DE1909519B2 - Verfahren zum Färben von Cellulosefasern mit Reaktivfarbstoffen - Google Patents
Verfahren zum Färben von Cellulosefasern mit ReaktivfarbstoffenInfo
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Description
Es ist bekannt, daß man native und regenerierte Cellulosefasern mit Reaktivfarbstoffen nach dem Thcrmofixier-Verfahren
färben kann. Bei diesem Verfahren wird auf das Textilmaterial eine wäßrige Zubereitung
aufgebracht, die neben Reaktivfarbstoffen noch ein alkalisch wirkendes Mittel sowie gegebenenfalls weitere
Zusätze, wie z. B. Verdickungsmittel und Borax, enthält. Anschließend wird das Material getrocknet
und danach für 30 bis 120 Sekunden einer Hitzebehandlung bei etwa 140 bis 2300C unterworfen. Im
Verlauf der Hitzebehandlung erfolgt dann die Fixierung der Reaktivfarbstoffe auf der Cellulosefaser.
Vielfach kann im Rahmen dieser Färbemethode die Ausbeute der Reaktivfarbstoffe durch den Zusatz von
Harnstoff noch gesteigert werden. Die hierfür erforderlichen hohen Harnstoffmengen führen jedoch im
allgemeinen während der Hitzebehandlung zur Geruchsbelästigung für das Bedienungspersonal. Gleichzeitig
subümiert der Harnstoff in gewissem Ausmaß von der Ware und schlägt sich an den kühleren Teilen
des Maschinen aggregate nieder, was mitunter Maschinenschäden zur Folge hat. Außerdem unterliegt
Harnstoff bei Temperaturen oberhalb 1400C Abbaureaktionen.
Die dabei entstehenden Zersetzungsprodukte gehen mit Reaktivfarbstoffen, die als Vinylsulfonverbindung
vorliegen, eine chemische Reaktion ein und erniedrigen somit die Farbausbeute solcher
Reaktivfarbstoffe. Aus diesem Grunde muß bei Thermofixier-Verfahren
mit Reaktivfarbstoffen, die Vinylsulfongruppiemngen enthalten, auf die Verwendung
von Harnstoff verzichtet werden.
Es wurde nun gefunden, daß beim Färben von Cellulosefasern mit Reaktivfarbstoffen nach dem Thermofixier-Verfahren
durch Zusatz von Polyalkylenglykolen zur alkalischen Klotzflotte von einem pH-Wert höher als 9 die Farbausbeute deutlich erhöht
wird. Zugleich lassen sich im Einklang mit der vorstehend erläuterten Arbeitsweise die vom Stand der
Technik her bekannten nachteiligen Begleiterscheinungen des Harnstoffzusatzes, wie Geruchsbelästigung,
Niederschlag von sublimiertem Harnstoff in der Thermofixieranlage und chemische Reaktion von
Harnstoff-Spaltprodukten mit bestimmten reaktiven Gruppen der zum Färben benutzten Farbstoffe ausschließen,
überraschenderweise wurde noch festgestellt, daß durch den Einsatz von Polyalkylenglykolen
entsprechend dem vorliegenden Verfahren Farbtiefen-
ο unterschiede über die Wareubreite der Gewebebahnen,
welche durch ungleiche Hitzeverteilung im Trmrmofixieraggregat
bedingt sind und auch durch Harnstoffzusatz kaum verhindert werden können, praktisch
nicht meb auftreten. Fernerhin wird — ebenfalls
■ 5 im Gegensatz ur Mitverwendung von Harnstoff —
bei einigen Faibstoffen die Lichtechtheit der erzeugten Färbungen durch die Anwesenheit von Polyalkylenglykolen
in den Klotzflotten verbessert.
Für das erfindungsgemäße Verfahren finden bevor-
zugi solche Reaktivfarbstoffe Verwendung, die als reaktiven Bestandteil mindestens eine Vinylsulfongruppe
besitzen oder mindestens eine Gruppe aufweisen, die bei der Einwirkung der alkalischen
Mittel während des Färbens eine Vinylsulfongruppe bildet. Dabei spielt es keine Rolle, ob die genannte;-:
Reste unmittelbar oder über ein Zwischenglied, besonders - - NH — oder — NR — (R = niederes Alkyl),
an das Farbstoffmolekül gebunden sind. Aus der Klasse von Gruppierungen, die sich durch alkalische
Substanzen in eine reaktionsfähige Vinylsulfongruppe überführen lassen, sollen als Beispiele /i-Sulfatoäthylsulfon-,
/i-Thiosulfatoäthylsulfon-, ff-Phosphatoäthylsulfon-,
/i-Chloräthylsulfon-, /i-Hydroxyäthylsulfon-Gruppen
wie auch die entsprechenden Sulfonylamino-
gruppen, besonders der Äthionylaminorest genannt werden. Jedoch auch bei allen anderen hinlänglich bekannten
Reaktivfarbstoffen, besonders aber bei solchen, die als reaktionsfähigen Rest mindestens eine
/i-(2,2,3,3-Tetrafluorcyclobutyl)-acryloylamino- oder β - (2,2,3,3 - Tetrafluor - 4 - alkyl - cyclobutyl) - acryloylamino-Gruppe
enthalten, wird durch den Polyglykolzusatz die Farbausbeute deutlich verbessert. Als
Grundkörper dieser Farbstoffe eignen sich besonders solche aus der Reihe der Anthrachinon-, Azo- und
Phthalocyanin-Farbstoffe, wobei die Azo- und Phthalocyanin-Farbstoffe sowohl metallfrei als auch
metallhaltig sein können.
