DE1421926B2 - Verfahren zur erhoehung der zugfestigkeit von glasgegenstaen den durch austauschdiffusion von alkalimetallionen bei erhoeh ten temperaturen - Google Patents
Verfahren zur erhoehung der zugfestigkeit von glasgegenstaen den durch austauschdiffusion von alkalimetallionen bei erhoeh ten temperaturenInfo
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Description
Es gibt eine Anzahl von Möglichkeiten, die Festigkeit von Glasgegenständen zu verbessern, beispielsweise,
indem man den Glasgegenstand bis zur beginnenden Erweichung erhitzt und anschließend schroff
abkühlt; Thiene, »Glas« (1931), S. 664; vgl. Sprechsaal für Keramik, Glas, Email, 1952 (85. Jahrgang),
Nr. 6, S. 115 bis 119. Man kann Glasgegenstände beliebiger Herstellungsart »härten«, doch ist
die erreichte Festigkeit dieser Gegenstände nicht von Dauer und kann wieder verlorengehen, wenn man sie
zu lange auf erhöhte Temperaturen weit unter ihrem Abkühlbereich erwärmt.
Eine bleibende Oberflächen-Druckspannung, die nicht beim Erwärmen verschwindet, kann man durch
das als Überfangen bekannte Verfahren erzeugen, nach dem man bisher einen Innenteil aus einem Glas mit
einer Schicht eines anderen Glases mit niedrigerem Wärmeausdehnungskoeffizienten als das erste überzieht
und anschließend den Verbund durch Blasen ausdehnt. Beim Wiederabkühlen des dadurch erweiterten
Glasgegenstandes hat der innere Teil mit dem höheren Wärmeausdehnungskoeffizienten die Neigung,
sich stärker zusammenzuziehen als die äußere Schicht, so daß eine dauernde Druckspannung an der Oberfläche
sowie eine Zug-Gegenspannung im Inneren entsteht. Dieses Verfahren eignet sich zwar zur Herstellung
geblasener Glasgegenstände und in geringerem Maße vielleicht auch für Gegenstände, die durch Walzen
oder Ziehen hergestellt sind, es eignet sich jedoch nicht für Gegenstände, die durch Speiser hergestellt wurden.
Ein chemisches Verfahren, den Ausdehnungskoeffizienten der Glasoberfläche herabzusetzen, besteht
darin, daß man der Oberfläche Alkali entzieht. Hier wurde die Vermutung geäußert, daß der Natrongehalt
der Oberfläche doch nur relativ wenig abnimmt, so daß die Härtewirkung nicht sehr stark sein dürfte.
Aus der deutschen Auslegeschrift 1 016 908, die der USA.-Patentschrift 2 779 136 entspricht, ist ein Verfahren
zum Herstellen von Glasgegenständen mit hoher mechanischer Festigkeit bekannt, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß mindestens ein Teil eines Gegenstandes aus einem Grundglas, das 45 bis 80 Gewichtsprozent
SiO2 und 7 bis 25 Gewichtsprozent Na2O
und/oder K2O enthält, bei einer Temperatur über seinem Spannungspunkt, jedoch unter seinem Erweichungspunkt,
mit einem Lithiumsalz in Berührung gebracht wird, das geschmolzen ist, sich jedoch bei
dieser Temperatur nicht in störender Weise zersetzt, und der Gegenstand bei der genannten Temperatur
so lange mit dem Lithiumsalz in Berührung gehalten wird, daß Lithiumionen im Austausch gegen Alkalimetallionen
des Glases in die Oberfläche eindringen können.
Wegen der hohen Temperatur tritt bei dieser Behandlung selbst noch keine Druckspannung auf.
Auch beim Abkühlen dieses Körpers entsteht bis zum Erreichen des Spannungspunktes noch keine nennenswerte
Spannung. Diese Spannung bildet sich vielmehr erst beim weiteren Abkühlen aus, weil die Oberflächenschicht
einen niedrigeren Ausdehnungskoffizienten besitzt als die natriumreiche Grundschicht.
Der Nachteil des aus der deutschen Auslegeschrift bekannten Verfahrens ist darin zu erblicken, daß auf
Grund der relativ hohen Kristallisationsneigung der lithiumhaltigen Gläser opake Schichten entstehen.
