DE19959234C2 - Kernschießverfahren und für die Durchführung des Verfahrens geeignete Vorrichtung - Google Patents
Kernschießverfahren und für die Durchführung des Verfahrens geeignete VorrichtungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Kernschießverfahren zur Fertigung von Formtei
len aus verzögert härtenden Formstoffen nach dem Oberbegriff des An
spruchs 1 und eine für die Durchführung des Verfahrens geeignete Vor
richtung.
Verzögert aushärtende Formstoffe, wie Beton, werden nach konventio
nellen Methoden nach dem Strangpreßverfahren hergestellt. Nachteilig an
diesem Verfahren ist, dass hervorspringende, beziehungsweise zurück
springende Konturen des zu fertigenden Formstückes prozeßbedingt nur
in Produktionsrichtung ausgebildet werden können. Dies führt jedoch zu
einer sehr beschränkten Gestaltungsfreiheit bei der Formgebung der her
zustellenden Formkörper.
Aus der Gießereitechnik sind auch andere Verfahren und Vorrichtungen
bekannt, die für nicht verzögert aushärtende Formstoffe eingesetzt wer
den.
So zeigt die Patentschrift DE 29 53 668 eine Blasmaschine, bei der ein
Kernkasten auf einem Tisch befestigt wird, dessen Antrieb zum Wenden
relativ zur Horizontalachse verwendet wird.
Aus der Patentschrift DE 33 39 941 A1 ist ein Verfahren und eine Vor
richtung zur Herstellung von aus zwei Formhälften bestehenden kastenlo
sen Gießformen bekannt, bei denen mittels eines ersten Modells in einem
ersten Formkasten die eine Formhälfte hergestellt und nach Entfernen
dieses Modells in einen zweiten Formkasten geschoben wird, der um 180°
gewendet wird.
Die Patentschrift EP 732 977 B1 zeigt eine Vorrichtung, bei der die Ent
nahme der Kerne außerhalb des eigentlichen Arbeitsbereiches der Kern
schießvorrichung möglich ist.
Die DE-OS 44 34 798 offenbart eine Kernschießmaschine, bei der sich der
um mindestens eine Achse taktende Werkzeugträger mit Kernkastenteilen
bestückt ist und zur kontinuierlichen Kernherstellung benutzbar ist.
Die deutsche Patentschrift 32 40 022 zeigt eine Formmaschine, bei der
zwei Hälften eines Formkastens zusammengeführt und mit Formmasse
gefüllt werden, wonach die eine Hälfte mit dem Formteil horizontal abge
zogen wird, um sie zur Seite zu schwenken.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zu schaffen, mit dem ver
zögert aushärtende Formstoffe zu Formteilen gefertigt werden können, die
in alle Achsen und Ebenen hervorstehende und/oder zurückspringende
Konturen aufweisen können.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass ein Kernschieß
verfahren auf verzögert aushärtende Formstoffe angewendet wird.
Unter einem verzögert aushärtenden Formstoff im Sinne der Erfindung ist
ein Formstoff zu verstehen, der über einen Zeitraum insbesondere von 15
Minuten bis 8 Stunden aushärtet. Beispielhaft können Beton oder Kalt
harzbindersysteme genannt werden.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es nunmehr möglich, Formkör
per aus verzögert aushärtenden Formstoffen zu schaffen, die bezüglich
ihrer geometrischen Ausbildung und Formgebung eine größere Gestaltungsfreiheit
ermöglichen. Insbesondere ist es möglich, Formkörper aus
verzögert aushärtenden Formstoffen zu schaffen, die hervorstehende,
beziehungsweise zurückspringende Konturen frei in allen Achsen und
Ebenen, beziehungsweise Richtungen, aufweisen können.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
angegeben.
Die Zeichnungen zeigen beispielhaft Einzelheiten einer für die Durchfüh
rung des Verfahrens geeigneten Vorrichtung.
Es zeigt:
Fig. 1: eine Ansicht einer Kernschießvorrichtung mit
schwenkbarer Formeinrichtung.
Fig. 2: einen Verriegelungsmechanismus
Fig. 3: einen Querschnitt der in Fig. 1 und 2 dargestellten
Vorrichtung.
