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Chirurgisches Besteck zum Abbinden blutender Gefäße und Legen von
Nähten in schwer zugängigen Körperhöhlen
nei chirurgischen Eingriffen an der Lunge.
wird vielfach so verfahren, daß die Brustwand an zwei Stellen durchstochen wird
und die Einstichstellen vermittels kurzer Metallröhren, den so, genannten Trokaren,
offengehalten werden. Der eine Trokar dient zur Aufnahme der Beleuchtungs- und optischen
Einrichtung, der andere zum Durchführen des Elektrokauters.
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Um die Heilung der Einstichstellen nicht unnötig zu erschweren, werden
diese so klein wie möglich gehalten. Da Lungenoperationen wegen ihrer Schwierigkeit
oft längere Zeit in Anspruch nehmen, dürfen die Trokare nur geringen Druck auf die
NVundränder ausüben, weil sonst nekrotische Erscheinungen auftreten, die den späteren
Heilungsprozeß gefährden würden. Die Trokare haben daher nur wenige Millimeter Durchmesser.
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Am häufigsten werden Trokare verwandt, die außen 6 mm und innen etwas
über 5 mm Durchmesser haben.
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Bei solch schwierigen Eingriffen, wie z. B.
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Trennen von Verwachsungen zwischen Lunge und Rippenfell, die erforderlich
werden, um einen künstlichen Pneumothorax wirksam zu machen, ist es nicht zu vermeiden,
daß gelegentlich blutführende Gefäße verletzt werden und sich Blut in den Brustraum
ergießt. Da solches Blut vom Körper des Kranken nicht resorbiert werden kann,
bilden
diese Blutergüsse eine schwere Infektionsgefahr, ganz abgesehen davon, daß der Patient
dabei sogar verbluten kann.
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Bisher ist kein Mittel bekannt, derartige Blutungen zu stillen. Die
vorliegende Erfindung will diesem überstand abhelfen.
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Das chirurgische Besteck nach der Erfindung besteht aus einer Aderklemme
und einem Unterbindungsinstrument (Binder), die beide so ausgebildet worden sind,
daß sie gemeinsam durch den Trokar geführt und unabhängig voneinander darin bewegt
werden können. Ferner gehört dazu ein Elektrokautr.
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Der Erfindungsgegenstand ist in der Zeichnung in sechs Figuren dargestellt.
Es zeigt Fig. I a, b, c, d das Unterbindungsinstrument (Binder) in Draufsicht und
Seitenansicht, Fig. 2 das Widerlager (Düse) für den Knoten der Schlinge in größerem
Maßstab, Fig. 3 e, f, g die Aderklemme in geschlossenem und geöffnetem Zustand,
Fig. 4 iii, k das gebrauchsfertige Besteck in I)raufsicbt, Fig. 5 das im Trokar
befindliche besteck ; in gröoberem Alaßstab, Fig. 6 den Elektrokauter.
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Der Binder (Fig. 1, a, b, c, d) hat den Zweck, das blutende Gefäß
vermittels einer Schlinge aus sterilem Nahtmaterial zu unterbinden. Er besteht aus
einem Rohr 11, bei dessen oberem Teil zwecks Gewichtsersparnis die Hälfte parallel
zur Rohrachse abgeschnitten sein kann, so daß ein halbrohrförmiger Stab (Fig. I,
c, d) entsteht, an dem ilur ol>en ein kurzes Vollrohrstück 12 stehengeblieben
ist. Dieses Vollrohrstück hat den Zweck, zwischen Binder und der von ihm umschlossenen
Aderklemme eine feste Verbindung herzustellen.
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Am unteren Ende des Rohres sitzt ein Griffkreuz I3 mit zwei abgebogenen
Griffhörnern 14.
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Auf dem Rohr sitzt verschiebbar das Gleitkreuz 15. dessen Führungsschraube
I6 in den Schlitz 17 des Rohres hineinragt, eine Drehung verhindert und seinen Weg
begrenzt.
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Am ol>eren Ende des Stabes befindet sich eine Vorrichtung I8 zur
Aufnahme des Fadens einer Schlinge aus sterilem Nahtmaterial 41 (Fig. 4, i, k).
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Der Knoten der Schlinge hat die Eigenschaft, daß er nur ein Zuziehen
der Schlinge erlaubt, dagegen kein Wiederöffnen.
