DE19642029A1 - Fluorelastomer und vernetzbare Zusammensetzung - Google Patents
Fluorelastomer und vernetzbare ZusammensetzungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Fluorelastomer sowie
eine vernetzbare Zusammensetzung und insbesondere ein Fluore
lastomer, womit Vulkanisationsprodukte herstellbar sind, die
ausgezeichnete Tieftemperatureigenschaften und Methanol-Be
ständigkeitswerte aufweisen. Die Erfindung betrifft auch die
entsprechenden vulkanisierbaren Zusammensetzungen.
- (1) Mit einem Elastomer-Terpolymer gemäß JP-B-62-1965 (US 4.123.603) aus 57 bis 61 Gew.-% (71,1 bis 76,0 Mol-%) Vinyliden fluorid, 10 bis 14 Gew.-% (13,5 bis 17,9 Mol-%) Tetrafluorethy len und aus 27 bis 31 Gew.-% (8,1 bis 11,6 Mol-%) Hexafluorpro pen, wobei die Gesamtsumme 100 Gew.-% (oder Mol-%) beträgt, wer den Vulkanisationsprodukte erzeugt, die eine niedrige Glas übergangstemperatur (Tg), einen niedrigen Druckverformungsrest bei niedriger Temperatur und niedrigem Druck sowie auch eine gute Methanol-Beständigkeit, jedoch noch kein allzu gutes Ni veau bei den Tieftemperatureigenschaften (TR-10) aufweisen. Das Elastomer-Terpolymer ergibt eine niedrige Vulkanisations geschwindigkeit mit einem Vernetzungsmittel auf Basis eines Polyols. Somit kann ein Injektionsformungsverfahren usw. bei dem Elastomer-Terpolymer nicht wirkungsvoll angewandt werden.
- (2) Mit einem Fluorelastomer gemäß JP-A-6-49138 (IT 41 003 A/90) aus 60,5 bis 64 Gew.-% (76,6 bis 79,4 Mol-%) Vinylidenflu orid, 5 bis 8 Gew.-% (4,0 bis 6,5 Mol-%) Tetrafluorethylen und aus 30 bis 33 Gew.-% (15,0 bis 17,4 Mol-%) Hexafluorpropen, wo bei die Gesamtsumme 100 Gew.-% (oder Mol-%) beträgt, werden Vul kanisationsprodukte erhalten, die nicht nur ähnliche Tieftem peratureigenschaften wie die der Vulkanisationsprodukte aus dem Elastomer-Terpolymer (1), sondern auch einen niedrigeren TR(Temperaturkontraktions)-Wert und einen niedrigeren Kristal lisationsgrad sowie ferner eine höhere Vulkanisationsgeschwin digkeit als die Vulkanisationsprodukte aus dem Elastomer-Ter polymer (1) aufweisen. Allerdings ergeben die Vulkanisati onsprodukte aus dem Fluorelastomer (2) eine nur geringe Metha nol-Bestandigkeit, und deren Anwendungsmöglichkeiten sind ein geschränkt. Zur Überwindung der geringen Methanol-Be ständigkeit durch Zugabe einiger Additive, d. h. eines Füll stoffes, zur vulkanisierbaren Zusammensetzung, muß das Mi schungsverhältnis des Füllstoffes erhöht werden, was zu einem Anstieg bei der Härte der Vulkanisationsprodukte führt. Deren Anwendungsmöglichkeiten sind deshalb wiederum entsprechend eingeschränkt.
Bezüglich einigermaßen guter Tieftemperatureigenschaften liegt
TR-70 immer noch unterhalb einem befriedigenden Niveau. Zur
Verbesserung von TR-70 innerhalb des genannten Zusammenset
zungsbereiches des Fluorelastomer wäre es wirksam, den Men
genanteil an Hexafluorpropen zu erhöhen, die entsprechend er
höhte Menge an Hexafluorpropen würde allerdings unabdingbar
den TR-10-Wert der Vulkanisationsprodukte verschlechtern.
D.h., es ist schwierig, eine gute Ausgewogenheit zwischen den
physikalischen Eigenschaften beizubehalten. Bezüglich der Här
te der Vulkanisationsprodukte besteht eine Tendenz dazu, daß
sie im Zeitablauf im genannten Zusammensetzungsbereich des
Fluorelastomer in ungünstiger Weise ansteigt.
