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Die
Erfindung betrifft die Regelung der Raumladung für die Aufnahme von Tochterionenspektren
in Ionenfallenmassenspektrometern, aber auch für Isolierungs- oder Enkelionenspektren,
wenn diese in eine Serie von Normalspektren eingebettet sind.
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Die
Erfindung besteht darin, die Regelung der Raumladung in der Ionenfalle
für die
ersten Tochterionenspektren aus den Füllraten vorhergehender Normalspektren,
aus dem Häufigkeitsverhältnis der zu
isolierenden Elternionen zum Gesamtspektrum, und aus den zumindestens
grob bekannten Isolierungs- und Fragmentierungsausbeuten herzuleiten. Für weitere
Tochterionenspektren kann zusätzlich auf
die Füllrate
der Tochterionenspektren zurückgegriffen
werden. Analoges gilt für
Spektren isolierter Ionen oder von Ionen durch MSn-Prozesse.
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Ionenfallen
nach Paul bestehen aus einer hochfrequenzversorgten Ringelektrode
und zwei Endkappenelektroden; im Inneren können Ionen gespeichert werden.
Die Ionenfallen können
als Massenspektrometer verwendet werden, indem die gespeicherten
Ionen massenselektiv ausgeworfen und durch Sekundärelektronenvervielfacher
gemessen werden. Es sind mehrere verschiedene Methoden für den Ionenauswurf
bekannt geworden, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll.
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In
Hochleistungs-Ionenfallenmassenspektrometern dürfen sich nur relativ wenige
Ionen befinden, wenn gut aufgelöste
Spektren mit richtiger Massenzuordnung erhalten werden sollen. Befinden
sich zu viele Ionen in der Ionenfalle, so stört die Raumladung der Ionen
den Ionenauswurf und damit die Spektrenaufnahme. So wurde für ein weitverbreitetes,
kommerzielles Massenspektrometer dieser Art von nur 300 Nutzionen
berichtet, die für
die Messung eines Einzelspektrums zur Verfügung stehen. In Ionenfallen
der antragstellenden Firma stehen für ein Einzelspektrum etwa 2000
Ionen zur Verfügung. Selbst
damit ist aber der dynamische Bereich innerhalb eines Spektrums
außerordentlich
beschränkt.
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Ionenfallenmassenspektrometer
haben andererseits Eigenschaften, die ihren Einsatz für viele Arten
von Analysen interessant macht. So können insbesondere ausgewählte Ionensorten
(sogenannte „Elternionen") in der Ionenfalle
isoliert und fragmentiert werden. Die Spektren dieser Fragmentionen werden „Tochterionenspektren" der betreffenden
Elternionen genannt. Es können
auch „Enkelionenspektren" als Fragmentionenspektren
ausgewählter Tochterionen
gemessen werden.
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Die
Raumladungsgrenze kann aus der Drift oder der Breitenzunahme der
Ionensignale bestimmt werden. Eine übliche Definition bezieht sich
auf eine Drift von 0,1 atomaren Masseneinheiten, das heißt, als
Raumladungsgrenze wird diejenige Ionenmenge in der Ionenfalle definiert,
die eine Zeitverzögerung des
Auswerfens der Ionen um eine solche Zeitdifferenz bewirkt, die umgerechnet
einer Massendrift von 0,1 atomaren Masseneinheiten gegenüber Normalbedingungen
entspricht.
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Der
Einsatz der Raumladungswirkung ist relativ scharf. Eine Zunahme
der Füllmenge
an der Raumladungsgrenze von nur 10 % bewirkt bereits eine weitere
Drift um etwa 0,1 atomare Masseneinheiten, bleibt man dagegen um
etwa 20 % unter der Raumladungsgrenze, so ist die Massendrift nicht mehr
meßbar.
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Die
optimale Füllmenge
maß sich
stets um einen Sicherheitsabstand unterhalb der Füllmenge an
der Raumladungsgrenze befinden. Es hängt von der Güte der Raumladungsregelung
ab, wie groß dieser
Sicherheitsabstand gewählt
werden maß.
Eine sehr gute Regelung erlaubt es, bei einer optimalen Füllung zu
arbeiten, die sich lediglich 20 % unterhalb der Raumladungsgrenze
befindet; eine weniger gute Regelung kann dazu zwingen, bei der
halben oder sogar bei einem Drittel der Raumladungsgrenze zu arbeiten.
Die Güte
der Regelung ist also von starkem Einfluß auf die Meßdynamik
im Spektrum.
