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Die Erfindung betrifft eine Wickeleinrichtung zum Umwickeln, insbesondere maschinellen Umwickeln, eines Leitungssatzes mit Band. Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Umwickeln eines Leitungssatzes mit Band. Die Erfindung ist insbesondere anwendbar auf nicht verdrillte Leitungssätze, insbesondere für Kraftfahrzeuge.
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Um einen Leitungssatz maschinell zu umwickeln, wird bisher eine Klebebandrolle in einem gewissen Abstand radial um den Leitungssatz bewegt. Hierbei entstehen Abzugskräfte der Klebebandrolle, welche den Leitungssatz aus dem Zentrum in Richtung der Klebebandrolle ablenken. Diese Ablenkung verursacht ein ungleichmäßiges Wickelergebnis.
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DE 10 2013 015 442 A1 einen Wickelkopfantrieb für eine Wickelmaschine zum Bewickeln bzw. Bündeln von länglichen Gegenständen, wie von Kabeln und Kabelsträngen, mit einem Band von einer Zufuhr, wobei der Wickelkopfantrieb einen Stator und einen im Wesentlichen hohlzylindrischen Rotor mit einem Innendurchmesser aufweist, wobei der Rotor innerhalb eines im Wesentlichen zylindrischen Innenraums des Stators angeordnet ist, und wobei der Stator elektromagnetisch erregbare Spulen und Mittel zur Lagerung des Rotors aufweist.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Nachteile des Standes der Technik zumindest teilweise zu überwinden und insbesondere eine Möglichkeit zum Umwickeln eines Leitungssatzes mit Band, insbesondere Klebeband, bereitzustellen, bei welcher der Leitungssatz beim Umwickeln weniger abgelenkt wird.
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Diese Aufgabe wird gemäß den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen sind insbesondere den abhängigen Ansprüchen entnehmbar.
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Die Aufgabe wird gelöst durch eine Wickeleinrichtung zum Umwickeln eines Leitungssatzes mit Band, aufweisend einen motorisch entlang des Leitungssatzes in einer Wickelrichtung verschieblichen Wickelkopf mit einer Aussparung zur Durchführung des Leitungssatzes und mit einer motorisch um die Aussparung herum drehbaren Halterung für eine Bandrolle, sowie ein Mittel („Gegenhaltungsmittel“), das zur Ausübung einer Gegenkraft ausgestaltet ist, wobei die Gegenkraft einer von der Bandrolle über das Band auf den Leitungssatz ausgeübten Abzugskraft entgegenwirkt.
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Diese Wickeleinrichtung ergibt den Vorteil, dass durch das Gegenhaltungsmittel eine radiale Verschiebung des Leitungssatzes aufgrund einer darauf wirkenden Abzugskraft des Bands klein gehalten werden kann. Dies kann die Qualität einer Wicklung (Wickelergebnis) verbessern und eine Beschädigung des Leitungssatzes mit einfachen Mitteln effektiv verhindern.
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Das Band kann ein Klebeband, ein Adhäsionsband, ein Folienband usw. sein.
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Der Wickelkopf führt die Drehung der Bandrolle um den Leitungssatz aus. Der Wickelkopf kann mittels einer Linearführung entlang des Leitungssatzes verschiebbar sein.
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Das Umwickeln kann auch als Bewickeln, Bandagieren oder Bündeln bezeichnet werden. Die Wickeleinrichtung kann auch als Wickelgerät oder Wickelmaschine bezeichnet werden.
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Es ist eine Weiterbildung, dass das Gegenhaltungsmittel an dem Wickelkopf befestigt ist bzw. einen Teil des Wickelkopfs darstellt und daher mit einer Längsverschiebung des Wickelkopfs mitverschoben wird. Alternativ kann das Gegenhaltungsmittel eine eigenständige Komponente der Wickeleinrichtung sein, die mit dem Wickelkopf oder unabhängig von dem Wickelkopf bewegbar ist.
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Das Gegenhaltungsmittel kann an dem Wickelkopf nicht drehbar sein bzw. daran stationär befestigt sein oder um den Leitungssatz gedreht werden.