- (3) Ein Fluorelastomer-Copolymer gemäß JP-A-6-128334 aus 48 bis 65 Gew.-% (64,7 bis 81,4 Mol-%) Vinylidenfluorid, 0 bis 17 Gew.-% (0 bis 15 Mol-%) Tetrafluorethylen, 21 bis 36 Gew.-% (10,8 bis 21,9 Mol-%) Hexafluorpropen und aus 3 bis 9 Gew.-% (1,4 bis 4,9 Mol-%) Perfluor(alkylvinylether), wobei die Gesamtsumme 100 Gew.-% (oder Mol-%) beträgt, und worin "Mol-%" die Mengenanteile der einzelnen Comonomeren angibt, wenn Perflu or(methylvinylether) als Perfluor(alkylvinylether) verwendet ist, ist auf die Verbesserung der Tieftemperatureigenschaften der Vulkanisationsprodukte aus dem genannten Fluorelastomer (2) gerichtet, wobei ein Mengenanteil von Hexafluorpropen des Fluorelastomer (2) durch ca. 8 Gew.-% (ca. 4 Mol-%) Perflu or(methylvinylether) im genannten Zusammensetzungsbereich des Fluorelastomer-Copolymer (2) ersetzt ist, wodurch der TR-10-Wert der Vulkanisationsprodukte um 3°C verbessert wurde, wie dies in Tabellen 3 und 4 gezeigt ist.
Allerdings ergibt das Fluorelastomer-Copolymer innerhalb des
oben abgesteckten Zusammensetzungsbereiches eine niedrige Vul
kanisationsgeschwindigkeit mit einem Vernetzungsmittel auf Ba
sis eines Polyols. Zum Erhalt einer praktikablen Vulkanisati
onsgeschwindigkeit muß das Mischungsverhältnis eines zuzufü
renden Vulkanisationsbeschleunigers erhöht werden, was zu ei
nem Anstieg beim Vulkanisations-Minimaldrehmoment führt. Die
Injektionsformung gestaltet sich somit ungünstig.
- (4) Ein Fluorelastomer-Copolyiner gemäß JP-A-6-145252 aus 30 bis 47 Gew.-% (45,4 bis 67,5 Mol-%) Vinylidenfluorid, 10 bis 30 Gew.-% (8,9 bis 29,4 Mol-%) Tetrafluorethylen, 18 bis 40 Gew.-% (11,2 bis 27,9 Mol-%) Hexafluorpropen und aus 3 bis 20 Gew.-% (1,5 bis 11,7 Mol-%) Perfluor(alkylvinylether), wobei die Ge samtsumme 100 Gew.-% (oder Mol-%) beträgt, und worin "Mol-%" die Mengenanteile der einzelnen Comonomeren angibt, wenn Perflu or(methylvinylether) als Perfluor(alkylvinylether) verwendet ist, eignet sich zur Herstellung von Schaftverschlüssen und Benzinschläuchen, die in Kontakt mit Motoröl oder Benzin ste hen, welche einen Alkohol, insbesondere Methanol, enthalten, die entsprechenden Vulkanisationsprodukte weisen allerdings Tieftemperatureigenschaften eines z. B. TR-10-Wertes auf, der in einem nicht allzu niedrigen Bereich wie von -13 bis -16,5°C liegt. Somit ist die Betriebstemperatur eingeschränkt.
- (5) Bei einem Fluorelastomer gemäß JP-B-53-4035 aus 48 bis 65 Gew.-% (66,1 bis 87,0 Mol-%) Vinylidenfluorid, 4 bis 15 Gew.-% (2,2 bis 13,3 Mol-%) Tetrafluorethylen, 8 bis 23 Gew.-% (2,9 bis 13,9 Mol-%) Hexafluorpropen und aus 17 bis 30 Gew.-% (5,6 bis 16,1 Mol-%) Perfluor(alkylvinylether), wobei die Gesamtsumme 100 Gew.-% (oder Mol-%) beträgt, und worin "Mol-%" die Mengenan teile der jeweiligen Comonomeren angibt, wenn Perflu or(methylvinylether) als Perfluor(alkylvinylether) verwendet Ist, ergibt sich, daß die Vulkanisationsprodukte gute Tieftem peratureigenschaften aufweisen, das Fluorelastomer jedoch ge mäß verschiedener Beispiele eine niedrige Vulkanisationsge schwindigkeit ergibt, d. h., es sind Bedingungen von 168°C über eine Dauer von 20 Minuten (Beispiel 5) oder von 177°C über ei ne Dauer von 15 Minuten (Beispiel 7) für die Primärvulkanisa tion sowie als weitere Bedingungen eine verlängerte Zeitdauer für die Nachhärtung erforderlich. Somit ist ein Injektions formgebungsverfahren nur schwierig durchzuführen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Fluorelastomer
aus Vinylidenfluorid, Tetrafluorethylen, Hexafluorpropen und
aus Perfluor(alkylvinylether) bereitzustellen, womit Vulkani
sationsprodukte hergestellt werden, welche gut ausgewogene Ei
genschaftswerte auf hohem Niveau bei den Tieftemperatureigen
schaften und der Methanol-Beständigkeit sowie eine gut gesteu
erte Härteänderung nach der Sekundärvulkanisation aufweisen.
