Mikrometern. Außerdem vernachlässigen diese Zeichnungen die Tatsache, dass sich der Zeckenkopf in den Wirt eingräbt und die Zecke keinen Hals hat, womit eine Quetschung der mundnahen Speicheldrüsen, die das FSME-Virus beherbergen können, und des Rumpfes, in dessen Darm sich Borrelien aufhalten können, unvermeidlich ist.
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Bei den bekannten Vorrichtungen muss die Zecke direkt mit der Spitze des Greifes gefasst werden. Das exakte Anzielen der Zecke wird durch die Größe des Greiferkopfes verhindert. Bei Annäherung an das zu entfernende Objekt wird dadurch die Sicht auf das Operationsfeld verdeckt. Die exakte Positionierung der kleinen Zecke in der Greifspitze geschieht mehr oder weniger zufällig. Häufig wird die Zecke dezentral erfasst, mit der Folge, dass sie sich bei der Drehung des Greifers aus diesem herausdreht.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, den Greiferkopf eines Zeckengreifers und damit den Zeckengreifer selbst dahingehend zu verbessern, dass kleine Zecken einfacher zu fassen sind. Der bekannte Vorteil des alten Greifers, die Zecke mit einer definierte Kraft zu fassen, ohne sie zu quetschen, wird davon nicht beeinträchtigt.
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Diese Aufgabe wird durch einen Greiferkopf für einen Zeckengreifer mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Der Zeckengreifer selbst ist dargestellt in Dokument
DE 10 2004031 682 A1 . Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Der erfindungsgemäße Greiferkopf zum Ergreifen und Fixieren einer Zecke umfasst zwei gegenüberliegende Greifarme, wobei der Greiferkopf einen Zustand mit geöffneten und einen mit geschlossenen Greifarmen einnehmen kann. Weiter umfasst der Greiferkopf eine Halterung mit einer Schließfeder zur Aufnahme der beiden Greifarme, sodass die Zecke mit einer definierte Kraft gefasst werden kann. Die im Vorläufermodell beschriebene Spitze wurde abgeflacht, so dass eine breite Basis zum Erfassen der Zecke zur Verfügung steht.
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Bei der Entfernung kleiner Zecken ist es wichtig, dass der Blick auf das Operationsfeld nicht vom Greiferkopf verdeckt wird, sondern vielmehr die Gestalt des neuen Greiferkopfes es dem Anwender erlaubt, den Schluss der Greifbacken um die Zecke zu beobachten und zu verfolgen, wie die Zecke herausgedreht wird.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der Neuerung wird nachfolgend anhand der Zeichnungen erläutert. Dabei zeigt
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1 einen Zeckengreifer (1) mit geschlossenem Greiferkopf (6) und Schließfeder (7),
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2 einen Zeckengreifer (1) mit gespreizten Greifarmen (2), bereit zur Aufnahme einer Zecke (4), die sich in einen Wirt (8) eingegraben hat,
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3 die abgeflachte Greiferspitze (3),
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4 Greiferkopf geöffneten Greifarmen (5), Greiferkopf mit geschlossenen Greifarmen (6).
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Spezielle Beschreibung der Figuren
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1: Das dem Zeckengreifer (
1) zugrunde liegende Konzept ist in der oben genannten
DE 10 2004031 682 A1 beschrieben. Durch einen axialen Druck, beispielsweise durch den Daumen einer Hand, auf die Druck-Dreheinrichtung in Richtung Greiferkopf (
6) wird zuerst eine Rotation desselben bewirkt. Kurz vor Erreichen der vollkommen eingefahrenen Position der Druck-Dreheinrichtung in den Korpus wird die Rotation des Greiferkopfes beendet und es erfolgt ein Öffnen des Greiferkopfes (
6) bis mit der vollkommen eingefahrenen Druck-Dreheinrichtung ein maximales Öffnen des Greiferkopfes erfolgt ist. Ein Nachlassen des Drucks auf die Druck-Dreheinrichtung bewirkt ein Schließen des Greiferkopfes, wobei ein weiteres Nachlassen des Drucks nach dem Schließen des Greiferkopfes eine Rotation desselben bewirkt, bis die Druck-Dreheinrichtung wieder in der Ausgangsposition ist. Mit anderen Worten, das Eindrücken der Druck-/Dreheinrichtung in den Korpus bewirkt zuerst eine Rotation des Greiferkopfes mit anschließendem Öffnen desselben, während das Herausfahren der Druck-Dreheinrichtung aus dem Korpus durch Nachlassen des Drucks zuerst ein Schließen des Greiferkopfes
6 mit einer nachfolgenden Rotation des Greiferkopfes
4 bewirkt.