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Die Vorrichtung 18 besitzt eine Düse (Fig. 2) als Widerlager für
den Knoten der Schlinge. Diese besteht aus einer etwa halbkugelförmigen Vertiefung
21, deren oberer Rand 22 abgerundet ist, dagegen der Übergang 23 zum zylindrischen
Teil 24 nicht. Dadurch wird erreicht, daß. wenn beim \l>liiiden die Schlinge
nicht in Verlängerung des zylindrischen Teils 24 steht, sondern übereck fallrt,
der Faden nicht verletzt und durchgerissen werden kann und daß trotzdem ein kantiger
Übergang zum zylindrischen Teil 24 besteht, der erforderlich ist, um zu verhindern,
daß beim Zuziehen der Schlinge der Knoten in den zylindrischen Teil eindringt, zusammengepreßt
wird und den Faden so fest bekneift, daß die Schlinge nicht zugezogen werden kann.
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Der Kopf der Führungsschraube I6 (Fig. I) besitzt senkrecht zur Schraubenachse
eine Bohrung 42 (Fig. 4) zur Aufnahme des Fadens 43 der Schlinge.
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Die Aderklemme (Fig. 3, e, J, g) hat den Zweck, das blutende Gefäß
so abzuklemmen, daß die Blutung zum Stehen gebracht wird. Sie besteht aus dem dünnen
Rohr 3I, dessen l>urchmesser so gewählt sein muß, daß es in das Rohr 1 1 des
Binders reibungslos eingeführt werden kann.
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An dem Griffende ist auf das Rohr 3I der Anschlagring 32 und in einem
gewissen Abstand die Griffscheibe 33 fest aufgesetzt.
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In dem Rohr befindet sich ein Draht 34, dessen oberes Ende gespalten
und zu einer Klemmvorrichtung 35 ausgearbeitet ist. Am unteren Ende des Drahtes
ist eine Daumenplatte 36 befestigt, die zusammen mit der Griffscbeihe 33 die Widerlager
für die Druckfeder 37 bilden.
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Die aus dem Draht gebildeten beiden Arme der Klemmvorrichtung sind
im auseinandergebogenen Zustand gehärtet, so daß die Klemmbacken 35 durch ihre Federkraft
geöffnet ge'halten werden (Fig. 3, g).
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Vermittels der Druckfeder 37 wird jedoch die Klemmvorrichtung in das
Rohr 31 hineingezogen und dadurch geschlossen. Um die Klemmwirkung zu erhöhem, sind
die Klemmbacken mit Ausbuchtungen 38 versehen, die beim Hineinziehen des Drahtes
in das Rohr eine Keilwirkung ausüben.
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Ergreift man die Aderklemme so, daß Zeige-und Mittelfinger oberhalb
der Griffscheibe 33 und der Daumen auf der i)aumenplatte 36 liegen, so kann man
durch Druck auf die Daumenplatte oder durch Zug an der Griffscheibe die Klemmbacken
öffnen (Fig. 3, g) und durch Loslassen sie wieder schließen (Fig. 3, j).
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Das Ende des aus der Griffscheibe 33 hinausragenden Rohres 31 dient
der Daumenplatte 36 als Anschlag, wenn die Klemmvorrichtung 35 ganz geöffnet ist
und die Klemmbacken die größtmögliche Maulweite erreicht haben.
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An einer Seite des Rohres ist oberhalb des Anschlagringes 32 ein
kurzer Vierkantdraht 39 angelötet. der zwei Einschnitte trägt. Dieser Vierkantdraht
dient einem doppelten Zweck. In dem Rohr II des binders ist gegnüber dem Schlitz
I7 ein in der Zeichnung nicht dargestellter Schlitz angebracht, in den der Vierkantdraht
beim Einführen der Aderklemme in den binder eingreift und die Aderklemme am Verdrehen
hindert. Die Einschnitte dienen dazu, bestimmte Stellungen der Aderklemme iin binder
von außen sichtbar zu machen. Die Einschnitte haben den Vorteil, daß sie in dem
verdunkelten Operationsraum gut wahrnehml>ar sind.
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In Fig. 5 ist in starker Vergrößerung eine Draufsicht von oben auf
das durch den Trokar hindurchgeführte besteck dargestellt. 51 ist der Trokar, 52
der binder, 53 die Düse, 54 das Rohr der Aderklemme und 55 die Klemmbacken.
