DE102008023693A1 - 3D-Ionenfalle als Fragmentierungszelle - Google Patents

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Abstract

Die Erfindung bezieht sich auf eine Fragmentierungszelle für Elektronentransfer-Dissoziation (ETD) in einem Tandem-Massenspektrometer, in dem Massenselektor und Massenanalysator räumlich getrennt sind. Die Erfindung besteht darin, in dem Tandem-Massenspektrometer für die gewünschten Fragmentierungen von Biopolymerionen statt einer bisher für ETD ausschließlich genutzten zweidimensionalen Hochfrequenz-Ionenfalle (2-D-Ionenfalle) eine besondere Ausführungsform einer dreidimensionlen Hochfrequenz-Ionenfalle (3-D-Ionenfalle) zu verwenden, aus der die Fragmentionen dann entnommen und dem Massenanalysator zugeführt werden können. Überraschenderweise liefert die 3-D-Ionenfalle zumindest im Fall der Fragmentierung durch Elektronentransfer qualitativ wesentlich bessere Fragmentionenspektren als die 2-D-Ionenfalle; außerdem ist das Tandem-Massenspektrometer mit der 3-D-Ionenfalle für ETD-Fragmentionenspektren ebenfalls überraschend wesentlich empfindlicher als mit einer 2-D-Ionenfalle.

Description

  • Die Erfindung bezieht sich auf eine Fragmentierungszelle für Elektronentransfer-Dissoziation (ETD) in einem Tandem-Massenspektrometer, in dem Massenselektor und Massenanalysator räumlich getrennt sind.
  • Die Erfindung besteht darin, in dem Tandem-Massenspektrometer für die gewünschten Fragmentierungen von Biopolymerionen statt einer bisher für ETD ausschließlich genutzten zweidimensionalen Hochfrequenz-Ionenfalle (2D-Ionenfalle) eine besondere Ausführungsform einer dreidimensionalen Hochfrequenz-Ionenfalle (3D-Ionenfalle) zu verwenden, aus der die Fragmentionen dann entnommen und dem Massenanalysator zugeführt werden können. Überraschenderweise liefert die 3D-Ionenfalle zumindest im Fall der Fragmentierung durch Elektronentransfer qualitativ wesentlich bessere Fragmentionenspektren als die 2D-Ionenfalle; außerdem ist das Tandem-Massenspektrometer mit der 3D-Ionenfalle für ETD-Fragmentionenspektren ebenfalls überraschend wesentlich empfindlicher als mit einer 2D-Ionenfalle.
  • Stand der Technik
  • Die Erforschung der Strukturen, Eigenschaften und Aktivitäten von Proteinen, aber auch von anderen Biopolymeren, beruht weitgehend auf der so genannten Tandem-Massenspektrometrie, die nicht nur Spektren der Mixturen aus Proteinionen liefert, sondern auch einzelne Proteinionen als „Elternionen” für eine Fragmentierung auszuwählen, zu isolieren und dann zu fragmentieren gestattet, so dass die entstehenden Bruchstückionen in einem Massenspektrum gemessen werden können. Diese Fragmentionen-Massenspektren enthalten insbesondere je nach Art der Fragmentierung Aussagen über Primär- und Sekundärstrukturen der Proteine, die nicht nur die genetisch vorgegebene Grundstruktur ihrer Aminosäuren (die „Sequenz”), sondern auch weitergehende wichtige, weil funktionsändernde Veränderungen („posttranslationale Modifikationen”, PTM) nach Art und Lokalisierung erkennen lassen.
  • Man kann die einzelnen Schritte der Tandem-Massenspektrometrie (Auswahl der Elternionen und ihre Isolation, Fragmentierung, sowie die Massenanalyse der Fragmentionen) in speichernden Massenspektrometern wie Ionenfallen zeitlich nacheinander in derselben Speichereinheit durchführen („tandem-in-time”), man kann aber auch die Auswahl der zu fragmentierenden Analytionen in einem ersten Massenanalysator, dem „Massenselektor”, die Fragmentierung in einer besonderen Zelle, und die Massenanalyse in einem zweiten Massenanalysator durchführen („tan dem-in-space”). Die Erfindung bezieht sich auf ein solches Tandem-Massenspektrometer mit räumlich getrenntem Massenselektor und Massenanalysator.
  • Die Durchführung der Tandem-Massenspektrometrie in zeitlicher Reihenfolge in speichernden Massenspektrometern ist außerordentlich weit verbreitet und hat sich bis zu einem gewissen Grade als sehr gut brauchbar erwiesen. Das betrifft sowohl die Tandem-Massenspektrometrie in Ionen-Cyclotron-Resonanz-Massenspektrometern (ICR-MS), in denen sich ultrahohe Massenauflösungen erreichen lassen, wie auch die Verwendung von Hochfrequenz-Ionenfallen-Massenspektrometern (IT-MS) mit begrenzter Massenauflösung und Massengenauigkeit. In beiden Arten von Tandem-Massenspektrometern gibt es jedoch Begrenzungen, die teils die Messgeschwindigkeit, teils den Massenbereich und teils die Massengenauigkeit betreffen und weitgehend auch von der anzuwendenden Art der Fragmentierung bestimmt werden. Die Tandem-Massenspektrometrie wird heute häufig mit mittelschnellen Separationsmethoden für die Substanzen, beispielsweise Nano-Flüssigkeitschromatographie oder Kapillarelektrophorese, gekoppelt, so dass die Substanzen nur für wenige Sekunden im Massenspektrometer analysiert werden können. Somit spielt die Messgeschwindigkeit heute eine entscheidende Rolle; daneben wird aber insbesondere eine hohe Massengenauigkeit und die Aufnahme eines möglichst vollständigen Fragmentionenspektrums einschließlich der leichten Fragmentionen immer wichtiger.
  • Wegen der hohen Anforderungen an die Massengenauigkeit und die Geschwindigkeit bei der Messung der Fragmentionen hat es sich als günstig erwiesen, die Fragmentierung in einer eigenen Zelle durchzuführen und die entstehenden Fragmentionen dann in einem besonders geeigneten Massenanalysator zu messen, insbesondere in einem Flugzeitmassenspektrometer mit orthogonalem Einschuss der Ionen (OTOF-MS). Als Massenanalysatoren kommen wegen der hohen Massenauflösung auch moderne Ausführungen von Kingdon-Ionenfallen oder Ionen-Cyclotron-Resonanz-Massenspektrometer in Frage, aber nur, wenn die Messgeschwindigkeit eine untergeordnete Rolle spielt.
  • Der Erfolg der Tandem-Massenspektrometrie hängt von den verwendeten Fragmentierungsverfahren ab, wobei es im Wesentlichen nur zwei grundsätzlich verschiedene Fragmentierungsarten für Proteine oder ähnliche Biopolymere gibt, die „ergodische” und die „elektroneninduzierte” Fragmentierung, für die es aber jeweils viele verschieden günstige Ausführungsformen gibt. Die verschiedenen Einzelverfahren haben oft Mängel in Bezug auf den Massenbereich der Fragmentionenspektren, Fragmentierungsgeschwindigkeit und besonders bei der Qualität und damit der Auswertbarkeit der Fragmentionenspektren.
  • Bevor die Erfindung dargelegt werden kann, soll daher hier eine Diskussion dieser Fragmentierungsverfahren erfolgen. Die Reaktionszellen für die Fragmentierung haben immer Form und Funktion von Ionenfallen; in ihr werden die selektierten Elternionen fragmentiert.