Das Verfahren ist daher nicht universal anwendbar.
Aus der USA.-Patentschrift 2 198 733 ist es bekannt, bei Glasgegenständen zwischen dem Spannungspunkt
und dem Erweichungspunkt einen Ionenaustausch der Natriumionen gegen größere Ionen der ersten Gruppe
des Periodensystems, wie Kupfer-, Silber- oder andere Alkalimetallionen, mit Hilfe eines angelegten elektrischen
Feldes durchzuführen. Hier kann wegen der Starrheit des Glasgerüstes eine auftretende Spannung
sich nicht mehr von selbst ausgleichen. Diese Spannung entsteht bereits während der Behandlung dadurch,
daß statt der kleinen Natriumionen die größeren Ionen, z. B. Kaliumionen, in die Lücken des Glasgerüstes
hineingezwängt werden. Es handelt sich also um einen isothermen Aufweitungseffekt. Zur Vermeidung
der Bildung von Rissen während der Behandlung ist es bei diesem Verfahren jedoch erforderlich,
daß die Temperatur oberhalb des Spannungspunktes gehalten wird, wodurch der Wirkungsgrad sich verschlechtert,
da ein Teil der Spannungen sich ausgleichen kann. Der Nachteil dieses Verfahrens kann darin
erblickt werden, daß es apparativ aufwendig ist und — wegen der erforderlichen Trennung der Elektrodenräume
— in der Regel nur auf Hohlkörper und schwieriger auf Plattenmaterial anwendbar ist. Wegen
der hohen Arbeitstemperatur wird kein vollständiger Effekt erreicht. ..·
Die vorliegende Erfindung beruht auf dem Befund, daß man die Erzeugung von Druckspannungen in
Glasgegenständen auch ohne Verwendung eines elektrischen Feldes durch eine reine Austauschdiffusion
der Alkalimetallionen im Glas mit Alkalimetallionen großen Ionenradius durchführen kann,
und zwar ohne die Gefahr einer Rißbildung auch noch bei Temperaturen, die weit unterhalb des
Spannungspunktes üblicher Gläser liegen; zum Spannungspunkt von Gläsern vgl. Kirk — Othmer,
Encyclopedia of Chemical Technology, Bd. 7 (1951), S. 179, F i g. 2, und S. 188, Tabelle II, sowie UIlmanns
Enzyklopädie der technischen Chemie, Bd. 8 (1957), S. 144, A b b. 5.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Erhöhung der Zugfestigkeit von Glasgegenständen
durch Erzeugen von Druckspannungen in ihrer Oberflächenschicht durch Austauschdiffusion von
Alkalimetallionen bei erhöhten Temperaturen, das dadurch gekennzeichnet ist, daß ein Teil der Alkalimetallionen
in der Oberflächenschicht durch Eintauchen der Glasgegenstände in ein Alkalimetallionen
größeren Durchmessers enthaltendes nichtwäßriges Flüssigkeitsbad durch diese Alkalimetallionen ersetzt
wird.
Es wurde festgestellt, daß beim Hineindiffundieren einwertiger Kationen in die Glasoberfläche aus
Schmelzen geeigneter Salze diese Ionen entweder Zugoder Druckspannungen verursachen, je nachdem ob
das eindringende Ion ein anderes Ion von größerem oder kleinerem Durchmesser ersetzt. Das Prinzip der
Ladungsneutralität verlangt, daß für jedes eingefangene einwertige Ion, das in die Oberfläche des Glases
eingedrungen ist, ein ähnliches Ion in die Schmelze hinauswandern muß. Beispielsweise enthält normales
Fensterglas einwertige Natriumkationen. Wenn dieses Glas in Berührung mit einer Schmelze von Kaliumnitrat
steht, wandern Natriumionen aus dem Glas in die Schmelze, und eine gleiche Zahl von Kaliumionen
diffundiert in das Glas hinein. Die Kaliumionen, die an die Stelle der Natriumionen getreten sind, verursachen
eine Druckspannung in der Glasoberfläche.
Rubidiumionen sind noch größer als Kaliumionen, so daß sie an die Stelle von Natriumionen in der Glas-
oberfläche eine noch höhere Druckspannung in der Oberfläche verursachen als Kaliumionen. Weiter
werden Caesiumionen, die an die Stelle von Kaliumionen treten, ebenfalls eine Druckspannung hervorrufen,
während Kaliumionen, die aus einer Schmelze in die Oberfläche von Caesiumionen enthaltendem
Glas hineinwandern, die Oberfläche unter Zugspannung setzen.
