DE102004053642A1

DE102004053642A1 - Dynamische Sitzvorrichtung

Info

Publication number: DE102004053642A1
Application number: DE102004053642A
Authority: DE
Inventors: Jürgen BILLICH; Gunter Kubatsch
Original assignee: Individual
Current assignee: Advinova 14552 Michendorf De GmbH
Priority date: 2004-01-07
Filing date: 2004-11-01
Publication date: 2006-05-04
Also published as: EP1701640A1; ES2294673T3; CN100531621C; WO2005065491A8; US20090188410A1; CA2550837A1; DE102004014167A1; ATE372702T1; EP1701640B1; PT1701640E; DE502005001480D1; CN1909816A; DK1701640T3; DE102004002231B3; WO2005065491A1

Abstract

Dieser Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Haltungsschäden und Rückenprobleme zu vermeiden und zu therapieren sowie die Rücken- und Beckenbeweglichkeit zu verbessern. DOLLAR A Die Lösung ist ein Sitz, der aus einem festen Untergestell und einer Sitzplatte besteht, die auf einer höhenverstellbaren Säule ohne Anschlag drehbar und um einen vorgegebenen Winkel ohne Rückstellkraft kippbar ist und dass der gemeinsame Kipp- und Drehpunkt oben an der Sitzplatte liegt, so dass die ständigen Bewegungsübertragungen innerhalb des gesamten Körpers ungedämpft stattfinden können und somit Verkrampfungen vermieden werden.

Description

Die Erfindung betrifft eine dynamische Sitzvorrichtung nach PA 10 2004 002 231.1 mit einer Sitzplatte, die auf einem Untergestell mit einer höhenverstellbaren Säule oder auf einer Auflagefläche mittels eines halbkugeligen Lagerkopfes kipp- und drehbar gelagert ist.

"Sitzen als Belastung" lautet der Titel eines Buches des Autorenteams SVSS (Verlag pmsi Holdings Deutschland GmbH, 1993, empfohlen vom Bundesverband der deutschen Rückenschulen e.V.). Es verdeutlicht auf 200 Seiten, dass korrektes Sitzen nicht eine starre Haltung ist, sondern eine ständige Mobilität erfordert. Da diese uneingeschränkten Bewegungen beim Sitzen auf normalen Stühlen nicht erreichbar sind, werden unterschiedliche Veränderungen von Sitzhaltungen, die der Mensch bewusst im Wechsel einnehmen muss, in diesem Buch vorgeschlagen. Es wird dargestellt, wie schwer es im Alltag und am Arbeitsplatz ist, sich körperkonform sitzend zu bewegen. Einige der empfohlenen Sitzhaltungen lassen es jedoch nicht zu, Schreibtischarbeit oder auch andere Tätigkeiten wie Klavierspielen u.a. zu verrichten. Es werden teilweise arbeitsverhindernde Haltungen vorgeschlagen, die zwar körperliche Sensibilisierungsprozesse erzeugen können, jedoch für Arbeits- und Alltagsprozesse über längere Dauer untauglich sind. Diese Sitz- und Bewegungsmängel können aber durch eine geeignete Sitzvorrichtung vermieden werden.

Aus der DE 201 10 832 U1 ist als Sitzvorrichtung, die das Sitzen aus gesundheitlicher Sicht verbessern soll, ein Schemel bekannt, der durch übereinander angebrachte Zylindersegmente eine Bewegung der Sitzfläche über zwei horizontale, um 90° versetzte Achsen ermöglicht. Durch den Abstand der beiden Achsen ist ein Unterschied zwischen Nick- und seitlicher Kippbewegung gegeben. Insgesamt sind beide Drehpunkte vom Steißbein zu weit entfernt, als dass eine physiologische optimale und homogene Bewegungsübertragung erfolgen kann.

Eine weitere bewegliche Sitzvorrichtung ist in der DE 295 16 794 U1 beschrieben, dessen Ausführungsmerkmal jedoch ein elastischer Sitz mit einer Rückstellkraft ist und somit die hier gestellten Anforderungen nicht erfüllt.

Weiter ist es aus der FR 27 94 349 A1 bekannt, eine Sitzplatte auf einem halbkugeligen Lagerkopf kipp- und drehbar zu lagern, wobei der halbkugelige Lagerkopf in einer kugelförmigen Ausnehmung an der Unterseite der Sitzplatte gelagert ist.

Hiervon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine dynamische Sitzvorrichtung zu schaffen, bei der ein gemeinsamer Dreh- und Schwenkpunkt oberhalb der Sitzplatte entsteht, die Kipp- und Drehlagerung aus einfach herzustellenden Teilen besteht, wobei anzustreben ist, dass beim Kippen und Drehen keine großen Reibungsverluste im Lager die Bewegungen behindern, eine möglichst geringe Abnutzung des Lagers die Lebensdauer des Sitzes nicht stark einschränkt und die statischen Erfordernisse erhalten bleiben.