  • Wie angemerkt, stehen heute in Reaktionszellen der verschiedenen Arten zwei grundsätzlich verschiedene Arten der Fragmentierung zur Verfügung: die „ergodische” Fragmentierung und die „elektroneninduzierte” Fragmentierung. Die beiden Arten von Fragmentierungen, ergodisch und elektroneninduziert, führen zu zwei wesentlich verschiedenen Arten von Fragmentionenspektren, deren Informationsgehalte zueinander komplementär sind und bei Messung beider Arten von Fragmentionenspektren zu besonders vertieften Aussagen über die Analytionenstrukturen führen.
  • Unter einer „ergodischen” Fragmentierung von Analytionen wird hier eine Fragmentierung verstanden, bei der ein genügend großer Überschuss an innerer Energie in den Analytionen über einen „metastabilen Zustand” mit einer Halbwertszerfallzeit von einigen bis zu einigen hundert Mikrosekunden (und mehr) zu einem Fragmentierungszerfall führt. Der Überschuss an Energie kann beispielsweise durch eine Vielzahl von unelastischen Stößen der Analytionen mit einem Stoßgas, aber auch durch Absorption vieler Photonen einer Infrarot-Strahlung erzeugt werden.
  • Die klassische Art der Fragmentierung der Analytionen in Hochfrequenz-Ionenfallen ist die ergodische Fragmentierung durch Stöße der irgendwie beschleunigten Analytionen mit dem in der Ionenfalle enthaltenen Stoßgas, wobei also der Überschuss an innerer Energie der bewegten Analytionen durch Stöße mit den ruhenden Stoßgasmolekülen eingesammelt wird. Damit die Stöße überhaupt Energie in das Analytion pumpen können, müssen sie allerdings mit einer minimalen Stoßenergie erfolgen. Da sachte Stöße der Analytionen mit dem Stoßgas auch immer eine innere Kühlung durch Abfuhr von Energie bewirken können, herrscht immer eine Konkurrenz zwischen „Heizen” und „Abkühlen”, wobei insbesondere für physikalisch schwere Ionen für das Heizen eine größere Stoßenergie benötigt wird als für leichte Ionen. Bei vorgegebener Dichte des Stoßgases und gegebener kinetischer Energie der Stöße überwiegt für physikalisch schwere Analytionen oberhalb einer Grenzmasse immer die Kühlung; diese Analytionen lassen sich nicht mehr in dieser Weise fragmentieren.
  • In dreidimensionalen Hochfrequenz-Ionenfallen („3D-Ionenfallen”), die aus einer Ringelektrode und zwei Endkappenelektroden bestehen, wird die Stoßenergie in klassischer Weise durch eine begrenzte resonante Anregung der sekularen Ionenoszillationen der Elternionen mit einer dipolaren Wechselspannung an den Endkappenelektroden erzeugt. Diese führt zu vielen Stößen mit dem Stoßgas, ohne die Ionen aus der Ionenfalle zu entfernen. Die Elternionen können in den Stö ßen Energie aufsammeln, die schließlich zum ergodischen Zerfall der Elternionen und zur Entstehung der Bruchstückionen führt. Die Bruchstückionen werden häufig auch „Tochterionen” genannt. Bis vor wenigen Jahren war diese Stoßfragmentierung (CID = „collision induced dissociation”) die einzig bekannte Art der Fragmentierung in Ionenfallen.
  • Diese Stoßfragmentierung in dreidimensionalen Hochfrequenz-Ionenfallen hat aber auch Nachteile. So ist es notwendig, bei physikalisch schweren Analytionen für die Herstellung genügend harter Stoßbedingungen die Hochfrequenzspannung zum Speichern der Ionen sehr hoch zu wählen. Dadurch ergibt sich eine sehr hoch liegende untere Massenschwelle für die Ionenfalle. Ionen mit Massen unterhalb der Massenschwelle können nicht mehr gespeichert werden; sie gehen verloren. Es beginnt daher das Fragmentionenspektrum erst bei einer Masse, die nach einer üblichen Faustregel etwa bei einem Drittel der ladungsbezogenen Masse m/z des Analytions liegt; über die leichten Fragmentionen kann das Fragmentionenspektrum keine Auskunft mehr geben, da diese Ionen verloren gehen. Vielfach geladene physikalisch schwere Analytionen haben wegen der hohen Anzahl an Protonen regelmäßig eine geringe ladungsbezogene Masse m/z bei nur ungefähr 500 bis 1000 Dalton; diese lassen sich überhaupt nicht fragmentieren, da die Hochfrequenzspannung nicht hoch genug eingestellt werden kann, um genügend energetische Stöße zu erzeugen.
  • Es bleibt somit für die klassische Stoßfragmentierung der große Nachteil, dass sich für physikalisch schwerere Analytmoleküle über etwa m = 3000 Dalton mit dem klassischen Stoßverfahren die zugehörigen Analytionen kaum fragmentieren lassen.
  • Eine ergodische Fragmentierung, die diesen Nachteil nicht hat, ist durch die Schrift WO 02/101 787 A1 (S. A. Hofstadler, and J. J. Drader) bekannt geworden. Man wendet hier die aus der ICR-Massenspektrometrie bekannte Infrarot-Multiphotonen-Dissoziation (IRMPD) auch in Hochfrequenz-Ionenfallen an. Die Infrarot-Strahlung wird dabei einer dreidimensionalen Hochfrequenz-Ionenfalle durch eine evakuierte, innen verspiegelte Hohlfiber durch die dafür perforierte Ringelektrode zugeführt. Diese Art der Fragmentierung ist vorteilhaft, da sie bei kleinen Hochfrequenzspannungen durchgeführt werden kann; es werden dann auch die kleinen Fragmentionen gespeichert. Die Innenoberflächen der Ionenfalle müssen dabei aber extrem sauber gehalten werden, da sich durch die Einstrahlung der Infrarot-Photonen oberflächlich gebundene Moleküle von der Wand lösen, die dann mit den gespeicherten Analytionen in vielfältiger Weise reagieren. Es gibt, vor allem aus diesem Grunde, noch keine kommerziell vertriebenen Ionenfallen-Massenspektrometer mit dieser Fragmentierungs-Variante.
  • Jüngst ist nun ein weiteres ergodisches Fragmentierungsverfahren in Ionenfallen bekannt geworden, das ebenfalls nicht den Nachteil hat, schwere Analytionen nicht fragmentieren und leichte Fragmentionen nicht speichern zu können. Es werden hier ruhend gespeicherte Analytionen vorzugsweise mit antipolaren, möglichst monoatomaren Stoßionen einstellbarer kinetischer Energie beschossen. Da die Hochfrequenzspannung hier sehr niedrig eingestellt werden kann, kann man einerseits schwere Analytionen wegen der höheren Energieübertragung pro Stoß mit gutem Erfolg fragmentieren und andererseits sehr leichte Fragmentionen einfangen und messen.
  • So steht heute für die ergodische Fragmentierung mindestens ein Verfahren zur Verfügung, das keine wesentlichen Nachteile mehr hat.
  • Nun zu den elektroneninduzierten Fragmentierungsverfahren: Vor etwa zehn Jahren wurde eine völlig neue Art der Fragmentierung von Proteinionen entdeckt: eine nicht-ergodische Fragmentierung, die durch den Einfang nieder-energetischer Elektronen induziert wird (ECD = „electron capture dissociation”). Durch die direkte Neutralisierung eines an einer Stelle der Aminosäurenkette assoziierten Protons, das dann als radikales Wasserstoffatom verloren geht, wird das Potentialgleichgewicht des Proteinions in der Nähe des neutralisierten Protons so gestört, dass durch entsprechende Umlagerungen ein Bruch der Kette aus Aminosäuren induziert wird. Der Bruch betrifft dabei nicht eine peptidische Bindung, sondern weit bevorzugt eine dazu benachbarte Bindung, die zu so genannten c- und z-Fragmentionen führen. Im Gegensatz zur ergodischen Fragmentierung ist diese Fragmentierung spontan, sie läuft in weniger als 10–8 Sekunden ab.
