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Die Erfindung bezieht sich auf eine Sitzvorrichtung, insbesondere eine trainingstherapeutische Sitzvorrichtung mit einem sattelförmigen Sitz, der auf einer höhenverstellbaren Säule in seinem Zentrum drehbar und kippbar in einem Kugelgelenk gelagert ist. Darüber hinaus bezieht sich die Erfindung auf die Verwendung der Sitzvorrichtung zur Herstellung einer Interaktion zwischen der Labilität eines Kugelgelenkes und der Stabilität einer Federung durch muskuläre Balancereaktionen eines Benutzers, sowie auf die Verwendung zur Erzeugung einer einem aktiven Stehen eines Menschen gleichkommenden Position eines Benutzers.
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Stand der Technik
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Ärzte und Bewegungstherapeuten warnen vor den Spätfolgen länger andauernden passiven Sitzens auf einem Stuhl, da dieses mit einem Bewegungsmangel einhergeht, der erhebliche gesundheitliche Schäden, Haltungsschäden und Rückenbeschwerden verursacht, vgl. „Sitzen ist das neue Rauchen“, Dr. Kelly Starrett, RIVA Verlag.
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Demnach trägt zu viel Sitzen zur Entstehung einer Vielzahl von Erkrankungen bei, angefangen bei der Fettleibigkeit und Diabetes bis hin zu Krebs und Depressionen. Wer im Sitzen arbeitet, erkrankt zudem häufig am Muskelapparat sowie am Bewegungsapparat. Sitzen am Arbeitsplatz birgt demnach ein Berufsrisiko ähnlich dem welches beim Heben schwerer Lasten auftritt. Es besteht daher ein Bedarf an alternativen Sitzmöbeln zur Vorbeugung sowie an therapeutischen Geräten zur Rehabilitation in Bezug auf die funktionale Stabilisation der Wirbelsäule. Es gibt bereits Ansätze die die Problematik des passiven Sitzens aufzulösen. Dabei wird in der Regel eine feste Sitzfläche einer Sitzvorrichtung durch bewegliche Teile instabil gemacht.
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E 10 2004 022 231 B3 bezieht sich auf eine dynamische Sitzvorrichtung, wobei ein Sitz mit einem Stiftlager versehen ist, das oben an der Sitzfläche seinen Lagerpunkt besitzt. Dadurch ist der Sitz ohne Anschlag drehbar und um 20° in alle Richtungen kippbar. Das bewirkt beim Sitzen auf diesem Sitz, dass ständige Bewegungsübertragung innerhalb des gesamten Körpers stattfinden können und Verkrampfungen vermieden werden können.
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DE 10 2004 053 642 A1 bezieht sich ebenfalls auf eine dynamische Sitzvorrichtung. Gemäß dieser Lösung ist dies ein Sitz, der aus einem festen Untergestell und einer Sitzplatte besteht, die auf einer höhenverstellbaren Säule oder Anschlag drehbar und um einen vorgegebenen Winkel ohne Rückstellkraft kippbar ist. Der gemeinsame Kipp- und Drehpunkt liegt oben an der Sitzplatte.
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Neben den vorgestellten, dynamischen Sitzvorrichtungen werden große Gummibälle eingesetzt; ferner sind Stehpulte, höhenverstellbare Tische oder Schreibtische im Angebot, um ein Sitzen gänzlich zu vermeiden.
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Zur Abhilfe gegen die mit dem Sitzen einhergehenden Beschwerden des Bewegungsapparates, wird Reiten auch therapeutische Behandlung eingesetzt.