Einige geeignete Salze zur Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten nichtwäßrigen Flüssigkeitsbäder und ihre Schmelzpunkte sind:
NaNo3 3070C
KSCN 1730C
KNO3 3340C
K2S2O7 3000C
- RbNO3 3170C
CsNO3 414°C
Es können auch Salzmischungen benutzt werden, beispielsweise zur Erniedrigung des Schmelzpunktes
der Mischung, insbesondere wenn eines der Salze von eine-m zwei- oder dreiwertigen Metall stammt, das nicht
in das Glas hineindiffundieren kann. Jedoch verringern bei der Diffusion von Kaliumionen beispielsweise in ein
Natronkalkglas die Natriumionen in der Schmelze die Menge der in das Glas hineindiffundierenden Kaliumionen.
Bei einer Mischung von Kalium- und Natriumnitrat mit einem überwiegenden Gehalt an Natriumionen
findet daher keine wesentliche Diffusion von Kaliumionen in das Glas innerhalb brauchbarer
Zeiten statt.
Die Stärke der Diffusion für bestimmte Ionen hängt von der Temperatur ab, und die Menge der diffundierten
Ionen wächst mit der Quadratwurzel der Zeit. In der folgenden Tabelle sind die Diffusionsmengen
von Kaliumionen, die in 1 cm2 eines Natronkalkglases aus einer Kaliumnitratschmelze bei 35O0C eindringen,
als Gewichtszunahme pro cm2 angegeben; außerdem ist die Eindringtiefe angegeben, definiert als die Dicke
der Glasschicht, die durch die eindiffundierte Menge von Kaliumionen gesättigt wäre.
Zeit | Gewichtszunahme | Eindringtiefe, Dicke der Glasschicht |
Stunden | pro cm2, mg | mm |
1 | 0,0045 | 0,00037 |
2 | 0,0063 | 0,00052 |
5 | 0,0100 | 0,00082 |
10 | 0,0141 | 0,00116 |
14 | 0,0167 | 0,00137 |
18 | 0,0190 | 0,00156 |
Lithium gegen Natrium. Im Falle von Caesiumionen sind wegen der Größe und der geringen Beweglichkeit
dieser Ionen Temperaturen im Bereich von 50O0C erforderlich.
Vorzugsweise werden die Glasgegenstände in das Flüssigkeitsbad eingetaucht, bevor sie sich nach dem
Formen wesentlich unter die Badtemperatur abgekühlt haben. Beispielsweise können die geformten Glasgegenstände
schnell von dem Glühofen in das Behandlungsbad überführt werden, wenn sie etwa die
Temperatur des Behandlungsbades angenommen haben. Nachdem sie die gewünschte Zeit in dem Behandlungsbad
verblieben sind, werden sie herausgenommen, in sicherer Geschwindigkeit auf Raumtemperatur
abgekühlt und durch Waschen von den an der Oberfläche anhaftenden Salzresten befreit. Bei diesem
Verfahren bilden sich vor der erfindungsgemäßen Behandlung keine Griffith-Risse in dem Glas. Die
Glasgegenstände können auch bei Temperaturen oberhalb der Badtemperatur von dem Glühofen in das
Behandlungsbad verbracht werden, damit auf diese Weise durch den Abschreckeffekt im Bad noch eine
zusätzliche Erhöhung der Zugfestigkeit vor einer wesentlichen Diffusion von Älkalimetallionen aus dem
Behandlungsbad in die Glasgegenstände stattfindet. Jedoch ist der Festigkeitszuwachs, der durch 'das
erfindungsgemäße,Verfahren erreicht werden kann, nicht davon abhängig, daß die Behandlung durchgeführt
wird, bevor Griffith-Risse sich entwickeln konnten.
Die Größe der Druckspannung, die durch das erfindungsgemäße Verfahren in den Glasgegenständen
erzeugt wird, kann aus der z. B. auf optischem Wege gemessenen Verformung des Glases ermittelt werden.
