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Lackabbeizmittel Es ist bekannt, zum Entfernen von Anstrichfilmen
wäßrige Lösungen starker Alkalien zu verwenden. Diese können verbessernde Zusätze,
beispielsweise Kresol oder Netzmittel, enthalten. Es wurde jedoch festgestellt,
daß es häufig erforderlich ist, die Gegenstände mehrere Stunden in die siedend heiße
Lösung zu tauchen, um das gewünschte Ablösen des Lacküberzugs zu erzielen. In manchen
Fällen führen aber auch noch längere Berührungszeiten mit der Lösung nicht zu einem
merklichen Ablösen der Lackschicht.
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Aus der USA.-Patentschrift 2 971919 sind wäßrige alkalische
Abbeizmittel bekannt, die chlorierte phenolische Verbindungen und Glykoläther als
Zusatz .enthalten. Zur Entfernung von eingebrannten Silikonharzen werden
nach den USA.-Patentschriften 2 662 837 und 2 897 104 Mittel auf Basis
von Alkah und organischen Lösungsmitteln in Verbindung mit einem Lösungsvermittler,
insbesondere verätherten aliphatischen Alkoholen, benutzt.
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Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung einer wäßrigen alkalischen
Lösung mit Alkalihydroxyd als Hauptbestandteil und einem Gemisch aus einem Polyalkylenglykol
und einem Alkylenglykolaryläther als Beschleuniger sowie gegebenenfalls noch Gluconsäure
oder Derivate davon und/oder oberflächenaktive Stoffe als Abbeizmittel.
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Die erfindungsgemäßen Mittel haben den Vorteil, daß sie eine wesentlich
bessere und schnellere Wirkung zum Entfernen von Lacküberzügen aufweisen als die
bekannten alkalischen Abbeizmittel. Sie sind auch zur Entfernung solcher Uberzüge
geeignet, die mit den bekannten Mitteln kaum oder gar nicht abgelöst werden können.
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Das erfindungsgemäß verwendete Abbeizmittel kann durch Auflösen oder
Dispergieren der alkalisierenden Mittel in Wasser und Zugabe des Beschleunigergemisches
zu der Lösung hergestellt werden. Vorzugsweise beträgt der Gehalt der Lösung an
Beschleunigergemisch 1 bis 12 Volumprozent; besonders günstige Ergebnisse
werden im Bereich von 2 bis 7 Volumprozent erhalten.
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Das Beschleunigergemisch kann aber auch bereits den festen Alkalien
zugefügt werden. In diesem Fall enthält das Alkaligemisch zweckmäßig etwa
1 bis 10 Gewichtsprozent Beschleunigergemisch.
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Geeignete Konzentrate zur Herstellung der erfindungsgemäßen Abbeizlösungen
enthalten 50 bis 97 Gewichtsprozent Alkalihydroxyd, 1 bis
10 Ge-
wichtsprozent Beschleunigergemisch und gegebenenfalls auch bereits
Wasser. Das Beschleunigergemisch sollte mindestens 50 Ge-
wichtsprozent Polyalkylenglykol
enthalten. Das Ge-
wichtsverhältnis von Glykol zu Alkylenglykolaryläther liegt
zweckmäßig im Bereich von (1 bis 3) : 1
und vorzugsweise bei etwa 2
: 1.
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Die verwendeten Glykole sind vom Typ HO(R0).It wobei R ein
Alkylenrest und n einen Durchschnittswert von mindestens 2 bedeutet. Vorzugsweise
ist n eine Zahl von etwa 2 bis etwa 5. Der Alkylenrest enthält vorzugsweise
etwa 2 bis etwa 6 C-Atome. Es können die verschiedensten Polyalkylenglykole
Verwendung finden, so z. B. Diäthylenglykol, Triäthylenglykol, Dipropylenglykol,
Tripropylenglykol, Tetraäthylenglykol, Dibutylenglykol. Von diesen wird bevorzugt
Tripropylenglykol benutzt.
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Die benutzten Glykoläther sind vom Typ
RO(R'0)"X, wobei R' ein
Alkylenrest, R eine monocyclische Arylgruppe, n mindestens 1 und X ein monocyclischer
Arylrest oder Wasserstoff bedeutet. Vorzugsweise enthalten diese Äther insgesamt
mindestens 7 C-Atome. Der Alkylenrest enthält vorzugsweise etwa 2 bis etwa
6 C-Atome. Es können die verschiedensten Alkylenglykolaryläther verwendet
werden, so z, B. Athylenglykolmonophenyläther, Propylenglykolmonophenyläther" Butylenglykolmonophenyläther,
Diäthylenglykolmonophenyläther, Dipropylenglykolmonophenyläther. Von diesen wird
der Athylenglykohnonophenyläther bevorzugt.
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Ein bevorzugtes Beschleunigergemisch als Zusatz in den erfindungsgemäßen
alkalischen Abbeizlösungen wird aus Tripropylenglykol und Athylenglykolmonophenyläther
in einem Gewichtsverhältnis von etwa 2 : 1 hergestellt.