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Vor allem der dynamisch aufrechten Position des Reiters wegen, kombiniert mit den dynamischen Bewegungen des Pferdes, wird eine hohe trainingstherapeutische Wirkung erreicht. Beim klassischen Dressursitz des Reiters ist das Becken als Schaltzentrale definiert, von dem aus sich die Wirbelsäule des Reiters aufrichtet. Aus dieser dynamischen Stabilisation heraus entwickelt sich der losgelassene Sitz, bei dem Arme und Beine zu jeder Zeit entspannen und gleichzeitig eigenständig koordinativ agieren können. Eine Aufrichtung der Wirbelsäule kann somit beim Reitersitz nicht von den großen Muskelgruppen des Rückens realisiert werden, da diese über die großen Funktionsketten gleichzeitig den Schultergürtel und die langen Beinmuskeln anspannen würden. Nur lokale Muskeln der Wirbelsäule (Mm. multifidii, Mm. rotatores, M. transversus abdominis) können die losgelassene Aufrichtung realisieren. Diese Muskelgruppen werden von Forschern allgemein als wichtig in Bezug auf die Rückengesundheit angesehen. Um die Funktion beispielsweise des M. transversus und des Mm. multifidii wiederherzustellen, müssten diese isoliert von anderen Rumpfmuskeln aktiviert werden. Die Anspannung der Muskeln sollte langsam, sanft und über einen längeren Zeitraum erfolgen, um die natürliche Haltefunktion des Muskels zu gewährleisten. Die Voraussetzung um das selbständige korrekte Arbeiten des segmentalen Systems wiederzuerlangen, ist mehrmals täglich zu aktivieren.
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Darstellung der Erfindung
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Ausgehend vom obenstehend dargelegten Stand der Technik besteht eine Veranlassung, das Sitzen in seiner ursprünglichen Form gänzlich aufzulösen und gleichzeitig eine Haltungsposition für den menschlichen Körper zu schaffen, die es ermöglichst, stationär an konventionellen Arbeitsplätzen wie beispielsweise Schreibtischen zu arbeiten. Zum anderen sind Vorkehrungen dahingehend zu treffen, eine effektive stationäre Station zur Realisierung von propriozeptivem und sensomotorischem Training bereitzustellen.
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Erfindungsgemäß wird mit einem sattelförmigen Sitz vorgeschlagen, der auf einer höhenverstellbaren Säule in seinem Zentrum drehbar und kippbar in einem Kugelgelenk gelagert ist, wobei das Kugelgelenk in einem Gewindestab ausgeführt ist, der eine hinsichtlich ihrer Federsteifigkeit verstellbare Federung umfasst.
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Durch die erfindungsgemäß vorgeschlagene Lösung kann eine Sitzmöglichkeit geschaffen werden, wodurch ein Mensch zwar sein Rumpfgewicht über seine Sitzbeine abgibt, die Position der Oberschenkel jedoch in der Position der aufrechten Haltung erhalten bleibt und somit weder über falsche Faszienzüge noch über eine deutliche Beugung der Hüftgelenkte eine Inaktivität der lokalen Muskeln der Wirbelsäule erzeugt. Das mobile Kugelgelenk ermöglicht unter dem sattelförmigen Sitz eine freie Kipp- und Drehbewegung des Beckens.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung ist das Kugelgelenk aus einem Rundkopf des Gewindestabes und einer Gelenkpfanne einer Aufnahmeplatte gebildet.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung ist die Aufnahmeplatte in eine Sattelbasis unterhalb des sattelförmigen Sitzes integriert, so dass sich eine kompakte Bauform ergibt.
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In einer vorteilhaften Weiterbildung der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung umfasst die einstellbare Federung eine an dem Gewindestab geführte Kopfplatte, die die Sattelbasis abstützt.
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Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Sitzvorrichtung weist an ihrer einstellbaren Federung eine an dem Gewindestab geführte Fußplatte auf, die durch eine relativ zu einem Gewindeabschnitt des Gewindestabes verdrehbaren Einstellring abgestützt ist.
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Bei der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung ist zwischen der Kopfplatte und der Fußplatte mindestens eine Spiralfeder aufgenommen, über welche die Vorspannung des frei dreh- und kippbaren sattelförmigen Sitzes der Sitzvorrichtung abgestützt ist. Durch die relativ zueinander verstellbaren Komponenten Kopfplatte und Fußplatte kann die Federsteifigkeit und mithin die Widerstandskraft, die von unten gegen den sattelförmigen Sitz wirkt, frei eingestellt werden. Anstelle einer Spiralfeder mit einem Federgang, können auch mehrere auch ineinander gesteckte Spiralfedern unterschiedlichen Durchmessers sowie mehrere parallele Windungen aus Federstahl aufweisende Spiralfedern eingesetzt werden.
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Bei der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung ist des Weiteren am Einstellring eine Kugellageranordnung vorgesehen, deren mindestens einer Wälzkörper in einem Gewindegang des Gewindeabschnittes des Gewindestabes läuft.