Gemäß der vorliegenden Erfindung wird ein Fluorelastomer be
reitgestellt, das 74 bis 80 Mol-% Vinylidenfluorid, 4 bis 12 Mol-%
Tetrafluorethylen, 14 bis 18 Mol-% Hexafluorpropen und 0,3
bis 1,3 Mol-% Perfluor(alkylvinylether) umfaßt, wobei die Ge
samtsumme 100 Mol-% beträgt.
Vinylidenfluorid (VDF) ist in einem Mengenanteil von 74 bis 80 Mol-%
(56,9 bis 65,3 Gew.-%), vorzugsweise von 76,5 bis 78 Mol-%
(59,9 bis 62,4 Gew.-%) copolymerisiert. Bei weniger als 74 Mol-%
verschlechtern sich die Tieftemperatureigenschaften der sich
ergebenden Vulkanisationsprodukte, wogegen sich bei mehr als
80 Mol-% die Methanol-Beständigkeit der sich ergebenden Vulka
nisationsprodukte erniedrigt.
Tetrafluorethylen (TFE) ist in einem Mengenanteil von 4 bis 12 Mol-%
(4,9 bis 14,9 Gew.-%), vorzugsweise von 5 bis 7 Mol-% (6,1
bis 8,7 Gew.-%) copolymerisiert. Bei weniger als 4 Mol-% ist der
Mengenanteil von Vinylidenfluorid oder Hexafluorpropen ent
sprechend erhöht, und die Methanol-Beständigkeit der sich er
gebenden Vulkanisationsprodukte erniedrigt sich mit steigendem
Vinylidenfluorid-Anteil, wogegen sich die Tieftemperatureigen
schaften der sich ergebenden Vulkanisationsprodukte mit stei
gendem Hexafluorpropen-Anteil verschlechtern. Bei mehr als 12 Mol-%
ist der Mengenanteil an Vinylidenfluorid oder Hexafluor
propen entsprechend erniedrigt, und die Tieftemperatureigen
schaften der sich ergebenden Vulkanisationsprodukte ver
schlechtern sich, und es stellt sich auch eine langsamere Vul
kanisationsgeschwindigkeit mit sinkendem Vinylidenfluorid-An
teil ein, wogegen mit sinkendem Hexafluorpropen-Anteil Ände
rungen bei der Härte im Zeitablauf sowie eine Verschlechterung
der Tieftemperatureigenschaften (TR-70) der sich ergebenden
Vulkanisationsprodukte auftreten und sich die Vulkanisations
geschwindigkeit erniedrigt.
Hexafluorpropen (HFP) ist in einem Mengenanteil von 14 bis 18 Mol-%
(23,6 bis 32,7 Gew.-%), vorzugsweise von 15,5 bis 17 Mol-%
(28,7 bis 31,5 Gew.-%) copolymerisiert. Bei weniger als 14 Mol-%
stellen sich ein Anstieg bei der Härte, Härteänderungen im
Zeitablauf sowie eine Verschlechterung der Tieftemperaturei
genschaften (TR-70) der sich ergebenden Vulkanisationsprodukte
ein, und die Vulkanisationsgeschwindigkeit ist erniedrigt, wo
gegen bei mehr als 18 Mol-% die Tieftemperatureigenschaften
(TR-10) der sich ergebenden Vulkanisationsprodukte verschlech
tert sind.
Perfluor(alkylvinylether) (PAVE) ist in einem Mengenanteil von
0,3 bis 1,3 Mol-% (0,6 bis 2,7 Gew.-%), vorzugsweise von 0,5 bis
1,2 Mol-% (1 bis 2,5 Gew.-%), copolymerisiert. Als Perflu
or(alkylvinylether), können Perfluor(methylvinylether), Per
fluoro(ethylvinylether), Perfluor(propylvinylether) usw. ver
wendet werden. Bevorzugt ist Perfluor(methylvinylether)
"Gew.-%", in Klammern nach "Mol-%", der einzelnen Comonomeren ge
ben die Mengenanteile der einzelnen Comonomeren an, wenn Per
fluor(methylvinylether) als Perfluor(alkylvinylether) verwen
det ist.
Der Anteilsbereich an Perfluor(alkylvinylether) ist so ausge
wählt, daß der angestrebte Zweck der vorliegenden Erfindung
erreicht wird. Bei mehr als 1,3 Mol-% erniedrigt sich die Vul
kanisationsgeschwindigkeit mit einem Vernetzungsmittel auf Ba
sis eines Polyols, und auch weil Perfluor(alkylvinylether) im
allgemeinen teuer ist, ist die Erniedrigung seines Mengenan
teils in der Copolymer-Zusammensetzung aus Kostengründen hoch
erwünscht.
