DE1081671B - Verfahren zur Herabsetzung des Molekulargewichts von Polystyrol - Google Patents
Verfahren zur Herabsetzung des Molekulargewichts von PolystyrolInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf die Behandlung von Polystyrolen von hohem Molekulargewicht zur Herabsetzung
von deren Molekulargewicht, um deren mechanische und andere physikalische Eigenschaften sowie ihre
Verarbeitbarkeit zu verbessern.
Styrolpolymere mit sehr hohen Molekulargewichten von z. B. einer Million oder mehreren Millionen sind so
hart und brüchig, daß Verformungsoperationen schwierig und kompliziert sind. Es ist deshalb wünschbar, ihre
Struktur zu modifizieren, indem man die vorhandenen sehr langen Molekülketten aufspaltet. Zu diesem Zweck
erweisen sich Prozesse wie Pyrolyse und Mastizieren als sehr wenig wirksam.
Die Depolymerisation von Polystyrol ist wie seine Polymerisation ein Radikalprozeß, weshalb bei der thermischen
Behandlung bei hoher Temperatur die aus den aufgespaltenen Ketten zunächst gebildeten freien Radikale
dazu neigen, sich wieder zu vereinigen oder durch einen Kettenübertragungsmechanismus verzweigte und
vernetzte Ketten zu bilden. Das Ergebnis dieser Wirkungen besteht in einer erheblichen Herabsetzung der
Spaltungsgeschwindigkeit bzw. kann die Spaltung bei einem Gleichgewichtsmolekulargewicht auch ganz aufhören,
das für praktische Zwecke zu hoch ist; außerdem treten unerwünschte Veränderungen ein, die sogar zur
Bildung von unlöslichen Massen führen können. Schließlich sind zur Erzielung einer erheblichen Depolymerisation
sehr lange Zeiten erforderlich, und der Prozeß ist nur schwer reproduzierbar.
Bessere Ergebnisse erzielt man durch mechanische Depolymerisation bei Zimmertemperatur, bei der eine
geringere Neigung für Kettenübertragungen besteht, da Wärme eine Quelle der Aktivierungsenergie für Kettenübertragungen
darstellt.
Zur Erzielung einer brauchbaren Reduktion des Molekulargewichts ist jedoch eine außerordentlich lange Mastizierungsdauer
erforderlich, oder die Verfahrensvorrichtungen können nur mit einer so geringen Polymermenge
beschickt werden, daß die Ausbeute pro Stunde sehr niedrig ist.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herabsetzung des Molekulargewichts von Polystyrolen durch
thermische und/oder mechanische Depolymerisation von festem Polystyrol in Gegenwart von die Depolymerisation
regulierenden Mitteln, die Kettenübertragungsmittel, Initiatoren für radikalische Polymerisationen oder Kautschukantioxydationsmittel
sein können. Durch ein solches Verfahren läßt sich eine rasche und regelbare thermische
Zersetzung erreichen, bei der keinerlei Neigung zur Bildung von verzweigten oder vernetzten Produkten
besteht, durch die die Kristallinität der Polymeren herabgesetzt würde. Das Verfahren ist außerdem leicht reproduzierbar.
Der Mechanismus des Verfahrens besteht vermutlich darin, daß aus dem die Depolymerisation regeln-Verfahren
zur Herabsetzung des Molekulargewichts von Polystyrol
Anmelder:
Montecatini Societä Generale per rindustria Mineraria e Chimica,
Mailand (Italien),
und Dr. Dr. e. h. Karl Zieglerr
Mülheim/Ruhr, Kaiser-Wilhelm-Platz 1
Vertreter:
Dr.-Ing. A. v. Kreisler, Dr.-Ing. K. Schönwald, Dipl.-Chem. Dr. phil. H. Siebeneicher und Dr.-Ing. Th. Meyer, Patentanwälte,
Dr.-Ing. A. v. Kreisler, Dr.-Ing. K. Schönwald, Dipl.-Chem. Dr. phil. H. Siebeneicher und Dr.-Ing. Th. Meyer, Patentanwälte,
Köln 1, Deichmannhaus
Beanspruchte Priorität: Italien vom 29. Januar 1957
Giuseppe Guzzetta, Franco Sabbioni
und Giovanni Battista Gechele, Mailand (Italien),
sind als Erfinder genannt worden
den Mittel freie Radikale frei gemacht werden, die das
Bestreben haben, sich mit den bei der Spaltung der Ketten mit hohem Molekulargewicht gebildeten freien Polystyrolradikalen zu vereinigen, wodurch diese inaktiviert und an
der Wiedervereinigung verhindert werden. Beispiele für erfindungsgemäß geeignete Kautschukantioxydationsmittel
sind:
2,2,4-Trimethyl-l ,2-dihydrochinolin,
o-Äthoxy^^^trimethyl-l^-dihydrochinolin,
4,4'-Thio-bis-(3-methyl-6-tert.butylphenol), 2,2'-Methylen-bis-(4-methyl-6-tert.butylphenol),
Hydrochinon-monobenzyläther, 2,5-Di-tert.butylhydrochinon,
N,N'-Diphenyläthylendiamin,
p,p'-Methylendianilin,
Laurylmercaptan,
p-(p-Tolylsulfonylamid)-diphenylamin.
