DE19732230A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Fibrillieren oder Defibrillieren von Cellulosefasern - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Fibrillieren oder Defibrillieren von CellulosefasernInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren der dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 entsprechenden Art sowie eine
dafür geeignete Vorrichtung.
Beim Lösungsspinnverfahren wird in einem Lösungsmit
tel gelöste, in der üblichen Weise aus Holz gewonnene
Cellulose aus einer Düse mit sehr vielen feinen Öffnungen
in ein Fällbad ausgepreßt, in welchem die einzelnen Flüs
sigkeitsfäden der gelösten Cellulose zu separaten soge
nannten Regenerat-Cellulosefäden koagulieren. Bei dem seit
langem bekannten Viskoseverfahren wird die Cellulose in
Schwefelkohlenstoff gelöst, der wegen seiner Giftigkeit
und Explosivität ein wenig erwünschter Reaktionspartner
ist, sich aber wegen seiner guten Löse- und Spinneigen
schaften über viele Jahrzehnte halten konnte.
Nach dem Lösungsspinnverfahren hergestellten Cellulo
sefasern haben von natürlichen Cellulosefasern verschiede
ne Eigenschaften. Insbesondere konnte festgestellt werden,
daß eine Längsstruktur dadurch besteht, daß die Cellulose-
Kristallite vorrangig in Faserlängsrichtung orientiert
sind. Die Bindung dieser längsgerichteten Kristallite in
Querrichtung ist schwächer als in Längsrichtung. Die Fa
sern lassen sich bei geeigneten Beanspruchungszuständen
der Länge nach aufspleißen.
Besonders ausgeprägt ist diese Neigung bei Cellulose
fasern, die nach dem sogenannten NMMO-Verfahren herge
stellt worden sind. Es ist dies ein CS2-freies Verfahren,
bei welchem dieses Lösungsmittel durch N-Methylmorpholin-
N-Oxid ersetzt worden ist. Wenn derartige Fasern in nassem
Zustand einer mechanischen Beanspruchung ausgesetzt wer
den, so zeigen sie eine deutliche Fibrillierneigung, d. h.
es trennen sich an der Oberfläche der Faser feine Faser
teile oder Mikrofasern einendig ab, so daß die Faser ge
wissermaßen eine haarige Oberfläche bekommt (s. Aufsatz
von Nicolai, Nechwatal, Mieck in Textilveredlung 31
(1996), Nr. 5/6, Seiten 96 bis 100; Vortrag von Brauneis
auf der VTCC-Tagung in Baden-Baden, Juni 1995, veröffent
licht in "LENZINGER-Berichte" 75/96, Seiten 105 bis 111).
Der Effekt kann dazu genutzt werden, einem aus den
Fasern hergestellten Flächengebilde besondere mechanische
Eigenschaften, insbesondere Oberflächeneigenschaften zu
verleihen, z. B. einen pfirsichhautartigen Griff, der für
bestimmte modische Anwendungen erwünscht ist.
Damit die Fibrillierung nicht zu einer Desintegration
der Fasern führt, muß sie bei Erreichung eines bestimmten
Fibrillierungsgrades angehalten werden können. Eine Beein
flussung des Fibrillierungsprozesses aus sich selbst her
aus ist bisher noch nicht möglich. Es bedarf hierzu viel
mehr eines separaten Prozesses, z. B. durch eine Schaffung
von zusätzlichen Querbrücken zwischen den Fibrillen einer
Faser durch Hochveredlungsprozesse oder aber durch eine
Behandlung mit Enzymen, z. B. Cellulasen. Auch zur wirk
samen Einbringung derartiger Defibrillierungsmittel in das
Flächengebilde bedarf es einer mechanischen Beanspruchung
desselben. Bei den bisherigen Vorgehensweisen zur Fibril
lierung oder Defibrillierung von lösungsgesponnenen Cellu
losefasern wurden die daraus hergestellten Flächengebilde
nur in quasi kontinuierlichen Verfahren in Strangform
erzeugt. Der Übergang aus der Breitlage in die Strangform
in einer Kontinue-Anlage verringert die Arbeitsgeschwin
digkeit und schafft das Risiko ungleichmäßiger Behandlung
der Ware. Von der Behandlung in Breitform lenkte der bis
herige Stand der Technik eher ab, weil die Auffassung
bestand, daß die Fibrillierung dabei nicht ausgelöst wird
(s. Aufsatz von Marini und Brauneis "Lenzing-Lyocell,
Welche sind die wichtigen Unterschiede zu den anderen
cellulosischen Fasern?", 17th IFVTCC Congress, 5. bis 7.
