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Die Erfindung betrifft ein Zaumzeug mit einem einen Nackenriemen, einen Stirnriemen, einen Nasenriemen und beidseitige Backenriemen umfassenden Kopfgestell, wobei der Nasenriemen über Backenriemen mit dem Nackenriemen und dem Stirnriemen verbunden ist, wobei am Kopfgestell auf jeder Seite eine Zügelaufnahme zum endseitigen Festlegen von Zügeln vorgesehen ist und wobei die Zügelaufnahmen an oder im Bereich der Verbindung von Nasenriemen und Backenriemen vorgesehen sind.
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Zaumzeuge der gattungsbildenden Art sind hinlänglich aus der Praxis bekannt. Lediglich beispielhaft sei dazu auf die
DE 103 48 341 B4 verwiesen. Des Weiteren wird auf die
DE 201 06 500 U1 verwiesen.
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Das gattungsbildende Zaumzeug ist in der Praxis insoweit problematisch, als der Nackenriemen regelmäßig Druck auf einen Nackenbereich des Pferdes ausübt, der ganz besonders empfindlich ist. Diese empfindliche Stelle liegt hinter dem Pferdeohr im Bereich des Hinterhauptbeins. Dabei handelt es sich nicht nur um den Übergang zur Halswirbelsäule, sondern vielmehr auch um die Verbindung des Gehirns durch das Hinterhauptloch hindurch in das Rückenmark.
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Des Weiteren setzt am Hinterhauptbein das Nackenband an, welches für die Bewegungsabläufe des gesamten Rückens des Pferdes verantwortlich ist. Somit besteht die Gefahr, dass am Nackenband-Ansatz aufgrund des durch den Nackenriemen ausgeübten Drucks herkömmliche Zaumzeuge bzw. Kopfstücke eine Entzündung im Nackenbereich des Pferdes entsteht. Infolge leidet das Pferd unter starken Schmerzen, deren Ursache oft nicht erkannt wird. Es kann zu Funktionsstörungen im gesamten Hals-/Rückenbereich kommen.
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Aus der
BE 1 015 179 A6 ein Zaumzeug vorbekannt, bei dem auf jeder Seite des Zaumzeugs eine Zügelaufnahme zum endseitigen Festlegen von Zügeln vorgesehen ist. Die Festlegung der Zügel erfolgt ausschließlich am Trensengebiss, so dass dieses Zaumzeug für das sogenannte gebisslose Reiten – ohne Trensengebiss – nicht geeignet ist.
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Die
US 389 701 A zeigt ein Zaumzeug mit einem Nackenriemen, einem Stirnriemen, einem Nasenriemen und beidseitigen Backenriemen. Die beidseitigen Zügelaufnahmen befinden sich jeweils am Trensengebiss. Der Nackenriemen weist Aufnehmungen auf, um das Pferdeohr vor Druck zu schützen.
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Die
DE 295 02 763 U1 betrifft ein Zaumzeug mit einem Nackenriemen, einem Stirnriemen, einem Nasenriemen und beidseitigen Backenriemen. Der Nasenriemen verläuft unter dem Trensengebiss und ist nicht über die Backenriemen mit dem Nackenriemen verbunden.
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Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das gattungsbildende Zaumzeug derart auszugestalten und weiterzubilden, dass das Zaumzeug beim Pferd keinerlei Schmerzen oder gar Erkrankungen verursacht.
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Die voranstehende Aufgabe wird durch ein Zaumzeug mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Danach ist das gattungsbildende Zaumzeug dadurch gekennzeichnet, dass der Nackenriemen im mittleren Bereich, d. h. im Genickbereich des Pferdes, zumindest geringfügig nach vorne geschwungen ist, so dass er beim Pferd stets vor dem Nackenbandansatz zur Anlage kommt, dass das Kopfstück seitlich der Backenriemen um jeweils einen abnehmbaren Backengurt zum Reiten mit Gebiss/Trense ergänzbar ist und dass die Backengurte an den den Nackenriemen mit den Backenriemen verbindenden Schnallen befestigbar sind.
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Erfindungsgemäß ist erkannt worden, dass nicht selten der Nackenriemen Probleme hervorruft, nämlich entsprechend den voranstehenden Ausführungen. So verläuft nämlich der Nackenriemen regelmäßig über eine ganz besonders empfindliche Stelle des Pferdes hinter dem Pferdeohr.
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Des Weiteren ist erkannt worden, dass sich dieses Problem nicht mit üblichen Unterfütterungen beheben lässt, da nämlich auch ein unterfütterter Nackenriemen Druck auf die empfindliche Stelle des Pferdes ausübt. Bei regelmäßiger Belastung lassen sich Entzündungen nicht vermeiden.
