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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung von Wechselwirkungen zwischen einer Substanz oder einem Substanzgemisch und einem potentiellen Target sowie eine Vorrichtung, die in einem solchen Verfahren Verwendung finden kann.
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Die Bestimmung von Wechselwirkungen zwischen einer Substanz oder einem Substanzgemisch und einem Target spielt eine große Rolle in der pharmazeutischen und in der pharmakologischen Forschung. Beide Forschungsgebiete befassen sich mit Wechselwirkungen zwischen Substanz oder Substanzgemischen und Lebewesen. Dabei ist es essentiell, die Bindungseigenschaften einzelner Substanzen mit Bindungskonstanten oder Verteilungskoeffizienten zu quantifizieren. Bei einem Target handelt es sich bekanntlich um eine Zielverbindung oder einen Zielrezeptor, an den z. B. Wirk- oder Schadstoffe binden können. Als zu untersuchende Targets sind insbesondere biologische Targets wie Proteine, Enzyme, Antikörper, biologische Membranen oder ganze Zellen von Interesse.
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Ein Verfahren zur Bestimmung von Bindungskonstanten und Verteilungskoeffizienten an Membranen ist aus der
DE 198 14 775 bekannt. Bei diesem Verfahren werden festkörperunterstützte Membranen mit einer wässrigen Lösung der zu untersuchenden Substanz in Kontakt gebracht und für eine zur Bindung der gelösten Substanz an die Membranoberfläche ausreichende Zeit inkubiert. Danach werden die festkörperunterstützten Membranen aus der Lösung abgetrennt (z. B. durch Sedimentation). Die Konzentration der zu untersuchenden Substanz wird in der verbleibenden Lösung (Überstand) oder gegebenenfalls auch in den separierten festkörperunterstützten Membranen durch geeignete Messverfahren bestimmt, und zwar für mehrere verschiedene Mengenverhältnisse von festkörperunterstützter Membran zu zu untersuchender Substanz. Dazu können entweder unterschiedliche Mengen der auf Bindung zu untersuchenden Substanz in einheitlichen Lösungsvolumina mit immer derselben Menge an festkörperunterstützter Membran inkubiert werden oder die festkörperunterstützte Membran wird in unterschiedlichen Konzentrationen in einheitlichen Lösungsvolumina mit der zu untersuchenden Substanz in jeweils identischer Konzentration versetzt. Das Gesamtvolumen der zu inkubierenden Probe, das sich im Wesentlichen aus dem Volumen der Pufferlösung, in der die zu untersuchende Substanz oder das zu untersuchende Substanzgemisch gelöst ist, und dem Volumen des Trägermaterials mit der darauf aufgebrachten Membran zusammensetzt, wurde dabei stets konstant gehalten.
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Der vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Bestimmung von Wechselwirkungen zwischen einer Substanz oder einem Substanzgemisch und einem Target bereitzustellen, das gegenüber dem aus der
DE 198 14 775 bekannten Verfahren optimiert ist.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den abhängigen Ansprüchen 2 bis 4 angegeben. Weiterhin trägt auch die Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 5 zur Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe bei. Bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Vorrichtung sind in den abhängigen Ansprüchen 6 und 7 angegeben. Der Wortlaut sämtlicher Ansprüche wird hiermit durch Bezugnahme zum Inhalt dieser Beschreibung gemacht.
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Das erfindungsgemäße Verfahren dient wie das aus der
DE 198 14 775 bekannte Verfahren zur Bestimmung von Wechselwirkungen zwischen einer Substanz oder einem Substanzgemisch und einem Target. Als Target kommen dabei insbesondere biologische Membranen, Proteine und Nukleinsäuren in Frage. Gleichermaßen sind als Targets aber auch synthetische oder halbsynthetische Rezeptoren von Interesse, beispielsweise Lipidmembranmodellsysteme, wie sie in der
DE 198 14 775 beschrieben sind. Bei den zu untersuchenden Substanzen oder Substanzgemischen kann es sich insbesondere um Wirkstoffmoleküle für pharmazeutische Anwendungen handeln. Es können aber natürlich auch die Einflüsse von Schadstoffen und Schadstoffgemischen auf biologische Targets wie Zellen untersucht werden.
