Der Erfindung liegt daher die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zur Verfügung
zu stellen, dass die Herstellung von transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen
mit erhöhtem
Vitamin E-Gehalt
ermöglicht.
Diese und weitere Aufgaben der Erfindung,
wie sie sich aus der Beschreibung ergeben, werden durch den Gegenstand
des unabhängigen
Anspruchs gelöst.
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
werden durch die abhängigen
Unteransprüche
definiert.
Es ist jetzt überraschend gefunden worden,
dass die Veränderung
des Gehalts und/oder der Aktivität von
SAT in transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen eine Steigerung des
Gehalts an Vitamin E-Verbindungen wie den genannten Tocopherolen
und Tocotrienolen ermöglicht.
Dies war insbesondere deswegen überraschend,
weil bisher davon ausgegangen wurde, dass Enzyme mit einer SAT-Aktivität eine Funktion
lediglich in Biosynthesewegen zur Herstellung von Schwefel-haltigen
Verbindungen wie Cystein, Methionin und z.B. Glutathion haben.
Serin-Acetyltransferase (SAT, EC2.3.1.30)
ist an dem zweistufigen Prozess beteiligt, durch den in vivo in
Mikroorganismen und Pflanzen die Cystein-Biosynthese bewerkstelligt
wird.
SAT sorgt für die Bildung des aktivierten
Thioesters O-Acetylserin (OAS) aus Serin und Acetyl-CoenzymA. Freies
Sulfid wird in O-Acetylserin eingeführt, um Cystein und Acetat
mittels enzymatischer Katalyse durch O-Acetylserin (Thiol)-Lyase
zu erhalten. Die durch SAT katalysierte Reaktion stellt hierbei
den geschwindigkeitslimitierenden Schritt dar, wobei die Aktivität dieses
Enzyms ausschließlich
in Verbindung mit O-Acetylserin (Thiol)-Lyase (OAS-TL) in dem so
genannten Cysteinsynthase-Komplex gefunden wird. OAS-TL ist bedingt
durch die Aktivität
SAT-freier Homodimere in großem Überschuss
vorhanden (Kredich et al., (1969) J. Biol. Chem., 244, 2428-2439;
Saito (2000) Curr. Opin. Biol. 3, 188-195).
Mikrobielle, pflanzliche und tierische
SATs können
nach ihrer allosterischen Regulierbarkeit in verschiedene Gruppen
unterteilt werden. Eine Reihe von SATs wird durch das Endprodukt
des durch sie katalysierten Biosynthesewegs, Cystein, inhibiert.
Solche SATs werden üblicherweise
als Feedback-regulierte SATs bezeichnet (Wirtz et al., (2002), Amino
acids, in press; Hell et al., (2002) Amino Acids 22, 245-257; Noji
et al., (1998) J. Biol. Chem. 273, 32739-45; moue et al., (1999)
Eur. J. Biochem. 266, 220-27; Saito (2000) Curr. Op. Plant Biol.
3, 188-95).
Als Prototypen für Feedback-regulierte SATs
gelten die mikrobiellen SATs CysE aus E. coli (Accession Code E12533;
Denk und Böck
(1987) J. Gen. Microbiol. 133, 515-25) und S. typhimurium (Accession
Code A00198; Kredich and Tomkins (1966) J. Biol. Chem. 241, 4955-65),
sowie die pflanzlichen SATs SAT-c aus A. thaliana (Accession Code
U30298; Noji et al., vide supra), SAT2 aus Citrullus vulgaris (Accession
Code D49535; Saito et al., (1995) J. Biol. Chem. 270, 16321-26)
und SAT56 aus Spinacia oleracea (Accession Code D88529; Noji et
al., (2001) Plant Cell Physiol. 42, 627-34).
Daneben gibt es eine Gruppe von SATs,
die in wesentlich geringerem Ausmaß durch Cystein bzw. überhaupt
nicht durch Cystein inhibiert werden können. Man bezeichnet diese
SATs auch als Feedback-unabhängige
SATs. Typische Vertreter solcher Feedback-unabhängigen SATs sind bislang nur
aus Pflanzen bekannt. Dazu gehören
z.B. SAT A aus Arabidopsis thaliana (EMBL Accession code X82888;
Bogdanova und Hell (1995) Plant Physiol. 109, 1498; Wirtz et al.,
2002, vide supra), SAT 4 aus Nicotiana tabacum (Accession Code AJ414052;
Wirtz et al., 2002, vide supra) und ASATS aus Allium tuberosum (Urano
et al., (2000) Gene 257, 269-277).
Aufgrund ihrer Rolle im Biosyntheseweg
für Cystein
wurde die Verwendung von SATkodierenden Nukleinsäuresequenzen zur Herstellung
von transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen nur im Zusammenhang mit
Verfahren zur Herstellung von transgenen Organismen mit erhöhten Cystein-
bzw. Glutathion-Gehalten diskutiert (Wirtz et al., vide supra).
Aus dem Stand der Technik ist keine funktionelle Verbindung zwischen
SAT und Biosynthesewegen, die zur Produktion von Vitamin E-Verbindungen
wie Tocopherolen und Tocotrienolen führen, bekannt.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung
ist jetzt überraschend
gefunden worden, dass die Änderung des
Gehalts oder der Aktivität
von funktionellen oder nicht-funktionellen SATs in Pflanzen verwendet
werden kann, um transgene Pflanzen bzw. Pflanzenzellen herzustellen,
die über
erhöhte
Vitamin E-Gehalte verfügen. Die Änderung
des Gehalts und/oder der Aktivität
von SATs in transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen kann dabei z.B.
auf die Übertragung
und Überexpression
von Nukleinsäuren,
die für
funktionelle oder nichtfunktionelle SATs kodieren, auf Pflanzenzellen
bzw. Pflanzen zurückzuführen sein.
Die Änderung
des Gehalts und/oder der Aktivität
von SAT in transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen mit erhöhtem Vitamin
E-Gehalt kann auch auf die Hoch- bzw. Herunterregulierung der Aktivität und/oder
der synthetisierten Menge von endogenen SATs zurückzuführen sein.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung
ist jetzt darüber
hinaus gefunden worden, dass die Veränderung des Gehalts an Thiol-Verbindungen
verwendet werden kann, um transgene Pflanzen bzw. Pflanzenzellen herzustellen,
die über
erhöhte
Vitamin E-Gehalte verfügen.
Die Änderung
des Gehalts an Thiol-Verbindungen kann dabei z.B. auf die Änderung
des Gehalts und/oder der Aktivität
von SATs in transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen zurückzuführen sein
und damit z.B. durch die Übertragung
und Überexpression
von Nukleinsäuren,
die für
funktionelle oder nicht-funktionelle SATs kodieren, auf Pflanzenzellen
bzw. Pflanzen erreicht werden. Die Änderung des Gehalts an Thiol-Verbindungen
kann dabei aber auch auf die Änderung
des Gehalts und/oder der Aktivität
von anderen in die Stoffwechselwege von Thiol-Verbindungen involvierten Enzymen zurückzuführen sein
und damit z.B. durch die Übertragung
und Überexpression
von Nukleinsäuren,
die für
solche Enzyme oder Homologe, Mutanten bzw. Fragmente davon kodieren,
auf Pflanzenzellen bzw. Pflanzen erreicht werden.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist daher ein Verfahren zur Herstellung von transgenen Pflanzen
bzw. Pflanzenzellen mit erhöhtem
Vitamin E-Gehalt und einem veränderten
Gehalt und/oder Aktivität
von SAT im Vergleich zum Wildtyp.
Ebenfalls Gegenstand der Erfindung
ist ebenfalls ein Verfahren zur Herstellung von transgenen Pflanzen
bzw. Pflanzenzellen mit erhöhtem
Vitamin E-Gehalt, bei denen die Expression von SAT durch Übertragung von
Nukleinsäuresequenzen,
die für
funktionelle oder nicht-funktionelle SATs oder funktionelle Äquivalente
davon kodieren, auf Pflanzen bzw. Pflanzenzellen bewirkt wird.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden
Erfindung sind Verfahren zur Herstellung von transgenen Pflanzen
bzw. Pflanzenzellen mit erhöhtem
Vitamin E-Gehalt, bei denen die Aktivität oder Menge an endogener SAT
hoch- oder herunterreguliert werden.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung
ist ein Verfahren zur Herstellung von transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen
mit erhöhtem
Vitamin E-Gehalt, bei denen Antikörper, die für SATs spezifisch sind und
möglicherweise
deren Funktion hemmen, in der Zelle exprimiert werden.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung
sind Verfahren zur Herstellung von transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen
mit erhöhtem
Vitamin E-Gehalt, bei denen der posttranslationale Modifikationsstatus
von überexprimierten
oder endogenen funktionellen und/oder nicht-funktionellen SATs verändert wird.
Ebenfalls ein Gegenstand der vorliegenden
Erfindung sind Verfahren zur Herstellung von transgenen Pflanzen
bzw. Pflanzenzellen mit erhöhtem
Vitamin E-Gehalt, bei denen die Expression von einem Teil der endogenen
SAT-Gene durch Verfahren wie z.B. Antisense-Verfahren, post-transcriptional gene
silencing (PTGS), virus-induced gene silencing (VIGS), RNA interference
(RNAi) oder homologe Rekombination gesilenct wurde.
Gegenstand der Erfindung sind ebenfalls
transgene Pflanzen bzw. Pflanzenzellen mit erhöhtem Vitamin E-Gehalt, die über einen
im Vergleich zum Wildtyp veränderten
Gehalt und/oder Aktivität
an SAT verfügen.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist ebenfalls ein Verfahren zur Herstellung von transgenen Pflanzen
bzw. Pflanzenzellen mit einem erhöhten Vitamin E-Gehalt, wobei
die Pflanzen einen veränderten
Gehalt an Thiol-Verbindungen im Vergleich zum Wildtyp aufweisen.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung
sind ebenfalls transgene Pflanzen bzw. Pflanzenzellen, die nach
einem der erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt wurden und über
im Vergleich zum Wildtyp erhöhte Vitamin
E-Gehalte verfügen.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden
Erfindung ist die Verwendung von Nukleinsäuren, die für funktionelle oder nicht-funktionelle
SATs aus verschiedenen Organismen kodieren, zur Herstellung von
transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen mit erhöhtem Vitamin E-Gehalt.
Unter Serin-Acetyltransferase-Aktivität wird erfindungsgemäß die Enzymaktivität einer
Serin-Acetyltransferase verstanden.
Unter einer Serin-Acetyltransferase
wird ein Protein verstanden, das die enzymatische Aktivität aufweist,
Serin und Acetyl-Coenzym A zum aktivierten Thioester O-Acetylserin
(OAS) zu verknüpfen.
Dementsprechend wird unter Serin-Acetyltransferase-Aktivität die in
einer bestimmten Zeit durch das Protein Serin-Acetyltransferase
umgesetzte Menge Serin bzw. gebildete Menge O-Acetylserin verstanden.
Bei einer gegenüber dem Wildtyp veränderten
SAT-Aktivität
wird erfindungsgemäß somit
im Vergleich zum Wildtyp in einer bestimmten Zeit durch das Protein
SAT eine andere Menge Serin umgesetzt bzw. eine andere Menge O-Acetylserin
gebildet.
Bei einer gegenüber dem Wildtyp erhöhten SAT-Aktivität wird somit
erfindungsgemäß im Vergleich zum
Wildtyp in einer bestimmten Zeit durch das Protein SAT die umgesetzte
Menge Serin bzw. die gebildete Menge O-Acetylserin erhöht.
Bei einer gegenüber dem Wildtyp erniedrigten
SAT-Aktivität
wird somit im Vergleich zum Wildtyp in einer bestimmten Zeit durch
das Protein SAT die umgesetzte Menge Serin bzw. die gebildete Menge
O-Acetylserin erniedrigt.
Bei einem gegenüber dem Wildtyp veränderten
Gehalt an SAT wird somit im Vergleich zum Wildtyp in der Pflanze
bzw. Pflanzenzelle eine andere Menge des Proteins SAT hergestellt.
Bei einer gegenüber dem Wildtyp erhöhten Gehalt
an SAT wird somit im Vergleich zum Wildtyp in einer Pflanze bzw.
Pflanzenzelle mehr SAT hergestellt.
Entsprechend wird bei einer gegenüber dem
Wildtyp erniedrigten Gehalt an SAT in der Pflanze bzw. Pflanzenzelle
im Vergleich zum Wildtyp weniger SAT hergestellt.
Bei einem gegenüber dem Wildtyp veränderten
Gehalt an Thiol-Verbindungen wird somit im Vergleich zum Wildtyp
in der Pflanze bzw. Pflanzenzelle eine andere Menge der Thiol-Verbindungen hergestellt.
Entsprechendes gilt bei erhöhten
bzw. erniedrigten Thiol-Gehalten.
Vorzugsweise beträgt die durch ein erfindungsgemäßes Verfahren
bewirkte die Erhöhung
des Gehalts und/oder der Aktivität
an SAT in einer transgenen Pflanzenzelle bzw. Pflanze mindestens
5%, bevorzugt mindestens 20%, ebenfalls bevorzugt mindestens 50%,
besonders bevorzugt mindestens 100%, ebenfalls besonders bevorzugt
mindestens den Faktor 5, insbesondere bevorzugt mindestens den Faktor
10, ebenfalls insbesondere bevorzugt mindestens den Faktor 50, noch
bevorzugter mindestens den Faktor 100 und am meisten bevorzugt mindestens
den Faktor 1000.
