DE1493664A1 - Verfahren zur Spaltung von aromatischen Sulfonsaeureamiden - Google Patents
Verfahren zur Spaltung von aromatischen SulfonsaeureamidenInfo
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Description
FARBWERKE HOECHST AG, vormals Meister Lucius & Brüning
Aktenzeichen: P 14 93 664.2 - Pw 4523 A 1 4 9 3 K R A
Datum:
Verfahren zur Spaltung von aromatischen Sulfonsäureamiden
Es ist bereits bekannt, p-Toluolsulfonamide durch Einwirkung
von Natrium in siedendem Isoamyialkohol reduktiv zu den entsprechenden Aminen zu spalten (Berichte 86, 1246 (1953)· Bei
diesem Verfahren wird der Tosylrest in Toluol, Schwefeldioxyd und Schwefelwasserstoff zerlegt. Die hohen Umsetzungstemperaturen und das stark alkalische Medium können sich jedoch auf
empfindliche Amine schädlich auswirken.
Es ist weiterhin schon versucht worden, Toluolsulfonamide durch Erhitzen mit Zink/Salzsäure bzw. Zinn-II-Chlorid/Salzsäure
in Eisessig zu spalten. Die dabei erzielten Ausbeuten sind jedoch nur in Ausnahmefällen befriedigend. Wegen der
energischen Reduktionsbedingungen wird der Sulfonylrest bis zum Thiokresol. reduziert.
Versuche zur reduktiven Spaltung von Sulfonamiden mit
Grignard-Reagenzien oder mit Lithiumaluminiumhydrid verliefen ebenfalls unbefriedigend (Monatshefte 84, 651
(1953); J. Org. Chem. 16, 952 (1951).
Es wurde nun gefunden, daß man aromatische Sulfonsäureamide
der Formel I
S R- SO« - N I
to * \R2y
oo ■ R
\ unter schonenden Bedingungen spalten kann, indem man sie
^ in Gegenwart von Tetraalkylammoniumsalzen der elektroly- <Ti tischen Reduktion unterwirft. In der Formel bedeutet R
einen gegebenenfalls substituierten Phenylrest oder einen
Ί O
Naphthylre&t; R und/oder R Wasserstoff, niedermolekulare
Alkylreste, Cycloalkylreste mit 5 bis 8 C-Atomen, gegebenen- ^
falls durch niedermolekulare Alkylgruppen substituierte ^ <^*^
- $ - Fw 4525 A
H93B64
Arylreste oder Aralkylreste oder zusammen einen Alkylenrest mit
5 bis 8 C-Atomen, der gegebenenfalls durch 0, N oder S unterbrochen
sein kann. R ' kann weiterhin den Rest einer Aminosäure oder eines Peptids bedeuten. R kann gegebenenfalls weitere nicht
reduzierbare Substituenten tragen. Als solche kommen insbesondere in Frage niedermolekulare Alkyl-, Phenyl-, Trifluormethyl-, niedermolekulare
Alkoxy-, niedermolekulare Alkylendioxy-, Carbalkoxy-, Carboxy-, Amino- oder Hydroxygruppen.
Die verwendeten Tetraalkylammoniumsalze leiten sich vorzugsweise
von anorganischen Säuren wie Halogenwasserstoffsäuren, insbesondere Salz- und Bromwasserstoffsäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure oder
Perchlorsäure ab. Auch organische Säuren wie Ameisensäure, Essigssäure, Propionsäure und höhere Fettsäuren sowie aromatische Carbonsäuren
wie z.B. Benzoesäure kommen als Salzbildner in Betracht. Die Tetraalkylammoniumsalze haben bis zu 4 C-Atome pro Alkylgruppe,
vorzugsweise verwendet man Tetramethylammoniumsalze.
Die Reaktion wird in einem Elektrolysiergefäß durchgeführt, in dem
Anoden- und Kethodenraum durch ein Diaphragma voneinander getrennt sind. Als Anodenmaterial verwendet man vorzugsweise Graphit, doch
eignen sich auch Borcarbid und andere Carbide, als Kathodenmaterial kommen Metalle, insbesondere Quecksilber, Blei, Eisen, Platin, in
Betracht. Als Lösungsmittel werden in der Regel niedere Alkohole in wässriger Lösung verwendet, doch eignet sich ebenfalls Wasser oder
wässrige Lösungen geeigneter Äther wie Dioxan oder Tetrahydrofuran.
Im Interesse eines schnellen und quantitativen Ablaufs der Reaktion
empfiehlt es sich, das Tetraalkylammoniumsalz im Überschuß zuzusetzen. Als besonders günstig hat sich ein Verhältnis von drei
Teilen Ammoniumsalz zu einem Teil des zu spaltenden Substrats erwiesen, doch gelingt die Reaktion selbstverständlich auch bei
einem größeren oder kleineren Mengenverhältnis. Die Reaktionstemperatur liegt bei 0 bis 20°, vorzugsweise 5 bis 10°. Das Ende der
Reaktion kündigt sich durch eine starke Wasserstoffentwicklung an.
