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Tischsaiteninstrumente sind bekanntlich Saiteninstrumente mit flachem Resonanzgehäuse, bestehend aus i. d. R. Zarge, Boden, Decke und Schallloch. Über das Resonanzgehäuse sind Saiten gespannt, die im Bereich ihrer Enden auf Stegen aufliegen und mittels Stimmwirbel gestimmt werden.
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Die bekanntesten Tischsaiteninstrumente sind die Tischharfen. Bei den meisten dieser Instrumente können auswechselbare Einlegeblätter unter die Saiten geschoben werden. Nach darauf vorgezeichnetem Spielverlauf werden dann die Saiten über den Symbolen angeschlagen. So können auch musikalische Laien einfach und leicht ein Musikstück spielen.
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Traditionell sind Tischharfen diatonisch auf eine Tonart, meist C-Dur, gestimmt. Sie werden unter den Namen „Kleine Harfe”, „Diatonische Tischharfe”, „Liederharfe” etc. angeboten.
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Nachteile:
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- – Will man in einer anderen Tonart spielen, muss das Instrument dem(n) Vorzeichen des Musikstückes entsprechend umgestimmt werden.
- – Bei manchen Instrumenten gibt es zum Tonartwechsel sog. Umstimmer. Das sind Klötzchen, die in einem bestimmten Abstand zum Steg unter die Saiten geklemmt werden, um die Saiten um einen Halbton zu erhöhen.
- – Außerdem können bei diesen diatonischen Instrumenten keine Halbtöne gespielt werden.
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Deswegen haben sich in den letzten Jahren immer mehr chromatische Tischsaiteninstrumente wie „Veeh-Harfe” (
DE 88 05 973 U1 ), „Zauberharfe”, „Kern-Klangbrett” (
DE 203 14 U1 ) durchgesetzt.
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Nachteile:
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- – Diese Instrumente werden allgemein nur mit Einlegeblättern bespielt.
- – Das Spielen nach regulären Noten und Auswendigspielen ist aufgrund der Vielzahl von Saiten und fehlender Orientierungsmerkmale kaum möglich.
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Aufgabe der Erfindung ist, ein Tischsaiteninstrument zu schaffen, das die genannten Nachteile nicht aufweist und auf dem mit und ohne Notenkenntnisse gespielt werden kann.
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Diese Aufgabe wird mit den im Anspruch 1 beschriebenen und die Erfindung kennzeichnenden Merkmalen gelöst.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der vorgeschlagenen Lösung sind in den ergänzenden Ansprüchen umfasst.
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Der Grundgedanke der Erfindung ist, ein diatonisches Tischsaiteninstrument zu schaffen, auf dem verschiedene Tonarten und alle Halbtöne ohne häufiges Umstimmen mit und ohne Notenkenntnisse gespielt werden können.
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Bei den Hakenharfen (Böhmische Harfe, Keltische Harfe u. a.) wird das Umstimmen der Saiten dadurch gelöst, dass am Hals unterhalb der Stimmwirbel und Stegstifte sog. Haken, Gabelscheiben oder heute meist Halbtonklappen angebracht sind. Diese Mechaniken verkürzen die Mensur der Saiten soweit, dass sie einen Halbton höher klingen. Ist für jede Saite eine Umstimmvorrichtung angebracht und die Harfe in Es-Dur gestimmt, können alle Tonarten von 3 B-Vorzeichen bis 4 Kreuz-Vorzeichen gespielt werden.
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Vom Prinzip her könnten diese Umstimm-Mechaniken auch auf die Tischsaiteninstrumente übertragen werden. Aus verschiedenen Gründen ist dies aber nicht geschehen: Bei einem Tischsaiteninstrument müssten die Umstimm-Mechaniken auf der Decke angebracht werden, die aber nur wenige Millimeter dick und nicht stabil genug ist. Auch wegen Platzmangels oder sonstiger Gründe wurden bis heute keine Haken, Gabelscheiben und handelsübliche Halbtonklappen eingesetzt.
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Bei dem erfindungsgemäßen Instrument (1) wird das Problem dadurch gelöst, dass ein Steg so ausgebildet ist, dass er für Halbtonklappen ausreichend Platz bietet und stabil genug ist. Darauf sind erfindungsgemäße platzsparende Halbtonklappen befestigt.