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Die Wickeleinrichtung kann ferner eine Leitungssatzfixierung zur einseitigen oder zweiseitigen Fixierung des Leitungssatzes, eine Leitungsspannvorrichtung zum axialen Spannen des Leitungssatzes, eine Bandanlegevorrichtung zum automatisierten Bandanlegen an den Leitungssatz, eine Bandschneidevorrichtung zum automatisierten Bandabschneiden usw. aufweisen.
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Der Leitungssatz kann auch als ein Leitungsbündel oder Kabelstrang bezeichnet werden und weist eine oder mehrere Einzelleitungen, Kabel, Litzen oder Sonderleitungen auf. Der Leitungssatz kann verdrillt oder nicht verdrillt sein. Der Leitungssatz ist insbesondere ein Leitungssatz für Kraftfahrzeuge.
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Es ist eine Ausgestaltung, dass das Gegenhaltungsmittel mindestens eine Führungsgabel aufweist und der Leitungssatz dazu vorgesehen ist, zwischen zwei Zinken der mindestens einen Führungsgabel geführt zu werden.
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Die Führungsgabel(n) dient bzw. dienen vorteilhafterweise zum Führen, insbesondere Zentrieren, des Leitungssatzes. Durch die Führungsgabeln kann der Abschnitt des Leitungssatzes, an dem gewickelt wird bzw. an dem das Band anliegt oder angreift, frei von weiteren Anbauten gehalten werden. Dadurch wird Bauraum für zusätzliche Funktionen wie automatisiertes Bandanlegen und Bandabschneiden bereitgestellt. Darüber hinaus weisen Führungsgabeln nur kleinflächige Kontaktflächen mit dem Leitungssatz auf, so dass durch die Führungsgabeln auch nur geringe Reibkräfte auf den Leitungssatz übertragen werden. Dies wiederum hilft, ein Verdrehen des Leitungssatzes zu verhindern. Die Verwendung der Führungsgabel(n) ermöglicht zudem einen besonders gleichmäßigen und wiederholgenauen Wicklungsvorgang.
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Es ist eine Weiterbildung, dass die mindestens eine Führungsgabel stationär an dem Wickelkopf befestigt ist.
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Es ist noch eine Ausgestaltung, dass das Gegenhaltungsmittel zwei parallel zueinander angeordnete Führungsgabeln aufweist und das Band dazu vorgesehen ist, an einem zwischen den beiden Führungsgabeln befindlichen Abschnitt des Leitungssatzes anzugreifen oder anzusetzen. So ergibt sich der Vorteil, dass eine seitliche Verschiebung des Leitungssatzes durch die Abzugskraft des Bands besonders klein gehalten werden kann und zudem eine Schrägstellung des Leitungssatzes besonders effektiv verhindert werden kann. Zudem lässt sich der Leitungssatz besonders einfach in die Führungsgabeln einsetzen.
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Es ist eine weitere Ausgestaltung, dass mindestens eine Führungsgabel eine offene Führungsgabel ist. Dies ermöglicht eine besonders einfache, wartungsarme und preiswerte Wickeleinrichtung.
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Es ist eine alternative oder zusätzliche Ausgestaltung, dass mindestens eine Führungsgabel eine schließbare Führungsgabel ist. Dies ergibt den Vorteil, dass bei geschlossener Führungsgabel der darin verlaufende Leitungssatz in allen radialen Richtungen geführt oder zurückgehalten wird. Eine schließbare Führungsgabel kann auch als ein Greifer bezeichnet werden.
