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Anlage zum kontinuierlichen Richten von Walzstäben, insbesondere Walzprofilen
Die Abhängigkeit der Produktion einer Walzenstraße von einem nachgeschalteten Richtvorgang
ist schon häufig diskutiert worden. Dabei ist man heute zu folgenden Erkenntnissen
gelangt: Bei normalen Feinstahlstraßen mit einem Anfall an richtpflichtigem Walzgut
von 20 bis 25 % des Ausstoßes empfiehlt sich zum Richten der nichtkontinuierliche
Betrieb, in dem die richtpflichtigen Stäbe nach dem Abkühlen und Unterteilen in
Paketen zu einer oder zwei Richtmaschinen transportiert werden. Das Richten wird
.dann abseits vom Fluß des Walzgutes vorgenommen, und zwar auch während der Zeit,
in der die Walzenstraße nicht richtpflichtiges Walzgut produziert. Die Richtgeschwindigkeit
kann in mäßigen Grenzen gehalten werden, da der nichtkontinuierliche Richtbetrieb
die Produktion der Straße nicht beeinflußt.
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Wenn ein höherer Prozentsatz an richtpflichtigem Gut anfällt, wie
es bei Mitteleisenstraßen die Regel ist, ist man gezwungen, kontinuierlich im Anschluß
an den Abkühlungsvorgang zu richten. In diesem Falle ist die Produktion der Straße,
d. h. deren Walzgeschwindigkeit, weitgehend von der zulässigen Richtgeschwindigkeit
abhängig. Um über eine Richtgeschwindigkeit von 3 m/sec zu kommen, hat man bereits
vor einer Richtmaschine einen Treibapparat angeordnet, wodurch die Unfallgefahr
für das Bedienungspersonal gegenüber dem Einführen der Stäbe von Hand in die Richtmaschine
vermindert werden soll. Die Stäbe werden nacheinander von Hand in den langsamlaufenden
Treibapparat eingeführt, der sie dann zur schnellaufenden Richtmaschine abgibt,
wonach die Treibrollen gelüftet werden.
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Der Höhe der Richtgeschwindigkeit ist aber zur Zeit mit etwa 6 m/sec
eine Grenze gesetzt. Als einzigen Ausweg, trotzdem mit einer größeren Walzgeschwindigkeit
in der Walzenstraße arbeiten zu können, hat man bisher die Aufstellung mehrerer
Richtmaschinen angesehen. Man benötigt bei einer Walzgeschwindigkeit von 9 m/sec
für Profile zum Richten von Stäben bis zu 30 m Länge drei Richtmaschinen, wenn man
eine Richtgeschwindigkeit von 5 m/sec zugrunde legt. Hierin sind die Zeitverluste
zwischen den einzelnen Stabdurchläufen berücksichtigt.
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Eine weitere Erhöhung der Walzgeschwindigkeit, d. h. der Produktion
der Walzenstraße, wäre .demnach nur durch eine weitere Erhöhung der Anzahl der Richtmaschinen
möglich, da man anders über die heute als obere Grenze geltende Richtgeschwindigkeit
von 6 m/sec gelangen würde. Mit jeder zusätzlichen Richtmaschine wächst aber nicht
nur der Bedarf an Bedienungspersonal, - sondern auch der bauliche Aufwand für ein
Doppelkühlbett oder für weitere Rollgänge mit kompliziertem übergabemechanismus
zum Verteilen der Stabpakete bzw. Stabgruppen vom Ablaufrollgang . eines Kühlbettes
wechselweise auf verschiedene parallele Rollgänge, die zu den einzelnen Richtmaschinen
führen.
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Die Erfindung greift das bekannte mehradrige Richten von Walzstäben
auf. Eine bekannte Anlage zum zweiadrigen Richten setzt voraus, daß die zu richtenden
Stäbe in Walzlängen vom Kühlbett kommen und erst vor der Richtmaschine in handelsübliche
Längen unterteilt werden sollen. Zu diesem Zweck sind vor der Richtmaschine eine
Schere, ein verstellbarer Vorstoß sowie als Einführvorrichtung vor ,der Schere ein
Treibapparat mit profilierten Rollen vorgesehen, dessen untere Treibrollen mit konstanter
Drehzahl umlaufen und dessen obere Treibrollen zwar anhebbar sind, jedoch ist die
Förderwirkung der unteren Treibrollen nur in Verbindung mit dem Vorstoß wirksam.
Die -der Trennvorrichtung bzw. Schere vorgelagerte Einführvorrichtung ist beim Einführen
der zu richtenden Stäbe in die Richtmaschine deshalb wirkungslos, weil durch die
Trennvorrichtung die hinteren Enden der jeweils zu richtenden Stäbe abgeschnitten
werden. Daher dienen zur Weiterbeförderung der vor der Schnittstelle liegenden Stababschnitte
weitere Treibrollen vor und hinter dem Vorstoß.
