Verfahren zur Behandlung von Fäden, Fasern, Garnen o. derg., die ganz
oder teilweise aus pflanzlichen Fasern wie Baumwolle und/ oder Chemiefasern bestehen.
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Behandlung von Fäden, Fasern, Garnen
oder dergleichen, die ganz oder teilweise aus pflanzlichen Fasern wie Baumwolle
und/oder Chemiefasern, beispielsweise aus Reyon, Zellwolle, Polyamiden usw. bestehen;
das Behandlungsverfahren erstreckt sich auf textile Faden- oder Faserverbindungen
vorgenännter Werkstoffe. Es ist bekannt, daß die Haut des menschlichen Körpers nicht
nur die Funktion der Atmung zu erfüllen hat, sondern gleichzeitig ein Stoffwechselorgan
ist, das nicht unbeträchtliche Mengen von Stoffwechselprodukten und (iiftstoffen
ausscheidet. Diese Ausscheidungsfunktionen der Haut werden nach neueren Erkenntnissen
dann. unterstützt, wenn für Bekleidungsstücke, diein unmittelbare Berührung mit
der Haut kommen, Werkstoffe gewählt werden, die aus tierischen Haaren, z.B. Wolle,
bestehen. Vorteilhafte Wirkungen dieser Art beruhen auf der Tatsache, daB die Wolle
in der Lage ist, die aus der Haut ausgeschiedenen Säuren und basischen Stoffe zu
binden und unschädlich zu machen. Obwohl es aus vorstehend angeführten Gründen erstrebenswert
ist,
sämtliche durch Weben, Wirken, Stricken o. dgl. herstellbaren
textilen Stoffe, die irgendwie die Maut berühren, aus Wolle, insbesondere Schurwolle,
zu fertigen, ist dies allein schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich, da
derartige aus Schurwolle gefertigten textilen Stoffe zu kostspielig sind. Der ausgedehnten
Verwendung der Schurwolle stehen jedoch nicht nur die vorerwähnten preislichen Gründe
entgegen, sondern auch andere der '.:'olle innewohnende Eigenschaften, beispielsweise
mangelnde Kochfestigkeit und geringe Verschleißbeständigkeit. Jolle allein ist daher
für die vorstehend erwähnten uebrauchszwecke nicht sonderlich geeignet, so daB man
zur Herstellung von Bettzeug, Unterwäsche o. dgl. Baumwolle oder Chemiefasern verwendet.
Diese haben jedoch den Bachteil, daß sich die von der Haut ausgeschiedenen #')'toffwechselprodukte
und Giftstoffe auf den Fäden oder Fasern absetzen können, wobei sie jedoch von diesen
weder gebunden noch unschädlich gemacht werden, so daß sie bei längerer Berührung
mit der flaut von dieser wieder aufgenommen werden. Durch diese Resorption können
sich Stoffwechselprodukte und ausscheidungspflichtige Stoffe im menschlichen Körper
anreichern, so daß 1tohlbefinden und Gesundheit erheblich beeinträchtigt werden.
Bei längerer Dauer derartiger Resorptionen, die insbesondere während des Schlafes
auftreten können, da in dieser Zeit die Hautfunktionen besonders aktiv sind, können
sich ausgesprochene, gesundheitliche Schäden einstellen. Zur Beseitigung dieser
Bachteile wird ein Verfahren zur Behandlung von Fäden, Fasern, Garnen o. dgl., die
ganz oder teilweise aus Baumwolle und/oder Chemiefasern bestehen, bzw. von textilen
Gebilden aus ihnen, wie Bettzeug, Unterwäsche usw.,- vorgeschlagen, nach dem die
Fäden, Fasern, Garne oder aus ihnen hergestellte Textilien mit einem die Hautausscheidungen
bindenden und unschädlich machenden Stoff überzogen werden, der den
textilen
Werkstoffen weitgehend die Eigenschaften tierischer Haare verleiht. Als besonders
vorteilhaft hatten sich in dieser Hinsicht Wollfett oder Lanolin erwiesen. Es ist
hierbei gleichgültig, ob die textilen Werkstoffe ausschließlich aus Baumwolle bzw.
Chemiefasern bestehen oder aus Mischgarnen oder Mischfäden aufgebaut sind, d.h.