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Insbesondere
bei der Kopplung der Ionenfallenmassenspektrometer mit chromatographischen oder
elektrophoretischen Trennverfahren ändern sich die angebotenen
Substanzkonzentrationen sehr stark. Die Anpassung der Ionenfalle
an solch wechselnde Konzentrationen der zugeführten Substanzen, oder beispielsweise
auch an wechselnde Ionisierungs-, Reaktions- oder Zerfallsbedingungen, kann
bei der Ionenfalle aus oben genannten Gründen nicht über die Dynamik im Massenspektrum,
die sich für
ein Aufnahmenverfahren unter Normalbedingungen ergibt, vorgenommen
werden, wie es bei magnetischen Sektorfeld- oder Quadrupolfilter-Massenspektrometern
möglich
ist. Diese haben eine Meßdynamik
von sechs bis neun Zehnerpotenzen für die Messung der Ionenströme eines
Spektrums.
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In
der Ionenfalle muß daher
die Meßdynamik über die
Bedingungen bei der Regelung zur optimalen Füllung der Ionenfalle hergestellt
werden. Ist beispielsweise die Konzentration einer Substanz in der Probe
groß,
so ist bei konstanter Ionisierungsstärke die Füllzeit für die Ionenfalle bis zum Erreichen
der optimalen Befüllung
nur kurz. Ist die Konzentration dagegen sehr klein, so braucht es
eine lange Zeit, um die Ionenfalle optimal zu füllen. Für die Füllung mit Reaktionsprodukten
oder Tochterionen kann eine dazu analoge Steuerung vorgenommen werden.
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Die
Füllzeiten
können
in der Praxis zwischen 10 Mikrosekunden und 100 Millisekunden variiert werden
(in Fällen
langsam veränderlicher
Konzentrationen auch bis zu einer Sekunde), also über vier
bis fünf
Zehnerpotenzen hinweg. Wird dieses Verfahren auf die quantitative
Analyse angewandt, so berechnet sich die Konzentration dann aus
einem Wert, der sich – bei
konstanter Erzeugung der Ionen – als
Signalhöhe
im Spektrum geteilt durch die Füllzeit
berechnet. Dieser Wert ist dem Ionenstrom dieser Ionensorte, der
während
der Ionisierung generiert wird, proportional. Somit wird bei der
Anwendung dieses berechneten Wertes für den Ionenstrom die Bestimmung
der Konzentration vergleichbar mit der durch andere Arten von Massenspektrometern.
Die Meßdynamik
der Ionenfallenmassenspektrometer erhöht sich damit von drei auf
sieben bis acht Zehnerpotenzen; allerdings nur, wenn sich keine
störenden
Ionen im Überschuß in der
Ionenfalle befinden.
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Die
Regelung zur Füllung
der Ionenfalle muß auf
einer Messung der Ionenanzahl in der Ionenfalle beruhen, aus dem
sich dann ein Steuerwert für
die Füllung
berechnen läßt. Da sich
die Ionen in der Ionenfalle bisher nicht genügend einfach zerstörungsfrei
messen lassen, haben sich zwei verschiedenartige Verfahren herausgebildet:
- (1) Das Verfahren des „Prescan", bei dem ein kurzer Füllprozeß mit konstanter
Füllzeit
der eigentlichen Spektrennahme vorgeschaltet wird. Die dabei gebildeten
Ionen werden aus der Falle ausgetrieben und gemessen. Aus diesem
Meßwert
wird die optimale Füllzeit
bestimmt ( US 5 107 109
A ). – Eine
Verbesserung besteht darin, die Füllzeit des Prescan nicht konstant
zu halten, sondern die Füllzeit
des Prescan aus vorangegangenen Messungen auf optimale Meßbedingungen
hin zu steuern ( US 5
448 061 A ) In der Patentanmeldung EP 0 603 042 wird ebenfalls die Information
aus einem Prescan verwendet, um die optimale Füllzeit einer nachfolgenden
Spektrenaufnahme zu steuern. Allerdings wird hier weiterhin eine
interne Kalibrierung durch Referenzsubstanzen durchgeführt, deren
Ionen – gleichzeitig
(durch eine zusätzliche
Dipolspannung) mit den zu analysierenden Ionen aus der Ionenfalle
ausgeworfen werden. – Diese
beiden Verfahren brauchen zusätzliche
Meßzeit
für den
Prescan, die der eigentlichen Spektrennahme verlorengeht.
- (2) Ein anderes Verfahren verwendet eine Füllsteuerung, die auf die bekannte
Füllrate
eines oder sogar mehrerer vorhergehender Spektren zurückgreift
( DE 4 326 549 C1 ).
Aus diesen Füllraten
vorhergehender Spektren wird auf einen Erwartungswert für die aktuelle
Füllra
te extrapoliert. Die Extrapolation kann je nach den Bedingungen linear,
quadratisch, kubisch, exponentiell oder nach einer anderen bekannten
Funktion erfolgen. Aus dem prognostizierten Erwartungswert wird die
aktuelle Füllzeit
für die
optimale Füllmenge
berechnet. Die Füllrate
ist dabei als Füllmenge
geteilt durch die bekannte Füllzeit
definiert, die Füllmenge
wird als integrierter Ionenstrom über ein Spektrum bestimmt.
