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Die Erfindung betrifft eine Waffenmulde, aus welcher eine Waffe in ein Waffenrohr befördert werden kann, ohne dass vorher manuell eine Brücke eingesetzt werden muss.
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Eine Waffe im Sinne der Erfindung ist insbesondere ein Torpedo, ein Flugkörper, ein Täuschkörper oder eine Mine. Solche Waffen werden regelmäßig von Kriegsschiffen, wie beispielsweise Korvetten, Fregatten, Zerstören, Kreuzern oder Unterseebooten mitgeführt. Diese Waffen werden durch ein Waffenrohr ausgestoßen, wobei auch andere Ausstoßarten üblich sind.
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Vorrichtungen zur Lagerung einer Waffe werden als Waffenmulde oder Waffencontainer bezeichnet. In einer Mulde lagern eine oder mehrere Waffen, welche für eine spätere Verwendung bereit stehen und dazu in ein Waffenrohr eingeführt werden sollen.
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Eine Waffenmulde hat eine übliche Länge, welcher größer ist als die längste Waffe, welche auf der Mulde gelagert werden soll. Beispielsweise hat ein DM2A4 Seehecht Torpedo eine Länge von bis zu 7 m, sodass eine Waffenmulde zur Aufnahme eines solchen Torpedos beispielsweise eine Länge von 7,8 m aufweisen kann. Eine Waffenmulde wird üblicher Weise so hinter ein Waffenrohr verfahren, dass das Waffenrohr und die Mulde miteinander fluchten, wodurch die Waffe alleine durch eine horizontale Bewegung (Längstransport) in das Waffenrohr bewegt werden kann. Hierbei sind aus technischen Gründen die Mulde und das Waffenrohr beabstandet, wobei der Abstand mit einer Brücke überbrückt wird. Die Länge einer solchen Brücke liegt üblicher Weise zwischen 1 m und 2 m, beispielsweise bei etwa 1,3 m. Weiter bekannt sind Anordnungen bei denen mehrere Waffenmulden hinter mehreren Waffenrohren so angeordnet sind, dass wahlweise eine bestimmte Waffenmulde hinter ein bestimmtes Waffenrohr verfahren werden kann. Des Weiteren muss die Waffe, im Waffenrohr eine bestimmte Position einnehmen, welche üblicher Weise einen gewissen Abstand zu dem dem Schiffsinneren zugewandten Waffenrohrende aufweist. Dieser Abstand ist beispielsweise für den Abschuss der Waffe notwendig. Hierzu muss die Waffe üblicherweise etwa 1 m in das Waffenrohr eingeführt werden. Es ergibt sich somit die Notwendigkeit, die Waffe durch die Mulde über die Brücke und in das Waffenrohr zu befördern, im oben genannten Beispiel somit etwa 10 m und somit über eine Strecke, welche länger ist als die Mulde.
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Das Einsetzen der Brücke erfolgt manuell und ist dadurch langsam, personalintensiv und auch zeitaufwändig. Zusätzlich wird die Personalstärke auf Unterseebooten derzeit drastisch reduziert, sodass eine Vermeidung von manuellen Arbeitsgängen oft gefordert wird.
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Um die Waffe zu bewegen, ist regelmäßig hinter der Waffe ein Ladebock angeordnet, welcher die Waffe durch die Mulde schieben kann. Bei der Konstruktion des Ladebocks muss berücksichtigt werden, dass der Ladebock die Waffe auf der Rückseite berührt, an welcher üblicherweise der Beladezapfen angeordnet ist.
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Aus der
DE 10 2015 202 553 A1 ist eine Vorrichtung zum Transport und zur Lagerung einer Waffe mit einem Ladebock bekannt, wobei zwischen der Vorrichtung und dem Waffenrohr eine Brücke anbringbar ist.
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Schubketten sind aus dem Stand der Technik, beispielsweise der
DE 10 2011 013 357 A1 und den darin zitierten Dokumenten, bekannt. Vorteil der Schubkette ist, dass diese aufgrund ihrer Konstruktion mit formschlüssig ineinander greifenden Gliedern sich in gerader Richtung bewegt versteift, jedoch durch die Gelenke eine Möglichkeit zur Bewegung in eine Drehrichtung möglich ist. Eine Schubkette ist somit eine biegesteife Kette, welche jedoch ohne Belastung in eine Richtung umlenkbar ist.