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Die erfindungsgemäßen Halbtonklappen (7) bestehen im Wesentlichen aus Fuß, Arm und Gegenlager. Der Fuß aus (Halb-)Metall, an dem der Arm aus (Halb-)Metall oder Kunststoff angebracht, ist im Steg eingesetzt oder eingeschraubt. Mit dem in vertikaler Richtung streng beweglichen Arm kann die Saite zwischen Stegeinlage und Gegenlager gegen das Gegenlager, das im Halbtonabstand zur Stegeinlage neben dem Steg befestigt ist, gedrückt und gehalten werden (4). Dadurch wird die Mensur der Saite verkürzt, die Saite klingt um einen Halbton höher.
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Es kann für jede Halbtonklappe ein Gegenlager oder ein langes, durchlaufendes Gegenlager für alle Halbtonklappen angebracht werden. Das/die Gegenlager erweisen sich außerdem als vorteilhaft, da sie auch als Halbtonbund genutzt werden können. Es ist also auch möglich, mit einem Finger Halbtöne zu drücken.
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Als Alternative zum Gegenlager ist noch eine andere Ausführungsform möglich (5): Der Steg muss so ausgebildet sein, dass darauf neben Stegeinlage und Halbtonklappe/n auch ein Halbtonbund angebracht werden kann. Ist ein Halbtonbund angebracht, übernimmt dieser auch die Aufgabe des Gegenlagers.
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Eine vorteilhafte Ausgestaltung, bei entsprechender Bemessung des Steges, ist das Anbringen der Halbtonklappen samt Halbtonbünde bzw. Gegenlager in zwei Reihen (2 u. 6). So können die Halbtonklappen nach B- und Kreuztonarten geordnet werden. Sie werden übersichtlicher. Außerdem können, trotz gedrückter Halbtonldappen der äußeren Reihe, Halbtone gegriffen werden.
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Will man vermeiden, den Steg mit Halbtonklappen (Füße mit Armen) zu beschweren, ist es von Vorteil, die Halbtonklappen an einer Brücke (bei einreihiger Anordnung) oder an Brücken (bei mehr reihiger Anordnung) über dem Steg anzubringen (ohne Abb.). Die Brücken aus Holz oder (Halb-)Metall sind vorzugsweise am Rahmen befestigt, Gegenlager oder Halbtonbund/Halbtonbünde können wie oben ausgeführt sein.
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Bei den Halbtonklappen können Markierungen hilfreich sein. Weil Vorzeichen am Anfang eines Musikstückes immer für alle Töne gleichen Namens in allen Tonlagen (Oktaven) gelten, ist von Vorteil, auch alle Halbtonklappen gleichen Namens mit gleichen Markierungen oder
Kennzeichnungen zu versehen. Das erleichtert das Einstellen des Instrumentes auf eine bestimmte Tonart erheblich.
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Das Einstellen des Instrumentes auf Tonarten, ohne Notenkenntnisse, erfolgt über Markierungen oder Erkennungsmerkmalen auf den Halbtonklappen und Einlegeblattern. Auf dem Einlegeblatt wird jedem Vorzeichen ein bestimmtes Erkennungsmerkmal zugeordnet und die Information, ob der Ton erhöht oder erniedrigt werden muss. Da entsprechend der Vorzeichen auch die Halbtonklappen gleichen Namens mit gleichen Merkmalen gekennzeichnet sind, können die Tonarten, bzw. die Halbtonklappen, nach diesen Merkmalen eingestellt werden.
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Beim Musizieren mit Einlegeblättern (8) werden keine Kenntnisse über reguläre Noten vorausgesetzt. Bei der Gestaltung der Töne auf dem Einlegeblatt für das erfindungsgemäße Tischsaiteninstrument dienen eine Kreisfläche, Kreisaussegmente und die regulären Noten als Vorlage, wobei die Wertigkeit folgendermaßen erkennbar sein kann: O = Ganze Note oder 4 Viertel, C = Halbe Note oder 2 Viertel, schwarze Kreisfläche = 1 Viertel-Note, jeweils kleinere schwarze Kreisflachen = 8-tel und 16-tel Note. Punktierung, Pausen und Haltebogen können vom regulären Notensystem übernommen werden. Mit dieser Darstellung der Töne ist ein Bezug zu den regulären Noten beabsichtigt, damit soll ein eventuelles Lernen der regulären Noten erleichtert werden.