Vorzugsweise beträgt die durch ein erfindungsgemäßes Verfahren
bewirkte Erniedrigung des Gehalts und/oder der Aktivität an SAT
in einer transgenen Pflanzenzelle bzw. Pflanze mindestens 5%, bevorzugt
mindestens 10%, besonders bevorzugt mindestens 20%, ebenfalls besonders
bevorzugt mindestens 40%, ebenfalls besonders bevorzugt mindestens
60% , insbesondere bevorzugter mindestens 80%, ebenfalls insbesondere
bevorzugt mindestens 90% und am meisten bevorzugt mindestens 98%.
Unter einem Wildtyp wird erfindungsgemäß der entsprechende
nicht genetisch veränderte
Ausgangsorganismus verstanden.
Wenn im Rahmen der vorliegenden Erfindung
von SAT gesprochen wird, dann sind erfindungsgemäß damit sowohl Feedback-regulierte
als auch Feedback-unabhängige
SATs gemeint. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung umfasst der Begriff
SAT funktionelle sowie nicht-funktionelle SATs.
Funktionelle SATs fallen dabei unter
die Definition wie sie oben für
eine SAT gegeben worden ist.
Wenn im Rahmen der Erfindung vom
funktionell äquivalenten
Teilen von SATs gesprochen wird, dann sind damit Fragmente der Nukleinsäuresequenzen
von kompletten SATs gemeint, deren Expression noch zu Proteinen
mit der enzymatischen Aktivität
eines SAT führen.
Diese Proteinfragmente fallen ebenfalls unter den Begriff „funktionell äquivalente
Teile von SATs".
Nicht-funktionelle SATs verfügen erfindungsgemäß über die
gleiche Nukleinsäure-
bzw. Aminosäuresequenzen
wie funktionelle SATs bzw. funktionelle äquivalente Teile davon, weisen
jedoch an einigen Stellen Punktmutationen, Insertionen oder Deletionen
von Nukleotiden oder Aminosäuren
auf, die bewirken, dass die nicht-funktionellen SATs nicht oder
nur sehr begrenzt in der Lage sind, Serin unter Bildung von O-Acetylserin zu
acetylieren. Nicht-funktionelle SATs umfassen auch solche SATs,
die Punktmutationen, Insertionen oder Deletionen auf Nukleinsäure- bzw.
Aminosäuresequenzebene
tragen und nicht oder trotzdem in der Lage sind, mit physiologischen
Bindungspartnern der SAT zu interagieren. Zu solchen physiologischen
Bindungspartnern gehören
z.B. die O-Acetylserin (Thiol)-Lyase.
Erfindungsgemäß umfasst der Begriff "nicht-funktionelle
SAT" nicht solche
Proteine, die keine wesentliche Sequenzhomologie auf Aminosäure- bzw.
Nukleinsäureebene
zu funktionellen SATs aufweisen. Proteine, die nicht in der Lage
sind, Acetylgruppen auf Serin zu übertragen, und keine wesentliche
Sequenzhomologie mit SATs aufweisen, sind daher definitionsgemäß mit dem
erfindungsgemäßen Begriff "nicht-funktionelle
SATs" nicht gemeint.
Nicht-funktionelle SATs werden im Rahmen der Erfindung auch als
inaktivierte oder inaktive SATs bezeichnet.
Somit zeichnen sich erfindungsgemäße nicht-funktionelle
SATs, die die oben genannten Punktmutationen, Insertionen und/oder
Deletionen tragen, durch eine wesentliche Sequenzhomologie zu den
bekannten funktionellen erfindungsgemäßen SATs oder deren funktionell äquivalenten
Teilen aus.
Unter wesentlicher Sequenzhomologie
wird erfindungsgemäß allgemein
verstanden, dass die Nukleinsäure-
bzw. Aminosäuresequenz
eines DNA-Moleküls
bzw. eines Proteins zu mindestens 40%, bevorzugt zu mindestens 50%,
weiter bevorzugt zu mindestens 60%, ebenfalls bevorzugt zu mindestens
70%, besonders bevorzugt zu mindestens 90%, insbesondere bevorzugt
zu mindestens 95% und am meisten bevorzugt zu mindestens 98% zu
den Nukleinsäure-
bzw. Aminosäuresequenzen
einer bekannten funktionellen SAT oder deren funktionell äquivalenten
Teilen identisch sind.
Unter Identität zwischen zwei Proteinen wird
die Identität
der Aminosäuren über die
jeweils gesamte Proteinlänge
verstanden, insbesondere die Identität, die durch Vergleich mit
Hilfe der Lasergene-Software der Firma DNA Star, Inc., Madison,
Wisconsin (USA) unter Anwendung der CLUSTAL-Methode (Higgins et
al., (1989), Comput. Appl. Bioci., 5(2), 151) berechnet wird.
Homologien können ebenfalls mit Hilfe der
Lasergene-Software der Firma DNA Star, Inc., Madison, Wisconsin
(USA) unter Anwendung der CLUSTAL-Methode (Higgins et al., (1989),
Comput. Appl. Bioci., 5(2), 151) berechnet werden.
Nukleinsäure- bzw. Aminosäuresequenzen
von Feedback-regulierten bzw. Feedbackunabhängigen funktionellen SATs sind
dem Fachmann bekannt. Sie können
z.B. in allgemein bekannten Datenbanken wie der Nukleotidsequenzdatenbank
Genbank oder der Proteinsequenzdatenbank des NCBI entnommen werden. Darüber hinaus
finden sich zahlreiche Beispiele für die genannten SATs in der
Literatur (siehe oben).
Besonders bevorzugt für die erfindungsgemäßen Verfahren
sind die Nukleinsäuresequenzen
für Feedback-regulierte
funktionelle SATs aus A. thaliana (SAT-c; U30298; Noji et al., (1998)
vide supra), aus Citrullus vulgaris (SAT2; Accession Code D49535;
Saito et al., (1995) J. Biol. Chem. 270, 16321-26) und aus Spinacia
oleracea (SAT56; D88529; Noji et al., (2001) Plant Cell Physiol.
42, 627-34) sowie aus Mikroorganismen wie S typhimurium (CysE; Accession
Code A00198; Kredich and Tomkins (1966) J. Biol. Chem. 241, 4955-65).
Ebenfalls besonders bevorzugt sind
für die
erfindungsgemäßen Verfahren
die Nukleinsäure-Sequenzen für Feedback-unabhängige funktionelle
SATs aus Pflanzen, Mikroorganismen, Pilzen und Tieren. Besonders
bevorzugt sind dabei die cDNA-Sequenzen der Nicotiana tabacum SAT-Gene
1, 4 und 7 (EMBO Accession numbers AJ414051, AJ414052 und AJ414053)
sowie die Arabidopsis thaliana SAT-Gene SAT 52, SAT 5 und SAT A
(EMBL Accession Codes U30298, Z34888 und X82888).
Weitere bevorzugte Nukleinsäuresequenzen
für die
genannten SATs aus umfassen sowie die A. thaliana Gene SAT-p (Accession
Code L42212; Noji et al., (1998) vide supra) und SAT-m (identisch
zu SAT A; Accession code X82888; Noji et al., (1998) vide supra;
Bogdanova und Hell (1995) Plant Physiol., 109, 1498; Wirtz et al.,
(2002) vide supra).
SATs mit Sequenzen, die zu den Sequenzen
der oben genannten Accession numbers im Wesentlichen homolog sind,
sind ebenfalls Gegenstand bevorzugter Ausführungsformen der Erfindung.
Besonders bevorzugt verwendet man
für das
erfindungsgemäße Verfahren
Nukleinsäuren,
die Proteine kodieren, enthaltend die Aminosäuresequenz GKXXGDRHPKIGD (X
steht für
eine beliebige Aminosäure; Wirtz
et al., (2001) Eur. J. Biochem. 268, 686-93) oder eine von dieser
Sequenz durch Substitution, Insertion oder Deletion von Aminosäuren abgeleitete
Sequenz, die eine Identität
von mindestens 30%, vorzugsweise von mindestens 50%, bevorzugt von
mindestens 70%, noch bevorzugter von mindestens 90%, am bevorzugtesten
von mindestens 95% auf Aminosäureebene
mit der Sequenz mit dem Accession code X82888 (Bogdanova et al.,
(1995) FEBS L. 358, 43-47; Bogdanova und Hell (1995) Plant Physiol.
109, 1498; Wirtz et al., 2002, vide supra) haben und die die enzymatische
Eigenschaft einer SAT aufweisen.
Erfindungsgemäße nicht-funktionelle Feedback-regulierte
oder nicht-funktionelle Feedbackunabhängige SATs können vom
Fachmann in einfacher Weise identifiziert werden. Dem Fachmann stehen
eine Reihe von Techniken zur Verfügung, mit denen es möglich ist,
Mutationen, Insertionen oder Deletionen in die Nukleinsäuresequenzen,
die für
funktionelle SATs kodieren, einzufügen (Sambrook (2001), Molecular
Cloning: A Laboratory Manual, 3rd Edition, Cold Spring Harbor Laboratory
Press). Nach Einführung
der Punktmutation, Insertion und/oder Deletion, die auch allgemein
als Mutation bezeichnet werden, kann der Fachmann durch entsprechende
Enzymaktivitättests,
wie sie in den Beispielen dargestellt oder aus dem Stand der Technik
bekannt sind, feststellen, ob die mutagenisierten SATs noch über Enzymaktivität verfügen. Nicht-funktionelle
SATs verfügen über eine
im Vergleich zur nichtmutagenisierten SAT erniedrigten Aktivität. Erfindungsgemäß verfügt eine
nicht-funktionelle SAT über
1 bis 90%, bevorzugt über
1 bis 70%, besonders bevorzugt über
1 bis 50%, ebenfalls besonders bevorzugt über 1 bis 30%, insbesondere
bevorzugt über
1 bis 15% und am meisten bevorzugt über 1 bis 10% der Aktivität der entsprechenden
funktionellen SAT mit Wildtyp-Sequenz.
Nicht-funktionelle SATs, die nicht
mehr (oder trotzdem) in der Lage sind, an physiologische Bindungspartner
der SAT wie z.8. (OAS-TL) zu binden, kann der Fachmann durch entsprechende
in vitro Bindungstests ebenfalls in Routineexperimenten identifizieren.
Bevorzugt werden als nicht-funktionelle
SATs für
die erfindungsgemäßen Verfahren
Nukleinsäuresequenzen
verwendet, die für
eine nicht-funktionelle SAT mit reduzierter Enzymaktivität kodieren,
wobei die SAT mindestens einen Aminosäureaustausch innerhalb des
in SAT-Enzymen konservierten Aminosäuremotivs
GKX1X2GDRHPKIGD
verfügt. Bei der Aminosäure X handelt
es sich generell um eine beliebige Aminosäure, bei X1 handelt
es sich bevorzugt um Q oder A; bei der Aminosäure X2 handelt
es sich bevorzugt um C oder S. Aminosäuren sind im Ein-Buchstaben-Code
abgekürzt.
Auch die N- bzw. C-Terminal
neben diesem genannten Motiv liegenden Aminosäuren sind in SATs stark konserviert.
Das Kernmotiv innerhalb der genannten Aminosäuresequenzmotiv ist DRH. Ein
Aminosäureaustausch
innerhalb dieses Kernmotivs ist besonders bevorzugt.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform
handelt es sich bei der Mutation, die zu der enzymatischen Inaktivierung
der SAT führt,
um einen Aminosäureaustausch
der Aminosäure
Histidin innerhalb des genannten Motivs. Dabei ist ein Austausch
von Histidin zu Alanin besonders bevorzugt.
Unter dem Begriff "Punktmutation" ist in der Beschreibung
der Austausch einer Aminosäure
oder eines Nukleotid durch eine andere Aminosäure oder ein anderes Nukleotid
zu verstehen. Bezüglich
Aminosäuren werden
so genannte konservative Austausche bevorzugt durchgeführt, bei
denen die ersetzte Aminosäure ähnliche
physiko-chemische Eigenschaften hat wie die ursprüngliche
Aminosäure,
beispielsweise ein Austausch von Glutamat durch Aspartat oder Valin
durch Isoleucin. Deletion ist das Ersetzen einer Aminosäure oder
eines Nukleotids durch eine direkte Bindung.
Insertionen sind Einfügungen von
Aminosäuren
oder Nukleotiden in die Polypeptidkette oder in das Nukleinsäuremolekül, wobei
formal eine direkte Bindung durch eine oder mehrere Aminosäuren oder
Nukleotide ersetzt wird.
In der beigefügten 2 werden verschiedene SAT-Aminosäuresequenzen
im Vergleich dargestellt. Dabei steht SAT1 für die Arabidopsis thaliana
SAT-Isoform A (SAT-1, database axcession no. U 22964), SATS steht
für die
Arabidopsis thaliana SAT-Isoform B (SAT-5, database axcession no.
Z 34888), SAT52 steht für
die Arabidopsis thaliana SAT-Isoform
C (SAT-52, database axcession no. U 30298), CysE steht für das SAT-Enzym
aus S. typhimurium (CysE, database accession no. A 00198); TDT steht
für Tetrahydrodipicolinat-N-Succinyltransferase
aus E. coli (TDT; database accession no. P 56220); LpxA steht für UDP-N-Acetylglucosaminacyltransferase
aus E. coli (LpxA; database accession no. P 10440). Weitere Sequenzangaben
sind zu finden in Murillo et al., (1995) Cell. Mol. Biol. Res. 41,
425 -433; Howarth et al., (1997) Biochim. Biophys. Acta 1350, 123
-127; Saito et al., (1995) J. Biol. Chem. 270, 16321 – 16326,
Genbank Accession no. D 88530 (K. Saito). Dem beiliegenden Alignment
kann die Position des für
die Inaktivierung des SAT-Enzyms geeigneten Motivs entnommen werden
. Entsprechend kann durch Alignments die Position des konservierten
Aminosäuremotivs in
weiteren, dem Stand der Technik zu entnehmenden SAT-Enzymen bestimmt
werden. Z.B. befindet sich das Kernmotiv D R H in der Arabidopsis
thaliana SAT-Isoform A bei Aminosäure 307-309, wobei sich die
Nummerierung immer auf das erste Methionin des längsten offenen Leserahmens
bezieht. Die Position des Motivs in den anderen SAT-Isoformen kann
problemlos dem als 2 beigefügten Aminosäure-Alignment entnommen werden.