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In manchen Fällen kann es vorteilhaft sein, wenn der Beschleuniger
in der Lösung in genngem Uberschuß,
vorhanden ist, so daß eine völlige
Sättigung der alkalischen Lösung gewährleistet ist. Der Überschuß bildet dann einen
öligen Film auf der Oberfläche der Lösung. Diese Filmbildung kann als Maßstab für
die Zusätze an Beschleunigergemisch verwendet werden. Wann der Fihn verschwindet,
ist dies ein Anzeichen dafür, daß Beschleuniger verbraucht worden ist und ein Zusatz
an Beschleunigergemisch erforderlich ist.
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Wenn es jedoch erwünscht ist, daß das wäßrige Abbeizmittel keine ungelösten
Substanzen enthält und somit - kein überschuß verwendet werden kann, ist
die Feststellung von Nutzen, daß die Löslichkeit des Aktivatorgemisches und insbesondere
des Tripropylenglykols in der Lösung umgekehrt proportional der Alkalinität der
Lösung ist, so daß bei geringeren Alkalinitäten mehr Beschleunigergemisch in der
Lösung gelöst werden kann. Bei erwünschten höheren Beschleunigergehalten sollten
daher die Mengen an Alkali entsprechend eingestellt werden.
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Das alkalisierende Mittel, das zur Herstellung der pffindungsgemäßen
Lösung verwendet wird, enthält im wesentlichen Alkalihydroxyd. Sein Anteil sollte
daher mindestens 50 Gewichtsprozent betragen. Zusätzlich können andere Alkalien,
z. B. Alkalikarbonate, Alkalisilikate, Alkaliphosphate, verwendet werden. Als Phosphate
sind beispielsweise Trinatriumphosphat, Tetranatriumpyrophosphat, Tetrakaliumpyrophosphat,
Natriumtripolyphosphat ge-
eignet. Wenn solche anderen Alkalien zusätzlich
verwendet werden, beträgt ihr Gesamtanteil vorzugsweise etwa 3 bis
30 Gewichtsprozent der Mischung.
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Natrium- und Kaliumverbindungen werden als Alkalien bevorzugt.
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Die alkalischen Mittel werden in genügender Menge in Wasser gelöst,
um eine Lösung der für die Lackentfernung erwünschten Alkalinität zu ergeben. Üblicherweise
werden für die Herstellung der Alkahlösung 60 bis 600 g alkalisches
Mittel pro Liter Lösung eingesetzt. Bevorzugte Mengen sind 120 bis 360 g/l.
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In der Lösung kann Gluconsäure, ihre wasser-IMchen und wasserdispergierbaren
Derivate, wie -Alkaligluconate und insbesondere Natriumgluconat, a-Gluconlacton
als Sequestrierungsmittel verwendet werden. Der Anteil beträgt etwa bis zu
10 Gewichtsprozent, vorzugsweise 2 bis 7 Gewichtsprozent, der Feststoffe.
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Auch oberflächenaktive Stoffe oder Netzmittel können vorteilhaft mitverwendet
werden. Geeignete Mengen sind bis zu etwa 10 Gewichtsprozent der Feststoffe;
vorzugsweise Mengen sind 0, 1 bis 7 Gewichtsprozent.
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Es sind die verschiedensten anionischen, nichtionogenen und kationaktiven
Typen solcher Mittel brauchbar, sofern diese in Lösungen hoher Alkalinität löslich
und wirksam sind. Besonders geeignete Mittel sind in vielen Fällen Phosphatester.
Sie werden daher bevorzugt. Auch sulfonierte Fettsäureamidderivate sind gut geeignet.
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Die Zusatzstoffe können den zur Herstellung der Lösungen verwendeten
Konzentraten zugesetzt werden. Es ist auch möglich, sie dem Beschleunigergemisch
zuzusetzen, wenn dieses der alkalischen Lösung zugesetzt werden soll.
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Die Anwendung der erfindungsgemäßen Abbeizlösungen erfolgt am zweckmäßigsten
durch Eintauchen der Oberfläche, von der der Lacküberzug entfernt werden soll, in
die Lösung, weil auf diese Weise eine vollständige und dauernde Benetzung des Uberzugs
mit der Lösung gewährleistet ist und kaum Verluste an Lösungen auftreten. In manchen
Fällen jedoch, insbesondere wenn weniger schwierig entfernbare Uberzüge abgelöst
werden sollen, können auch andere Behandlungsweisen, z. B. Spritzen, Uberfluten,
angewendet werden.
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Es ist zweckmäßig, die Abbeizlösung bei erhöhter Temperatur mit den
Oberflächen, von denen der Lack entfernt werden soll, in Berührung zu bringen. Geeignete
Temperaturen sind im Bereich von etwa 90 bis etwa 100'C. In manchen
Fällen können jedoch auch höhere oder tiefere Temperaturen, z. B. auch Raumtemperatur,
angewendet werden.
