DE19649166A1 - Elektrisches Servolenksystem - Google Patents
Elektrisches ServolenksystemInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein elektrisches Servolenksystem unter
Verwendung eines elektrischen Stellglieds zur Ausgabe eines
Hilfslenkdrehmoments, das die vom Fahrer aufzubringende, zum
Lenken des Fahrzeugs erforderliche Kraft reduziert, und ins
besondere ein elektrisches Servolenksystem, in dem ein Mittel
zum Schätzen des Reibkoeffizienten zwischen der Straßenober
fläche und dem Rad enthalten ist.
Elektrische Servolenksysteme werden in zunehmendem Maße für
relativ kompakt gestaltete Kraftfahrzeuge nicht nur wegen
ihrer Kompaktheit vorgezogen, sondern auch, weil sie mehr
Gestaltungsmöglichkeit und mehr Freiheit bei der Steuerung
bieten. Fig. 12 zeigt ein typisches herkömmliches elektri
sches Servolenksystem. Es umfaßt eine Lenkwelle 2, die inte
gral an einem Lenkrad 1 angebracht ist, sowie ein Ritzel 4
eines Zahnstangenritzelmechanismus, wobei das Ritzel mit dem
Unterende der Lenkwelle 2 über eine Verbindungswelle 3 ver
bunden ist, die an jedem ihrer Achsenden ein Universalgelenk
3a bzw. 3b aufweist. Der Zahnstangenritzelmechanismus umfaßt
ferner eine Zahnstange 8, die sich quer zur Fahrzeugkarosse
rie bewegen kann und mit dem Ritzel 4 in Eingriff steht. Die
beiden Enden der Zahnstange 8 sind jeweils über Spurstangen 5
mit Achsschenkeln 7 der rechten und linken Vorderräder 6 ver
bunden.
Das Lenksystem umfaßt ferner einen Elektromotor Ia, der be
züglich der Zahnstange 8 koaxial angeordnet ist, einen Kugel
muttermechanismus 10a zum Wandeln des Drehmoments des Elek
tromotors 10 in eine Betätigungskraft der Zahnstange 8, einen
Handlenkdrehmomentsensor 11 zum Erfassen des an das Lenkrad 1
angelegten Handdrehmoments Ts, einen Lenkwinkelsensor 12, der
die Winkelstellung der Lenkwelle 2 oder einen Lenkwinkel θs
erfaßt, sowie eine Hilfsdrehmoment-Steuereinheit 13 zur
Steuerung des Ausgangs des Elektromotors 10 nach Maßgabe der
erfaßten Werte von Ts und θs.
Gemäß Fig. 13 umfaßt die Hilfsdrehmomentsteuereinheit 13 eine
Soll-Hilfsdrehmoment-Generatoreinheit 14, die ein Hilfsdreh
moment T0 bestimmt, das der Elektromotor 10 erzeugen soll,
sowie eine Motortreibereinheit 15, die den Elektromotor 10
nach Maßgabe dieses Soll-Hilfsdrehmoments T0 steuert bzw.
regelt.
Wenn ein Fahrzeug mit einem solchen herkömmlichen Servolenk
system über eine glatte (low-µ) Straße fährt, beispielsweise
eine verschneite oder überfrorene Straße, besteht die Nei
gung, daß das Hilfsdrehmoment zu groß wird, weil die Lenkre
aktion von der Straßenoberfläche stark abnimmt. Dabei ist die
zum Drehen des Lenkrads erforderliche Kraft so gering, daß
der Fahrzeugfahrer aufpassen muß, daß er das Fahrzeug nicht
übermäßig lenkt. Dies ist bekanntermaßen für den Fahrzeugfah
rer sehr anstrengend.
Um die Probleme zu vermeiden, die wegen der Tendenz zum über
mäßigen Lenken des Fahrzeugs auf einer low-µ-Straßenf1äche
entstehen, könnte man daran denken, die Stärke des Hilfsdreh
moments nach Maßgabe des Reibkoeffizienten der Straßenober
fläche zu steuern. Um dieses Ziel zu erreichen, wird jedoch
ein separater Sensor zum Erfassen des Reibkoeffizienten zwi
schen der Straßenoberfläche und den Reifen erforderlich. Nach
einem bekannten Verfahren zum Erfassen des Straßenreibkoeffi
zienten wird der Reibkoeffizient aus einer Differenz zwischen
den Drehzahlen der Vorder- und Hinterräder berechnet. Jedoch
erfordert dieses Verfahren Drehzahlsensoren für sowohl die
Vorder- als auch Hinterräder und wird somit kompliziert und
teuer. Ferner kann der Reibkoeffizient der Straßenoberfläche
nur erfaßt werden, wenn eines der Räder bei Reschleunigung
oder Verzögerung schlupft.