Die genannten Mittel sind wie andere Kautschukantioxydationsmittel
und allgemein alle Antioxydationsmittel, die gegen die Einwirkungen von Sauerstoff auf
Elastomere und andere synthetische Harze einen stabilisierenden Einfluß ausüben, wirksam, weil sie kleine
Mengen von Sauerstoff binden, die häufig mit Makro-
OM 5M/448
molekülen von Polystyrol zusammen vorliegen und, die
die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse verhindern könnten.
Die Kettenübertragungsmittel, die an Stelle von Kautschukantioxydationsmitteln verwendet werden können,
wirken vermutlich ebenfalls in der Weise, daß sie freie Radikale liefern, die die bei der Spaltung der Polymerketten
gebildeten freien Valenzen inaktivieren.
Die gleichen Substanzen, von denen aromatische Peroxyde und Hydroperoxyde, Azo-Verbindungen und. Mercaptane
erwähnt seien, wirken auch als Initiatoren in radikalischen Polymerisationsprozessen (s. »Emulsion
Polymerisation«, Borey Kolthoff, 1955, Kapitel 4).
Wenn man das Verfahren durchführt, indem man Polystyrol in Gegenwart des die Depolymerisation regelnden
Mittels einer thermischen Depolymerisation aussetzt, ist es vorteilhaft, das Polystyrol auf eine Temperatur von
über 2000C, z. B. etwa 2500C, zu erhitzen. Diese Temperatur
eignet sich besonders zur Erzielung einer erheblichen Depolymerisation in einem leicht reproduzierbaren Pro- ao
zeß unter Verwendung sehr kleiner Mengen des die Depolymerisation regelnden Mittels, z. B. 0,1 bis 5 % mit
Bezug auf das Gewicht des Polystyrols. Das Verfahren läßt sich kontinuierlich oder absatzweise unter Verwendung
von Reaktoren mit oder ohne Rührvorrichtungen durchführen. Geeignete Vorrichtungen zur Durchführung
des Verfahrens sind. Öfen, Extruder und Mühlen. Die Wahl des besonderen, die Depolymerisierung regelnden Mittels,
seine Menge und die Arbeitstemperatur hängen von der gewünschten Reduktion des Molekulargewichts ab. Für
jeden speziellen Fall lassen sich die erforderlichen Bedingungen durch einfachen Versuch ermitteln.
Ähnliche Ergebnisse wie bei der thermischen Spaltung
lassen sich auch durch mechanische Spaltung in Gegenwart des die Depolymerisierung regelnden Mittels erzielen.
Die Wirksamkeit des die Depolymerisation regelnden Mittels bei dieser mechanischen Spaltung ist beträchtlich,
doch verläuft der Prozeß trotzdem wesentlich langsamer als bei der thermischen Spaltung.
Mit besonders guten Ergebnissen läßt sich das erfindungsgemäße
Verfahren auf isotaktische Polystyrole anwenden, die unter Verwendung stereospezifischer Katalysatoren
hergestellt wurden. Mit Hilfe solcher Katalysatoren hergestellte Polymerisate haben im allgemeinen
sehr hohe Molekulargewichte (in der Größenordnung von Millionen) und daher sehr kleine Kristallisationsgeschwindigkeiten.
Durch Verminderung ihrer Molekulargewichte nach dem erfindungsgemäßen Verfahren läßt
sich eine große Skala von Polymeren mit niedrigeren Molekulargewichten herstellen, die im wesentlichen den
gleichen Kristallinitätsgrad besitzen wie die Ausgangspolymeren. Dergestalt lassen sich in einfacher und wirtschaftlicher
Weise feste Styrolpolymere mit niedrigen Molekulargewichten herstellen, die nichtsdestoweniger
einen Kristalnnitätsgrad besitzen, der dem der bisher
bekannten isotaktischen Polymeren ähnlich ist.