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Beim Bau eines Unterseeboots wird das Unterseeboot in sogenannten Sektionen gebaut, einzelnen zylinderförmigen Bauteilen, welche anschließend zum Schiffskörper verbunden werden. Große Bauteile müssen daher bereits in die Sektionen eingebaut werden, bevor diese verbunden werden, da anschließend nur Bauteile eingebracht werden können, welche lukgängig sind. Üblicherweise befinden sich Waffenrohr und Waffenmulde in unterschiedlichen Sektionen. Dieses führt dazu, dass die relative Positionierung durch die anschließende Verbindung der Sektionen auch bei theoretisch baugleichen Booten nicht identisch ist. Die Brücke, welche Waffenmulde und Waffenrohr verbindet, ist daher individuell anzufertigen und nicht auf ein anderes Unterseeboot übertragbar.
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Aus der
DE 10 2008 021 041 B3 ist eine Startvorrichtung für Tauchkörper mit einem verschlossenen Lagerungsbehälter und Mitteln zum Ausstoßen des Tauchkörpers und zum Öffnen des Mündungsverschlusses bekannt.
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Aus der
DE 44 255 A ist ein Torpedo-Lancierrohr mit ausschiebbaren Tragebalken bekannt.
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Aus der
DE 695 19 935 T2 ist ein Verfahren zum Laden von Artilleriegeschützen für Geschosse und Treibladungen bekannt.
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Aus der
DE 199 55 234 A1 ist ein Geschossansetzer für Artillerie mit einem hinter dem Geschütz angeordneten Schlitten bekannt.
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Aufgabe der Erfindung ist es, das Laden einer Waffe, insbesondere eines Schwergewichtstorpedos, in ein Waffenrohr, insbesondere in ein Torpedorohr, zu beschleunigen.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Unterseeboot mit den in Anspruch 1 angegebenen Merkmalen sowie durch das Verfahren mit den in Anspruch 8 angegeben Merkmalen. Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen, der nachfolgenden Beschreibung sowie den Zeichnungen.
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Das erfindungsgemäße Unterseeboot weist eine Waffenmulde und ein Waffenrohr auf. Die Waffenmulde ist in Längsrichtung des Unterseeboots hinter dem Waffenrohr angeordnet. Die Waffenmulde weist eine Trageeinheit und eine Lagereinheit auf. Die Lagereinheit ist zur Aufnahme einer Waffe ausgebildet. Die Trageeinheit ist mit dem Unterseeboot tragend verbunden. Die Lagereinheit ist bewegbar mit der Trageeinheit verbunden. Die Lagereineinheit ist in Längsrichtung der Lagereinheit relativ zur Trageeinheit bewegbar.
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Trageeinheit und Lagereinheit bilden eine gemeinsame Konstruktion wobei praktisch die Trageeinheit eine Unterkonstruktion ist, auf welcher die Lagereinheit beweglich befestigt ist.
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Besonders bevorzugt ist die Lagereinheit gegenüber der Trageeinheit um 1 bis 2 m bewegbar. Dieses entspricht dem üblichen Abstand zwischen der Waffenmulde und dem Waffenrohr, wobei dieser Abstand in jedem Unterseeboot etwas unterschiedlich ausfällt. Da durch das Verfahren dieser Abstand jedoch variabel einstellbar ist, kann die Waffenmulde somit standardisiert hergestellt und in jedes beliebige Unterseeboot eingebaut werden. Hierdurch ist keine individuelle Fertigung für jedes einzelne Unterseeboot mehr nötig.