Die Copolymerisationsreaktion dieser Comonomeren kann durch
Suspensionspolymerisation, Lösungspolymerisation usw. durchge
führt werden. Bevorzugt ist die Emulsionspolymerisation.
Im Falle einer Suspensionspolymerisation wird die Polymerisa
tionsreaktion unter Suspendierung der Comonomeren in Wasser
durchgeführt, wobei ein Polymerisationsinitiator wie ein orga
nisches Peroxid, ein fluorhaltiges organisches Peroxid, eine
organische Azo-Verbindung, eine fluorhaltige organische Azo-Ver
bindung usw. direkt oder in Lösung in einem Lösungsmittel
wie Trifluortrichlorethan, Methylchloroform, Dichlortetra
fluorethan, Difluortetrachlorethan usw. verwendet wird.
Im Falle einer Lösungspolymerisation wird die Polymerisations
reaktion in einem Polymerisationslösungsmittel mit weniger
Kettenübertragungsvermögen, wie in Perfluor(1,2-
dimethylcyclobutan), Perfluor(1,2-dichlorethan), Perflu
or(1,2,2-trichlorethan), Perfluorcyclohexan, Perfluortribu
tylamin, α,ω-Dihydroperfluorpolymethylen, Perflu
or(methoxypolyethoxyethan), Perfluorcyclobutan, t-Butanol usw.
unter Verwendung eines Polymerisationsinitiators wie eines or
ganischen Peroxids, eines fluorhaltigen organischen Peroxids,
einer organischen Azo-Verbindung, einer fluorhaltigen organi
schen Azo-Verbindung usw. durchgeführt.
Im Falle einer Emulsionspolymerisation werden ein wasserlösli
cher Polymerisationsinitiator wie ein anorganisches Peroxid,
z. B. Persulfate, Wasserstoffperoxid, Perchlorate usw., oder
bin organisches Peroxid, z. B. t-Butylhydroperoxid, Disuccinyl
peroxid usw., verwendet. Ein anorganisches Peroxid kann auch
als ein Redox-System zusammen mit einem reduzierenden Mittel
wie Sulfiten, Hyposulfiten, Ascorbinsäure usw. verwendet wer
den. Um eine stabile Dispersion der Polymerpartikel in der Po
lymerisationslösung, einen Anstieg bei der Polymerkonzentrati
on sowie die Verhinderung einer Abscheidung von Polymeren am
Polymerisationsreaktionsbehälter zu erreichen, kann auch ein
emulgierendes Mittel wie fluorhaltige Carboxylate, fluorhalti
ge Sulfonate usw. verwendet werden. Ferner kann ein Ketten
transferagens wie Ethylacetat, Diethylmalonat usw. gewünsch
tenfalls eingesetzt werden.
Das vorliegende Fluorelastomer weist eine Mooney-Viskosität
ML1+10 (121°C) von ca. 20 bis ca. 100, vorzugsweise von ca. 30
bis ca. 80, Punkten auf und kann gemäß verschiedener, an sich
gut bekannter Vulkanisationsverfahren, z. B. gemäß einem Per
oxid-Vulkanisationsverfahren unter Verwendung eines organi
schen Peroxids, einem Polyamin-Vulkanisationsverfahren unter
Verwendung einer Polyamin-Verbindung, einem Polyol-Vul
kanisationsverfahren unter Verwendung einer Polyhydroxy-Ver
bindung oder gemäß einem Bestrahlungsverfahren unter Ver
wendung von Strahlen, Elektronenstrahlen usw. gehärtet werden.
Vor allem ist ein Vulkanisationsverfahren unter Verwendung ei
nes Vernetzungsmittels auf Basis eines Polyols besonders be
vorzugt, weil mit dem sich ergebenden gehärteten Elastomer
Vulkanisationsprodukte erzeugt werden, die ausgezeichnete Ei
genschaften beim Druckverformungsrest usw. aufweisen.
Vernetzungsmittel zur Polyol-Vulkanisation schließen z. B. aro
matische Polyhydroxy-Verbindungen wie 2,2-Bis(4-
hydroxyphenyl)propan (Bisphenol A), 2,2-Bis(4-
hydroxyphenyl)perfluorpropan (Bisphenol AF), Hydrochinon, Ka
techol, Resorcinol, 4,4′-Dihydroxydiphenyl,
4,4′-Dihydroxydiphenylmethan, 4,4′-Dihydroxydiphenylsulfon,
2,2-Bis(4-hydroxyphenyl)butan usw. oder deren Alkalimetallsalze
oder Erdalkalimetallsalze ein. Ca. 0,5 bis ca. 10, vorzugswei
se ca. 1 bis ca. 5, Gew.-Teile des Vernetzungsmittels können
pro 100 Gew.-Teile Fluorelastomer verwendet werden.
