DE115988C - - Google Patents
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Classifications
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Zur Darstellung von zweifach kohlensaurem Kali kann man nach Gmelin-Kraut, Hdbch.
d. anorg. Chemie, II. Bd., I. Abth., 1886, S. 25, Kohlensäure entweder in eine concentrirte
Lösung von einfach kohlensaurem Kali oder über schwach befeuchtetes festes kohlensaures
Kali leiten.
Bei beiden Darstellungsweisen ist die Absorption der Kohlensäure aufserord entlich
schwach und beansprucht sehr viel Zeit. Es wird deshalb auch im Gmelin-Kraut a. a. O.
auf die Verwendung der porösen Weinsteinkohle verwiesen, welche Wo hler für diesen
Zweck zuerst in Vorschlag gebracht hat.
Keine Geringeren nämlich als Wo hler und
Lieb ig haben wegen der Schwierigkeiten, welche das Kaliumcarbonat in gewöhnlichem
Zustande bezw. in Lösung der Aufnahme der Kohlensäure bietet, andere und zwar durchaus
nicht einfache Darstellungsarten des Bicarbonats empfohlen.
Wo hl er sagt (Ann. d. Pharm., Bd. 24, S. 49): »Bekanntlich nimmt das kohlensaure Kali sowohl
in trockener als in aufgelöster Form, bei Umwandlung in Bicarbonat, das zweite Atom
Kohlensäure nur sehr langsam auf. Ich habe gefunden, dafs durch Vermittelung der Porosität
von eingemengter Kohle die Bildung dieses Salzes aufserordentlich leicht stattfindet. Man
verkohlt rohen Weinstein in einem bedeckten Tiegel, befeuchtet die kohlige Masse mit Wasser
und leitet Kohlensäure ein.« Die Absorption ist dann sehr heftig.
Liebig bemüht sich, das von Wöhler angegebene Verfahren ökonomischer zu gestalten.
Er kommt aber dabei nicht etwa dazu, zu empfehlen, dafs man einfach Kohlensäure
in eine concentrirte Lösung von kohlensaurem Kali oder über schwach befeuchtetes Monocarbonat
leite, sondern empfiehlt (Graham-Otto, Lehrb. d. anorg. Chemie, Aufl. V, Bd. III,
S. 202), einen mit wenig Wasser bereiteten Auszug von vier Theilen Pottasche mit einem
Theil Kartoffelstärkemehl zu mengen, zur Trockene einzudampfen, den Rückstand zu
glühen und dann mit diesem, wie Wöhler gethan, zu verfahren.
Hiernach kann es nicht zweifelhaft erscheinen, dafs die im Gmelin-Kraut zunächst empfohlene
Darstellungsweise des Kaliumbicarbonats nur sehr dürftige Resultate giebt. Wöhler
constatirt diese Thatsache übrigens, wie oben gezeigt, ausdrücklich. Sie dürfte aber schon
allein dadurch aufser Zweifel gesetzt sein, dafs Männer wie Wöhler und Lie big, deren
bewundernswerthes Genie immer die zur Zeit einfachsten Mittel zur Erreichung des angestrebten
Zieles wählte, eine immerhin recht umständliche Bereitungsweise des zweifach kohlensauren Kalis als eine Verbesserung der
bekannten Methode gegenüber empfehlen. ■
Betrachtungen dieser Art müssen auch Vereinfachungsvorschläge
der Liebig'schen Methode, wie sie z. B. im Graham-Otto
(anorg. Chemie, Aufl. V, Bd. Ill, S. 202) gemacht werden, dahin gehend, dafs man der
Pottasche einfach Kohlenpulver zumengt, etwas bedenklich erscheinen lassen. Es ist wirklich
nicht anzunehmen, dafs ein Lieb ig Pottasche löst, mit Kartoffelstärkemehl mengt, zur Trockene
eindampft, den Rückstand glüht, um zu einem Rückstand zu gelangen, den man annähernd
gleichwerthig einfach durch Mengen von Kohlenpulver mit Pottasche erhalten kann. In
der That zeigt der Versuch, dafs eine Beimengung von Kohlenpulver die Absorptionsfähigkeit
der Pottasche für Kohlensäure kaum beeinflufst. Der ganze Vorschlag verdankt einer falschen Auffassung der etwas knappen
Erklärung, welche Wohl er von seinem Verfahren giebt, die Entstehung.
Es ist auch leicht einzusehen, weshalb das Leiten von Kohlensäure in eine Kaliumcarbonatlösung
oder über feuchtes Kaliumcarbonat nur recht mangelhafte Resultate geben kann. Bei Anwendung der Lösung wirkt
naturgemäfs das vorhandene Wasser die Reaction schwächend. Aufserdem wird die Concentration
der Lösung in dem gleichen Mafse, in dem sich Bicarbonat bildet und ausscheidet, verringert.