Neben den oben genannten SAT-Genen
stehen dem Fachmann weitere im Stand der Technik beschriebene und
in den Gendatenbanken erhältliche
SAT-Sequenzen zur Verfügung,
die sich für
die Umsetzung der Erfindung eignen. Darüber hinaus ist der Fachmann
mittels Routineverfahren wie PCR oder Screening von Bibliotheken
mit geeigneten SAT-Gensonden problemlos in der Lage weitere SAT-Gensequenzen
aus einem beliebigen Organismus zu isolieren.
Es ist bereits oben eine Vielzahl
von DNA-Sequenzen, die sowohl für
funktionelle als auch für nicht-funktionelle,
Feedback-regulierte bzw. Feedback-unabhängige SATs aus verschiedenen
Organismen kodieren, angegeben worden. Dem Fachmann ist bekannt,
wie er entsprechende korrespondierende DNA-Sequenzen von anderen
Organismen isolieren kann. Typischerweise wird der Fachmann zunächst durch
Homologie-Vergleiche in den etablierten Datenbanken wie z.B. der
Genebank-Datenbank am NCBI versuchen, entsprechende homologe Sequenzen
zu identifizieren. Solche Datenbanken können auf der NCBI-Homepage beim
NIH unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov gefunden werden.
DNA-Sequenzen mit einer hohen Homologie,
d.h. einer hohen Ähnlichkeit
oder Identität
sind bona fade Kandidaten für
DNA-Sequenzen, die den erfindungsgemäßen DNA-Sequenzen, d.h. SATs
entsprechen. Diese Gensequenzen können durch Standardmethoden,
wie z.B. PCR und Hybridisierung isoliert werden, und ihre Funktion
durch entsprechende Enzymaktivitättests
und andere Experimente durch den Fachmann bestimmt werden. Homologievergleiche
mit DNA-Sequenzen können
erfindungsgemäß auch verwendet
werden, um PCR-Primer zu designen, indem zunächst die Regionen identifiziert
werden, die zwischen den DNA-Sequenzen
von verschiedenen Organismen am meisten konserviert sind. Solche
PCR-Primer können
dann benutzt werden, um in einem ersten Schritt DNA-Fragmente zu
isolieren, die Bestandteile von DNA-Sequenzen sind, die zu den DNA-Sequenzen
der Erfindung homolog sind.
Es gibt eine Reihe von Suchmaschinen,
die für
solche Homologievergleiche bzw. -suchen verwendet werden können. Diese
Suchmaschinen umfassen z.B. die CLUSTAL-Programmgruppe des BLAST-Programms,
das durch das NCBI zur Verfügung
gestellt wird.
Darüber hinaus sind dem Fachmann
eine Reihe von experimentellen Methoden bekannt, mit denen DNA-Sequenzen
aus verschiedensten Organismen isoliert werden können, die zu den erfindungsgemäßen SATs
homolog sind. Dazu gehört
z.B. das Anfertigen und Screenen von cDNA-Bibliotheken mit entsprechend degenerierten
Sonden (siehe auch Sambrook et al., vide supra).
Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist ebenfalls ein Verfahren zur Herstellung von transgenen Pflanzen
bzw. Pflanzenzellen mit einem erhöhten Vitamin E-Gehalt, wobei
die Pflanzen einen veränderten
Gehalt an Thiol-Verbindungen im Vergleich zum Wildtyp aufweisen.
In einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung zeigen diese trangenen Pflanzen erhöhte Gehalte
an Thiol-Verbindungen im Vergleich zum Wildtyp. Die Erhöhung an
Erhöhung
an Thiol-Verbindungen kann dabei mindestens den Faktor 2, bevorzugt
mindestens den Faktor 5, besonders bevorzugt mindestens den Faktor
10, insbesondere bevorzugt mindestens den Faktor 20 und am meisten
bevorzugt mindestens den Faktor 100 betragen. Die Erhöhung an
Vitamin E entspricht in der Regel den weiter unten genannten Werten.
Unter Thiol-Verbindungen werden dabei
erfindungsgemäß natürlicherweise
in Pflanzen vorkommende Verbindungen mit Thiol-Gruppen verstanden.
Insbesondere zählen
zu den Thiol-Verbindungen Glutathion, S-Adenosylmethionin, Methionin
und Cystein.
Erfindungsgemäß können trangene Pflanzen mit
verändertem
Gehalt an Thiol-Verbindungen z.B. durch Änderung des Gehalts und/oder
der Aktivität
an SAT hergestellt werden, wie sie im Folgenden im Detail diskutiert
wird. Solche transgenen Pflanzen können aber auch durch Veränderung
des Gehalts und/oder der Aktivität
von anderen Enzymen, die in die Herstellung von Thiol-Verbindungen
involviert sind, hergestellt werden.
Die Erhöhung der SAT-Aktivität und des
SAT-Gehalts kann durch verschiedene Wege erfolgen, beispielsweise
durch Ausschalten von hemmenden Regulationsmechanismen auf Transkriptions-,
Translations- und Proteinebene oder durch Erhöhung der Genexpression einer
Nukleinsäure
kodierend für
eine SAT gegenüber
dem Wildtyp, beispielsweise durch Induzierung des SAT-Gens oder
durch Einbringen von Nukleinsäuren kodierend
für eine
SAT.
In einer bevorzugten Ausführungsform
erfolgt die Erhöhung
der SAT-Aktivität
bzw. des SAT-Gehalts gegenüber
dem Wildtyp durch eine Erhöhung
der Genexpression einer Nukleinsäure
kodierend einer SAT. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
erfolgt die Erhöhung
der Genexpression einer Nukleinsäure
kodierend eine SAT durch Einbringen von Nukleinsäuren kodierend eine SAT in
den Organismus, bevorzugt in eine Pflanze.
Dazu kann prinzipiell jedes SAT-Gen
verschiedenster Organismen, also jede Nukleinsäure, die eine SAT kodiert,
verwendet werden. Bei genomischen SAT-Nukleinsäuresequenzen aus eukaryontischen
Quellen, die Introns enthalten, sind für den Fall, dass der Wirtsorganismus
nicht in der Lage ist oder nicht in die Lage versetzt werden kann,
die entsprechenden SATs zu spleißen, bevorzugt bereits prozessierte
Nukleinsäuresequenzen,
wie die entsprechenden cDNAs zu verwenden. Alle in der Beschreibung
erwähnten
Nukleinsäuren können z.B.
eine RNA-, DNA- oder cDNA-Sequenz sein.
In einem bevorzugten erfindungsgemäßen Verfahren
zur Herstellung von transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen mit
erhöhtem
Vitamin E-Gehalt wird eine Nukleinsäuresequenz, die für eine der
oben definierten funktionellen oder nicht-funktionellen, Feedback-regulierten
oder Feedback-unabhängigen
SATs kodiert, auf eine Pflanze bzw. Pflanzenzelle übertragen.
Diese Übertragung
führt zu
einer Erhöhung
der Expression der funktionellen bzw. nichtfunktionellen SAT und
entsprechend zu einer Erhöhung
des Vitamin E-Gehalts in den transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen.
Ein solches Verfahren umfasst erfindungsgemäß typischerweise
die folgenden Schritte:
- a) Herstellung eines
Vektors umfassend die folgenden Nukleinsäuresequenzen, bevorzugt DNA-Sequenzen,
in 5'-3'-Orientierung:
– eine in
Pflanzen funktionelle Promotorsequenz
– operativ damit verknüpft eine
DNA-Sequenz, die für
eine SAT oder funktionell äquivalente
Teile davon kodiert
– eine
in Pflanzen funktionelle Terminationssequenz
- b) Übertragung
des Vektors aus Schritt a) auf eine Pflanzenzelle und ggf. Integration
in das pflanzliche Genom.
Ein solches Verfahren kann benutzt
werden, um die Expression von DNA-Sequenzen, die für funktionelle
oder nicht-funktionelle, Feedback-regulierte oder Feedback-unabhängige SATs
oder deren funktionell äquivalente
Teile kodieren, zu erhöhen
und damit den Vitamin E-Gehalt
in Pflanzen bzw. Pflanzenzellen ebenfalls zu erhöhen. Die Verwendung solcher
Vektoren, die regulatorische Sequenzen, wie es Promotor und Terminationssequenzen
sind, umfassen, ist dem Fachmann bekannt. Darüber hinaus weiß der Fachmann,
wie ein Vektor aus Schritt a) auf Pflanzenzellen übertragen
werden kann und welche Merkmale ein Vektor besitzen muss, um ins
pflanzliche Genom integriert werden zu können.
Durch Überexpression aktiver SAT kann
die Gesamtaktivität
von SAT auf diese Weise in Blättern
von transgenem Tabak bis um den Faktor 100 erhöht werden (Wirtz et al. (2002)
vide supra). Die messbare SAT-Gesamtaktivität erhöht sich nach Überexpression
nichtfunktioneller SAT entsprechend nicht, wohl aber die Menge an
nicht-funktioneller SAT. Dennoch muss sich in diesen transgenen
Linien die Bildungsrate von O-Acetylserin und Cystein erhöht haben,
da die Gehalte dieser Verbindungen stark ansteigen (WO 02/060939).
Ohne an eine wissenschaftliche Hypothese gebunden sein zu wollen,
wird vermutet, dass diese Erhöhung
sehr wahrscheinlich durch Kompensation der jeweils nicht betroffenen
Zellkompartimente, die über eigene
Cysteinsynthese-Enzyme verfügen,
erreicht wird, um die durch die inaktivierte SAT verursachte Deregulierung
in Plastiden bzw. dem Cytosol auszugleichen (WO 02/060939). Gleichzeitig
wird in den Pflanzen eine signifikante Erhöhung des Vitamin E-Gehalts
erreicht.
Generell kann durch das dargestellte
Verfahren eine Erhöhung
des Vitamin E-Gehalts um mindestens 20%, bevorzugt um mindestens
50%, ebenfalls bevorzugt um mindestens 75 %, besonders bevorzugt
um mindestens 100%, insbesondere bevorzugt um mindestens den Faktor
5, ebenfalls insbesondere bevorzugt um mindestens den Faktor 10
und am meisten bevorzugt um mindestens den Faktor 100 im Vergleich
zum Wildtyp erreicht werden.
Wenn der SAT-Gehalt in transgenen
Pflanzen bzw. Pflanzenzellen durch Übertragen einer Nukleinsäure erhöht wird,
die für
eine SAT aus einem anderen Organismus wie z.B. E. coli kodiert,
dann ist es empfehlenswert, die durch die Nukleinsäuresequenz
z.B. aus E. coli kodierte Aminosäuresequenz
durch Rückübersetzung
der Polypeptidsequenz gemäß dem genetischen
Code in eine Nukleinsäuresequenz
zu überführen, die
vor allem solche Codons umfasst, die aufgrund der Organismus-spezifischen
Codon-Usage häufiger
verwendet werden. Die Codon-Usage lässt sich anhand von Computerauswertungen
anderer, bekannter Gene der betreffenden Organismen leicht ermitteln.
Unter Erhöhung der Genexpression bzw.
der Aktivität
einer Nukleinsäure
kodierend eine SAT wird erfindungsgemäß auch die Manipulation der
Expression der Organismus-, insbesondere pflanzeneigenen endogenen
SATs verstanden. Dies kann beispielsweise durch Veränderung
der Promotor-DNA-Sequenz für
SAT kodierende Gene erreicht werden. Eine solche Veränderung,
die eine veränderte,
vorzugsweise erhöhte
Expressionsrate mindestens eines endogenen SAT-Gens zur Folge hat,
kann durch Deletion oder Insertion von DNA-Sequenzen erfolgen.
Eine Veränderung der Promotor-Sequenz
von endogenen SAT-Genen führt
in der Regel zu einer Veränderung
der exprimierten Menge des SAT-Gens und damit auch zu einer Änderung
der in der Zelle bzw. der Pflanzen nachweisbaren SAT-Aktivität.
Des Weiteren kann eine veränderte bzw.
erhöhte
Expression mindestens eines endogenen SAT-Gens dadurch erzielt werden,
dass ein im nicht transformierten Organismus nicht vorkommendes
Regulatorprotein mit dem Promotor dieser Gene in Wechselwirkung
tritt. Solch ein Regulator kann ein chimäres Protein darstellen, welches
aus einer DNA-Bindedomäne und einer
Transkriptionsaktivator-Domäne
besteht, wie beispielsweise in WO 96/06166 beschrieben.
Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung der
Aktivität
und des Gehalts von endogenen SATs besteht darin, Transkriptionsfaktoren,
die in die Transkription der endogenen SAT-Gene involviert sind,
z.B. durch Überexpression
hochzuregulieren. Die Maßnahmen
zur Überexpression
von Transkriptionsfaktoren sind dem Fachmann bekannt und werden
ebenfalls im Rahmen der vorliegenden Erfindung für SATs offenbart.
Darüber hinaus kann eine Veränderung
der Aktivität
von endogenen SATs durch gezielte Mutagenese der endogenen Genkopien
erreicht werden.