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Der Kauter (Fig. 6, 1. m) hat den Zweck, den
Faden
43 der Schlinge 41 nach erfolgter Abbindung zu durchtrennen. Er besteht aus einem
Rohr 61 voll demselben Durchmesser wie das Rohr 31 der Aderklemme. I)er Kauter besitzt
an seinem (;riff.entle zwei Kontaktstifte 62 und 63. Der erstere ist über die Hülse
64 mit dem Rohr 6I in fester stromleitender Verbindung. Der zweite steht mit einem
das ganze Rohr durchziehenden und von diesem durch eine Isolationsmasse getrennen
Draht 65 in leitender Verbindung. Am oberen Stand des Rohres 61 ist ein Glühdraht
66 aus Platin, C-Aletall oder einem anderen geeigneten Material angebracht, dessen
eines Ende mit dem Rohr (lt und dessen anderes mit dem Draht 65 leitend verbunden
ist. Der Glühdraht 66 hat eine Breite, die geringer ist als der Durchmesser des
Rohres 16, damit er beim Druchführen des Kauters durch den Bindr dessen Rohr 11
nicht berühren und bei versehentlich zu früher Stromentischaltung nicht kurzgeschlossen
werden kann.
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Die praktische Handhabung des chirurgischen Bestecks nach der Erfindung
ist folgende: Die tderklemme wird in den Binder eingeführt wie in Fig 4 dargestellt.
l)er Faden 43 einer Schlinge 41 wird in die Vorrichtung 18 eingefädelt und die Schlinge
über die Klemmvorrichtung 35 gestreift.
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Der Faden wird dann durch die Öffnung 42 der Führungsschraube gefädlt
und mehrfach um die Arme 46 des Gleitkreuzes geschlungen.
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Der Chirurg crgreift das Besteck, indem er Zeige- und Mittelfinger
der einen Hand auf die Griffhörner 14 und den Daumen unter die Daumenplatte 3 legt,
führt es durch den Trokar in den Brustraum ein. öffnet die Klemmvorrichtung 35,
in, dem er auf die Daumenplatte drückt, und' ergreift mit der Aderklemme das blutende
Gefäß, wobei er den Vorgang durch die Optik im zweiten Trokar beobachten kann.
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Das as lSesteck wird tion mit der einen Hand an der Daumenplatte
36 angefaßt und mit der anderen Hand an einem der beiden Griffhörner 14. Mit diesem
wird der Binder so weit nach oben geschoben, bis auf dem Vierkantdraht 39 der obere
Einschnitt erscheint. In dieser Stellung ist die Schlinge über das abzubindende
Gewebe geglitten. Dann läßt die eine Hand die Daumenplatte los, ihr Zeige- und Mittelfinger
werden auf die Arme46 des Gleitkreuzes gelegt und der Daumen unter eins der beiden
Griffhörner 14. Durch Zusammenziehen der Finger wird die Schlinge 41 zum Schließen
gebracht. Die Abbindung ist nun erfolgt.
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Danch wird das Gleitkreuz 46 ganz nach oben geschoben und der Binder
an dem Griffhorn 14 so weit nach nunten gezogen, daß er mit dem unteren Einschnitt
am Vierkantdraht 39 abschneidet. Durch diese Vorgang wird zwischen dem Knoten der
zitgezilgetleit Schlinge und der Düse 18 ein gewisser ;\listand erreicht, der die
zum Abnehmen der Aderklemme und dem Durchtrennen des Fadens vermittels des Kauters
erforderliche Lose im Faden hervorrult.
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Das Abnehmen der Klemme erfolgt, indem die Griffscheibe 33 und die
Daumenplatte 36 als Dreifingergriff benutzt werden, die Klemmvorrichtung geöffnet
und die Aderklemme aus dem Binder herausgenommen wird. An ihrer Stelle wird nun
der Kauter eingeführt und mit ihm der Faden dicht an dem Knoten der Abbindung durchtrennt.
Binder und Kauter werden nun zusammen aus dem Trokar entfernt.
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Mit dem geschilderten Verfahren können nicht nur einzelne blutende
Stellen abgebunden werden, sondern auch Nähte gelegt werden, indem mit der Aderklemme
z. B. die beiden Ränder einer Fistel erfaßt und durch eine Abbindung eng miteinander
verbunden werden. Mit einer Reihe solcher Abbindungen kann die ganze Fistel geschlossen
werden.
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Da die Einstichstellen zum Zugänglichmachen von Fisteln diesen dicht
gegenüberliegen und die für Thorakokaustiken vorgesehenen Bestecke Legen ihrer Länge
zu unhandlich sein würden, ist vorgesehen, zum Legen von Nähten vorgesehene Bestecke
in ihren stabförmigen Teilen kürzer herzustellen. Ferner erhalten die Klemmbacken
35 die bei chirurgischen Pinzetten üblichen scharfen Zähne, damit das glitschige
Gewebe der Wtindränder sicher gefaßt werden kann.