Um eine möglichst quantitative Umsetzung zu erzielen, empfiehlt es sich, die zur Reduktion theoretisch erforderliche Zeit um l/k
bis 1/5 zu überschreiten.
909823/1156 BAD
a : ■
; · 14H3B64
Bei dem Verfahren gemäß der Erfindung entstehen nebeneinander Amine und aromatische Sulfinsäuren in hohen Ausbeuten, die in
der Regel über 80 % der Theorie liegen und nicht selten 95 % erreichen. Nebenprodukte werden bei der Reaktion nicht gebildet.
Das Verfahren bietet also einen gangbaren Weg für die präpärative
Darstellung der sonst nur umständlich erhältlichen aromatischen Sulfinsäuren.
Eine weitere Verwendungsmöglichkeit für das Verfahren bietet
sich auf dem Gebiete der Peptidsynthese. Da bei dem als Spaltprodukte
entstehenden Peptiden infolge der milden Reaktionsbedingungen keine Racemisierungs- und Spaltungsreaktionen auftreten,
erlaubt das Verfahren auf elegante Weise die Abspaltung des bei der Peptidsynthese in zunehmenden Maße als Schutzgruppe verwendeten
Tosylrestes.
Allgemeine Arbeitsvorschrift:
Es wurden jeweils 10 mMol des zu spaltenden Substrats
zusammen mit 30 mMol (3,3 ß) Tetramethylammoniumchlorid
in 35 ecm Methanol elektrolysiert. Nachdem das Reaktion.sgemisch
bis auf +5° abgekühlt war, wurde die Tonhülse mit Graphitenode und Kühlfinger in das Elektrolysegefäß
eingesetzt. Der Abstand zwischen Quecksilberoberfläche und Hülsenboden beträgt 0,5 bis 1 cm. In den Anodenraum
wurden 1-2 ecm Wasser gegeben. Nachdem der Stromkreis geschlossen wurde (18-24 V), stieg die Stromstärke
schnell an. Sie wurde mit Hilfe eines Multavi auf 1 Amp. konstant gehalten. Sind zwei Elektrolysegefäße in Reihe
geschaltet, so wurden 40 Volt angelegt. Von Zeit zu Zeit wurde das Reaktionsgefäß etwas geschüttelt. 10 Minuten
nach Einsetzen der Wasserstoffentwicklung wurde die Elektrolyse abgebrochen, die Tonhülse mit etwas Methanol
abgespült und der Reaktionsansatz aufgearbeitet. Normalerweise wurde die Reduktion zwischen 5 und 10° durchgeführt.
Zur Aufarbeitung wurde das Reaktionsgemisch mit 5 cnr 2n
Natronlauge versetzt und die Aminkomponente ausgeäthert. Das
Amin wurde aus der ätherischen Lösung als Hydrochlorid
gefällt und bestimmt. Der Qehalt an Sulfinsäure wurde durch
jodometrische Bestimmung ermittelt. Elfte Zusammenstellung der untersuchten Verbindungen und Ausbeuten der Spaltprodukte
gibt die nächfolgende Tabelle 9Ό9 823/1156
Toluolsulfonamide | Amin | Sulfinsäure |
(TsA) | % | |
N-n-Hexyl-TsA | 93,8 | 97,3 |
N-n-Butyl-TsA | 54,8 | 96,6 |
N-Cyclohexyl-TsA | 77,0 | 95,3 |
N-Benzyl-TsA | 64,4 | 90,0 |
N-Phenyl-TsA | 87,8 | 87,3 |
N,N-Diphenyl-TsA | 88,3 | 86,0 |
N-Phenyl-N-benzyl-TsA | 95,5 | 96,6 |
N-2,6-Dimethy!phenyl-TsA | 92,1 | 94,0 |
N-2,6-Diäthylphenyl-TsA | 94,4 | 94,4 |
N-Methyl-N-Benzyl-TsA | 98,5 | 95,8 |
N-2,4,6-Trimethylphenyl-TsA | 96,2 | 95,4 |
N-p-Tolyl-TsA | 95,0 | 98,0 |
Toluolsulfonylpiperidin | 67,9 | 91,0 |
Benzolsulfanilid | 86,7 | 87,0 |
N-Benzyl-benzolsulfamid | 67,4 | 80,0 |
N-ß-Phenyläthyl-TsA | 82,5 | 94,3 |
909823/1156
3.14 g N-p-Toluolsulfonyl-L(-)-tyrosin wurden wie beschrieben
reduktiv gespalten. Das in Methanol schwerlösliche Tyrosin fällt schon während der Elektrolyse aus. Am Schluß der Elektrolyse
wurde mit 2n Natronlauge in einem Scheidetrichter gespült, vom Quecksilber abgetrennt und die klare Lösung
filtriert. Dann wurde auf ein kleines Volumen eingeengt und mit 2n-Salzsäure in der Kälte angesäuert. Von eventuell
nicht umgesetzten p-Toluolsulfamid und von der Toluolsulfinsäure
wurde abgesaugt und aus dem Filtrat die freie Aminosäure mit Natriumbicarbonat gefällt.