Diese Aufgabe wird in Verbindung mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1 dadurch gelöst, dass die Sitzplatte eine in ihrer Mitte angeordnete, sich von ihrer Oberseite in Richtung ihrer Unterseite erweiternde Aussparung aufweist, durch die eine kegelförmige Lagerschale hindurchragt, die durch einen unteren Rand unten an der Sitzplatte befestigt werden kann und auf einem speziell geformten Trägerstift mit einem halbkugeligen Lagerkopf aufliegt, der mit der Säule oder mit einer als Auflagefläche dienenden Platte fest verbunden ist, so dass die Sitzplatte in alle Richtungen kippen und sich ohne Anschlag drehen kann.

Eine vorteilhafte Ausgestaltung ist, dass ein Abheben der Sitzplatte vom Trägerstift verhindert wird, wenn diese zum Transport angehoben wird. Das kann darin bestehen, dass eine kegelförmige Lagerschale nach dem Aufsetzen auf den Trägerstift an dessen Einschnürung ringförmig eingedrückt wird. Auch ist es möglich, einen kleineren, in die Lagerschale passenden Kegel, dessen obere Öffnung kleiner ist als die des Lagerkopfes, zusammen mit der Lagerschale von unten anzuschrauben, ohne dass die Lagerschale eingedrückt wird.

Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.

Bei dieser Erfindung handelt es sich um eine Sitzvorrichtung, die Haltungsschäden insbesondere im erweiterten Wirbelsäulenbereich vermeidet, indem sie freie Beweglichkeit und zugleich physiologisch zentriertes Sitzen ermöglicht. Auch bereits blockierte Körperbereiche können damit rehabilitiert werden. Diese Sitzvorrichtung kann man sowohl im täglichen Gebrauch als auch therapeutisch einsetzten.

Die Sitzvorrichtung kann Möglichkeiten bieten, wieder zu natürlicher aufrechten Haltung zu gelangen, die aufgrund der reduzierten Arbeits- und Alltagsprozesse nicht mehr eingenom men werden kann, und Schäden am Körper – insbesondere an der Wirbelsäule – zu vermeiden. Die Sitzvorrichtung soll die Möglichkeiten schaffen, eine bereits verlorengegangene Sensibilität für den natürlichen Umgang mit dem eigenen Körper zurück zu gewinnen sowie die Bewegungsmöglichkeiten zu bieten, die eine vollkommene Freiheit im Sitzen bei ständiger Bewegung erlaubt. Obwohl der Mensch sitzt, muss er in einer fortlaufenden Bewegung und in einem ständigen Spiel mit dem Gleichgewicht sein wenn die natürlichen Schwingungen des Körpers erhalten bleiben sollen und Verspannungen sich erst gar nicht aufbauen können. Starres Sitzen soll vermieden werden, damit ein fortwährendes Spiel mit dem Gleichgewicht stattfinden kann und viele natürliche Körperfunktionen nicht verloren gehen bzw. wieder erlernt werden.

Um das zu erreichen, muss eine Sitzfläche freie Kippbewegungen nach allen Seiten ohne störende Rückstellkräfte des Sitzes ermöglichen und der gemeinsame Dreh- und Schwenkpunkt der Sitzplatte muss ganz oben liegen, so dass sich eine natürliche Verlängerung der Wirbelsäule über das Steißbein hinaus ergibt und dadurch ständige Bewegungsübertragungen innerhalb des gesamten Körpers stattfinden können.