Garnen oder Fäden, die einen gewissen Anteil von Wolle und/oder Baumwolle und Chemiefasern
wie Reyon, Zellwolle, Polyamidfasern usw. enthalten. Das Überziehen und Imprägnieren
kann hierbei auf verschiedene Art und :eise durchgeführt werden. Eine sehr einfache
und wirkungsvolle Möglichkeit besteht darin, das die Ausscheidungen bindende und
unschädlichmachende Wollfett den Y#äden, Fasern oder Garnen beim Spinnen, Spulen,
Schüren, Zetteln oder bei einem sonstigen, der Bildung eines textilen Faser- oder
Faden: verbandes vorausgehenden Arbeitsgang zuzuführen und das aus diesen Textilmaterialien
hergestellte Erzeugnis einer das Wollfett gleichmäßig verteilenden Behandlung, z.B.
mit Dampf, zu unterwerfen, durch die das Wollfett auch in die Tiefe des Textilgutes
eingetragen wird. Zur Ausführung des Oberziehens und Imprägnierens lä,Bt man die
Fäden, Fasern, Garne usw. beim Spinnen, Spulen, Schären, Zetteln oder einem sonstigen,
der Bildung eines textilen Faden-oder Faserverbandes vorausgehenden Arbeitsgang
über einen Drehkörper von wachsartiger Konsistenz laufen, der das aufzubringende
Wollfett in Mischung mit anderen Stoffen enthält, die dem Drehkörper die erforderliche
Festigkeit erteilen. Nachdem die Fäden, Fasern oder Garne zu einem textilen Fadenverband
verarbeitet worden sind, erfolgt die gleichmäßige Verteilung des Wollfettes, indem
man die Ware, s.B. beim Kalandrieren oder Ausrüsten, mit Dampf behandelt, so daß
das an der Oberfläche
der Fäden oder Garne befindliche Wollfett
schmilzt, sich gleichmäßig über die ganze Ware verteilt und durch die Einwirkungen
des Dampfes tief in das innere des Textilgutes hineingetrieben wird. Als besonders
günstig hat es sich hierbei erwiesen, wenn Dampf verwendet wird, der unter einem
Druck von 2,5 atü steht und dementsprechend eine höhere Temperatur hat als der unter
einem Druck von einer Atmosphäre stehende Sattdampf, da hierdurch das Wollfett leichter
geschmolzen und noch feiner verteilt wird. Eine andere Möglichkeit der durchgehenden
und vollständigen Tränkung mit Wollfett und zu dessen gleichmäßiger Verteilung über
die Faserstoffstruktur besteht darin, daß der Dampf mit Wollfett beladen und dann
in die Fäden, Fasern, Garne oder das Textilmaterial eingetrieben wird. Auch bei
dieser Art der Wollfettbehandlung wird zweckmäßig ein Dampf verwendet, der unter
einer Spannung von über 1 atü, vorzugsweise 2 .- 2,5 atü, steht, da hierdurch weitgehende
Dispersion des Wollfettes, feine Verteilung desselben innerhalb der Fäden,- txerne
oder Textilgüter und Beladen dieser mit Wollfett bis zur Sättigung erzielt werden.
Um die Dispersion des Wollfettes noch weiter zu verbessern, kann man das dem Dampf
zuzuführende Wollfett vorher noch in einem vorteilhaft organischen Lösungsmittel
wie Tri- oder Perchloräthylen auflösen. txemäB dem Verfahren der Erfindung werden
Fäden, Fasern oder varne vor der Verarbeitung zu_einem textilen Fadenverband, z.B.
beim Spulen, Schären oder Zetteln, an einer Rolle vorbeigeführt, die aus einer Mischung
von z.B. 60 % Walrat, 30 % Wollfett und 10 % Paraffin besteht, wobei
der textile Werkstoff das Wollfett
aufnimmt. Da.das Uollfett einen
wesentlich niedrigeren Schmelzpunkt als Paraffin hat, mu13 der Masse Walrat zugesetzt
werden, um ihr eine wachsartige Konsistenz zu verleihen, die einerseits fest genug
ist, um die Formung eines Drehkörpers zu ermöglichen, andererseits aber leicht Wollfett
an das 'textilgut abgibt. Hach der Verarbeitung des Faden-, Faser- oder Warnmaterials
zu einem textilen Flächengebilde wird dann das Wollfett beim ausrüsten, Kalandrieren
oder bei einem sonstigen Arbeitsgang durch die Einwirkung von gespanntem Dampf zum
Schmelzen gebracht, in flüssigem Zustand verteilt und in das Textilgut hineingepreßt.