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Es ist noch eine weitere Ausgestaltung, dass das Gegenhaltungsmittel einen parallel zu dem Leitungssatz ausgerichteten, stationär an dem Wickelkopf angebrachten Dorn aufweist. Der Dorn ist in einem für den Leitungssatz vorgesehen Raum angeordnet, z.B. axial in den Leitungssatz eingesteckt. Der Dorn ist mit seiner freien Spitze gegen eine Wickelrichtung des Wickelkopfs gerichtet. Das Band ist insbesondere dazu vorgesehen, an einem den Dorn aufweisenden Abschnitt des Leitungssatzes anzugreifen oder anzusetzen. Der Dorn wird also mit dem Wickelkopf entlang des Leitungssatzes mitbewegt („mitlaufender Dorn“). Der Dorn wird folglich durch die Vorwärtsbewegung des Wickelkopfs kontinuierlich axial aus dem umwickelten Leitungsbündel oder Leitungssatz herausgezogen. Der Dorn bildet einen stabilen „Kern“, um den sich die Leitungen des Leitungssatzes anlegen können und der vorteilhafterweise die Abzugskraft des Bands beim Wickeln aufnimmt. Dadurch erhält der Leitungssatz seine Stabilität gegenüber der Abzugskraft der Bandrolle bzw. des Bands. Auch ergibt sich der Vorteil, dass auf ein Spannen des Leitungssatzes verzichtet werden kann (aber nicht braucht).
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Der Dorn kann zusammen mit anderen Gegenhaltungsmitteln wie Führungsgabeln, gespannten Schnüren usw. oder ohne weitere Gegenhaltungsmittel verwendet werden.
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Der Dorn kann ein dünner glatter Stab sein, um die Adhäsionswirkung, Haftwirkung o.ä. des Bandes gering zu halten.
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Es ist ferner eine Ausgestaltung, dass der Dorn an seinem freien, in den Leitungssatz eingeführten Ende eine sich verjüngende (z.B. kegelförmige) Spitze aufweist. Dies erleichtert ein Ausziehen aus dem Leitungsbündel oder Leitungssatz weiter. Jedoch sind grundsätzlich auch andere Querschnittsformen für den Dorn nutzbar, z.B. eine kugelförmige Spitze.
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Es ist auch eine zum leichten Herausziehen vorteilhafte Ausgestaltung, dass das Band dazu vorgesehen ist, an einem nur die Spitze des Dorns aufweisenden Abschnitt des Leitungssatzes anzugreifen oder anzusetzen.
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Es ist auch eine zum leichten Herausziehen vorteilhafte Ausgestaltung, dass der Dorn nur in einen Teil des Abschnitts, an dem das Band angreift oder ansetzt, ragt.
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Alternativ oder zusätzlich reicht der Dorn durch den ganzen Abschnitt, an dem das Band angreift, und ggf. sogar noch darüber hinaus, so dass der Dorn besonders sicher mit eingewickelt wird und dadurch eine besonders hohe Stabilität gegenüber der Abzugskraft der Bandrolle bereitstellt.
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Es ist außerdem eine Ausgestaltung, dass der Dorn zumindest im Bereich seiner Spitze eine haftverringerte Oberfläche aufweist. Dies erlaubt ein besonders einfaches axiales Herausziehen des Dorns aus dem Leitungssatz. Die haftverringerte Oberfläche kann durch eine Antihaft-Beschichtung des Dorns erreicht werden, z.B. durch eine Teflonbeschichtung.
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Es ist zudem eine Ausgestaltung, dass das Gegenhaltungsmittel eine Schnurspanneinrichtung aufweist, die eine in dem Leitungssatz verlaufende gespannte Schnur bereitstellt. Dies ergibt den Vorteil, dass der Leitungssatz durch die gespannte Schnur ohne Einbringen einer zusätzlichen Kraft auf Leitungen und Kontaktteile stabilisiert wird. Die Schnur bildet einen straffen und dadurch stabilen „Kern“, um den sich die Leitungen des Leitungssatzes anlegen und welche die entstehenden seitlich angreifenden Abzugskräfte beim Wickeln aufnimmt. Somit verringert sich die Gefahr von Qualitätsverlusten der Wicklung des Bands als auch die Gefahr von Beschädigungen am Leitungssatz. Diese Ausgestaltung kann auch so gesehen werden, dass mittels der Schnur eine zusätzliche, gespannte Schnur oder Litze beim Wickelvorgang mit eingearbeitet wird. Die Schnur verbleibt als „verlorene Seele“ im Leitungssatz. Die Schnur kann auch als Faden bezeichnet werden.
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Auch die Schnurspanneinrichtung kann zumindest teilweise stationär an dem Wickelkopf befestigt sein.
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Die Schnurspanneinrichtung kann zusammen mit anderen Gegenhaltungsmitteln wie Führungsgabeln, einem Dorn usw. oder ohne weitere Gegenhaltungsmittel verwendet werden.