Juni 1996 (Wien), insbesondere Seite 6 unter der Über
schrift "Das Fibrillieren").
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Prozeß
des Fibrillierens oder Defibrillierens gleichmäßiger und
schneller auszuführen.
Diese Aufgabe wird in ihrem verfahrensmäßigen Aspekt
durch die in Anspruch 1 wiedergegebene Erfindung gelöst.
Wesentlich ist hierbei einerseits das kontinuierliche
Arbeiten in Breitlage, was der Integration der Fibrillie
rungs-/Defibrillierungs-Station in eine Kontinue-Anlage
entgegenkommt und die Mißhelligkeiten eines zwischenzeit
lichen Übergangs in die Strangform vermeidet. Versuche
haben gezeigt, daß entgegen der im Stand der Technik ver
tretenen Meinung auch bei einem Arbeiten in Breitlage eine
Fibrillierung oder Defibrillierung in ausreichendem Maß
erreichbar ist, wenn nur dafür gesorgt wird, daß der me
chanische Angriff zu einer ausreichend heftigen Relativbe
wegung der Flüssigkeit gegenüber den Fasern führt. Es
ergibt sich hierdurch ein mechanischer Angriff an den
Fasern, der bis in die Tiefe des Flächengebildes dringt
und von der Flüssigkeit gewissermaßen vermittelt wird. Es
ist durch die Erfindung möglich geworden, die Struktur
beeinflussung des Fibrillierens Inline mit der normalen
Arbeitsgeschwindigkeit einer Kontinue-Anlage auszuführen.
Bei der bevorzugten Ausführungsform erfolgt der me
chanische Angriff über die ganze Fläche des Flächengebil
des gleichmäßig (Anspruch 2), doch ist es durch geeignete
Ausrichtung des mechanischen Angriffs bzw. durch entspre
chende Abdeckung von Oberflächenteilen des Flächengebildes
auch möglich, den mechanischen Angriff über die Fläche
mustermäßig unterschiedlich erfolgen zu lassen (Anspruch
3).
Das Flächengebilde muß bei der Fibrillierung/Defi
brillierung nah sein. Dies kann sowohl dadurch realisiert
werden, daß der mechanische Angriff an einem tropfnassen
Flächengebilde erfolgt (Anspruch 4), welches sich außer
halb eines Flottenvorrats befindet und durch geeignete
Maßnahmen wie Aufsprühen oder Aufgießen ständig mit soviel
Flotte versehen wird, wie es überhaupt tragen kann (An
spruch 4). Die Alternative sieht vor, daß der mechanische
Angriff unter Flotte vorgenommen wird (Anspruch 5), d. h.
die Bahn des textilen Flächengebildes wird durch eine mit
Flüssigkeit gefüllten Trog geleitet und unter dem Flüssig
keitsspiegel dem mechanischen Angriff ausgesetzt.
Dieser kann gemäß Anspruch 6 dadurch erzeugt werden,
daß an den Oberflächen des bahnförmigen Flächengebildes
Treibmittel für die Flotte mit hoher Relativgeschwindig
keit berührungslos vorbeigeführt werden. Die Treibmittel
können z. B. Stäbe, Leisten, Stege oder dergleichen sein,
die in der Flüssigkeit relativ zur Bahn bewegt werden und
diese Bewegung den der Bahn benachbarten Flüssigkeitszonen
mitteilen.
Es ist aber gemäß Anspruch 7 auch möglich, daß an der
Oberfläche des bahnförmigen Flächengebildes Angriffsele
mente mit hoher Relativgeschwindigkeit berührend angrei
fen. Ein solcher Angriff wird durch die Flüssigkeit ver
teilt und vergleichmäßigt.
Eine wichtige Ausgestaltung der Erfindung besteht
gemäß Anspruch 8 darin, daß das bahnförmige Flächengebilde
vor der Einwirkung des mechanischen Angriffs quergedehnt
wird.
Es hat sich gezeigt, daß eine derartige definierte
Dehnung in Querrichtung der Bahn der anschließenden Fi
brillierung bei der Einwirkung des mechanischen Angriffs
sehr förderlich ist. Die Querdehnung kann beispielsweise
in einer Vorrichtung nach der DE 41 22 121 C2 erfolgen,
bei der die Bahn durch den Spalt zwischen ineinandergrei
fenden Rippenwalzen hindurchgeleitet wird.