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Bei der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung ist der Gewindestab auf einer höhenverstellbaren Säule aufgenommen, wobei die höhenverstellbare Säule ein Kopfteil zur Höhenverstellung umfasst und insbesondere durch mindestens eine Gasdruckfeder im Sockel der Sitzvorrichtung abgestützt ist.
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Bei der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung sind beidseits des sattelförmigen Sitzes elastische Seile an mindestens einer, bevorzugt an beiden Seiten des sattelförmigen Sitzes vorgesehen, an deren unteren Bereich sich in vorteilhafter Weise Steigbügel oder ähnliche Aufstiegshilfen zur Realisierung zusätzlicher trainingstherapeutischer Impulse befinden können.
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Die an einer, bevorzugt beiden, Seiten des sattelförmigen Sitzes aufgenommenen elastischen Seile sind des Weiteren in vorteilhafter Weise mit einer Seillängenverstellung versehen, so dass unterschiedlichen Beinlängen des Benutzers, der die erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung benutzt, Rechnung getragen werden kann.
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Darüber hinaus bezieht sich die Erfindung auf die Verwendung der Sitzvorrichtung zur Herstellung einer Interaktion zwischen der Labilität des Kugelgelenkes und der Stabilität der Federung durch muskuläre Balancereaktionen eines Benutzers.
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Weiterhin bezieht sich die Erfindung auf die Verwendung der Sitzvorrichtung zur Erzeugung einer einem aktiven Stehen eines Menschen gleichkommenden Position.
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Vorteile der Erfindung
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Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Lösung erlaubt die Bereitstellung eines dynamisch mechanischen Systems, bei dem nachfolgende Elemente zusammenwirken: Einerseits eine Sattelform der sattelförmigen Sitzfläche, die einstellbare Federung, ein Kugelgelenk sowie eine höhenverstellbare Säule. Als weiteres optional hinzutretendes Element sind die elastischen Seile mit integrierten, steigbügelartigen Fußstützen zu nennen, die sich an einer, bevorzugt an beiden Seiten des sattelförmigen Sitzes erstrecken.
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Die Sattelform des Sitzes ermöglicht die funktionale Positionierung des Hüftgelenkes in Bezug auf den aufrechten Stand des Menschen. Die verstellbare Federung ermöglicht in vorteilhafter Weise in Funktionseinheit mit dem Kugelgelenk eine dynamische freie Orientierung des Beckens in Bezug auf die Wirbelsäule des Menschen. Mit Bodenkontakt der Füße kann das Becken die Bewegung des Rumpfes maximal freien Richtung Beine ableiten, genauso wie der Rumpf dynamisch auf die Bewegung des Beckens zu reagieren in der Lage ist. Daraus ergibt sich eine intensive sensomotorische Schulung des Funktionskreises Bein-Becken-Wirbelsäule.
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Sind die Beine durch die Höhenverstellung frei hängend, d.h. die elastische Säule maximal gelenkt, ergibt sich zusätzlich ein intensives propriozeptives Training innerhalb der Stabilisierung der Hüftlinie und eine segmentale Stabilisierung der Wirbelsäule durch die Interaktion zwischen freier Beweglichkeit und unterstützender Mechanik und Balancereaktionen der lokalen Muskelketten des Rumpfes. Durch den Einsatz der steigbügelartigen Fußstützen, die an den Enden der elastischen Seile als Aufhängung vorgesehen sind, können wiederum kontrollierte Muskelaktionen der Beine realisiert werden, die Trainingstherapeutisch wirksame Balancereaktion in der Funktionskette Beine-Becken-Rumpf auslösen.