Hierdurch wird der Fortgang der Reaction ebenfalls abgeschwächt. Wendet man aber feuchtes kohlensaures Kali an, so wird
der Kohlensäure, die doch nur da wirken kann, wo sie wirklich mit dem Carbonat in Berührung
kommt, eine aufserordentlich geringe Angriffsfläche geboten; denn das feuchte Kaliumcarbonat stellt gewissermafsen einen
festen, für Gase aufserordentlich wenig durchlässigen Teig dar. Der in anderen Fällen
wohl anwendbare Kunstgriff, durch Umrühren die Oberfläche zu vergröfsern, wird zum Theil
dadurch unwirksam gemacht, dafs das an der Oberfläche sich bildende Kaliumbicarbonat das
unter ihm befindliche Monocarbonat einhüllt und so der Wirkung der Kohlensäure entzieht.
Es erscheint beinahe unmöglich, das gesammte Carbonat in Bicarbonat zu verwandeln, deshalb
empfehlen Liebig und Wo hl er die Herstellung einer porösen Kohle, welche denkbar
innigst mit dem Carbonat imprägnirt ist und so der Kohlensäure das Carbonat in einer
unendlich grofsen Oberfläche darbietet, wodurch natürlich der beabsichtigte Erfolg gesichert
ist.
. Sind hiernach die von Wöhler und Liebig angegebenen Methoden, wie ja gar nicht anders
zu erwarten, von ausgezeichneter Wirkung, so wird man doch zugeben müssen, dafs sie,
.. namentlich für technische Zwecke, etwas com-•plicirt und kostspielig erscheinen.
Auch der von anderer Seite gelegentlich einer Methode zur Absorption und Gewinnung
von ' Kohlensäure gemachte Vorschlag, Soda oder Pottasche gleichzeitig der Einwirkung von
Wasserdampf und Kohlensäure zu unterwerfen, wird bei Natriumcarbonat, welches für Gase
durchlässiges Hydrat bildet, zweifellos günstige Resultate geben, wird aber bei Kaliumcarbonat
wegen der bei diesem unvermeidlichen Bildung einer undurchlässigen Oberfläche nicht dazu
führen, reines Kaliumbicarbonat zu bilden.
Man war nun bemüht, einen Weg zur Darstellung des Bicarbonates zu finden, welcher
sowohl die Mängel der Langwierigkeit und mangelhaften Ausbeute, als auch Complicirtheit
und Kostspieligkeit vermeidet. Versuche haben ergeben, dafs das verhältnifsmäfsig wenig gekannte
Hydrat des Kaliumcarbonats aufserordentlich für die Darstellung von Kaliumbicarbonat
geeignet ist und diese in einfachster, ergiebigster Weise gestattet.
Man erhält das Hydrat von Kaliumcarbonat, wenn man eine zweckmäfsig möglichst concentrirte
Lösung von Kaliumcarbonat vorsichtig im (flachen) Kessel und, um das Zusammenbacken
und Anbrennen an der Schale zu hindern, unter fortwährendem Umrühren bei gelindem
Feuer so lange abdampft, bis man eine beinahe trocken erscheinende Masse erhält,
welche aus einer Menge kleiner, weicher Krystalle besteht. Man entfernt dann das Gefäfs
vom Feuer, rührt weiter bis zum vollständigen Erkalten, wobei die Masse vollständig trocken
wird, und hat alsdann das Hydrat des Kaliumcarbonats in Gestalt eines Haufwerks kleiner,
leichter Krystalle unter Händen. Die Zusammensetzung der Krystalle entspricht der Formel
K2CO3
K2O.
Dieses Hydrat nun eignet sich, wie gesagt, vortrefflich zur Darstellung des Bicarbonate.
Trotzdem es äufserlich vollkommen trocken erscheint, also weit davon entfernt ist, wie
angefeuchtetes Kaliumcarbonat eine undurchlässige, teigartige Masse zu sein, enthält es
gerade so viel Wasser, als zur Bildung des Bicarbonats erforderlich ist.
(K2 COS + H2O + CO2 = 2 KHCOJ.
Es ist von aufserordentlicher Durchlässigkeit für Gase, so zwar, dafs es selbst in hohen
Schichten dem Durchgang der Gase einen wesentlichen Widerstand nicht entgegensetzt
und bietet, der Einwirkung der Kohlensäure ausgesetzt, dadurch, dafs jeder einzelne kleine
Krystall dieser Einwirkung voll und ganz unterliegt, der Kohlensäure eine aufserordentlich
grofse Angriffsoberfläche. Folge dieser Eigenschaften ist, dafs . es die Kohlensäure
schon reichlich, bei gewöhnlicher Temperatur und bis zur völligen Umwandlung in Bicarbonat
aufnimmt. Diese Aufnahme kann heftig gestaltet werden, wenn man das Salz oder die
zur Aufnahme bestimmte Kohlensäure etwas anwärmt. Bei einer Anfangstemperatur von
60 ° C. ist die Reaction alsbald so heftig, dafs sich die Masse infolge der Reaction weit über
diese Anfangstemperatur erhitzt. Diese Reaction, deren Verlauf auch durch Umrühren der Masse
befördert wird, hört erst auf, wenn das letzte Molecül einfach kohlensaures Kali in zweifach
kohlensaures verwandelt ist. Man erhält also nach beendeter Absorption, wenn man, was
keine Schwierigkeit bietet, genügend reines Kalicarbonat verwendet hat, sofort und - ohne
alles Weitere ein als reines, zweifach kohlensaures Kali zu verwendendes Präparat. Es versteht
sich von selbst, dafs man die beschriebene Bildung von Kaliumbicarbonat auch in mehreren
hinter einander geschalteten Gefäfsen vornehmen kann, so dafs auch, wenn in dem ersten Gefäfs
fast sämmtliches Carbonat in Bicarbonat verwandelt ist, die Zufuhr von Kohlensäure nicht
gemäfsigt zu werden braucht.