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Abhilfe wird in erfindungsgemäßer Weise dadurch geschaffen, dass der Nackenriemen im Sinne eines mehr oder weniger kompakten Nackenstücks ausgeführt ist, welches im mittleren Bereich, d. h. im Genickbereich des Pferdes, zumindest geringfügig nach vorne, d. h. zum Stirnriemen hin, geschwungen ist. Entsprechend dieser Ausformung kommt der Nackenriemen stets vor dem Nackenbandansatz zur Anlage, so dass in erfindungsgemäßer Weise vom Nackenriemen ausgehende negative Beeinträchtigungen, insbesondere daraus resultierende Entzündungen, wirksam vermieden sind.
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Für das erfindungsgemäße Zaumzeug ist wesentlich, dass das Kopfstück im Genickbereich so geformt ist, dass es keinen Druck auf die besonders empfindlichen Stellen hinter den Pferdeohren ausüben kann. Im Konkreten ist der Nackenriemen bzw. das Nackenstück derart nach vorne gebogen, dass es vor dem Nackenbandansatz zur Anlage kommt.
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In weiter erfindungsgemäßer Weise ist das Kopfstück seitlich der Backenriemen durch jeweils einen abnehmbaren Backengurt zum Reiten mit Gebiss/Trense ergänzbar. Somit kann das Kopfstück mit Gebiss oder gebisslos genutzt werden. Der dazu erforderliche Backengurt lässt sich zum gebisslosen Reiten abnehmen. Die Abnehmbarkeit der beiden Backengurte wird dadurch erreicht, dass die Backengurte an den den Nackenriemen mit den Backenriemen verbindenden Schnallen befestigbar sind.
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Im Rahmen der erfindungsgemäßen Ausgestaltung des Nackenriemens ist es von Vorteil, wenn der Nackenriemen – zusätzlich – unterfüttert ist. Das gilt auch im Bereich der mit dem Backenriemen verbindenden Schnalle, wobei diese Schnalle durch ein sich unter die Schnalle erstreckendes Band, beispielsweise aus Filz, Fell oder dergleichen, unterfüttert ist. Beliebige sonstige Varianten einer Unterfütterung bis hin zur Verwendung eines weichen Leders oder eines weichen synthetischen Materials, sind denkbar.
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In weiter vorteilhafter Weise ist der Nackenriemen auch seitlich, insbesondere im Bereich der Ohren, mit einer seitlichen Fütterung versehen. Durch diese Maßnahme wird abermals das Pferd geschont und werden Druckstellen vermieden.
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Des Weiteren ist es denkbar, dass auch der Stirnriemen, nämlich ähnlich wie der Nackenriemen, nach vorne geschwungen ist, ebenfalls eine Kontur aufweist. Zusätzlich kann auch der Stirnriemen unterfüttert sein.
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In weiter vorteilhafter Weise ist der Nasenriemen im mittleren Bereich nach oben, d. h. zum Stirnriemen hin, geschwungen. Die nach oben gerichtete Formung des Nasenriemens bewirkt, dass dieser auf der breiteren Stelle des Nasenknochens aufliegt, als sonst üblich. Durch diese Maßnahme lässt sich eine Behinderung der Atmung des Pferdes ausschließen, wodurch das Wohlempfinden des Pferdes abermals gesteigert wird.
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In vorteilhafter Weise ist auch der Nasenriemen unterfüttert. Hier gelten die gleichen Ausführungen wie zu dem Nackenriemen und/oder zu dem Stirnriemen.
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Die Befestigung der Backengurte_kann über jeweils eine Schraube, vorzugsweise eine sogenannte Chicago-Schraube, erfolgen. Soll gebisslos geritten werden, werden die beiden Backengurte einfach entfernt. Durch diese Maßnahme ist ein Kopfstück sowohl zum gebisslosen Reiten als auch zum Reiten mit Gebiss/Trense realisiert.
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Schließlich ist es von Vorteil, wenn der Nackenriemen und/oder der Stirnriemen und/oder der Nasenriemen und/oder die Backenriemen und/oder ggf. die Backengurte längenverstellbar sind.
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In den Zeichnungen zeigen
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1 in einer schematischen Ansicht ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Zaumzeugs zum gebisslosen Reiten,
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2 in einer schematischen Ansicht ein zweites Ausführungsbeispiel zum Reiten mit Gebiss/Trense und
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3 in einer schematischen Ansicht, vergrößert, den geschwungenen Bereich des Nackenriemens bei den Ausführungsbeispielen nach den 1 und 2.