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Durch die erfindungsgemäß vorgeschlagene Sitzvorrichtung können die positiven Wirkungen eines Dressursitzes eines Menschen auf einem Pferd durch die Sattelform der Sitzfläche gewährleistet werden. Der menschliche Benutzer der Sitzvorrichtung, insbesondere der therapeutischen Sitzvorrichtung, gibt zwar sein Rumpfgewicht über seine Sitzbeine ab, die Position der Oberschenkel bleibt aber in der Position der aufrechten Haltung erhalten und kann somit weder über falsche Faszienzüge noch über eine deutliche Beugung der Hüftgelenke eine Inaktivität der lokalen Muskelgruppen der Wirbelsäule erzeugen. Das mobile, d.h. drehbare und kippbare Kugelgelenk, welches auf der Oberseite des Gewindestabes vorgesehen ist, unterhalb des Sattelsitzes angeordnet, ermöglicht die freie Kipp- und Drehbewegung des Beckens, die die Einbettung der Drehachse in einer verstellbaren Federung mit mindestens einer Spiralfeder ermöglicht, und unterstützt eine Interaktion der lokalen Muskelgruppen zur Reaktion der Herstellung eines dynamischen Gleichgewichtspunktes. Durch die erfindungsgemäß vorgeschlagene Sitzvorrichtung wird das Sitzen in seiner ursprünglichen Form aufgelöst, und die dynamischen reaktiven Elemente einer instabilen Sitzfläche bleiben erhalten.
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Bei der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung kann diese als stationäres Trainingstherapiegerät genutzt werden, wobei eine Höhenverstellung der trainingstherapeutischen Sitzvorrichtung dahingehend genutzt werden kann, um deren Höhe so einzustellen, dass die Beine eines Menschen frei hängen. Ähnlich dem Mechanismus von propriozeptiven Trainingsgeräten für die Beine muss die lokale Muskulatur der Wirbelsäule, d.h. Mm. multifidii, Mm. rotatores, M. transversus abdominis, nun immer wieder intensiv in Korrespondenz mit der verstellbaren Federeinrichtung das dynamische Gleichgewicht des Beckens in Bezug auf den Rumpf des Menschen herstellen. Die Beine und die Arme können dabei durch spezifische Bewegungen des Systems immer wieder in unterschiedlichen Tempi und Bewegungsrichtungen aus der Balance führen, um den Trainingseffekt zu intensivieren. Der Mechanismus zur Einstellung der Steifigkeit der Federkraft ermöglicht die stufenlose Dosierung. Je weicher die Feder, desto höher die trainingstherapeutische Anforderung an die Balanceaktionen. Dazu können als Zusatzkomponenten die Steigbügel mit elastischen Seilen als Aufhängung eingesetzt werden.
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Auch andere therapieorientierte Übungen wie das Werfen und Fangen von Bällen, das Jonglieren und das Integrieren der Erfindung in Therapiekonzepte wie Pilates, Thai Chi oder Yoga sind denkbar.
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Weiterhin ist festzuhalten, dass durch die Nähe zum reiterlichen Dressursitz, der Einsatz der erfindungsgemäß vorgeschlagenen trainingstherapeutischen Sitzvorrichtung als Hilfe zur Korrektur von häufigen Sitzfehlern bei Reitern möglich macht. Durch die erfindungsgemäß vorgeschlagene trainingstherapeutische Sitzvorrichtung wird gleichzeitig ein Sitzmöbel und ein Trainingsgerät dargestellt. Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Vorrichtung kann mit einem Handgriff in einer kurzen Pause vom Sitzmöbel zum Trainingsgerät und umgekehrt umfunktioniert werden. Damit besteht die Möglichkeit eines regelmäßigen Trainings im Büro, so dass es nicht nur beim abendlichen Besuch eines Fitnessstudios bleibt.
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Figurenliste
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Anhand der Zeichnungen wird die Erfindung nachstehend eingehender beschrieben.
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Es zeigt
- 1 eine Seitenansicht auf die erfindungsgemäß vorgeschlagene Sitzvorrichtung,
- 2 eine detaillierte Darstellung der einstellbaren Federung und
- 3 ein teilweise aufgeschnittener Einstellring unterhalb einer Fußplatte der einstellbaren Federung.
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Ausführungsformen der Erfindung
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In der nachfolgenden Beschreibung der Ausführungsformen der Erfindung werden gleiche oder ähnliche Elemente mit gleichen Bezugszeichen bezeichnet, wobei auf eine wiederholte Beschreibung diese Elemente in Einzelfällen verzichtet wird. Die Figuren stellen den Gegenstand der Erfindung nur schematisch dar.
