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Desinfizierende Wasch-und Reinigungsmittel in Stückform Das Bedürfnis
zum Einsatz desinfizierender Wasch-und Reinigungsmittel steigt ständig mit den erhöhten
Anforderungen, welche an eine hygienische Durchführung der Wasch- und Reinigungsvorgänge
im Haushalt, Handwerk, Gewerbe und in der Industrie zu stellen sind. Auch in allen
humansanitären und veterinärsanitären Einrichtungen, wie in Krankenhäusern, Kliniken,
in der Praxis der Ärzte und Tierärzte, der Hebammen, in Badeanstalten, in Wäschereien
usw., ist ein ständig ansteigender Bedarf an desinfizierenden Wasch- und Reinigungsmitteln
festzustellen.
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Es hat daher an Vorschlägen nicht gefehlt, Wasch- und Reinigungsmittel
mit desinfizierenden Zusätzen auszustatten und auf diese Weise die Wasch- und Reinigungsprozesse
aller Art baktericid und bakteriostatisch bzw. auch virucid und virostatisch zu
gestalten.
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Eine besonders günstige und auch wirtschaftlich tragbare Lösung dieses
Problems wurde in ebenso einfacher wie überraschender Weise darin gefunden, daB
man verformbare, salzarme synthetische Waschrohstoffe mit freien, vorzugsweise organischen
Säuren oder solche enthaltenden Puffergemischen sauerstellt und kleine Mengen von
Phenylquecksilberverbindungen einarbeitet. Die so gewonnenen Mischungen werden dann
in üblicher Weise verformt. Dieses Verformen kann durch Pilieren, Verpressen zu
Strängen und Stanzen zu Stücken erfolgen; man kann die Massen auch verschmelzen
und nunmehr in Stränge schneiden, welche zu Stücken gestanzt werden.
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Die synthetischen Waschrohstoffe können der Gruppe der anionaktiven,
kationaktiven, nichtionogenen oder ampholytischen Verbindungen angehören. Während
kationaktive Verbindungen, wie etwa quaternäre Ammoniumverbindungen, Aminseifen
oder Pyridiniumverbindungen, meist für die Herstellung von Spezialerzeugnissen in
Krankenhäusern, Kliniken oder in der Praxis der Ärzte, Tierärzte, Hebammen usw.
bestimmt sind, dienen anionaktive oder nichtionogene Waschgrundstoffe für die Gewinnung
von Stücken, welche auch dem breiteren Konsum dienen. Ampholyte, wie etwa acylierte
Aminophosphorsäureverbindungen oder Aminocarbonsäuren können sowohl in der klinischen
Praxis wie auch zur Massendesinfektion im Sinne dieser Erfindung zum Einsatz gelangen.
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Als anionaktive Grundstoffe seien beispielsweise die Fettalkoholsulfate,
Fettsäurekondensationsprodukte, Fettsäurealkylolamidsulfate, Alkylsulfonate, Alkylbenzolsulfonate,
Sulfobernsteinsäureester, Alkylphosphate, Alkylphosphonate oder ähnliche Verbindungen
oder Gemische solcher untereinander genannt. Als nichtionogene Verbindungen seien
die Oxalkylierungsprodukte von Fettalkoholen, Fettsäuren, Alkylphenolen oder auch
acylierter Zucker oder ähnliche Verbindungen erwähnt. Die nichtionogenen Verbindungen
werden häufig in Kombinationen mit verfestigenden Zusätzen, wie z. B. Harnstoff,
angewandt.
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Als Säuren sind die meisten bekannten anorganischen oder organischen
Säuren geeignet, welche die entsprechenden Systeme auf p$-Werte, vorzugsweise zwischen
2 und 5, einzustellen vermögen. Wegen ihrer dermatologisch günstigen und auch synergistischen
Wirkungen auf das Gesamtsystem werden organische Säuren, wie Milchsäure, Zitronensäure,
Weinsäure, Adipinsäure, Maleinsäure oder ähnliche, bevorzugt. Auch Puffergemische
beispielsweise der vorgenannten Säuren mit Alkalisalzen organischer Säuren sind
häufig mit Vorteil einsetzbar. Von anorganischen Säuren sind Polyphosphorsäuren
besonders höheren Molekulargewichtes allein oder im Gemisch mit ihren Salzen ausgezeichnet
brauchbar.
