DE126241C - - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

KLASSE

In der Patentschrift 90999 ist gesagt, dafs die Cyanidsynthese aus Alkalimetall, Ammoniak und Kohle in einer Operation nur ganz ungenügende Resultate liefere, und als Grund dafür wird angegeben, dafs die dabei einzuhaltende, für die Bildung des Cyanide erforderliche hohe Temperatur die glatte Bildung des Alkaliamids verhindere. Um eine glatte Cyanidsynthese aus obigen Materialien mit guter Ausbeute zu ermöglichen, ist es nach der angezogenen Patentschrift nöthig, den Procefs in zwei Operationen, in zwei Apparaten vor sich gehen zu lassen. Es hat sich nun ergeben, dafs dieses unnöthig und dafs die wichtige Cyanidsynthese aus Natrium, Ammoniak und Kohle in einem Apparat und in einer Operation ausführbar ist, wenn die in der Patentschrift 124977 niedergelegten Beobachtungen verwerthet werden. Hierin ist ein neues elegantes Verfahren beschrieben zur Darstellung von Dialkalicyanamid, z. B. von Dinatriumcyanamid Na₂NCN. Durch Drechsel ist nun festgestellt (Journ. f. pt. Chern., 2, 21. S. 90), dafs die Dialkalicyanamidverbindungen durch Zusammenschmelzen mit Kohle in Cyanalkalien überführbar sind. · In dem eben Gesagten ist der Weg gezeigt, der bei unserem neuen Verfahren zur Cyansynthese eingeschlagen werden soll: wir stellen intermediär Cyanamid dar, jedoch bei Gegenwart von so viel Kohle, dafs alles Alkalicyanamid in Gyanid übergeführt werden kann.

Die Arbeitsweise hierbei ist folgende:

In einem Schmelzgefäfs, das in einem gut regulirbaren Ofen eingebaut ist, wird das Cyanid, z. B. Cyannatrium, eingeschmolzen und darauf die berechnete Menge Alkalimetall und Kohle eingetragen. Bei einer Temperatur, die gerade genügt, das Cyanid flüssig zu halten, wird ein Ammoniakstrom von passender Stärke durch das Gemisch geleitet. Hierbei vollziehen sich dann folgende Reactionen: Zunächst entsteht aus dem Metall und dem Ammoniak Alkaliamid, das sich im Entstehungszustand sofort rriit dem Cyanid umsetzt zu Dialkalicyanamid, und an dieses addirt sich die Kohle, indem Cyanid entsteht. Damit die letztere Reaction, die Addition von Kohlenstoff an Alkalidicyanamid, sich quantitativ vollzieht, iriufs gegen Schlufs die Temperatur des Reactionsgemisches etwas erhöht werden. Der grofse Vortheil dieses Verfahrens liegt zunächst darin, dafs das bei höherer Temperatur sehr leicht zersetzliche Amid dadurch, dafs es im Momente seines Entstehens von dem vorgeschlagenen Cyanid aufgenommen und in das viel beständigere Cyanamid übergeführt wird, hierdurch vor der Zersetzung geschützt, bei der höheren Temperatur quantitativ in Cyanid übergeführt werden kann. Aufserdem aber ist die Apparatur die denkbar einfachste, da der ganze Procefs der Cyanidbildung aus Natrium, Ammoniak und Kohle sich in einem und demselben Tiegel vollzieht, eine Möglichkeit, die nach dem Patent 90999 ausgeschlossen schien. Statt Natrium und.

Natriumcyanid kann man naturgemäfs auch
alle anderen Alkalimetalle verwenden.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch :

   Ein Verfahren zur direkten Darstellung von

   Cyanalkalien aus Alkalimetall, Ammoniak und

   Kohle dadurch gekennzeichnet, dafs man, um

   die anderenfalls eintretende Zersetzung von

   Amid zu vermeiden, intermediär ein Dialkalicyanamid bildet, indem man aufser dem Alkalimetall und der Kohle die zur Bildung des Cyanamids jeweils nothwendige Menge Cyanid in dem Reactionsgefä'fs vorschlägt und bei einer nur wenig über dem Schmelzpunkt des Cyanids gelegenen Temperatur Ammoniak einleitet.

   BERLIN. GEDRUCKT IN DER REICHSDRUCKEREL