DE19910447A1 - Keramischer elektrischer Widerstand - Google Patents
Keramischer elektrischer WiderstandInfo
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Abstract
Es wird ein keramischer elektrischer Widerstand vorgeschlagen, der durch Keramisieren mindestens eines siliciumorganischen Polymers, insbesondere eines Polysiloxans, und mindestens zweier Füllstoffkomponenten hergestellt wird, dessen spezifischer elektrischer Widerstand durch ein durch eine erste Füllstoffkomponente erzeugtes und durch eine weitere Komponente modifiziertes perkolatives Netzwerk eingestellt wird. Die erste Füllstoffkomponente hat vorzugsweise einen Füllstoffanteil zwischen 10 und 60 Vol.-% und die zweite Füllstoffkomponente einen Füllstoffanteil unter 25 Vol.-%, jeweils bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung. Da dieser Widerstand eine geringe Temperaturabhängigkeit im Temperaturbereich von 0 bis 1000 Grad Celsius aufweist und hochspannungsfest ist, eignet er sich als Widerstandselement in einer Zündkerze.
Description
Die Erfindung betrifft einen keramischen elektrischen
Widerstand nach der Gattung des Anspruchs 1 und dessen
Verwendung.
Aus der DE-OS 196 51 454 A1 ist ein in einer Zündkerze
angeordneter Widerstand bekannt, der eine erhöhte
Temperaturbeständigkeit aufweist. Dieser Widerstand
ist zwischen Elektrode und Anschlußbolzen der Zündkerze
angeordnet, um die Elektroden- und Isolatorerosion zu
reduzieren und weiterhin eine verbesserte Funkentstörung zu
gewährleisten. Jedoch ist bei diesem Widerstand die
Hochspannungsfestigkeit und Temperaturabhängigkeit noch
verbesserungsfähig.
In der EP-0412 428 B1 sind keramische Verbundkörper
offenbart, die durch Pyrolyse einer Mischung aus einem
siliciumorganischen Polymer mit einem metallischen Füllstoff
erzeugt werden. Diese keramischen Formkörper besitzen eine
gute Hochtemperatur- und Verschleißfestigkeit.
In der DE 195 38 695 A1 ist ein gattungsgemäßer keramischer
Widerstand als Heizleiter für Glühstiftkerzen vorgeschlagen,
der durch Keramisieren mindestens eines siliciumorganischen
Polymers und mindestens eines Füllstoffes hergestellt wird.
Über die Auswahl der Füllstoffkomponente und den
Füllstoffanteil wird der spezifische Widerstand eingestellt.
Jedoch wird dieser nach der allgemeinen Mischungsregel
bestimmt, die angibt, daß der Wert des spezifischen
Widerstandes einer Mischung zwischen den Werten der
spezifischen Widerstände der beiden Phasen liegt. Der dieser
Mischungsregel zugrunde liegende Percolationsmechanismus ist
aber beim Erfindungsgegenstand nicht gültig.
Die Erfindung betrifft ein hochtemperatur- und
hochspannungsfestes Widerstandsmaterial, das besonders
geeignet ist für die Herstellung eines vorgezogenen
Widerstandes im Isolatorfuß einer Zündkerze, d. h., für einen
nahe beim Zündbereich angeordneten Widerstand, wo
Temperaturen bis 950°C herrschen. Zugleich weist der
Widerstandswert eine geringe Abhängigkeit von der Temperatur
auf zwischen Raumtemperatur und ca. 1000°C, d. h., daß der
Widerstandswert in diesem Temperaturbereich nur um einen
Faktor ≦ 10, schwankt.
Der erfindungsgemäße keramische Widerstand wird durch
Keramisieren (Pyrolyse) eines siliciumorganischen Polymers,
insbesondere eines Polysiloxans oder einer Mischung
silicium-organischer Polymere mit Füllstoffen, vzw. aus
Al2O3 und MoSi2, bei einer maximalen Temperatur von ca.
