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Verfahren zur Nachbehandlung von Chromledem unter Verwendung von kondensierten
Phosphaten In den letzten Jahren hat sich die Nachbehandlung von Chromledern mit
Polyphosphaten, also kettenförmig aufgebauten, kondensierten Phosphaten, nach dem
Falzen oder Spalten allein oder in Verbindung mit einer Nachgerbung mit synthetischen
oder vegetabilischen Gerbstoffen, Harzgerbstoffen, basischen Chrom-, Aluminium-
oder Zirkonsalzen usw. stark eingebürgert.
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Gewöhnlich wird dabei das Polyphosphat im Stadium der Neutralisation
verwendet.
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Als Polyphosphate wurden sowohl langkettige als auch kurzkettige,
neutrale, schwach basische oder saure Produkte verwendet.
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Wie schon von C. G. S c h n e i d e r [JALCA, 45,
S. 670 (1950)] gefunden wurde, wird das Phosphat dabei von dem Chrom auf
der Faser weitgehend gebunden. Von C. R i e ß [»Leder- und Häutemarkt«,
14, S. 122 (1962)] wurde bei Verwendung unter betrieblichen Verhältnissen
von 1,50/, eines höhermolekularen, nicht puffernden, schwach sauren Polyphosphates
bei 40'C innerhalb 50 Minuten eine Phosphataufnahme von 970/, festgestellt.
Man erhält auf diese Weise Leder, die feiner und fester im Narben sind und ein gleichmäßiges
Aussehen aufweisen. Nachteilig in der Anwendung der Polyphosphate ist die Tatsache,
daß sie die Affinität der sauren und substantiven Farbstoffe zur Chromlederfaser
herabsetzen, was sich in einer blasseren Oberflächenfärbung bemerkbar macht und
bei der Herstellung von rein anilinzugerichteten Ledern als störend empfunden wird.
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Um die normale Färbbarkeit solcher Leder wiederherzustellen, ist man
daher gezwungen, die mit Polyphosphaten behandelten Chromleder mit basischen Chrom-
oder Aluminiumsalzen oder kationaktiven Kondensationsprodukten organischer Stickstoffverbindungen
nachzubehandeln.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß die geschilderten Nachteile
vermieden werden, wenn die Leder nach dem Falzen oder Spalten mit cyclischen Metaphosphaten
behandelt werden. Dadurch erhält man beim anschließenden Färben der so behandelten
Leder satte und tiefe Farbtöne, ohne daß eine weitere Nachbehandlung derChromleder
mit basischen Chrom-oder Aluminiumsalzen erforderlich ist.
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Unter cyclischen Metaphosphaten sind solche kondensierte Phosphate
zu verstehen, die eine Ringstruktur aufweisen, wie das Trimeta- oder das Tetrametaphosphat,
die der exakten Formel (NaP0,), oder (NaP0,), entsprechen. So entsteht z. B. das
Natriumtrimetaphosphat bekanntlich beim Tempern einer Schmelze von Grahamsalz bei
etwa 300 bis 600'C.
Letzteres hat zwar im Handel und in der älteren
Literatur noch die Bezeichnung »Metaphosphat« oder »Hexametaphosphat«, doch entspricht
diese Bezeichnung, wie inzwischen eindeutig festgestellt wurde, keineswegs der chemischen
Zusammensetzung, da es sich bei dieser Substanz um ein kettenförmiges Polyphosphat
der allgemeinen Formel (NaP0,). - H,0 handelt, wie die Untersuchungen von
T h i 1 o und Mitarbeitern [Zeitschrift für angew. Chemie,
63, S. 508
(1951)] gezeigt haben.
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Die cyclischen Metaphosphate besitzen im Gegensatz zu den kettenförmigen
Polyphosphaten kaum Kalkbindevermögen und sind auch nicht in der Lage, mit mehrwertigen
Metallen, wie Eisen oder Mangan, lösliche Komplexverbindungen zu bilden. Es fehlen
also den cyclischen Metaphosphaten alle diejenigen Eigenschaften, die die Grundlage
der praktischen Verwertbarkeit der Polyphosphate bilden, so daß bisher die technische
Verwendung dieser Verbindungen nicht gegeben war. Es war daher überraschend, daß
auch das Trimetaphosphat, ähnlich wie wie Polyphosphate, eine hohe Affinität gegenüber
Chrom'II-Verbindungen aufweist und ebenfalls vom Chromleder nahezu quantitativ gebunden
wird. Die cyclischen Phosphate wirken genau wie die Polyphosphate füllend und narbenverfestigend
auf das Leder, ohne jedoch wie letztere die Färbbarbeit der Leder zu beeinträchtigen.