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1 zeigt die erfindungsgemäß vorgeschlagene Sitzvorrichtung in Seitenansicht. Eine Sitzvorrichtung 10, insbesondere eine trainingstherapeutische Sitzvorrichtung, umfasst einen sattelförmigen Sitz 12. Der sattelförmige Sitz 12 ist auf einer Sattelbasis 14 aufgenommen. Die Sattelbasis 14 des sattelförmigen Sitzes 12 ist an ihrer Unterseite von einer Kopfplatte 26 abgestützt. Die Kopfplatte 26 ihrerseits wird von einer Federung 24, die insbesondere als hinsichtlich ihrer Federsteifigkeit einstellbare Federung ausgebildet ist, beaufschlagt. Die Federung 24 umfasst neben der Kopfplatte 26 eine Fußplatte 28, die ihrerseits durch einen Einstellring 38 verstellbar ist. Der Federring 38 ist oberhalb eines Kopfteiles 50 einer höhenverstellbaren Säule 34 angeordnet. Über das Kopfteil 50, welches eine Hebelmimik zur Höhenregulierung umfasst, kann die höhenverstellbare Säule 34 aus einem Sockel 52 der Sitzvorrichtung 10 entsprechend der Größe der die erfindungsgemäße Sitzvorrichtung 10 benutzenden Person eingestellt werden.
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Der Sockel 52 erstreckt sich in vertikale Richtung ausgehend von einer Grundplatte 54, die beispielsweise einen kreisförmigen Querschnitt aufweisen kann. Der im Sockel 52 der Sitzvorrichtung 10 aufgenommenen höhenverstellbaren Säule 34 befindet sich eine Gasdruckfeder 36, die die höhenverstellbare Säule 34 im Sockel 52 der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung 10 abstützt.
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Von beiden Enden des sattelförmigen Sitzes 12 erstrecken sich gemäß der Darstellung in 1 längenverstellbare elastische Seile 44. Ein jedes der hier paarweise ausgebildeten elastischen Seile 44 umfasst eine Seil-Längenverstellung 46. Im unteren Bereich der elastischen Seile 44 sind an diesen jeweils steigbügelartige Fußstücke ausgeführt, die Steigbügeln 48 aus dem Reitbereich ähnlich sind.
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Über die in einem jedem der Paare von elastischen Seilen 44 aufgenommenen Seillängenverstellungen 46 kann die Länge eines jeden Paares von elastischen Seilen 44 an die Beinlänge des Benutzers der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung 10 angepasst werden.
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Durch die Federung 24, insbesondere ausgebildet als eine hinsichtlich ihrer Federsteifigkeit verstellbare Federung 24, erstreckt sich ein Gewindestab 18, der zum Teil mit einem Gewindeabschnitt 22 versehen ist, wie er in den 2 und 3 dargestellt ist.
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Der Darstellung gemäß 2 ist der obere Teil der in 1 dargestellten Sitzvorrichtung detaillierter zu entnehmen.
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Aus der Darstellung gemäß 2 geht hervor, dass der Gewindestab 18 einen Rundkopf 20 aufweist, der einen Teil eines Kugelgelenkes 30 bildet. Der Rundkopf 20, der am oberen Ende des Gewindestabes 18 ausgebildet ist, ist in einer Gelenkpfanne 32 dreh- und kippbar gelagert, und ist Teil einer Aufnahmeplatte 16. Die Aufnahmeplatte 16 ist im Wesentlichen innerhalb der Sattelbasis 14 aufgenommen. Der Gewindestab 18 umfasst neben dem Rundkopf 20, der Teil des Kugelgelenkes 30 ist, einen Gewindeabschnitt 22. Der Gewindeabschnitt erstreckt sich im Wesentlichen ausgehend vom Kopfteil 50 bis in einen Bereich der Federung 24. Aus der teilweise geschnittenen Darstellung des Einstellringes 38 gemäß 2 geht hervor, dass der Einstellring 38 eine Gewindemutter 40 umfasst, die auf dem Gewindeabschnitt 22 des Gewindestabes 18 läuft. Mittels des Einstellringes 38 ist die vertikale Position der Fußplatte 28, welche die mindestens eine Spiralfeder der einstellbaren Federung 24 beaufschlagt, in vertikale Richtung verstellbar. Dazu läuft mindestens ein Wälzkörper einer Kugellageranordnung 42 im Gewindegang des Gewindeabschnittes 22 des Gewindestabes 18. Entsprechend der vertikalen Position der Fußplatte 28 wird die mindestens eine Spiralfeder, die zwischen der Fußplatte 28 und der Kopfplatte 26, den Gewindestab 18 umschließend, angeordnet ist, hinsichtlich ihrer Federsteifigkeit eingestellt, so dass die den sattelförmigen Sitz 12 aufnehmende Sattelbasis 14 mit einer einstellbaren Federkraft beaufschlagbar ist, was beispielsweise dann erforderlich ist, um die Trainingsintensität zu steuern oder wenn Personen unterschiedlichen Körpergewichtes zu therapieren sind.