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Ein erfindungsgemäßen Verfahren umfasst stets zumindest die folgenden Schritte:
- 1. Inkubieren einer ersten Probe der zu untersuchenden Substanz oder des zu untersuchenden Substanzgemisches mit einem Target in einem ersten, Pufferlösung enthaltenden Probenbehältnis. Das Target ist dabei stets auf einem festen, vorzugsweise partikulären Träger immobilisiert.
- 2. Inkubieren einer zweiten Probe der zu untersuchenden Substanz oder des zu untersuchenden Substanzgemisches mit dem Target in einem zweiten, Pufferlösung enthaltenden Probenbehältnis. Auch in diesem Fall ist das Target stets auf einem festen, vorzugsweise partikulären Träger immobilisiert.
- 3. Abtrennen des Trägers samt des darauf immobilisierten Targets sowie gegebenenfalls daran gebundener Substanz von der in den Probenbehältnissen enthaltenen Pufferlösung. Letztere enthält den nicht an das Target gebundenen Anteil der zu untersuchenden Substanz oder des zu untersuchenden Substanzgemisches.
- 4. Messung der Konzentration der Substanz oder des Substanzgemisches im jeweiligen Überstand, also in der jeweils verbleibenden Pufferlösung.
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Dabei werden die erste und die zweite Probe mit unterschiedlichen Stoffmengen des Targets inkubiert, wohingegen jedoch alle Probenbehältnisse bei der Inkubation die gleiche Menge Pufferlösung sowie vorzugsweise die gleiche Stoffmenge der zu untersuchenden Substanz bzw. der zu untersuchenden Substanzmischung enthalten. Daraus resultiert, dass im Unterschied zu der aus dem eingangs zitierten Stand der Technik bekannten Vorgehensweise das Gesamtvolumen der zu inkubierenden Proben (Volumen der Pufferlösung + Volumen des Trägers samt des darauf immobilisierten Targets) variiert.
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Wie oben erwähnt, wurde bei dem in der
DE 198 14 775 beschriebenen Verfahren das Gesamtvolumen aus Puffervolumen und dem Volumen des Trägermaterials stets konstant gehalten. Mit Zunahme der Konzentration des Trägermaterials ergab sich entsprechend eine Verringerung des Puffervolumens. Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass, obwohl das Volumen für das Trägermaterial im Verhältnis zum Puffervolumen in der Regel nur einen relativ kleinen Teil des Gesamtvolumens ausmacht, eine entsprechende Verringerung des Puffervolumens zum Teil zu sehr deutlichen Fehlern bei der Bestimmung von Bindungskonstanten und Verteilungskoeffizienten führen kann. Der Grund dafür liegt offensichtlich darin, dass der Target-Substanz-Bindungsprozess in vielen Fällen deutlich stärker konzentrationsabhängig verläuft, als dies bislang angenommen wurde.
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Durch die erfindungsgemäße Vorgehensweise unter Konstanthaltung der Menge an Pufferlösung in den verwendeten Probenbehältnissen konnte diese Fehlerquelle beseitigt werden. Im Ergebnis liefert das erfindungsgemäße Verfahren daher wesentlich zuverlässigere Aussagen über die Wechselwirkungen zwischen einer Substanz oder einem Substanzgemisch und einem Target, als dies bei herkömmlichen Verfahren der Fall ist.
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Bei dem Träger, auf dem das Target immobilisiert ist, handelt es sich bevorzugt um einen Träger, der in wäßriger Lösung unlöslich ist. Er kann aus organischem oder auch anorganischem Material bestehen, wobei im letzteren Fall insbesondere Metalloxide wie Siliziumdioxid und Aluminiumoxid, Silikate, Aluminate, Borste oder Zeolithe zu nennen sind. Auch Metalle und Edelmetalle sind grundsätzlich einsetzbar.