1300°C hergestellt. Mit dem Füllstoffanteil der leitenden
Komponente MoSi2, deren spezifischer Widerstand 2 × 10-5 Ω cm
bei Raumtemperatur beträgt, und der isolierenden
Komponente Al2O3, deren spezifischer Widerstand 1016 Ω cm
bei Raumtemperatur beträgt, wird der spezifische Widerstand
des Materials eingestellt. Es entsteht durch Pyrolyse eines
Polysiloxanharzes ein Formkörper aus amorphem Si-O-C, dessen
spezifischer Widerstand 4 × 109 Ω cm bei Raumtemperatur
beträgt. Wird aber dem Polysiloxanharz als hochohmiger
isolierender Füllstoff Al2O3 mit einem Anteil von 10 bis 60 Vol-%,
bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung,
zugegeben, weist der Formkörper einen überraschend niedrigen
Widerstand auf, der unter dem des amorphen Si-O-C
Formkörpers liegt. Durch Zumischen z. B. von 40 Vol-% wird
ein spezifischer Widerstand von 40 Ω cm bei 20°C
eingestellt. Die Anwesenheit von Al2O3 während der Pyrolyse
hat die Separation von freiem Kohlenstoff und einer
kohlenstoffarmen Restphase, SiO2-ähnlich, in der Si-O-C-
Matrix zur Folge. Der freie Kohlenstoff bildet dabei ein
feines perkolatives Netzwerk um die eher grobkörnige
kohlenstoffarme Si-O-C-Restphase. Da der spezifische
Widerstand von glasartigem amorphem Kohlenstoff 10-3 bis
10-4 Ω cm beträgt, ist der spezifische Widerstand einer
solchen Keramik sogar geringer als der spezifische
Widerstand reiner Si-O-C Keramik. Um den Widerstand
einzustellen, wird als weiterer Füllstoff vzw. MoSi2
verwendet. Bei der Verwendung von MoSi2 als Füllstoff
entsteht während der Pyrolyse an der Oberfläche der
Füllstoffpartikel die Nowotny-Phase (Mo4.8Si3C0.6). Dadurch
wird Kohlenstoff aus der Si-O-C Matrix gebunden, für die
Bildung des perkolativen Netzes steht somit weniger freier
Kohlenstoff zur Verfügung. Deswegen hat beispielsweise die
Si-O-C Keramik mit x < 20 Vol-% MoSi2 und y Vol-% Al2O3 als
Füllstoffe, bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung,
einen höheren spezifischen Widerstand als die Si-O-C-Keramik
mit x + y Vol.-% Al2O3 als Füllstoff. Wird mehr als 25 Vol-%
MoSi2 hinzugefügt, kann die MoSi2-Perkolationsgrenze
überschritten werden, und der Widerstand des Materials wird
durch das MoSi2 und nicht mehr durch die Si-O-C-Matrix
bestimmt. In diesem Fall findet keine Erhöhung, sondern eine
Verminderung des spezifischen Widerstandes mit steigendem
MoSi2-Gehalt statt.
Die Einstellung des spezifischen Widerstands kann zusätzlich
durch Veränderung der spezifischen Pulveroberfläche des
Al2O3 Füllstoffes erfolgen. Die spezifische Pulveroberfläche
ist die Fläche, die der Oberfläche eines Gramms Pulver
entspricht. Sie wird auch BET-Oberfläche genannt, wenn sie
durch die nach Brunauer, Emmet und Teller zur Bestimmung der
Oberfläche benannte BET-Methode bestimmt wird. Wird die
spezifische Pulveroberfläche des Al2O3-Füllstoffes erhöht,
erhöht sich auch der spezifische Widerstand der
erfindungsgemäßen Keramik. Anstelle von Al2O3 können auch
die Oxide ZrO2, TiO2, FeO3 oder eine Mischung aus diesen
Oxiden als Füllstoff verwendet werden.
Eine weitere Eigenschaft des erfindungsgemäßen Widerstands
ist seine geringe Temperaturabhängigkeit, die durch die
Bildung von freiem Kohlenstoff mit einem Bandabstand von
etwa 10 meV erklärbar ist.
