DE4322956A1 - Folie aus Chitosan zur Wundversiegelung und Verfahren zu ihrer Herstellung - Google Patents
Folie aus Chitosan zur Wundversiegelung und Verfahren zu ihrer HerstellungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Folie aus Chitosan zur Wundab
deckung.
Chitosan mit der Strukturformel
ist ein Deacetylierungsprodukt von Chitin, welches im techni
schen Maßstab aus den Schalen von Krebsen, Krabben und anderen
Schalentieren gewonnen wird.
Chitosan ist in verdünnten Lösun
gen organischer Säuren, beispielsweise in drei- bis fünfpro
zentiger Essigsäure, lösbar und kann aus der Lösung durch be
kannte Fällungsverfahren zu Folien, Platten, Gels, Sprays oder
Puder verarbeitet werden (Manufacturing Chemist 10 (1984),
Seiten 47 bis 52).
In der Medizintechnik ergeben sich für Chitosan als biokompa
tibler Stoff verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Aus High-
Tech 7 (1988), Seiten 29 bis 37 ist es bekannt, Folien aus
Chitosan zur Wundversiegelung bei Verbrennungen einzusetzen.
Auf defekter menschlicher Körperoberfläche verhält sich die
Folie wie ein heterologer Hautersatz, welcher die Wunde gegen
äußere mechanische Störfaktoren nicht nur abschirmt, sondern
zugleich für die Wunde auch ein günstiges physiologisches Hei
lungsmilieu schafft. Im Regelfall wird die Folie als Wundab
deckung so lange belassen, bis gegen Ende der Wundheilungs
phase eine spontane Abstoßung der Folie erfolgt. Sie hat den
Schrumpfungs- bzw. Verkleinerungsprozeß der Wunde mit voll
zogen und sich in eine Art Schorf verwandelt, unter dem es zu
einer Regeneration der verletzten Haut gekommen ist.
Die Chitosanfolie weist eine gewisse Luftdurchlässigkeit auf.
Durch Versuche, die nicht zum Stand der Technik gehören, wurde
festgestellt, daß die Permeabilität der Chitosanfolie für Sau
erstoff stark abhängig ist von der relativen Feuchtigkeit der
Umgebung. Mit abnehmender relativer Feuchtigkeit geht die Sau
erstoffpermeabilität drastisch zurück. Insbesondere bei groß
flächigen Wundversiegelungen ist eine ausreichende Atmung der
Wunde nicht sichergestellt. Der Gasaustausch durch einen Wund
verband ist aber wichtig, weil ein hoher CO₂-Druck den pH-Wert
senkt und den Heilungsprozeß verlangsamt und außerdem ein nie
driger Sauerstoffgehalt die Vermehrung von anaeroben Bakterien
ermöglicht. Ferner ist die Anwendung der bekannten Chitosan
folie bei großflächigen Wunden dadurch eingeschränkt, daß die
trockene Folie relativ spröde ist. Großflächige Wundversiege
lungen an stark gekrümmten Körperpartien, beispielsweise an
Ellbogen, Kinn, Ferse, Knie oder Schulterpartien, sind auf
grund der Sprödigkeit der bekannten Chitosanfolie nicht oder
nur eingeschränkt möglich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Chitosanfolie
zur Wundversiegelung anzugeben, die großflächig auch bei
schwer abdeckbaren Körperpartien anwendbar ist.
Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung, daß die Folie
Glycerin als geschmeidigkeitsbildenden Zusatzstoff enthält und
eine den Gasaustausch fördernde perforierte Oberfläche auf
weist. Erfindungsgemäß ist die Folie mit Atmungsöffnungen aus
gerüstet, die in großer Anzahl pro Flächeneinheit gleichmäßig
an der Oberfläche verteilt sind. Der Durchmesser der Atmungs
öffnungen sollte 100 µm nicht überschreiten. Die Perforationen
müssen nämlich so klein sein, daß das Wundsekret nicht durch
sie hindurch auf die Oberfläche der Folie gepreßt werden kann.
Die Oberfläche muß trocken bleiben und darf nicht gelartig
verändert werden. Der Zusatz an Glycerin erhöht die Geschmei
digkeit der Folie.