In den nachfolgenden Beispielen beziehen sich alle Verhältnisangaben
auf Gewichtsverhältnisse.
60
Proben aus einem pulverisierten, im wesentlichen isotaktischen Polystyrol mit einem Molekulargewicht von
etwa 1 340 000 wurden je mit einer der in der nachstehenden Tabelle 1 aufgeführten Substanzen homogen vermischt,
indem man das Pulver mit einer acetonischen Lösung der betreffenden Verbindungen imprägnierte und
dann bei Zimmertemperatur trocknete.
Gemischproben von 0,5 g wurden in Glasröhren eingefüllt, die dann evakuiert und verschlossen wurden. Die
Röhren wurden in einen Ofen gegeben, der auf einer Temperatur von 250 ^10C gehalten wurde, in dem sie
45 Minuten lang verblieben.
Die erzielten Ergebnisse sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Thermische Spaltung (bei 2500C) eines isotaktischen Polystyrols
mit einem Molekulargewicht von 1 340 000
Zeit (Minuten) |
Zugesetzte Substanz | Molekular gewicht |
45 45 45 45 |
tert.Butylperoxyd, 0,2% Benzoylperoxyd, 0,2 °/0 4,4'-Thio-bis-(3-methyl- 6-tert.butylphenol), 0,2 °/0 |
1340 000 800 000 700 000 480 000 90 000 |
Die Molekulargewichte wurden aus der Grenzviskosität in Tetrahydronaphthalin bei 1000C berechnet auf Grund
der Formel:
worin [η] = K Ma,
[η] = Grenzviskosität in 100 ccm/g,
K = 0,94 · 10-*,
α = 0,73,
M = Molekulargewicht.
K = 0,94 · 10-*,
α = 0,73,
M = Molekulargewicht.
Polystyrolproben wurden wie im Beispiel 1 mit je einer
der in Tabelle 2 aufgeführten Verbindungen vermischt. Jedes der Gemische wurde 4 Minuten unter Druck bei
90° C gesintert. Das Produkt in Form von Stücken wurde dann in einen Apparat zur Messung der Fh'eßgeschwindigkeiten
von thermoplastischen Körpern und zur Bestimmung des »Schmelzindex« (ASTM D 1238-52T) gegeben.
Der Schmelzindex wurde nach Spaltung innerhalb der Apparatur bei 250° C 30 Minuten bestimmt. Der Index
hängt vom Molekulargewicht ab und ist um so höher, je geringer das Molekulargewicht ist.
Die erzielten Ergebnisse sind in Tabelle 2 aufgeführt.
Thermische Spaltung eines isotaktischen Polystyrols mit einem Molekulargewicht von 1 340 000
(30 Minuten bei 250° C)
Zugesetzte Substanz | % | Schmelzindex bei 2500C |
4,4'-Thio-bis-(3-methyl-6-tert.- butylphenol) 4,4'-Thio-bis-(3-methyl-6-tert.- butylphenol) -lauryl- mercaptan Laurylmercaptan p- (p-Tolylsulfonylamido) - diphenylamin |
1 0,5 + 0,5 1 1 |
etwa 0,1 39 24 1,3 1,2 |
Das Polymere von Beispiel 1 wurde mit 1 °/0 4,4'-Thiobis-(3-methyl-6-tert.butylphenol)
vermischt und nach Sintern wie im Beispiel 2 unter Verwendung einer Beschickung von nur 0,5 kg in den Apparat zur Bestimmung
des Schmelzindex eingeführt.
Es wurde die Veränderung des Schmelzindex bei 250° C
in Abhängigkeit von der Verweilzeit im Apparat bestimmt; die Ergebnisse sind in Tabelle 3 aufgeführt.
Thermische Spaltung eines isotaktischen Polystyrols mit einem Molekulargewicht von 1 340 000 bei 250° C in Gegenwart
von 1% 4,4'-Thio-bis-(3-methyl-6-tert.butylphenol)
Zeit (Minuten | Schmelzindex bei 2500C |
0 | 0 |
15 | 0,9 |
45 | 1,8 |
75 | 29,0 |
105 | 31,7 |
135 | 33,0 |
Proben des gleichen pulverisierten Polystyrols wie im Beispiel 1 wurden mit je einer der in Tabelle 6 aufgeführten
Verbindungen nach Beispiel 1 vermischt und dann in einer Porzellan-Kugelmühle bei Zimmertemperatur
Stunden vermählen.