Da dabei auf die vorhergehend gemessenen Nutzspektren zurückgegriffen wird,
wird keine zusätzliche
Zeit für
einen Prescan verbraucht. Besonders bei starken Änderungen in der Konzentration
der zugeführten
Substanzen, wie sie besonders in der Kopplung mit chromatographischen
Trennverfahren vorliegen, ist diese Art der Raumladungsregelung
der Prescan-Methode
weit überlegen.
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Ionenfallenmassenspektrometer
werden häufig
als massenspezifische Detektoren für die Chromatographie oder
Kapillarelektrophorese verwendet. Eine gängige Art der Ionisierung ist
dabei die Elektrospray-Methode (ESI = electro spray ionization),
die Ionen bei Atmosphärendruck
ionisiert. Diese Ionen werden dann über Einlaßsysteme bekannter An in das
Vakuum des Massenspektrometers und von dort in die Ionenfallen eingebracht.
In ähnlicher An
kann auch eine chemische Ionisierung durch Reaktanntgasionen an
Atmosphärendruck
benutzt werden (APCI = atmospheric pressure chemical ionization).
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Diese
Ionisierungarten erzeugen praktisch keine Fragmentionen, die Ionen
sind im wesentlichen die des Moleküls. Wohl aber treten dabei
ganze Serien vielfach geladener Ionen der Moleküle auf. Durch das Fehlen der
Fragmentionen beschränkt
sich aber die Information aus dem Massenspektrum auf das Molekulargewicht;
Informationen über
interne Molekularstrukturen, die zur weiteren Identifizierung der vorliegenden
Substanz benutzt werden können,
fehlen. Die Spektren sind also gar nicht mit denen aus Elektronenstoßionenquellen
vergleichbar.
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Um
die Spektren mit denen einer GC/MS-Methode mit Elektronenstoßionisierung
vergleichbar aussagekräftig
zu machen, ist es notwendig, in geeigneter Weise Fragmentionenspektren
zu erzeugen. Das kann durch automatisch aufgenommene Tochterionenspektren
geschehen.
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Die
automatische Aufnahme von Tochterionenspektren ist allerdings nicht
trivial, da die Elternionen, aus denen die Tochterionen erzeugt
werden müssen,
nicht von vorneherein bekannt sind. Zu diesem Zwecke müssen daher
die sequentiell aufgenommenen Massenspektren aus der Kopplung der Ionenfalle
mit dem Chromatographen oder Elektrophoresegerät laufend von einem Rechenprogramm überprüft werden.
Erscheint eine Substanz im Chromato- oder Elektropherogramm, so
muß automatisch eine
geeignete Ionensorte ausgewählt
und eine Tochterionenspektrenaufnahme vorbereitet werden. Für diese
Tochterionenaufnahme wird nun eine Regelung der Raumladung gesucht.
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Für die Auswahl
der Elternionen kann man beispielsweise den größten Massenpeak des Spektrums
auswählen.
Wenn die untersuchten Substanzen nicht zu große Molekulargewichte haben,
hat es sich jedoch als besser herausgestellt, die doppelt geladenen
Ionen zu verwenden, die sehr gute Strukturinformationen liefern.
Die doppelt geladenen Ionen lassen sich an dem Abstand der Peaks
in der Isotopengruppe erkennen, der gerade ½ Masseneinheit beträgt.
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Für die Regelung
der Raumladung bei der Aufnahme des Tochterionenspektrums ist bisher
nur die Prescan-Methode bekannt geworden. Dazu ist es allerdings
erforderlich, nach der Probefüllung
der Ionenfalle in vorgegebener Zeit auch die Ionenisolierung und
Fragmentierung durchzuführen,
um dann durch schnellen Auswurf die Anzahl der gebildeten Tochterionen
messen zu können.
Diese Prozedur kostet aber fast ebenso viel Zeit wie die nachfolgende Aufnahme
des Tochterionenspektrums. Die Methode ist daher sehr unbefriedigend.
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Besonders
bei der Kopplung mit chromatographischen oder elektrophoretischen
Trennverfahren stehen die Substanzen, von denen automatisch Tochter-
oder Enkelionenspektren (oder solche von isolierten Ionen) gemessen
werden sollen, nur für wenige
Sekunden zur Verfügung
und die angebotene Konzentration ändert sich sehr schnell. Damit
wird die Regelung der Raumladung, die für gute Spektren wichtig ist,
zu einem schwerwiegenden Problem.