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Es ist auch noch eine Ausgestaltung, dass die Schnurspanneinrichtung eine mit dem Wickelkopf mitverschiebliche vorgespannte Spenderolle zum Spenden der Schnur aufweist und die Spenderolle in Wickelrichtung vor dem Abschnitt des Leitungssatzes, an dem das Band angreift oder ansetzt, angeordnet ist. Dies ergibt eine besonders kompakte und zuverlässige Bauform. Ein Schnurspanner der Spenderolle hält die Schnur zu jeder Zeit gespannt. Dadurch erhält der Leitungssatz die notwendige Stabilität.
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Es ist eine Weiterbildung, dass die Spenderolle an dem Wickelkopf befestigt ist, insbesondere stationär. Alternativ kann die Spenderolle ein von dem Wickelkopf getrenntes Bauteil sein.
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Es ist auch noch eine Ausgestaltung, dass die Spenderolle einen Schnurspanner mit einstellbarer Spannkraft aufweist. Dadurch lässt sich vorteilhafterweise die Spannung in der Schnur variieren. Die Spannkraft kann beispielsweise mittels einer Einstellung einer Federvorspannung variiert werden.
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Die Schnur kann am Anfang der Wickelstrecke an einer Leitungssatzfixierung geklemmt und beim Wickelvorgang von der Rolle mit der benötigten Zugkraft gespendet werden.
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Es ist auch noch eine Ausgestaltung, dass die Wickeleinrichtung eine Leitungsspannvorrichtung zum (axialen) Spannen des Leitungssatzes in seiner Längsrichtung aufweist. Das Spannen des Leitungssatzes ergibt den Vorteil, dass er dadurch stabilisiert wird, und zwar auch gegenüber Verdrehungen. Dies ist besonders vorteilhaft bei einem Leitungssatz mit nicht verdrillten (Einzel-)Leitungen oder Litzen. Ist eine Leitungsspannvorrichtung vorhanden, kann sie in einer Weiterbildung auch die Funktion einer Leitungssatzfixierung übernehmen. Alternativ können die Leitungsspannvorrichtung und die Leitungssatzfixierung unterschiedliche Komponenten der Wickeleinrichtung sein.
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Es ist auch noch eine Ausgestaltung, dass die Wickeleinrichtung mittels einer Steuereinrichtung automatisch betreibbar ist.
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Es ist eine weitere Ausgestaltung, dass die Wickeleinrichtung an einen Roboter o.ä. adaptiert wird, insbesondere einen Teil eines Roboters darstellen kann.
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Die Aufgabe wird auch gelöst durch ein Verfahren zum Umwickeln eines Leitungssatzes mit Band mittels eines Wickelkopfs einer Wickeleinrichtung, bei dem ein Leitungssatz z.B. an einer Leitungssatzfixierung fixiert wird, der Leitungssatz in eine Aussparung des Wickelkopfs eingeführt wird, der Wickelkopf in einer Wickelrichtung entlang des Leitungssatzes von der fixierten Stelle motorisch wegbewegt wird, der Leitungssatz an mindestens einem vorgegebenen Abschnitt mit dem Band umwickelt wird, indem eine mit dem Wickelkopf verbundene Bandrolle motorisch um den Leitungssatz herumgeführt wird, während das Band an dem Leitungssatz anliegt, und einer während des Wickelns durch das Band auf den Leitungssatz ausgeübten radialen Abzugskraft mittels eines Gegenhaltungsmittels zumindest teilweise entgegenwirkt wird.
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Das Verfahren kann analog zu der Wickeleinrichtung ausgebildet werden und ergibt die gleichen Vorteile.
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Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich im Zusammenhang mit der folgenden schematischen Beschreibung eines Ausführungsbeispiels, das im Zusammenhang mit den Zeichnungen näher erläutert wird.
- 1 zeigt in Schrägansicht einen Ausschnitt aus einer Wickeleinrichtung gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel;
- 2 zeigt in Schrägansicht einen Ausschnitt aus einer Wickeleinrichtung gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel; und
- 3 zeigt in Schrägansicht einen Ausschnitt aus einer Wickeleinrichtung gemäß einem dritten Ausführungsbeispiel.
