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Verfahren zur Verstärkung und Undurchlässigmachung von Gipsverbänden
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Verstärkung und Undurchlässigmachung
von Gipsverbänden durch Zusatz eines festigenden und wasserabweisenden Harzes,.
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Bei den bekannten Verfahren dieser Art werden den zur Bildung des
Gipsverbandes dienenden Gipsbinden bei ihrer Herstellung Ausgangssubstanzen des
Harzes einverleibt, deren Polymerisation erst beim Anlegen des Verbandes herbeigführt
wird. Um dies zu erreichen, müssen die Binden während der Fabrikation sorgfältig
getrocknet und bis zum Gebrauch durch dichten Verschluß gegen Eindringen von Feuchtigkeit
und vorzeitiger Polymerisation geschützt werden. Trotzdem verändern sich die Eigenschaften
der Binden bei längerer Lagerung, weil selbst bei gut geschlossener Verpackung Wasser
frei wird, das die Polymerisation einleitet. Ferner besteht der Nachteil, daß dem
Anmachwasser beim Anlegen des Gipsverbandes ein Polymerisationskatalysator in genau
dosiertem Mengenverhältnis zugefügt werden muß und daß der Polymerisationsvorgang
das Fertigwerden des Verbandes in unerwünschtem Maße verzögert, zumal eine Beschleunigung
durch Anwendung von Hitze hier nicht möglich ist. Schließlich besteht auch der Nachteil,
daß sich die Ausgangssubstanz von Harzen im allgemeinen korrosiv verhalten, so daß
besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen, um den Patienten gegen schädliche
Einwirkungen dieser Substanzen zu schützen.
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Alle diese Nachteile lassen sich erfindungsgemäß dadurch vermeiden,
daß das Harz in Form einer wäßrigen Emulsion von bereits polymerisiertem Harz dem
Tränk- oder Anmachwasser der zur Herstellung des Gipsverbandes dienenden Gipsbinden
beigegeben und/oder auf den angelegten, ganz oder teilweise getrockneten Verband
außen oder auch auf Zwischenlagen aufgebracht wird.
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Das neue Verfahren hat erhebliche Vorteile für die Fabrikation, die
Lagerung, das Anlegen und den Gebrauchswert der Gipsverbände.
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Für die Fabrikation und Lagerung besteht der Vorteil, daß nur gewöhnliche
Binden ohne Harz gebraucht werden, während es bisher erforderlich war, neben gewöhnlichen
Binden solche mit Beigabe von Harzausgangssubstanzen herzustellen und zu lagern.
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Die Lagerung der gewöhnlichen Binden und auch der Harzemulsion, die
zweckmäßig in abgemessenen Gebrauchspaekungen erfolgt, bietet keinerlei Schwierigkeiten,
weil beide sich stabil verhalten.
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Das Anlegen der Gipsverbände ist denkbar einfach, da die Menge der
benutzten Emulsion in weiten Grenzen von 5 bis 20°/o schwanken kann, ohne das
Ergebnis
nachteilig zu beemilussen, gleichgültig ob die Emulsion dem Anmachwasser beigegeben,
ob sie beim Anlegen des Verbandes aufgetragen oder ob sie sowohl nach der einen
als auch anderen Art angewendet wird. Man hat durch solche Variationen die vorteilhafte
Möglichkeit, Schmiegsamkeit und Festigkeit des Gipsverbandes gegenüber dem bisher
bekannten Verfahren wesentlich zu verbessern und in einem sehr weiten Bereich den
jeweils vorliegenden Anforderungen anzupassen.
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Der Gebrauchswert des nach dem neuen Verfahren hergestellten Gipsverbandes
hat außerdem den Vorteil, daß die Emulsion des bereits vollkommen polymerisierten
Harzes die Haut überhaupt nicht angreift; die Emulsion ist fettig, erleichtert dadurch
die Anwendung und übt eine angenehme Wirkung auf die Haut aus. Insbesondere die
Anwendung der Emulsion durch Auftragen auf den fertigen Verband vermindert in erheblichem
Maße den Reibungskoeffizienten zwischen dem Verband und den Bettüchern oder der
Kleidung und setzt dadurch deren Abnutzung herab. Ein solcher Verband hat auch den
Vorteil einer wasserabweisenden und leicht abwaschbaren Oberfläche.
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Zum Einbringen in das Anmachwasser wird man vorzugsweise eine stark
verdünnte Emulsion verwenden,
während die oberflächliche Anwendung
vorzug weise mit einer wenig verdünnten oder sogar einer handelsüblichen unverdünnten
Emulsion durchgeführt wird.
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Da die Erlangung einer hohen Festigkeit für einen Gipskörper am allgemeinen
unvereinbar mit dem Zusatz salzhaltiger Stoffe und sogar nicht ionenbildener Stoffe
oder Harze ist, ist es wichtig, die verwendeten Harze sorgfältig auszuwählen.
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Unter den Harzemulsionen, die sich überraschenderweise als besonders
brauchbar für den vorliegenden Zweck erwiesen haben, sind die Polyvinylazetat-Emulsionen
mit großen Partikelchen ebenso wie die Emulsionen aus gemischten Polyvinylazetat
und Kolo phonium hervorzuheben. Brauchbar sind auch, wenngleich in geringerem Maße,
die Emulsionen von Polyvinyläther, Acrylharzen oder Polystyrolharzen. Natürlich
müssen die benutzten Harze mit einem längeren Hautkontakt vereinbar sein, was für
die obenerwähnten Harze allgemein zutrifft. Die wäßrigen Emulsionen dieser Harze
sind handelsübliche Erzeugnisse, deren Gehalt an trockenem Harz gewöhnlich zwischen
30 und 60B/o schwankt und meist 40 bis 50 ovo beträgt.
