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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Nasenriemen für Pferde, einen Reithalfter mit einem solchen Nasenriemen sowie ein Zaumzeug mit einem solchen Reithalfter.
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Eine Trense oder eine Kandare üben über das Gebiss einen Druck auf den Unterkiefer des Pferdes aus. Der Nasenriemen sorgt dafür, dass das Pferd diesen Druck nicht allein mit seinem Unterkiefer abfangen muss. Er wird über den Nasenriemen mit auf die Nase übertragen. Ferner begrenzt, falls angebracht, ein am Nasenriemen befestigter Kinnriemen die Möglichkeit des Pferdes, das Maul zu öffnen. Gerade Letzteres veranlasst viele Reiter dazu, den Nasenriemen deutlich enger zu verschnallen als vorgeschrieben. Dies führt häufig zu Verletzungen und Unbehagen beim Pferd.
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Auf dem Nasenrücken befindet sich, etwa in der Mitte zwischen dem Oberkiefer und den Augenhöhlen, am Pferdeschädel das Nasenbein mit einem empfindlichen schmalen Knochen und Knorpel. Das Nasenbein darf nicht übermäßigem Druck ausgesetzt werden.
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Ferner befindet sich oberhalb des Nasenbeins das infraorbitale Foramen, eine Öffnung im Schädel, durch die viele wichtige Gesichtsnerven verlaufen. Übermäßiger Druck auf diese Stelle, verursacht durch einen hohen und enganliegenden Nasenriemen, kann zu Taubheit der Oberlippe, der Nase, der Augenlider und des Kiefers führen. Es ist besonders wichtig bei der Gestaltung eines Zaumzeugs und beim Aufzäumen diesen Umständen Rechnung zu tragen, um Verletzungen zu vermeiden und um für das Wohlbefinden des Pferdes zu sorgen.
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Für ein ordnungsgemäßes Aufzäumen gilt die „Zweifingerregel“ zum Verschnallen eines Nasenriemens. Die „Zweifingerregel“ besagt, dass zwei aufgestellte Finger zwischen Nasenrücken und Nasenriemen passen müssen. Nur dann ist der Riemen nicht zu eng verschnallt.
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Die lockere Verschnallung verhindert eine zu starke Druckbelastung des Nasenbeins und weiterer empfindlicher Stellen, die sich auf dem Nasenrücken befinden.
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Andererseits ist es wünschenswert, ein zu lockeres Spiel im Bereich der Backenstücke zu vermeiden, um eine Trense oder eine Kandare präziser umlenken zu können. Diese beiden Anforderungen stehen einander entgegen.
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Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Nasenriemen, einen Reithalfter und ein Zaumzeug bereitzustellen, der bzw. das gleichzeitig einen optimalen Schutz des Nasenbeins eines Pferdes bietet und dennoch eine präzise Führung über eine Trense oder eine Kandare durch stramm sitzende Backenstücke gewährleistet.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Nasenriemen mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 bzw. einen Reithalfter mit den Merkmalen des Anspruchs 11 und durch ein Zaumzeug mit den Merkmalen des Anspruchs 12 gelöst.
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Der erfindungsgemäße Nasenriemen eines Pferdezaums mit einer Kandare und/oder einer Trense verläuft mindestens zwischen zwei Backenstücken des Zaums quer über den Nasenrücken des Pferdes. Er weist eine nasenrückenseitige Polsterung mit einer mittigen Aussparung auf, die nach Aufzäumung über der Mitte des Nasenrückens angeordnet sein wird.
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Die Polsterung kann Silikon, Gel, Schaumstoff, Gummi, Gelpads, Luftkammern, Blisterfolien oder dergleichen aufweisen.
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Die Aussparung kann eine Tiefe aufweisen, die im Wesentlichen der maximalen Höhe der Polsterung entspricht oder kleiner ist.
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Die Aussparung kann eine Länge von 2 bis 10 Zentimeter in Längsrichtung des Nasenriemens aufweisen. Die Breite des Nasenriemens und der Polsterung kann von dessen Mitte in Richtung auf die Backenstücke abnehmen. Die Polsterung kann eine maximale Höhe von 1 bis 10 Zentimeter haben, die in Richtung auf die Backenstücke abnehmen kann.