Selbstverständlich kann der Drehkörper auch eine andere wie die angegebene Zusammensetzung
haben; wesentlich ist lediglich, daß er das Wollfett in einer Mischung enthält,
die eine leichte Abgabe des Wollfettes an das Textilgut ermöglicht, so.daß die Fäden,
fasern oder Garne beim Vorbeilaufen an der Rolle soviel Wollfett aufnehmen, daß
die gewünschte Wirkung bei dem Endprodukt erreicht wird. Praktische Versuche haben
ergeben, daß bei Verwendung einer Rolle oben angegebener Zusammensetzung die Fäden
bzw. Garne soviel Wollfett aufnehmen, da.B der prozentuale Anteil des Wollfettes
auf den Fäden bzw. varnen.etwa 0,44 % beträgt und damit annähernd so hoch ist wie
der Wollfettgehalt der ;dolle, der etwa 0,5 % beträgt. Sollen fertiggestellte textile
Flächengebilde in einem Arbeitsgang mit Wollfett imprägniert werden, so wird Dampf
von etwa 2 - 2,5 atü mit Lanolin beladen und durch das Textilgut hindurchgedrückt.
Dabei scheidet sich das Wollfett in feinstverteilter rorra auf den Fasern oder,Fäden
ab und es wird außerdem tief i.n das 'textilmaterial hineingepreßt. Das Wollfett
kann dem Dampf auch nach vorheriger Lösung in einem organischen Lösungsmittel wie
cri- oder Perchloräthyl.en-zugeführt werden Folgendes Beispiel gibt eine Ausführungsform
des Verfahrens wieder
Beispiel 1 Behandlung von Fäden
oder Garnen
Zur Herstellung des Drehkörpers werden 60 Gewichtsteile Walrat,
30 Gewichtsteile Lanolin und 10 Gewichtsteile Paraffin geschmolzen und nach dem
Erzielen einer homogenen Schmelze in eine Form gegossen, die einen konischen Ring
von etwa 40 mm mittlerem Durchmesser und etwa 20 mm Höhe ergibt* Inder Mitte hat
der Ring eine runde oder viereckige Ausnehmung, die ein Aufstecken des Ringes ermöglicht.
nach dem Erstarren und Abkühlen der Fettmasse wird der Ring entformt und an Stelle
des üblichen Paraffinringes auf die Paraffiniereinrichtung, beispielsweise einer
Kreuzspulmaschine, gesteckt, so daß die Fäden beim Umspulen auf dem Weg vom Kops
zur Kreuzspule das .Lanolin aufnehmen. Nach Verarbeitung der in vorstehender Weise
vorbehandelten Fäden und Garne zu einem textilen Flüchengebilde wird die Uare mit
einer Geschwindigkeit von etwa 12 m/min uber einen Kalander gefunrt und hierbei
mit Sattdampf von über 1 atü, vorzugsweise von 2@- 2,5 atü, behandelte Der Dampf,
der eine Temperatur v@i 120 - 13800 hat, bringt das .an der Oberfläche der
r'äden haftende Lanolin zum Schmelzen und treibt das flüssige Lanolin tief in den
Fadenverband und in das Gefüge der einzelnen Fäden ein. Beispiel 2 Behandlung
textiler Flächengebilde
Zur Behandlung textiler Flächengebilde aus nicht vorbehandelten
Fäden oder Garnen wird dem zum Kalandrieren verwendeten
Dampf entweder
reines Ianolin oder eine Lösung von Lanolin in einem organischen Lösungsmittel,-wie
Trichloräthylen oder Perchloräthylen, zugesetzt. Der Zusatz erfolgt mit Hilfe einer
.eeindosiermaschine, wobei die Menge des Lanolins so bemessen wird, daB das Mischungsverhältnis
von Lanolin und Dampf etwa 1:100 beträgt. In gleicher Weise kann man auch den zum
Ausrüsten verwendeten Dampf mit Lanolin beladen und die Lanolinbehandlung während
der Ausrüstung beim Dämpfen der textilen Flächengebilde vornehmen.