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Wie bereits erwähnt, liegt der Träger besonders bevorzugt partikulär, also in Form von Teilchen, vor. Diese Teilchen weisen üblicherweise Größen im μm-Bereich auf, können aber gegebenfalls auch zumindest teilweise nanoskalig sein. Der Träger, insbesondere die Teilchen, können nicht-porös oder auch porös sein, wobei letzteres in der Regel mit einer deutlichen Vergrößerung der nutzbaren Trägeroberfläche einhergeht (zu einer „äußeren” Oberfläche, die von der Außenseite des Trägers gebildet wird, kommt gegebenfalls noch eine nutzbare „innere” Oberfläche in Form der Porenwände hinzu).
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Auf der äußeren sowie gegebenenfalls auch auf der inneren Oberfläche des Trägers können Targets auf fachübliche Art und Weise immobilisiert werden. Die Herstellung derartiger Träger mit immobilisierten Targets ist dem Fachmann bekannt und beispielsweise für Lipidmembranmodellsysteme als Targets in der älteren
DE 100 48 822 der Anmelderin ausführlich beschrieben.
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In besonders bevorzugten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind auf einem partikulären Träger Lipidmembranen bzw. Lipiddoppelschichten als Target immobilisiert. Diese umgeben die Trägerteilchen bevorzugt mindestens teilweise, vorzugsweise vollständig. Besonders bevorzugt handelt es sich bei den Lipiden um Hirngewebe-Lipide, d. h. um solche, die im Hirngewebe von Tieren oder auch von Menschen vorkommen. Vorzugsweise stammen die genannten Hirngewebe-Lipide aus Hirngewebsextrakten. Die entsprechenden Lipide bzw. Extrakte sind dem Fachmann bekannt und können von verschiedenen Firmen kommerziell bezogen werden.
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Das Abtrennen des Trägers kann beispielsweise durch Filtration oder Zentrifugation und gegebenfalls anschließendes Dekantieren der Pufferlösung erfolgen. In besonders bevorzugten Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens können auch Trägerpartikel mit magnetischen Eigenschaften zum Einsatz kommen. Diese können problemlos durch Anlegen eines magnetischen Feldes von der Pufferlösung separiert werden.
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Für die Messung der Konzentration der Substanz oder des Substanzgemisches im jeweiligen Überstand stehen zahlreiche bekannte Analytikverfahren zur Verfügung. Beispielhaft seien an dieser Stelle massenspektrometrische oder fluoreszenzspektroskopische Verfahren erwähnt, die gegebenfalls mit einem chromatographischen Verfahren gekoppelt werden können.
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Als Pufferlösung kommen im Rahmen eines erfindungsgemäßen Verfahrens insbesondere wässrige, salzhaltige Lösungen zum Einsatz, wie sie für biologische Anwendungen üblich und kommerziell erhältlich sind.
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Aus den gemessenen Substanzkonzentrationen wird zur Bestimmung von Wechselwirkungen zwischen der untersuchten Substanz oder dem untersuchten Substanzgemisch und dem Target in der Regel ein Verteilungskoeffizient und/oder eine Bindungskonstante bestimmt. Das dazu notwendige mathematische Instrumentarium ist aus der Literatur bekannt.
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Zur Bestimmung einer Bindungskonstante werden mindestens zwei für unterschiedliche Stoffmengen des Targets gemessene Konzentrationswerte benötigt, die erfindungsgemäß durch Messung der Konzentration der Substanz oder des Substanzgemisches im Überstand des ersten und des zweiten Probenbehältnisses erhalten werden können. Grundsätzlich sinkt jedoch die Fehlerquote je mehr Konzentrationswerte zur Bestimmung herangezogen werden können.