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1 und 2 zeigen alternative Ausgestaltungen eines Zaumzeugs, wobei sich die beiden Varianten dadurch unterscheiden, dass das Zaumzeug gemäß 1 zum gebisslosen Reiten und das Zaumzeug gemäß 2 zum Reiten mit Gebiss/Trense dient.
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Gemäß 1 besteht das Zaumzeug im Wesentlichen aus einem Kopfgestell 1. Dazu gehören ein Nackenriemen 2, ein Stirnriemen 3, ein Nasenriemen 4 und beidseitige Backenriemen 5. Der Nasenriemen 4 ist über die Backenriemen 5 mit dem Nackenriemen 2 und dem Stirnriemen 3 verbunden.
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Des Weiteren ist am Kopfgestellt 1, vorzugsweise an oder im Bereich der Verbindung von Nasenriemen 4 und Backenriemen 5, auf jeder Seite eine Zügelaufnahme 6 zum endseitigen Festlegen von in Fig. nicht gezeigten Zügeln vorgesehen.
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Die 1, 2 und 3 zeigen besonders deutlich, dass der Nackenriemen 2 im mittleren Bereich, d. h. im Genickbereich des Pferdes, zumindest geringfügig nach vorne geschwungen ist, so dass er beim Pferd stets vor dem Nackenbandansatz zur Anlage kommt. Der geschwungene Bereich ist mit dem Bezugszeichen 7 gekennzeichnet.
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In den 1 bis 3 ist des Weiteren angedeutet, dass der Nackenriemen 2 insgesamt unterfüttert ist. Die Unterfütterung 8 ist auch im Bereich der Schnalle 9 vorgesehen. Auch erstreckt sich die Unterfütterung 8 im Sinne einer seitlichen Unterfütterung im Bereich der Ohren des Pferdes.
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Die 1 und 2 zeigen des Weiteren, dass auch der Stirnriemen 3, ähnlich wie der Nackenriemen 2, geschwungen ist. Der geschwungene Bereich des Stirnriemens 3 ist mit dem Bezugszeichen 10 gekennzeichnet.
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Auch der Stirnriemen 3 kann unterfüttert sein.
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Der Nasenriemen 4 weist auch eine besondere Ausgestaltung auf, hat nämlich ebenfalls einen geschwungenen Bereich 11. Dieser geschwungene Bereich 11 sorgt dafür, dass der Nasenriemen 4 stets auf der breiteren Stelle des Nasenknochens des Pferdes aufliegt. Eine Behinderung der Atmung ist somit wirksam vermieden.
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1 lässt des Weiteren erkennen, dass der Nasenriemen 4 über die Backenriemen 5 mit dem Nackenriemen 2 verbunden ist. Die Nasenriemen 4 tragen beidseitig jeweils eine Zügelaufnahme 6. Des Weiteren ist in den 1 und 2 der Kehlriemen 12 dargestellt, der ebenfalls gefüttert sein kann.
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In Bezug auf 1 sei angemerkt, dass das dort gezeigte Zaumzeug zum gebisslosen Reiten dient. Es kann jederzeit zum Reiten mit Gebiss/Trense umgerüstet werden, nämlich entsprechend der Darstellung in 2. Dort sind nämlich beidseitig abnehmbare Backengurte 13 an der Schnalle 9 angelenkt, wobei die Verbindung über eine sogenannte Chicago-Schraube 14 erfolgt.
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Schließlich sei angemerkt, dass der Nackenriemen 2 und/oder der Stirnriemen 3 und/oder der Nasenriemen 4 und/oder die Backenriemen 5 und/oder ggf. die Backengurte 13 längenverstellbar sein können. In Bezug auf die Backenriemen 5 und Backengurte 13 sowie in Bezug auf den Kehlriemen 12 lässt sich die Verstellbarkeit den Fig. entnehmen.
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Hinsichtlich einiger in den Figuren nicht gezeigter Details sei zur Vermeidung von Wiederholungen auf den allgemeinen Teil der Beschreibung verwiesen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Kopfgestell
- 2
- Nackenriemen
- 3
- Stirnriemen
- 4
- Nasenriemen
- 5
- Backenriemen
- 6
- Zügelaufnahme
- 7
- geschwungener Bereich am Nackenriemen
- 8
- Unterfütterung des Nackenriemens
- 9
- Schnalle
- 10
- geschwungener Bereich am Stirnriemen
- 11
- geschwungener Bereich am Nasenriemen
- 12
- Kehlriemen
- 13
- Backengurt (für Gebiss/Trense)
- 14
- Chicago-Schraube