Diese Keramiken weisen auch eine hohe Festigkeit bei
Hochspannungswechselbelastungen bei Raumtemperatur sowie bei
950°C auf. Deswegen kann diese Al2O3-gefüllte Pyrolyse-
Keramik vorteilhaft als sogenannter vorgezogener
Abbrandwiderstand in Zündkerzen verwendet werden.
Um die zwischen Mittelelektrode und dem metallischen
Isolatorgehäuse bestehende Kapazität zu verringern, kann
eine kürzere Mittelelektrode eingebaut werden. Dadurch wird
der Widerstand im Isolatorfuß näher zu den Elektroden
verschoben. Dort ist der Widerstand hohen Temperaturen bis
950°C ausgesetzt und muß eine hohe Temperatur- und
Hochspannungsfestigkeit aufweisen.
Fig. 1 zeigt das Gefüge einer erfindungsgemäßen Keramik.
Die größeren weißen Partikeln (d50 < 3 µm und d90 < 8 µm)
bestehen aus MoSi2. Das siliciumorganische Polymer und der
Al2O3-Füllstoff bilden den "sandigen Hintergrund". Die im
"sandigen Hintergrund" sichtbaren schwarzen Stellen
entsprechen den in der Keramik befindlichen Poren.
Fig. 2 zeigt den inneren Aufbau einer Zündkerze, in die der
erfindungsgemäße Widerstand eingebaut ist. Der Isolatorfuß
umfaßt das metallische Isolatorgehäuse 1, den Widerstand 2,
die Mittelelektrode 3, die Glaseinschmelzung 4 und die
Masseelektroden 5.
In einen Mahltopf werden auf 1000 g Eisenmahlkugeln 28,2 g
pulverförmiges kondensationsvernetzendes Polymethylsiloxan
(Hüls AG, Siliconharz NH 2100) und 56,6 g Al2O3-Pulver
(CONDEA, Type SPA-TMX 10/2, d50 = 2,4 µm - d50 entspricht dem
Korndurchmesser von 50% der Körner des Pulvers -, d90 < 7,3 µm
- d90 entspricht dem Korndurchmesser von 90% der Körner
des Pulvers -, BET-Oberfläche 8,4 m2/g) und 15,2 g MoSi2-
Pulver (H. C. Starck Molybdänsilicid, Grade B, d50 = 4,6 µm,
d90 < 8,9 µm, BET-Oberfläche 1 m2/g) eingegeben. Dies
entspricht einem Füllgrad von 34 Vol.-% Al2O3 und 6 Vol.-%
MoSi2 bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung. Nach einer
Mahlzeit von 5 min wird die Pulvermischung von den
Eisenkugeln getrennt und mittels eines 150 µm-Siebes
gesiebt. Die Pulvermischung wird in eine Preßform eingefüllt
und bei einem Druck von 10 MPa (10 × 106 Pa) und einer
Temperatur von 170°C 30 min lang ausgehärtet. Der so
erhaltene Formkörper wird unter fließender Argon-Atmosphäre
(Ar 4.8, 5 l/h) mit folgendem Temperaturprogramm
pyrolysiert:
Der spezifische Widerstand dieser Keramik beträgt bei
Raumtemperatur (20°C) 76 Ω.cm und bei 800°C 14 Ω.cm.
Es wird wie in Beispiel 1 verfahren, nur werden diesmal in
einen Mahltopf auf 1000 g Eisenmahlkugeln 19,4 g
Polymethylsiloxan (NH 2100), 39,0 g Al2O3-Pulver wie im
oberen Beispiel und 41,6 g MoSi2-Pulver wie oben eingegeben.
Dies entspricht einem Füllgrad von 29 Vol.-% Al2O3 und 20 Vol.-%
MoSi2 bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung.
Fig. 1 zeigt das Gefüge dieser Keramik. Der spezifische
Widerstand dieser Keramik beträgt bei Raumtemperatur
200 Ω cm und bei 800°C 22 Ω cm.