Bei Verwendung einer aromatischen Polyhydroxy-Verbindung oder
ihres Metallsalzes als Vernetzungsmittel ist es bevorzugt, ca.
0,1 bis ca. 10, noch bevorzugter ca. 0,1 bis ca. 2, Gew.-Teile
eines Vernetzungspromotors wie verschiedener quaternärer Ammo
niumsalze und quaternärer Phosphoniumsalze pro 100 Gew.-Teile
Fluorelastomer zu verwenden. Ferner können ca. 1 bis ca. 20,
vorzugsweise ca. 3 bis ca. 15, Gew.-Teile eines Säure-Akzeptors
wie verschiedener zweiwertiger Metalloxide oder -hydroxide pro
100 Gew.-Teile Fluorelastomer verwendet werden.
Die oben aufgeführten Komponenten für das Vulkanisationssystem
können zum Fluorelastomer gegeben und damit verknetet werden,
und zwar direkt oder nach Verdünnen mit Kohlenstoffruß, Sili
ka, Ton, Talk, Diatomeenerde, Bariumsulfat usw. oder als eine
Masterbatch-Dispersion mit dem Fluorelastomer. Neben den oben
aufgeführten Komponenten kann die Zusammensetzung für die Vul
kanisation ferner an sich gut bekannte Füllstoffe oder Ver
stärkungsmittel wie Kohlenstoffruß, Silika, Graphit, Ton,
Talk, Diatomeenerde, Bariumsulfat, Titanoxid, Wollastonit
usw., einen Weichmacher, ein Gleitmittel, einen Verarbei
tungshilfsstoff, Pigmente usw., je nach Wunsch, enthalten.
Die Vulkanisation kann durch Erhitzen ausgeführt werden, nach
dem die oben aufgeführten Komponenten gemäß üblicher Vermi
schungsverfahren, z. B. Walzen-Mischung, Kneter-Mischung, Bam
bury-Mischung, Vermischen in Lösung usw., vermischt worden
sind. Das Erhitzen wird gewöhnlich bei einer Temperatur von
ca. 100 bis ca. 250°C über eine Dauer von 1 bis ca. 120 Minu
ten für die Primärvulkanisation und bei einer Temperatur von
ca. 150 bis ca. 300°C 0 bis ca. 30 h lang für die Sekundärvul
kanisation durchgeführt. Insbesondere kann auch ein Injekti
onsformgebungsverfahren zur Anwendung gelangen.
Mit dem vorliegenden Fluorelastomer werden Vulkanisationspro
dukte erzeugt, die gleichzeitig verbesserte Tieftemperaturei
genschaften (TR-70), eine Härteerniedrigung, unterdrückte Här
teänderungen im Zeitablauf sowie eine verbesserte Methanol-Be
ständigkeit aufweisen, ohne daß die Vulkanisationsgeschwin
digkeit erniedrigt ist, wenn mit einem Vernetzungsmittel auf
Basis eines Polyols vulkanisiert wird, wobei dies erreicht
wird, indem man den Copolymer-Zusammensetzungsbereich für
Vinylidenfluorid, Tetrafluorethylen und Hexafluorpropen genau
auswählt und einhält und ferner einen kleinen Anteil an Per
fluor(alkylvinylether) mit den oben genannten Comonomeren copo
lymerisiert.
Die vorliegende Erfindung wird nun im Detail unter Bezug auf
Beispiele und Vergleichsbeispiele beschrieben.
6 l entionisiertes Wasser, 2 g Ammoniumperfluoroctanoat und 2 g
Natriumhydroxid wurden in einen Autoklav mit einem Netto-Fas
sungsvermögen von 10 l gegeben, worauf ein vollständiger
Austausch der Autoklaven-Atmosphäre durch Stickstoffgas er
folgte. Dann wurde ein Mischgas aus den folgenden Verbindungen
unter Druck in den Autoklav als anfängliche Gasbeladung gege
ben, bis der Autoklaven-Innendruck 24 kgf/cm² (Ventil) erreichte:
Dann wurden 10 g Diethylmalonat unter Druck in den Autoklav
gegeben und der Autoklav auf eine Innentemperatur von 80°C er
wärmt.
