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Fadenführer. Die Erfindung bezieht sich auf insbesondere für Magen-
und Darmoperationen bestimmte scherenförmig ausgebildete Fadenführer. Es sind bereits
scherenförmig ausgebildete Instrumente bekannt, bei denen die Enden beider Schenkel
mit einer Einrichtung zur Aufnahme eines Fadens versehen sind. Hierbei laufen jedoch
die beiden Schenkel bei geschlossener Schere nicht in eine gemeinsame Spitze aus,
auch sind sie geradlinig ausgebildet, so daß solche Vorrichtungen zum Durchbohren
und Trennen von Geweben sowie zum Herumführen des Fadens um das zu unterbindende
Gefäß, also z. B. für Magen- und Darmoperationen, unverwendbar sind. Schließlich
eignen sich diese bekannten Vorrichtungen überhaupt nicht zum Führen, sondern nur
zum Knüpfen von Fäden, weil bei ihnen der Faden festgeklemmt wird, wenn die Schenkel
des Instruments gespreizt werden. Es sind -ferner bereits scherenförmige Fadenführer
bekannt, bei denen nur der eine der beiden Schenkel mit einem Ohr versehen ist.
Diesen Fadenführern gegenüber hä:t der neue Fadenführer der Erfindung den Vorteil,
daß sich die Enden des Fadens nicht miteinander verschlingen können, selbst dann
nicht, wenn der Faden etwas angefeuchtet ist. Dadurch wird nicht nur das Eingreifen
und Vorziehen des Fadens sowie das Zurückziehen des Fadenführers wesentlich erleichtert,
sondern es wird auch die für das Abbinden erforderliche Zeit erheblich abgekürzt.
Gerade die Zeitersparnis ist oft von ausschlaggebender Bedeutung für den Erfolg
der Behandlung, insbesondere z. B. bei Magenoperationen, bei denen bisher der größte
Teil der zur Verfügung stehenden Operationszeit auf die Freilegung des Magens verwendet
werden mußte. Der Erfindungsgegenstand kann aber auch mit Vorteil für solche Operationen
verwendet werden, bei denen bisher ein gewöhnlicher einschenkliger Fadenführer verwendet
wurde, z. B. bei Kropfoperationen zum Abbinden der betreffenden Gefäßstämme.
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In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes
dargestellt, und zwar zeigt Abb. r die Draufsicht auf den Fadenführer, Abb. a die
in der Richtung des Pfeiles x
(Ab b. z) gesehene Seitenansicht des Fadenführers,
Abb. 3 die linke Ansicht zu Abb. z und Abb. q. eine schaubildliche Darstellung des
Fadenführers in gespreiztem Zustande mit eingelogenem
Faden;
die Scherengriffe sind abgebrochen.
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Der scherenartig ausgebildete Fadenführer besteht aus zwei gelenkig
miteinander verbundenen Gliedern B und C. Diese sind an ihrem einen Ende mit Scherengriffen
b1 und cl versehen, während die anderen Enden b2 und c2 zweifach gebogen sind, und
zwar zunächst stumpfwinklig zu den Griffenden in deren Ebene (Abb. i) und sodann
etwa senkrecht zu dieser Ebene nach einem Kreisbogen (Abb. 3). Die kreisförmig gekrümmten
Stücke der Teile b2 und c2 verlaufen bei geschlossener Schere annähernd parallel
zueinander und berühren sich mit ihren äußersten Enden. Der Teil c2 läuft in eine
Spitze c4 aus, die eine solche Gestalt besitzt, daß sie bei geschlossener Schere
zugleich die Fortsetzung des Teiles b2 bildet (Abb. 2). Im gleichen Abstande von
der gemeinsamen Spitze c4 und nur wenig von ihr entfernt sind beide Teile b2 und
c2 mit als Öhre für einen Faden A dienenden Langlöchern b3 und c3 versehen (Abb.
