Die Erfindung bezieht sich auf ein Scharnier für Türen und
Deckel von Automobilen, bestehend aus einem mittels eines
Flansches mit einer Anlagefläche am Chassis des Automobils
befestigbaren rahmenseitigen Scharnierteil und einem mittels
eines weiteren Flansches an der Tür oder an einem Deckel eines
Automobils mit einer Anlagefläche befestigbaren türseitigen
Scharnierteil, die über einen ersten gemeinsamen Gelenkbolzen
drehgelenkig miteinander verbindbar sind, wobei
- - zwischen dem rahmenseitigen und dem türseitigen Schar
nierteil ein Hilfs-Gelenkbolzen,
- - mit einer zur ersten Drehgelenkachse des Gelenkbolzens
parallel ausgerichteten Hilfs-Schwenkachse und
- - im Abstand zur ersten Drehgelenkachse des Gelenkbolzens
angeordnet ist und
- - ein lösbares Verbindungselement zwischen dem rahmenseiti
gen und dem türseitigen Scharnierteil vorgesehen ist,
- - wobei das türseitige Scharnierteil um den Hilfs-Gelenk
bolzen nur dann verschwenkbar ist, wenn das Verbindungs
element gelöst worden ist.
In der modernen Fertigung von Kraftfahrzeugen werden die Tü
ren, Deckel, Klappen etc. bereits vor dem Lackieren der Karos
serie in diese eingesetzt und dieser gegenüber justiert. Wäh
rend des Lackiervorgangs bleiben die Türen geöffnet, damit
ausreichend Lackiermittel in die zwischen der Karosserie und
der Tür gebildeten Zwischenräume, in denen z. B. Scharniere an
geordnet sind, gelangt.
Die Türen der Automobile sind jedoch so gestaltet, daß sie
sowohl in geöffneter als auch in geschlossener Stellung Flä
chen von Zwischenräumen abdecken, so daß nicht ausreichend
Lackiermittel in den Zwischenraum und an die Scharniere ge
langt. Es entstehen Farbschatten und teilweise unlackierte
Flächen, die den optischen Eindruck stören.
Aufgrund dessen muß eine Nachbehandlung erfolgen, bei der die
Farbe an den fehlenden Stellen aufgebracht wird. Dies ist
jedoch sehr aufwendig und verursacht hohe Kosten.
Aus der DE 28 54 530 B2 ist ein Scharnier für Türen oder Klap
pen an Kraftfahrzeugen, insbesondere für PKW-Rückwandklappen
bekannt, das aus einem mittels eines Flansches (Grundplatte 7)
am Automobilchassis und einem mittels eines Flansches
(Schwenkteil 8) an der Tür des Automobils befestigbaren Schar
nierteil besteht, die über einen ersten gemeinsamen Gelenkbol
zen (Scharnierachse 6) drehgelenkig miteinander verbindbar
sind. Es ist weiter zwischen rahmen- und türseitigem Schar
nierteil ein Hilfsgelenkbolzen (Gelenk 10) mit einer zur er
sten Drehgelenkachse parallel ausgerichteten Hilfsschwenkachse
vorgesehen, der im Abstand zur ersten Drehgelenkachse angeord
net ist. Ferner ist ein lösbares Verbindungselement (Schraube
12) zwischen den Scharnierteilen vorgesehen, wobei das türsei
tige Scharnierteil nur dann um den Hilfs-Gelenkbolzen (Gelenk
10) schwenkbar ist, wenn das Verbindungselement (Schraube 12)
gelöst worden ist.
Aus der FR 24 20 633 sind unterschiedlich konstruktiv gestal
tete Scharniere für Klappen, insbesondere pKW-Rückwandklappen
bekannt. Sie weisen neben einer Gelenkachse zur Verschwenkung
einer Klappe gegenüber dem Chassis als gemeinsames Merkmal
eine weitere Gelenkachse auf, die durch Entfernen eines Ge
lenkbolzens aktivierbar ist.