Eine Veränderung der endogenen SATs
kann ebenfalls durch Beeinflussung der posttranslationalen Modifikationen
von SATs erreicht werden. Dies kann z.B. dadurch geschehen, dass
die Aktivität
von Enzymen wie Kinasen oder Phosphatasen, die in die post-translationale
Modifikation von SATs involviert sind, durch entsprechende Maßnahmen
wie Überexpression
oder "gene silencing" reguliert wird.
Die Expression von endogenen SATs
kann auch über
die Expression von Aptameren, die spezifisch an die Promotorsequenzen
von SAT binden, reguliert werden. Je nachdem, ob die Aptamere an
stimulierende oder reprimierende Promotorbereiche binden, wird die
Menge und in diesem Fall damit die Aktivität an endogener SAT erhöht oder
erniedrigt.
Aptamere können auch so entworfen werden,
dass sie spezifisch an die SAT-Proteine binden und durch z.B. Bindung
an das katalytische Zentrum der SATs die Aktivität der SATs reduzieren. Die
Expression von Aptameren erfolgt üblicherweise durch Vektor-basierte Überexpression
und ist dem Fachmann ebenso wie der Entwurf und die Selektion von
Aptameren wohl bekannt (Famulok et al., (1999) Curr Top Microbiol
Immunol., 243,123-36).
Darüber hinaus kann eine Verminderung
der Menge und Aktivität
von endogenen SATs durch verschiedene, dem Fachmann wohl bekannte
experimentelle Maßnahmen
erreicht werden. Diese Maßnahmen werden üblicherweise
unter dem Begriff des "gene
silencing" zusammengefasst.
Zum Beispiel kann durch Übertragen
eines oben genannten Vektors auf Pflanzen, der eine für SAT-kodierende
DNA-Sequenz oder Teile davon in Antisense-Orientierung aufweist, die Expression
eines endogenen SAT-Gens gesilenct werden. Dies beruht darauf, dass
die Transkription eines solchen Vektors in der Zelle zu einer RNA
führt,
die mit der vom endogenen SAT-Gen transkribierten mRNA hybridisieren
kann und somit deren Translation verhindert.
Prinzipiell können die antisense-Strategie
mit einem Ribozym-Verfahren gekoppelt werden. Ribozyme sind katalytisch
aktive RNA Sequenzen, die, gekoppelt an die antisense Sequenzen,
die Zielsequenzen katalytisch spalten (Tanner et al., (1999) FEMS
Microbiol Rev. 23 (3), 257-75). Dies kann die Effizienz einer antisense
Strategie erhöhen.
Weitere Methoden zur Reduzierung
der SAT-Expression insbesondere in Pflanzen als Organismen umfassen
die zur Kosuppression führende Überexpression
homologer SAT- Nukleinsäuresequenzen
(Jorgensen et al., (1996) Plant Mol. Biol. 31 (5), 957-973) oder
die Induktion des spezifischen RNA-Abbaus durch die Pflanze mit
Hilfe eines viralen Expressionssystems (Amplikon) (Angell et al.,
(1999) Plant J. 20 (3), 357-362). Diese Methoden werden auch als "post-transcriptional
gene silencing" (PTGS)
bezeichnet.
Weitere Methoden sind die Einführung von
Nonsense-Mutationen in das endogene Gen mittels Einführung von
RNA/DNA-Oligonukleotiden in die Pflanze (Zhu et al., (2000) Nat.
Biotechnol. 18 (5), 555-558) oder die Generierung von Knockout-Mutanten
mit Hilfe von z.B. T-DNA-Mutagenese (Koncz et al., (1992) Plant Mol.
Biol. 20 (5) 963-976) oder homologer Rekombination (Hohn et al.,
(1999) Proc. Natl. Acad. Sci. USA. 96, 8321-8323.).
Ferner ist eine Genrepression (aber
auch die Genüberexpression)
auch mit spezifischen DNAbindenden Faktoren z.B. Faktoren vom Typus
der Zinkfingertranskriptionsfaktoren möglich. Ferner können Faktoren in
eine Zelle eingebracht werden, die das Zielprotein selber inhibieren.
Die Protein-bindenden Faktoren können z.B.
Aptamere sein (Famulok et al., (1999) Curr Top Microbiol Immunol.
243, 123-36).
Als weitere Protein-bindende Faktoren,
deren Expression in Pflanzen eine Reduktion des Gehalts und/oder
der Aktivität
an SAT bewirkt, kommen SAT-spezifische Antikörper in Frage. Die Herstellung
von monoklonalen, polyklonalen oder rekombinanten SATspezifischen
Antikörpern
folgt Standard-Protokollen (Guide to Protein Purification, Meth.
Enzymol. 182, pp. 663-679 (1990), M. P. Deutscher, ed.). Die Expression
von Antikörpern
ist ebenfalls aus der Literatur bekannt (Fiedler et al., (1997)
Immunotechnology 3, 205-216; Maynard and Georgiou (2000) Annu. Rev.
Biomed. Eng. 2, 339-76).
Weitere Techniken, die verwendet
werden können,
um die Expression von endogenen SAT-Genen zu unterdrücken, zu minimieren oder zu
verhindern, umfassen VIGS, RNAi oder "gene knockouts" z.B. durch homologe Rekombination.
Die entsprechenden Verfahren sind dem Fachmann bekannt oder können in
einfacher Weise in der Literatur recherchiert werden. Eine weitere übliche Methode
zum "gene silencing" ist die Co-Suppression
(siehe z.B. Waterhouse et al., (2001), Nature 411, 834-842; Tuschl
(2002), Nat. Biotechnol. 20, 446-448 und weitere Publikationen in
dieser Ausgabe, Paddison et al., (2002), Genes Dev. 16, in press,
Brummelkamp et al., (2002), Science 296, 550-553).
Die genannten Techniken sind dem
Fachmann wohl bekannt. Er weiß daher
auch über
welche Größen die
für z.B.
Antisense-Verfahren oder das RNAi-Verfahren verwendeten Nukleinsäurekonstrukte
verfügen müssen, und über welche
Komplementarität,
Homologie bzw. Identität
die jeweiligen Nukleinsäuresequenzen verfügen müssen.
Die Begriffe Komplementarität, Homologie
und Identität
sind dem Fachmann bekannt.
Unter Sequenzhomologie bzw. Homologie
wird dabei erfindungsgemäß allgemein
verstanden, dass die Nukleinsäure-
bzw. Aminosäuresequenz
eines DNA-Moleküls
bzw. eines Proteins zu mindestens 40%, bevorzugt zu mindestens 50%,
weiter bevorzugt zu mindestens 60%, ebenfalls bevorzugt zu mindestens
70%, besonders bevorzugt zu mindestens 90%, insbesondere bevorzugt
zu mindestens 95% und am meisten bevorzugt zu mindestens 98% zu
den Nukleinsäure-
bzw. Aminosäuresequenzen
eines bekannten DNA- oder RNA-Moleküls bzw. Proteins identisch
sind.
Mit dem Begriff Komplementarität wird die
Fähigkeit
eines Nukleinsäuremoleküls beschrieben,
mit einem anderen Nukleinsäuremolekül aufgrund
von Wasserstoffbrücken
zwischen komplementären
Basen zu hybridisieren. Der Fachmann weiß, dass zwei Nukleinsäuremoleküle nicht über eine
100-prozentige Komplementarität
verfügen
müssen,
um miteinander hybridisieren zu müssen. Bevorzugt ist eine Nukleinsäuresequenz, die
mit einer anderen Nukleinsäuresequenz
hybridisieren soll, zu dieser zu mindestens 40%, zu mindestens 50%,
zu mindestens 60%, bevorzugt zu mindestens 70%, besonders bevorzugt
zu mindestens 80%, ebenfalls besonders bevorzugt zu mindestens 90%,
insbesondere bevorzugt zu mindestens 95% und am meisten bevorzugt
zu mindestens 98 bzw. 100% komplementär.
Nukleinsäuremoleküle sind identisch, wenn sie
gleiche Nukleotide in gleicher 5'-3'-Reihenfolge aufweisen.
Die Hybridisierung einer Antisense-Sequenz
mit einer endogenen mRNA-Sequenz findet typischerweise in vivo unter
zellulären
Bedingungen oder in vitro statt. Erfindungsgemäß wird eine Hybridisierung
in vivo oder in vitro unter Bedingungen ausgeführt, die stringent genug sind,
um eine spezifische Hybridisierung zu gewährleisten.
Stringente in vitro Hybridisierungsbedingungen
sind dem Fachmann bekannt und können
der Literatur entnommen werden (siehe z.B. Sambrook et al., vide
supra). Der Begriff "spezifische
Hybridisierung" bezieht sich
auf den Umstand, dass ein Molekül
unter stringenten Bedingungen präferentiell
an eine bestimmte Nukleinsäuresequenz
bindet, wenn diese Nukleinsäuresequenz
Teil einer komplexen Mischung von z.B. DNA- oder RNA-Molekülen ist.
Der Begriff "stringente Bedingungen" bezieht sich damit
auf Bedingungen, unter denen eine Nukleinsäuresequenz präferentiell
an eine Zielsequenz bindet, aber nicht oder zumindest wesentlich
reduziert an andere Sequenzen.
Stringente Bedingungen sind von den
Umständen
abhängig.
Längere
Sequenzen hybridisieren spezifisch bei höheren Temperaturen. Generell
werden stringente Bedingungen so gewählt, dass die Hybridisierungstemperatur
circa 5°C
unter dem Schmelzpunkt (Tm) für
die spezifische Sequenz bei einer definierten ionischen Stärke und
einem definierten pH-Wert liegt. Tm ist die Temperatur (bei einem
definierten pH-Wert, einer definierten ionischen Stärke und
einer definierten Nukleinsäurekonzentration),
bei der 50% der Moleküle, die
zu einer Zielsequenz komplementär
sind, mit dieser Zielsequenz hybridisieren. Typischerweise umfassen stringente
Bedingungen Salzkonzentrationen zwischen 0,01 und 1,0 M Natriumionen
(oder eines anderen Salzes) und einen pH zwischen 7,0 und 8,3. Die
Temperatur ist mindestens 30°C
für kurze
Moleküle
(z.B. für
solche, die zwischen 10 bis 50 Nukleotiden umfassen). Zusätzlich können stringente
Bedingungen die Zugabe von destabilisierenden Agenzien wie z.B.
Formamid umfassen. Typische Hybridisierungs- und Waschpuffer haben
folgende Zusammensetzung.
Prähybridisierungslösung:
- 0,5 % SDS
- 5x SSC
- 50 mM NaPO4, pH 6,8
- 0,1 % Na-Pyrophosphat
- 5x Denhardt's
Lösung
- 100 μg/ml
Lachssperm
Hybridisierungslösung:
- Prähybridisierungslsg.
- 1×106 cpm/ml Sonde (5-10 min 95°C)
20x SSC.
- 3 M NaCl
- 0,3 M Natriumcitrat
- ad pH 7 mit HCl
50x Denhardt's Reagenz:
- 5 g Ficoll
- 5 g Polyvinylpyrrolidon
- 5 g Bovine Serum Albumine
- ad 500 ml A. dest.
Eine typische Verfahrensweise für die Hybridisierung
sieht folgendermaßen
aus:
Optional: Blot 30 min in 1x SSC/ 0,1% SDS bei 65°C waschen
Prähybridisierung:
mindestens 2 h bei 50-55°C
Hybridisierung: über Nacht
bei 55-60°C
Die Begriffe "Sense" und "Antisense" sowie "Antisense-Orientierung" sind dem Fachmann
bekannt. Der Fachmann weiß darüber hinaus,
wie lang Nukleinsäuremoleküle, die
für Antisense-Verfahren
verwendet werden sollen, sein müssen
und welche Homologie oder Komplementarität sie hinsichtlich ihrer Zielsequenzen haben
müssen.
Entsprechend weiß der Fachmann auch, wie lang
Nukleinsäuremoleküle, die
für andere "gene silencing"-Verfahren verwendet
werden, sein müssen.
Zum Beispiel weiß der
Fachmann, dass bei einem RNAi-Verfahren Nukleinsäuremoleküle in die Zelle eingebracht
werden müssen,
bei denen es sich entweder um doppelsträngige RNA, von denen ein Strang
homolog bzw. identisch zu einer endogenen RNA-Sequenz ist, handelt,
oder um DNA-Moleküle,
deren Transkription in der Zelle entsprechende doppelsträngige RNA-Moleküle ergeben,
wobei die die RNA-interference induzierenden doppelsträngigen RNA-Moleküle üblicherweise
20-25 Nukleotide umfassen (siehe auch Tuschl et al., vide supra).
Eine ausführliche
Beschreibung dieser Methode ist ebenfalls in WO 99/32619 offenbart.
Auch eine kombinierte Anwendung der
vorstehend beschriebenen Methoden ist denkbar.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung
ist ein Verfahren zur Steigerung des Vitamin E-Gehalts in transgenen Pflanzen, bei
dem zusätzlich
zu der Änderung
des Gehalts und/oder der Aktivität
von SAT solche Enzyme, die eine erhöhte Bildung von Homogentisat
oder Phytylpyrophosphat, einen verminderten Abbau von Homogentisat
oder Phytylpyrophosphat oder eine verstärkte Umsetzung innerhalb der
letzten Schritte der Tocopherolbiosynthese bewirken (z.B. Tocopherolmethyltransferase,
Tocopherolcyclase, γ-Tocopherolmethyltransferase),
hinsichtlich ihres Gehalts oder ihrer Aktivität in den transgenen Pflanzen
verändert
sind.
Beispiele für solche Enzyme finden sich
in der WO 02/072848, die hier diesbezüglich ausdrücklich als Offenbarung eingeführt wird.