Die in Fig. 1 dargestellte Kernschießvorrichtung umfaßt eine Schießein
richtung 1, unter der eine Formeinrichtung 2 positioniert ist, welche einen
Kernkasten aufnimmt. Die Formeinrichtung 2 ist über eine Drehachse 3
schwenkbar angebracht.
In Fig. 2 ist die Drehachse 3 dargestellt, die einen Verriegelungsmecha
nismus 4 aufweist.
Im Folgenden soll die Erfindung am Beispiel der Herstellung eines Be
tonformkörpers, insbesondere eines Dachsteins, erläutert werden.
Zu Beginn wird die Formstoffgrundmasse Beton in einen Vorratsbehälter
auf der Kernschießvorrichtung gefüllt. Durch Öffnen eines Verschlusses
fällt der Formstoff in den Sandzylinder der Kernschießvorrichtung. Unter
halb des Sandzylinders befindet sich der Schießkopf, der einen Übergang
zwischen dem Sandzylinder und der groben Außenkontur des Kernka
stens bildet. Unter dem Schießkopf ist die Schießkopfplatte befestigt, deren
Öffnungen mit den Einschußöffnungen des Kernkastens überein
stimmt. Zum Schießen steht der Kernkasten mit der Hauptteilungsebene
in vertikaler Richtung unter dem Schießkopf. Der Schießkopf wird nun mit
dem Kernkasten in Kontakt gebracht. Dies geschieht entweder durch An
heben des Kernkastens an den Schießkopf oder durch Absenken des
Schießkopfes auf den Kernkasten. Durch Öffnen des Schußventils der
Kernschießvorrichtung wird schlagartig ein Druckluftreservoir der Kern
schießvorrichtung über eine Schießeinheit in Richtung des Kernkastens
entspannt. Der für die verzögert aushärtende Formmasse verwendete
Druck beträgt dabei bevorzugt mindestens 7 bar. Besonders bevorzugt ist
ein Ausgangsdruck von 8,5 bis 10 bar. Jedoch können auch höhere Drüc
ke eingesetzt werden. Der auftretende Luftmassenstrom fluidisiert den
durchströmenden Beton und bildet eine Zweiphasenströmung aus Druck
luft und Beton. In diesem Zusammenhang ist auch die Verwendung eines
Sandzylinders von besonderer Bedeutung, da dessen seitliche Luftein
trittsöffnungen erforderlich sind, um eine ausreichende Verflüssigung des
Betons oder eines anderen verzögert aushärtenden Formstoffes zu errei
chen. Besonders zweckmäßig für das Verfahren ist der Ausgangsdruck
und die damit verbundene kurze Füllzeit. Die hohe kinetische Energie, mit
der der Formstoff in den Kernkasten eingetragen wird, sichert eine ausrei
chende Verdichtung des Formstücks. Die hohen Schießdrücke von vor
zugsweise mehr als 7 bar gewährleisten eine Überwindung der bei verzö
gert aushärtenden Formstoffen, wie Beton, vorhandenen höheren Binde
kräfte, die der Konturenschärfe des Formstückes und der notwendigen
Verdichtung des Formstoffes im Kernkasten entgegenstehen. Die hohen
Bindekräfte zwischen den einzelnen Formstoffpartikeln sind eine Folge
der hohen Feuchtigkeit der verzögert aushärtenden Formstoffe, wie Be
ton. Als Folge dieser Bindekräfte ist die Fließfähigkeit von Betonmischun
gen wesentlich geringer als die Fließfähigkeit der Gießereiformstoffe, die
nach dem Stand der Technik mit dem Kernschießverfahren verarbeitet
werden. Die verringerte Fließfähigkeit der verzögert aushärtenden Form
massen hat neben erhöhtem Einschießdruck zur Folge, dass die längste
Ausdehnung des zu fertigenden Formstückes in der bevorzugten Ausfüh
rungsform der Erfindung in Richtung des einströmenden Formstoffes lie
gen soll. Daraus resultiert die vertikale Schießposition, die gewährleistet,
dass der Formstoff mit der geringst möglichen Zahl von Richtungsumlen
kungen in die am weitesten von der Einschußöffnung entfernten Formbe
reiche gelangen kann.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist, verbunden mit der vertikalen
Ausrichtung der längsten Ausdehnung des Formstückes, auch eine verti
kale Ausrichtung der Hauptteilungsebene des Kernkastens gegeben. Je
doch muß die Hauptteilungsebene nicht zwingend vertikal ausgerichtet
sein, jedenfalls ist sie besonders praktikabel im Hinblick auf die folgenden
Fertigungsschritte. Bei einfachen Formen muß die längste Ausdehnung
nicht zwingend in der zur Einschießrichtung Vertikalen ausgerichtet und
die Hauptteilungsebene nicht vertikal sein. In einem solchen Fall hat be
reits der hohe Ausgangsdruck von vorzugsweise mehr als 7 bar die Folge,
dass die verzögert aushärtende Formmasse verarbeitet werden kann. Bei
Formteilen mit komplizierter Geometrie haben die vertikale Ausrichtung
der längsten Ausdehnung des Kernkastens und der Hauptteilungsebene
des Kernkastens jedoch die oben genannten Vorteile. Die den Formstoff
transportierende Luft wird durch Düsen und über eine definierte Spalte
abgeführt.