  • Diese Art der Fragmentierung ist besonders einfach in ICR-Massenspektrometern durchzuführen, da die nieder-energetischen Elektronen von einer Glühkathode aus leicht entlang der Magnetkraftlinien der gespeicherten Wolke aus Analytionen zugeführt werden können. Die ECD-Fragmentierung ist nur mit einigen Schwierigkeiten auf Hochfrequenz-Ionenfallen zu übertragen, da die starken Hochfrequenzfelder die Elektronen nicht einfach nieder-energetisch an die Wolke der Analytionen heranlassen. Es gibt trotzdem verschiedenartige Ansätze für eine ECD-Fragmentierung in Hochfrequenz-Ionenfallen, die jedoch jeweils einen höheren apparativen Aufwand erfordern und bis heute keine ausreichende Empfindlichkeit zeigen.
  • Es ist nun vor wenigen Jahren ein Verfahren zur Fragmentierung von Ionen in Hochfrequenz-Ionenfallen bekannt geworden, das zur Elektroneneinfang-Dissoziation (ECD) gleichartige Fragmentierungen durch andersartige Reaktionen liefert: die „Elektronentransfer-Dissoziation” (ETD). Diese kann leicht in Ionenfallen durchgeführt werden, indem geeignete negative Ionen zu den gespeicherten Analytionen hinzu eingeführt werden. Verfahren dieser Art sind in den Offen legungsschriften DE 10 2005 004 324.0 (R. Hartmer und A. Brekenfeld) und US 2005/0199804 A1 (D. F. Hunt et al.) beschrieben. Wie bei ECD, gehören die Bruchstückionen dabei den so genannten c- und z-Reihen an, und sind somit sehr verschieden von den Bruchstückionen der Bund y-Reihen, die durch ergodische Fragmentierungen gewonnen werden. Insbesondere bleiben aber bei der Elektronentransfer-Dissoziation alle Seitenketten erhalten, die bei ergodischer Fragmentierung stets verloren gehen, darunter die wichtigen posttranslationalen Modifikationen wie Phosphorylierungen, Sulfatisierungen und Glycosilierungen.
  • Die Fragmentierung von Proteinionen durch Elektronentransfer (ETD) in einer Hochfrequenz-Ionenfalle wird in sehr einfacher Weise durch Reaktionen zwischen mehrfach geladenen positiven Proteinionen und geeigneten negativen Ionen erzeugt. Geeignete negative Ionen sind regelmäßig radikale Anionen, beispielsweise solche von Fluoranthen, Fluorenon, Anthracen oder anderen polyaromatischen Verbindungen. Bei radikalen Anionen sind die chemischen Valenzen nicht abgesättigt, was sie zur leichten Abgabe von Elektronen befähigt, womit sie zu einer energetisch begünstigten nichtradikalen Form gelangen. Sie werden in NCI-Ionenquellen (NCI = „negative chemical ionization”) erzeugt, höchstwahrscheinlich durch einfachen Elektroneneinfang oder durch Elektronenübertragung. NCI-Ionenquellen sind im Prinzip wie Ionenquellen für chemische Ionisierung (CI-Ionenquellen) aufgebaut, werden aber anders betrieben, um zu großen Mengen niederenergetischer Elektronen zu kommen. Die NCI-Ionenquellen werden auch als Elektronenanlagerungs-Ionenquellen bezeichnet.
  • Ergodische Fragmentierungen spalten zunächst alle nur leicht gebundenen posttranslationalen Modifikationen wie Phosphorylierungen, Sulfatisierungen und Glycosilierungen ab und zeigen im Wesentlichen die nackten Sequenzen der unmodifizierten Aminosäuren der Analytionen an. Posttranslationale Modifikationen können daher nicht erkannt werden, weder ihre Existenz, noch ihre Art und Position. Im Gegensatz zur ergodischen Fragmentierung werden diese Modifikationsgruppen durch die elektroneninduzierte Fragmentierung nicht abgespalten. Im Vergleich zu den ergodisch gewonnenen Fragmentionenspektren wird daher durch eine zusätzliche Masse an einer Aminosäure sowohl die Art wie auch die Stellung der Modifikation bekannt. Diese außerordentlich wichtigen Untersuchungsergebnisse können in dieser günstigen und einfachen Weise nur durch den Vergleich beider Arten von Fragmentionenspektren gewonnen werden.
  • Es ist daher besonders für eine Untersuchung von posttranslationalen Modifikationen (PTM) heute notwendig, sowohl ergodisch gewonnene Fragmentionenspektren wie auch elektroneninduziert gewonnene Fragmentionenspektren nebeneinander aufzunehmen. Beide Arten von Frag mentionenspektren sollten dabei höchsten Qualitätsansprüchen genügen, Ein heutiges Tandem-Massenspektrometer für Bioanalytik muss also beide Fragmentierungsarten in möglichst mängelfreien Verfahren anbieten. Aber auch für andere Untersuchungen, beispielsweise für de-novo-Sequenzierungen, ist ein Vergleich von ergodisch und elektroneninduziert gewonnenen Fragmentionenspektren guter Qualität vorteilhaft oder sogar zwingend notwendig.
  • Als separate ETD-Fragmentierungszellen in Tandem-Massenspektrometern mit hochauflösenden Massenanalysatoren wurden bisher ausschließlich 2D-Ionenfallen genutzt. Es können ETD-Fragmentierungen zwar auch in 3D-Ionenfallen ausgeführt werden, die kommerziellen Ausführungsformen der so benutzten 3D-Ionenfallen beschränken sich allerdings auf solche Massenspektrometer, die diese 3D-Ionenfalle gleichzeitig und ausschließlich auch als Massenanalysator für die Messung der Fragmentionenspektren verwenden. In ihnen ist eine Überführung der Fragmentionen in einen anderen Massenanalysator nicht vorgesehen und nicht möglich.
  • Die ETD-Fragmentionenspektren aus 2D-Ionenfallen zeigen allerdings keine sehr hohe Qualität; sie sind mit hohen Anteilen an unverbrauchten Analytionen und an Fragmentionen der zweiten und dritten Generation (mit vielen so genannten „inneren Fragmentionen”, die nicht endständig sind) angereichert und auch nicht sehr empfindlich.
  • Es sind gelegentlich 3D-Ionenfallen mit Massenanalysatoren höherer Massenauflösung gekoppelt worden, sie wurden dabei aber nie für eine ETD-Fragmentierung genutzt. Eine solche Nutzung einer 3D-Ionenfalle für eine (allerdings nur ergodische) Fragmentierung bezieht sich auf ein kommerziell vertriebenes Tandem-Massenspektrometer der Firma Shimadzu, in der die 3D-Ionenfalle verwendet wird, um die Ionen aus ihrem Inneren axial durch einen Hochspannungspuls in ein Flugzeitmassenspektrometer zu schießen. Es kann in dieser 3D-Ionenfalle ergodisch fragmentiert werden; eine Version mit elektroneninduzierter Fragmentierung ist weder bekannt noch erhältlich. Für jedes Flugzeitmassenspektrum braucht dieses Massenspektrometer eine gesonderte Füllung der 3D-Ionenfalle. Da in jedem einzelnen Flugzeitmassenspektrum der dynamische Messbereich wegen der geringen Wandlungsbreite der heute erhältlichen Transientenrekorder beschränkt ist, und die 3D-Ionenfalle daher nur mit beschränkter Anzahl von Analytionen betrieben werden kann, ist dieses Massenspektrometer relativ langsam und unempfindlich.
