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Verfahren zur Behandlung von Polyamidfasern mit peroxydhaltigen Bleich-
oder Waschmitteln Es wurde schon darauf hingewiesen, daß bei der Bleiche oder Wäsche
von aus Polyamidfasern bestehenden oder solche enthaltenden Erzeugnissen mit peroxydhaltigenBleich-
oder Waschmitteln die Gefahr besteht, daß das Fasermaterial beträchtlichen Schädigungen
unterliegt, die zu Festigkeitsverlusten, welche bis auf 40 bis 80% der Ausgangsfestigkeit,
bei öfter wiederholter Anwendung dieser peroxydhaltigen Wasch- oder Bleichmittel
bis zur völligen Zerstörung des Fasermaterials steigen können, führen. Diese Faserschädigungen
gehen beträchtlich über diejenigen hinaus, die bei der üblichen Behandlung von aus
Cellulosefaserstoffen bestehenden Erzeugnissen unter ähnlichen Bedingungen mit solchen
peroxydhaltigen Bleich- oder Waschflotten zu erwarten sind. Es wurde schon gezeigt,
daß es möglich ist, durch den Zusatz von stickstoffhaltigen Faserschutzmitteln zu
den peroxydhaltigen, für die Behandlung von aus Polyamidfasern bestehenden oder
solche enthaltenden Textilerzeugnissen bestimmten Wasch- oder Bleichflotten den
Eintritt der oben beschriebenen Faserschäden zu vermeiden oder zumindest weitgehend
zu vermindern.
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Bekannt ist auch die Verwendung von Polyaminen, z. B. Diaminen, die
mindestens eine primäre oder sekundäre und eine primäre, sekundäre oder tertiäre
Aminogruppe oder in Form von Carbonamid- oder Sulfonamid-Stickstoff vorliegende
Stickstoffgruppe enthalten, die über eine bis zu 6 Kohlenstoffatome enthaltende
Kohlenwasserstoffkette miteinander in Verbindung stehen, als Faserschutzmittel für
die Bleiche von synthetischen Polyamidfaserstoffen.
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Erfindungsgemäß wurde festgestellt, daß sich Guanidinverbindungen,
insbesondere N,N'-Diphenylguanidin
ausgezeichnet als Schutzmittel für synthetische Polyamidfasern oder aus diesen bestehende
oder sie enthaltende Garne, Gewebe, Gewirke oder Textilwaren beim Bleichen mitperoxydischen
Verbindungen eignen.
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Es ist schon vorgeschlagen worden, zum Behandeln synthetischer Polyamidfasern
mit peroxydische Verbindungen enthaltenden Flotten diesen Flotten Harnstoff zuzusetzen.
Der Zusatz des Harnstoffs bewirkt aber nicht, daß die Polyamidfasern widerstandsfähiger
gegen den Angriff der peroxydischen Verbindungen werden.
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Die Schutzmittel gemäß der Erfindung können der die übrigen Bestandteile
der Bleich- oder Waschflotte enthaltenden Lösung zugesetzt werden. Sie können auch
mit diesen übrigen Bestandteilen in an sich bekannter Weise vermengt und dann gemeinsam
in Wasser gelöst bzw. suspendiert werden.
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Beispiel 1 Strangmaterial aus synthetischer Polyamidkunstseile wurde
im Flottenverhältnis von 1:50 unter gelegentlichem Umziehen bei 90° C mit einer
Flotte behandelt, die je Liter Leitungswasser folgende Stoffe enthielt: 2,5 g Natriumperborat,
4,5 g Seifenpulver, 0,6 g Wasserglas, pulverförmig, 1,3 g sekundäres Natriumpyrophosphat,
1,1 g neutrales Natriumpyrophosphat, calciniert, 0,5 g N,N'-Diphenylguanidin.
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Das Polyamidkunstseidenmaterial wurde schließlich in fließendem Wasser
gespült und getrocknet.
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Die Reißfestigkeit des Polyamidgarnes verminderte sich durch diese
Behandlung von 45;0 Rkm auf 41,31 Rkm, was einem Festigkeitsabfall um 8,20/0 entspricht.
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Bei einem unter den gleichen Bedingungen, jedoch unter Weglassung
des N,N'-Diphenylguanidins durchgeführten Vergleichsversuch wurde ein Rückgang der
Reißfestigkeit des Polyamidkunstseidengarnes um 32,0% festgestellt.
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Beispiel 2 Synthetische Polyamidkunstseide in Strangform wurde im
Flottenverhältnis 1:50 in einer Bleichflotte
der folgenden Zusammensetzung:
4,8 gll Aktivsauerstoff in Form von Wasserstoffsuperoxyd, 0,1 g/1 Bittersalz, 1,0
ccm/1 Natronwasserglas, 38° B8, bei einer Temperatur von etwa 60° C unter gelegentlichem
Umziehen während 4 Stunden gebleicht. Die Bleichflotte enthielt als Faserschutzmittel
in Form einer Suspension 2,1 gll N,N'-Diphenylguanidin, das seiner geringen Löslichkeit
wegen nur zum Teil in der Bleichflotte gelöst, zum größeren Teil aber in ihr dispergiert
war. Nach Beendigung des Bleichprozesses wurde das Bleichgut in der üblichen Weise
mit Wasser gespült und getrocknet. Die Reißlänge des unbehandelten Polyamidgarnes
betrug 45,0 km, die im Verlauf des Bleichprozesses auf 41,5 km zurückging. Der Bleichprozeß
hatte also einen Festigkeitsrückgang um 7,8% der Ausgangsfestigkeit zur Folge. Ließ
man bei einem Vergleichsversuch unter im übrigen den gleichen Bedingungen den Zusatz
des N,N'-Diphenylguanidins weg, so trat demgegenüber ein Festigkeitsrückgang um
48,3 der Ausgangsfestigkeit ein.