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Die Menge der einzusetzenden Säuren oder Puffergemische richtet sich
nach ihrer Dissoziation, so daB von den starken anorganischen Säuren bereits sehr
kleine Zusätze zur Erzielung der gewünschten p$-Wert-Einstellung ausreichen, während
von schwächeren organischen Säuren höhere Zusätze erforderlich sind. Im allgemeinen
wird der Säurezusatz eine Konzentration von 2 bis 2,50/" bezogen auf den Gesamtansatz,
nicht überschreiten, während der Zusatz saurer Puffergemische etwa bis zu 5 °/o
betragen kann.
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Als geeignete Phenylquecksilberverbindungen sind beispielsweise das
Phenylquecksilberacetat, Phenylquecksilberpropionat, besonders aber die hochmolekularen
Phenylquecksilberverbindungen, wie Phenylquecksilbermyristat, Phenylquecksilberoleat,
Phenylquecksilberrizinoleat oder dergleichen zu nennen. Auch andere Typen von organischen
Quecksilberverbindungen, wie z. B. Acetoxy-Quecksilber-Chlorthymol oder Acetoxy-Quecksilber-Nitrobutylphenol,
sind anwendbar.
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Die Zusätze dieser organischen, stark baktericid wirkenden Quecksilberverbindungen
liegen in der Regel
zwischen 0,1 und 10/0 - bezogen auf den
stuckförmigen Waschrohstoff.
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Häufig genügt es, sehr kleine Mengen des Phenylquecksilbersalzes oder
einer äquivalenten organischen Quecksilberverbindung einzusetzen, wenn beispielsweise
noch andere baktericide Wirkstoffe anwesend sind. Solche sind Aldehyde, wie Formaldehyd
oder Paraldehyd, ein- oder mehrwertige Phenole, wie beispielsweise Phenol, Kresol,
o-Phenylphenol, Benzylphenol, Oxydiphenylmethanabkömmlinge sowie die Halogenderivate
der vorgenannten phenolischen Körper. Auch Salicylsäure, ihre Salze und ihre Derivate,
wie Phenylsalicylat, Salicylsäureanilid, chlorierte Salicylsäureanilide und ähnliche,
sind zum teilweisen Ersatz oder auch zur Erzielung spezifischer Effekte einsetzbar.
Auch Gemische der vorgenannten zusätzlichen baktericiden Wirkstoffe untereinander
können mit den organischen Quecksilberverbindungen kombiniert werden. Bei derartigen
Kombinationen treten häufig Verstärkungen der Wirkung durch Synergie-Erscheinungen
ein. Beispiel Zu 50 kg eines Waschrohstoffs in Schuppenform, welcher zu zwei Dritteln
aus einem salzarmen, hochmolekularen C"-C" Alkylsulfat und zu einem Drittel aus
Überfettungs- und Gerüstsubstanzen besteht, werden 1 kg einer Suspension, bestehend
aus 25 °/o Phenylquecksüberoleat und 75°/o Milchsäure (80°/jg) sowie je 3/4 kg Natriumlaktat
und Duftöl, im Mischer hinzugefügt. Nach guter Durchmischung wird die Masse mehrfach
unter Anwendung gekühlter Stahlwalzen piliert, worauf das pilierte Gut mittels einer
Vakuumstrangpresse mit beheizbarem Kopf in Stränge gepreßt und schließlich zu Stücken
gestanzt wird. Die so gewonnenen Stücke eignen sich als Körperreinigungsmittel;
sie besitzen baktericide, fungicide und virucide Eigenschaften.
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Neben den baktericiden und bakteriostatischen Wirkungen werden auch
fungicide und fungistatische Wirkungen erzielt. Darüber hinaus sind virucide Effekte
festgestellt worden. Die Sauerstellung der Stücke verhindert beim Gebrauch Störungen
des Säuremantels der menschlichen Haut und wirkt sich daher dermatologisch ausgesprochen
günstig aus. Außerdem sind die Stücke unbegrenzt lagerfähig und neigen nicht zur
Zersetzung der organischen Quecksilberverbindung in Form einer Abscheidung metallischen
Quecksilbers.
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Es ist bereits bekanntgeworden und gehört daher zum Stande der Technik,
Seifen mit Quecksilberjodid oder -cyanid, Quecksilberphenolaten oder Oxyquecksilberphenolaten
zu kombinieren. Die so gewonnenen antiseptisch wirkenden Seifen besitzen aber eine
alkalische Reaktion und sind daher für hautempfindliche Personen vielfach ungeeignet.
Auch sind Seifen mit einem Gehalt an anorganischen oder organischen Quecksilberverbindungen
metallempfindlich und nicht unbegrenzt haltbar.
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Die Verwendung von Phenylquecksilberverbindungen in Form ihrer sauer
oder alkalisch reagierenden Lösungen als antiseptische Mittel ist gleichfalls vorbekannt
und wird hier nicht beansprucht.