  • Aufgabe der Erfindung
  • Es ist die Aufgabe der Erfindung, für Tandem-Massenspektrometer mit getrenntem Massenselektor und Massenanalysator eine Fragmentierungszelle bereitzustellen, die insbesondere für ETD- Fragmentionen qualitativ besser auswertbare und empfindlicher aufzunehmende Fragmentionenspektren liefert als mit den bisher verwendeten Fragmentierungszellen.
  • Kurze Beschreibung der Erfindung
  • Die Erfindung besteht darin, in einem Tandem-Massenspektrometer, in dem Massenselektor und Massenanalysator räumlich getrennt sind, für ETD-Fragmentierungen statt der bisher ausschließlich als Fragmentierungszellen genutzten 2D-Hochfrequenz-Ionenfalle eine besonders gestaltete und ausgestattete 3D-Hochfrequenz-Ionenfalle zu verwenden, und die erzeugten Fragmentionen aus der 3D-Ionenfalle dem Massenanalysator zuzuführen. Überraschenderweise lassen sich zumindest für diese Fragmentierung durch Elektronentransfer-Dissoziation (ETD) wesentlich bessere Fragmentionenspektren in Bezug auf ihre Auswertequalität gewinnen, wie eigene Untersuchungen an 3D-Ionenfallen-Massenspektrometern einerseits und 2D-Ionenfallen als Fragmentierungszellen andererseits ergeben haben. Für ergodische Fragmentierungsverfahren ergeben sich keine Nachteile. Es hat sich des Weiteren ergeben, dass die ETD-Fragmentionenspektren aus 3D-Ionenfallen denen aus bisher verwendeten 2D-Ionenfallen auch in Bezug auf die erreichbare Empfindlichkeit des Tandem-Massenspektrometers weit überlegen sind. Hypothesen für die Gründe der höheren Qualität und wesentlich besseren Empfindlichkeit werden unten dargelegt.
  • Die 3D-Hochfrequenz-Ionenfalle wird dabei nicht selbst als Massenanalysator genutzt. Dadurch kann die Füllmenge auf 20000 bis 100000 Analytionen erhöht werden, die sonst durch Anforderungen der Massenmessung auf etwa 10000 bis 20000 Analytionen beschränkt ist. Somit können nach der Überführung der Fragmentionen zum Massenanalysator dort mit einer einzigen Füllung der 3D-Ionenfalle Fragmentionenspektren mit gutem dynamischen Messbereich erzielt werden.
  • Die 3D-Ionenfalle muss an die Anforderung, die jetzt vergrößerte Wolke der Fragmentionen aus ihr möglichst ohne Verluste entnehmen zu können, sowohl in ihrer Form wie auch in ihrer elektronischen Ausstattung in besonderer Weise angepasst werden. Es ist jedoch zweckmäßig, die 3D-Ionenfalle nach wie vor sehr präzise zu formen und weitgehend massenanalytisch genutzten 3D-Ionenfallen nachzubauen, um in ihr beispielsweise als Massenselektor die Isolation der Analytionen durchführen und dabei die heute elektronisch und softwaremäßig sehr hoch entwickelten Verfahren der Ansteuerung beibehalten zu können.
  • Beschreibung der Abbildungen
  • Die 1 und 2 zeigen in zwei hypothetischen Zeitdiagrammen, wie nach gegenwärtigen Vorstellungen die zeitlich fortschreitende Bildung von Fragmentionen verschiedener Genera tionen aus den gespeicherten Analytionen durch Elektronenübertragungs-Dissoziation in einer 3D-Ionenfalle (1) und einer 2D-Ionenfalle (2) voranschreitet.
  • In 1 nimmt die Menge der Analytionen (30) in einer 3D-Ionenfalle als Fragmentierungszelle während der Zufuhr von Radikalanionen für die Elektronenübertragungs-Dissoziation sehr schnell unter Bildung der erwünschten Fragmentionen der ersten Generation (31) ab, weil die eingeführten Radikalanionen mit etwa gleicher Wahrscheinlichkeit jedes gespeicherte Analytion erreichen und mit ihm reagieren können. Die Bildung von unerwünschten Fragmentionen der zweiten Generation (32) oder dritten Generation (33) schreitet nur sehr langsam voran. Es existiert ein Zeitpunkt (35), zu dem eine optimale Menge an Fragmentionen der ersten Generation in der 3D-Ionenfalle vorhanden ist, bei geringer Restmenge an unzerfallenen Analytionen und nur kleiner Menge an unerwünschten Fragmentionen der zweiten Generation. Zu diesem Zeitpunkt (35) sollte die weitere Zufuhr von negativen Radikalanionen und damit weitere Fragmentierung unterbunden werden; die Mischung an Ionen ergibt hier ein sehr gut auswertbares Fragmentionenspektrum.
  • 2 zeigt hingegen, wie in einer 2D-Ionenfalle der Abbau der Analytionen (40) langsamer, dagegen die unerwünschte Bildung von Fragmentionen der zweiten (42) und dritten Generation (43) schneller voranschreitet, weil sich Wolkenteile der Analytionen und Radikalanionen nur in allmählich voranschreitender Durchdringung von Teilgebieten mischen und bei weiterer Mischung die Fragmentionen durch frische Radikalanionen unter Bildung von Fragmentionen zweiter und höherer Generation weiter deprotoniert werden. Es existiert kein wirklich günstiger Zeitpunkt für die Gewinnung qualitativ guter Fragmentionenspektren ohne größere Anteile an unverbrauchten Analytionen und an Fragmentionen der zweiten oder dritten Generation.
  • 3 zeigt eine Ausführungsform eines Tandem-Massenspektrometers nach dieser Erfindung, wobei in einer 3D-Ionenfalle mit Ringelektrode (12) und zwei Endkappenelektroden (11, 13) sowohl die Selektion der Elternionen für die Fragmentierung wie auch die Fragmentierung selbst vonstatten gehen kann. Die Fragmentionen werden der 3D-Ionenfalle entnommen, und über das Ionenleitsystem (14) einem Flugzeitmassenspektrometer (24) mit orthogonalem Einschuss (OTOF) zur massengenauen Messung zugeführt. Die Analytionen werden hier in einer Elektrosprüh-Ionenquelle (1, 2) außerhalb des Vakuumsystems des Tandem-Massenspektrometers erzeugt, die Radikalanionen in einer NCI-Ionenquelle (8) innerhalb des Vakuumsystems.
  • 4 zeigt eine 3D-Ionenfalle mit Einschussblenden (10), erster Endkappenelektrode (11), Ringelektrode (12) und Ausschuss-Endkappenelektrode (13). Ein zwiebelschalenartig auf gebaute Ionenwolke (60, übertrieben groß gezeichnet) befindet sich in einem gerade eingeschalteten Gleichspannungsfeld mit Äquipotential-Flächen (61), die die Ionen in Richtung auf das Feld (62) von Austrittsöffnungen treiben wird. Das Feld der Austrittsöffnungen ist ebenfalls übertrieben groß gezeichnet. Die austretenden Ionen werden vom weiteren Ionenspeicher, hier ein Oktopol-Stabsystem, aufgenommen und können von hier aus dem Massenanalysator zugeführt werden.