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2 beschreibt schematisch das Erfassen einer Zecke 4 mit dem geöffneten Greiferkopf, der in dieser Darstellung zwei gespreizte Greifarme (2) aufweist. Dargestellt in 2 ist eine Zecke 4, die sich im Haarbereich eines Menschen oder eines Tieres in der Haut (8) festgesaugt hat. Um diese Zecke entfernen zu können, wird da Stichumfeld im Haarbereich durch die Finger einer Person freigelegt. Dann wird der geöffnete Greiferkopf über der Zecke platziert, wobei hier der Zeckengreifer schematisch nur im Bereich des Greiferkopfes dargestellt ist. Nach der, korrekten Positionierung wird der Greiferkopf geschlossen und die Zecke 4 von den Greifarmen des Greiferkopfes ergriffen. Das Schließen des Greiferkopfes erfolgt durch Nachlassen des Drucks auf die Druck-/Dreheinrichtung. Ist das Schließen des Greiferkopfes beendet und die Zecke ergriffen, bewirkt ein weiteres Nachlassen des Drucks auf die Druck-/Dreheinrichtung eine Rotation des nunmehr geschlossenen Greiferkopfes, wodurch die Zecke aus der Haut des Wirtes entfernt wird.
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3 zeigt die abgeflachte Greiferspitze (3). Durch das Beschneiden der Greifarme (2) an ihrer Spitze entsteht ein Plateau, das im Gegensatz zum spitz zulaufenden Greiferkopf des Vorläufermodells eine breitere Basis zur Aufnahme der Zecke bietet. Damit kann die Gefahr des ”Verkantens”, wie es beim Vorläufermodell geschehen ist, wenn sich die Zecke nicht exakt im Zentrum der Greiferspitze befindet, reduziert werden. Dieses ”Verkanten” geschieht beim Vorläufermodell nicht selten, weil die kugelige Form des Greiferkopfes den Blick auf die zu entfernende Zecke verstellt und damit die korrekte Positionierung des Greiferkopfes über der Zecke erschwert. Der dieser Erfindung zugrunde liegende Greiferkopf besteht nicht aus Greiferbacken, sondern aus Greifarmen, wodurch der Blick auf das Operationsfeld frei gegeben wird.
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4 zeigt den geöffneten Greiferkopf (5) mit gespreizten Greifarmen (2) und den geschlossenen Greiferkopf (6) mit geschlossenen Greifarmen (2). Die Greifarme erlauben dem Anwender das exakte Positionieren des Zeckengreifers, so dass ein Herausdrehen der Zecke erst erfolgt, wenn die Zecke mit den Greifarmen an der richtigen Stelle gefasst wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Zeckengreifer
- 2
- Greifarm
- 3
- abgeflachte Greifspitze
- 4
- Zu entfernendes Objekt (z. B. Zecke)
- 5
- Greiferkopf geschlossen
- 6
- Greiferkopf geöffnet
- 7
- Schließfeder
- 8
- Wirt (z. B. Hund, Mensch)
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102004031682 A1 [0007, 0015]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_LymeBorreliose.html [0001]
- Meinhold Matthias in ”Methoden der Zeckenentfernung – ein Überblick”, Poster, Tagungsband 3. Süddeutscher Zeckenkongress, 14.–16. März 2016, Schloss Hohenheim [0002]