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Besonders bevorzugt wird daher zusätzlich zur ersten und zur zweiten Substanzprobe mindestens eine weitere Probe der Substanz oder des Substanzgemisches, vorzugsweise zwischen 1 und 10 weitere Proben, mit dem auf einem festen, vorzugsweise partikulären Träger immobilisierten Target in mindestens einem weiteren Pufferlösung enthaltenden Probenbehältnis, vorzugsweise in 1–10 weiteren Pufferlösung enthaltenden Probenbehältnissen, inkubiert. Die weitere Probe oder die weiteren Proben werden dabei mit jeweils unterschiedlichen Stoffmengen des Targets inkubiert, die sich insbesondere auch von den entsprechenden Targetstoffmengen im ersten und im zweiten Probenbehältnis unterscheiden. Stets enthalten die Probenbehältnisse bei der Inkubation jedoch die gleiche Menge an Pufferlösung wie das erste und das zweite Probenbehältnis.
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Es ist bevorzugt, dass die Konzentration der Substanz oder des Substanzgemisches im jeweiligen Überstand relativ zu mindestens einer Referenzprobe bestimmt wird. Bei einer solchen Referenzprobe handelt es sich insbesondere um eine Probe, die nur Pufferlösung und zu untersuchende Substanz oder zu untersuchende Substanzmischung enthält.
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Eine erfindungesgemäße Vorrichtung umfasst ein erstes und ein zweites Probenbehältnis, jeweils enthaltend ein auf einer festen, partikulären Trägersubstanz immobilisiertes Target sowie Pufferlösung, wobei das erste und das zweite Probenbehältnis unterschiedliche Stoffmengen des Targets aber die gleiche Menge an Pufferlösung enthalten.
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Bei der Vorrichtung kann es sich insbesondere um eine Mikrotiterplatte handeln. Bei den Probenbehältnissen handelt es sich entsprechend bevorzugt um die Kavitäten einer Mikrotiterplatte. In diesen können die Substanzproben mit einem Target inkubiert werden. Besonders gut lässt sich das erfindungsgemäße Verfahren mit Hilfe einer Mikrotiterplatte durchführen, die zumindest eine erste und eine zweite Kavität umfasst, die jeweils ein auf einer festen, partikulären Trägersubstanz immobilisiertes Target (wie es oben beschrieben wurde) sowie Pufferlösung enthalten. Entsprechend den obigen Ausführungen enthalten die erste und die zweite Kavität dabei unterschiedliche Stoffmengen des Targets aber die gleiche Menge an Pufferlösung. Die Kavitäten der Mikrotiterplatte bilden somit die Probenbehältnisse.
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Übliche Mikrotiterplatten sind meist rechteckig und bestehen aus Kunststoffen wie Polystyrol, Polypropylen oder Polyvinylchlorid, für sehr spezielle Anwendungen auch aus Glas. Sie enthalten eine Vielzahl von voneinander isolierte Kavitäten (engl. „wells”), die üblicherweise in Reihen und Spalten angeordnet sind. Die genauen Abmessungen (Länge × Breite × Höhe) betragen vorzugsweise 127,76 mm × 85,48 mm × 14,35 mm. Es gibt eine Vielzahl an Formaten, die in der Regel stets die gleiche Grundfläche, zum Teil aber eine variable Höhe aufweisen, z. B. gibt es Mikrotiterplatten mit
- – 6 Kavitäten (2 × 3), Füllvolumen jeweils zwischen 2–5 ml
- – 12 Kavitäten (3 × 4), Füllvolumen jeweils zwischen 2–4 ml
- – 24 Kavitäten (4 × 6), Füllvolumen jeweils zwischen 0,5–3 ml
- – 96 Kavitäten (8 × 12), Füllvolumen jeweils zwischen 0,3–2 ml
- – 384 Kavitäten (16 × 24), Füllvolumen jeweils zwischen 0,03–0,1 ml
- – 1536 Kavitäten (32 × 48), Füllvolumen jeweils ca. 0,01 ml.
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Die erfindungsgemäße Microtiterplatte kann in all diesen Beschaffenheits- und Formvarianten vorliegen.
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Bevorzugt weist die erfindungsgemäße Microtiterplatte neben der ersten und der zweiten Kavität noch mindestens eine weitere Kavität, vorzugsweise zwischen 1 und 10 weitere Kavitäten, auf, die mit der gleichen Menge Pufferlösung befüllt sind wie die erste und die zweite Kavität.