Ausb. nach dem Trocknen: 1,7 g * 100 % Zur Reinigung wurde in 10 ecm 2n Salzsäure gelöst und mit
Natriumbicarbonat gefällt. Ausb. 1,6 g = 95,7 % d. Th.
Bestimmung der spez. Drehung mit e = 5,6 g/10 ecm im 1 dm Rohr ergibt in 2n HCl-Lösung
20
= -10,5
)
)
Die reine Ausgangssubstanz zeigt einen Drehwert von
20'
= -11,1
D
D
Die geringe Differenz im spez. Drehwert ist auf geringfügige Verunreinigung durch Natriumchlorid und Natriumbicarbonat
zurückzuführen. Der Drehwert von [öCJd = -10,5
wird auch erhalten, wenn man die reine Ausgangsverbindung in 2n Salzsäure löst und mit NaHCO- wieder ausfällt.
3»
2.43 g p-Toluolsulfonylglycylglycin wurden der Spaltung
unterworfen. Die elektrolytische Spaltung verläuft wie beim Toluolsulfonyltyrosin geschildert. Gegen Ende der Elektrolyse
geht das Dipeptid wegen der zunehmenden Alkalität wieder in Lösung, 92.5 % d. Th. an Sulfinsäure wurden gefunden. ·
Die alkalische Reaktionslösung wurde bis fast zur Trockne am Rotationsverdampfer.eingeengt und mit 40 ecm absol.
909823/1156 bad
Alkohol übergössen. Beim Neutralisieren mit methanolischer
Salzsäure fällt Diglycin aus. Ausb. 1,2g= 91 %. In der
Mutterlauge können neben reichlich Diglycin nur Spuren von Glycin mit Hilfe der DünnschichtChromatographie nachgewiesen
werden. Der Niederschlag wurde aus Äthanol/Wasser (3*2)
umkristallisiert.
C^HgN2O3 (132,1) Ber. C 36.36 H 6.1
Gef. C 36.34 H 6.57
Die Spaltung wurde durchgeführt wie bei N-p-Toluolsulfonyltyrosin
beschrieben. 10 mMol Toliol-sulfonylglycyl-(DyL)-phenylalanin
ergaben 1,8 g = 8l % d. Th. Glycyl-(D,L)-phenylalanin,
welches aus Alkohol/Wasser (30:17) umkristallisiert wurde.
C28H20O5NS (376,38) Ber. C 59.44 H 6.35
Gef. C 59.31 H 6.26
9 0 9 8 2 3/1156 BA& ORIGINAL
Pw 4523 A
Bei der Spaltung weiterer N-Tosylamihosäuren und -peptide
erhält man folgende Ergebnisse:
N-Tosylaminosäure | Aminosäure | Ausbeute |
bzw. N-Tosyl-peptid | bzw. Peptid | |
Tos-D,L-Meth | D, L-Meth | 87 % |
Tos-GIy-D,L-Meth | GIy-D, L-Me th | 87 % |
Tos-GIy-D,L-AIa | GIy-D,L-AIa | 89 % |
Tös-Gly-L-Phe | Gly-L-Phe | 93 % |
Tos-D, L-Ala-Gly | D,L-Ala-Gly | 89 % |
Tos-S-Bz-L-Cys | S-Bz-L-Cys | 86 % |
Tos-GIy-D,L-Try | GIy-D,L-Try | 98 % |
Naphthalinsulfonyl-O, | L-Phe D,L-Phe | B9 % |
Die Identität der Produkte wurde durch Dünnschichtehromatographie
nachgewiesen.
9 09823/1156
ORIGINAL INSPECTED
Claims (1)
- Fw 4523 APATENTANSPRUCH:Verfahren zur Spaltung von aromatischen Sulfonsäureamiden, dadurch gekennzeichnet, daß man Sulfonsäureamide der Formelworin R einen gegebenenfalls substituierten Phenyl-1 Prest oder einen Naphthylrest, R und/oder R Wasserstoff, niedermolekulares Alkyl, Cycloalkyl mit 5 bis 8 C-Atomen, gegebenenfalls durch niedermolekulares Alkyl substituiertes Phenyl, Phenalkyl oder zusammen einen Alkylenrest mit 3 bis 8 C-Atomen, der gegebenenfalls durch 0, N oder S1 2unterbrochen sein kann, R weiterhin, falls R für Wasserstoff steht, auch zusammen mit N den Rest einer Aminosäure oder eines Peptide bedeutet, in Gegenwart von Tetraalkylammoniumsalzen der kathodischen Reduktion unterwirft.Neue Unterlagen im. ι § ι Ab, a Nr. ιsatz ζ dos **».* ■ ·.*■ ν 4. p.0RK31NAL INSPECTED 909823/ 1156
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SH | Request for examination between 03.10.1968 and 22.04.1971 |