Da es sich bei diesen Enzymen um
Enzyme handelt, die in die Regulation der Vitamin E-Synthese in vivo
involviert sind, bringt die Hochregulierung des Gehalts bzw. der
Aktivität
der vorgenannten Enzyme im Zusammenhang mit der Änderung des Gehalts und/oder
der Aktivität
von SATs weitere Vorteile bei der Herstellung von Pflanzen mit erhöhtem Vitamin
E-Gehalt. Die Hoch- oder Runterregulation der Aktivität bzw. des
Gehalts der genannte Enzyme kann dabei durch eine und/oder eine
Kombination der vorgenannten Methoden erfolgen.
Wenn erfindungsgemäß DNA-Sequenzen
verwendet werden, die in 5'-3'-Orientierung operativ
mit einem Promotor, der in Pflanzen aktiv ist, verknüpft sind,
können
allgemein Vektoren konstruiert werden, die nach der Übertragung
auf Pflanzenzellen die Überexpression
der kodierenden Sequenz in transgenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen
ermöglichen
bzw. die Suppression von endogenen Nukleinsäuresequenzen bewirken.
Vektoren, die erfindungsgemäß zur Überexpression
und zur Repression von DNA-Sequenzen, die für die verschiedenen SATs oder
funktionell äquivalente
Teile davon kodieren, verwendet werden können, können zusätzlich zu den zu übertragenden
Nukleinsäuresequenzen
regulatorische Sequenzen umfassen. Welche spezifischen regulatorischen
Elemente bzw. Sequenzen in diesen Vektoren enthalten sind, hängt dabei
von dem Ziel der Anwendung ab. Vektoren, die zur Überexpression
von kodierenden Sequenzen in Pflanzen verwendet werden können, sind
dem Fachmann bekannt. Dem Fachmann sind ebenso Methoden zur Übertragung
der Sequenzen sowie zur Herstellung von transgenen Pflanzen bzw.
Pflanzenzellen mit einer erhöhten bzw.
reduzierten Expression von Proteinen bekannt.
Typischerweise gewährleisten
die regulatorischen Elemente, die in Vektoren enthalten sind, die
Transkription und, wenn erwünscht,
die Translation der Nukleinsäuresequenz,
die auf die Pflanzen übertragen
wird.
Diese Nukleinsäurekonstrukte, in denen die
kodierenden Nukleinsäuresequenzen
mit einem oder mehreren Regulationssignalen operativ verknüpft sind,
die die Transkription und Translation in Organismen, insbesondere
in Pflanzen gewährleisten,
werden als Vektoren oder auch Expressionskassetten genannt.
Dementsprechend betrifft die Erfindung
ferner Nukleinsäurekonstrukte,
insbesondere als Expressionskassette fungierende Nukleinsäurekonstrukte,
enthaltend eine Nukleinsäure
kodierend eine SAT oder funktionell äquivalente Teile davon, die
mit einem oder mehreren Regulationssignalen funktionell verknüpft ist,
die die Transkription und Translation in Organismen, insbesondere
in Pflanzen gewährleisten.
Vorzugsweise enthalten die Regulationssignale
einen oder mehrere Promotoren, die die Transkription und Translation
in Organismen, insbesondere in Pflanzen gewährleisten.
Die Expressionskassetten beinhalten
Regulationssignale, also regulative Nukleinsäuresequenzen, welche die Expression
der kodierenden Sequenz in der Wirtszelle steuern.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst eine Expressionskassette stromaufwärts, d.h. am 5'-Ende der kodierenden
Sequenz, einen Promotor und stromabwärts, d.h. am 3'-Ende, ein Polyadenylierungssignal und
gegebenenfalls weitere regulatorische Elemente, welche mit der dazwischenliegenden
kodierenden Sequenz für
mindestens eines der vorstehend beschriebenen Gene operativ verknüpft sind.
Unter einer operativen Verknüpfung versteht
man die sequenzielle Anordnung von Promotor, kodierender Sequenz,
Terminator und ggf. weiterer regulativer Elemente derart, dass jedes
der regulativen Elemente seine Funktion bei der Expression der kodierenden
Sequenz bestimmungsgemäß erfüllen kann.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform
enthalten die erfindungsgemäßen Nukleinsäurekonstrukte und
Expressionskassetten zusätzlich
eine Nukleinsäure,
die für
ein Peptid kodiert, das die Lokalisation der exprimierten SAT in
der Zelle reguliert. Bevorzugt kodieren solche Nukleinsäure für plastidäre Transitpeptide,
die die Lokalisation in Plastiden, insbesondere bevorzugt in Chloroplasten
gewährleistet,
oder für
Signalpeptide, die die Lokalisation im Cytoplasma, Mitochondrien
oder im Endoplasmatischen Reticulum bewirken.
Im Folgenden werden beispielhaft
die bevorzugten Nukleinsäurekonstrukte,
Expressionskassetten und Vektoren für Pflanzen und Verfahren zur
Herstellung von transgenen Pflanzen, sowie die transgenen Pflanzen
selbst beschrieben.
Die zur operativen Verknüpfung bevorzugten
aber nicht darauf beschränkten
Sequenzen sind Targeting-Sequenzen zur Gewährleistung der subzellulären Lokalisation
im Apoplasten, in der Vakuole, in Plastiden, im Mitochondrium, im
Endoplasmatischen Retikulum (ER), im Zellkern, in Ölkörperchen
oder anderen Kompartimenten und Translationsverstärker wie
die 5'-Führungssequenz
aus dem Tabak-Mosaik-Virus (Gallie et al., (1987) Nucl. Acids Res.
15, 8693 -8711).
Als Promotoren der Expressionskassette
ist grundsätzlich
jeder Promotor geeignet, der die Expression von Fremdgenen in Pflanzen
steuern kann. Vorzugsweise verwendet man insbesondere einen pflanzlichen Promotor
oder einen Promotor, der einem Pflanzenvirus entstammt. Insbesondere
bevorzugt ist der CaMV 35S-Promotor aus dem Blumenkohl-Mosaik-Virus (Franck
et al., (1980) Cell21, 285-294). Dieser Promotor enthält bekanntlich
unterschiedliche Erkennungssequenzen für transkriptionale Effektoren,
die in ihrer Gesamtheit zu einer permanenten und konstitutiven Expression
des eingeführten
Gens führen
(Benfey et al., (1989) EMBO J. 8 2195-2202). Ein weiterer möglicher
Promotor ist der Nitrilase-Promotor.
Die Expressionskassette kann auch
einen chemisch induzierbaren Promotor enthalten, durch den die Expression
des Ziel-Gens in der Pflanze zu einem bestimmten Zeitpunkt gesteuert
werden kann. Derartige Promotoren wie z.B. der PRP1-Promotor (Ward
et al., (1993) Plant. Mol. Biol. 22 361-366), ein durch Salicylsäure induzierbarer
Promotor (WO 95/19443), ein durch Benzenesulfonamid-induzierbarer
(
EP 388 186 ), ein durch
Tetrazyklininduzierbarer (Gatz et al., (1992) Plant J. 2, 397-404),
ein durch Abscisinsäure-induzierbarer (
EP 335 528 ) bzw. ein durch
Ethanol- oder Cyclohexanon-induzierbarer (WO 93/21334) Promotor
können
beispielsweise verwendet werden.
Weiterhin sind insbesondere solche
Promotoren bevorzugt, die die Expression in Geweben oder Pflanzenteilen
sicherstellen, in denen beispielsweise die Biosynthese von Vitamin
E bzw. dessen Vorstufen stattfindet. Insbesondere zu nennen sind
Promotoren, die eine blattspezifische Expression gewährleisten.
Zu nennen sind der Promotor der cytosolischen FBPase aus Kartoffel
oder der ST-LSI Promotor aus Kartoffel (Stockhaus et al., (1989)
EMBO J. 8 2445-245).
Mit Hilfe eines samenspezifischen
Promotors konnte ein Fremdprotein stabil bis zu einem Anteil von 0,67
% des gesamten löslichen
Samenproteins in den Samen transgener Tabakpflanzen exprimiert werden (Fiedler
et al., (1995) Bio/Technology 10 1090-1094). Besonders bevorzugt
ist daher die Expression der SATs im Samen von Pflanzen unter Verwendung
Samen-spezifischer Promotoren wie z.B. des Phaseolin- (
US 5504200 ), des USP- (Baumlein et
al., (1991) Mol. Gen. Genet. 225 (3), 459-467), des LEB4-, des Vicilinund des
Legumin B4-Promotors.
Der Biosyntheseort von Vitamin E
ist in Pflanzen unter anderem das Blattgewebe, so dass eine blattspezifische
Expression der erfindungsgemäßen Nukleinsäuren kodierend
eine SAT sinnvoll ist. Dies ist jedoch nicht einschränkend, da
die Expression auch in allen übrigen
Teilen der Pflanze – besonders
in fetthaltigen Samen – gewebespezifisch
erfolgen kann.
Eine weitere bevorzugte Ausführungsform
betrifft deshalb eine samenspezifische Expression der vorstehend
beschriebenen Nukleinsäuren.
Darüber hinaus ist eine konstitutive
Expression der SAT von Vorteil. Andererseits kann aber auch eine induzierbare
Expression wünschenswert
erscheinen.
Die Wirksamkeit der Expression der
transgen exprimierten SAT kann beispielsweise in vitro durch Sprossmeristemvermehrung
ermittelt werden. Zudem kann eine in Art und Höhe veränderte Expression der SAT und
deren Auswirkung auf die Vitamin E-Biosyntheseleistung an Testpflanzen
in Gewächshausversuchen getestet
werden.
Der Promotor kann sowohl nativ bzw.
homolog als auch fremdartig bzw. heterolog zur Wirtspflanze sein.
Die Expressionskassette beinhaltet vorzugsweise in der 5'-3'-Transkriptionsrichtung den Promotor,
eine kodierende Nukleinsäuresequenz
und eventuell eine Region für
homologe oder heterologe die transkriptionale Termination. Verschiedene
Terminationsbereiche sind gegeneinander beliebig austauschbar.
Bevorzugte Polyadenylierungssignale
sind pflanzliche Polyadenylierungssignale, vorzugsweise solche,
die im Wesentlichen T-DNA-Polyadenylierungssignale aus Agrobacterium
tumefaciens, insbesondere des Gens 3 der T-DNA (Octopin Synthase)
des Ti-Plasmids
pTiACHS entsprechen (Gielen et al., (1984) EMBO J. 3 835 f oder
funktionelle Äquivalente
davon.
Die Herstellung einer Expressionskassette
erfolgt vorzugsweise durch Fusion eines geeigneten Promotors mit
einer vorstehend beschriebenen Nukleinsäure wie einer für SAT kodierenden
Sequenz und vorzugsweise einer zwischen Promotor und Nukleinsäuresequenz
inserierten Target-Nukleinsäure,
die z.B. für
ein chloroplastenspezifisches Transitpeptid kodiert, sowie einem
Polyadenylierungssignal nach gängigen
Rekombinations- und Klonierungstechniken, wie sie beispielsweise
in Sambrook et al., (vide supra) sowie in T.J. Silhavy, M.L. Berman
und L.W. Enquist, Experiments with Gene Fusions, Cold Spring Harbor
Laboratory, Cold Spring Harbor, NY (1984) und in Ausubel et al.,
Current Protocols in Molecular Biology, Greene Publishing Assoc.
and Wiley-Interscience (1987) beschrieben sind.
Insbesondere bevorzugt sind insertierte
Target-Nukleinsäuren,
die ein Targeting in den Plastiden gewährleisten.
Es können auch Expressionskassetten
verwendet werden, deren Nukleinsäuresequenz
für ein
Fusionsprotein kodiert, wobei ein Teil des Fusionsproteins ein Transitpeptid
ist, das die Translokation des Polypeptides steuert. Bevorzugt sind
für die
Chloroplasten spezifische Transitpeptide, welche nach Translokation
des Ziel-Proteins in die Chloroplasten vom Ziel-Protein-Teil enzymatisch abgespalten
werden.
Ebenfalls bevorzugt sind in Expressionskassetten
Sequenzen enthalten, die für
ein Fusionsprotein mit einem Zytoplasma-Peptid kodieren. Die Lokalisation
im Zytoplasma kann dabei u.U. auch durch Weglassen der Sequenz für das plastidäre Transitpeptid
sichergestellt werden.
Insbesondere bevorzugt ist das Transitpeptid,
das von der plastidären
Nicotiana tabacum Transketolase oder einem anderen Transitpeptid
(z.B. dem Transitpeptid der kleinen Untereinheit der Rubisco (rbcs) oder
der Ferredoxin NADP Oxidoreduktase als auch der Isopentenylpyrophosphat
Isomerase-2) oder dessen funktionellem Äquivalent abgeleitet ist.
Die erfindungsgemäßen Nukleinsäuren können synthetisch
hergestellt oder natürlich
gewonnen sein oder eine Mischung aus synthetischen und natürlichen
Nukleinsäure-Bestandteilen enthalten,
sowie aus verschiedenen heterologen Genabschnitten verschiedener
Organismen bestehen.
Bevorzugt sind, wie vorstehend beschrieben,
synthetische Nukleotidsequenzen mit Kodons, die von Pflanzen bevorzugt
werden. Diese von Pflanzen bevorzugten Kodons können aus Kodons mit der höchsten Proteinhäufigkeit
bestimmt werden, die in den meisten interessanten Pflanzenspezies
exprimiert werden.
Bei der Präparation einer Expressionskassette
können
verschiedene DNA-Fragmente manipuliert werden, um eine Nukleotidsequenz
zu erhalten, die zweckmäßigerweise
in der korrekten Richtung liest und die mit einem korrekten Leseraster
ausgestattet ist. Für
die Verbindung der DNA-Fragmente miteinander können an die Fragmente Adaptoren
oder Linker angesetzt werden.