Die Erfindung verwirklicht sich in ihrem apparativen
Aspekt in einer Vorrichtung nach Anspruch 9.
Diese kann entsprechend Anspruch 10 ausgebildet sein,
d. h. nach Art einer mit zusätzlichen Mitteln zur Ausübung
des mechanischen Angriffs versehenen Rollenkufe.
Die Bahn des textilen Flächengebildes kann aber auch
über eine Trommel geführt sein, wie es in Anspruch 11
wiedergegeben ist.
Diese Trommel kann insbesondere gemäß Anspruch 12
ausgebildet sein, wobei die drehbaren Stäbe an der Innen
seite des bahnförmigen Flächengebildes abrollen und also
einen berührenden mechanischen Angriff auf die Bahn aus
üben.
Eine weitaus höhere Einwirkung ergibt sich in der
alternativen Ausführungsform nach Anspruch 13, bei der die
Stäbe undrehbar sind. Der mechanische Angriff erfolgt
hierbei in dreifacher Weise:
- - durch die erzeugte Flottenbewegung
- - durch die Trommel, die an dem bahnförmigen Flächen gebilde um nahezu 325° umschlungen ist und ihrer seits noch eine Exzenterbewegung ausführen kann
- - durch die peitschende Wirkung jedes einzelnen Sta bes aufgrund seiner großen Relativgeschwindigkeit zum bahnförmigen Flächengebilde.
Dabei kann sich die Trommel in Laufrichtung des bahn
förmigen Flächengebildes, aber schneller als dieses oder
aber - bevorzugt - entgegen der Laufrichtung des bahnför
migen Flächengebildes drehen (Anspruch 14). Maßgeblich ist
die Relativbewegung, die den mechanischen Angriff ergibt.
Gemäß Anspruch 15 können die Mittel zum Naßhalten des
bahnförmigen Flächengebildes eine Einrichtung zum Aufdüsen
oder Aufgießen der Flüssigkeit umfassen, während eine
Alternative gemäß Anspruch 16 einen Flüssigkeitstrog vor
sieht, durch den das bahnförmige Flächengebilde hindurch
leitbar ist.
Die Mittel zum Ausüben des mechanischen Angriffs
können gemäß Anspruch 17 in dem Flüssigkeitstrog angeord
net sein.
Die vorstehend geschilderten Merkmale einer Vorrich
tung zum Fibrillieren/Defibrillieren sind an sich bei
Waschvorrichtungen bekannt. Rollenkufen mit zusätzlichen
Mitteln zur Ausübung eines mechanischen Angriffs zum
Zwecke der Förderung des Flottenaustauschs gehen z. B. aus
den DE-PS 6 90 530, 10 31 261 und 10 52 350 sowie der
DE-OS 14 60 418 hervor. Eine Vorrichtung mit einer umlaufen
den Trommel zur Erzeugung eines mechanischen Angriffs
ergibt sich aus der DE-PS 11 13 201 und der DE 44 13 871 C1.
Der Zweck ist hierbei aber die Förderung des Flotten
austauschs und die Durchbrechung der laminaren Flüssig
keitsschicht an der Oberfläche des Flächengebildes bzw.
der Fasern. Bei der Erfindung steht kein Flottenaustausch
im Vordergrund, sondern die mechanische Einwirkung, die
den Strukturverbund der Faser auflockern soll.
Wie bereits erwähnt, hat die Vorschaltung einer Ein
richtung zum Querdehnen des bahnförmigen Flächengebildes
eine vorteilhafte Wirkung auf den angestrebten Effekt
(Anspruch 18).
Die Erfindung verwirklicht sich auch in der Verwen
dung von Wascheinrichtungen, bei denen eine heftige Rela
tivbewegung der Flüssigkeit gegenüber den Fasern erzeugt
wird, zum Fibrillieren oder Defibrillieren von nach dem
Lösungsspinnverfahren hergestellten Cellulosefasern (An
spruch 19).
In der Zeichnung sind Vorrichtungen zur Durchführung
des Verfahrens schematisch wiedergegeben.