Folglich besteht gegenüber dem Stand der Technik die Aufgabe,
eine Scharnierverbindung für Türen oder Deckel an Kraftfahr
zeugen zu schaffen, die mit einfachen Mitteln und geringem
Herstellungs- und Montageaufwand einen besseren Zugang zu den
Flächen der Zwischenräume bei weit geöffneter Tür bzw. weit
geöffnetem Deckel gestattet.
Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß
bei am Chassis montiertem Scharnier die Hilfs-Schwenkachse
unmittelbar am Rand im Bereich der Türöffnung angeordnet ist
und die erste Drehgelenkachse bei nicht gelöstem Verbindungs
element auf der der Türöffnung abgewandten Seite in derart
weitem Abstand von der Türöffnung angeordnet ist, daß die Tür
bei gelöstem Verbindungselement und bei Verschwenkung des
türseitigen Scharnierteils um die Hilfs-Schwenkachse in eine
Lage verschwenkbar ist, in der die Scharnierteile und der
Umgebungsbereich für den Farbauftrag frei zugänglich sind.
Ein Vorteil der Erfindung ist es, daß auf einfache Weise,
nämlich durch Lösen einer einzigen Verbindung die Tür zusätz
lich um eine weitere Schwenkachse in eine Hilfsstellung
schwenkbar ist und so die vorher angesprochene Zugänglichkeit
für Lackier- und Montagezwecke verbessert wird. Die vor dem
Lackiervorgang ausgerichtete Lage der Tür oder des Deckels
kann ohne weitere Ausrichtvorgänge wiederhergestellt werden,
Indem die Schwenkmöglichkeit der Hilfs-Schwenkachse unter
drückt wird.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindungen gehen aus
den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung hervor.
Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen
dargestellt und werden in der nachfolgenden Beschreibung näher
erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 eine Seitenansicht auf ein erstes Ausführungsbei
spiel eines Scharniers in geschlossener Gebrauchs
stellung und strich-punktiert dargestellt in offener
Gebrauchsstellung,
Fig. 2 eine Draufsicht auf das Scharnier gemäß Fig. 1 in
geschlossener Gebrauchsstellung,
Fig. 3 eine Seitenansicht auf das Scharnier gemäß Fig. 1
jedoch in einer offenen Hilfsstellung und in offener
Gebrauchsstellung,
Fig. 4 eine Draufsicht auf das Scharnier gemäß Fig. 3,
Fig. 5 eine Darstellung eines Schnittes durch eine Ausfüh
rungsform eines Verbindungselements in offener Stel
lung, d. h. Schwenkbewegung der Tür um das Hilfs-
Schwenkgelenk möglich,
Fig. 6 eine Darstellung eines Schnittes durch die Ausfüh
rungsform des Verbindungselements gemäß Fig. 5, je
doch gegenüber Fig. 5 in geschlossener Stellung,
d. h. Schwenkbewegung der Tür um die Hilfs-Schwenk
achse nicht möglich,
Fig. 7 eine Seitenansicht auf ein zweites Ausführungsbei
spiel eines Scharniers in geöffneter Gebrauchsstel
lung und teilweise geöffneter Hilfsstellung, jedoch
ohne Verbindungselement,
Fig. 8 eine Seitenansicht auf das Scharnier gemäß Fig. 7,
jedoch in geschlossener Hilfsstellung und geschlos
sener Gebrauchsstellung.
In den Fig. 1 bis 4 und 7 und 8 ist ein Scharnier für
Türen und Deckel von Automobilen dargestellt, das im wesentli
chen aus einem türseitigen Scharnierteil 5, 55 und einem rah
menseitigen Scharnierteil 4, 54 besteht.
Das rahmenseitigen Scharnierteil 4, 54 ist so gestaltet, daß
dieses mittels eines Flansches am Türrahmen 2 des Automobils
befestigt und ausgerichtet werden kann.
Das türseitige Scharnierteil 5, 55 weist ebenfalls an einer
Seite einen Flansch auf, an dem es an einer Tür 3 oder an
einem Deckel eines Automobils mit einer Anlagefläche befestigt
und ausgerichtet werden kann.
Das rahmenseitige Scharnierteil 4, 54 ist U-förmig gestaltet
und umfaßt zwei zueinander parallel ausgerichtete Schenkel 4a,
4b, bzw. 54a, 54b und einen die Schenkel verbindenden
Befestigungsflansch 4c bzw. 54c.