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Einlegeblätter enthalten außerdem neben Stimmenangabe, Titel, Texter, Komponist und Arrangeur Informationen über Takt- und Tonart (mit Erkennungsmerkmal), Auftakt, Lage und Dauer der Töne, Spielverlauf, zur Positionierung des Blattes und zum Einstellen des Instrumentes auf Tonarten, bei Liedern auch Text. Sie werden unter die Saiten geschoben und je nach Tonart in einer bestimmten Lage fixiert.
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Bei den meisten Tischsaiteninstrumenten, vor allem chromatischen, wird das Spielen nach Noten oder Auswendigspielen erschwert oder unmöglich, weil aufgrund der Vielzahl von Saiten und fehlender Markierungen die Orientierung erschwert wird. Es gibt dafür verschiedene Lösungsmöglichkeiten. Als vorteilhaft stellte sich heraus, die Saiten, entsprechend einer Notenzeile mit Hilfslinien, farbig zu gestalten. So können Noten leicht auf das Instrument übertragen und gespielt werden. Auch das Auswendigspielen wird damit erheblich erleichtert.
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Tischsaiteninstrumente werden oft zur Liedbegleitung eingesetzt. Deshalb ist es sinnvoll, dass dieses Instrument mindestens die Tonhöhe einer mittleren Singstimme bis g'' hat. Saitenhersteller geben bei g'' eine maximale Mensur von 28 cm an. Bei einer größeren Mensur würde die Saite bei der Tonhöhe g'' wahrscheinlich reißen. Nun ist es aber von Vorteil, die Einlegeblätter im DIN A4-Format (Länge = 29,7 cm) zu verwenden.
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Deswegen müssen an den Stegen Aussparungen vorgenommen werden (1 u. 3), damit DIN A4-Blatter eingelegt werden können.
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Einlegeblätter unter den Saiten sollten fixiert werden, damit sie während des Musizierens nicht verrutschen. Die vorzugsweise im rechten Steg integrierte Blattklemme erfüllt diese Aufgabe, ist platzsparend und unauffällig (1 u. 3).
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Damit eine entspannte Haltung beim Spielen möglich ist, ist vorzugsweise der rechte Steg so gestaltet, dass darauf die Spielhand aufgelegt werden kann (3).
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Meist sind die Tischsaiteninstrumente mit Stahlsaiten bestückt. Diese sind wenig hautfreundlich und klingen hell. Deshalb sind beim erfindungsgemäßen Instrument vorzugsweise Nylonsaiten aufgezogen. Während Stahlsaiten mit Ringen oder Kugeln erhältlich sind und meist durch eine Bohrung von unten eingefädelt werden, müssen blanke Nylonsaiten, wie man sie auch bei großen Harfen und Gitarren antrifft, mit Knoten oder Schlingen versehen werden. Um diese leicht einhängen zu können, sind unter dem rechten Steg an der Stirnsaite des Resonanzgehäuses Stifte angebracht (3). Außerdem erleichtert ein eingesägter Steg das Aufziehen der Saiten (1, 2, 3).
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Bei den Tischsaiteninstrumenten sind im Allgemeinen die Schalllöcher in der Decke oder im Boden. Deshalb breitet sich der Schalldruck beim Spielen hauptsächlich nach oben oder unten aus. Beim erfindungsgemäßen Instrument ist das Schallloch oder mehrere bevorzugt in der Zarge auf der dem/n Zuhörer/n zugewandten Seite eingearbeitet. Dadurch wird der Schalldruck in Richtung der/des Zuhörer/s gelenkt.
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Es kann für den Benutzer von Vorteil sein, wenn das Instrument, je nach Belieben, schräg gestellt werden kann. Deshalb kann das Instrument mit einem oder mehreren Stützfüßen versehen werden. Sie können steckbar, schraubbar, klappbar in verschiedenen Höhen oder in der Höhe verstellbar ausgebildet sein.