Fig. 1 zeigt einen vertikalen Längsschnitt durch eine
Vorrichtung nach Art einer Rollenkufe;
Fig. 2 zeigt einen Querschnitt durch eine Vorrichtung
entsprechend einer Trommelwaschmaschine;
Fig. 3 zeigt eine Teilansicht einer Vorrichtung zur
Erzeugung einer Querdehnung in einer Bahn.
Die in Fig. 1 als Ganzes mit 100 bezeichnete Vorrich
tung umfaßt einen Flüssigkeitstrog 1, in welchem in dem
Ausführungsbeispiel zwei mit Abstand übereinander angeord
nete Reihen 2, 3 von einander parallelen, mit ihren Achsen
in horizontalen Ebenen gelegenen Umlenkrollen 4 bzw. 5
angeordnet sind. Das bahnförmige textile Flächengebilde 10
ist abwechselnd über eine obere Umlenkrolle und eine unte
re Umlenkrolle 5 und dann wieder über eine obere Umlenk
rolle 4 geführt und bildet dementsprechend aufrechte
Schleifen 6 mit aufrechten Abschnitten 6' des bahnförmigen
Flächengebildes 10.
Dem jeweiligen Abschnitt 6' stehen auf beiden Seiten
des bahnförmigen Flächengebildes 10 Mittel 20 zur Erzeu
gung eines mechanischen Angriffs an dem bahnförmigen Flä
chengebilde 10 gegenüber. In dem Ausführungsbeispiel der
Fig. 1 bestehen die Mittel 20 aus in verschiedenen Höhen
auf den beiden Seiten des bahnförmigen Flächengebildes 10
in Höhenrichtung versetzt angeordneten, entsprechend dem
Pfeil 8 umlaufenden Stäben 9 oder Rohren, die am Umfang
mit angenähert parallel zur Achsrichtung verlaufenden
Rippen 11 versehen sind, die beim Umlauf der Stäbe 9 die
benachbarte Flüssigkeit in Bewegung setzen, so daß sie
eine kräftige Relativbewegung zu dem durchlaufenden bahn
förmigen Flächengebilde 10 ausführt. Die Stäbe 9 könnten
z. B. als sogenannte Flossenrohre ausgebildet sein. Sie
bilden Treibmittel, die beim Umlauf der benachbarten Flüs
sigkeit eine Relativbewegung gegenüber der Oberfläche des
bahnförmigen Flächengebildes 10 erteilen.
In dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel
berühren die Rippen 11 mit ihrer äußeren Stirnseite das
bahnförmige Flächengebilde 10 und wirken auf diese Weise
ähnlich wie sogenannte Schlägerwalzen. Es gibt aber auch
die Möglichkeit, die Stäbe 9 von dem bahnförmigen Flächen
gebilde 10 etwas weiter wegzurücken, so daß die Stirnsei
ten der Rippen 11 zwar nahe an dem bahnförmigen Flächenge
bilde 10 vorbeilaufen, dieses jedoch nicht berühren.
Die Stäbe 9 können aber teilweise oder alle auch
anstatt im Gleichlauf mit dem bahnförmigen Flächengebilde
10 wie bei dem Drehsinn 8, in entgegengesetztem Drehsinn
8' umlaufen, wodurch sich die Relativgeschwindigkeit und
die Intensität der Einwirkung erhöhen.
In Fig. 1 sind zwei alternative Mittel angedeutet, um
das bahnförmige Flächengebilde 10 bei der Einwirkung der
Stäbe 9 naß zu halten. Das eine Mittel umfaßt Düsen 12,
die aus einer gemeinsamen Zuleitung 13 mit einer Flüssig
keit versorgt und sich jeweils oberhalb einer zugeordneten
Umlenkrolle 4 der oberen Reihe 2 quer über die Breite des
bahnförmigen Flächengebildes 10 erstrecken und auf dieses
Flüssigkeit aufdüsen oder aufgießen, was dazu führt, daß
das bahnförmige Flächengebilde 10 in den Abschnitten 6'
tropfnaß ist. Der Trog 1 hat natürlich einen Auslaß, um
die sich auf dem Boden ansammelnde abgetropfte Flüssigkeit
abzuführen. Die andere Alternative besteht darin, daß der
Trog 1 bis zu einem Spiegel 15' mit der Flüssigkeit 15
gefüllt ist, so daß die aufrechten Abschnitte 6' ganz
unter Flotte verlaufen und die mit den Rippen 11 versehe
nen Rohre 9 ebenfalls unter Flotte arbeiten.