Wird beispielsweise eine optisch ebene Glasplatte auf einer Seite behandelt und dann auf eine optisch ebene
Glasplatte aufgelegt, so zeigen sich bei monochromatischer Beleuchtung Newton-Ringe, aus denen der
Krümmungsradius der behandelten Glasplatte nach der Gleichung
- JL
r ~ Sh
berechnet werden kann, in welcher r der Krümmungsradius, / der Durchmesser eines bestimmten Ringes
und h der Abstand der Oberflächen an der Stelle dieses Ringes bedeutet. Aus dem Krümmungsradius
läßt sich das in der Glasplatte herrschende Biegemoment nach folgender Gleichung berechnen:
Soll statt der Schmelze eine Lösung als Behandlungsbad dienen, so muß ein nichtwäßriges Lösungsmittel
verwendet werden, welches das Glas nicht angreift oder schwächt. Ein bevorzugtes Lösungsmittel ist
Acetamid, das anorganische Salze löst und sie dissoziieren läßt. Sein Siedepunkt liegt bei 22O0C, wird
jedoch durch das gelöste Salz noch wesentlich heraufgesetzt und kann durch Anwendung eines mäßigen
Druckes noch weiter erhöht werden.
Die Temperatur des Bades soll genügend hoch gehalten werden, damit der gewünschte Ionenaustausch
in annehmbaren Zeiten erfolgt, jedoch nicht oberhalb einer Temperatur liegen, die z. B. für normales
Natronkalkglas etwa 470° C beträgt. Temperaturen von 2000C sind ausreichend für sehr schnell diffundierende
Ionen, beispielsweise beim Austausch von in der M das Biegemoment, E der Elastizitätsmodul
des Glases, t die Dicke des Glasgegenstandes und η die Poissonsche Zahl ist. Dieses Biegemoment wird
erzeugt durch die an Stelle der Alkalimetallionen eindiffundierten Alkalimetallionen größeren Durchmessers
in einer Oberflächenschicht, deren Dicke in der Größenordnung von einigen 1000 Ä liegt. Die
in der Oberflächenschicht auftretenden Druckspannungen können Werte von etwa 8500 kg/cm2 annehmen.
Das Beispiel erläutert die Erfindung.
Durch Erhitzen entspanntes Natronkalkglas der Firma Corning Glass Works, Glass Code 0088, einer
Dichte von 2,47 mit einer oberen Kühltemperatur (1013·5 Poise) von 521°C und einem Spannungspunkt
(ΙΟ14-5 Poise) von 4800C in Stäben von 6,3 mm Durchmesser
wurde 16 Stunden in eine 35O0C heiße Kaliumnitratschmelze
eingetaucht. Anschließend wurde die Zugfestigkeit der behandelten Stäbe mit der von
unbehandelten Stäben und durch übliches Abschrecken gehärteten (vorgesetzten) Stäben aus dem gleichen Glas
verglichen. Es wurden folgende Ergebnisse erhalten:
Durch Erhitzen entspannte Stäbe
(Mittelwert aus zehn Proben).. 1860 kg/cm2
(Mittelwert aus zehn Proben).. 1860 kg/cm2
Durch Abschrecken gehärtete
Stäbe (Mittelwert aus siebzehn
Proben) 2340 kg/cm2
Stäbe (Mittelwert aus siebzehn
Proben) 2340 kg/cm2
Erfindungsgemäß behandelte
Stäbe (Mittelwert aus sieben
Proben) 4880 kg/cm2
Stäbe (Mittelwert aus sieben
Proben) 4880 kg/cm2
Claims (3)
1. Verfahren zur Erhöhung der Zugfestigkeit von Glasgegenständen durch Erzeugen von Druckspannungen
in ihrer Oberflächenschicht durch Austauschdiffusion von Alkalimetallionen bei erhöhten
Temperaturen, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Teil der Alkalimetallionen in der Oberflächenschicht durch Eintauchen der
Glasgegenstände in ein Alkalimetallionen größeren Durchmessers enthaltendes nichtwäßriges Flüssigkeitsbad
durch diese Alkalimetallionen ersetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Glasgegenstände in das Flüssigkeitsbad
eingetaucht werden, bevor sie sich nach dem Formen wesentlich unter die Badtemperatur
abgekühlt haben.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Natriumionen in der Glasoberfiäche
durch Kaliumionen ersetzt werden.
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