Nach bevorzugter Ausführungsform der Erfindung ist die Folie
mit einem Wirkstoff zur Förderung der Wundbehandlung beladen,
der bei enzymatischem Abbau von Chitosan freigesetzt wird. Als
besonders wirksam erweist sich die Zugabe von australischem
Teebaumöl. Australisches Teebaumöl wird durch schonende Dampf
destillation aus den Blättern des Teebaumes (Melaleuca alter
nifolia) gewonnen. Das ätherische Öl erhöht gleichzeitig die
Bakterien und Pilze abtötende Wirkung des Chitosans. Vorteil
haft ist es ferner, wenn die Folie als weiteren Wirkstoff Le
bertran zum Schutz der Haut gegen Verhornung enthält, wobei
ein solcher Zusatz auch gegen Schuppenflechte wirksam ist.
Mit der erfindungsgemäßen Chitosanfolie können Hautablederun
gen, Brand-, Schürf-, Quetsch- und Defektwunden auch in großen
Ausdehnungen sowie insbesondere das chronische Ulcus cruris
venosum versiegelt werden, wobei die gegen äußere mechanische
Störfaktoren abgeschirmte Wunde sich ihr optimales physiologi
sches Heilungsmilieu selbst schaffen kann, insbesondere auch
bei infizierten Wunden. Die äußere Oberfläche der Chitosan
folie bleibt nach Kontakt mit der feuchten Wunde hart und
trocken durch fortwährende Lufttrocknung, während die Unter
fläche durch partielle Absorption des Wundsekretes eine gel
artige Konsistenz bekommt. Dies führt sowohl zu einer Wund
reinigung als auch zu einer noch weitergehenden geschmeidigen
Anpassung der Folie an die Unebenheiten einer Wundoberfläche.
Das physiologisch wichtige Feuchtmilieu der Wunde während der
exsudativen Heilungsphase wird nicht zerstört. Am Übergang vom
feuchten zum trockenen Bereich, d. h. am Wundrand, entsteht ein
Hafteffekt der Folie mit der intakten Haut, nicht jedoch mit
der Wundfläche, so daß die Wundauflage schmerzfrei gegebenen
falls gewechselt und erneuert werden kann. Die Chitosanfolie
beeinflußt die Hämostase im Sinne einer Blutstillung, was un
mittelbar nach der Wundentstehung als vorteilhafter Effekt be
obachtet werden kann. Von Vorteil ist auch die bakterizide und
fungizide Wirkung, die zum Teil auf Säurebestandteile zurück
geführt werden kann, die aus der im Zuge der Folienherstellung
verwendeten Gießlösung stammen. Die Chitosanfolie verhindert
einen übermäßigen Eiweißverlust bei großflächigen Brandwunden.
Wie jeder Fremdkörper in der Wunde regt die Chitosanfolie fer
ner das Granulationsvermögen des Bindegewebes sowie die Ka
pillarsprossung an, was zu einer Beschleunigung der Wundhei
lungsabläufe führt. Die aus tierischen, nachwachsenden Roh
stoffen hergestellte Folie kann auch als Träger für eine lo
kalanaesthetisch wirkende Lösung verwendet werden, um den an
fänglichen Wundschmerz zu lindern.
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstel
lung der beschriebenen Folie. Nach dem erfindungsgemäßen Ver
fahren wird aus feingemahlenem Chitosan mit einer verdünnten
organischen Säure eine Gießlösung hergestellt, die Gießlösung
zu einem Film ausgezogen und der Film unter Bildung der Folie
getrocknet, wobei der Gießlösung vor ihrer Weiterverarbeitung
zur Folie Glycerin in Mengen von etwa 10 ml Glycerin auf 1 l
Gießlösung zugesetzt wird und wobei in die Folie Atmungsöff
nungen eingestanzt werden, wodurch die Folie eine den Gasaus
tausch fördernde perforierte Oberfläche erhält. In weiterer
Ausgestaltung lehrt die Erfindung, daß die Gießlösung mit
einem Wirkstoff zur Förderung der Wundbehandlung, vorzugsweise
mit australischem Teebaumöl, versetzt wird. Das ätherische
Teebaumöl wirkt als natürliches Desinfizienz mit besonders
fungizider Wirkung. Die Zerteilung des in verdünnter organi
scher Säure an sich nicht löslichen Glycerins und Teebaumöls
ist überraschenderweise in der dickflüssigen Chitosan-Gieß
lösung möglich. Es stellt sich eine stabile Emulsion ein.
Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein
Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung erläutert. Die
einzige Figur zeigt den Ausschnitt einer Folie 1 aus Chitosan
zur Wundabdeckung. Sie weist üblicherweise eine Dicke a von
100 µm bis zu 500 µm auf. Bei superinfizierter Wundoberfläche
kann auch eine Folie von mehr als 0,5 mm Dicke zur Anwendung
kommen. Als geschmeidigkeitsbildenden Zusatzstoff enthält die
Chitosanfolie Glycerin. Die Zugabe von Glycerin liegt im Be
reich von 10 ml/1 l Gießlösung. Außerdem kann die Folie 1
einen Wirkstoff zur Förderung der Wundheilung enthalten, der
bei enzymatischem Abbau von Chitosan freigesetzt wird. Im Aus
führungsbeispiel enthält die Folie australisches Teebaumöl in
Mengen von etwa 1 ml, bezogen auf 1 l Gießlösung. Der Figur
entnimmt man, daß die Chitosanfolie 1 eine den Gasaustausch
fördernde perforierte Oberfläche 2 aufweist. Die perforierte
Oberfläche enthält Atmungsöffnungen 3 in großer Zahl pro
Flächeneinheit. Der Durchmesser der Atmungsöffnungen beträgt
maximal 100 µm.
Die in der Figur dargestellte Chitosanfolie ist zur Wundver
siegelung großflächiger Wunden anwendbar und weist die bereits
erläuterten Eigenschaften auf. Sie kann als ein heterologer
Hautersatz angesehen werden, der auch in ökonomischer Hinsicht
interessant ist als die Gewinnung von heterologem Hautersatz
vom Säugetier (z. B. Schwein, Maus u. a.) oder durch Hautge
winnung mittels Züchtung auf Zellkulturen.
Claims (6)
1. Folie aus Chitosan zur Wundversiegelung, dadurch
gekennzeichnet, daß die Folie Glycerin als ge
schmeidigkeitsbildenden Zusatzstoff enthält und eine den Gas
austausch fördernde perforierte Oberfläche aufweist.
2. Folie nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Folie mit einem Wirkstoff zur Förderung der Wundheilung be
laden ist, der bei enzymatischem Abbau von Chitosan freige
setzt wird.
3. Folie nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Folie australisches Teebaumöl als Wirkstoff enthält.
4. Folie nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Folie Lebertran als Wirkstoff enthält.
5. Verfahren zur Herstellung einer Folie nach einem der An
sprüche 1 bis 4, wobei
aus feingemahlenem Chitosan mit einer verdünnten or ganischen Säure eine Gießlösung hergestellt,
die Gießlösung zu einem Film ausgezogen und
der Film unter Bildung der Folie getrocknet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß der Gießlö sung vor ihrer Weiterverarbeitung zur Folie Glycerin zugesetzt wird und daß in die Folie Atmungsöffnungen eingestanzt werden, wodurch die Folie eine den Gasaustausch fördernde perforierte Oberfläche erhält.
aus feingemahlenem Chitosan mit einer verdünnten or ganischen Säure eine Gießlösung hergestellt,
die Gießlösung zu einem Film ausgezogen und
der Film unter Bildung der Folie getrocknet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß der Gießlö sung vor ihrer Weiterverarbeitung zur Folie Glycerin zugesetzt wird und daß in die Folie Atmungsöffnungen eingestanzt werden, wodurch die Folie eine den Gasaustausch fördernde perforierte Oberfläche erhält.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Gießlösung mit einem Wirkstoff zur Förderung der Wundheilung,
vorzugsweise mit australischem Teebaumöl und/oder Lebertran,
versetzt wird.
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