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Aufgabe der
Erfindung
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Es
ist die Aufgabe der Erfindung, für
ein raumladungsgeregeltes Ionenfallenmassenspektrometer Verfahren
für die
Regelung der Ionenmenge für
Tochterionenspektren (aber auch für Spektren isolierter Ionen
oder für
Enkelionenspektren) zu finden, die in eine Serie von Normalspektren
eingebettet aufgenommen werden. Insbesondere ist ein Verfahren gesucht,
das eingesetzt werden kann, wenn vorher noch gar kein Tochterionenspektrum
dieser Elternionensorte aufgenommen wurde. Das Verfahren soll auch
unter erschwerenden Bedingungen schnell veränderlicher Konzentration gut
und substanzsparsam arbeiten.
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Beschreibung
der Erfindung
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Die
Massenspektren nicht isolierter und fragmentierter Ionen sollen
im weiteren Verlauf mit „Normalspektren" bezeichnet werden,
im Gegensatz zu „Isolierionenspektren", die nur aus isolierten,
aber nicht fragmentierten Ionen bestehen, und den oben definierten „Tochterionenspektren" oder „Enkelionenspektren".
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Es
ist nun die Grundidee der Erfindung, für die Regelung der Raumladung
des ersten Tochterionenspektrums auf die Füllraten der letztaufgenommenen
Normalspektren zurückzugreifen.
und daraus (wie beispielweise in
DE 4 326 549 C1 ) einen Erwartungswert für die Füllrate f
0 des nächsten
Normalspektrums zu berechnen, und für den Erwartungswert der Füllrate f
t der Tochterionen zusätzlich das Verhältnis i
e/i
tot der aus dem
letzten Spektrum bekannten Häufigkeit
i
e der Elternionen zum integralen Ionenstrom
des Gesamtspektrums i
tot, die Ausbeute a
e der Isolierung dieser Elterionen und die
Ausbeute a
f der Fragmentierung zu Tochterionen
zu berücksichtigen:
f
t = f
0 × i
e × a
e × a
f/i
tot. Die Ausbeuten
der einzelnen Prozesse sind im allgemeinen genügend gut vorbekannt. Sie können aber
auch durch Benutzung ähnlicher
Analytsubstanzen einkalibriert werden.
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Aus
dieser prognostizierten Füllrate
ft wird dann eine optimale Füllzeit für eine vorgegebene,
optimale Füllmenge
berechnet, die dann zur Steuerung der Füllung des ersten Tochterionenspektrums
benutzt wird.
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Dabei
kann zwischenzeitlich während
der meist sequentiell ablaufenden Prozesse der Ionenerzeugung, Einspeicherung,
Isolierung und Fragmentierung durchaus eine Überfüllung der Ionenfalle eintreten.
Da aber die Isolierung auch arbeitet, wenn eine mehr als hundertfache Überfüllung der
Ionenfalle herrscht, wird die Überfüllung wieder
abgebaut. Auch für
die Fragmentierung ist eine leichte Überfüllung unschädlich, es kommt vielmehr darauf
an, für die übrigbleibenden
Tochterionen die optimale Füllmege
zu erreichen.
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Der
Erwartungswert f
0 für die Normalspektren kann bei
langsamer Änderung
der Konzentrationen gleich dem des letzten Massenspektrums gewählt werden.
Besser jedoch ist die Extrapolation dieses Wertes aus mehreren letzten
Spektrenaufnahmen, wie in
DE
4 326 549 C1 beschrieben. Dabei kann beispielsweise eine
lineare Extrapolation f
0,lin aus zwei, eine
quadratische Extrapolation f
0,qu aus drei
oder eine kubische Extrapolation f
0,kub aus
vier Spektren gewählt
werden. Da im Fuß eines
chromatographischen Peaks eine in etwa exponentielle Änderung
herrscht, kann hier auch ein Wachtumsfaktor aus den letzten zwei
Spektren gebildet werden, der dann eine Extrapolation auf den Erwartungswert
gestattet.
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Aus
der Integration über
den Ionenstrom des Tochterionenspektrums kann dann die tatsächliche Füllrate freal bestimmt werden. Damit kann auch für zukünftige Tochterionenspektren
(beispielsweise des gleichen Chromatogramms) der Faktor ae × af der Ausbeuten korrigiert werden.
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Für das zweite
Tochterionenspektrum kann dann bei langsamerer Änderung ein Erwartungswert für die Füllrate ft angenommen werden, die der gemessenen Füllrate freal des ersten Spektrums gleich ist.
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Besser
ist jedoch ein anderes Verfahren: Es wird nach dem ersten Tochterionenspektren
zunächst
ein weiteres Normalspektrum eingeschoben. Aus den Normalspektren
vor und nach dem ersten Tochterionenspektrum wird dann wie oben
ein Erwartungswert für
die Füllrate
des zweiten Tochterionenspektrums berechnet, eventuell unter Berücksichtigung
der Korrektur der Ausbeuten.