Dann wurde eine wäßrige Polymerisationsinitiator-Lösung aus 5 g
Ammoniumpersulfat in 150 g Wasser unter Druck in den Auto
klav gegeben, um die Polymerisationsreaktion zu starten. Als
der Autoklaven-Innendruck auf 29 kgf/cm² (Ventil) absank, wur
de ein Mischgas aus VDF/TFE/HFP in einem Molverhältnis von
77,9/6,0/16,1 unter Druck in den Autoklav als Zusatz-Gas gege
ben, bis der Autoklaven-Innendruck 30 kgf/cm² (am Ventil) er
reichte. Sobald der Autoklaven-Innendruck auf 29 kgf/cm² (am
Ventil) absank, wurde die obige zusätzliche Gasmischung erneut
unter Druck in den Autoklav gegeben, bis der Autoklaven
innendruck erneut 30 kgf/cm² (am Ventil) erreichte. Drei Stun
den nach der ersten zusätzlichen Zugabe der zusätzlichen Gas
mischung nach dem Start der Polymerisationsreaktion wurde die
Ergänzungszugabe der ergänzenden Gasmischung beendet, und es
wurden die unreagierten Gase sofort aus dem Autoklav heraus ge
spült, um die Reaktion anzuhalten. Eine wäßrige 5%-ige Kali
umaluminat-Lösung wurde zur sich ergebenden wäßrigen Emulsion
gegeben, um die gebildeten Copolymeren zu koagulieren. Die
Koagulate wurden daraus gewonnen, mit Wasser gewaschen und ge
trocknet, wodurch 2650 g Fluorelastomer erhalten wurden.
Die folgenden Komponenten wurden mit einer Walze verknetet und
die sich ergebende Knetmischung bei 180°C 10 Minuten lang
(Primärvulkanisation) unter Verpressen und dann bei 230°C 22 h
lang (Sekundärvulkanisaiton) zu Vulkanisationsformplatten und
O-Ringen im Ofen vulkanisiert:
Anmerkung: Die Masterbatch-Zubereitungen sind mit dem Fluore
lastomer hergestellt. Das Fluorelastomer und die Vulkanisati
onsprodukte wurden bezüglich der folgenden Eigenschaften bzw.
Werte gemessen:
Copolymer-Zusammensetzung (Mol-% und Gew.-%):
gemäß ¹⁹F-NMR
Copolymer-Mooney-Viskosität ML1+10 (121°C) gemäß ASTM D-1646-82
ODR: Minimum-Drehmoment (ML) Maximum-Drehmoment (MH) und Zeit (Tc 90) zum Erreichen eines Wertes von 90% des Maximum-Dreh moments wurden im Vulkanisationsverfahren bei 180°C über 10 Minuten unter Verwendung eines oszillierenden Scheiben-Rheo meter Typ ASTM-100 von Toyo Seiki K.K., Japan, ermittelt. Physikalische Eigenschaften im Normalzustand:
Härte (Shore A): gemäß ASTM D-2240-81
Härte (IPHD) gemäß ASTM D-2240-81
100%-Modul: gemäß ASTM D-412-83
Zugfestigkeit: gemäß ASTM D-412-83
Dehnung: gemäß ASTM D-412-83
Härteänderung: berechnet aus der Differenz zwischen der Härte kurz nach der Sekundärvulkanisation und derjenigen von 7 Tagen danach
Methanol-Beständigkeit Prozent-Volumenänderung, als ein Test stück in Methanol bei 60°C 70 h lang getaucht wurde (was als ein allgemeiner Indikator der Beständigkeit gegenüber organi schen Lösungsmitteln dient)
Tieftemperatureigenschaften durch TR-Test gemäß ASTM D-1329
Druckverformungsrest: O-Ringe, 3,5 mm Drahtdurchmesser, unter 25% Druckverformung bei 200°C 70 h lang, wurden als Teststücke gemessen.
Copolymer-Zusammensetzung (Mol-% und Gew.-%):
gemäß ¹⁹F-NMR
Copolymer-Mooney-Viskosität ML1+10 (121°C) gemäß ASTM D-1646-82
ODR: Minimum-Drehmoment (ML) Maximum-Drehmoment (MH) und Zeit (Tc 90) zum Erreichen eines Wertes von 90% des Maximum-Dreh moments wurden im Vulkanisationsverfahren bei 180°C über 10 Minuten unter Verwendung eines oszillierenden Scheiben-Rheo meter Typ ASTM-100 von Toyo Seiki K.K., Japan, ermittelt. Physikalische Eigenschaften im Normalzustand:
Härte (Shore A): gemäß ASTM D-2240-81
Härte (IPHD) gemäß ASTM D-2240-81
100%-Modul: gemäß ASTM D-412-83
Zugfestigkeit: gemäß ASTM D-412-83
Dehnung: gemäß ASTM D-412-83
Härteänderung: berechnet aus der Differenz zwischen der Härte kurz nach der Sekundärvulkanisation und derjenigen von 7 Tagen danach
Methanol-Beständigkeit Prozent-Volumenänderung, als ein Test stück in Methanol bei 60°C 70 h lang getaucht wurde (was als ein allgemeiner Indikator der Beständigkeit gegenüber organi schen Lösungsmitteln dient)
Tieftemperatureigenschaften durch TR-Test gemäß ASTM D-1329
Druckverformungsrest: O-Ringe, 3,5 mm Drahtdurchmesser, unter 25% Druckverformung bei 200°C 70 h lang, wurden als Teststücke gemessen.
