-
Strickware und Verfahren zu ihrer Herstellung Stoffe hoher Dauerelastizität
werden bisher hauptsächlich nach zwei Verfahren hergestellt. Bei dem einen Verfahren
werden Gummifäden in den Stoff eingearbeitet oder die Stoffe mit einer Gummilösung
behandelt. Bei der anderen Methode werden fixiert gekräuselte Polyamidgarne verwendet.
-
Auf diese Weise hergestellte Stoffe weisen eine Reihe schwerwiegender
Nachteile auf. Bei Verwendung von Gummi stören dessen ungünstige Trageigenschaften.
Gummi ist unangenehm auf der Haut zu tragen, läßt häufig zu wenig Luft durch und
hat einen unangenehmen Geruch. Außerdem ist seine Alterungsbeständigkeit ungenügend,
denn er wird bei längerem Gebrauch an der Luft und insbesondere bei Einwirkung von
Öl (Hautöl) brüchig. Ferner kann bei Beschädigung ein Stoff mit Gummifäden kaum
mehr repariert werden, da freigelegte und gebrochene Gummifäden nicht mehr eingebunden
werden können.
-
Um die Nachteile, die von ungünstigen Trageigenschaften der Gummifäden
herrühren, zu vermeiden, hat man nackte oder umsponnene Gummifäden in gedehntem
Zustand in Interlockgestricke eingelegt, wobei die Gummifäden unverstrickt zwischen
den beiden Flächen des Gestricks liegen. Auch können dabei die Gummifäden durch
andere elastische Garne ersetzt werden. Solche Stoffe sind jedoch nur in Richtung
der elastischen Fäden, nicht aber in dazu senkrechter Richtung elastisch. Außerdem
läßt die Elastizität beim Zerschneiden des Stoffes und bei Fadenbrüchen nach, da
die unverstrickten elastischen Fäden sich zurückziehen.
-
Bei Stoffen aus Kräusel-Polyamidfädenkönnen sich beim Scheuern leicht
schlecht aussehende »Zieher« bilden, außerdem ist Kräwsel-Polyamid empfindlich gegen
Einwirkung von Sonnenstrahlen. Bei hoher Dehnung werden derartige Stoffe durchsichtig.
-
Diese Angaben lassen erkennen, daß die bisher bekannten hochelastischen
Stoffe wesentliche Nachteile hinsichtlich der Trag- und Alterungseigenschaften aufweisen.
-
Gegenstand der Erfindung ist ein hochelastischer Strickstoff mit ausgeprägter
Dauerelastizität, bei dem die genannten Nachteile hinsichtlich der Trag- und Alterungseigenschaften
vermieden werden und der zusätzlich einige bisher nicht erreichte Vorzüge aufweist.
-
Der erfindungsgemäße Strickstoff ist vorzugsweise zur Herstellung
von Badebekleidung, Bandagen, eng abschließenden Rändern und ähnlichem geeignet.
Er ist in Längs- und Breitrichtung elastisch und wird auch bei hoher Dehnung nicht
durchsichtig. Er ist angenehm auf der Haut zu tragen, ist alterungsbeständig bei
Luft-, Licht-, Fett- .und Öleinwirkung. Beim Scheuern entstehen keine Zieher. Eine
Beschädigung einzelner Maschen des Strickstoffs kann auf einfache- Weise behoben
werden. Außerdem können zur Herstellung des erfindungsgemäßen Strickstoffs synthetische
Garne in der Weise verwendet werden, daß ihre beliebten Vorteile gut zur Wirkung
kommen, ohne daß die bekannten Nachteile einen Einfluß auf den Gebrauchswert des
Strickstoffs haben.
-
Diese Vorteile werden bei dem erfindungsgemäßen Strickstoff durch
Verwendung von zwei verschiedenen Garnen mit bestimmten Eigenschaften und durch
die besondere Art ihrer Anordnung erreicht.
-
Die Garnsortel weist ein hohes Volumen, guteTrageigenschaften, hohe
Alterungsbeständigkeit an Luft und Licht und einen möglichst hohen Absorptionskoeffizienten
für UV-Strahlung auf. Ihre Elastizität kann gering sein. Vorzugsweise werden hierfür
Polyacrylnitrilkammgarne verwendet.
-
Die Garnsorte 2 soll möglichst elastisch sein und ihre Elastizität
auch über lange Zeit beibehalten. Sie soll ein kleines Volumen aufweisen. Dagegen
braucht sie nicht -unempfindlich gegen Sonneneinwirkung und mechanische Reibung
zu sein und kann schlechte Trageigenschaften besitzen. Es können deshalb hierfür
die bekannten Garne hoher Dauerelastizität angewendet werden. Vorzugsweise kommt
fixiert gekräuseltes Polyamid in Frage.
-
Die besondere Anordnung dieser beiden Garne ist für die Erfindung
sehr wesentlich. Es wird ausgegangen von einer bekannten Strickware, bei der ein
doppelflächiges Gestrick und ein einflächiges Gestrick ineinander eingebunden sind.
Nach der Erfindung ist das doppelflächige Gestrick aus der voluminösen Garnsorte
1 und das einflächige Gestrick aus der feineren elastischeren Garnsorte 2 gebildet,
und die Maschen des einflächigen Gestricks treten weder an der Oberseite
noch
an der Unterseite des Strickstoffs in Erscheinung, sondern bilden zwischen den beiden
Flächen des doppelflächigen Gestricks eine Mittelschicht. Das doppelflächige Gestrick
weist eine relativ große Fadenlänge zwischen den beiden Maschenflächen auf. Infolge
der hohen Elastizität der Garnsorte 2 zieht diese ihre eigenen Maschenköpfe unter
die Ebene des doppelflächigen Gestricks und zieht zugleich den Strickstoff so stark
zusammen, daß an seinen beiden Oberflächen die Maschen des doppelflächigen Gestricks
sehr eng aneinander liegen. Dadurch weist der Strickstoff ein ansprechendes Aussehen
auf.