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1 zeigt in Schrägansicht einen Ausschnitt aus einer Wickeleinrichtung 1 mit einem Wickelkopf 2. Der Wickelkopf 2 weist einen Schlitten 3 auf, der in einen offen ringförmigen oder C-förmigen Halterungsbereich 4 übergeht. In dem Halterungsbereich 4 ist innenseitig eine C-förmige Drehkomponente 5 drehbar gelagert, z.B. über einen Drehkranz. Die Drehkomponente 5 ist motorisch gegen den Halterungsbereich 4 drehbar, z.B. gesteuert von einer Steuerung (o. Abb.), wie durch den Pfeil D angedeutet.
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In eine zentralen Aussparung 6 der Drehkomponente 5 und damit auch des Wickelkopfs 2 kann ein mehrere Leitungen oder Litzen umfassender Leitungssatz L eingeführt werden, und zwar durch seitliches Hindurchführen durch die Öffnungen von Halterungsbereich 4 und Drehkomponente 5, wie durch den Pfeil E angedeutet. Der Leitungssatz L ist insbesondere so angeordnet, dass die Drehkomponente 5 in einer Umfangsrichtung um seine Längserstreckung drehbar ist. In anderen Worten erstreckt sich ein Rotationsvektor der Drehkomponente 5 entlang der Längserstreckung des Leitungssatzes L.
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Der Schlitten 3 ist entlang der Längserstreckung des Leitungssatzes L motorisch in einer Richtung („Wickelrichtung“ R) verfahrbar, wie durch den zugehörigen Pfeil angedeutet. Die Bewegung des Schlittens 3 ist mittels der Steuerung steuerbar.
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An der Drehkomponente 5 ist eine Klebebandrolle W angebracht oder anbringbar, die das Klebeband K aufnimmt oder einer solchen Rolle von Klebeband K entspricht. Die Klebebandrolle W dient also als eine drehbare Halterung für das Klebeband K. Die Klebebandrolle W steht schräg zu einer Drehebene der Drehkomponente 5 und damit auch zu dem Leitungssatz L.
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Zum Umwickeln oder Bandagieren des - insbesondere nicht verdrillten - Leitungssatzes L wird der Leitungssatz L an einer in Bezug auf die Wickelrichtung R hinteren Position an einer stationären Leitungssatzfixierung 7 (siehe 3) der Wickeleinrichtung 1 fixiert, z.B. manuell. Der Leitungssatz L wird dann in die zentrale Aussparung 6 der Drehkomponente 5 eingeführt und an einer vorderen Position an einer weiteren stationären Leitungssatzfixierung (o. Abb.) fixiert. Der Leitungssatz L kann dabei gespannt werden, braucht es aber nicht. Danach wird das aus der Klebebandrolle W stammende Klebeband K an den Leitungssatz L angeheftet oder angesetzt, z.B. manuell oder automatisch.
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Zu Beginn des Wickelvorgangs befindet sich der Wickelkopf 2 nahe an der Leitungssatzfixierung 7. Folgend wird der Wickelkopf 2 in der Wickelrichtung R verfahren. Dabei dreht sich die Klebebandrolle W umlaufend um den Leitungssatz L. Dadurch wird der Leitungssatz L von dem Klebeband K umwickelt, das sich dabei von der Klebebandrolle W abwickelt. Eine Steigung der Wicklung wird durch das Verhältnis von Verfahrgeschwindigkeit des Schlittens 3 und Winkelgeschwindigkeit der Drehkomponente 5 bestimmt. Durch die Schrägstellung der Klebebandrolle W wird erreicht, dass die Wicklung keine Falten wirft. Bei dem Wickelvorgang wird durch das Klebeband K zwischen Leitungssatz L und Klebebandrolle W eine Abzugskraft auf den Leitungssatz L ausgeübt, die an dem Leitungssatz L radial aus dessen Erstreckungsrichtung zieht, und zwar in Richtung der Klebebandrolle W.