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Zur vorteilhaften Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden
bevorzugt die Alkalimetaphosphate, insbesondere das Natriummetaphosphat, eingesetzt,
wobei die Chromleder in ein Neutralisationsbad gegeben, das 0,5 bis
5 0/" vorzugsweise 1 bis 20/" bezogen auf das Falzgewicht, Alkalimetaphosphat
enthält, und etwa eine Stunde bei etwa 35'C in dem Bad belassen werden.
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Es ist auch durchaus ohne Nachteile möglich, auf ein Neutralisationsmittel
zu verzichten und die chromgegerbten
Leder lediglich in einem Bad,
das nur Metaphosphat enthält, zu behandeln.
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Nach einer neueren Arbeitsweise werden die zur Nachbehandlung erforderlichen
Zusätze direkt in fester Form in das Gerbfaß gegeben, so daß in wesentlich konzentrierteren
Flotten gearbeitet wird. Auch für diesen Fall sind die cyclischen Alkalimetaphosphate
ausgezeichnet geeignet, da sie außerordentlich gut löslich sind.
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An Hand der nachstehenden Beispiele wird die Überlegenheit des erfindungsgemäßen
Verfahrens gegenüber den bisher bekannten Methoden veranschaulicht. Beispiel
1
Färbeversuche a) Chromlederstücke wurden nach der Gerbung kurz gespült und
erfindungsgemäß mit 20/, Natriumtrimetaphosphat bzw. mit 2 % eines hochmolekularen,
sauren Polyphosphatglases nach Stand der Technik 1 Stunde bei etwa 40'C behandelt.
Dann wurde mit 1,5 Of, Chromlederechtschwarz T hochkonzentriert gefärbt,
anschließend mit 5 01,) eines Fettungsmittels gefettet und getrocknet.
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Das mit Trimetaphosphat behandelte Leder zeigte eine satte, tiefe
Oberflächenfärbung, während das mit dem Polyphosphat behandelte Leder wesentlich
blasser gefärbt war. Die Leder wiesen bei Verwendung von Natriumtrimetaphosphat
einen Phosphatgehalt von 2,75 l)/" bei Verwendung des hochmolekularen, sauren
Polyphosphates von 2,88 "/, auf.
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b) Chromlederstücke wurden wie unter a nach der Chromgerbung
kurz gespült und danach erfindungsgemäß mit 2 0/, Natriumtrimetaphosphat bzw. mit
2 0/, Grahamsalz nach Stand der Technik 1 Stunde bei 40'C behandelt. Anschließend
wurde mit je
1,5010 Chromlederechtschwarz T hochkonzentriert bzw, Coratylbraun
HEGB gefärbt. Die mit Grahamsalz behandelten Leder waren wesentlich blasser in
5 der Farbe als die mit cyclischem Natriumtrimetaphosphat behandelten Leder.
Beispiel 2 Chromrindleder wird nach dem Falzen und Spülen mit 20/0 cyclischem Natriumtrimetaphosphat,
das in Wasser 1:10 gelöst zugegeben wird, und 0,30/, Natriumbiearbonat bei
etwa 35'C 1 Stunde behandelt. Danach wird in einem neuen Bad mit sauren oder
substantiven Farbstoffen in üblicher Weise gefärbt.
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Das so hergestellte Leder zeichnet sich durch eine satte, gleichmäßige
Oberflächenfärbung bei guter Fülle und einem anliegenden Narben aus. Beispiel
3
Chromgare Ziegenleder werden nach dem Falzen mit 1,501, cyclischem
Natriumtetrametaphosphat in Wasser gelöst, bei 40'C 45 Minuten behandelt. Anschließend
werden die Leder in üblicher Weise mit Anilinfarbstoffen gefärbt.