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Zusammenfassung:
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Durch die Erfindung und den Einsatz von platzsparenden Halbtonklappen mit Gegenlager bzw. Halbtonbund entsteht ein handliches, vielseitiges diatonisches Tischsaiteninstrument. Ist für jede Saite eine Halbtonklappe angebracht und das Tischsaiteninstrument in Es-Dur gestimmt, kann durch einfaches Betätigen der Halbtonklappen in den Tonarten von Es-Dur (3b) bis E-Dur (4#) gespielt werden. Außerdem können aufgrund des Halbtonbundes oder des/r Gegenlager/s auch von Hand Halbtöne gegriffen werden. Die gleiche Kennzeichnung von Halbtonklappen gleichen Namens und des/r Vorzeichen/s eines Musikstückes ermöglichen nicht nur das Einstellen auf bestimmte Tonarten bei fehlender Notenkenntnis, auch sonst ist sie hilfreich. Markierte Saiten, entsprechend des regulären Notensystems, erleichtern sowohl das Übertragen der Noten auf das Instrument und Musizieren als auch das Auswendigspielen. Weitere Ausgestaltungen wie Handauflage, eingesägter Steg, einfaches Einhängen der blanken Nylonsaiten an Stiften, integrierte Blattklemme, Schalllöcher auf der dem/n Zuhörer/n zugewandten Seite und DIN A4-Einlegeblätter bei einer Tonhöhe bis g'' zu verwenden, bringen erhebliche Vorteile und Nutzen.
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Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Instrumentes werden anhand der 1 bis 8 erläutert:
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1 Von oben: Schematische Zeichnung des erfindungsgemäßen Tischsaiteninstrumentes mit rechtem und linkem Steg, Halbtonklappen in einreihiger Anordnung
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2 Von oben: Schematische Zeichnung des erfindungsgemäßen Tischsaiteninstrumentes mit rechtem und linkem Steg, Halbtonklappen in 2-reihiger Anordnung
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3 Von vorne: Schematische Zeichnung des erfindungsgemäßen Tischsaiteninstrumentes: rechter Teil mit rechtem eingesägten Steg 2, Handauflage 3, Bunddraht 4, integrierte Blattklemme 6, Saite 8, Stifte für Saiten 21 und Aussparung für Einlegeblatt 22
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4 Von vorne: Schematische Zeichnung des erfindungsgemäßen Tischsaiteninstrumentes: linker Teil mit Saite 8, Stimmwirbel 9, linkem Steg 10, Stegeinlage 11, Halbtonklappe 12 und Gegenlager 13
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5 Das Gegenlager 13 ist als Halbtonbund ausgebildet, sonst wie 4
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6 Von vorne: Schematische Zeichnung des erfindungsgemäßen Tischsaiteninstrumentes, linker Teil mit linkem Steg 14 für 2-reihige Anordnung der Halbtonklappen: Stegeinlage/n für äußere Reihe der Halbtonldappen 15, Halbtonklappen äußere Reihe 16, Gegenlager für äußere Reihe der Halbtonklappen (ist zugleich Stegeinlage 17 für die innere Reihe der Halbtonklappen), Halbtonklappen innere Reihe 18 und Gegenlager für die innere Reihe 19 (hier als Halbtonbund ausgebildet)
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7 Halbtonklappe in Front- und Seitenansicht: Gegenlager 13, Fuß 23, Arm 24, Markierung 25, Gummi- oder Kunststoffscheiben 26, Befestigungselement 27 und Polster 28
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8 Beispiel für ein Einlegeblatt zum erfindungsgemäßen Tischsaiteninstrument
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Resonanzgehäuse
- 2
- Rechter Steg
- 3
- Handauflage
- 4
- Bunddraht rechter Steg
- 5
- Seitenbeschriftung
- 6
- Integrierte Blattklemme
- 7
- Einlegeblatt
- 8
- Saiten
- 9
- Stimmwirbel
- 10
- Linker Steg für einreihige Anordnung der Halbtonldappen
- 11
- Stegeinlage linker Steg
- 12
- Halbtonklappen
- 13
- Gegenlager (kann auch als Halbtonbund ausgebildet sein)
- 14
- Linker Steg für 2-reihige Anordnung der Halbtonklappen
- 15
- Stegeinlage/n für äußere Reihe der Halbtonklappen
- 16
- Halbtonldappen äußere Reihe
- 17
- Gegenlager für äußere Reihe der Halbtonklappen, zugleich Stegeinlage für innere Reihe der Halbtonklappen
- 18
- Halbtonklappen innere Reihe
- 19
- Gegenlager für die innere Reihe (hier als Halbtonbund ausgebildet)
- 20
- Fuß
- 21
- Stifte für Saiten
- 22
- Aussparung für Einlegeblatt
- 23
- Fuß der Halbtonklappe
- 24
- Arm der Halbtonklappe
- 25
- Markierung der Halbtonklappe
- 26
- Gummi- oder Kunststoffscheibe
- 27
- Befestigungselement
- 28
- Polster
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 8805973 U1 [0004]
- DE 20314 U1 [0004]