  • 5 stellt die Endkappenelektrode (13) mit einer großen Austrittsöffnung dar, die mit Drähten (64) überspannt ist. Die Drähte bilden ein grobes Drahtnetz, dass hier mehr ausgebeult ist, als es der Kontur (65) der hyperbolischen Endkappenelektrode entspricht.
  • Abbildung zeigt eine Endkappenelektrode (13) mit einem Lochkranz aus Austrittsöffnungen verschiedener Größe, die nur wenig Material zwischen sich stehen haben.
  • Beste Ausführungsformen
  • Bisher kann mangels intensiver Untersuchungen nur hypothetisch vermutet werden, warum die ETD-Fragmentierung von Elternionen in 3D-Ionenfallen so viel besser auswertbare und weitaus empfindlichere Fragmentionenspektren liefert. Die Hypothese beruht auf folgender Modellvorstellung:
    2D-Hochfrequenz-Ionenfallen (auch „lineare Ionenfallen” genannt) als Fragmentierungszellen für Elternionen sind ganz überwiegend als Quadrupol- oder Hexapol-Stabsysteme aufgebaut. In 2D-Ionenfallen werden die frisch eingeführten oder in der Zelle isolierten Elternionen nach der Dämpfung ihrer Schwingungen durch das Stoßgas in Form einer fadenartigen Wolke kleinen Durchmessers in der Längsachse des Stabsystems gespeichert. Es werden für Fragmentierungen durch Elektronentransfer mindestens zweifach, möglichst drei- vier- oder fünffach oder noch höher geladene Elternionen ausgesucht; in Grenzfällen werden 10- oder sogar 15fach geladene Elternionen fragmentiert. An den Enden der Stabsysteme werden die Elternionen durch entgegenstehende Gleichspannungsfelder im Stabsystem gehalten. In dieses Stabsystem werden dann nach Bildung der länglichen Elternionenwolke die negativen Radikalanionen mit niedriger kinetischer Energie axial eingeführt. Sie treffen dabei zunächst auf die Elternionen im zugewandten Wolkenkopf und reagieren hier unter Fragmentierung der Elternionen zu Tochterionen („Fragmentionen der ersten Generation”) und unter Verbrauch der Radikalanionen. Erst die Zufuhr von weiteren Radikalanionen kann die Elternionen in der Wolke hinter dem Wolkenkopf erreichen und mit ihnen unter Fragmentierung reagieren.
  • Aber diese neu eingeführten Radikalanionen können auch mit den bereits entstandenen Fragmentionen des Wolkenkopfes unter deren weiterer Fragmentierung zu einer zweiten und sogar dritten Generation von Fragmentionen („Enkelionen” und „Urenkelionen”) bis hin zu deren Vernichtung durch vollständige Deprotonierung durch die leicht von den Radikalanionen abzugebenden Elektronen reagieren. Diese weitergehende Fragmentierung führt häufig zu „inneren Fragmentionen”, die nicht endständig und damit schwerer zu interpretieren sind, und schlussendlich zur vollständigen Vernichtung eines Teils der bereits gebildeten Fragmentionen. Diese weitergehende Fragmentierung hat zwar kleinere Wirkungsquerschnitte und führt daher nicht zur vollständigen Vernichtung aller gerade gebildeten Fragmentionen der ersten Generation (der „Tochterionen”), hat aber zur Folge, dass (a) nur ein kleiner Teil der Analytionen der fadenartig langen Wolke bleibend zu nutzbaren Fragmentionen der ersten Generation umgewandelt wird und dass (b) das Fragmentionenspektrum eine Menge unerwünschter Fragmentionen der zweiten oder dritten Generation enthält, was es qualitativ sehr viel schwieriger auswertbar macht. 2 gibt eine prinzipielle Vorstellung davon, wie vermutlich die Bildung der verschiedenen erwünschten (41) und unerwünschten Fragmentionen (42, 43) unter Verbrauch der Elternionen (40) voranschreitet. Zu keinem Zeitpunkt existiert eine Mischung aus Ionen, die ein gut auswertbares Fragmentionenspektrum ergeben.
  • Es gibt auch die Form geteilter Stabsysteme, deren Achsenpotentiale in Abschnitten stufenförmig verschieden hoch eingestellt werden können, und in denen die Elternionen allein in einem der Abschnitte gespeichert werden können. In einem solchen geteilten Stabsystem können dann eingeführte negative Radikalanionen in einem anderen Abschnitt gesammelt werden. Durch Beseitigung der Stufen im Achsenpotential können jetzt die beiden länglichen Wolken der Elternionen und der Radikalanionen einander zugeführt werden. Hier tritt nun der gleiche Effekt auf: Zuerst mischen sich die beiden Wolkenköpfe unter Reaktionen und Fragmentierung. Dann werden die gebildeten Fragmentionen weiterer Zufuhr von Radikalanionen ausgesetzt und können in zweiter Generation fragmentieren und schließlich sogar vollständig vernichtet werden. Nur ein kleiner bis sehr kleiner Teil der Elternionen bleibt zu Fragmentionen der ersten Generation gewandelt. Das Verfahren nutzt daher nur einen kleinen Teil der Elternionen und ist sehr unempfindlich; durch den hohen Anteil an Fragmentionen der zweiten und höherer Generationen ist das Fragmentionenspektrum nicht gut auswertbar.
  • In 3D-Hochfrequenz-Ionenfallen dagegen sammeln sich die Elternionen in einer kleinen kugelförmigen Wolke im Zentrum der Ionenfalle. Nachfolgend eingeführte Radikalanionen führen während ihres Einfangs in der Ionenfalle gedämpfte Schwingungen in mehr oder weniger allen Richtungen durch den Innenraum der Ionenfalle aus, die sie immer wieder durch die Wolke der Elternionen führt. Dabei können sie mit etwa gleicher Wahrscheinlichkeit mit jedem der Elterionen reagieren. In 1 wird dargestellt, wie die Bildung von Fragmentionen der erwünschten ersten Generation (41) auf Kosten der Elternionen (30) schnell voranschreitet, bevor es zur Bildung von unerwünschten Fragmentionen der zweiten (32) und dritten Generation (33) kommt. Wird dieser Prozess zu einer günstigen Zeit (35) abgebrochen, so findet man schlussendlich in der Ionenfalle neben nicht allzu vielen unfragmentierten Elternionen (30) eine große Anzahl von Fragmentionen der ersten Generation (31), und eine nur verschwindende Anzahl von Fragmentionen der zweiten Generation (32). Das Fragmentionenspektrum hat eine ausgezeichnete Qualität.
  • Vergleicht man die Empfindlichkeiten, die auf der prozentualen Ausnutzung der angebotenen Elternionen basiert, so bietet die 3D-Ionenfalle eine etwa um einen Faktor zehn höhere Empfindlichkeit für das Massenspektrometer, bei sonst etwa gleichem Betrieb.
  • Eine günstige Ausführungsform eines Tandem-Massenspektrometers nach dieser Erfindung ist in 3 schematisch wiedergegeben. Die Ausführungsform wird hier anhand der Durchführung eines Analysenverfahrens zur Erzeugung eines Fragmentionenspektrums erläutert. Es werde angenommen, dass eine Mischung von Verdaupeptiden eines größeren Proteins untersucht und dass ein Fragmentionenspektrum eines der Verdaupeptide gemessen werden soll.