Es wird auf eine anhängige US-Patentanmeldung verwiesen, die
am 28. August 1996 eingereicht wurde und auf der japanischen
Patentanmeldung Nr. 7-245408 vom 29. August 1995 beruht. Sie
offenbart eine Vorrichtung zur Steuerung eines elektrischen
Servolenksystems nach Maßgabe eines geschätzten Straßenreib
koeffizienten, und es wird hierin auf die Offenbarung dieser
anhängigen Patentanmeldung verwiesen.
Im Hinblick auf die Probleme herkömmlicher Technik ist es
Hauptziel der vorliegenden Erfindung, ein System anzugeben,
das die Schätzung des Zustands der Straßenoberfläche erlaubt,
wenn das Fahrzeug in normaler Weise gelenkt wird.
Ein zweites Ziel der Erfindung ist es, ein System anzugeben,
das die Schätzung des Zustands der Straßenoberfläche bei ei
ner einfachen Anordnung mit relativ hoher Präzision gestat
tet.
Ein drittes Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, ein elek
trisches Servosystem anzugeben, das sich selbst an den Zu
stand der Straßenoberfläche anpassen kann, ohne daß irgend
eine teure externe Anordnung erforderlich ist.
Erfindungsgemäß werden diese und andere Ziele durch ein elek
trisches Servolenksystem für ein Fahrzeug erreicht, welches
umfaßt ein Lenksystem mit einem Lenkrad und einem Lenkmecha
nismus zur Übertragung eines an das Lenkrad angelegten Lenk
drehmoments zu lenkbaren Rädern; einen Lenkdrehmomentsensor
zum Erfassen des an das Lenkrad angelegten Handlenkdrehmo
ments; ein elektrisches Stellglied zum Anlegen eines Hilfs
lenkdrehmoments an den Lenkmechanismus;ein Stromerfassungs
mittel zum Erfassen eines dem elektrischen Stellglied zuzu
führenden elektrischen Stroms; ein Steuer/Regelmittel zum
Steuern/Regeln einer Ausgabe des elektrischen Stellglieds
nach Maßgabe von Signalen des Lenkdrehmomentsensors und des
Stromerfassungsmittels; ein Spannungserfassungsmittel zum
Erfassen einer an das elektrische Stellglied angelegten elek
trischen Spannung; und ein Straßenflächenreaktions-Schätz
mittel zum Schätzen einer auf den Lenkmechanismus wirkenden
Straßenflächenreaktion nach Maßgabe von Signalen aus dem
Spannungserfassungsmittel, dem Lenkdrehmomentsensor und dem
Stromerfassungsmittel.
Weil die Reaktion von der Straßenoberfläche nützliche Daten
zum Schätzen des Zustands der Straßenoberfläche ergibt, las
sen sich verschiedene Steuersysteme optimal zu steuern, und
zwar in Abhängigkeit vom Zustand der Straßenoberfläche unter
Verwendung dieser Daten. Insbesondere läßt sich ein Reibkoef
fizient zwischen einer Straßenoberfläche und einem Reifen des
Fahrzeugs nach Maßgabe eines Lenkwinkels und der Reaktion von
der Straßenoberfläche schätzen. Beispielsweise läßt sich der
Straßenreibkoeffizient abschätzen, indem man die geschätzte
Straßenflächenreaktion mit einer Bezugsstraßenflächenreaktion
vergleicht, die aus einem Satz von Standardbedingungen be
rechnet wird.
Wenn bestimmt wird, daß die Straßenflächenreaktion oder der
Straßenreibkoeffizient klein ist, ist es vorteilhaft, ein
Hilfslenkdrehmoment, das das elektrische Servolenksystem nor
malerweise bereitstellt, zu verkleinern. Hierdurch wird ver
hindert, daß der Fahrzeugfahrer das Fahrzeug auf einer low-µ-
Straßenfläche übermäßig lenkt.