Im Bereich der Einschußöffnung ist die Oberfläche des zu fertigenden
Formstücks in der Regel uneben. In einer Nivellierstation wird der Bereich
der Einschußöffnung daher durch Einpressen eines entsprechend ausgeformten
Konturenteils in Form eines konturierten Stempels geglättet
und nachverdichtet. Zur Aufnahme der Innenkräfte im Kernkasten in der
Schieß- und Nivellierstation können die Kernkastenteile durch hydraulisch
mechanisch betriebene Spannvorrichtungen dicht geschlossen gehalten
werden. Nach dem Entfernen des Konturenteils aus dem Einschußbereich
wird der Kernkasten zur Entnahmestation gefahren.
Erfindungsgemäß verfügt die Kernschießvorrichtung über Mittel, die den
Kernkasten für die Entnahme des Formteils im Wesentlichen um 90°
kippt. Das Kippen des Kernkastens vor der Entnahme des Formkörpers ist
bedeutsam im Hinblick auf das Aushärteverhalten des zu entnehmenden
Formkörpers aus verzögert aushärtenden Formmassen. Die üblicherweise
mit Kernschießverfahren verarbeiteten Formstoffe können durch Wärme
und/oder Durchströmen mit einem Prozeßgas innerhalb von Sekunden
oder maximal wenigen Minuten ausgehärtet werden, bevor sie dem Kern
kasten entnommen werden. Dadurch sind die Kerne beim Trennen, d. h.
beim Öffen des Kernkastens und beim Entnehmen aus dem Kernkasten,
gut zu handhaben. Eine Betonmischung oder eine andere verzögert aus
härtende Formmasse härtet jedoch innerhalb von Stunden aus und die
Grünstandfestigkeit, d. h. die Festigkeit vor einer chemischen oder physi
kalischen Härtung, erlaubt keine direkte Handhabung.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird zur
Herstellung der Formkörper, wie in diesem Beispiel der Dachsteine, daher
ein Träger als Unterstützung in den Kernkasten eingelegt. Wie oben aus
geführt, steht der Dachstein in der bevorzugten Ausführungsform des er
findungsgemäßen Verfahrens in der Vertikalen. In diesem Beispiel befin
den sich sowohl die Längsausdehnung des Dachsteins als auch die
Hauptteilungsebene des Kernkastens in der Vertikalen. Erfindungsgemäß
wird der noch geschlossene Kernkasten nunmehr gekippt und im Wesent
lichen in die horizontale Position gebracht, so dass der flächige Bereich
des Dachsteins auf der gesamten Fläche vom Träger abgestützt wird und,
auf diesem liegend, entnommen werden kann. Nach Abheben des Kern
kastenoberteils mittels einer entsprechenden maschinenseitigen Hubvor
richtung, hebt eine Ausstoßvorrichtung durch das Kernkastenunterteil hin
durch den Formstückträger soweit an, dass eine Entnahmevorrichtung,
wie ein Roboter oder Transporteur, den Formstückträger mit dem darauf
liegenden Formstück entnehmen kann. Dies hat zur Folge, dass die noch
nicht ausgehärtete Betonmasse nicht vom Träger herunterfällt, wenn der
Dachstein aus dem Kernkasten entnommen wird.
Nach dem Reinigen des Kernkastenoberteils durch Druckluft und Einsprit
zen vom Trennmittel wird ein neuer Formstückträger in den Kernkasten
eingelegt. Der Kernkasten wird geschlossen und vor beziehungsweise
während des Verfahrens zur Schießstation wieder in die Vertikale gekippt.