  • Das Tandem-Massenspektrometer enthält eine Elektrosprüh-Ionenquelle (1) mit einer Sprühkapillare (2) außerhalb des Massenspektrometers zur Ionisierung von Biomolekülen. Dabei entstehen praktisch keine Fragmentionen; die Analytionen bestehen fast nur aus einfach und überwiegend mehrfach protonierten Molekülen (häufig „Pseudomolekülionen” genannt, weil sie durch die zusätzlichen Protonen schwerer sind als die originären Moleküle). Das erzeugte Gemisch von Analytionen wird in üblicher Weise durch eine Einlasskapillare (3) und einen Abstreifer (4) mit den Ionenleitsystemen (5) und (9) durch die Druckstufen (15), (16), (17) zur 3D-Ionenfalle mit Endkappenelektroden (11 und 13) und Ringelektrode (12) geführt und dort in üblicher Weise eingefangen. Die Ionenleitsysteme (5) und (9) bestehen aus parallelen Stabpaaren, an denen alternierend die Phasen einer Hochfrequenzspannung liegen. Sie können als Quadrupolstabsystem, als Hexapol- oder als Oktopol-Stabsystem ausgeführt sein.
  • Der Einfang der Ionen gilt immer noch als Schwachpunkt für 3D-Ionenfallen, weil nach Ergebnissen von (unvollständigen) Simulationen nur etwa fünf bis maximal etwa zehn Prozent der an gelieferten Ionen eingefangen werden. Da jedoch die 3D-Ionenfallen-Massenspektrometer zu den empfindlichsten Massenspektrometern auf dem Markt gehören, sind hier Zweifel erlaubt. Es scheint so, dass die Ausnutzung der angebotenen Ionen durch den Einfangprozess einer 3D-Ionenfalle wesentlich besser als ihr theoretisch abgeleiteter Ruf.
  • Die 3D-Ionenfalle dient im Tandem-Massenspektrometer der 3 sowohl zur Selektion der Elternionen aus dem Gemisch der Analytionen durch den Prozess der so genannten „Isolation”, wie auch zur Fragmentierung mit den verschiedenen Fragmentierungsverfahren. Im Vordergrund der Beaschreibung soll hier die Fragmentierung durch Transfer der Elektronen von Radikalanionen stehen. Die 3D-Ionenfalle dient hier aber nicht zur Massenanalyse der Analyt- oder Fragmentionen, die stattdessen aus der 3D-Ionenfalle in besonderer Weise entnommen und einem eigenen Massenanalysator zugeführt werden.
  • Als Massenanalysator dient in dieser Ausführungsform ein Flugzeitmassenspektrometer (24) mit orthogonalem Ioneneinschuss. Die aus der 3D-Ionenfalle entnommenen Ionen werden durch den Kanal (20) längs der Bahn (21) in den Pulser (22) niederenergetisch eingeschossenen. Der fadenförmige Ionenstrahl wird im Pulser (22) senkrecht zur bisherigen Flugbahn sehr schnell beschleunigt und die Ionen fliegen nun als fadenförmige Abschnitte des ursprünglichen Ionenstrahls mit massenspezifischer Geschwindigkeit längs der Flugbahn (23) in den Reflektor (25), in dem sie reflektiert und hoch nach Massen aufgelöst auf den Ionendetektor (26) geschossen werden. Ein solches Flugzeitmassenspektrometer bietet heute in besonderen kommerziellen Ausführungsformen sowohl eine gute Massenauflösung von R = m/Δm zwischen 20000 und 60000, eine sehr gute Massengenauigkeit von etwa einem Millionstel der Masse (1 ppm) und einen sehr großen Spektrenbereich für die ladungsbezogenen Massen m/z zwischen etwa 50 Dalton und 5000 Dalton. Die Pulser-Rate beträgt etwa 10 Kilohertz, damit können pro Sekunde 10000 Massenspektren aufgenommen und addiert werden; in kürzerer Zeit entsprechend weniger. Damit lässt sich dieses Massenspektrometer auf viele Forderungen wie schnelle Messungen einerseits oder Messungen mit hohem dynamischen Messbereich andererseits einstellen.
  • Ein erstes Massenspektrum der unfragmentierten Analytionen gibt eine Übersicht über die Verdaupeptide. Sollen jetzt ein oder mehrere Peptide auf ihre Sequenz aus Aminosäuren hin untersucht werden, so isoliert man nach erneuter Füllung der 3D-Ionenfalle mit üblichen Mitteln die dreifach, vierfach oder fünffach geladenen Ionen dieses Peptids; das heißt, man überfüllt zunächst die Ionenfalle und wirft dann alle Ionen aus der Ionenfalle aus, die nicht den ausgewählten Elternionen dieses Peptids entsprechen. Diese Isolation der ausgewählten Elternionen wird durchgeführt, indem alle unerwünschten Ionen durch Resonanz- oder andere Prozesse massenselektiv aus der 3D-Ionenfalle ausgeworfen werden. Diese Prozesse sind von 3D-Ionenfallen-Massenspektrometern gut bekannt. Die Anzahl der Ladungen erkennt man am Abstand der Isotopenlinien voneinander, die beispielsweise für dreifach geladene Ionen genau 1/3 atomare Masseneinheit beträgt.
  • Die mehrfach geladenen Elternionen für die Fragmentierung, die durch die Isolationsprozesse zu leichten Schwingungen angeregt wurden, werden durch eine kurze Wartezeit von einigen Millisekunden durch das Stoßgas wieder in das Zentrum der Falle hinein abgebremst. Als Stoßgas wird in 3D-Ionenfallen meist Helium mit einem Druck von etwa 10–2 Pascal verwendet; der Druck kann in Sonderfällen auch bis zu zwei Größenordnungen höher gewählt werden. Die mehrfach geladenen Elternionen bilden dort eine kleine kugelförmige Wolke, deren Durchmesser von der Anzahl der gespeicherten Ionen, aber auch von der Höhe der Hochfrequenzspannung abhängt. Sie kann bei niedriger Hochfrequenzspannung und hoher Anzahl von 20000 bis 50000 selektierten Elternionen durchaus etwa zwei bis drei Millimeter betragen.
  • Sodann werden die negativ geladenen Radikalanionen hinzugefügt. Diese Ionen werden hier in einer gesonderten Ionenquelle (8) für negative chemische Ionisierung erzeugt und über ein kleines Ionenleitsystem (7) zu einer Ionenweiche geführt, wo sie in das Ionenleitsystem (9) zur Ionenfalle (11, 12, 13) eingefädelt werden. Die Ionenweiche besteht in der hier gezeigten Ausführung einfach aus einer Lochblende (6), und aus einer Verkürzung zweier Stäbe des stabförmigen Ionenleitsystems (9). Besonders günstig für diese sehr einfache Art einer Ionenweiche ist es, wenn das Ionenleitsystem als Oktopolstabsystem ausgeführt ist. Diese Ionenweiche kann die Analytionen der Elektrosprüh-Ionenquelle (1, 2) bei geeigneten Spannungen an den Halbblenden ungehindert durchlassen, mit anderen Spannungen werden die negativen Radikalanionen aus der Ionenquelle (8) in das Ionenleitsystem (9) hinein reflektiert. Über dieses Ionenleitsystem (9) gelangen sie zur 3D-Ionenfalle und werden dort in üblicher Weise durch eine Einschussoptik (10) eingespeichert. Sie reagieren dabei sofort (innerhalb weniger Millisekunden) mit den positiven Elternionen unter meist spontanem Zerfall. Wie oben beschrieben, werden dabei alle Elternionen mit etwa gleicher Wahrscheinlichkeit beteiligt.