Alternativ kann man einen maximalen Lenkwinkel, der ohne je
den übermäßigen Seitenschlupfwinkel erzielt werden kann, nach
Maßgabe des geschätzten Straßenreibkoeffizienten schätzen,
und wenn der Lenkwinkelsensor einen Lenkwinkel erfaßt, der
größer als der maximale Lenkwinkel ist, kann man einen Wider
stand gegen eine Handkraft zur Drehung des Lenkrads unter
Verwendung geeigneter Dämpfmittel erhöhen. Hierdurch wird
wiederum verhindert, daß der Fahrzeugfahrer das Fahrzeug auf
einer low-µ-Straßenfläche übermäßig lenkt.
Die Erfindung wird nachfolgend an Hand von Ausführungsbei
spielen unter Hinweis auf die beigefügten Zeichnungen be
schrieben.
Fig. 1 zeigt die Beziehung zwischen der Kurvenseitenkraft
Cp und dem Reibkoeffizienten µ der Straße;
Fig. 2 zeigt ein Blockdiagramm zur Berechnung einer
Bezugs-Straßenflächenreaktion;
Fig. 3 zeigt die Beziehung zwischen dem Lenkwinkel θs und
der Straßenflächen-Reaktionskraft Fr;
Fig. 4 zeigt die Beziehung zwischen dem Verhältnis der
Zunahmen der momentanen und Bezugs-Straßenflächen-
Reaktionskräfte und dem Straßenreibkoeffizienten µ;
Fig. 5 zeigt die Beziehung zwischen dem Lenkwinkel θs und
der Straßenflächen-Reaktionskraft Fr;
Fig. 6 zeigt den Glättungseffekt der geschätzten Straßen
flächen-Reaktionskraft durch Integration;
Fig. 7 zeigt im Blockdiagramm eine erste Ausführung des
elektrischen Servolenksystems;
Fig. 8 zeigt im Blockdiagramm eine zweite Ausführung des
elektrischen Servolenksystems;
Fig. 9 zeigt die Beziehung zwischen dem seitlichen
Schlupfwinkel und der Seitenkraft;
Fig. 10 zeigt die Beziehung zwischen dem Schlupfverhältnis
und dem Straßenreibkoeffizienten µ;
Fig. 11 zeigt die Beziehung zwischen dem maximalen Reibko
effizienten µmax der Straßenoberfläche und dem ma
ximalen Seitenschlupfwinkel βmax;
Fig. 12 zeigt in Perspektive ein herkömmliches elektrisches
Servolenksystem, bei dem die Erfindung anwendbar
ist; und
Fig. 13 ist ein Blockdiagramm der Steuereinheit von Fig.
12.
Das Kurvenfahrverhalten oder die Kurvenseitenkraft Cp eines
Reifens läßt sich nach FIALA′s Gleichung (Annäherung zweiten
Grades) wie folgt berechnen:
Cp = K(1-0,01666K/µL).
Hierbei ist K die Kurvenfahrsteifigkeit, µ der Reibkoeffi
zient zwischen dem Reifen und der Straßenoberfläche und L die
Vertikalbelastung des Rads. Anders gesagt, die Kurvenseiten
kraft Cp des Reifens nimmt auf einer low-µ-(glatten)-Straßen
fläche ab, wie in Fig. 1 gezeigt.
In ähnlicher Weise nimmt die Zahnstangenreaktion von der
Straßenoberfläche für einen gegebenen Lenkwinkel ab. Durch
Vergleich der momentanen Zahnstangenreaktion bei einem gege
benen Lenkwinkel mit einer Bezugszahnstangenreaktion, die auf
einer Standard-Bezugsstraßenfläche zu erwarten ist und die
sich nach Maßgabe jedes gegebenen Lenkwinkels und des Reibko
effizienten berechnen läßt, ist es hierdurch möglich, den
Reibkoeffizienten zwischen dem Reifen und der Straßenober
fläche zu berechnen.
Das Verfahren zum Schätzen der momentanen Zahnstangenreaktion
Frc ist im folgenden beschrieben. Das Ausgangswellendrehmo
ment Tm des Elektromotors 10 zum Erzeugen des Hilfsdrehmo
ments Tm erhält man durch folgende Gleichung.
Tm = Kt·Im - Jm·θm′′ - Cm·θm′ ± Tf
Tm = Kt·Im - Jm·θm′′ - Cm·θm′ ± Tf
Hierbei ist Kt die Drehmomentkonstante des Elektromotors, Im
der elektrische Strom des Motors, Jm das Trägheitsmoment des
drehenden Teils des Elektromotors, θm′ die Winkelgeschwindig
keit des Motors, θm′′ die Winkelbeschleunigung des Motors, Cm
der Dämpfeffekt des Motors und Tf das Reibdrehmoment.