Bei der Vorrichtung 200 der Fig. 2 ist ein Trog 21
vorgesehen, der bis zu einem Spiegel 24 mit der Flüssig
keit 15 gefüllt ist. Der Trog 21 umschließt mit Abstand
eine in ihm angeordnete Trommel 30, die aus zwei in einem
der Breite des bahnförmigen Flächengebildes 10 entspre
chenden Abstand vorgesehenen Endscheiben 31 und an deren
Rand über den Umfang gleichmäßig verteilten Stäben 32
besteht, deren Achsen parallel zueinander auf einer Zylin
derfläche angeordnet sind. Bei der auf der rechten Seite
der Fig. 2 durch die kleinen konzentrischen Kreise 32''
angedeuteten Alternative sind die Stäbe 32 um diese Achsen
drehbar an den Endscheiben 31 gelagert. Auf der linken
Seite der Fig. 2 fehlen die kleinen Kreise und sind die
Stäbe 32' undrehbar an den Endscheiben 31 angebracht.
Die ganze Trommel 30 bzw. die beiden Endscheiben 31
sind auf einer angetriebenen Welle 33, die außerhalb des
Troges 21 in dessen Maschinengestell gelagert ist, exzen
trisch angeordnet, wie bei 34 angedeutet ist, so daß die
ganze Trommel 30 um die Achse 33 eine Exzenterbewegung
ausführt. Das bahnförmige Flächengebilde 10 wird durch
zwei oberhalb der Trommel 30 feststehend angeordnete Leit
rollen 25, 26 in der aus Fig. 2 ersichtlichen Weise mäan
derförmig um die Trommel 30 geführt. Durch die Exzenterbe
wegung der Trommel 30 wird das bahnförmige Flächengebilde
10 in der Flüssigkeit 15 in dem Trog 21 hin- und herbewegt
und erfährt dadurch einen kräftigen mechanischen Angriff.
Außerdem ist die Trommel 30 unabhängig von dem Exzen
ter 34 drehangetrieben, so daß sie am Umfang eine von der
Vorlaufgeschwindigkeit des bahnförmigen Flächengebildes 10
verschiedene Umfangsgeschwindigkeit aufweist. Vorzugsweise
erfolgt diese Antrieb entgegen der Laufrichtung des bahn
förmigen Flächengebildes 10 im Sinne des Pfeiles 35, um
eine möglichst hohe Relativgeschwindigkeit zu erzielen.
Dabei rollen die Stäbe 32 an dem bahnförmigen Flächenge
bilde 10 ab, während die Stäbe 32' undrehbar an dem bahn
förmigen Flächengebilde 10 entlangstreifen. Dieses unter
liegt hierdurch einer komplexen mechanischen Einwirkung,
die die Fibrillierungs- bzw. Defibrillierungswirkung her
vorbringt.
Das bahnförmige Flächengebilde 10 besteht ganz oder
im wesentlichen aus nach dem NMMO-Verfahren hergestellten
Cellulosefasern. Das NMMO-Verfahren ist ein Lösungsspinn
verfahren, bei welchem als Lösungsmittel N-Methylmorpho
lin-N-Oxid eingesetzt wird. Die auf diese Weise herge
stellten Fasern zeigen eine deutliche Längsstruktur und
eine Fibrillierneigung, die durch den mechanischen Angriff
in der Flüssigkeit 15 ausgelöst wird. Das bahnförmige
Flächengebilde 10 erfährt dadurch eine Strukturverände
rung, die die mechanischen Eigenschaften vorteilhaft be
einflußt und der Ware einen pfirsischhautähnlichen Griff
verleiht, der unter bestimmten modischen Aspekten er
wünscht ist.
Die Flüssigkeit 15 ist eine wäßrige alkalische Flot
te, wenn es um das Fibrillieren geht. Zum Defibrillieren
kommt eine saure enzymatische Flotte in Betracht, wobei
aber der mechanische Angriff an dem bahnförmigen Flächen
gebilde 10 in beiden Fällen erfolgt, z. B. mit Vorrichtun
gen 100 oder 200 nach den Fig. 1 bzw. 2.
Der durch die Stäbe 9 in Fig. 1 oder durch die Stäbe
32, 32' in Fig. 2 oder ähnliche Mittel hervorgerufene me
chanische Angriff sollte so bemessen sein, daß in der
unmittelbaren Nähe der Oberflächen des bahnförmigen Flä
chengebildes 10 Relativgeschwindigkeiten der Flüssigkeit
15 zu der Oberfläche von mindestens 200 m/min auftreten.