  • Da sich statt des Transfers eines Elektrons durch Verbleib des neutralisierten Protons auch einige stabile Radikal-Kationen bilden können, die nicht sofort zerfallen, kann zur Unterstützung des Zerfalls eine schwache dipolare Anregungswechselspannung für eine resonante Anregung dieser sich bildenden Radikal-Kationen an die beiden Endkappen (11, 13) der Ionenfalle gelegt werden. Die Frequenz für diese Anregungswechselspannung kann aus der bekannten Masse dieser Radikal-Kationen und ihrer bekannten Ladung berechnet werden. Diese Anregungsspannung bewirkt, dass die Ausbeute der gewünschten Fragmentionensorte erhöht wird.
  • Für die Bestimmung der Zeiten für eine optimale Befüllung der Ionenfalle gibt es verschiedene bekannte Verfahren, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Die Füllzeiten bewirken eine Füllung mit einer optimalen Anzahl von Elternionen nach der Isolierung. Dabei wird im Wesentlichen die Zahl der Ladungen innerhalb der Ionenfalle gesteuert; für ein optimales Verhalten bei der Spektrennahme spielen auch noch andere Parameter eine Rolle, doch soll hier auf Einzelheiten nicht eingegangen werden. Für die Befüllung mit negativen Ionen ist dagegen nur ein einziges Mal eine optimale Befüllungszeit zu ermitteln, da immer etwa die gleiche Menge an negativen Ionen gebraucht wird, um mit der feststehenden Anzahl von positiven Elternionen optimal zu reagieren.
  • Die Form der 3D-Ionenfalle und ihre elektronische Versorgung muss an die Aufgabe angepasst werden, die Fragmentionen aus der 3D-Ionenfalle möglichst ohne Verluste entnehmen zu können, um sie dann dem Massenanalysator zuzuführen. Wenn die 3D-Ionenfalle auch die Aufgaben des Selektion und Isolation der Elternionen übernehmen soll, ist es günstig, die Funktionen solcher 3D-Ionenfallen, die auch als Massenanalysatoren dienen, möglichst beizubehalten. Diese 3D-Ionenfallen sind außerordentlich präzise gefertigt, mit hyperbolisch geformten Innenflächen der Ring- und der Endkappenelektroden. Leichte willkürliche Abweichungen von der theoretisch richtigen Form führen zudem zu so genannten nichtlinearen Resonanzen, die elektrisch vorgegebene Resonanzanregungen der Ionen verschärfen und schneller wirksam machen können. Moderne 3D-Ionenfallen arbeiten mit diesen nichtlinearen Resonanzen, sowohl beim massenselektiven Auswurf der Ionen zur Massenmessung wie auch für das Verfahren der Isolation. Es ist daher weitergehend günstig, auch diese leichten und gezielten Formabweichungen zu übernehmen. Die 3D-Ionenfallen dieses Typs werden häufig einfach „nichtlineare Ionenfallen” genannt, weil in ihnen das elektrische Hochfrequenzfeld (und damit auch das Pseudopotential) vom Zentrum der Ionenfalle in nichtlinearer Weise zu den Elektroden hin ansteigt.
  • Interessanterweise haben alle kommerziell hergestellten 3D-Ionenfallen innerhalb der Ionenfallen-Massenspektrometer einen Abstand von 14 Millimetern zwischen den beiden Scheiteln der Endkappenelektroden. Diese Größe ist als vielfältiger Kompromiss zwischen mechanischen und elektrischen Parameter, insbesondere für den Arbeitsbereich der Hochfrequenzspannungen, ent standen und sollte daher möglichst auch beibehalten werden. Dieser Abstand geht schon auf Wolfgang Paul zurück, dem Erfinder der Ionenfallen (Nobelpreis dafür 1989).
  • Wie oben bereits angemerkt, vergrößert sich für den Betrieb als Fragmentierungszelle der Durchmesser der kugelförmigen Wolke aus Elternionen, einerseits, weil mehr Elternionen eingefüllt werden können und dürfen, andererseits, weil für die bleibende Speicherung der interessanten leichten Fragmentionen die Hochfrequenzspannung an der Ringelektrode sehr niedrig gehalten wird, um die Massenschwelle, unterhalb der keine Ionen mehr gespeichert werden können, niedrig zu halten. Dadurch verflacht sich der Pseudopotentialtopf massenabhängig für alle Ionen und die Wolke wird größer. Die Wolke der Fragmentionen hat dann etwa die gleiche Größe wie die der Elternionen. Soll diese große Wolke der Fragmentionen aus der 3D-Ionenfalle ausgeworfen werden, so muss die entsprechende Öffnung in einer der Endkappen vergrößert werden. Diese Öffnung ist bei kommerziellen 3D-Ionenfallen-Massenspektrometern etwa 0,7 bis maximal 1,5 Millimeter groß. Da die Wolke aber bis zu drei Millimeter groß sein kann, muss auch diese Öffnung auf etwa drei Millimeter (oder mehr), mindestens jedoch auf 2,5 Millimeter vergrößert werden.
  • Eine solche Vergrößerung der Austrittsöffnung verändert das Hochfrequenzfeld im Inneren sehr stark und muss, besonders für den Typ der nichtlinearen Ionenfallen, durch besondere Maßnahmen ausgeglichen werden. Der Ausgleich kann prinzipiell durch eine Formänderung der Elektroden, besonders in der Umgebung der Austrittsöffnung, bewirkt werden, ist aber schwierig und mit großem Entwicklungsaufwand verbunden. Es ist einfacher, die elektrische Wirkung der Form der Endkappenelektroden in etwa dadurch beizubehalten, dass die Öffnung beispielsweise durch ein mittelgrobmaschiges Netz aus sehr dünnen Drähten verschlossen wird, wobei das Netz kappenförmig die gewünschte Oberfläche nachzeichnen soll. 5 zeigt eine solche Überspannung einer großen Öffnung mit einem groben Netz aus feinen Drähten.
  • Für das präzise Befestigen und Ziehen der dünnen Drähte gibt es eine Reihe von bekannten Verfahren. Beispielsweise kann das „Bonden” von dünnen Golddrähten von 25 bis 50 Mikrometer Durchmesser, das in der Technik der integrierten Schaltungen in mehreren Ausführungsformen verwendet wird, auch hier angewendet werden. Dabei kann die zu überspannende Öffnung zunächst mit einem Formstück verschlossen werden, das genau die Kappenform des Netzes unterlegt. Es sind aber auch andere Befestigungs- und Spannmethoden für dünne Drähtchen bekannt, darunter solche, die von Kaltverschweißungen Gebrauch machen.
  • Es ist günstig, das Netz wie in 5 recht grob zu lassen, damit die Drähtchen einen nur sehr kleinen Teil der Oberfläche abdecken. So können mit nur je zwei über Kreuz gespannten Drähtchen neun Öffnungsfelder mit je etwa einem Millimeter Maschenweite erzeugt werden. Mit je vier gespannten Drähten in beiden Richtungen lässt sich eine Maschenweite von einem halben Millimeter erreichen, was eine bessere Nachformung der elektrischen Hochfrequenzfelder im Inneren der 3D-Ionenfalle, aber auch leicht höhere Verluste an Ionen ergibt.
  • Es kann aber die größere Öffnung auch durch ein fein gebohrtes Lochkranzmuster erzeugt werden, wie das in 4 und 6 angedeutet ist. So kann man beispielsweise ein zentrales Loch von einem halben bis einem Millimeter Durchmesser mit ein bis zwei Kränzen von Austrittsöffnungen umgeben, wie in 6 zu sehen, wobei die Durchmesser der Austrittsöffnungen so gewählt werden, dass möglichst wenig Material zwischen den Löchern stehen bleibt.