-
Bei Dehnung des Strickstoffs werden die Fäden des einflächigen Gestricks
auf Zug beansprucht, während das doppelflächige Gestrick infolge der erwähnten großen
Fadenlänge zwischen den beiden Maschenflächen der Dehnung ohne wesentliche Beanspruchung
folgen kann. Die Dehngrenze des Strickstoffs wird durch .das doppelflächige Gestrick
bestimmt. Bei Erreichen der Dehngrenze ist das einflächige Gestrick noch nicht voll
ausgezogen und deshalb noch undurchsichtig.
-
Durch diese Anordnung wird erreicht, daß die Garnsorte 2 in erster
Linie die hohe Elastizität ergibt, während die Garnsorte 1 für die günstigen Trageigenschaften
und die große Beanspruchbarkeit der Strickstoffoberfläche bestimmend ist. Dadurch
werden die nachteiligen Eigenschaften der eingangs genannten dauerelastischen Stoffe
vermieden.
-
Eine vorzugsweise Ausführung des erfindungsgemäßen Strickstoffs zeigen
die Bilder im Schnitt. Im Bild 1 ist ein Rechts/Rechts-Gestrick aus einem voluminösen
Garn dargestellt. Dabei ist besonders auf die große Fadenlänge zwischen den beiden
Maschenflächen hinzuweisen.
-
Bild 2 zeigt ein einflächiges Rechts/Links-Gestrick aus einem feinen
hochelastischen Garn. Dieses einflächige Gestrick ist im Vergleich zu dem doppelflächigen
Gestrick des Bildes 1 sehr flach.
-
Aus Bild 3 ist die Art der Anordnung ersichtlich, in welcher die beiden
in den Bildern 1 und 2 gezeigten Gestricke gemäß der Erfindung ineinander eingebunden
werden. Der Strickstoff ist dabei im dehnungsfreien Zustand gezeichnet.
-
Bild 4 zeigt denselben Strickstoff bei Belastung bis nahe an die Dehngrenze.
-
Die Bilder 3 urnd 4 lassen erkennen, daß die Oberseite und die Unterseite
des Strickstoffs ausschließlich von den Maschen der Garnsorte l gebildet werden,
während das einflächige Gestrick aus Garn 2 nicht an die Oberfläche tritt.
-
Es ist einleuchtend, daß sich der Aufbau des Strickstoffes noch in
verschiedener Weise aibändern läßt, ohne daß die Grundanordnung des erfindungsgemäßen
Strickstoffs geändert wird. So können z. B. zusätzlich Reliefrippen, Reliefmuster
od. ä. eingestrickt werden.
-
Im folgenden soll ein Beispiel für den erfindungsgemäßen Strickstoff
und ein Verfahren zu seiner Herstellung angegeben werden.
-
Als Garn 1 wird Polyacrylnitrilkammgarn verwendet, während als Garn
2 fixiert gekräuselter Polyamidfaden zur Anwendung kommt, der bis zu rund 500 0/0
gedehnt werden kann. Durch die Verwendung dieser synthetischen Materialien ist der
hergestellte Strickstoff mottenecht, bleibt filzfrei und damit luftdurchlässig und
trocknet schnell.
-
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Strickware wird eine Interlock-Rundstrickmaschine
verwendet, bei der in bekannter Weise jede zweite Nadel der ersten Fontur gezogen
wird. Das Garn 1 wird zur Maschenbildung über Fadenlieferräder und Fadenführer
denjenigenStricksystemen zugeführt, welche die verbliebenen Nadeln der ersten Fontur
und jede zweite Nadel der zweiten Fontur austreiben. Das Garn 2 wird über Lieferräder
und Fadenführer den restlichen Stricksystemen zugeführt, die nur die dazwischenliegenden
Nadeln der zweiten Fontur austreiben und zu dem einflächigen Gestrick verarbeitet.
Um die Fadenzufuhr dem Garnverbrauch bei der Maschenbildung anzupassen und um einen
einwandfreien, gleichmäßigen Abschlag zu erzielen, werden die Fadenlieferräder der
Garnsorte2 mit Antriebsrädern versehen, die etwa 40% weniger Zähne besitzen als
die Antriebsräder für die Fadenlieferräder der Garnsorte 1.
-
Das dabei hergestellte doppelflächige Gestrick verleiht dem Strickstoff
gute Beständigkeit gegen direkte Sonnenbestrahlung, angenehme Berührungseigenschaften,
hohes Wärmehaltungsvermögen, die Eigenschaft, Feuchtigkeit rasch an die Oberfläche
zu leiten und dort zur Verdunstung zu bringen, und gleichbleibende Elastizität auch
in nassem Zustand. Die hohe Elastizität des einflächigen Gestricks aus Polyamidfäden
bewirkt, daß der Stoff sich sehr stark zusammenzieht. Beide Gestricke weisen hohe
Beständigkeit gegen C51 und Laugen auf und verleihen zusammen dem Strickstoff eine
ausgeprägte Dauerelastizität.
-
Obwohl das .beschriebene Verfahren zur Herstellung der Strickware
besonders viele Vorteile aufweist, ist die Herstellung der erfindungsgemäßen Strickware
keineswegs auf die Verwendung von Interlock-Rundstrickmaschinen beschränkt.