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Die erforderliche Berührungszeit, um eine vollständige Ablösung des
Uberzugs von der Oberfläche zu bewirken, hängt von der Art und der Dicke des
- Anstriches, der zu entfernen ist, ab. Bei manchen Lacken können Berührungszeiten
von nur wenigen Minuten, z. B. 2 bis 3 Minuten, ausreichend sein, während
bei anderen und schwieriger zu entfernenden Anstrichen wesentlich längere Berührungszeiten,
z. B. von 30 Minuten oder mehr, erforderlich sein können. Es ist aber nicht
unbedingt notwendig, daß das Abbeizmittel so lange mit der lackierten Oberfläche
in Berührung bleibt, bis eine vollständige Entfernung des Überzugs bewirkt ist.
Es kann auch ausreichend sein, die Berührung nur so lange auszudehnen, bis eine
Lockerung des Anstrichfilms auf der Oberfläche erzielt ist, so daß dieser dann durch
Bürsten, Aufsprühen von Wasser unter hohem Druck u. dgl., leicht vollständig entfernt
werden kann.
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Nach der Entfernung des Lacküberzugs kann die Oberfläche erneut lackiert
werden. Es ist jedoch zweckmäßig, sie zunächst gründlich zu spülen, um alle Reste
der Alkalilösung zu beseitigen. B e i s
p i e
1 e In üblicher Weise
mit einem Zinkphosphatüberzug versehene und anschließend mit etwa
25 p. dicken
Anstrichen verschiedener Art überzogene Stahlbleche wurden in Abbeizlösungen der
nachstehend angegebenen Zusammensetzung so lange eingetaucht, bis eine im wesentlichen
vollständige Entfernung des Lackfilms erzielt war.
- Die Abbeizlösungen wurden
auf etwa
100'C gehalten. Die erforderlichen Behandlungszeiten sind in der
nachstehenden Tabelle angegeben. Zur Herstellung der Lösungen wurde ein festes Alkaligemisch
folgender Zusammensetzung verwendet:
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Gewichts- |
prozent |
Natriumhydroxyd .................... 93 |
Natriumgluconat ........................ 5,5 |
Kerosin ............................. 0,5 |
Nichtionogenes Netzmittel |
(Phosphatester) ..................... 1,0 |
907 g dieses alkalischen Gemisches wurden in Wasser gelöst-. Zu der wäßrigen
Lösung wurde einer der folgenden Zusätze des Beschleunigers in einer Menge von
3 Volumprozent der wäßrigen Lösung zugegeben:
Zusatz A Gewichts- |
prozent |
Tripropylenglykol ...................... 72 |
Monoäthanolamin ...................... 2 |
Gluconsäure |
(50%ige wäßrige Lösung) .............. 5 |
Wasser ................................ 21 |
Zusatz B |
Athylenglykolmonophenyläther ........... 100 |
Zusatz C (erfindungsgemäß) |
Tripropylenglykol ...................... 66 |
Athylenglykolmonophenyläther ........... 27 |
Anionaktives Netzmittel |
(Natriumäthylhexylsulfat) .............. 3 |
Wasser ................................ 4 |
Unter Verwendung des vorstehend angegebenen Verfahrens wurden die folgenden Ergebnisse
erzielt:
Verwendetes Zeit bis zur |
Blech Beschleuni- Anstrichsystem vollständigen |
Nr. gergernisch Lackentfernung |
(in Minuten) |
1 A Acryllack 42 |
2 B desgl. 19,5 |
3 C desgl. 16,5 |
4 A Grundierung auf |
Acrylbasis 9 |
5 B desgl. 7,5 |
6 C desgl. 5 |
7 A Epoxygrundierung |
und Melamin- |
Einbrennlack 15 |
8 B desil ' 20 |
9 C desgl. 7,5 |
Verwendetes Zeit bis zut |
Blech Beschleuni- Anstrichsystern vollständigen |
Nr. gergernisch Lackentfernurg |
(in Minuten) |
10 A Epoxygrundierung |
und Melamin- |
Einbrennlack 16 |
11 B desgl. 16 |
12 C desgl. 8 |
Das Verfahren der vorstehenden Beispiele wurde wiederholt unter Anwendung von Lösungen,
die aus anderen Alkaliverbindungen, z. B. Kaliumhydroxyd, Kaliumkarbonat, sowie
unter Verwendung anderer Polyalkylenglykole und anderer Alkylenglykolaryläther hergestellt
wurden. Es wurden ähnliche Ergebnisse erzielt.
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Aus den vorstehenden Angaben ist ersichtlich, daß durch die Verwendung
von Gemischen, die sowohl das Glykol als auch den Glykoläther enthalten, erheblich
verbesserte Abbeizergebnisse erzielt werden im Vergleich zur Anwendung von nur einer
der genannten Komponenten.