Zweckmäßigerweise können die
Promotor- und die Terminator-Regionen in Transkriptionsrichtung
mit einem Linker oder Polylinker, der eine oder mehrere Restriktionsstellen
für die
Insertion dieser Sequenz enthält,
versehen werden. In der Regel hat der Linker 1 bis 10, meistens
1 bis 8, vorzugsweise 2 bis 6 Restriktionsstellen. Im Allgemeinen
hat der Linker innerhalb der regulatorischen Bereiche eine Größe von weniger
als 100 bp, häufig
weniger als 60 bp, mindestens jedoch 5 bp.
Ferner können Manipulationen, die passende
Restriktionsschnittstellen bereitstellen oder die überflüssige DNA
oder Restriktionsschnittstellen entfernen, eingesetzt werden. Wo
Insertionen, Deletionen oder Substitutionen wie z.B. Transitionen
und Transversionen in Frage kommen, können in vitro-Mutagenese, "primerrepair", Restriktion oder
Ligation verwendet werden.
Bei geeigneten Manipulationen, wie
z.B. Restriktion, "chewing-back" oder Auffüllen von Überhängen für 'bluntends", können komplementäre Enden
der Fragmente für
die Ligation zur Verfügung
gestellt werden.
Die Erfindung betrifft somit Vektoren
enthaltend die vorstehend beschriebenen Nukleinsäuren, Nukleinsäurekonstrukte
oder Expressionskassetten.
Die Übertragung von Fremdgenen in
das Genom eines Organismus, insbesondere einer Pflanze wird als
Transformation bezeichnet.
Dazu können insbesondere bei Pflanzen
an sich bekannte Methoden zur Transformation und Regeneration von
Pflanzen aus Pflanzengeweben oder Pflanzenzellen zur transienten
oder stabilen Transformation genutzt werden.
Geeignete Methoden zur Transformation
von Pflanzen sind die Protoplastentransformation durch Polyethylenglykol-induzierte
DNA-Aufnahme, das biolistische Verfahren mit der Genkanone – die sogenannte particle
bombardment Methode, die Elektroporation, die Inkubation trockener
Embryonen in DNA-haltiger Lösung,
die Mikroinjektion und der durch Agrobacterium vermittelte Gentransfer.
Die genannten Verfahren sind beispielsweise in B. Jenes et al.,
(1993) Techniques for Gene Transfer, in: Transgenic Plants, Vol.
1, Engineering and Utilization, herausgegeben von S.D. Kung und
R. Wu, Academic Press, 128-143 sowie in Potrykus et al., (1991)
Annu. Rev. Plant Physiol. Plant Molec. Biol. 42, 205-225) beschrieben.
Bei der Injektion und Elektroporation
von DNA in Pflanzenzellen werden per se keine speziellen Anforderungen
an die verwendeten Plasmide gestellt. Ähnliches gilt für den direkten
Gentransfer. Es können
einfache Plasmide wie beispielsweise pUC-Derivate verwendet werden.
Typischerweise können
Vektoren verwendet werden, die über
zur Propagation und Selektion in E.coli nötige Sequenzen verfügen. Dazu
gehören auch
Vektoren der pBR322-, M13mp-Serien und pACYCl84. Sollen aber aus
derartig transformierten Zellen ganze Pflanzen regeneriert werden,
ist die Anwesenheit eines selektierbaren Markergens notwendig. Dem Fachmann
sind die gängigen
Selektionsmarker bekannt und es stellt für ihn kein Problem dar, einen
geeigneten Marker auszuwählen.
Gebräuchliche
Seklektionsmarker sind solche, die den transformierten Pflanzenzellen
Resistenz gegenüber
einem Biozid oder einem Antibiotikum wie Kanamycin, G418, Bleomycin,
Hygromycin, Methotrexat, Glyphosat, Streptomycin, Sulfonyl-Harnstoff,
Gentamycin oder Phosphinotricin und dergleichen vermitteln.
Je nach Einführungsmethode gewünschter
Gene in die Pflanzenzelle können
weitere DNA-Sequenzen
erforderlich sein. Werden beispielsweise für die Transformation der Pflanzenzelle
das Ti- oder Ri-Plasmid verwendet, so muss mindestens die rechte
Begrenzung, häufig
jedoch die rechte und linke Begrenzung der im Ti- und Ri-Plasmid
enthaltenen T-DNA als Flankenbereich mit den einzuführenden
Genen verbunden werden.
Werden für die Transformationen Agrobakterien
verwendet, muss die einzuführende
DNA in spezielle Plasmide kloniert werden, und zwar entweder in
einen intermediären
oder in einem binären
Vektor. Die intermediären
Vektoren können
aufgrund von Sequenzen, die homolog zu Sequenzen in der T-DNA sind,
durch homologe Rekombination in das Ti- oder Ri- Plasmid der Agrobakterien
integriert werden. Dieses enthält
außerdem
die für
den Transfer der T- DNA
notwendige vir-Region. Intermediäre
Vektoren können
nicht in Agrobakterien replizieren. Mittels eines Helferplasmids
kann der intermediäre
Vektor auf Agrobacterium tumefaciens übertragen werden (Konjugation).
Binäre Vektoren können sowohl
in E. coli als auch in Agrobakterien replizieren. Sie enthalten
ein Selektionsmarker-Gen und einen Linker oder Polylinker, welche
von der rechten und linken T-DNA-Grenzregion eingerahmt werden.
Sie können
direkt in die Agrobakterien transformiert werden (Holsters et al.,
(1978) Molecular and General Genetics 163, 181-187). Das als Wirtszelle
dienende Agrobakterium soll ein Plasmid, das eine vir-Region trägt, enthalten.
Die vir-Region ist für
den Transfer der T-DNA in die Pflanzenzelle notwendig. Zusätzlich kann
T-DNA vorhanden sein. Das derartig transformierte Agrobakterium
wird zur Transformation von Pflanzenzellen verwendet.
Die Verwendung von T-DNA für die Transformation
von Pflanzenzelle ist intensiv untersucht und ausreichend in
EP 120 515 beschrieben worden.
Für
den Transfer der DNA in die Pflanzenzelle können Pflanzen-Explantate zweckmäßigerweise
mit Agrobacterium tumefaciens oder Agrobacterium rhizogenes kultiviert
werden. Die Transformation von Pflanzen durch Agrobakterien ist
unter anderem bekannt aus F.F. White, Vectors for Gene Transfer
in Higher Plants; in Transgenic Plants, Vol. 1, Engineering and
Utilization, herausgegeben von S.D. Kung und R. Wu, Academic Press,
1993, S. 15-38.
Aus dem infizierten Pflanzenmaterial
(beispielsweise Blattstücke,
Stengelsegmente, Wurzeln, aber auch Protoplasten oder Suspensions-kultivierte
Pflanzenzellen) können
dann in einem geeignetem Medium, welches Antibiotika oder Biozide
zur Selektion transformierter Zellen enthalten kann, wieder ganze
Pflanzen regeneriert werden. Die Regeneration der Pflanzen erfolgt
nach üblichen
Regenerationsmethoden unter Verwendung bekannter Nährmedien.
Die so erhaltenen Pflanzen bzw. Pflanzenzellen können dann auf Anwesenheit der
eingeführten
DNA untersucht werden.
Unter Verwendung der oben zitierten
Rekombinations- und Klonierungstechniken können die Expressionskassetten
ebenfalls in geeignete Vektoren kloniert werden, die ihre Vermehrung,
beispielsweise in E. coli, ermöglichen.
Geeignete Klonierungsvektoren sind u.a. pBR332, pUC-Serien, M13mp-Serien
und pACYC184. Besonders geeignet sind binäre Vektoren, die sowohl in
E. coli als auch in Agrobakterien replizieren können.
Beispielhaft kann die pflanzliche
Expressionskassette in ein Derivat des Transformationsvektors pSUN2
mit Vicilin-Promotor (WO 02/00900) eingebaut werden.
Während
die Transformation dikotyler Pflanzen bzw. derer Zellen über Ti-Plasmid-Vektorsysteme mit Hilfe
von Agrobacterium tumefaciens wohl etabliert ist, weisen neuere
Arbeiten darauf hin, dass auch monokotyle Pflanzen bzw. deren Zellen
der Transformation mittels auf Agrobakterien basierender Vektoren
sehr wohl zugänglich
sind (siehe u.a. Chan et al., (1993), Plant Mol. Biol. 22, 491-506).
Alternative Systeme zur Transformation
von monokotylen Pflanzen bzw. deren Zellen sind die Transformation
mittels des biolistischen Ansatzes (Wan et al., (1994) Plant Physiol.
104, 37-48; Vasil et al., (1993) Bio/Technology 11, 1553-1558; Ritala
et al., (1994) Plant Mol. Biol. 24, 317-325; Spencer et al., (1990)
Theor. Appl. Genet. 79, 625-631), die Protoplasten-Transformation, die
Elektroporation von partiell permeabilisierten Zellen sowie die
Einbringung von DNA mittels Glasfasern (vgl. L. Willmitzer (1993)
Transgenic Plants in: Biotechnology, A Multi-Volume Comprehensive
Treatise (Herausgeber: H.J. Rehm et al., Band 2, 627-659, VCH Weinheim,
Deutschland).
Die transformierten Zellen wachsen
innerhalb der Pflanze in der üblichen
Weise (siehe auch McCormick et al., (1986) Plant Cell Reports 5,
81-84). Die resultierenden Pflanzen können normal angezogen werden und
mit Pflanzen, die die gleiche transformierte Erbanlage oder andere
Erbanlagen besitzen, gekreuzt werden. Die daraus entstehenden hybriden
Individuen besitzen die entsprechenden phänotypischen Eigenschaften.
Es sollten zwei oder mehrere Generationen
angezogen werden, um sicherzustellen, dass das phänotypische
Merkmal stabil beibehalten und vererbt wird. Auch sollten Samen
geerntet werden, um sicherzustellen, dass der entsprechende Phänotyp oder
andere Eigenarten erhalten geblieben sind.
Ebenso können nach üblichen Methoden transgene
Linien bestimmt werden, die für
die neuen Nukleinsäuremoleküle homozygot
sind und ihr phänotypisches
Verhalten hinsichtlich eines erhöhten
Vitamin E-Gehalts untersucht und mit dem von hemizygoten Linien
verglichen werden.
Selbstverständlich können Pflanzenzellen, die die
erfindungsgemäßen Nukleinsäuremoleküle enthalten,
auch als Pflanzenzellen (einschließlich Protoplasten, Kalli,
Suspensionskulturen und dergleichen) weiterkultiviert werden.
Die Expressionskassette kann über die
Pflanzen hinaus auch zur Transformation von Bakterien, insbesondere
Cyanobakterien, Moosen, Hefen, filamentösen Pilzen und Algen eingesetzt
werden.
Die Erfindung betrifft daher ferner
die Verwendung der vorstehend beschriebenen Nukleinsäuren und der
vorstehend beschriebenen Nukleinsäurekonstrukte, insbesondere
der Expressionskassetten zur Herstellung von genetisch veränderten
Organismen, insbesondere zur Herstellung von genetisch veränderten
Pflanzen oder zur Transformation von Pflanzenzellen, -geweben oder
Pflanzenteilen.
Vorzugsweise weisen diese transgenen
Pflanze gegenüber
dem Wildtyp einen erhöhten
Gehalt an Vitamin E auf.
Daher betrifft die Erfindung ferner
die Verwendung von SATs oder der erfindungsgemäßen Nukleinsäurekonstrukte
zur Erhöhung
des Gehalts an Vitamin E in Organismen, die als Wildtyp in der Lage
sind, Vitamin E zu produzieren.
Es ist bekannt, dass Pflanzen mit
einem hohen Vitamin E-Gehalt eine erhöhte Resistenz gegenüber abiotischem
Stress aufweisen. Unter abiotischem Stress wird beispielsweise Kälte, Frost,
Trockenheit, Hitze und Salz verstanden.
Daher betrifft die Erfindung weiterhin
die Verwendung der erfindungsgemäßen Nukleinsäuren zur
Herstellung transgener Pflanzen, die gegenüber dem Wildtyp eine erhöhte Resistenz
gegenüber
abiotischem Stress aufweisen.
Die vorstehend beschriebenen Proteine
und Nukleinsäuren
können
zur Herstellung von Feinchemikalien in transgenen Organismen, vorzugsweise
zur Herstellung von Vitamin E in transgenen Pflanzen verwendet werden.
Vorzugsweise ist Ziel der Verwendung
die Erhöhung
des Gehaltes der Pflanze oder Pflanzenteile an Vitamin E.
Dabei kann je nach Wahl des Promotors
die Expression spezifisch in den Blättern, in den Samen, Blütenblättern oder
anderen Teilen der Pflanze erfolgen.
Dementsprechend betrifft die Erfindung
ferner ein Verfahren zur Herstellung von genetisch veränderten
Organismen, indem man eine vorstehend beschriebene Nukleinsäure oder
ein vorstehend beschriebenes Nukleinsäurekonstrukt oder eine vorstehend
beschriebene Kombination von Nukleinsäurekonstrukten in das Genom
des Ausgangsorganismus einführt.
Die Erfindung betrifft ferner die
vorstehend beschriebenen genetisch veränderten Organismen selbst.
Wie vorstehend erwähnt, weisen
die genetisch veränderte
Organismen, insbesondere Pflanzen einen erhöhten Gehalt an Vitamin E auf.
