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Verfahren zur Herstellung von Gipsmassen für Verbandzwecke Es ist
bekannt, Gips in gebranntem Zustand mit Wasser in Breiform oder in Form von Gipsbinden
usw. für chirurgische, besonders orthopädische Zwecke mit und ohne sonstige Zusätze
zur Verbesserung sowohl der mechanischen als auch der therapeutischen Eigenschaften
von Verbänden zu verwenden, wobei auch Verbandmittel aller Art aus Baumwolle oder
Holzcellulose beachtlichen Wert besitzen. Hierzu fanden auch Lösungen aus Celluloseverbindungen
in organischen Lösungsmitteln, Kautschuk, Harze und ähnliche Stoffe, mit und ohne
Zusatz medizinisch wirksamer Stoffe, Verwendung, wobei aber im wesentlichen die
mechanische Verbesserung der an sich harten und leicht abbröckelnden Gipsmassen
erstrebt wurde, auch dort, wo gleichzeitig chemische Stoffe zur Wundbehandlung,
Antisepsis, Schmerzlinderung usw. zur Anwendung kommen. Für die letzteren Fälle
werden die betreffenden wirksamen Mittel meist in Pulverform oder in organischen
Stoffen gelöst verwendet, so daß ein wirklich hochwertiges Material weitgehendsten
Dispersionsgrades sowohl nach der mechanischen als auch der medizinischen Seite
niemals erreicht werden konnte. Diese Mängel sollen durch das Verfahren nach der
Erfindung behoben werden, das einen Weg zu weiterer Ausgestaltung der dermatologischen,
orthopädischen, chirurgischen und auch der internen Therapie zeigt. Die Erfindung
stützt sich auf die Herstellung kolloidaler, möglichst weitgehend lipoidlöslicher
Massen aus Cellulose bzw. Celluloseverbindungen sowie entsprechender Heilmittel
ebenfalls kolloiddisperser Phase, deren Anwendung für sich allein, in Trockenform,
als kolloidale, wäßrige Lösung, als Salben und auch in Form einer Imprägnierung
von Verbandmaterial, Pflastermassen usw. ohne Schwierigkeit erfolgen kann. Beispielsweise
wandelt man eine Lösung von Cellulose, wie sie für Kunstseide Verwendung findet,
also Kupfer- Schwefelkohlenstoff- Nitro -Gemische oder Acetylcellulose usw., mit
einem geeigneten Schutzkolloid, mit oder ohne Zusatz von Stoffen, die leicht hautdurchdringend
sind, wie Keratincholesterin u. dgl., in den Kolloidzustand um, entfernt die überflüssigen
Anteile Ammoniak, Schwefelkohlenstoff usw. und bringt dann die Masse zur Trockne,
wobei die Zugabe anderer kolloidaler Heilmittel in weitestem Ausmaß ermöglicht wird.
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Es könnte nun der Einwand erhoben werden, daß man auch durch eine
der an sich bekannten Imprägnierungsmethoden Cellulose mit den verschiedensten Arzneistoffen
imprägnieren könne, also hier keine neue Erfindung vorliege, eine Stellungnahme,
die durchaus unberechtigt ist. Zum erstenmal wird in dem neuen Verfahren ein Weg
geboten, um Baumwolle und anderes Cellulosematerial einmal in einfachster Form mit
allen möglichen anderen Stoffen zu vereinigen und weiterhin durch die Kolloidcellulose
den normalen Cellulosefasern in Verbänden usw. eine erhöhte Festigung, beispielsweise
bei
Gipsbinden, zu schaffen, wie man es bisher noch nicht kannte.
Ein weiterer Wert der Erfindung liegt in der Möglichkeit der Schaffung elastischer
Wundverbände, indem man die neuen, kolloidalen Cellulosemassen mit Gips usw., gegebenenfalls
mit Kautschukmilch, Harzen, Kunstharzen u. dgl., vereint und durch entsprechende
Schwefelzugabe, auch in kolloidaler Form oder mit Hilfe sonstiger Fällungsmittel,
den Kautschuk fällt. Auch kann hierbei der Schwefel oder Schwefelverbindungen für
bestimmte dermatologische Zwecke beachtliche Bedeutung finden. Es sei auf einige
besonders aussichtsvolle Neuerungen, die .das vorliegende Verfahren ermöglicht,
hingewiesen: a) Wund-Haut-Gelenk-Verbände aus Kolloidcellulose mit Kupfer, Silber
und anderen Metallen, mit Schwefel und Schwefelverbindungen, Arzneistoffen aus Pflanzen
oder auf chemischem Wege gewonnen, Keratin- und Cholesterinpräparaten usw.
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b) Kolloidcellulosegeniisch wie unter a in Form von Salben oder Pflastern
aller Art, wobei auch die Fette, Wachse, Harze, Kautschuk usw. mit dem Herstellungsprozeß
der kolloidalen Gellulose verbunden zu .der kolloidalen Endform gebracht werden.
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Die Herstellung selbst ist sehr einfach. Beispielsweise gilbt man
zu einer Lösung von Kupferoxydammoniakcellulose, etwa 5 bis 10 °1o auf die Trockensubstanz
berechnet, Ligninpaste (Zellstoffablauge konzentriert), Leder- oder Knochenleim,
Keratin usw. als Schutzkolloid hinzu und bringt unter Umrühren in an sich bekannter
Weise die Masse zur Trockne. Das erhaltene Kupfercellulosepräparat kann dann unmittelbar
mit oder ohne Zugabe von anderen Celluloseverbindungen in gelöster Form, wie Lackgemischen
aus Acethylcellulose, mit Gips oder anderen hydratisierbaren Stoffen, wie Ätzkalk
usw., aufs feinste vermischt zur Imprägnierung der für die Verbände bestimmten Binden
usw. oder unmittelbar Verwendung finden, wobei in bisher unbekannter Weise hochelastische
Verbandmassen aus Gips usw. sowie Kupferverbände mit vielseitiger Anwendungsmöglichkeit,
beispielsweise bei Haut- oder Knochentuberkulose, mit einfachsten Einrichtungen
zu schaffen sind. Ebenso lassen sich, wie schon erwähnt, eine ganze Reihe anderer
Kolloidcellulosepräparate gegen Hauterkrankungen aller Art sowie Um- und Neubildungen
der Zellgewebe u. dgl. m. erreichen, die bisher in dieser umfangreichen Gestaltung
unbekannt waren.
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Als ein Beispiel der Verbindung von Arzneistoffen pflanzlicher Herkunft
mit Cellulose zur Herstellung von Hautverbänden nach vorliegendem Verfahren sei
zum Schluß das gegen Schuppenflechte (Psoriasis) seit langer Zeit bekannte Chrysarobin,
der wirksame Bestandteil eines in Brasilien heimischen Baumes Andira Araroba Aguilar,
herangezogen. Von diesem Mittel gibt es eine ganze Anzahl Präparate, Salben, Pflaster,
Einreibungen u. dgl., alle in mehr oder weniger veralteter. Endform. Führt man nun
nach dein vorliegenden Verfahren eine Lösung des Chrysarob.in in geeigneten organischen
Lösungsmitteln, beispielsweise mit Viscoselösung (Cellulose in Schwefelkohlenstoff
für Kunstseide) und Zellstoffablauge in das trockne kolloidale Endprodukt über,
so bilden sie hochwertige Verbandmassen gegen Psoriasis, Herpes und ähnliche Hautkrankheiten.