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Als bekannt ist demnach anzusehen eine Anlage zum kontinuierlichen
Richten von Walzstäben, insbesondere Walzprofilen, die in Kühlbettlängen vom Ablaufrollgang
des Kühlbettes an die Richtmaschine herangeführt werden, der -ein Treibapparat vorgeordnet
ist, wobei die mit zweiseitig gelagerten, mehrere Richtkaliber enthaltenden Richtrollen
versehene Richtmaschine mindestens zwei gleiche Richtkaliberreihen
aufweist,
die vorgeordneten Treibrollen in gleicher Weise profiliert .sind und dem Treibapparat
eine Trennvorrichtung sowie eine Einführvorrichtung zum Führen der Stäbe bis zwischen
die Treibkaliber vorgeordnet ist.
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Eine solche bekannte Anlage zum kontinuierlichen Richten ist insofern
nachteilig, als das Ein-und Ausschalten der Förderwirkung der ersten Treibrollen
vor der Trennvorrichtung in Abhängigkeit von der Wirklage des Vorstoßes einerseits
und der Einschaltung der Trennschere andererseits gesteuert sein muß, es sei denn,
sowohl der Vorstoß als auch die Schere sind außer Betrieb, so daß nur lange Stäbe
gerichtet werden.
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Durch die Erfindung soll -die der Trennvorrichtung vorgelagerte Einführvorrichtung
von jeder Förderaufgabe befreit und so eingerichtet werden, daß die Stäbe zum Scilopfen
ihrer Vorderenden von Hand frei über die Trennvorrichtung hinaus eingeschoben werden
können, in ihrer Lage während des Schnittes zu fixieren sind und nachdem Schnitt
beim weiteren Vorschub :bis in den Treibapparat sicher geführt werden.
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Allgemeiner gesagt, soll die Aufgabe gelöst werden, eine Anlage zum
kontinuierlichen, mehradrigen Richten von Walzstäben zu schaffen, die,der Voraussetzung,
daß die Stäbe vor dem Kühlbett durch eine rotierende oder fliegende Schere unterteilt
werden, angepaßt ist. Durch die Teilschnitte vordem Kühlbett werden nämlich sowohl
die vorderen als auch -die hinteren Enden der Walzstäbe deformiert, so.daß eine
Rollen-Einfühxvorrichtung nach dem Stande der Technik zumindest wegen der durchlaufenden
unteren Treibrollen unbrauchbar ist.
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Die Erfindung besteht darin, daß die Einführvorrichtung aus einer
aufklappbaren Spannvorrichtung mit profilierten, rechenartigen Spannbacken besteht.
Hierdurch sind die Stäbe bei -geöffneter Spannvorrichtung nach einem Schopfschnitt
von den Rollgangsrollen des vorgeordneten Ablaufrollganges bis zwischen die Treibrollen
des Treibapparates förderbar. Indem der Rollgang zum Weiterbefördern .der Walzstäbe
nach dem Schopfschnitt herangezogen wird, lassen sich,die Walzstäbe bei stillgesetzten
kollgangsrollen leicht von Hand nacheinander in die Spannvorrichtung zum Schopfschnitt
einlegen und verspannen.
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Wenn mit -der bekannten Einrichtung vor den Teilschnitten noch Schopfschnitte
ausgeführt werden sollten, so wären -die Profile durch die Einführvorrichtung nicht
fest einzuspannen, da beim Niederdrücken der oberen Druckrollen des ersten Treibapparates
sofort eine Weiterbeförderung der Walzstäbe eingeleitet würde. Läßt man die oberen
Druckrollen hingegen angehoben, so würden die Stäbe auf den durchlaufenden unteren
Rollen tanzen und eventuell auch weiterbefördert, so daß die Schopflänge, die von
Stab zu Stab unterschiedlich sein kann, nicht einzuhalten wäre.
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Aus den angeführten Gründen ist das mehradrige kontinuierliche Richten
mit einer Einrichtung nach dem Stande der Technik nicht möglich, wenn - wie es von
der walztechnischen Seite her heute üblich ist - Walzstäbe in mehrfacher Kühlbettlänge
-gewalzt werden und diese Stäbe nach dem letzten Walzgerüst auf Kühlbettlänge unterteilt
werden. Für diese heute gebräuchliche Walztechnik wird durch die Erfindung eine
brauchbare Lösung vorCeschlagen, denn die zu richtenden und in Kühlbettlängen ankommenden
Stäbe können von Hand in die aufgeklappte Spannvorrichtung eingelegt werden, um
durch die nachgeordnete Trennvorrichtung einen Schopfschnitt auszuführen. Erst danach
kommt der der Richtmaschine vorgeordnete Treibapparat zur Wirkung, indem die bereitgelegte
Stabgruppe bei geöffneter Spannvorrichtung, deren unterer profilierter Rechen nun
als Einführvorrichtung wirkt, durch die Rollgangsrollen bis in den Treibapparat
gefördert wird.