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Die
Füllung
des dritten Tochterionenspektrums kann dann, eventuell unter Einschieben
eines weiteren Normalspektrums, aus den Füllraten der beiden bereits
aufgenommenen Tochterionenspektren geregelt werden. Normalerweise
würde aus
zwei Spektren lediglich eine lineare Extrapolation erfolgen, hier
kann aber auch ein weitergehender Trend (zweiter und dritter Differentialkoeffizient)
durch die bekannten Füllraten
der begleitenden Normalspektren berücksichtigt werden.
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Das
Einschieben der Normalspektren hat dabei einen weiteren Vorteil:
nach dem Ende der Tochterionenaufnahmen kann sofort mit den Normalspektren
unter optimaler Regelung der Füllung
fortgefahren werden, da deren Trend bekannt ist. Außerdem ist
durch die eingeschobenen Normalspektren der Verlauf des chromatographischen
Peaks sehr gut bekannt. Dadurch können für quantitative Abschätzungen
die Peakformen sehr gut integriert werden.
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Natürlich brauchen
die Normalspektren nicht gleichmäßig eingeschoben
zu werden. Manchmal ist es zweckmäßig, mehr Tochterionenspektren
als Normalspektren aufzunehmen. Das ist beispielsweise dann der
Fall, wenn für
das Tochterionenspektrum durch eine Summierung der Einzelspektren
eine möglichst
große
Meßdynamik
erreicht werden soll. Die Aufklärung
einer Struktur eines Moleküls
kann auch durch sehr selten auftretende Fragmentionen gut gestützt werden,
und diese seltenen Fragmentionen kann man nur durch eine hohe Meßdynamik
sehen.
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Bei
der Addition zur Erhöhung
der Meßdynamik
müssen
die Rohspektren vor irgendeiner weiteren Auswertung addiert werden,
weil nur dadurch das Signal-zu-Rausch-Verhältnis und damit die Meßdynamik
entsprechend steigt. Meist werden etwa 3 bis 20 Einzelspektren zu
einem „Summenspektrum" durch Addition aller
korrespondierenden Einzelmeßwerte
längs der
Spektrenaufnahme zusammengefaßt.
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Die
Isolierung der Elternionen kann in bekannter Weise bereits während der
Ionisierung durch Resonanzauswurf unerwünschter Ionen durch die Anwendung
von anregenden Frequenzgemischen mit Lücken vorgenommen werden. Es
können
aber auch, wie ebenfalls bekannt, Isolierungsverfahren nach einer
gesteuerten Überfüllung der
Ionenfalle angewandt werden, da die Isolierungsverfahren auch mit
mehr als hundertfacher Überfüllung der
Ionenfalle noch arbeiten können.
Es bleibt somit auch bei nachträglicher
Isolierung die erwünschte
Meßdynamik
im Spektrum erhalten.
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Das
hier beschriebene Verfahren der Füllsteuerung für die Tochterionenspektren
ist besonders vorteilhaft, weil meßzeitsparend. Es wird für die Regelung
kein zeitraubender Prescan ausgeführt, der für die Tochterionenspektren
ja notwendigerweise den Vorgang der Isolierung und Fragmentierung
mit umfassen muß.
Dieser Prescan dauert daher länger als
die Aufnahme eines Normalspektrums, liefert aber außer dem
Wert für
die Regelung keine weiteren Informationen.
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Die
Grundidee kann in analoger Weise angewandt werden, wenn Enkelionenspektren
aufgenommen werden sollen. Auch bei der Aufnahme von Spektren isolierter,
aber nicht fragmentierter Ionen kann entsprechend vorgegangen werden.
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Beschreibung
der Abbildung
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1 zeigt
das einfache und schnelle Berechnungsschema für die lineare, quadratische
und kubische Extrapolation der Füllraten
aus den gemessenen Füllraten
f1 bis f4 der vorausgehenden
Spektren, wenn diese – wie
gewöhnlich – gleiche
Aufnahmenzeitabstände
haben.
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Für Tochterionen
gibt es den mit Hilfe der Ausbeuten berechneten Erwartungswert an.