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Diese mindestens eine weitere Kavität oder eine oder ein Teil der weiteren Kavitäten kann als die oben bereits angesprochene Referenz dienen. In diesem Fall wird bzw. werden sie zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens mit der gleichen Stoffmenge an zu untersuchender Substanz bzw. an zu untersuchender Substanzmischung befüllt wie die erste und die zweite Kavität, sind jedoch frei von dem immobilierten Target.
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Natürlich kann die mindestens eine weitere Kavität oder eine oder ein Teil der weiteren Kavitäten jedoch auch zur Bestimmung zusätzlicher Konzentrationswerte dienen, um die erwähnte Fehlerquote bei der Bestimmung eines Verteilungskoeffizienten und/oder einer Bindungskonstante zu senken. In diesem Fall enthalten sie neben der gleichen Menge an Pufferlösung wie die erste und die zweite Kavität noch eine definierte Stoffmenge des immobilisierten Targets, die allerdings von den entsprechenden Stoffmengen in der ersten und in der zweiten Kavität abweichen muss. Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden sie dann ebenfalls mit der gleichen Stoffmenge an zu untersuchender Substanz bzw. an zu untersuchender Substanzmischung befüllt wie die erste und die zweite Kavität.
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In einer solchen Microtiterplatte könne grundsätzlich eine Vielzahl von einzelnen Proben gleichzeitig inkubiert werden. Auch die Bestimmung von Substanzkonzentrationen in den einzelnen Kavitäten einer solchen Platte kann simultan erfolgen.
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Die einzelnen Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens müssen somit keineswegs alle sequentiell durchgeführt werden, insbesondere sämtliche Inkubationsschritte und/oder Konzentrationsbestimmungen erfolgen bevorzugt simultan.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei den Probenbehältnissen um Einzelgefäße, die entnehmbar auf einem Halter angeordnet sind. Bei den Einzelgefäßen kann es sich beispielsweise um einfache Eppendorf-Tubes handeln, bei dem Halter um ein Gestell oder eine Ablageplatte. Der Halter weist bevorzugt die Abmessungen einer Mikrotiterplatte auf. Auf die entprechenden Ausführungen zu den möglichen Abmessungen einer erfindungsgemäßen Mikrotiterplatte wird Bezug genommen. Weiterhin kann es sich bei den Einzelgefäßen auch um ein Behältnis aus Glas, insbesondere um ein Glasfläschchen, handeln. Beispielsweise sind silanisierte Glasgefäße besonders geeignet für Testsubstanzen, die eine starke Affinität zu Kunststoffoberflächen aufweisen.
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Die genannten und weiteren Vorteile der Erfindung ergeben sich auch aus der nun folgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens. Dabei können die einzelnen Merkmale der Erfindung für sich allein oder in Kombination miteinander verwirklicht sein. Die beschriebenen Ausführungsformen dienen lediglich zur Erläuterung und zum besseren Verständnis der Erfindung und sind in keiner Weise einschränkend zu verstehen.
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Zur Bestimmung der Affinität von Testsubstanzen an humanes Serum-Albumin (HSA) wurden 7 Kavitäten einer 96-well Microtiterplatte wie folgt befüllt:
| Kavität |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 |
Referenz 1 | V1 HSA | V2 HSA | V3 HSA | V4 HSA | V5 HSA | Referenz 2 |
HSA Konzentration | 0.0 μL | 10.6 μL | 20.2 μL | 38.3 μL | 72.9 μL | 138.4 μL | 0.0 μL |
Volumen: HSA-Suspension auf Träger | 0.0 μL | 8.8 μL | 16.7 μL | 31.8 μL | 60.4 μL | 114.8 μL | 0.0 μL |
Volumen: Trägermaterial | 0.0 μL | 1.0 μL | 1.9 μL | 3.6 μL | 6.8 μL | 12.9 μL | 0.0 μL |
Volumen: Puffer in Suspension | 0.0 μL | 7.8 μL | 14.9 μL | 28.2 μL | 53.6 μL | 101.9 μL | 0.0 μL |
Volumen: Zugabe Puffer | 149.1 μL | 141.3 μL | 134.2 μL | 120.9 μL | 95.4 μL | 47.2 μL | 149.1 μL |
Assay-Volumen | 167.1 μL | 167.1 μL | 167.1 μL | 167.1 μL | 167.1 μL | 167.1 μL | 167.1 μL |
Puffer-Volumen | 167.1 μL | 167.1 μL | 167.1 μL | 167.1 μL | 167.1 μL | 167.1 μL | 167.1 μL |
Gesamtvolumen inkl. Trägermaterial | 167.1 μL | 168.1 μL | 169.0 μL | 170.7 μL | 173.9 μL | 180.0 μL | 167.1 μL |
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Das HSA war auf der Oberfläche von Silicakügelchen als Träger fixiert, die in Pufferlösung suspendiert waren (HSA-Suspension auf Träger).