Die erzielten Ergebnisse sind in Tabelle 6 aufgeführt.
ίο Mechanische Spaltung von isotaktischem Polystyrol in
einer Kugelmühle
Bei Veränderung des Prozentanteiles des Antioxydationsmittels und 30 Minuten dauernder Spaltung wurden
die in Tabelle 4 aufgeführten Ergebnisse erzielt.
Thermische Spaltung von isotaktischem Polystyrol mit einem Molekulargewicht von 1 340 000 (30 Minuten bei
250°C) in Gegenwart von unterschiedlichen Prozentanteilen 4,4'-Thio-bis-(3-methyl-6-tert.butylphenol)
Zugesetzte Substanzen | °/o | Molekular gewicht |
15 Azo-bis-isobutyronitril Benzoylperoxyd »ο 2,2'-Methylen-bis-(4-methyl-6-tert.- butylphenol) 4,4'-Thio-bis-(3-methyl-6-tert.butyl- phenol) |
2 2 2 2 |
1 340 000 870 000 580000 560 000 450 000 250 000 |
4,4'-Thio-bis-(3-methyl- | Schmelzindex |
6-tert. butylphenol) | 0,1 |
0 | 5 |
0,2 | 31 |
0,5 | 39 |
1 | 98 |
2 | 110 |
4 | |
35
Die Bestimmung des Schmelzindex erfolgte auf Grund der Normbestimmungen von ASTM D1238-52T bei 250°C.
Proben aus pulverisiertem, im wesentlichen isotaktischem
Polystyrol wurden in einem Pulvermischer mit 0,5 °/0 4,4'-Thio-bis-(3-methyl-6-tert.butylphenol) vermischt.
Das erhaltene Pulver wurde in einen bei einer mittleren Temperatur von 250° C gehaltenen Schneckenextruder
von 30 mm Durchmesser und 333 mm Länge gegeben. Die Verweilzeit des Polymeren im Innern des Extruders
betrug 5 bis 10 Minuten. Man bestimmte das Molekulargewicht des stranggepreßten Polymeren. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 5 aufgeführt.
Thermische Spaltung von isotaktischem Polystyrol in einem Extruder bei 250° C
Anfangs-Mole- kulargewicht |
4,4'-Thio-bis- (3-methyl-6-tert.- butylphenol) % |
U/Min. | End-Molekular- gewicht |
1 340 000 1 340 000 1 100 000 |
0,5 0,5 |
20 20 30 |
900 000 250 000 300 000 |
55
Claims (6)
1. Verfahren zur Herabsetzung des Molekulargewichts von Polystyrol, dadurch gekennzeichnet, daß
man festes Polystyrol in Gegenwart von die Depolymerisation regelnden Mitteln einer geregelten thermischen
und/oder mechanischen Depolymerisation aussetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als Mittel zum Regem der Depolymerisation
ein Kettenübertragungsmittel, ein Kautschukantioxydationsmittel oder einen Initiator für
Radikalpolymerisationen verwendet.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man das Polystyrol einer mechanischen
Depolymerisierung bei Zimmertemperatur aussetzt.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man das Polystyrol einer thermischen oder thermischen und mechanischen Depolymerisation
bei Temperaturen über 200° C aussetzt.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man das Mittel zum Regeln der
Depolymerisation in einer Menge von 0,1 bis 5%, bezogen auf das Gewicht des Polystyrols, anwendet.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man als Mittel zum Regeln der
Depolymerisation4,4'-Thio-bis-(3-methyl-6-tert.butylphenol), 2,2'-Methylen-bis-(4-methyl-6-tert.butylphenol),
p-(p-Tolyl-suhconylamid)-diphenylamin, ein aromatisches
Peroxyd oder Hydroperoxyd, eineAzo-Verbindung oder ein Mercaptan, Benzoylperoxyd oder
tert.Butylperoxyd verwendet.
In Betracht gezogene Druckschriften:
USA.-Patentschrift Nr. 2 549 538;
H. H. G. Jellinek und K. J. Turner, Journ. Polymer Sei., 11 (1953), S. 353 bis 363.
H. H. G. Jellinek und K. J. Turner, Journ. Polymer Sei., 11 (1953), S. 353 bis 363.
©009' 509/4'« 5.60'
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IT880099X | 1957-01-29 |
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