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Die
Bezeichnungen bedeuten:
- f0,lin
- = Erwartungswert der
Füllrate
bei linearer Extrapolation
- f0,qu
- = Erwartungswert der
Füllrate
bei quadratischer Extrapolation
- f0,kub
- = Erwartungswert der
Füllrate
bei kubischer Extrapolation
- ft
- = Erwartungswert der
Füllrate
für Tochterionen
- f0
- = einer der Erwartungswerte
f0,lin, f0,qu oder f0,kub
- ie
- = integrierter Ionenstrom
des Elternionenpeaks
- ae
- = Isolierungsausbeute
der Elternionen
- af
- = Fragmentierungsausbeute
an Tochterionen
- itot
- = integrierter Ionenstrom
des gesamten Spektrums
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Beschreibung günstiger
Ausführungsformen
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Eine
Ausführungsform
des Verfahrens nach dieser Erfindung betrifft die automatische Aufnahme von
Tochterionenspektren der Substanzen in chromatographischen Trennungen
unbekannter Gemische.
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Es
werde für
eine detaillierte Beschreibung beispielhaft angenommen, daß es sich
bei dem Gemisch um einen enzymatischen Verdau eines unbekannten
Proteins in kleinere Peptide handelt, das durch Flüssigkeitchromatographie
aufgetrennt und massenspektrometrisch in Ionenfallen gemessen wird.
Die Massen einiger Peptide und die Kenntnis einiger Bruchstücke der
Aminosäuresequenzen
reichen im allgemeinen aus, das Protein über Proteindatenbanken sicher
und eindeutig zu identifizieren. In den Proteindatenbanken sind
die Sequenzen der Proteine gespeichert. Bei dieser Aufgabe der Proteinidentifizierung
liegt meist nur eine sehr geringe Menge des Proteins vor; es ist
also wesentlich, die Normal- und Tochterionenspektren in einem einzigen Analyenlauf
aufzunehmen.
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Für diese
Aufgabe wird die Flüssigkeitschromatograhie
mit Ionisierung durch Elektrospray eingesetzt. Dabei werden mit
dem Ionenfallenmassenspektrometer zunächst nur normale Massenspektren aufgenommen.
Die Ionisierung durch Elektrospray führt bei den kleineren Peptiden,
wie sie durch den Verdau entstehen, zu Ionen, die etwa zwei- bis
fünffach
geladen sind. Die sequentiell während
der Separation aufgenommenen Normalspektren werden nun auf das Erscheinen
einer ersten Substanz untersucht. Erscheint nun eine Substanz, so
wird automatisch ein günstiges
Elternion für
die Aufnahme eines Tochterspektrums ausgewählt. Im einfachsten Fall wird
dafür das
häufigste
Ion im Spektrum ausgewählt.
Für Peptide
ist es aber günstiger,
das doppelt geladene Molekülion
zu suchen, das am Massenabstand der Ionen in der Isotopengruppe
erkannt werden kann. Das doppelt geladene Ion gehört in der
Regel zu den häufigsten
Ionen.
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Es
kann das doppelt geladene Ion aber auch anders gefunden werden.
Es ist möglich,
das Normalspektrum in Echtzeit auf das Molekulargewicht der Ionen
der Substanz zu untersuchen, wobei die Serie der mehrfach protonierten
Ionen und ihrer Massen für
einen entsprechenden Algorithmus genutzt wird. Aus dem Molekulargewicht
läßt sich
sofort das doppelt protonierte Ion finden.
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Es
geht nun um die Regelung der Füllung
der Ionenfalle für
das erste, automatisch aufzunehmende Tochterionenspektrum. Dazu
wird die letztaufgenommenen Normalspektren zurückgegriffen. Aus ihren bekannten
Füllraten
(die Füllrate
ist die durch Integration über
den Ionenstrom des Spektrums gemessene Gesamtionenmenge geteilt
durch die bekannte Füllzeit)
kann ein Erwartungswert für
die Füllrate
f0 eines weiteren Normalspektrums extrapoliert
werden.
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Die
Regelung greift in diesem Fall am besten auf eine kubische Extrapolation
zurück,
da sich das Signal im chromatographischen Peak sehr rasch ändert. Das
Schema einer kubischen Extrapolation ist in 1 dargestellt.
Aus den vier Füllraten
f1 (jüngstes Normalspektrum)
bis f4 werden die Differenzen a1 bis a3 gebildet, daraus die Differenzen b1 und b2, daraus die
Differenz c1. Die kubische Extrapolation
für den Erwartungswert
f0,kub ergibt sich sehr einfach zu f0 = f0,kub = f1 + a1 + b1 + c1. Diese sehr
einfache Berechnung setzt voraus, daß die zeitlichen Abstände der Spektrennahmen
gleich sind. Für
ungleiche Spektrenabstände
ist die Extrapolation etwas umständlicher,
jedoch dem Fachmann an sich bekannt. – Die lineare Extrapolation
ergibt sich übrigens
zu f0,lin = f1 + a1; die quadratische Extrapolation zu f0,qu = f1 + a1 + b1.