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An dem Schlitten 3 sind vor und hinter einem vorgesehenen Abschnitt S des Leitungssatz L, an dem das von der Klebebandrolle W abgerollte Klebeband K angreift oder anliegt, eine vordere („Führungs“-) Gabel 8 und eine hintere („Führungs“-) Gabel 9 mit jeweils zwei Zinken vorhanden. Der Leitungssatz L verläuft zwischen den beiden Zinken. Die Führungsgabeln 8 und 9 dienen als Anschlag gegen eine radiale Ablenkung oder Verschiebung des Leitungssatzes L. Sie erzeugen somit eine Gegenkraft zu der durch das Klebeband K erzeugten radialen Abzugskraft, zumindest außerhalb ihrer seitlichen Öffnungen 10. Die Führungsgabeln 8 und 9 bilden somit ein der Abzugskraft entgegenwirkendes Gegenhaltungsmittel.
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Um radial allseitig eine Gegenkraft bereitzustellen, können die Führungsgabeln 8 und/oder 9 alternativ als schließbare Greifer ausgebildet sein. Die Führungsgabeln 8, 9 können auch als Führungen angesehen werden. Die Führungsgabeln 8, 9 bewirken vorteilhafterweise auch, dass der Leitungssatz L zum Umwickeln nicht oder nur schwach gespannt zu sein braucht. Jedoch ergibt eine Längsspannung des Leitungssatzes L den Vorteil, dass einer Verdrehung der Leitungen des Leitungssatzes L entgegengewirkt wird.
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In noch einer Variante kann auch nur eine der beiden Führungsgabeln 8, 9 vorhanden sein.
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Allgemein kann der Leitungssatz L mittels der Wickeleinrichtung 1 ganz oder nur abschnittsweise mit dem Klebeband K umwickelt werden. Insbesondere können auch mehrere Abschnitte umwickelt werden. Die Wickeleinrichtung 1 kann dazu weitere Komponenten aufweisen, z.B. eine Trennvorrichtung zum Abtrennen des Klebebands usw.
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2 zeigt in Schrägansicht einen Ausschnitt aus einer Wickeleinrichtung 11 gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel. Die Wickeleinrichtung 11 ist ähnlich zu der Wickeleinrichtung 1 ausgestaltet, jedoch ist nun an dem Wickelkopf 12 an der vorderen Führungsgabel 8 zusätzlich ein Gegenhaltungsmittel in Form eines Dorns 13 vorhanden. Der Dorn 13 ist in Form eines dünnen Stabs ausgebildet, der entlang der Längserstreckung des Leitungssatzes L ausgerichtet ist und ein gegen die Wickelrichtung R („nach hinten“) weisendes freies Ende aufweist. Der Dorn 13 wird mit einer Bewegung des Schlittens 3 mitgeführt und kann somit auch als ein „mitlaufender“ Dorn 13 bezeichnet werden.
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Der Dorn 13 ist in den Leitungssatz L eingeführt und oder eingesteckt und befindet sich zumindest teilweise, insbesondere mit seiner Spitze in dem Abschnitt S des Leitungssatz L, an dem das von der Klebebandrolle W abgerollte Klebeband K angreift. Dadurch wird der Dorn 13 dort zusammen mit den Leitungen des Leitungssatzes L umwickelt. Durch die Bewegung des Schlittens 3 wird der Dorn 13 jedoch immer weiter in Wickelrichtung R („axial“) mitgeführt und gleitet ständig aus dem zuvor umwickelten Abschnitt heraus.
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Um zu verhindern, dass das Klebeband K eine wesentliche Klebekraft auf den Dorn 13 ausüben kann und damit sein lineares Herausgleiten aus dem Leitungssatz L behindert, kann der Dorn 13 zumindest im Bereich seiner Spitze mit einer Antihaft-Beschichtung versehen sein, z.B. mit einer TeflonBeschichtung. Zusätzlich oder alternativ kann eine Spitze des Dorns 13 verjüngt sein, z.B. kegelartig oder kegelstumpfartig. Zusätzlich oder alternativ kann sich der Dorn 13 in einer Variante nur über einen Teil des Abschnitt S des Leitungssatz L erstrecken, z.B. nur zu einem Drittel.