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An Stelle des NN'-Diphenylguanidins kann mit demselben Erfolg auch
der N-Phenyl-N'-guanylharn-Stoff
verwendet werden, der ebenfalls eine Verbindung des Guanidins ist.
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Beispiel 3 Aus Polyamidfäden mit 2% Titandioxyd-Pigment vom Titer
40 Denier hergestellte Webware wurde zehnmal je 30 Minuten in einem Bad behandelt,
das je Liter folgende Stoffe enthielt: 5,7 g Marseiller Seife, 1,5 g calcinierte
Soda, 0,75 g Natriumpyrophosphat, 0,75 g Natriumtripolyphosphat, 0,7 g Trockenwasserglas,
1,5 g Natriumperborat, 0,1 g Benzalaminoguanidin. Der pH-Wert dieser Lösung betrug
10,4.
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Die Flotte mit dem Bleichgut wurde jedesmal innerhalb von 15 Minuten
bis auf 95° C erwärmt und dann weitere 15 Minuten bei dieser Temperatur gehalten.
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Die Fäden zeigten unbehandelt eine Reißfestigkeit von 40,1 Rkm. Nach
der zehnmaligen Behandlung mit der oben beschriebenen Flotte war die Reißfestigkeit
nur auf 38,4 Rkm gesunken. Der Festigkeitsverlust betrug also nur 4,30/u.
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Behandelte man in der gleichen Weise die gleiche Ware mit einer Flotte
der gleichen Zusammensetzung, aber unter Weglassung des Benzalaminoguanidins, so
betrug die Reißfestigkeit nach zehnmaliger Behandlung 27,1 Rkm. Der Festigkeitsverlust
ohne den Faserschutz betrug also 31,0%.
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Beispiel 4 Ein Kunstseidenfaden aus a-Caprolactam mit einem Titer
von 20 Dinier wurde in Strangform 3 Minuten bei 80° C mit einem Bad imprägniert,
das in einem Gemisch aus 30 Volumteilen Isopropylalkohol und 70 Volumteilen Wasser
2 Gewichtsteile Nl-Phenyl-N5 diäthylbiguanid enthielt. Nach dieser Vorbehandi Jung
wurde die Ware zunächst in Wasser von 60° C, anschließend in Wasser von 20° C gut
gespült. Dann wurde sie fünfmal in einer Waschflotte behandelt, die je Liter folgende
Stoffe enthielt: 5,7 g Marseiller Seife, ' 1,5 g calcinierte Soda, 0,75 g Natriumpyrophosphat,
0,75 g Natriumtripolyphosphat, 0,7 g Trockenwasserglas, 0,6 g Natriumperborat.
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Das Verfahren wurde so durchgeführt, daß das zu waschende Gut in die
kalte Flotte eingebracht wurde; die Flotte wurde dann auf 90° C innerhalb einer
Stunde erwärmt und eine weitere Stunde bei dieser Temperatur gehalten.
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Nach einer fünfmaligen Wäsche der beschriebenen Art hatte sich die
Reißfestigkeit der Fäden von 47,5 auf 40,2 Rkm verringert. Der Festigkeitsabfall
betrug 15,30/a.
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Wurde dagegen eine nicht vorbehandelte Ware derselben Behandlung unterworfen,
so sank die Reißfestigkeit auf 31,8 Rkm. Der Festigkeitsabfall betrug also 33,0%.
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An Stelle des N.-Phenyl-N5 diäthylbiguanids kann mit demselben Erfolge
auch das N-Phenyl-N-methyl-N'-guanylguanidin
verwendet werden. Steht die Methylgruppe am Phenylring, d. h. verwendet man das
N-Tolyl-N'-guanylguanidin
so wird dieselbe Wirkung erreicht. Beispiel 5 Ein Faden aus e-Caprolactam mit einem
Titer von 60 Denier wurde 2 Stunden bei 85° C in einem Bleichbad behandelt, das
je Liter folgende Stoffe enthielt: 10 ccm Wasserstoffperoxyd, 35 Gewichtsprozent,
1 ccm Wasserglas, 38° Be, 0;1 g Magnesiumsulfat, 0,15 ccm Natronlauge, 38° B6, 0,1
g Benzylaminoguanidinhydrochlorid.
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Der pH-Wert des Bades betrug 9,7. Durch das Behandeln sank die Reißfestigkeit
des Fadenmaterials von 46,5 auf 43,5 Rkm. Der Festigkeitsverlust betrug also 6,50/0.
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Wurde derselbe Faden unter denselben Bedingungen mit demselben Bade,
aber unter Weglassung des Benzylaminoguanidinhydrochlorids behandelt, so ging die
Reißfestigkeit auf 23,7 Rkm zurück; der Festigkeitsabfall betrug also 49,0%.