Die Größen, die der Dämpfung, Trägheit und der Reibung der
Lenkwelle entsprechen, sowie die Reibgröße des Motors lassen
sich vernachlässigen, sofern sie ausreichend klein sind. Dann
läßt sich das statische Gleichgewicht der auf die Zahnstange
8 wirkenden Kräfte durch folgende Gleichung annähern:
Fr = Fs + Fm = Ts/rp + N(Kt·Im - Jm·θm′′ - Cm·θm′)
Hierbei ist Fr die Zahnstangenreaktion von der Straßenober
fläche, Fs die durch das Ritzel 4 auf die Zahnstange 8 ausge
übte Last, Fm die von dem Motor 10 an die Zahnstange 8 ange
legte Last, Ts das an die Lenkwelle 2 angelegte Handlenkdreh
moment, rp ist der wirksame Radius des Ritzels 4 und N das
Ausgangsübersetzungsverhältnis des Elektromotors 10.
Die Winkelgeschwindigkeit des Motors θm′ erhält man entweder
durch Differenzieren des Lenkwinkels θs oder aus der elektro
motorischen Kraft des Motors nach folgender Gleichung:
θm′ = (Vm - Im·Rm)/Km
Hierbei ist Vm die Spannung des Elektromotors, Rm der elek
trische Widerstand des Motors und Km die induzierte Span
nungskonstante des Motors.
Die Winkelgeschwindigkeit des Motors θm′ ist nicht genau
gleich der Winkelgeschwindigkeit des Lenkwinkels θs′ und läßt
sich genauer nach folgender Gleichung erhalten:
θm′ = θs′ - Ts′/Ks
Hierbei ist Ks die Federkonstante des Lenkdrehmomentsensors
11 und Ts′ die Ableitung nach der Zeit. Die Winkelbeschleuni
gung des Motors θm′′ läßt sich durch Differenzieren der Win
kelgeschwindigkeit des Motors θm′ nach der Zeit erhalten.
Hierdurch läßt sich die momentane Zahnstangenreaktion Frc
oder die Lenk-Straßenflächenreaktion aus dem Lenkdrehmoment
Ts, der Spannung des Motors Vm und dem elektrischen Strom des
Motors Im schätzen.
Ein internes Modell zur Bestimmung der momentanen Zahnstan
genreaktion Frc ist wie folgt definiert: Gemäß Fig. 2 wird
der am Lenkrad 1 anliegende Lenkwinkel θs mit einem dem Rit
zel 4 zugeordneten Übersetzungsverhältnis N in den Hub der
Zahnstange 8 gewandelt, und am Vorderrad entsteht ein ent
sprechender Seitenschlupfwinkel ϕs. Die Übertragungsfunktion
Gβ(s) des Vorderradschlupfwinkels ϕs bezüglich des Hubs der
Zahnstange 8 ändert sich mit den Änderungen eines Stabili
tätsfaktors, der sich aus dem Straßenreibkoeffizienten µ be
stimmen läßt.
Durch Multiplikation der Kurvenseitenkraft Cp und des Nach
laufs ζ (der Summe des Radnachlaufs und des Reifennachlaufs)
zu dem Vorderradschlupfwinkel ϕs läßt sich das Moment um den
Achsschenkelbolzen herum errechnen. Die Kurvenseitenkraft Cp
und der Reifennachlauf ändern sich in Abhängigkeit von dem
Straßenreibkoeffizienten µ und der Vertikalbelastung L des
Reifens. Durch Teilen des Moments um den Achsschenkelbolzen
durch die Achsschenkelhebellänge rk oder den Abstand zwischen
der Rotationsmitte des Reifens und der zentralen Axiallinie
der Zahnstange 8 läßt sich die Bezugsmodell-Zahnstangenre
aktion Frm errechnen.
Es versteht sich, daß die Antwort der Modellzahnstangenre
aktion auf den Lenkwinkel θs sich durch eine einzelne Über
tragungsfunktion Gf(s) ausdrücken läßt, die sich entweder
theoretisch definieren läßt oder aus Messungen tatsächlicher
Fahrzeuge identifizieren läßt.
Das Folgende beschreibt den erfindungsgemäßen Prozeß zur Be
stimmung des Straßenreibkoeffizienten µ.