Das türseitige Scharnierteil 5, 55 ist ebenfalls U-förmig aus
gebildet und umfaßt zwei zueinander parallel ausgerichtete
Schenkel 5a, 5b, bzw. 55a, 55b und einen die Schenkel verbin
denden Befestigungsflansch 5c bzw. 55c.
Zur Aufnahme des türseitigen Scharnierteils 5, 55 in dem rah
menseitigen Scharnierteil 4, 54 ist der Abstand der Schenkel
4a, 4b bzw. 54a, 54b des rahmenseitigen Scharnierteils 4, 54
so bemessen, daß er den Abstand der Schenkel 5a, 5b, 55a, 55b
des türseitigen Scharnierteils 5, 55 übersteigt.
Zur drehgelenkigen Befestigung der Tür 3 mit dem türseitigen
Scharnierteil 5, 55 ist ein Gelenkbolzen 25, 75 vorgesehen,
wobei die Verbindungen vorzugsweise mittels einer Nietverbin
dung herstellbar ist.
Der erste Gelenkbolzen 25, 75 ist so angeordnet, daß die Tür 3
einen Winkel 21 um die erste Drehgelenkachse 7, 57 beim Öffnen
bzw. Schließen der Tür 3 durchläuft. Vorzugsweise beträgt die
ser Winkel 21 117°.
Um einen besseren Zugang zu den Flächen der Zwischenräume
zwischen dem Türrahmen 2 und der geöffneten oder geschlossenen
Tür 3 zu ermöglichen, ist ein weiteres Gelenk in Form einer
Hilfs-Schwenkachse 9, 59 mit einem Hilfs-Gelenkbolzen 26, 76
vorgesehen.
Die Lage dieser Hilfs-Schwenkachse 9, 59 und der Abstand von
der ersten Drehgelenkachse 7, 57 ist derart gewählt, daß der im
Bereich der Drehgelenkachse 7,57 gelegene Türbereich unter
Beibehaltung der Scharnierverbindung durch den ersten Gelenk
bolzen 25, 75 aus seiner Gebrauchslage in unmittelbarer Lage
des Türrahmens 2 um die Hilfs-Schwenkachse 9, 59 in eine ande
re Lage verschwenkbar ist, in der dieser Türbereich einen
deutlich größeren Abstand 27, 77 vom Türrahmen 2 hat als in
der Gebrauchslage.
Zur wiederholbaren Lage der richtigen Befestigung des türsei
tigen Scharnierteils 5, 55 mit der daran befestigten Tür 3 ist
rahmenseitig eine Anschlagfläche 22 vorgesehen, auf der der
Befestigungsflansch 5c, 55c des türseitigen Scharnierteils 5,
55 im geschlossenen Zustand der Hilfsgelenkverbindung aufs
liegt.
Bei geöffneter Hilfsstellung ist zur Begrenzung der Schwenkbe
wegungen um einen Winkel eine weitere Anschlagfläche 10, 60 am
rahmenseitigen Scharnierteil 4, 54 vorgesehen. Hier
liegt bei Anschlag die Konturkante des türseitigen Scharnier
teils 5, 55 an dieser Anschlagfläche 10, 60 an.
Bei einem ersten Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1 bis 4 ist
die Bewegung des türseitigen Scharnierteils 5 um die Hilfs-
Schwenkachse 9 dadurch unterdrückbar, daß am türseitigen
Scharnierteil 5 ein Verbindungselement 8 vorgesehen ist, das
in das rahmenseitige Scharnierteil 4 eingreift.
Am rahmenseitigen Scharnierteil 4 ist eine schlitzartige Öff
nung 24 am Schenkel 4b und ein Durchgangsloch im Schenkel 4a
vorgesehen, in die das Verbindungselement 8 nach Schwenken des
türseitigen Scharnierteils 5 und Aufliegen des Befestigungs
flansches 5c des türseitigen Scharnierteils 5 an der rahmen
seitigen Anschlagfläche 22 eingreift. Um eine feste Verbindung
zu gewährleisten, wird mittels dieses Verbindungselements 8
das türseitige Scharnierteil 5 an das rahmenseitige Scharnier
teil 4 geklemmt.