Wird bei der gleichen Zusammensetzung und demselben
Herstellungsprozeß das Al2O3-Pulver des Beispiels 2 durch
ein feinkörnigeres (CONDEA, Ceralox-Division, Type MPA-4 JM,
d50 = 0,6 µm, d90 < 2 µm, BET-Oberfläche 12,7 m2/g) ersetzt,
so wird ein spezifischer Raumtemperaturwiderstand von
2000 Ω cm und ein spezifischer Widerstand bei 800°C von
120 Ω cm erhalten.
Es wird wie in Beispiel 1 verfahren, nur werden diesmal in
einen Mahltopf auf 1000 g Eisenmahlkügeln 20,9 g
Polymethylsiloxan (NH 2100), 26,9 g Al2O3-Pulver (CONDEA,
Type SPA-TMX 10/2, d50 = 2,4 µm, d90 < 7,3 µm, BET-Oberfläche
8,4 m2/g) und 52,2 g MoSi2-Pulver wie oben eingegeben. Dies
entspricht einem Füllstoffanteil von 25 Vol.-% Al2O3 und 20 Vol.-%
MoSi2, bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung.
Der spezifische Raumtemperaturwiderstand dieser Keramik
beträgt 300 Ω cm und der spezifische Widerstand bei 800°C
beträgt 25 Ω.cm.
Claims (9)
1. Keramischer elektrischer Widerstand, der durch Pyrolyse
(Keramisieren) mindestens eines siliciumorganischen
Polymers, insbesondere eines Polysiloxans, und mindestens
zweier Füllstoffkomponenten hergestellt wird, dadurch
gekennzeichnet, daß der spezifische elektrische Widerstand
durch ein mit Hilfe einer ersten Füllstoffkomponente
erzeugtes und durch eine weitere Komponente modifiziertes
perkolatives Kohlenstoff-Netzwerk eingestellt wird.
2. Keramischer elektrischer Widerstand nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das perkolative Netzwerk durch
die Anwesenheit der isolierenden Komponente Al2O3 als
Füllstoff erzeugt wird.
3. Keramischer elektrischer Widerstand nach Anspruch 1 oder
Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Einstellung des
spezifischen elektrischen Widerstandes als weitere
Komponente MoSi2 zugesetzt ist.
4. Keramischer elektrischer Widerstand nach einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Mischungsverhältnis der Komponenten, insbesondere Al2O3 und
MoSi2, so gewählt ist, daß der spezifische elektrische
Widerstand eine geringe Temperaturabhängigkeit im
Temperaturbereich von 0 bis 1000 Grad Celsius aufweist.
5. Keramischer elektrischer Widerstand nach einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Füllstoffanteil der ersten Komponente, insbesondere des
Al2O3, bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung, von 10
bis 60 Vol-% reicht, vorzugsweise ca. 30 Vol-% beträgt, und
der Füllstoffanteil der zweiten Komponente, insbesondere des
MoSi2, bezogen auf die Polymer-Füllstoff-Mischung, unter
25 Vol-%, vzw. bei ca. 20 Vol-% liegt.
6. Keramischer elektrischer Widerstand nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das perkolative Netzwerk durch
die Anwesenheit einer einzelnen isolierenden Komponente oder
einer Mischung aus wenigstens zwei der isolierenden
Komponenten Al2O3, ZrO2, TiO2, Fe2O3 erzeugt wird.
7. Keramischer elektrischer Widerstand nach einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Einstellung des spezifischen elektrischen Widerstands
zusätzlich die spezifische Pulveroberfläche der ersten
Komponente, insbesondere des Al2O3, variiert wird.
8. Verwendung des keramischen elektrischen Widerstands nach
einem der vorhergehenden Ansprüche als temperatur- und/oder
hochspannungsfestes Widerstandselement.
9. Verwendung des keramischen elektrischen Widerstands nach
einem der Ansprüche 1 bis 7 als Widerstandselement in einer
Zündkerze.
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