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Es
soll nun jedoch kein Normalspektrum, sondern ein Tochterionenspektrum
der ausgewählten Elternionen,
also der doppelt geladenen Molekülionen,
gemessen werden. Diese Elternionen bilden nur einen Teil der Ionen
des Normalspektrums, daher ist zunächst der Anteil ie/itot dieser Elternionen am Gesamtspektrum
zu berücksichtigen,
der aus dem letzten Normalspektrum bekannt ist. Diese Elternionen sind
dann zu isolieren und zu fragmentieren. Dabei gehen Ionen verloren. Über die
bekannte Ausbeute ae bei der Isolierung
und die ebenfalls bekannte Fragmentierungsausbeute af an
Tochterionen kann aber ein Erwartungswert für die Füllrate ft mit
Tochterionen berechnet werden, der im allgemeinen recht gut stimmt
und für
die Steuerung der Füllung
verwendet werden kann. Die Ausbeuten für Isolierung und Fragmentierung
der Peptide sind von Peptid zu Peptid recht gut konstant und können daher
durch Kalibrierung einigermaßen
gut bestimmt werden.
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Die
Isolierung kann während
der Einspeicherung der Ionen, die von außen in die Ionenfalle eingeschossen
werden, in an sich bekannter Weise durch ein Frequenzgemisch erfolgen,
das an die beiden Endkappen angelegt wird. Das Frequenzgemisch enthält die Frequenzen
aller Ionen, die nicht in der Ionenfalle verbleiben sollen. Diese
werden durch die Frequenzen in ihren Fundamentalschwingungen in Richtung
der Fallenachse angeregt, vergrößern dabei
ihre Schwingungsamplituden, und verlassen die Ionenfalle, indem
sie an die Endkappen anstoßen und
sich entladen, oder indem sie durch Perforationen austreten. Für diejenigen
Ionen, die in der Ionenfalle verbleiben sollen, sind keine Anregungsfrequenzen
im Frequenzgemisch enthalten.
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Es
ist aber nicht notwendig, die Isolierung während der Ionenerzeugung und
-einspeicherung vorzunehmen. Es kann die Ionenfalle während der
Ionenerzeugung bis weit über
die optimale Füllmenge hinaus
mit Ionen gefüllt
und erst dann die Isolierung angewandt werden. Für diese nachträgliche Art
der Isolierung sind mehrere Methoden bekannt. Da diese Methoden
der Isolierung auch dann gut arbeiten, wenn eine mehr als hundertfache Überladung
vorliegt, kann in diesem Fall die zeitweilige Überladung der erfindungsgemäßen Regelung
der Füllzeit
willentlich so gesteuert werden, daß erst nach der Isolierung
der erwünschten
Ionensorte die optimale Füllmenge
der Ionenfalle vorliegt. Die „Füllrate" schließt also
in diesem Fall den Prozeß der
anfänglichen Überladung
und der anschließenden
Isolierung mit ein. Da sich die Regelung der Füllmenge nach der Erfindung
auf die integralen Ionenmengen der vorausgehenden Spektren gleicher
Erzeugungsart beziehen, muß nicht
einmal bekannt sein, wie hoch die Überladung im speziellen Fall
eigentlich ist.
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Nach
der Aufnahme des Tochterionenspektrums wird die reale Füllrate bestimmt.
Stimmt sie nicht mit der berechneten Füllrate überein, so wird daraus eine
Korrektur der Ausbeutefaktoren berechnet, die bei nachfolgenden
Tochterionenspektren angewandt werden kann.
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Auf
das erste Tochterionenspektrum hin wird nun wieder ein Normalspektrum
aufgenommen, bevor ein zweites Tochterionenspektrum gemessen wird.
Aus diesem Normalspektrum und seinen Vorgängern wird nun, wie bekannt,
ein weiterer Erwartungswert für
die Füllrate
eines Normalspektrums hergeleitet, aus dem dann durch Korrektur
mit den Ausbeutefaktoren der Erwartungswert für die Füllrate des zweiten Tochterionenspektrums
erhalten wird. In dieser Weise können
Tochterionenspektren mit optimaler Füllmenge erhalten werden, obwohl
vorher keine Tochterionen dieses Elterions gemessen wurden.
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Es
kann der Erwartungswert für
die Füllrate des
zweiten (oder eines weiteren) Tochterionenspektrums aber auch anders
berechnet werden. Es wird dabei von der gemessenen Füllrate freal des letzten Tochterionenspektrums ausgegangen.
Aus den begleitenden Normalspektren wird nun ein Trendfaktor der
Zu- oder Abnahme des chromatographischen Peaks berechnet, der beispielsweise
als Quotient des Erwartungswertes für eine Füllrate geteilt durch die letzte
aktualle Füllrate
gewonnen wird. Dieser Trendfaktor wird dann auf die Füllrate freal des letzten Tochterionenspektrums angewendet.