Die Zunahme der momentanen Zahnstangenreaktion Frc und der
Bezugszahnstangenreaktion Frm für eine gegebene Zunahme des
Lenkwinkels θs erhält man gemäß Darstellung in Fig. 3. Unter
der Annahme, daß der Lenkwinkel in einem Bereich liegt, in
dem die Fahrzeugreaktion als linear zu betrachten ist, wird
der Straßenreibkoeffizient µ aus dem Verhältnis ΔFrc/EFrm der
Zunahme der momentanen Zahnstangenreaktion ΔFrc/Δθs zur Zu
nahme der Bezugszahnstangenreaktion ΔFrm/Δθs geschätzt, indem
man eine vorbestimmte Straßenreibkoeffizienten-Ablesetabelle
abliest, wie sie etwa in Fig. 4 gezeigt ist.
Es ist auch möglich, den Straßenreibkoeffizienten µ nach Maß
gabe des Verhältnisses Frcc/Frmc der momentanen Zahnstangen
reaktion Frcc zur Bezugszahnstangenreaktion ΔFrmc bei jedem
gegenwärtigen Lenkwinkel θsc zu schätzen.
Manchmal lassen sich beim Schätzen der momentanen Zahnstan
genreaktion Frc durch Erschütterung, Schneeansammlungen auf
der Straßenoberfläche und aus anderen Gründen keine stabilen
Daten erhalten. Indem man den integrierten Wert des Absolut
werts der momentanen Zahnstangenreaktion mit jenem der Be
zugszahnstangenreaktion unter der Bedingung vergleicht, daß
der Lenkwinkel in einem vorbestimmten Bereich liegt, lassen
sich stabile Daten erhalten, und der Schätzprozeß läßt sich
stabilisieren, wie etwa in Fig. 6 gezeigt.
Fig. 7 zeigt in einem Beispiel die Verwendung eines ge
schätzten Straßenreibkoeffizienten zur Hilfsdrehmomentsteue
rung eines elektrischen Servolenksystems. Im Zustand der Zu
fuhr eines Signals zu der Motorantriebseinheit 15 des elek
trischen Servolenksystems, das über den Gesamtbereich von
Fahrzeuggeschwindigkeit auf die Fahrzeuggeschwindigkeit rea
gieren kann, wird in diesem Beispiel ein durch eine Ergän
zungsreaktions-Bestimmungseinheit 22 erhaltener Ergänzungs
drehmomentbefehl Tc von dem von der Hilfsdrehmoment-Bestim
mungseinheit 21 erhaltenen Hilfsdrehmomentbefehl Ta subtra
hiert, und die Antriebssteuerung des Elektromotors 10 läßt
sich nach Maßgabe des Ergebnisses dieses arithmetischen Pro
zesses durchführen.
Die Ergänzungsdrehmoment-Bestimmungseinheit 22 umfaßt ein
Reaktionsdrehmoment-Basiskennfeld 23, ein Straßenflächen-Ver
satzkennfeld 25 zur Bestimmung des minimalen Lenkwinkels zur
Durchführung der Reaktionssteuerung aufgrund des Ausgangs µ
aus der Straßenreibkoeffizienten-Schätzeinheit 24 sowie ein
Fahrzeuggeschwindigkeits-Versatzkennfeld 26 zur Änderung des
minimalen Lenkwinkels zur Reaktionssteuerung nach Maßgabe der
von dem Fahrgeschwindigkeitssensor 16 erfaßten Fahrgeschwin
digkeit Vc. Wenn der Lenkwinkel kleiner als der minimale
Lenkwinkel zur Durchführung der Reaktionssteuerung ist, wird
keine Steuerung durchgeführt.
Zuerst wird für einen gegebenen Lenkwinkel θs der minimale
Lenkwinkel für die Reaktionssteuerung nach Maßgabe des ge
schätzten Reibkoeffizienten µ der Straßenoberfläche bestimmt,
indem ein aus dem Straßenflächen-Versatzkennfeld 25 abgelese
ner Wert von dem minimalen Lenkwinkel zur Reaktionssteuerung
subtrahiert wird. Entsprechend dem somit modifizierten Lenk
winkel erhält man das Basisdrehmoment für die Ergänzungsreak
tion durch Ablesen des Reaktionsdrehmoment-Basiskennfelds 23.
Der letztendliche Ergänzungsdrehmomentbefehl Tc wird bestimmt
durch weiteres Modifizieren des Lenkwinkels nach Maßgabe der
Fahrzeuggeschwindigkeit Vc durch Ablesen des Fahrzeug
geschwindigkeits-Versatzkennfelds 26.