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Zu diesen Kavitäten wurden jeweils 18 μL einer 20 μM Stammlösung einer Testsubstanz hinzugegeben. Als Testsubstanz diente z. B. Desipramin. Nach Mischen durch Resuspension wurden die Silicakügelchen samt dem darauf fixierten HSA abgetrennt. Die Konzentration der Testsubstanz in den Überständen wurde durch ein massenspektrometrisches Verfahren (LCMS) bestimmt. Der Anteil an ungebundener Testsubstanz in den Kavitäten mit dem auf dem Träger immobilisierten HSA wurde relativ zu den Referenzen bestimmt (durch Verwendung der Referenzen kann eine Kalibrierung entfallen, zumindest solange die Beziehung von Signal zu Konzentration für die Testsubstanzen und das genutzte Quantifizierungssystem linear verläuft).
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Die Affinität der Testsubstanz an humanes Serum-Albumin (HSA) lässt sich durch folgendes Standard-Bindungsmodell beschreiben: KD = [A][B] / [AB]
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Dabei steht [A] für die Konzentration an ungebundener Testsubstanz, [B] für die Konzentration an HSA und [AB] für die Konzentration des HSA-Testsubstanz-Komplexes.
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Die Konzentration an ungebundener Testsubstanz kann auch als Produkt des relativen Anteils an ungebundener Testsubstanz fu und Summe aus freier und gebundener Konzentration von HSA beschrieben werden: [A] = fu·([A] + [B])
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Durch Umformung ergibt sich die folgende lineare Gleichung:
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In dieser Gleichung steht fb für den relativen Anteil des gebunden Liganden.
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Durch Auftragung des Verhältnisses fb/fu gegen die Rezeptorkonzentration [B] last sich somit der Bindungsparameter KD exakt und robust bestimmen. Insbesondere lassen sich gemäß dieser Vorgehensweise meßtechnisch bedingte Ausreißer gut erkennen. Dazu kann die Diskordanzmethode zur Ausreißererkennung in linearer Regression angewendet werden. Weiterhin läßt sich so die Qualität der Anpassung der Meßdaten an das Bindungsmodell gut überprüfen, da der Achsenabschitt des Regressionsmodells Null sein sollte. Abweichungen davon deuten auf Fehler im Experiment hin, oder zeigen an, dass das einfache nicht-kooperative Bindungsmodell nicht ausreichend ist, um die Daten zu beschreiben.
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Zur weiteren Qualitätskontrolle der Anpassung der in dem Experiment gemessenen Konzentrationen an das Bindungsmodell kann der Kehrwert der freien Konzentration gegen die Ligandenkonzetration aufgetragen werden. Der Achsenabschnitt dieser Auftragung entspricht der Referenzkonzentration im Testsystem ohne Ligand. Stimmt die so bestimmte Referenzkonzentration mit der meßtechnisch bestimmten Referenzkonzentration überein, so liegt eine guten Modellanpassung vor.
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Die Bindungskonstante kann dann aus der Regression des Quotienten fb/fu gegen die freie Rezeptorkonzentration bestimmt werden. Der Kehrwert der Steigung entspricht der Bindungskonstante KD.