In Beispiel 2 wurde die Copolymerisationsreaktion ausgeführt,
indem man die anfängliche Beladungsgaszusammensetzung und die
ergänzende Gaszusammensetzung auf die in der folgenden Tabelle
angegebenen Werte abänderte, und es wurden die sich ergebenden
Fluorelastomere und deren Vulkanisationsprodukte denselben
Messungen wie in Beispiel 1 unterzogen.
Die Meßergebnisse aus den Beispielen 1 und 2 und den Ver
gleichsbeispielen 1 bis 4 sind in der folgenden Tabelle zusam
men mit den anfänglichen Einsatz-Gaszusammensetzungen und den
ergänzenden Gaszusammensetzungen angegeben:
Aus den Ergebnissen ist das folgende ersichtlich:
In Beispielen 1 und 2, in denen ein
TFE-Anteil in der Copolymerzusammensetzung von Vergleichsbei
spiel 1 durch 0,5 Mol-% FMVE bzw. 1,2 Mol-% FMVE ersetzt wurde,
erniedrigte sich die Härte um 2 bis 3 Punkte bei Shore A und
um 3 bis 4 Punkte bei IRHD, wogegen im Vergleichsbeispiel 2,
worin ein TFE-Anteil in der Copolymerzusammensetzung von Ver
gleichsbeispiel 1 durch 1 Mol-% HFP ersetzt wurde, eine Här
teerniedrigung zu beobachten, eine Verschlechterung der Tief
temperatureigenschaften (TR-10) aber unvermeidbar sind.
Ersichtlich aus dem Vergleich von Beispielen 1 und 2 mit Ver
gleichsbeispielen 1 und 2.
Ersichtlich aus dem Vergleich von Beispielen 1 und 2 mit Ver
gleichsbeispielen 1 und 2. In Vergleichsbeispiel 4, worin ein
VDF-Anteil in der Copolymerzusammensetzung von Vergleichsbei
spiel 1 durch 3,5 Mol-% TFE ersetzt wurde, wurden die Tieftem
peratureigenschaften (TR-10) im Austausch mit einem Anstieg
bei der Methanol-Beständigkeit verschlechtert.
In Beispielen 1 und 2, worin ein TFE-Anteil in der Copolymerzu
sammensetzung von Vergleichsbeispiel 1 durch 0,5 Mol-% FMVE
bzw. 1,2 Mol-% FMVE ersetzt wurde, sind TR-10 um 1 bis 1,4°C
und TR-70 um 4 bis 6,5°C verbessert. Andererseits sind in Ver
gleichsbeispiel 2, worin ein TFE-Anteil in der Copolymerzusam
mensetzung von Vergleichsbeispiel 1 durch 1 Mol-% HFP ersetzt
wurde, TR-70 um 2,5°C verbessert, TR-10 aber um 0,7°C ver
schlechtert. In Vergleichsbeispiel 3 unter Verwendung von 2,0 Mol-%
FMVE in der Copolymerzusammensetzung sind TR-10 um 0,6°C
weiter verbessert, verglichen mit Vergleichsbeispiel 2, aber
TR-70 lediglich um 0,5°C verbessert und der Druckverformungs
rest verschlechtert sowie auch die Vulkanisationsgeschwindig
keit (Tc 90) deutlich verschlechtert.
Ersichtlich aus dem Vergleich von Beispielen 1 und 2 mit Ver
gleichsbeispielen 1 und 2. Die Injektionsformbarkeit ist durch
eine Verbesserung des Tc 90-Wertes entsprechend verbessert.
Claims (17)
1. Fluorelastomer, das 74 bis 80 Mol-% Vinylidenfluorid, 4
bis 12 Mol-% Tetrafluorethylen, 14 bis 18 Mol-% Hexafluorpropen
und 0,3 bis 1,3 Mol-% Perfluor(alkylvinylether) umfaßt, wobei
die Gesamtsumme 100 Mol-% beträgt.
2. Fluorelastomer gemäß Anspruch 1, worin der Perflu
or(alkylvinylether) Perfluor(methylvinylether), Perflu
or(ethylvinylether) oder Perfluor(propylvinylether) ist.
3. Fluorelastomer, das 76,5 bis 78 Mol-% Vinylidenfluorid, 5
bis 7 Mol-% Tetrafluorethylen, 15,7 bis 17 Mol-% Hexafluorpropen
und 0,5 bis 1,2 Mol-% Perfluor(alkylvinylether) umfaßt, wobei
die Gesamtsumme 100 Mol-% beträgt.