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Im folgenden seien einige Ausführungsbeispiele für die Durchführung
der Erfindung angegeben, welche die erzielten Ergebnisse veranschaulichen. a) Eine
handelsübliche Emulsion von Polyvinylazetat mit großen Partikelchen wird mit 2 O/o
von in Toluol aufgelöstem Silikonharz und 2 0/o wasserabstoßendem Silikonöl zusammengebracht.
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Nach Durchgang durch einen umlaufenden Homogenisator ist diese Emulsion
vollkommen Stabil und hält sich mehrere Monate ohne Abklärung oder Absetzung.
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Im Wasser, das zum Einquellen der käuflichen Gipsbinden dient, werden
150 g Emulsion auf 850 g gewöhnliches Wasser (150/0 Konzentration) gegeben. Die
in solcher Flüssigkeit eingetränkten Gipsbinden haben im Vergleich mit nur in Wasser
getränkten Binden um 560/( festere Gipsverbände ergeben (Biegungsfestigkeit eines
gegebenen Probekörpers: 29 kg gegenüber 18,5 kg für den nur in Wasser eingetränkten
Probekörper).
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Ein anderer Versuch mit einem nur 50/obigen Zusatz von Emulsion zum
Einquellwasser hat einen Widerstandsgewinn von 300/0 ergeben, was bemerkenswert
ist für einen so geringen Harzzusatz. b) Die Emulsion kann auch nach dem Anlegen,
durch Aufbringen auf den halb oder sogar vollkommen trockenen Verband eine zusätzliche
Verstärkung bewirken. So ließ sich durch Aufbringen einer reinen Emulsion auf die
Oberfläche eines getrockneten Verbandes eine Erhöhung der Biegefestigkeit um 510/0
erzielen.
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Dieser Gewinn ergibt sich zusätzlich zu dem gemäß a) durch die Emulsion
im Einquellwasser erzielten Gewinn. Man kann somit durch gleichzeitige Anwendung
der Emulsion im Anmachwasser und im äußeren Verstärkungsüberzug die Biegefestigkeit
verdoppeln im Vergleich mit einem Gipsverband, der mit gewöhnlichen Gipsbinden nach
dem bisher üblichen Verfahren nur mit Wasser angemacht ist. c) Mit Hinblick auf
das Undurchdringlichmaehen der Gipsverbände ist festzustellen, daß ein gewöhnlicher
Gipsverband, wenn man ihn nach
seiner Trocknung 1 Stunde in Wasser eintaucht, 360/o
seines Eigengewichtes an Wasser aufnimmt. Derselbe Verband nimmt, wenn man ihn nach
Einquellen der Binde in Wasser mit 100/o Emulsion herstellt, nach seiner Trocknung
nur 260/0 seines Gewichtes an Wasser auf. Der Grad der Undurchdringlichkeit oder
Wasserabweisung wird somit um 35 ovo verbessert.
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Derselbe verbesserte Verband nimmt, wenn er eine Oberflächenbehandlung
durch Überzug mit reiner Emulsion unterworfen wird, beim Istündigen Eintauchen in
Wasser nur noch 0,40/0 seines Eigengewichts an Wasser auf.
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Daraus geht hervor, daß die kombinierte Anwendung einer Emulsion
von 5 bis 200/0 im Einquellwasser der Gipsbinden einerseits und einer reinen oder
höchstens auf 50°/o verdünnten Emulsion zur Oberflächenbehandlung andererseits eine
Verdopplung der Biegefestigkeit des Gipsverbandes erbringt und ihn praktisch undurchdringlich
und hydrophob macht.
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Natürlich ist die Erfindung nicht auf die beschriebenen Ausführungsarten
beschränkt, welche nur aus führungsbeispiele darstellen.
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So ist die zweifache Behandlung vor allen Dingen aus wirtschaftlichen
Gründen vorteilhaft. Es ist aber auch möglich, zum Einquellen der Gipsbinden viel
höhere Konzentrationen der Emulsion anzuwenden, womit sich die äußere Anwendung
eines Emulsionsüberzuges erübrigt.
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Ferner kann man auch von einer nur 40- bis 500/oig verdünnten Emulsion
Gebrauch machen. Dabei ist es vorteilhaft, die trockene Gipsbinde um das in Gips
zu legende Glied zu wickeln und die Binde nach Maßgabe der fortschreitenden Aufwicklung
mit der Emulsion anzufeuchten. Gleichwohl ist das einfache Einquellen der trockenen
Binde in konzentrierter Emulsion in Verbindung mit nachträglicher Aufwicklung nicht
unangebracht, aber erfordert größere Geschicklichkeit von seiten des Benutzers.
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Ferner ermöglicht es die Emulsion, dank ihrer guten Verträglichkeit
mit dem Gipsbrei, auch im Innern des Verbandes konzentrische wasserabweisende Schichten
anzubringen. Es genügt, während der Herstellung des Verbandes auf die ersten aufgebrachten
Windungen einen Emulsionsüberzug aufzubringen, sodann in der bisher üblichen Weise
fortzufahren und dies so oft, wie erwünscht, zu wiederholen. Der auf solche Weise
fertiggestellte Verband besteht somit aus einer Folge von porösen und wasserundurchlässigen
Schichten, aber ebenso aus einer Folge von verstärkten, in einen Verband normaler
Beschaffenheit eingebetteten Schichten.