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Nach dem gleichen Prinzip können die Bindungskonstanten zu Membranen bestimmt werden, wenn die Molarität der Membranlipide bekannt ist. Alternativ kann aber auch die Membranaffinität als Maß für die Bindung an Membranen bestimmt werden. Die Membranaffinität (MA) ist definiert als das Verhältnis der Konzentration einer Testsubstanz im Lipid zur Konzentration der Testsubstanz im Puffer: MA = c(Lipid) / c(Puffer)
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Aus der Summenformel für die Stoffmenge
nt = c(Lipid)·V(Lipid) + c(Puffer)·(V(Assay) – V(Lipid)) läßt sich eine Formel ableiten, mit der die Membranaffinität experimentell bestimmt werden kann:
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Dies ist eine lineare Beziehung in Abhängkeit vom Lipidvolumen. Die Membranaffinität entspricht der Steigung des Regressionsmodells plus 1. Da der Achsenabschitt des Regressionsmodells dem Volumen im Assay (Volumen des Puffers zuzüglich Volumen des Lipids) entspricht, liegt auch in diesem Modell eine interne Qualitätskontrolle vor.
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Zur Bestimmung der Membranaffinität MA von Testsubstanzen an Hirnlipide wurden 7 Kavitäten einer 96-well Mikrotiterplatte wie folgt befüllt:
| Kavität |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 |
Referenz 1 | V1 Lipid | V2 Lipid | V3 Lipid | V4 Lipid | V5 Lipid | Referenz 2 |
Volumen: Lipid-Suspension auf Träger | 0.0 μL | 11.9 μL | 21.2 μL | 37.7 μL | 67.1 μL | 119.4 μL | 0.0 μL |
Volumen: Träger | 0.0 μL | 1.4 μL | 2.6 μL | 4.5 μL | 8.1 μL | 14.4 μL | 0.0 μL |
Columen: Lipid | 0.0 μL | 0.1 μL | 0.2 μL | 0.4 μL | 0.7 μL | 1.2 μL | 0.0 μL |
Volumen: Puffer in Suspension | 0.0 μL | 10.3 μL | 18.4 μL | 32.8 μL | 58.3 μL | 103.8 μL | 0.0 μL |
Volumen: Zugabe Puffer | 146.4 μL | 136.1 μL | 128.0 μL | 113.6 μL | 88.1 μL | 42.6 μL | 146.4 μL |
Assay-Volumen | 164.4 μL | 164.5 μL | 164.6 μL | 164.8 μL | 165.1 μL | 165.6 μL | 164.4 μL |
Puffer-Volumen | 164.4 μL | 164.4 μL | 164.4 μL | 164.4 μL | 164.4 μL | 164.4 μL | 164.4 μL |
Gesamtvolumen inkl. Trägermaterial | 164.4 μL | 166.0 μL | 167.2 μL | 169.3 μL | 173.2 μL | 180.0 μL | 164.4 μL |
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Die Hirnlipide waren auf der Oberfläche von Silicakügelchen als Träger fixiert, die in Pufferlösung suspendiert waren (Lipid-Suspension auf Träger).
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Zu diesen Kavitäten wurden jeweils 18 μL einer 20 μM Stammlösung der Testsubstanz hinzugegeben. Nach Mischen durch Resuspension wurden die Silicakügelchen mit den darauf fixierten Hirnlipiden abgetrennt. Die Konzentration der Testsubstanz in den Überständen wurde durch ein massenspektrometrisches Verfahren (LCMS) bestimmt. Der Quotient
der Testsubstanz wurde dann für alle Kavitäten mit Lipid aus der relativen Änderung der Substanzkonzentration in den Kavitäten 2 bis 6 zu den Referenzen 1 und 7 bestimmt. Eine Kalibrierung kann entfallen, solange die Beziehung von Signal zu Konzentration für die Testsubstanzen und das genutzte Quantifizierungssystem linear verläuft. Die Membranaffinität konnte aus der Regression des obigen Quotienten gegen das Lipidvolumen ermittelt werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 19814775 [0003, 0004, 0006, 0006, 0009]
- DE 10048822 [0013]