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Die Auftrennung in eine Trageeinheit und eine bewegbare Lagereinheit, wobei die Lagereinheit ausschließlich in Längsrichtung des Unterseeboots bewegbar ist, ist vorteilhaft, da ein Schwergewichtstorpedo ca. 2 t oder mehr wiegen kann. Die Gesamtmasse aus Schwergewichtstorpedo und Lagereinheit liegt daher kaliberabhängig beispielsweise bei ca. 3 t bis 6 t. Durch diese einzelne Bewegungsrichtung ist ein sicherer Transport auch bei so großen Massen sicher und präzise möglich.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Trageeinheit quer zur Längsrichtung des Unterseeboots bewegbar. Insbesondere ist die Trageeinheit horizontal quer zur Längsrichtung des Unterseeboots bewegbar und vertikal quer zur Längsrichtung des Unterseeboots bewegbar. Hierdurch kann die Waffenmulde hinter verschiedenen Waffenrohren angeordnet werden. Da ein Unterseeboot üblicherweise mehr als ein Waffenrohr aufweist und in verschiedenen Waffenmulden unterschiedliche Waffen geladen sein können, ist es notwendig gezielt eine bestimmte Waffenmulde hinter ein bestimmtes Waffenrohr anordnen zu können, um eine gewünschte Waffe in ein gewünschtes Waffenrohr zu laden. Durch die Trennung der Bewegung quer zur Längsrichtung sowie in Längsrichtung ist es möglich die hierfür benötigten Antriebe gezielt für diese Anforderungen auszuwählen.
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Erfindungsgemäß weist die Lagereinheit eine Transportvorrichtung zum Transport einer Waffe von der Waffenmulde in das Waffenrohr auf.
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Insbesondere kann es sich bei der Transportvorrichtung um eine Transportvorrichtung mit einem Motor, einer Schubkette und einem Ladebock handeln. Bevorzugt weist die Lagereinheit eine Führungsvorrichtung zum Führen des Ladebocks und der Schubkette auf. Eine solche Vorrichtung kann beispielsweise der
DE 10 2015 202 553 A1 entnommen werden. Beispielsweise und bevorzugt wird die Transportvorrichtung hydraulisch oder elektrisch betrieben.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Transportvorrichtung zur Bewegung der Lagereinheit relativ zur Trageeinheit ausgebildet. Beispielsweise ist die Transportvorrichtung teleskopartig ausgelegt. In diesem Fall kann mithilfe der Transportvorrichtung zunächst die Bewegung der Lagereinheit erfolgen, nach Rotation oder Umstellung auf eine andere Teleskopvorrichtung anschließend die Waffe in das Waffenrohr befördert werden. Alternativ und bevorzugt weist die Transportvorrichtung eine Schubkette und einen Antriebsmotor auf. Die Waffenmulde weist beispielsweise einen Spindelantrieb auf, welche welcher ebenfalls durch Antriebsmotor bewegt werden kann. In diesem Beispiel kann der Antriebsmotor vom Antrieb der Schubkette zum Antrieb des Spindelantriebs umgestellt werden.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist die Lagereinheit ausschließlich in Längsrichtung der Lagereinheit relativ zur Trageeinheit bewegbar. Die Längsrichtung der Lagereinheit und die Längsrichtung der darauf befindlichen Waffe sind parallel zueinander. Diese sind üblicherweise parallel zur Längsrichtung des Unterseeboots und der Längsrichtung des Waffenrohrs. Somit erfolgt ein Transport einer Waffe von der Waffenmulde immer parallel zur Längsrichtung der Lagereinheit.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weisen die Trageeinheit und die Lagereinheit eine erste Verriegelungsvorrichtung auf, wobei die erste Verriegelungsvorrichtung zur Fixierung der Lagereinheit und der Trageeinheit ausgebildet ist. Im Normalzustand fixiert die Verriegelungsvorrichtung die Lagereinheit auf der Trageeinheit, sodass eine Bewegung verhindert wird. Dadurch ist eine sichere Lagerung einer Waffe in der Waffenmulde gewährleistet. Auch beim Verfahren der Trageeinheit quer zur Längsrichtung des Unterseeboots fixiert die Verriegelungsvorrichtung bevorzugt die Lagereinheit, um die Waffe weiter sicher zu halten. In einer Weiterbildung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Transportvorrichtung die Verriegelungsvorrichtung vor der Bewegung der Lagereinheit, löst. Das Lösen kann direkt durch mechanische Kopplung oder indirekt durch elektrische Signale erfolgen. Es kann dabei vorgesehen sein, dass die Bewegung der Lagereinheit durch die Transportvorrichtung erst nach Bestätigung der Entriegelungsstellung der Verriegelungsvorrichtung durch Sensoren erfolgen kann.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weisen die Lagereinheit eine erste Zentriervorrichtung und das Waffenrohr eine zweite Zentriervorrichtung auf, wobei die erste Zentriervorrichtung und die zweite Zentriervorrichtung ineinander greifend ausgebildet sind. Beispielsweise ist die erste Zentriervorrichtung ein Zentrierdorn und die zweite Zentriervorrichtung eine Ausnehmung, in welche der Zentrierdorn exakten Positionierung der Lagereinheit relativ zum Waffenrohr eingeführt werden kann.