Als Polyglykole kommen verfahrensgemäß besonders die Polyäthylenglykole, d. h. die Polymere, die
aus Äthylenoxyd-Einheiten aufgebaut sind, mit einem durchschnittlichen Molekulargewicht von etwa 200
bis 1500 oder Mischungen dieser Produkte mit unterschiedlichem Oxäthylierungsgrad, bevorzugt jedoch
solche mit einem durchschnittlichen Molekulargewicht von 400 bis 800 in Betracht. Es können jedoch auch
Polyglykole, deren Kettenglieder sich z. B. vom Propylen- oder Butylenoxyd ableiten, oder Mischpolymerisate
sowie Mischungen der verschiedenen PoIyalkylenoxyde eingesetzt werden, wobei auch bei
diesen Produkten bzw. Mischungen ein durchschnittliches Molekulargewicht von etwa 200 bis 1500 sich
am günstigsten verhält. Von den genannten PoIyglykolen werden der Klotzflotte pro Liter im allgemeinen
5 bis 50 g, bevorzugt 10 bis 20 g, zugesetzt.
Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Textilmaterial aus nativen oder
regenerierten Cellulosefasern mit einer 20 bis 400C warmen Flotte geklotzt, die den gelösten Reaktiv-
farbstoff, das alkalisch wirkende Mittel, Polyalkylenglykol und gegebenenfalls noch Verdickungsmittel
und Borax enthält, anschließend mittels heißer Luft oder beheizten Metallzylindern getrocknet und danach
der Farbstoff durch eine Hitzebehandlung von 30 bis 120 Sekunden, bevorzugt 45 bis 90 Sekunden, mit
erhitzter Luft, überhitztem Wasserdampf, einer Mischung aus Luft und überhitztem Wasserdampf oder
auf beheizten Zylindern bei 120 bis 2300C, bevorzugt
140 bis 210° C, in bzw. auf der Faser fixiert. Sodann
wird die Färbung gespült, neutralisiert, geseift und in üblicher Weise fertiggestellt.
Die den Klotzflotten nach dem vorliegenden Verfahren
zuzusetzenden Alkalien können in den in der Praxis üblichen Mengen zur Anwendung gelangen.
Der Alkaligehalt der Flotten ist vor allem so zu bemessen, daß ein pH-Wert von oberhalb 9 eingestellt
wird und während der Fixierung der Reaktivfarbstoffe aufrechterhalten bleibt. Als Alkalien können
zweckmäßig anorganische, alkalisch reagierende Verbindungen, wie Soda, Natriumbicarbonat, Trinatriumphosphat,
Dinatriumphosphat. Natriumhydroxyd, Natriumsilikate, die entsprechenden Kaliumverbindungen
oder Mischungen dieser Alkalien, vorzugsweise Soda und Natriumbicarbonat, eingesetzt werden.
Das gemäß dem beanspruchten Verfahren zu färbende Textilmaterial, welches aus nativen oder regenerierten
Cellulosefasern besteht, kann in den verschiedensten Zubereitungsformen, beispielsweise als Gewebe
und Gewirk, vorliegen.
ίο Die nachstehend aufgeführten Beispiele sollen die
Durchführung des beanspruchten Verfahrens näher erläutern, ohne es jedoch in irgendeiner Hinsicht auf
die dort gezeigten Bedingungen zu beschränken.
'5 B e i s ρ i e 1 1
Ein Gewebe aus mercerisierter Baumwolle wird auf dem Foulard bei einem Abquetscheffekt von
60 Gewichtsprozent mit einer 20° C wärmen Flotte geklotzt, die im Liter Wasser 40 g des Reaktivfarbstoffes
der Formel
NaO3S — O — CH2 — CH2 — SO2
OCH3
C-CH,
SO3Na
in handelsüblicher Form und Beschaffenheit, 13 g Natriumcarbonat, 13 g Borax und 10 g eines PoIyäthylenglykols
vom Molgewicht etwa 600 enthält.