Es hat sich herausgestellt, daß die Wirkung der er
findungsgemäßen Behandlung gefördert werden kann, wenn den
Vorrichtungen 100 bzw. 200 in Laufrichtung des bahnförmi
gen Flächengebildes 10 eine Breitdehnvorrichtung 40 ent
sprechend Fig. 3 vorgeschaltet wird. Das bahnförmige Flä
chengebilde 10 durchläuft hierbei den Spalt zwischen zwei
zusammenwirkenden einander parallelen, quer zur Laufrich
tung angeordneten Walzen 41, 42, die in axialen Abständen
Umfangsrippen 43 bzw. 44 aufweisen. Die Umfangsrippen 43
der Walze 41 und die Umfangsrippen 44 der Walze 42 weisen
gleichbleibende und bei beiden Walzen 41, 42 gleiche axiale
Abstände voneinander auf und sind gegeneinander versetzt
angeordnet, so daß die Umfangsrippen 43 der Walze 41 in
der aus Fig. 3 ersichtlichen Weise in die Zwischenräume
zwischen dem Umfangsrippen 44 der Walze 42 eingreifen
können.
Die durch den Spalt 45 zwischen den Walzen 41, 42
hindurchgeleitete Warenbahn wird in der wiedergegebenen
Weise wellenförmig verformt und erfährt durch die Reibung
an den Stirnseiten der Umfangsrippen 43, 44 eine dosierbare
Querdehnung, die von dem Grad des gegenseitigen Eingriffs
der Umfangsrippen 43, 44 abhängt. Diese Querdehnung führt
schon zu einer ersten Lockerung der Faserstruktur in dem
bahnförmigen Flächengebilde 10, die die Fibrillierungs
wirkung durch den mechanischen Angriff in den Vorrichtun
gen 100, 200 fördert.
Claims (19)
1. Verfahren zum Fibrillieren oder Defibrillieren von
nach dem Lösungsspinnverfahren hergestellten Cellulosefa
sern, insbesondere nach dem sogenannten NMMO-Verfahren
hergestellten Cellulosefasern, unter mechanischer Bean
spruchung im nassen Zustand, dadurch gekennzeichnet, daß
ein aus den Fasern hergestelltes bahnförmiges Flächenge
bilde (10) kontinuierlich in Breitlage einen mechanischen
Angriff unterzogen wird, der eine heftige Relativbewegung
der Flüssigkeit (15) gegenüber den Fasern erzeugt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der mechanische Angriff über die ganze Fläche des
bahnförmigen Flächengebildes (10) gleichmäßig erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der mechanische Angriff über die Fläche des bahnförmi
gen Flächengebildes (10) mustermäßig unterschiedlich er
folgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß der mechanische Angriff an einem
tropfnassen bahnförmigen Flächengebilde (10) erfolgt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß der mechanische Angriff an dem
bahnförmigen Flächengebilde (10) unter Flotte erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß an den Oberflächen des bahnför
migen Flächengebildes (10) Treibmittel (9, 11; 32) für die
Flüssigkeit (15) mit hoher Relativgeschwindigkeit berüh
rungslos vorbeigeführt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da
durch gekennzeichnet, daß an den Oberflächen des bahnför
migen Flächengebildes (10) Angriffselemente (11, 32) mit
hoher Relativgeschwindigkeit berührend angreifen.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, da
durch gekennzeichnet, daß das bahnförmige Flächengebilde
(10) vor der Einwirkung des mechanischen Angriffs querge
dehnt wird.