Der somit bestimmte Ergänzungsdrehmomentbefehl Tc wird von
dem normalen Hilfsdrehmomentbefehl Ta des Servolenksystems
subtrahiert, das einfach aus dem vom Lenkdrehmomentsensor 11
erhaltenen Handlenkdrehmoments Ts und der vom Fahrgeschwin
digkeitssensor 16 erhaltenen Fahrzeuggeschwindigkeit Vc be
stimmt ist, und der Elektromotor 10 wird durch den somit er
haltenen Steuersollbefehl gesteuert. Im Ergebnis wird das
Lenkhilfsdrehmoment derart optimiert, daß der Fahrzeugfahrer
jegliche extremen Bedingungen bemerkt, die in Abhängigkeit
vom Straßenzustand auftreten können, indem das zum Drehen des
Lenkrads erforderliche Lenkdrehmoment erhöht wird. Hierdurch
wird verhindert, daß der Fahrzeugfahrer entgegen seiner Ab
sicht das Fahrzeug übermäßig lenkt.
Fig. 8 zeigt eine weitere Ausführung der Erfindung, in der
der maximale Straßenreibkoeffizient µmax einer Bestimmungs
einheit 31 maximal zulässigen Lenkwinkels zugeführt wird. Die
Bestimmungseinheit 31 maximal zulässigen Lenkwinkels enthält
eine Tabelle 32 (Fig. 11). Diese Tabelle 32 zeigt die Bezie
hung zwischen dem maximalen Straßenreibkoeffizienten µmax und
dem entsprechenden maximalen Seitenschlupfwinkel βmax (Fig.
11) durch Kombination der Beziehung zwischen der maximalen
Seitenkraft Sfmax, die das Rad auf einer Standardstraßenflä
che mit einem Standardreibkoeffizienten µ erzeugen kann, und
dem maximalen Seitenschlupfwinkel βmax (Fig. 9)′ und die
Beziehung zwischen dem maximalen Straßenreibkoeffizienten
µmax, der während Bremsung/Beschleunigung auf der Standard
straßenfläche erzeugt wird, und dem Schlupfverhältnis S (Fig.
10). Durch Einsetzen des maximalen Straßenreibkoeffizienten
µmax in die Tabelle 32 läßt sich der maximale Seitenschlupf
winkel βmax erhalten. Indem im Multiplizierer 33 der maximale
Seitenschlupfwinkel βmax mit einem geeigneten Koeffizienten k
multipliziert wird, läßt sich der maximale Lenkwinkel θmax
erhalten, der sich auf der momentanen Straßenfläche erzielen
läßt.
Die Lenkreaktion Tc wird dann von der Lenkreaktions-Bestim
mungseinheit 34 nach Maßgabe dieses maximalen Lenkwinkels
θmax und des von dem Lenkdrehmomentsensor 11 erfaßten Hand
lenkdrehmoments Ts bestimmt und der Ausgangssollgrößen-Gene
ratoreinheit 35 zugeführt. Die Lenkreaktions-Bestimmungsein
heit 34 enthält eine Versatzbestimmungseinheit 36, die nach
Maßgabe des von der Bestimmungseinheit 31 maximal zulässigen
Lenkwinkels erzeugten maximalen Lenkwinkels θmax einen Ver
satz Tos erzeugt, der für die erforderliche Lenkreaktion ge
eignet ist. Die Lenkreaktion Tc erhält man letztendlich durch
Subtraktion des Versatzes Tos von dem Ausgangssignal Ts des
Lenkdrehmomentsensors 11 in einem Subtrahierer 37.
In der Ausgangssollsignal-Generatoreinheit 35 wird der Aus
gang Tc der Lenkreaktionsbestimmungseinheit 34 einem An
triebssignal-Sollwertkennfeld 38 zugeführt, um einen An
triebssignal-Sollwert It zu erhalten. Der Ausgang θmax der
Bestimmungseinheit 31 maximal zulässigen Lenkwinkels und der
Ausgang θs des Lenkwinkelsensors 12 werden einer Abweichungs-
Berechnungseinheit 39 zugeführt, und die hierin erhaltene
Abweichung Δθ wird dem Korrekturkoeffizienten-Ablesekennfeld
40 zugeführt. Dieses Kennfeld erzeugt einen Dämpfkoeffizien
ten Kr zur Reduktion des Hilfslenkdrehmoments um einen Be
trag, der zur erforderlichen Lenkreaktion paßt, wenn der von
dem Lenkwinkelsensor 12 erfaßte Lenkwinkel θs den Ausgang
θmax der Bestimmungseinheit 31 maximal zulässigen Lenkwinkels
überschreitet. Der somit erhaltene Antriebssignal-Sollwert It
wird in einem Multiplizierer 41 mit dem Dämpfkoeffizienten Kr
multipliziert, um einen Ausgangssollwert T0 zu erzeugen. Da
her fühlt der Fahrzeugfahrer beim Drehen des Lenkrads einen
Widerstand und wird davor gewarnt, das Lenkrad übermäßig zu
drehen.