Das geklotzte Gewebe wird sodann während 60 Sekunden bei 100" C getrocknet und danach bei 210C
für 40 Sekunden einer Heißluftbehandlung unterzogen.
Nach dieser Hitzebehandlung wird das Gewebe in üblicher Weise gespült, mit einer Lösung, die im Liter
2 ecm einer 50% igen Essigsäure enthält, abgesäuert, erneut gespült und 10 Minuten bei 95° C mit einer
Flotte geseift, die im Liter 2 g eines nichtionogenen oberflächenaktiven Hilfsmittels enthält. Es wird eine
Ware erhalten, die tiefgelb gefärbt ist.
Wird das Material ohne Zusatz von Polyäthylenglykol vom Molgewicht etwa 600 unter denselben
Bedingungen geklotzt, getrocknet und thermofixiert, so erhält man eine wesentlich hellere Färbung der
Baumwolle als beim erfindungsgemäßen Verfahren.
Ein gleich gutes Ergebnis wird erhalten, wenn an Stelle von Polyäthylenglykol vom Molgewicht
etwa 600 mit Polyäthylenglykol vom Molgewicht etwa 400 gearbeitet wird.
Ein Gewebe aus nicht mercerisierter Baumwolle wird auf dem Foulard bei einem Abquetscheffekt von
70 Gewichtsprozent mit einer 300C warmen Flotte
geklotzt, die im Liter Wasser 40 g des Reaktivfarbstoffes der Formel
O NH
SO3Na
SO2-CH2-CH2-O-SO3Na
in handelsüblicher Form und Beschaffenheit, 20 g Natriumbicarbonat,
10 g Borax und 10 g eines PoIyäthylenglykols vom Molgewicht etwa 600 enthält
Das geklotzte Gewebe wird sodann während 60 Sekunden bei 100° C getrocknet und danach bei 210° C
für 60 Sekunden einer Heißluftbehandlung unterzogen. Die Nachbehandlung erfolgt analog Beispiel 1.
Es wird eine Ware erhalten, die tiefblau gefärbt ist.
Wird das Material ohne Zusatz von Polyäthylenglykol vom Molgewicht etwa 600 unter denselben
Bedingungen geklotzt, getrocknet und thermofixiert, so erhält man eine wesentlich hellere Färbung der
Baumwolle als beim erfindungsgemäßen Verfahren.
Wird an Stelle von Polyäthylenglykol vom Molgewicht etwa 600 mit gleichen Einsatzmengen an
Polyäthylenglykol vom Molgewicht etwa 800 gearbeitet, so erhält man ein gleich gutes Ergebnis.
i 909 519
E1n Gewebe aus mercerise Baumwolle f
wichtsprozent mit einer 3O0C warmen Flotte geklotzt, die i
SO3H
-N = N
HO,S
SO3H
:o —CH = CH-CH-CH-CH3
CF2-CF2
in handelsüblicher Formund Beschaffenheit. 13 gNatriumcarbonat, 13 g Borax und 10 geines Polyäthylenglykols
vom Molgewicht etwa 600 enthält.
Das geklotzte Gewebe wird sodann während 60 Sekunden bei ICK)-C getrocknet und danach bei 210 C für
40 Sekunden einer Heißluftbehandlung unterzogen. Die Nachbehandlung erfolgt analog Beispiel 1. Es wird sine
Ware erhalten, die tieforange getärbt ist.
Wird das Material ohne Zusatz von Po'yäthylenglykol vom Molgewicht etwa 600 unter derselben Bedingungen
geklotzt, getrocknet und thermonxiert, so erhält man eine wesentlich hellere Färbung der Baumwolle als beim
erfindungsgemäßen Verfahren.
Claims (4)
1. Verfahren zum Färben von Cellulosefaser!! mit Reaktivfarbstoffen nach dem Thermofixier-Verfahren,
dadurch gekennzeichnet, daß den alkalischen Klotzflotten von einem
pH-Wert höher als 9 Polyalkylenglykole zugesetzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Polyalkylenglykole Polyäthylenglykole mit einem durchschnittlichen Molekulargewicht
von 200 bis 1500, bevorzugt von 400 bis 800, eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß Reaktivfarbstoffe eingesetzt
werden, die als reaktiven Bestandteil mindestens eine Vinylsulfongruppe besitzen oder eine Gruppe
aufweisen, die bei der Einwirkung eines alkalischen Mittels eine Vinylsulfongruppe bildet.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß Reaktivfarbstoffe eingesetzt
werden, die mindestens eine /i-(2,2,3,3-Tetrafluorcyc1obutyl)-acryloylamino-
oder eine /i-(2,2,3,3-Tetrafluor-^-alkyl-cyclobutyVj-acryioylamino-Gruppe
besitzen.
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