4. Fluorelastomer gemäß Anspruch 3, worin der Perflu
or(alkylvinylether) Perfluor(methylvinylether), Perflu
or(ethylvinylether) oder Perfluor(propylvinylether) ist.
5. Fluorelastomer gemäß Anspruch 1, worin das Copolymer eine
Mooney-Viskosität ML1+10 (121°C) von ca. 20 bis ca. 100 Punk
ten aufweist.
6. Fluorelastomer gemäß Anspruch 1, worin das Copolymer eine
Mooney-Viskosität ML1+10 (121°C) von ca. 30 bis ca. 80 Punkten
aufweist.
7. Vernetzbare Fluorelastomer-Zusammensetzung, die ein Fluo
relastomer aus 74 bis 80 Mol-% Vinylidenfluorid, 4 bis 12 Mol-%
Tetrafluorethylen, 14 bis 18 Mol-% Hexafluorpropen und 0,3 bis
1,3 Mol-% Perfluor(alkylvinylether), wobei die Gesamtsumme 100 Mol-%
beträgt, und ein Vernetzungsmittel auf Basis eines Po
lyols umfaßt.
8. Vernetzbare Fluorelastomer-Zusammensetzung gemäß Anspruch
7, worin das Vernetzungsmittel auf Basis eines Polyols eine
aromatische Polyhydroxy-Verbindung oder ihr Alkali- oder Er
dalkalimetallsalz ist.
9. Vernetzbare Fluorelastomer-Zusammensetzung gemäß Anspruch
W, worin ca. 0,5 bis 10 Gew.-Teile Vernetzungsmittel auf Basis
eines Polyols pro 100 Gew.-Teile Fluorelastomer enthalten sind.
10. Vernetzbare Fluorelastomer-Zusammensetzung gemäß Anspruch
7, worin ca. 1 bis ca. 5 Gew.-Teile Vernetzungsmittel auf Basis
eines Polyols pro 100 Gew.-Teile Fluorelastomer-Copolymer ent
halten sind.
11. Vernetzbare Fluorelastomer-Zusammensetzung gemäß Anspruch
8, worin ein quaternäres Ammoniumsalz oder ein quaternäres
Phosphoniumsalz zusammen mit dem Vernetzungsmittel auf Basis
eines Polyols des weiteren enthalten sind.
12. Vernetzbare Fluorelastomer-Zusammensetzung gemäß Anspruch
11, worin ca. 0,1 bis ca. 10 Gew.-Teile quaternäres Ammonium
salz oder quaternäres Phosphoniumsalz pro 100 Gew.-Teile
Fluorelastomer enthalten sind.
13. Vernetzbare Fluorelastomer-Zusammensetzung gemäß Anspruch
11, worin ca. 0,1 bis ca. 2 Gew.-Teile quaternäres Ammoniumsalz
oder quaternäres Phosphoniumsalz pro 100 Gew.-Teile Fluorela
stomer enthalten sind.
14. Vernetzbare Fluorelastomer-Zusammensetzung gemäß Anspruch
7, worin ca. 1 bis ca. 20 Gew.-Teile eines Säure-Akzeptors ei
nes zweiwertigen Metalloxids oder -hydroxids pro 100 Gew.-Teile
Fluorelastomer des weiteren enthalten sind.
15. Vernetzbare Fluorelastomer-Zusammensetzung gemäß Anspruch
7, worin ca. 3 bis ca. 15 Gew.-Teile eines Säure-Akzeptors ei
nes zweiwertigen Metalloxids oder -hydroxids pro 100 Gew.-Teile
Fluorelastomer des weiteren enthalten sind.
16. Vernetzbare Fluorelastomer-Zusammensetzung, die ein Fluo
relastomer-Copolymer aus 74 bis 80 Mol-% Vinylidenfluorid, 4
bis 12 Mol-% Tetrafluorethylen, 14 bis 18 Mol-% Hexafluorpropen
und 0,3 bis 1,3 Mol-% Perfluor(alkylvinylether), wobei die Ge
samtsumme 100 Mol-% beträgt, und ein Vernetzungsmittel auf Ba
sis eines Polyamins umfaßt.
17. Verfahren zur Vernetzung eines Fluorelastomers, wobei man
ein Fluorelastomer aus 74 bis 80 Mol-% Vinylidenfluorid, 4 bis
12 Mol-% Tetrafluorethylen, 14 bis 18 Mol-% Hexafluorpropen und
0,3 bis 1,3 Mol-% Perfluor(alkylvinylether), wobei die Gesamt
summe 100 Mol-% beträgt, durch Bestrahlung mit Strahlen oder
Elektronenstrahlen vernetzt.
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