Der Ausgangssollwert T0 für den Elektromotor 10 wird nach
Maßgabe des von dem Lenkdrehmomentsensor 11 erhaltenen Hand
lenkdrehmoments Ts, des von dem Lenkwinkelsensor 12 erhalte
nen momentanen Lenkwinkels θs und des aus dem maximalen Stra
ßenreibkoeffizienten µmax bestimmten maximal zulässigen Lenk
winkels θmax bestimmt. Daher wird der Ausgang des Elektro
motors optimal gesteuert, indem der Straßenreibkoeffizient
sowie der Betrag des momentanen Lenkwinkels θs bezüglich des
maximal zulässigen Lenkwinkels θmax berücksichtigt wird.
Zusätzlich zu Lenkreaktions-Steuer/Regelsystemen für ein Ser
volenksystem läßt sich der geschätzte Reibkoeffizient bei
Traktionssteuer/Regelsystemen verwenden, bei Antiblockier
bremssystemen, Bremsdrucksteuer/Regelsystemen für Fahrzeug
bremsen sowie Hinterradlenksteuersystemen für vierradgelenkte
Fahrzeuge. Die Erfindung ermöglicht somit die Schätzung der
Straßenflächenreaktion und des Straßenreibkoeffizienten aus
Daten, die sich während einem normalen Lenkvorgang erhalten
lassen, indem Funktionen verwendet werden, die normalerweise
in dem elektrischen Servolenksystem vorgesehen sind. Daher
ermöglicht die vorliegende Erfindung eine optimale Lenkunter
stützung bei jedem besonderen Straßenflächenzustand. Die Er
findung kann die vom Fahrer aufzubringende Kraft zum Lenken
des Fahrzeugs unter allen Bedingungen wesentlich reduzieren.
In einem elektrischen Servolenksystem wird eine an einen
Lenkmechanismus angelegte Straßenflächenreaktionskraft aus
einer Spannung und einem elektrischen Strom, die an ein elek
trisches Stellglied angelegt werden, und einem Lenkdrehmoment
geschätzt. Weil diese Straßenflächenreaktionskraft Daten er
gibt, die zum Schätzen des Zustands der Straßenoberfläche
verwendbar sind, lassen sich in Abhängigkeit vom Zustand der
Straßenoberfläche verschiedene Steuer/Regelsysteme optimal
steuern/regeln. Insbesondere läßt sich ein Reibkoeffizient
zwischen einer Straßenoberfläche und einem Reifen des Fahr
zeugs nach Maßgabe eines Lenkwinkels und der Straßenoberflä
chenreaktion schätzen, beispielsweise durch Vergleich der
geschätzten Straßenflächenreaktion mit einer Bezugsstraßen
flächenreaktion, die aus einem Satz von Standardbedingungen
berechnet ist. Somit lassen sich die Straßenflächenreaktion
und der Straßenreibkoeffizient während eines normalen Lenk
vorgangs unter Verwendung von Funktionen erhalten, die norma
lerweise in dem elektrischen Servolenksystem vorgesehen sind.
Durch Kenntnis des momentanen Straßenflächenzustands kann man
entsprechend jedem besonderen Straßenflächenzustand eine op
timale Hilfslenkwirkung erzeugen. Ferner kann man die vom
Fahrzeugfahrer aufzubringende Kraft zum Lenken des Fahrzeugs
unter allen Bedingungen wesentlich reduzieren.