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Aus der Darstellung gemäß 2 geht hervor, dass die Kopfplatte 26 beispielsweise mittels Schrauben an der Unterseite der Sattelbasis 14 des sattelförmigen Sitzes 12 befestigt sein kann. Anstelle der in 2 dargestellten Spiralfeder der Federung 24, die insbesondere als einstellbare Federung ausgeführt ist, können auch mehrere ineinander gesteckte Spiralfedern Verwendung finden oder andere Federkonzepte verwirklicht werden.
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Unterhalb des Einstellringes 38, mit dem die Gewindemutter 40 relativ zum Gewindeabschnitt 22 des Gewindestabes 18 verstellbar ist, befindet sich das Kopfteil 50. Mittels des Kopfteiles 50 lässt sich die höhenverstellbare Säule 34 an die Körpergröße bzw. die Beinlänge des Benutzers der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung 10 anpassen. Es können somit beispielsweise Therapien vorgenommen werden, bei denen die Füße des auf dem sattelförmigen Sitz 12 sitzenden Menschen den Boden nicht berühren oder diesen gerade berühren, was abhängig vom Krankheitsbild oder dem Trainingsniveau der zu therapierenden Person sein kann.
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Der Darstellung gemäß 2 ist darüber hinaus zu entnehmen, dass sich an beiden Enden des sattelförmigen Sitzes 12, Paare von elastischen Seilen 44 erstrecken, die jeweils mit einer Seillängenverstellung 46 versehen sein können und die an ihrem unteren Ende steigbügelartige Fußstützen, beispielsweise als Steigbügel 48 ausgebildet, enthalten. Je nach Beinlänge des die erfindungsgemäß vorgeschlagene Sitzfläche benutzenden Person, können die Paare von elastischen Seilen 44 hinsichtlich ihrer Länge verstellt werden.
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Der Darstellung gemäß 3 ist eine teilweise perspektivische Darstellung des teilweise aufgeschnittenen Einstellringes 38 zu entnehmen. Dieser umschließt im Wesentlichen die Gewindemutter 40, die auf dem Gewindegang des Gewindeabschnittes 22 des Gewindestabes 18 läuft, ebenso wie der mindestens eine Wälzkörper der Kugellageranordnung 42. Durch den Einstellring 38 ist wie in Zusammenhang mit den 1 und 2 bereits beschrieben, die Relativposition der Fußplatte 28 der Federung 24 in Bezug auf deren Kopfplatte 26 einstellbar, so dass die Federung 24 insbesondere ausgebildet als hinsichtlich ihrer Federsteifigkeit verstellbare Federung die Sattelbasis 14 des sattelförmigen Sitzes 12 mit einer einstellbaren Federkraft beaufschlagt. Der Gewindestab 18 gemäß der Darstellung in 3 ist von der über dem Kopfteil 50 höhenverstellbaren Säule 34 angeordnet, die ihrerseits durch einen Gasdruckdämpfer oder dergleichen zur Dämpfung von Stößen aufgenommen ist.
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Durch die erfindungsgemäß vorgeschlagene Sitzvorrichtung 10 kann der sattelförmige Sitz 12 über das Kugelgelenk 30 mit einer festen Achse, d.h. dem Gewindestab 18 verbunden werden und mittels einer Höhenverstellbarkeit der höhenverstellbaren Säule 34 angepasst werden. Der Gewindestab 18 verläuft im Wesentlichen zentral und ist durch den Gewindestab 18 gebildet, der sich durch die Federung 24 erstreckt. Durch die Federung 24, die insbesondere einstellbar und hinsichtlich der Federsteifigkeit verstellbar ist kann die Federkraft variiert werden, die die Sattelbasis 14 des sattelförmigen Sitzes 12 der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung 10 beaufschlagt. Die Federung 24 samt Einstellring 38 ist fest mit der höhenverstellbaren Säule 34 und dem Gewindestab 18 und ferner mit dem sattelförmigen Sitz 12 fest verbunden. Die verstellbare Säule 34 ist mit dem Sockel 52 fest verbunden und kann über dem Kopfteil 50 hinsichtlich ihrer Vertikalerstreckung höhenverstellbar ausgeführt sein.