2 und 4). Der Teil b2 ist auf der im geschlossenen Zustande des Fadenführers den
Schenkel c2 berührenden Fläche b4 mit Einkerbungen versehen. Die mit den Griffen
b1 und cl versehenen Schenkel der Glieder B und C sind so ausgebildet, daß sie zum
größeren Teile in der gleichen Ebene liegen und sich bei geschlossener Schere an
der Stelle b5 und c5 berühren.
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Der zum Unterbinden der zu durchschneidenden Gefäße dienende Faden
A wird in die Langlöcher b3 und c3 derart eingeführt, daß beide Enden des Fadens
A auf der Innenseite der Schenkelkrümmung austreten -(Abb.4). Soll z. B. eine Dünndarmoperation
vorgenommen werden, so muß vorher das zu behandelnde Darmstück von seinem zugehörigen
Mesenterium getrennt werden. Zu diesem Zweck wird das Mesenterium zunächst zwischen
zwei zu unterbindenden Gefäßen mittels der Spitze c4 des mit dem Faden A versehenen
Fadenführers vorsichtig durchbohrt, ohne daß dabei die erwähnten Gefäße verletzt
werden. Nachdem dann der Fadenführer in die so gebildete Öffnung so weit nachgeschoben
worden ist, daß auch der Schenkel b2 hineinragt, wird die Durchbohrung durch langsames
und vorsichtiges Öffnen des Fadenführers, ohne die zu unterbindenden Gefäße zu verletzen,
erweitert. Nunmehr wird der Fadenführer wieder geschlossen -und dann noch weiter
in die Durchbohrung hineingeschoben, wobei er mit der Spitze c4 so um das zu unterbindende
Gefäß herumgeführt wird, daß die Spitze c4 das Mesenterium auch auf der anderen
Seite des Gefäßes durchbohrt. Auch diese neue Öffnung wird nun wie vorher durch
langsames und vorsichtiges Öffnen so erweitert, daß zwischen beiden Durchbohrungen
das zu unterbindende Gefäß unverletzt als schmaler Strang bestehen bleibt. Bei geöffnetem
Fadenführer ist der Faden A zwischen den beiden Öhren b3 und c3 straff angespannt.
Der straff gespannte Teil wird nunmehr durch den Assistenten des Operateurs mittels
einer Pinzette oder auch bei le'.cht zugänglichem Operationsfeld mittels der Finger
ergriffen und ein Stück vorgezogen. Der Operateur greift jetzt mit seiner linken
Hand in die so gebildete Schlinge, hält diese fest und zieht den Fadenführer in
geöffnetem Zustande vorsichtig aus den Durchbohrungen heraus. Die beiden Fadenenden
bleiben dabei voneinander getrennt und können nun, bevor sie von den Ohren b3 und
c3 freigegeben werden, von dem Assistenten erfaßt und voneinander entfernt gehalten
werden. Der Operateur durchtrennt nun die - vorerwähnte Schlinge mittels einer Schere
und erhält auf diese Weise zwei voneinander verhältnismäßig weit entfernte Fäden,
von denen der eine durch den Operateur selbst uud der andere durch den Assistenten
in entsprechendem Abstande vom ersteren Faden um das zu unterbindende Gefäß geknüpft
wird, wodurch dieses nach beiden Seiten hin abgebunden wird. Nachdem nun die losen
Fadenenden abgeschnitten worden sind, wird das Gefäß zwischen den beiden Abbindestellen
durchtrennt. Auf die gleiche Weise werden nun auch die benachbarten Gefäße abgesondert,
unterbunden und durchschnitten, bis die zu operierende Stelle des Darmes genügend
weit freigelegt ist, um weiterbehandelt zu werden. Dadurch, daß die Bewegung der
Scherenschenkel gegeneinander durch die Berührungsstellen b5 und c5 begrenzt wird,
wird verhindert, daß die verhältnismäßig schwachen Schenkel b2 und c2 bei sehr kräftigem
Zusammendrücken der Griffe bl und c r verbogen werden.