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung kann der Kernkasten in sei
nem Inneren weitere formgebende Bestandteile für die Formgebung von
Hohlräumen im Formkörper aufweisen.
Zur Steigerung der Produktivität können die Prozeßschritte zeitlich parallel
in den verschiedenen Maschinenstationen durchgeführt werden. Der
Transport der Kernkästen kann dabei über einen Rundschalttisch erfol
gen, der einen Transport zwischen der Schießstation, einer Nivellierstation
und einer Entnahmestation ermöglicht.
Alternativ können das Einschießen, Nivellieren und Entnehmen an der
gleichen Position durchgeführt werden. Die zur Durchführung dieser Ver
fahrensschritte notwendigen Vorrichtungsbestandteile werden dabei an
diese Arbeitsposition herangeführt. Die Verfahrensweise nach dem
Rundtakt- oder Transferprinzip ist jedoch die bevorzugte.
Claims (16)
1. Kernschießverfahren, bei dem ein Formstoff in einen Kernkasten
eingeschossen und anschließend aus ihm entnommen wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein verzögert aushärtender Formstoff eingeschossen wird und
dass der Kernkasten zum Einschießen des Formstoffes im
Wesentlichen in einer Vertikalen bezüglich der Längsausrichtung
des zu formenden Körpers positioniert wird und zur Entnahme im
Wesentlichen in eine Horizontale geschwenkt wird.
2. Kernschießverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kernkasten zum Einschießen des Formstoffes bezogen
auf die Hauptteilungsebene im Wesentlichen in einer Vertikalen
positioniert wird.
3. Kernschießverfahren nach einem der Ansprüche 1 oder,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Formstoff nach dem Einschießen nivelliert wird, wobei
sich der Kernkasten - bezogen auf seine Hauptteilungsebene - im
Wesentlichen in vertikaler Stellung befindet.
4. Kernschießverfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Nivellierung durch Aufpressen eines Konturenteils erfolgt.
5. Kernschießverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass der verzögert aushärtende Formstoff auf einen sich im Kern
kasten befindenden Formstückträger aufgeschossen wird.
6. Kernschießverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass der verzögert aushärtende Formstoff mittels Druckluft in den
Kernkasten eingeschossen wird, indem ein Druckluftreservoir über
eine Schießeinheit in Richtung des Kernkastens entspannt wird.
7. Kernschießverfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Druckluft einen Ausgangsdruck von mindestens 7 bar
aufweist.
8. Kernschießverfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Druckluft einen Ausgangsdruck in einem Bereich von 8,5
bis 10 bar aufweist.
9. Kernschießverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Formteil entnommen wird, indem das Oberteil des Kern
kastens abgehoben wird und eine Ausstoßvorrichtung den Form
stückträger, welcher das Formstück trägt, durch das Kernkasten
unterteil so weit angehoben wird, dass der Formstückträger mit
dem darauf liegenden Formstück entnommen werden kann.
10. Kernschießverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Einschießen des verzögert härtenden Formstoffes, das
Nivellieren und die Entnahme des Formstückes aus dem Kern
kasten an verschiedenen Maschinenstationen erfolgt.
11. Kernschießverfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Kernkasten zur Durchführung der verschiedenen Verfah
rensschritte über einen Rundschalttisch transportiert wird.
12. Kernschießvorrichtung umfassend eine Schießvorrichtung und eine
Entnahmestation,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schießvorrichtung Mittel zum schlagartigen Entspannen
eines Druckluftreservoirs aufweist und dass die Kernschießvor
richtung Mittel zum Wenden eines Kernkastens aufweist.
13. Kernschießvorrichtung nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Mittel zum schlagartigen Entspannen eines Druckluftre
servoirs einen Ausgangsdruck von mindestens 7 bar erzeugen.
14. Kernschießvorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Mittel zum schlagartigen Entspannen eines Druckluftre
servoirs einen Ausgangsdruck von 8,5 bis 10 bar erzeugen.
15. Kernschießvorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie mit einem Sandzylinder ausgestattet ist.
16. Kernschießvorrichtung nach einem der Ansprüche 13 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie vorzugsweise nach dem Rundtakt- oder Transferprinzip
arbeitet.
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