  • Sowohl die überspannten Drähte über der großen Öffnung wie auch das Material um ein Lochkranzfeld können eine Kontur der Oberfläche nachzeichnen, die stärker gekrümmt und ausgebeult ist, als es den rotationshyperbolischen Formen der Endkappenelektroden entspricht. Dadurch lässt sich der Einfluss der Löcher auf das Hochfrequenzfeld im Inneren zum Teil ausgleichen.
  • Besonders wichtig ist die elektronische Ausstattung der 3D-Ionenfalle. Es ist günstig, die Fragmentionen unter Beibehaltung eines schwachen Pseudopotentialtopfes auszutreiben, um die Wolke der Ionen bis zuletzt möglich gut beieinander zu halten. Ist die Hochfrequenzspannung so eingestellt, dass die Massenschwelle für die leichtesten Ionen bei etwa 60 Dalton liegt, so herrscht zwischen dem Zentrum der Ionenfalle und der Austrittsöffnung in der Endkappenelektrode ein Hochfrequenzfeld mit Spitzenspannungen von etwa 300 Volt.
  • Die Tiefe und die Wandsteilheit des Pseudopotentialtopfs, die (fiktiv) von einem Ion bemerkt wird, ist von der Masse der Ionen abhängig. Das Pseudopotential ergibt sich als Zeitintegral über die Beschleunigungen, die das Hochfrequenzfeld auf die Ionen ausübt. Für leichte Ionen ist der Pseudopotentialtopf wegen hoher Beschleunigungen sehr tief; sie sammeln sich daher im Zentrum der Ionenwolke an. Die schwereren Ionen ordnen sich dann zwiebelschalenförmig um dieses Zentrum an, wie in 4 angedeutet; die schwersten Ionen befinden sich außen, im Gleichgewicht zwischen der Abstoßung durch die Ladungen der Ionen in der Ionenwolke und der für diese schweren Ionen nur noch schwachen Zentralkraft des Pseudopotentials.
  • Legt man jetzt eine Sauggleichspannung an die Endkappenelektrode, die die Austrittsöffnung enthält, so entsteht, wie in 4 gezeigt, im Inneren der Ionenfalle ein Saugfeld mit Äquipotentialflächen (61), das die Ionen fokussierend zur Austrittsöffnung (62) treibt. Durch ein Saugfeld begrenzter Stärke werden zunächst die schweren, nur leicht festgehaltenen Ionen der äußersten Zwiebelschale der Ionenwolke (60) abgesaugt; sie bleiben noch durch den Potentialtopf des Pseudopotentials einigermaßen gut zusammen und bewegen sich im Takt der Hochfrequenzspannung zur Austrittsöffnung (62) hin und können in einer jeweils günstigen Phase der Hochfrequenzspannung austreten, selbst wenn die Sauggleichspannung wesentlich kleiner ist als die oben genannte Hochfrequenzspitzenspannung.
  • Da es auf die zeitliche Reihenfolge und auf die Dauer des Austretens der Ionen nicht ankommt, können jetzt die leichteren Ionen durch ein Anheben der Sauggleichspannung oder auch durch ein Absenken der Hochfrequenzspannung ausgetrieben werden. Die Geschwindigkeit dieser Spannungsänderungen spielt dabei kaum eine Rolle; das Austreiben kann durchaus 100 Mikrosekunden bis zu einer Millisekunde (oder mehr) dauern. Die ausgetriebenen Ionen werden dabei in einen weiteren Ionenspeicher (63) eingebracht, der als zweidimensionale Ionenfalle ausgebildet ist. Hier ist ein Oktopol-Stabsystem günstig, weil es auch Ionen aufnimmt, die relativ weit außerhalb der Achse eintreten. Dabei wird das Achsengleichpotential in dieser Ionenfalle so eingestellt, dass die jeweils ausgetriebenen Ionen nur mit jeweils niedriger kinetischer Energie eintreten, um keine weiteren Fragmentierungen durch Stöße mit dem auch hier vorhandenen Dämpfungsgas zuzulassen. Aus diesem Ionenspeicher (63) werden die Ionen dann dem Massenanalysator zugeführt.
  • Die Fragmentierungszelle im erfindungsgemäßen Tandem-Massenspektrometer lässt sich aber nicht nur für die Fragmentierung durch Elektrontransfer-Dissoziation verwenden, sondern auch für ergodische Fragmentierungen. So kann beispielsweise durch den Einbau einer weiteren entsprechenden Ionenquelle für die Erzeugung von negativen Jodionen in die Apparatur nach 3 eine ergodische Fragmentierung von positiv geladenen Protein-Elternionen herbeigeführt werden. Durch die Einführung dieser Jodionen in die 3D-Ionenfalle mit geeignet eingestellter Hochfrequenzspannung werden die stationär gespeicherten Elternionen so gestoßen, dass sie in jedem Stoß größere Energiemengen aufnehmen und so relativ rasch zum ergodischen Zerfall gelangen. Es kann hiermit ein Fragmentionenspektrum hoher Qualität mit großem Massenbereich aufgenommen werden. Auch die Fragmentierung von Proteinionen mit physikalischer Masse über etwa 3000 Dalton ist möglich. Es stehen somit in diesem Tandem-Massenspektrometer bei de Arten der Fragmentierung in jeweils hoher Qualität zur Verfügung; ideal für die Untersuchung von posttranslationalen Modifikationen und vielen anderen Struktureinzelheiten.
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  • Zitierte Patentliteratur
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    • - DE 102005004324 [0020]
    • - US 2005/0199804 A1 [0020]

Claims (9)

  1. Tandem-Massenspektrometer mit einer Zelle für Fragmentierungen ausgewählter Elternionen durch Elektronentransfer und mit räumlich getrenntem Massenselektor und Massenanalysator, dadurch gekennzeichnet, dass eine 3D-Hochfrequenz-Ionenfalle als Fragmentierungszelle verwendet wird, und die Ionen aus der Fragmentierungszelle dem Massenanalysator zugeführt werden.
  2. Tandem-Massenspektrometer nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die 3D-Hochfrequenz-Ionenfalle mit einer Ringelektrode und zwei Endkappenelektroden ausgestattet ist.
  3. Tandem-Massenspektrometer nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die 3D-Hochfrequenz-Ionenfalle zum Typ der nichtlinearen 3D-Ionenfallen gehört.
  4. Tandem-Massenspektrometer nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die 3D-Hochfrequenz-Ionenfalle mit elektronischen Versorgungs- und Steuereinheiten ausgestattet ist, die sie als Massenselektor für die Elternionen verwenden lässt.
  5. Tandem-Massenspektrometer nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine der Endkappenelektroden der 3D-Hochfrequenz-Ionenfalle eine oder mehrere Austrittsöffnungen mit einem Gesamtdurchmesser von mindestens 2,5 Millimeter besitzt.
  6. Tandem-Massenspektrometer nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Austrittsöffnung vorhanden ist, die mit einem Netz aus dünnen Drähten bespannt ist.
  7. Tandem-Massenspektrometer nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine der Endkappenelektroden der 3D-Hochfrequenz-Ionenfalle eine Vielzahl von eng beieinander stehenden Austrittsöffnungen mit einem Gesamtdurchmesser von mindestens 2,5 Millimeter enthält.
  8. Tandem-Massenspektrometer nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass sich vor der mindestens einen Austrittsöffnung ein Ionenspeicher befindet, in den die austretenden Ionen eintreten.
  9. Tandem-Massenspektrometer nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die 3D-Hochfrequenz-Ionenfalle an eine Elektronikversorgung angeschlossen ist, die für mindestens eine der Endkappenelektroden eine Gleichspannung liefern kann, mit der die Ionen aus der 3D-Hochfrequenz-Ionenfalle ausgeworfen werden können.
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