Zur Herstellung von Organismen mit
einem erhöhten
Gehalt an Vitamin E im Vergleich zum Wildtyp werden in einer bevorzugten
Ausführungsform,
wie vorstehend erwähnt,
photosynthetisch aktive Organismen wie beispielsweise Cyanobakterien,
Moose, Algen oder Pflanzen, besonders bevorzugt Pflanzen als Ausgangsorganismen
und dementsprechend.
Bei den für das erfindungsgemäße Verfahren
verwendeten Pflanzen kann es sich im Prinzip um jede beliebige Pflanze
handeln. Vorzugsweise ist es eine monokotyle oder dikotyle Nutz-,
Nahrungs- oder Futterpflanze. Beispiele für monokotyle Pflanzen sind
Pflanzen, die zu den Gattungen Avena (Hafer), Triticum (Weizen),
Secale (Roggen), Hordeum (Gerste), Oryza (Reis), Panicum, Pennisetum,
Setaria, Sorghum (Hirse), Zea (Mais) und dergleichen gehören.
Dikotyle Nutzpflanzen umfassen unter
anderem Baumwolle, Leguminosen wie Hülsenfrüchte und insbesondere Alfalfa,
Sojabohne, Raps, Tomate, Zuckerrübe,
Kartoffel, Zierpflanzen sowie Bäume.
Weitere Nutzpflanzen können
Obst (insbesondere Äpfel,
Birnen, Kirschen, Weintrauben, Citrus, Ananas und Bananen), Ölpalmen,
Tee-, Kakao- und Kaffeesträucher,
Tabak, Sisal sowie bei Heilpflanzen Rauwolfia und Digitalis umfassen.
Besonders bevorzugt sind die Getreide Weizen, Roggen, Hafer, Gerste,
Reis, Mais und Hirse, Zuckerrübe,
Raps, Soja, Tomate, Kartoffel und Tabak. Weitere Nutzpflanzen können dem
US-Patent
US 6,137,030 entnommen
werden.
Bevorzugte Pflanzen sind Tagetes,
Sonnenblume, Arabidopsis, Tabak, Roter Pfeffer, Soja, Tomate, Aubergine,
Paprika, Möhre,
Karotte, Kartoffel, Mais, Salate und Kohlarten, Getreide, Alfalfa,
Hafer, Gerste, Roggen, Weizen, Triticale, Hirse, Reis, Luzerne,
Flachs, Baumwolle, Hanf, Brassicacaen wie beispielsweise Raps oder
Canola, Zuckerrübe,
Zuckerrohr, Nuss- und Weinspezies oder Holzgewächse wie beispielsweise Espe
oder Eibe.
Besonders bevorzugt sind Arabidopsis
thaliana, Tagetes erecta, Brassica napus, Nicotiana tabacum, Sonnenblume,
Canola, Kartoffel oder Soja.
Solche transgenen Pflanzen, deren
Vermehrungsgut, sowie deren Pflanzenzellen, -gewebe oder -teile sind
ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
Die Erfindung betrifft somit ebenfalls
Ernteprodukte und Vermehrungsmaterial transgener Pflanzen, die nach
einem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellt wurden und einen erhöhten
Vitamin E-Gehalt aufweisen. Bei den Ernteprodukten und dem Vermehrungsmaterial
handelt es sich insbesondere um Früchte, Samen, Blüten, Knollen,
Wurzelstöcke,
Sämlinge,
Stecklinge, etc. Es kann sich auch um Teile dieser Pflanzen wie
Pflanzenzellen, Protoplasten und Kalli handeln.
Die genetisch veränderten Organismen, insbesondere
Pflanzen, können
wie vorstehend beschrieben zur Herstellung von Vitamin E verwendet
werden.
Von Menschen und Tieren verzehrbare
erfindungsgemäße, genetisch
veränderte
Pflanzen mit erhöhtem
Gehalt an Vitamin E können
auch beispielsweise direkt oder nach an sich bekannter Prozessierung
als Nahrungsmittel oder Futtermittel oder als Futter- und Nahrungsergänzungsmittel
verwendet werden.
Die erfindungsgemäßen, genetisch veränderten
Pflanzen können
ferner zur Herstellung von Vitamin E-haltigen Extrakten verwendet
werden.
Erhöhung des Gehaltes an Vitamin
E bedeutet im Rahmen der vorliegenden Erfindung vorzugsweise die
künstlich
erworbene Fähigkeit
einer erhöhten
Biosyntheseleistung dieser Verbindungen in der Pflanze gegenüber der
nicht gentechnisch modifizierten Pflanze, vorzugsweise für die Dauer
mindestens einer Pflanzengeneration.
Unter einem erhöhten Gehalt an Vitamin E wird
in der Regel ein erhöhter
Gehalt an Gesamt-Tocopherol
verstanden. Unter einem erhöhten
Gehalt an Vitamin E wird aber auch insbesondere ein veränderter
Gehalt der vorstehend beschriebenen 8 Verbindungen mit Tocopherolaktivität verstanden.
Die Bestimmung des Vitamin E-Gehalts
erfolgt nach im Stand der Technik üblichen Methoden. Diese sind
insbesondere ausführlich
in WO 02/072848 offenbart, dessen Inhalt hier ausdrücklich als
Offenbarung für Nachweisverfahren
des Vitamin E Gehalts in Pflanzen angeführt wird.
Der Vitamin E-Gehalt kann z.B. in
Blättern
und Samen von für
SATs transgenen Pflanzen bestimmt werden. Dazu werden insbesondere
trockene Samen oder gefrorenes Blattmaterial verwendet.
Das Blattmaterial der Pflanzen wird
direkt nach der Probennahme in flüssigem Stickstoff tiefgefroren. Der
sich daran anschließende
Aufschluss der Zellen (Blätter
oder Samen) erfolgt mittels einer Rührapparatur durch dreimalige
Inkubation im Eppendorfschüttler
bei 30°C, 1000
rpm (Umdrehungen pro Minute) in 100% Methanol für 15 Minuten, wobei die jeweils
erhaltenen Überstände vereinigt
werden. Weitere Inkubations- und Extraktionsschritte ergeben in
der Regel keine weitere Freisetzung von Tocopherolen oder Tocotrienolen.
Um Oxidation zu vermeiden, werden
die erhaltenen Extrakte direkt nach der Extraktion mit Hilfe einer HPLC-Anlage
(Waters Allience 2690) analysiert. Tocopherole und Tocotrienole
werden über
eine übliche „Reverse
Phase"-Säule (ProntoSil200-3-C30
TM , Fa. Bischoff) mit einer mobilen Phase von 100% Methanol getrennt
und anhand von Standards (Fa. Merck) identifiziert. Als Detektionssystem
dient die Fluoreszenz der Substanzen (Anregung 295 nm, Emission
320 nm), die mit Hilfe eines Jasco Fluoreszenzdetektors FP 920 nachgewiesen
werden kann.
Die vorliegende Erfindung wird in
den nachfolgenden Beispielen, die nur der Veranschaulichung der Erfindung
dienen und in keiner Weise als Einschränkung zu verstehen sind, erläutert.
Allgemeine Klonierungsverfahren:
Klonierungsverfahren, wie z.B. Restriktionsspaltung,
DNA-Isolierung, Agarose, Gelelektrophorese, Reinigung von DNA-Fragmenten,
Transfer von Nukleinsäuren
auf Nitrocellulose und Nylon-Membranen, Verknüpfen von DNA-Fragmenten, Transformation
von E. coli-Zellen, Anzucht von Bakterien, Sequenz-Analyse von rekombinanter
DNA, wurden nach Sambrook et al., vide supra, durchgeführt. Die
Transformation von Agrobacterium tumefaciens wurde entsprechend
der Methode von Höfgen
et al., ((1988) Nucl. Acids Res. 16, 9877) ausgeführt. Die
Anzucht der Agrobakterien erfolgte in YEB-Medium (Vervliet et al., (1975) J. Gen.
Virol. 26, 33).
Bakterienstämme und
Plasmide
E. coli (XL 1 Blue) Bakterien wurden
von der Firma Stratagene, La Jolla, USA bezogen. Der zur Pflanzentransformation
eingesetzte Agrobakterienstamm (GV3101; Bade und Damm in Gene Transfer
to Plants; Protrykus, I. and Spangenberg, G., eds., Springer Lab
Manual, Springer Verlag, 1995, 30 – 38) war mit dem Vektor pSUN2
transformiert. Zur Klonierung wurde der Vektor pSUN2 verwendet.
Herstellung von transgenen
Raps-Pflanzen (Brassica napus)
sTransgene Ölsamen-Rapspflanzen wurden
gemäß einem
Standardprotokoll hergestellt (Bade und Damm in Gene Transfer to
Plants; Protrykus, I. and Spangenberg, G., eds., Springer Lab Manual,
Springer Verlag, 1995, 30 – 38).
Die genannte Referenz offenbart ebenfalls die Zusammensetzung der
verwendeten Medien und Puffer.
Die Samen von Brassica napus var.
Westar wurden mit 70% Ethanol (v/v) oberflächensterilisiert, in Wasser
bei 55°C
für 10
min gewaschen und in einer 1%igen Hypochlorite-Lösung
(25% (v/v) Teepol, 0,1% (v/v) Tween20) für 20 min inkubiert. Danach
wurde jeder Samen sechsmal mit sterilem Wasser für 20 min gewaschen. Die Samen
wurden für
drei Tage auf Filterpapier getrocknet. 10 bis 15 Samen wurden dann
in einem Glasbehälter,
der 15 ml Keimungs-Medium enthielt, ausgekeimt. Die Wurzeln und
Apices wurden von verschiedenen Setzlingen (Größe ca. 10 cm) entfernt und
die verbleibenden Stämmchen
(engl.: hypocotyls) in Stückchen
von ca. 6 mm Länge
geschnitten. Die auf diese Weise erhaltenen ca.
600 Explantate wurden in 50 ml „Basal"-Medium für 30 min
gewaschen und dann in ein einen 300 ml Behälter überführt. Nach der Zugabe von 100
ml Kallusinduktions-Medium wurden die Kulturen unter Schütteln bei
100 rpm (engl.: revolutions per minute) für 24 h inkubiert.
Zur Transformation wurde eine Übernachtkultur
von Agrobacterium tumefaciens in „Luria Broth"-Medium, das mit
Kanamycin (20 mg/1) versetzt war, bei 29°C angezogen und 2 ml dieser
Kultur in 50 ml Antibiotika-freiem „Luria Broth"-Medium bei 29°C für 4 Stunden
inkubiert, bis eine OD600 von 0,4 bis 0,5
erreicht war. Die Kultur wurde dann bei 2000 rpm für 25 min.
zentrifugiert und das Zellpellet in 25 ml „Basal"-Medium resuspendiert. Die Konzentration
der Bakterien in der Lösung
wurde auf eine OD600 von 0,3 durch entsprechende Zugabe
von Medium eingestellt.
Das Kallusinduktions-Medium wurde
von den Ölsamen-Rapsexplantaten
mit Hilfe von sterilen Pipetten entfernt und 50 ml der Bakteriensuspension
zu den Explantaten zugegeben. Die Reaktionsmischung wurde dann vorsichtig
gemischt und für
20 min inkubiert. Die Bakteriensuspension wurde dann entfernt und
die Ölsamen-Rapsexplantate
anschließend
mit 50 ml des Kallusinduktions-Mediums für 1 min gewaschen. Anschließend wurden
100 ml des Kallusinduktions-Mediums zugegeben. Die Co-Kultivierung
wurde unter Schütteln
bei 100 rpm für
24 h durchgeführt
und durch Entfernen des Kallusinduktions-Mediums gestoppt. Die Explantate
wurden dann jeweils zweimal mit 25 ml Wasch-Medium für 1 min
und zweimal mit 100 ml Wasch-Medium für 60 min unter Schütteln bei
100 rpm gewaschen. Das Wasch-Medium wurde dann mit den Explantaten in
15 cm Petrischalen überführt und
das Medium mit Hilfe von sterilen Pipetten entfernt.
Zur Regeneration wurden jeweils 20
bis 30 Explantate in 90 mm Petrischalen, die 25 ml "Shoot induction"-Medium mit Kanamycin
enthielten, überführt. Die
Petrischalen wurden mit zwei Schichten Leukopor® abgedichtet
und bei 25°C
und 2000 Lux einem Photozyklus von 16 h Licht und 16 h Dunkelheit
unterworfen. Jeweils nach 12 Tagen wurden die sich entwickelnden
Kalli in frische Petrischalen, die ebenfalls "Shoot induction"-Medium enthielten, überführt. Alle weiteren Schritte
zur Regeneration vollständiger
Pflanzen wurden wie in der oben angegebenen Referenz (Bade und Damm,
vide supra) durchgeführt.
Herstellung einer enzymatisch
inaktiven Serin-Acetyltransferase (SAT), die noch zur Interaktion
mit OAS-TL befähigt
ist.
Die im Stand der Technik hinsichtlich
ihrer Aminosäuresequenz
sowie der zugrundeliegenden DNA-Sequenz beschriebene SAT-A aus Arabidopsis
thaliana (EMBL Accession code X82888; Bogdanova und Hell (1995)
Plant Physiol. 109, 1498; Wirtz et al., 2002, vide supra) wurde
durch gerichtete Mutagenese der Aminosäure Histidin 309 zu Alanin
inaktiviert (die Nummerierung bezieht sich auf das erste Methionin
des offenen Leserahmens). Die gerichtete Mutagenese der zugehörigen cDNA
im Plasmid pBlueScript (Stratagene) erfolgte durch Basenpaaraustausch
nach einem kommerziell verfügbaren
Verfahren der Firma Promega (Heidelberg, Deutschland).