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Der Dorn 13 nimmt die durch das Klebeband K erzeugten radialen Abzugskräfte auf und verhindert oder unterdrückt dadurch eine seitliche Verschiebung des Leitungssatzes L. Der Dorn 13 bildet also einen stabilen „Kern“, um den sich die Leitungen des Leitungssatzes L anlegen und der die radialen Abzugskräfte beim Umwickeln aufnimmt.
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Dazu kann sich der Dorn 13 in einer weiteren Variante über den gesamten Abschnitt S des Leitungssatz L und ggf. sogar noch darüber hinaus erstrecken. Der Dorn 13 kann vor dem Wicklungsvorgang manuell oder automatisch in den Leitungssatz L eingesteckt werden.
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Allgemein kann der Dorn 13 zusammen mit den Führungsgabeln 8 und 9 vorgesehen sein, alternativ mit nur einer der Führungsgabeln 8 oder 9 oder sogar ohne eine der Führungsgabeln 8 und 9. Im letzteren Fall kann der Dorn 13 von einer einfachen Halterung gehalten werden, z.B. von einem einfachen Arm.
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3 zeigt in Schrägansicht einen Ausschnitt aus einer Wickeleinrichtung 21 gemäß einem dritten Ausführungsbeispiel. Die Wickeleinrichtung 21 ist ähnlich zu der Wickeleinrichtung 1 oder 11 ausgestaltet, weist jedoch nun eine Spenderolle 22 bzw. eine Befestigung für eine Spenderolle 22 auf. Die Spenderolle 22 kann an dem Wickelkopf 23 befestigt sein oder - wie gezeigt - an einem eigenständigen Schlitten 24 parallel zu dem Wickelkopf 23 motorisch bewegt werden. Die Schlitten 3 und 24 können mittels eines gemeinsamen Linearantriebs verfahren werden oder können individuell verfahren werden.
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Die Spenderolle 22 spendet eine Schnur H, die über eine Schnurführung 25 in den Leitungssatz L umgelenkt wird. Die Schnur H ist mit einem Ende mit dem Leitungssatz L an der Leitungssatzfixierung 7 befestigt und wirkt wie eine zusätzliche Litze des Leitungssatzes L.
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Die Spenderolle 22 weist einen Schnurspanner auf, so dass die Schnur H während des ganzen Wicklungsvorgangs gespannt ist. Dadurch erhält der Leitungssatz L seine Stabilität und kann den durch das Klebeband K radial aufgebrachten Abzugskräften entgegenwirken. Die Schnur H bildet dadurch einen stabilen „Kern“, um den sich die Leitungen des Leitungssatzes L anlegen und der die radialen Abzugskräfte beim Wickeln aufnimmt. Die Spannkraft des Schnurspanners kann variierbar bzw. einstellbar sein.
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Allgemein kann die Spenderolle 22 zusammen mit den Führungsgabeln 8 und 9 vorgesehen sein, alternativ mit nur einer der Führungsgabeln 8 oder 9 oder sogar ohne Führungsgabeln 8 und 9.
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Mit beendetem Wicklungsvorgang wird die Schnur H abgetrennt und kann als „verlorene Seele“ in dem Leitungssatz L verbleiben.
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Selbstverständlich ist die vorliegende Erfindung nicht auf das gezeigte Ausführungsbeispiel beschränkt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Wickeleinrichtung
- 2
- Wickelkopf
- 3
- Schlitten
- 4
- Halterungsbereich
- 5
- Drehkomponente
- 6
- Aussparung
- 7
- Leitungssatzfixierung
- 8
- Vordere Führungsgabel
- 9
- Hintere Führungsgabel
- 10
- Seitlichen Öffnung
- 11
- Wickeleinrichtung
- 12
- Wickelkopf
- 13
- Dorn
- 21
- Wickeleinrichtung
- 22
- Spenderolle
- 23
- Wickelkopf
- 24
- Schlitten
- 25
- Schnurführung
- D
- Pfeil
- E
- Pfeil
- H
- Schnur
- K
- Klebeband
- L
- Leitungssatz
- R
- Wickelrichtung
- S
- Abschnitt des Leitungssatzes
- W
- Klebebandrolle
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102013015442 A1 [0003]