Die Erfindung wird nachfolgend anhand zweier Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf die Zeichnung erläutert.
Es zeigen
1: eine erfindungsgemäße Sitzvorrichtung auf einer höhenverstellbaren Säule als Schnitt, bei der das Abheben der Sitzplatte durch Einschnürung der Lagerschale verhindert wird und
2: das Lager, bei dem das Abheben durch einen zusätzlichen Hohlkegel verhindert wird.
Gemäß 1 ist eine kegelförmige, unten mit einem Rand 4 versehene Lagerschale 7 durch eine Aussparung 8 in der Sitzplatte 1, die vorzugsweise aus Holz besteht, unten an der Sitzplatte 1 befestigt. Eine mit der Sitzplatte 1 verklebte Schaumstoffplatte 2 verdeckt die Sitzplatte 1 und die Lagerschale 7 und sorgt für eine weiche, rutschsichere Sitzfläche. Der Trägerstift 6 ist mit einer höhenverstellbaren Säule 14 durch Klebstoff, einen Spannstift oder ein Gewinde 12 fest verbunden und bildet den unteren Teil des Lagers, so dass die aufgesetzte Sitzplatte 1 mit der Lagerschale 7 in alle Richtungen so weit kippen kann wie der Winkel des Kegels der Lagerschale 7 es zulässt und sich ohne Anschlag drehen läßt. Um die Reibung in diesem Lager gering zu halten und trotzdem die erforderliche Stabilität zu erreichen, wurde für das Material des Trägerstiftes 6 Metall gewählt und dessen Kopf 3 besteht aus einem kugelförmigen Kunststoffteil, das durch einen eingreifenden Stift 19 in Position gehalten wird. Die Säule 14 ist in einem aus einer Platte 16 und mindestens drei Füßen bestehenden Untergestelles vertikal verschiebbar und feststellbar. Z.B. kann nach Art eines Klavierstuhles die Säule 14 als Spindel ausgeführt sein und in ein Gewinde der Platte 16 eingreifen, so dass die Höhenverstellung durch Drehen der Platte 13, die fest mit der Säule 14 verbunden ist, erfolgen kann. Sitzplatte 1 und die runde Platte 13 bilden den Anschlag zum Begrenzen der Kippmöglichkeit. Die Platte 13 verhindert gleichzeitig ein Ausreißen der Säule 14, wenn diese in Holz ausgeführt sein sollte. Um ein Abheben der Sitzplatte 1 zu verhindern, ist die Lagerschale 7 nach dem Aufsetzen auf den Trägerstift 6 an seiner Einschnürung ringförmig eingedrückt 5.
Eine weitere Gestaltung zur Verhinderung des Abhebens der Sitzplatte 1 ist in 2 dargestellt:
Ein aus zwei Teilen bestehender Hohlkegel 18, der bis zum Lagerkopf reicht, wird in die Lagerschale 7 nach deren Aufsetzen auf den Trägerstift 6 eingesetzt und mit einer ringförmigen Metallplatte 17 gehalten, die zusammen mit der Lagerschale 7 an der Unterseite der Sitzplatte 1 befestigt ist. Der Hohlkegel 18 kann auch aus einem einzigen Teil bestehen, wenn der Durchmesser des Schaftes des Trägerstiftes 6 kleiner ist als dessen Lagerkopf.

Claims

Dynamische Sitzvorrichtung nach PA 10 2004 002 231.1 mit einer Sitzplatte (1) mit Polsterung (2), die auf einem Untergestell (16) mit einer höhenverstellbaren Säule (14) oder auf einer Auflagefläche mittels eines halbkugeligen Lagerkopfes (3) kipp- und drehbar gelagert ist, dadurch gekennzeichnet, dass durch die Aussparung (8) in der Sitzplatte (1) von unten eine kegelförmige, von unten nach oben im Durchmesser reduzierte, Metallkappe hindurchgeführt und befestigt ist, die auf dem halbkugeligen Lagerkopf (3) des Trägerstiftes (6) aufliegt und die Lagerschale (7) bildet, so dass oberhalb der Sitzplatte (1) ein gemeinsamer Dreh- und Schwenkpunkt entsteht.
Dynamische Sitzvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die kegelförmige Lagerschale (7) unten mit einem Rand (4) versehen ist so dass sie von unten an der Sitzplatte (1) einfach befestigt werden kann.
Dynamische Sitzvorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet dass der Trägerstift (6) im unteren Teil zylindrisch, anschließend als Kegelstumpf und oben halbkugelförmig ausgebildet und in der Mitte mit einem senkrechten Stift (19) versehen ist, der den aus selbstschmierendem Kunststoff gefertigten Lagerkopf (3) durch dessen Bohrung aufnimmt und fixiert.
Dynamische Sitzvorrichtung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die kegelförmige Lagerschale (7) nach Aufsetzen auf den Trägerstift (6) durch ringförmiges Eindrücken (5) am Abheben vom Trägerstift (6) gehindert wird.
Dynamische Sitzvorrichtung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass nach Aufsetzen der kegelförmigen Lagerschale (7) auf den Trägerstift (6) das Abheben der Sitzplatte (1) durch einen in die Lagerschale (7) passenden hohlen geteilten Kegelstumpf (18), dessen obere Öffnung kleiner als der Durchmesser des kugelförmigen Kopfes des Trägerstiftes (6) ist, an der Unterseite der Sitzplatte (1) mittels einer Scheibe (17) zusammen mit dem Rand (4) der Lagerschale (7) befestigt ist, verhindert wird.
Dynamische Sitzvorrichtung nach Anspruch 1, 3 und 4, dadurch gekennzeichnet, dass der untere zylindrische Teil des Trägerstiftes (6) mit einem Gewinde (12) versehen ist und in eine konzentrische Bohrung der Säule (14) eingreift.