Durch die geschilderte Art der Herstellung des Bicarbonats sind also nicht allein die
Schwierigkeiten der Absorption, sondern auch die Schwierigkeiten der Reindarstellung des
zweifach kohlensauren Kalis umgangen, Schwierigkeiten, die dadurch hervorgerufen werden,
dafs eine Lösung von zweifach kohlensaurem Kali sich aufserordentlich leicht beim Erwärmen
zersetzt und in einfach kohlensaures Kali verwandelt wird (Muspratt, Encyclopäd. Handbuch
der techn. Chemie 1893, Bd. 4, S. 896, letzter Absatz). Man erhält eben in dem Absorptionsgefäfs
direct reines Kaliumbicarbonat.
Die Darstellung des Kaliumbicarbonats kann mit Hülfe des Kaliumcarbonathydrates nicht
nur mit reiner Kohlensäure, sondern auch mit stark oder schwach Kohlensäure haltenden Gasgemengen5
wie Generator-, Ofen-, Quellgasen und dergl., sehr leicht bewirkt werden. Läfst
man kohlensäurehaltiges Gas, sei es arm an Kohlensäure, wie atmosphärische Luft, sei es
reich daran, wie Generatorgase, durch entsprechende, mit Kaliumcarbonathydrat gefüllte Behälter
streichen, so bleibt alle vorhandene Kohlensäure in diesen in der Form von Bicarbonat
zurück und die entweichenden Gase sind absolut kohlensäurefrei. Beim Einleiten von reiner Kohlensäure in das Kaliumcarbonathydrat
entweicht natürlich nichts. Es ist also durch Herstellung von Kaliumbicarbonat in der
geschilderten Weise auch ein Mittel gegeben, aus schwach kohlensäurehaltigen Gasen in einfachster
Weise ständig reine Kohlensäure zu gewinnen, zumal das gewonnene Bicarbonat in der Hitze auch in Lösung leicht Kohlensäure
abgiebt urid die Wiedergewinnung des Hydrates überaus einfach ist.
Es war vorhin gesagt worden, dafs die Aufnahmefähigkeit des Kaliumcarbonathydrates für
Kohlensäure durch eine nicht bedeutende Temperaturerhöhung wesentlich gesteigert werde,
und es mag hier darauf hingewiesen werden, dafs diese Temperaturerhöhung nicht nur durch
Wärmezufuhr von aufsen her, sondern auch dadurch bewirkt werden kann, dafs man dem
Kaliumcarbonathydrat eine geringe Menge einer Substanz beimengt, welche sich, mit Kohlensäure
in Berührung gebracht, stark erhitzt, z. B. Aetzkali oder (namentlich wenn es sich
mehr um Absorption von Kohlensäure als um Darstellung reinen Bicarbonats handelt) Aetzkalk.
Diese Thatsache hat neben dem technischen Erfolg, den sie unter Umständen erzielen läfst,
vielleicht auch noch insofern Interesse, als sie bei dem von Liebig und Wöhler angegebenen
Verfahren der Darstellung des Bicarbonats eine bislang - unbeachtete Rolle zu spielen scheint.
Entsteht doch beim Glühen von kohlensaurem Kali mit Kohle unter Entwickelung von Kohlenoxyd
stets Aetzkali.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Verfahren zur Darstellung von Kaliumbicarbonat aus Kaliumcarbonat und Kohlensäure, eventuell unter geringer Wärmezufuhr, gekennzeichnet durch die Anwendung des Kaliumcarbonats in Form des Monohydrates.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE115988C true DE115988C (de) |
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Country | Link |
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DE (1) | DE115988C (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE766146C (de) * | 1940-12-17 | 1952-12-22 | Bayerische Stickstoff Werke A | Verfahren zur Herstellung von zur Abtrennung und Gewinnung von Kohlensaeure aus Gasmischungen geeigneten Massen |
-
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- DE DENDAT115988D patent/DE115988C/de active Active
Cited By (1)
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---|---|---|---|---|
DE766146C (de) * | 1940-12-17 | 1952-12-22 | Bayerische Stickstoff Werke A | Verfahren zur Herstellung von zur Abtrennung und Gewinnung von Kohlensaeure aus Gasmischungen geeigneten Massen |
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