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Erfindungsgemäß weist die Lagereinheit wenigstens ein, besonders bevorzugt drei bis acht, Klemmbänder zur Fixierung einer Waffe auf. Im Ruhezustand wird die Waffe durch die Klemmbänder mit Kraft in die Lagereinheit gedrückt. Hierdurch wird gewährleistet, dass auch ein Schwergewichtstorpedo im Schockfall sicher gehalten wird. Solche Klemmbänder sind beispielsweise aus der
DE 10 2016 214 613 A1 bekannt. In einer Weiterbildung dieser Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass die Klemmbänder so mit der ersten Verriegelungsvorrichtung mechanisch oder elektrisch gekoppelt sind, dass sowohl die Klemmbänder als auch die Verriegelungsvorrichtung gleichzeitig betätigt werden. Also das Entriegeln der Verriegelungsvorrichtung und das Lösen der Klemmbänder gleichzeitig geschieht.
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In einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Transfer einer Waffe aus einer Waffenmulde in ein Waffenrohr, wobei das Verfahren die folgenden Schritte aufweist:
- a) Verfahren einer Lagereinheit der Waffenmulde in Längsrichtung der Lagereinheit gegenüber einer Trageeinheit, sodass die Lagereinheit an das Waffenrohr angrenzt,
- b) Entriegeln einer in der Lagereinheit befindlichen Waffe,
- c) Transport der Waffe in das Waffenrohr.
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In Schritt a) bleibt die Trageeinheit ortsfest, erfährt somit keine Bewegung relativ zum Waffenrohr.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist das Verfahren zusätzlichen den Schritt d) vor dem Schritt a) auf:
- d) Verfahren einer Trageeinheit quer zur Längsrichtung des Unterseeboots, sodass die Waffenmulde hinter dem Waffenrohr angeordnet ist.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung wird in Schritt a) die Lagereinheit der Waffenmulde mittels einer Transportvorrichtung verfahren, anschließend wird die Transportvorrichtung in einen weiteren Betriebsmodus geschaltet und anschließend wird die Waffe mittels der Transportvorrichtung in das Waffenrohr transportiert.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann das Verfahren in umgekehrter Reihenfolge zur Aufnahme einer Waffe aus dem Waffenrohr in die Waffenmulde ausgeführt werden.
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Nachfolgend ist das erfindungsgemäße Unterseeboot anhand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
- 1 Ruheposition
- 2 Beginn des Ladevorgangs
- 3 während des Ladevorgangs
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Die Figuren zeigen eine beispielhafte Ausführungsform einer Waffenmulde und eines Waffenrohrs 10 in einem Unterseeboot in verschiedenen Stadien der Einbringung einer Waffe 50 in das Waffenrohr 10 gezeigt.
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1 zeigt die Lagerposition. Die Lagereinheit 30 liegt über der Trageeinheit 20 in der Ruheposition. Auf der Lagereinheit 30 liegt eine Waffe 50, welche durch Klemmbänder 60 gehalten wird. Um die Waffe 50 in das Waffenrohr 10 zu laden wird die Lagereinheit 30 in Längsrichtung zum Waffenrohr 10 bewegt. Dieses ist in 2 gezeigt. Nach dem Lösen der Klemmbänder 60 kann nun die Waffe 50 mittels der Transportvorrichtung 40 direkt und ohne Anbringung einer Brücke in das Waffenrohr 10 geschoben werden, wie in 3 gezeigt.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Waffenrohr
- 20
- Trageeinheit
- 30
- Lagereinheit
- 40
- Transportvorrichtung
- 50
- Waffe
- 60
- Klemmband