Claims (5)
1. Elektrisches Servolenksystem für ein Fahrzeug, umfas
send:
ein Lenksystem mit einem Lenkrad (1) und einem Lenkme chanismus (4, 8, 5) zur Übertragung eines an das Lenkrad (1) angelegten Lenkdrehmoments zu lenkbaren Rädern (6);
einen Lenkdrehmomentsensor (11) zum Erfassen des an das Lenkrad (1) angelegten Handlenkdrehmoments (Ts);
ein elektrisches Stellglied (10) zum Anlegen eines Hilfslenkdrehmoments an den Lenkmechanismus (4, 8, 5);
ein Stromerfassungsmittel zum Erfassen eines dem elek trischen Stellglied (10) zuzuführenden elektrischen Stroms;
ein Steuer/Regelmittel zum Steuern/Regeln einer Ausgabe des elektrischen Stellglieds (10) nach Maßgabe von Si gnalen des Lenkdrehmomentsensors (11) und des Stromer fassungsmittels;
ein Spannungserfassungsmittel zum Erfassen einer an das elektrische Stellglied (10) angelegten elektrischen Spannung; und
ein Straßenflächenreaktions-Schätzmittel zum Schätzen einer auf den Lenkmechanismus wirkenden Straßenflächen reaktion nach Maßgabe von Signalen aus dem Spannungs erfassungsmittel, dem Lenkdrehmomentsensor (11) und dem Stromerfassungsmittel.
ein Lenksystem mit einem Lenkrad (1) und einem Lenkme chanismus (4, 8, 5) zur Übertragung eines an das Lenkrad (1) angelegten Lenkdrehmoments zu lenkbaren Rädern (6);
einen Lenkdrehmomentsensor (11) zum Erfassen des an das Lenkrad (1) angelegten Handlenkdrehmoments (Ts);
ein elektrisches Stellglied (10) zum Anlegen eines Hilfslenkdrehmoments an den Lenkmechanismus (4, 8, 5);
ein Stromerfassungsmittel zum Erfassen eines dem elek trischen Stellglied (10) zuzuführenden elektrischen Stroms;
ein Steuer/Regelmittel zum Steuern/Regeln einer Ausgabe des elektrischen Stellglieds (10) nach Maßgabe von Si gnalen des Lenkdrehmomentsensors (11) und des Stromer fassungsmittels;
ein Spannungserfassungsmittel zum Erfassen einer an das elektrische Stellglied (10) angelegten elektrischen Spannung; und
ein Straßenflächenreaktions-Schätzmittel zum Schätzen einer auf den Lenkmechanismus wirkenden Straßenflächen reaktion nach Maßgabe von Signalen aus dem Spannungs erfassungsmittel, dem Lenkdrehmomentsensor (11) und dem Stromerfassungsmittel.
2. Elektrisches Servolenksystem nach Anspruch 1, gekenn
zeichnet durch einen Lenkwinkelsensor (12) zum Erfassen
eines Lenkwinkels (θs) des Lenkmechanismus und durch ein
Straßenreibkoeffizienten-Schätzmittel (24) zum Schätzen
eines Reibkoeffizienten (µ) zwischen einer Straßenober
fläche und einem Reifen des Fahrzeugs nach Maßgabe von
Signalen aus dem Lenkwinkelsensor (12) und dem Straßen
flächen-Reaktionsschätzmittel.
Elektrisches Servolenksystem nach Anspruch 2, dadurch
gekennzeichnet, daß der Straßenreibkoeffizient (µ) durch
Vergleich der geschätzten Straßenflächenreaktion mit
einer aus einem Satz von Standardbedingungen berechneten
Bezugsstraßenflächenreaktion geschätzt wird.
4. Elektrisches Servolenksystem nach Anspruch 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Steuermittel derart ausgelegt
ist, daß es das Hilfslenkdrehmoment reduziert, wenn der
von dem Straßenreibkoeffizienten-Schätzmittel geschätzte
Straßenreibkoeffizient (µ) unter einem Standardbezugs
wert liegt.
5. Elektrisches Servolenksystem nach Anspruch 2, ferner
gekennzeichnet durch eine Bestimmungseinheit maximalen
Lenkwinkels (34) zum Berechnen eines maximalen Lenkwin
kels (θmax), der ohne Erzeugung eines übermäßigen Sei
tenschlupfwinkels erzielt werden kann, nach Maßgabe des
geschätzten Straßenreibkoeffizienten, und durch ein
Dämpfmittel zum Erhöhen eines Widerstands gegen eine
Handkraft zum Drehen des Lenkrads (1), wenn der Lenkwin
kelsensor (12) einen Lenkwinkel (θs) erfaßt, der größer
als der maximale Lenkwinkel (θmax) ist.
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