Nach der Klemmung ist das Hilfsgelenk außer Funktion gesetzt
und die Tür 3 ist weiterhin um die erste Drehgelenkachse 7
schwenkbar.
Bei einem zweiten Ausführungsbeispiel des Scharniers (Fig. 7,
8) sind in den Schenkeln 54a, 54b des rahmenseitigen Schar
nierteils 54 parallel zur ersten Drehgelenkachse 57 jeweils
eine Bohrung 63 zur Aufnahme eines bolzenförmigen Verbindungs
elements 58 und in den Schenkeln 55a, 55b des türseitigen
Scharnierteils 55 in montierter Lage fluchtender Anordnung zu
der Bohrung 63 in den Schenkeln 54a, 54b des rahmenseitigen
Scharnierteils 54 entsprechende Bohrungen 61 vorgesehen. Auf
der Innenseite eines Schenkels 55a, 55b des türseitigen Schar
nierteils 55 ist eine mit dem Schenkel fest verbundene Gewin
demutter 62 fluchtend mit der Bohrung 61 in dem Schenkel 55a,
55b vorgesehen. Zur Arretierung des Hilfsgelenks müssen die
Bohrungen 63 des rahmenseitigen Scharnierteils 54 und die Boh
rungen 61 des türseitigen Scharnierteils 55 so fluchtend zu
einander positioniert werden, daß ein Verbindungselement 58,
beispielsweise in Form einer Schraube, hindurchsteckbar ist.
Eine weitere Ausführungsform eines Verbindungselements 18 ist
in den Fig. 5 und 6 dargestellt.
Dieses Verbindungselement 18 ist dann einsetzbar, wenn am
rahmenseitigen Scharnierteil 4 bzw. 54 an dem Schenkel 4a bzw.
54a eine schlitzartige Öffnung 11 (bzw. 24, wie im ersten Aus
führungsbeispiel dargestellt) und an dem anderen Schenkel 4b,
00954b eine Bohrung 13 (bzw. 63, wie im zweiten Ausführungsbei
spiel dargestellt) vorgesehen ist.
Das Verbindungselement 18 dieser Ausführungsform ist so ge
staltet, daß dieses als Gewindebolzen mit einem Zapfen 19 am
freien Ende des Verbindungselements 18 ausgebildet ist. Der
Zapfen 19 ist in seinem Durchmesser so gestaltet, daß er in
die Bohrung 13 des rahmenseitigen Scharnierteils 4 bzw. 54 und in
die damit fluchtende Bohrung 12 (bzw. 61, wie im zweiten Aus
führungsbeispiel dargestellt) des türseitigen Scharnierteils 5
bzw. 55 paßt.
Zur Sicherung des Verbindungselements 18 gegen Herausrutschen
aus dem Scharnier 1 bzw. 50 ist ein an dem Gewindeabschnitt 23
des Verbindungselements 18 angeordneter Sicherungsring 20
vorgesehen.
Diese Ausführungsform des Verbindungselements 18 hat den Vor
teil, daß diese während des Lackier- und Bearbeitungsvorganges
eingesteckt bleiben kann und so beispielsweise in der Farbe
des Automobils lackierbar ist.
Als Montagevorgang ist vorgesehen, daß das Scharnier sowohl am
Türrahmen als auch an der Tür selbst zu befestigen ist. Danach
ist die Tür gegen den Türrahmen auszurichten.
Für den Lackiervorgang ist das Verbindungselement zu lösen und
die geöffnete Tür um die Hilfs-Schwenkachse fest gegen den
Anschlag zu schwenken.
Nach dem Bearbeitungsvorgang ist das türseitige Scharnierge
lenk mit der Tür gegen die rahmenseitige Anschlagfläche zu
schwenken und das Verbindungselement festzuziehen. Hierdurch
wird die Ausgangsposition wieder erreicht, ohne daß eine wei
tere Ausrichtung der Tür gegenüber dem Türrahmen erforderlich
ist.