9. Vorrichtung (100, 200) zur Durchführung des Ver
fahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
- a) Führungsmittel (4, 5; 30) mittels deren das bahn förmige Flächengebilde (10) zumindest in einer Behand lungsstrecke kontinuierlich in ausgebreiteter Form in Längsrichtung des bahnförmigen Flächengebildes (10) för derbar ist:
- b) Mittel (1, 12, 21) zum Na-halten des bahnförmigen Flächengebildes (10) in der Behandlungsstrecke;
- c) Mittel (9, 11; 32) zum Ausüben eines mechanischen Angriffs, der eine heftige Relativbewegung der Flüssigkeit (15) gegenüber den Fasern des bahnförmigen Flächengebildes (10) erzeugt.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeich
net, daß die Führungsmittel mindestens zwei Reihen (2, 3)
mit Abstand übereinander angeordneter Umlenkrollen (4, 5)
umfassen, über die das bahnförmige Flächengebilde (10) in
aufrechten Schleifen (6) geführt ist, und daß die Mittel
(9, 11) zum Ausüben eines mechanischen Angriffs an den
aufrechten Abschnitten (6') des bahnförmigen Flächengebil
des (10) einwirken.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeich
net, daß die Führungsmittel mindestens eine umlaufende
Trommel (30) umfassen, um die das bahnförmige Flächenge
bilde (10) geschlungen ist, und daß die Mittel (32) zum
Ausüben eines mechanischen Angriffs in den Umschlingungs
bereich auf das bahnförmige Flächengebilde (10) einwirken.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Trommel (30) auf einer Zylinderfläche
angeordnete, zur Achse des Zylinders parallele, um ihre
Achse drehbare Stäbe (32) umfaßt und die Trommel (30) mit
einer von der Fördergeschwindigkeit des bahnförmigen Flä
chengebildes (10) verschiedenen Umfangsgeschwindigkeit an
getrieben ist und im wesentlichen unter Flotte läuft.
13. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Trommel (30) auf einer Zylinderfläche
angeordnete, zur Achse des Zylinders parallele, um ihre
Achse nicht drehbare Stäbe (32') umfaßt und die Trommel
(30) mit einer von der Fördergeschwindigkeit des bahnför
migen Flächengebildes (10) verschiedenen Umfangsgeschwin
digkeit angetrieben ist und im wesentlichen unter Flotte
läuft.
14. Vorrichtung nach Anspruch 12 oder 13, dadurch
gekennzeichnet, daß die Trommel sich mit den Stäben
(32, 32') an ihrem Umfang entgegen der Laufrichtung des
bahnförmigen Flächengebildes (10) bewegt.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel zum Na-halten des
bahnförmigen Flächengebildes (10) eine Einrichtung (12, 13)
zum Ausdüsen oder Aufgießen der Flüssigkeit (15) auf das
bahnförmige Flächengebilde (10) derart umfassen, daß das
bahnförmige Flächengebilde (10) in der Behandlungsstrecke
tropfnaß ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel zum Na-halten des
bahnförmigen Flächengebildes (10) einen Flüssigkeitstrog
(1, 21) mit Mitteln (4, 5; 30) zum Hindurchleiten des bahn
förmigen Flächengebildes (10) durch die Flüssigkeit (15)
umfassen.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 16,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mittel zum Ausüben des
mechanischen Angriffs in der Flüssigkeit (15) in dem Flüs
sigkeitstrog (1, 21) angeordnet sind.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 17,
dadurch gekennzeichnet, daß der Behandlungsstrecke eine
Einrichtung (40) zum Querdehnen des bahnförmigen Flächen
gebildes (10) vorgeschaltet ist.
19. Die Verwendung von Wascheinrichtungen, bei denen
eine heftige Relativbewegung der Flüssigkeit gegenüber den
Fasern eines bahnförmigen Flächengebildes erzeugt wird,
zum Fibrillieren oder Defibrillieren von Cellulosefasern,
die nach dem Lösungsmittelspinnverfahren hergestellt sind,
insbesondere nach dem NMMO-Verfahren.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19732230A DE19732230A1 (de) | 1997-07-26 | 1997-07-26 | Verfahren und Vorrichtung zum Fibrillieren oder Defibrillieren von Cellulosefasern |
PCT/DE1998/001810 WO1999005354A1 (de) | 1997-07-26 | 1998-07-01 | Verfahren und vorrichtung zum fibrillieren oder defibrillieren von cellulosefasern |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19732230A DE19732230A1 (de) | 1997-07-26 | 1997-07-26 | Verfahren und Vorrichtung zum Fibrillieren oder Defibrillieren von Cellulosefasern |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE19732230A Ceased DE19732230A1 (de) | 1997-07-26 | 1997-07-26 | Verfahren und Vorrichtung zum Fibrillieren oder Defibrillieren von Cellulosefasern |
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Citations (3)
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- 1997-07-26 DE DE19732230A patent/DE19732230A1/de not_active Ceased
-
1998
- 1998-07-01 WO PCT/DE1998/001810 patent/WO1999005354A1/de active Application Filing
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Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
WO1999005354A1 (de) | 1999-02-04 |
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