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Durch die erfindungsgemäße Sitzvorrichtung 10 können beispielsweise bei der Nutzung der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Sitzvorrichtung 10 als stationäres Trainingstherapiegerät die Höhenverstellbarkeit der höhenverstellbaren Säule 34 dahingehend genutzt werden, um die Höhe so einzustellen, dass die Beine der auf dem sattelförmigen Sitz 12 sitzenden Person frei hängen. Ähnlich einem Mechanismus von propriozeptiven Trainingsgeräten für die Beine, muss die lokale Muskulatur der Wirbelsäule (Mm. multifidii, Mm. rotatores, M. transversus abdominis) nun wieder intensiv in Korrespondenz mit der Federung 24 das dynamische Gleichgewicht des Beckens in Bezug auf den Rumpf herstellen. Beine und Arme können dabei durch spezifische Bewegungen das System immer wieder in unterschiedliche Tempi und Bewegungsrichtungen aus der Balance führen, um den Trainingseffekt zu intensivieren. Dazu können als Zusatzkomponenten die Steigbügel 48 mit elastischen Seillängen verwendet werden. Durch die Sattelform des sattelförmigen Sitzes 12 kann die funktionale Positionierung des Hüftgelenkes in Bezug auf den aufrechten Stand des Menschen nachgebildet werden. Die Federung 24 ermöglicht die Funktionseinheit mit dem Kugelgelenk 30 und der festen Achse, die durch den Gewindestab 18 gebildet ist, eine dynamisch freie Orientierung des Beckens in Bezug auf die Wirbelsäule. Durch Kontakt der Füße, der durch eine entsprechende Kürzung oder Verlängerung der elastischen Säule 44 erreicht werden kann, kann das Becken die Bewegung des Rumpfes maximal frei in Richtung Beine ableiten, genauso wie der Rumpf dynamisch auf die Bewegung des Beckens reagiert. Sind die Beine durch eine entsprechende Höhenverstellung der höhenverstellbaren Säule 34 und/ oder eine entsprechende Kürzung oder Längung der elastischen Seile 44 frei hängend, ergibt sich die Möglichkeit eines intensiven propriozeptiven Trainings innerhalb der Stabilisierung der Hüftlinie und eine segmentale Stabilisierung der Wirbelsäule durch die Interaktion zwischen freier Beweglichkeit und unterstützender Mechanik und Balancereaktion der lokalen Muskelketten des Rumpfes. Durch den Einsatz der Steigbügel 48 mit den hier paarweise ausgebildeten elastischen Seilen 44 als Aufhängung, können kontrollierte Muskelaktionen der Beine realisiert werden, die trainingstherapeutisch wirksame Balancereaktionen in der Funktionskette Beine, Becken, Rumpf auslösen.
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Die Erfindung ist nicht auf die hier beschriebenen Ausführungsbeispiele und die darin hervorgehobenen Aspekte beschränkt. Vielmehr ist innerhalb des durch die Ansprüche angegebenen Bereichs eine Vielzahl von Abwandlungen möglich, die im Rahmen fachmännischen Handelns liegen
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Sitzvorrichtung
- 12
- Sattelförmiger Sitz
- 14
- Sattelbasis
- 16
- Aufnahmeplatte
- 18
- Gewindestab
- 20
- Rundkopf
- 22
- Gewindeabschnitt
- 24
- Federung
- 26
- Kopfplatte
- 28
- Fußplatte
- 30
- Kugelgelenk
- 32
- Gelenkpfanne
- 34
- Höhenverstellbare Säule
- 36
- Gasdruckfeder
- 38
- Einstellring
- 40
- Gewindemutter
- 42
- Kugellager
- 44
- Elastisches Seil
- 46
- Seillängenverstellung
- 48
- Steigbügel
- 50
- Kopfteil (mit Hebelsäulenregulierung)
- 52
- Sockel
- 54
- Grundplatte
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102004053642 A1 [0005]