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Ist die Trennvorrichtung statt einer Säge eine Schere zum Schneiden
von Stabpaketen, so ersetzt das profilierte Untermesser den unteren Rechen der Spanneinrichtung.
Die Teilung der Schneidkaliber in den Messern entspricht -dann dem Abstand der verschiedenen
Richtkaliberreihen voneinander.
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In der Zeichnung ist die Erfindung .durch ein Ausführungsbeispiel
'veranschaulicht, und zwar zeigt F i g. 1 eine Draufsicht auf eine Richtanlage hinter
einem Kühlbett und F i g. 2 eine Seitenansicht einer aufklappbaren Spannvorrichtung
gemäß der Erfindung.
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Die auf dem Rollgang 1 ankommenden Stäbe 7 werden auf -das kombinierte
Rechen-Rollenkühlbett 2 übergeben und gelangen in Stabgruppen bzw. Stabpaketen auf
den Ablaufrollgang 3. Daraufhin werden die hinteren Enden der Stäbe 7 durch eine
Säge 4 geschopft, wozu eine Spannvorrichtung 5 neben der Säge 4 vorgesehen ist.
Diese Spannvorrichtung 5 besteht aus einer ortsfesten unteren Spannbacke 5 a und
einer schwenkbaren oberen Spannbacke 5 b, wobei die Spannbacken rechenartig ausgebildet
und entsprechend dem Profil .der zu richtenden Walzstäbe 7 profiliert sind (F i
g. 2). Durch einen hydraulischen Stellmotor 6 kann die obere Spannbacke 5 b hochgeschwenkt
und damit die Spannvorrichtung geöffnet werden. Zum Schopfen werden die Stäbe 77
von Hand auf die Profile der unteren Spannbacke 5 a gelegt, wonach die Spannvorrichtung
5 geschlossen wird. Daraufhin kann der Sägeschnitt durchgeführt werden.
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Nachdem Schopfen der hinteren Stabenden wird die Stabgruppe zum Schopfen
der vorderen Enden in eine gleichartige Spannvorrichtung 5 am Ende des Ablaufrollganges
3 eingelegt und mit der dort vorhandenen Säge 8 geschnitten.
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Die gesamte Stabgruppe wird nunmehr, nachdem die obere Spannbacke
5 b der Spannvorrichtung 5 gelüftet ist, durch den Ablaufrollgang 3 voranbewegt,
wobei die Profile der unteren Spannbacke 5 a die Stäbe 7 führen. Diese gelangen
zwischen die ebenso profilierten Rollen eines Treibapparates 9, so daß jeder einzelne
Stab 7 in einem Abstand an zwei Stellen geführt ist, nämlich einmal am Profil der
unteren Spannbacke 5 a und zum anderen in dem auf gleicher Linie liegenden
Profil,der Treibrollen des Treibapparates 9.
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Der Treibapparat 9, .der zweckmäßig ständig langsam umläuft und mit
einer Überholkupplung und einer Einrichtung zum Lüften .der Treibrollen versehen
ist, transportiert die Stabgruppe weiter zur Zweiständer-Richtmaschine 10, deren
Rollen zweiseitig gelagert sind und mehrere gleichartige Richtkaliber enthalten.
Die Kaliberreihen aller Rollen stimmen mit den Linien, die durch .die Profilierung
der unteren Spannbacke 5 a und der Treibrollen gegeben sind, überein, so
daß .die Richtrollen die zu
richtenden Stäbe 7 sicher erfassen.
Die Richtrollen laufen ständig mit der der Richtgeschwindigkeit entsprechenden Drehzahl
um, so daß Drehstromantrieb für die Richtmaschine vorgesehen werden kann. Zwischen
der unteren Spannbacke 5 a und dem Treibapparat 9 einerseits und dem Treibapparat
und der Richtmaschine 10 andererseits können noch Leitschienen 11 im Rollgang vorgesehen
werden, die die Stäbe mit Sicherheit getrennt voneinander halten.
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Die gerichtete Stabgruppe läuft auf einen Rollgang 12 aus, von dem
.die Stäbe auf zwei seitliche Scherenrollgänge 13 und 14 verteilt werden. Die Scheren
15 und 16 besorgen nun die Aufteilung .der Kühlbettlängen in Kommissionslängen.
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Die Richtmaschine 10 ist auf einem Schienenpaar 1.7 verfahrbar angeordnet,
um .die gesamte Richtmaschine auswechseln zu können, wenn andere Richtkaliber erforderlich
sind. Um diesen Wechselvorgang zu erleichtern, ist in bei Walzgerüsten bekannter
Weise zwischen dem Vorgelege 18 und der Richtmaschine in der Antriebswelle 19 eine
selbsttätige Kupplung 20 angeordnet.