Die ortgerichtete Mutagenese der
SAT-A cDNA wurde mit pBS/ΔSAT1-6
durchgeführt
(Bogdanova et al., (1995) FEBS Lett. 358, 43-47). Das eingesetzte
Promega GeneEditor in vitro Site Directed Mutagenesis System erzielte
im Durchschnitt 80% positive Klone. Die Punktmutationen wurden durch
DNA-Sequenzierung verifiziert und die resultierenden Aminosäureaustausche
wurden in Bezug auf das Startkodon des längsten möglichen offenen Leserahmens
einer mitochondrialen SAT-A cDNA nummeriert (cDNA SAT-1 (Roberts
et al., (1996) Plant Mol. Biol. 30, 1041-1049)).
Die Inaktivierung der SAT-Mutante
durch den Aminosäureaustausch
in Position 309 (Histidin → Alanin) wurde
durch fehlende heterologe Komplementation einer SAT-freien E. coli-Mutante und durch
Enzymbestimmung in vitro (maximal 1 % Restaktivität) belegt.
Die Interaktionsfähigkeit
mit O-Acetylserin (Thiol) Lyase (OAL-TL) wurde durch heterologe
Expression in dem Hefe "two-hybrid"-System und Coexpression
in E. coli mit nachfolgender biochemischer Reinigung bewiesen.
Die Inaktivierung des cysE-Gens von
E. coli zwecks Erzeugung einer SAT-freien E. coli Mutante wurde nach
der von Hamilton et a1., beschriebenen Methode durchgeführt (Hamilton
(1989) J. Bacteriol. 171, 4617 – 4622).
Hierdurch sollte ein Bakterienstamm bereitgestellt werden, der bezüglich seiner
SAT-Defizient stabiler ist als die im Stand der Technik gegenwärtig erhältlichen.
Hierzu wurde das Wildtyp cysE-Gen mittels PCR kloniert und durch
Insertion einer Gentamycin-Resistenz-Kassette in eine ClaI-Restriktionsschnittstelle
bei Position 522, bezogen auf das Startcodon des cysE-Gens, inaktiviert.
Nach Klonierung dieser Cassette in das Plasmid pMAK705, welches
einen Temperatur-sensitiven Replikationsursprung trägt, wurde
das inaktivierte cysE-Gen in das Genom von E. coli C600 via homologe
Rekombination integriert, um den Stamm MW1 zu ergeben (thr, leu,
thi, lac, λ-P1
+ F', cysE, Gmr). Komplementationstests unter Einsatz der
E. coli-Stämme
EC 1801 (E. coli Genetik Stock Center, Yale University, New Haven,
CT, USA) oder MW 1 wurden auf M9-Minimalmedium-Agarplatten
mit oder ohne Cystein unter Zugabe von Induktionsmittel und selektiven
Antibiotika durchgeführt.
Die Konstrukte für die Expression der mitochondrialen
SAT-A aus Arabidopsis thaliana umfassten pBS/ΔSAT1-6 (X82888; Bogdanova et
al., (1985) vide supra), pET/ΔSAT1-6
sowie mutierte Formen der SAT-A. Um das zuletzt genannte Plasmid
zu erhalten, wurde die kodierende Region der SAT-A mittels PCR von
Basenpaar 28 – 939
ohne mitochondriales Transitpeptid unter Einsatz spezifischer Primer,
flankiert von EcoRI- und XhoI-Schnittstellen, amplifiziert. Dieses
Fragment wurde in das Plasmid pCAP (Roche, Mannheim, Deutschland)
kloniert, die Sequenz mittels Sequenzierung beider Stränge verifiziert
und in die entsprechenden Schnittstellen von pET29a (Novagen, Madison,
USA) eingefügt,
was in einem Fusionsprotein mit den 35 Aminosäuren des S-Tag an seinem N-Terminus
für Affinitätsreinigung
an S-Agarose resultierte. Mitochondriale OAS-TL aus A. thaliana
wurde in ähnlicher
Weise durch Klonierung eines PCR-Produkts, welches das reife Protein
ohne das mitochondriale Transitpeptid von Basenpaar 172 – 1162 (AJ271727
(Hesse et al., (1999) Amino Acids 16, 113-131) umfasste, in die
NcoI-BamHI-Schnittstellen von pET3d, was pET/OAS-C ergab, exprimiert.
Die Expression, Kultivierung und
Affinitätsreinigung
von SAT und OAS-TL unter Einsatz des S-tag-Systems (Novagen) wurden
im Wesentlichen wie von Droux et al., (1998, Eur. J. Biochem. 255,235-245) beschrieben,
durchgeführt,
mit den folgenden Modifikationen. Nach dem letzten Waschschritt
wurde der S-tag nicht durch proteolytische Spaltung an der Affinitätssäule entfernt,
da diese Behandlung in Fraktionen mit labiler SAT-Aktivität resultierte.
Statt dessen wurde SAT mit 3 M MgCl2 eluiert,
welches anschließend
durch Gelfiltration an PD10-Säulen
(Amerschan, Freiburg, Deutschland) entfernt wurde. In vitro Interaktion
von SAT und OAS-TL an der Säule
wurde in einem Standardwasch- und Elutionsprotokoll mit oder ohne
1 mM OAS (O-Acetylserin) bestimmt, wie beschrieben von Droux et
al., (1998, vide supra).
Die Bestimmung der Proteinkonzentration
und die Auftrennung von Proteinen wurden nach Standardprotokollen
(z.B. Sambrook et al., vide supra) durchgeführt.
Die SAT-Enzymaktivität mit und
ohne OAS-TL wurde in einem Standard-Assay auf der Grundlage der Methode
von Kredich und Becker (1971, In Methods in Enzymology (Tabor and
Tabor, eds), Seiten 459-469, Academic Press, New York, USA) bestimmt.
Roh- oder gereinigtes rekombinantes SAT-Protein wurde in einem Volumen
von 250 μl
(50 mM Tris/HCl, pH 7,5, 0,2 mM Acetyl-CoA, 2mM Dithiothreitol,
5mM Serin) bei 25°C inkubiert
und A232 wurde für bis zu 3 Min. aufgenommen.
Die OAS-TL-Aktivität wurde
unter gesättigten
Bedingungen wie zuvor beschrieben untersucht (Nakamura et al., (1987)
Plant Cell Physiol.28, 885-891). Kinetische Analysen wurden mit
der SigmaPlot-Software durchgeführt,
welche hyperbolische Anpassungen auf der Grundlage der Michaelis-Menten-Gleichung
erlaubte: ν =
Vmax × ([S]/(Km + [S]).
Für
die Interaktionsanalysen unter Einsatz des Hefe "two-hybrid"-Systems wurden die Transformation der
Hefestämme
HF7c und PCY2, die Selektion auf Minimalmedium und (3-Galaktosidase-Assays
durchgeführt
wie bereits beschrieben (Bogdanova and Hell (1997) Plant J. 11,
251-262). PCR mit spezifischen Primerpaaren, flankiert von SaII-
bzw. SpeI-Schnittstellen, wurde für sämtliche Konstrukte eingesetzt,
um die kodierenden Regionen in die entsprechenden Restriktionsschnittstellen
von pPC86 (GAL4-Aktivierungsdomäne) und
pPC97 (GAL4-DNA-Bindungsdomäne)
einzufügen
(Chevray and Nathans (1992) Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89, 5789-5793).
EST 181H17T7 (GenBank Accession Number AJ2711727) wurde als Template
eingesetzt, um OAS-TL C ohne mitochondriales Transitpeptid von Basenpaar
172 – 1162
zu erzeugen. Im Unterschied zu den bisher eingesetzten full length-Konstukt (Bogdanova
et al., (1997) vide supra) wurden die pPC-Vektoren mit mitochondrialer
SAT-A ohne mitochondriales Transitpeptid durch Amplifizierung von
Basenpaar 28 – 939
konstruiert (X82888 (Bogdanova et al., (1995) vide supra).
Expression der aktiven SAT-A und
der nicht funktionellen SAT-A-Mutante (H309A) in Pflanzen Die cDNAs
der aktiven SAT-A (SAT) und der inaktivierten Mutante SAT-A H309A
(SATH309A) wurden in einen binären
Transformationsvektor (pSUN2, WO 02/00900) kloniert. SAT und SATH309A
wurden in gleicher Weise durch PCR amplifiziert und mit dem Leserahmen
des rbcs Transitpeptides fusioniert. Die Lokalisierung beider SATs
im Cytosol erfolgte mit pSUN2 unter Weglassung des Abschnitts für das Importpeptid.
Als Promotoren wurden entweder der Nitrilase-Promotor für eine konstitutive
Expression oder der Vicilin-Promotor
für eine
samenspezifische Expression verwendet.
Die Klonierungen erfolgten jeweils
in die vorgegebenen XhoI- bzw. SmaI-Restriktionsschnittstellen des genannten
Vektors pSUN2.
Die cDNA der aktiven SAT und der
SAT-Mutante SATH309A wurde jeweils mit den Oligonukleotid-Primern
SAT269 und SAT270, die über
5'-gelegene zusätzliche
XhoI- und EcoRI-Restriktionsschnittstellen verfügten, durch Standard PCR amplifiziert.
Nach Verdau mit EcoRI wurden die SAT-Fragmente durch Ligation mit
dem ebenfalls mit EcoRI verdauten Transitpeptid rbcs fusioniert.
Das Transitpeptid wurde mittels der Oligonukleotid-Primer Tra201
und Tra202, die über
5'-gelegene zusätzliche
EcoRI- und SmaI-Restriktionsschnittstellen verfügten, ebenfalls durch Standard-PCR
amplifiziert. Anschließend
erfolgte die Ligation der fusionierten Fragmente in die XhoI- und
SmaI- Restriktionsschnittstellen des Vektors.
Beispiel für Standard PCR: Reaktionsvolumen
50 μl mit
20 pmol jedes Primers, 1-10 ng Plasmid, Puffer des Herstellers,
1 U Taq-Polymerase (Promega). Abfolge: 5 Min. bei 94°C, dann 30
Zyklen zu 30 Sek. bei 94°C,
60 Sek. bei 55°C,
30 Sek. bei 72°,
gefolgt von 10 Min. bei 72°C.
Extraktion
und Aktivitätsbestimmung
der SATs aus transgenen Rapspflanzen
Die SATs wurden aus dem transgenen
Pflanzenmaterial extrahiert und ihre Aktivität bestimmt. Dazu wurde das
Protokoll von Nakamura et al., ((1987) Plant Cell Physiol., 28,
885-891) verwendet. Es wurden jeweils die Blätter (Nitrilase-Promotor) oder
die Samen (Vicilin-Promotor) von drei unabhängigen transgenen Linien untersucht.
Es zeigte sich, dass transgene Pflanzen, die die SATH309A exprimieren, über eine
unveränderte
SAT-Aktivität
im Vergleich zu nicht-transgenen Pflanzen verfügen, während transgene Pflanzen, die
die aktive SAT überexprimieren, über eine
deutlich erhöhte
Gesamt-SAT Aktivität
verfügen.
Bestimmung
des Vitamin E-Gehalts der transgenen Pflanzen
Die Extraktion von Vitamin E und
dessen Nachweis erfolgte wie oben beschrieben. Für die Analyse wurde gefrorenes
Blattmaterial (Nitrilase-Promotor) oder trockene Samen (Vicilin-Promotor) eingesetzt.
Das Blattmaterial der Pflanzen wurde entsprechend direkt nach der
Probennahme in flüssigem
Stickstoff tiefgefroren. Der sich daran anschließende Aufschluss der Zellen
(Blätter
oder Samen) erfolgte mittels einer Rührapparatur durch dreimalige
Inkubation im Eppendorfschüttler
bei 30°C,
1000 rpm (Umdrehungen pro Minute) in 100% Methanol für 15 Minuten,
wobei die jeweils erhaltenen Überstände vereinigt
wurden. Weitere Inkubations- und Extraktionsschritte ergaben in
der Regel keine weitere Freisetzung von Tocopherolen oder Tocotrienolen.
Um Oxidation zu vermeiden, wurden
die erhaltenen Extrakte direkt nach der Extraktion mit Hilfe einer HPLC-Anlage
(Waters Allience 2690) analysiert. Tocopherole und Tocotrienole
wurden über
eine übliche „Reverse
Phase"-Säule (ProntoSil200-3-C30
TM , Fa. Bischoff) mit einer mobilen Phase von 100% Methanol getrennt
und anhand von Standards (Fa. Merck) identifiziert. Als Detektionssystem
diente die Fluoreszenz der Substanzen (Anregung 295 nm, Emission
320 nm), die mit Hilfe eines Jasco Fluoreszenzdetektors FP 920 nachgewiesen
wurde.
Sowohl in transgenem Pflanzenmaterial
mit aktiver SAT oder inaktiver SATH304A konnte unabhängig davon,
ob eine konstitutive oder samenspezifische Expression durchgeführt wurde,
eine Erhöhung
des Vitamin E Gehalts im Vergleich zum Wildtyp festgestellt werden.
Die oben beschriebenen Ergebnisse
zeigten eindeutig, dass die Arabidopsis thaliana SAT-Mutante mit einem
Aminosäureaustausch
in Position 309 keine enzymatische SAT-Aktivität mehr aufweist, dennoch aber zur
Komplexbildung, also zur Interaktion mit OAS-TL in der Lage ist.
Die Expression dieser Mutante führte ebenso
wie die Expression einer aktiven SAT zu einer überraschenden Erhöhung des
Gehalts an Vitamin E.
Abbildungen
1 zeigt
typische Vitamin E Biosynthesewege.
2 zeigt
ein Aminosäure-Alignment
verschiedener Serinacetyltransferasen.
3 zeigt
eine Vektorkarte des pSUN2 mit dem rbcs-SATH309A-Konstrukt.