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Es
kann aus diesem Grunde, aber auch sonst zweckmäßig sein, im Verlauf der Messungen auch
weiterhin eingeschobenene Normalspektren aufzunehmen. Dabei wird
der Regelungszug für
die Normalspektren nicht unterbrochen. Auch bei komplexeren Trennverfahren
mit unvoll ständiger
Separation der chromatographischen Peaks kann so der Verlauf recht
gut verfolgt werden. Es gehen insbesondere keine Substanzpeaks verloren,
da die Ankunft einer Substanz auch dann beobachtet werden kann,
wenn schon für
eine andere Substanz Tochterionenspektren aufgenommen werden.
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Für höchste Dynamik
in gut separierten Chromatogrammen mag es allerdings besser sein, zwischen
weiteren Tochterionenaufnahmen keine Normmalspektren einzuschieben,
sondern alle Meßzeit
für die
Aufnahme der Tochterionen zu verwenden. Je mehr Tochterionenspektren
zu einem Summenspektrum addiert werden, desto höher ist die Meßdynamik
im summierten Tochterionenspektrum.
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Aus
den Normalspektren kann man nun die Molekulargewichte der Peptide
bestimmen, aus den Tochterionenspektren Informationen über die
Sequenz der Aminosäuren
im einzelnen Peptid. Da die fadenförmigen Peptidionen ihre beiden
Ladungen meist an den entgegengesetzten Enden tragen, zerfallen
sie beim Fragmentieren häufig
in zwei komplementäre,
einfach geladene Ionen, deren Massensumme immer gleich der Masse
des Peptids sein muß.
Daher kann man die Sequenzinformationen relativ einfach aus dem
Spektrum gewinnen.
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Kennt
man die Molekulargewichte der verdauten Peptide und einige Sequenzen,
so kann man die Identität
des ursprünglichen
Proteins sofort anhand entsprechend aufbereiteter Datenbanken bestimmen.
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Es
sind jedoch auch andere Anwendungen mit dazu leicht veränderten
Ausführungsformen
möglich.
Ein dieser Anwendungen betrifft die sogenannte Nanospray-Methode,
die mit extrem geringen Substanzmengen auskommt, aber im allgemeinen
mit einer visuellen Auswahl der Elternionen betrieben wird.
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Die
Nanospray-Methode ist eine Elektrosprüh-Ionisierung, die mit einer
winzigen Kapillare arbeitet. In der Kapillare wird überhaupt
nur mit einer Lösungsmenge
von ein bis drei Mikroliter gearbeitet, in der sich etwa ein Picogramm
eines Substanzgemisches befindet. Die Nanospray-Ionisierung läßt sich sehr
schnell elektrisch ein- und ausschalten (
DE 4 444 229 A1 ) so daß der Verbrauch
an Substanz nur während
der Füllung
der Ionenfalle stattfindet.
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Nach
der Aufnahme einer Serie von Einzelnormalspektren kann (bei abgeschalteter
Nanospray-Ionisierung,
also ohne Substanzverlust) das Summenspektrum visuell ausgewertet
werden. Dabei kann man (beispielsweise) mit der Maus auf dem Bildschirm
einen Massenpeak des Spektrums anklicken, und sofort eine vorbestimmte
Anzahl von Tochterioneneinzelspektrenspektren aus den Elternionen des
angeklickten Massenspeaks erhalten, die zu einem Tochterionensummenspektrum
addiert werden. Dabei kann die Füllsteuerung
in analoger Weise auf die Steuerung der Normalspektren zurückgreifen, wie
das oben geschildert wurde. Es braucht dazu allerdings keine Extrapolation
vorgenommen zu werden, da die Ionenerzeugung der Nanospray-Methode sehr
konstant ist.
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Während der
visuellen Auswertung eines solchen Tochterionensummenspektrums kann
man dann wieder einen Massenpeak mit Tochterionen anklicken, die
dann in einer weiteren Spektrenserie isoliert, fragmentiert und
in Form von Enkelionenspektren aufgenommen werden. Dabei findet
wieder eine Vorausberechnung der Füllrate nach obigem Muster statt.
Die Füllzeit
für ein
einziges Enkelioneneinzelspektrum kann dabei durchaus mehrere Sekunden betragen.
Diese Methode läßt sich
auf Urenkel und Ururenkel beliebig fortsetzen. Diese Art der Spektrenaufnahme
ist außerordentlich
substanzsparend. Es können
dabei auch längere
Denk- oder Diskussionspausen eingelegt werden, ohne daß dabei
wertwolle Probensubstanz verloren geht.
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Die
hier geschilderten Ausführungsformen können vom
Fachmann durchaus auch auf andere Analysenaufgaben ähnlicher
Problematik übertragen werden.