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Die Polsterung kann mit einem sehr weichem Leder oder einem Gewebe oder anderen atmungsakiven Materialien überzogen sein.
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Gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung kann der Nasenriemen die Backenstücke auch auf der Unterseite des Pferdekopfes verbinden.
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Die Aussparung kann von der dem Nasenrücken gegenüberliegenden Seite des Nasenriemens ausgehende, schräg ansteigende Stirnseitenwände aufweisen. Die maximale Dicke der Polsterung zu beiden Seiten der Aussparung kann in einem gewissen Abstand von der Aussparung erreicht werden.
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Der erfindungsgemäße Reithalfter kann einen Nasenriemen der obenstehend beschriebenen Art und einen Kinnriemen aufweisen, der an dem Nasenriemen befestigt ist.
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Das erfindungsgemäße Zaumzeug mit einer Trense und/oder einer Kandare, einem Genickriemen, Backenstücken weist einen Reithalfter der oben beschriebenen Art auf.
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Der große Vorteil des oben beschriebenen erfindungsgemäßen Nasenriemens, des Reithalfters und des Zaumzeugs, die jeweils mit einem solchen Nasenriemen ausgestattet sind, liegt darin, dass die empfindlichen Stellen auf dem Nasenrücken des aufgezäumten Pferdes nunmehr keinerlei Druck ausgesetzt sind und somit die Verletzungsgefahr des Pferdes durch zu starke Druckbelastung relevanter Stellen am Pferdeschädel gebannt ist. Ferner trägt die erfindungsgemäße Druckentlastung wesentlich zum Wohlbefinden des Pferdes bei.
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Im Folgenden wird die vorliegende Erfindung anhand der Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
- 1 eine Darstellung eines kompletten Zaumzeugs mit Zügeln, bei dem der erfindungsgemäße Nasenriemen Anwendung finden kann, nebst Begriffsbestimmung;
- 2a) eine Teilansicht eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Nasenriemens in Draufsicht;
- 2b) eine perspektivische Teilansicht des Nasenriemens aus 2 a) von der dem Nasenrücken zugewandten Seite;
- 3 eine Darstellung einer weiteren Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Nasenriemens, der den Pferdekopf vollständig umschließt.
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Das in 1 gezeigte Zaumzeug 1 weist einen Genickriemen 11 und einen Stirnriemen 2 auf, an deren jeweiligen beiden Enden zu beiden Seiten des Pferdekopfes jeweils ein Ende eines Backenstücks 3 verstellbar befestigt ist. Am jeweils anderen Ende der Backenstücke 3 ist eine Trense 7 mit einem Gebiss und/oder eine Kandare (nicht dargestellt) gegebenenfalls über weitere Elemente, wie Ringe oder dergleichen, befestigt. An einem solchen Ring sind z. B. die vorderen Enden der Zügel 8 befestigt.
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Ein Nasenriemen 5 ist quer über dem Nasenrücken angebracht und an den beiden Backenstücken 3 verstellbar befestigt. Wie in 3 gezeigt, kann der Nasenriemen 5 über die Backenstücke 3 hinaus verlängert sein (Teilstück 5a in 3) und somit den Pferdekopf vollständig umschließen. Damit wird unter anderem gewährleistet, dass das Zaumzeug 1 sicher am Pferdekopf befestigt ist und nicht durch das Pferd abgestreift werden kann, ohne dass dazu weitere Riemen erforderlich sind. Der Nasenriemen 3 bildet zusammen mit mindestens einem weiteren Riemen zwischen dem Nasenriemen 3 und den Enden der Stirn- und Genickriemen 2, 11 den Reithalfter 4.
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Am Nasenriemen 3 kann auf der Höhe der Mitte des Nasenrückens ein Kinnriemen 6 befestigt sein, der unter dem Maul des Pferdes verläuft und ein zu weites Öffnen des Mauls verhindern soll.
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2 zeigt in a) eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Nasenriemens 3 in Draufsicht und in b) in einer perspektivischen Ansicht, vom Pferdekopf ausgesehen.
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Der Nasenriemen 5 weist einen Gurt 12 aus einem biegsamen Material, in der Regel Leder, auf mit Befestigungsmitteln (nicht gezeigt) an seinen Enden zum Befestigen jeweils an einer ausgewählten Stelle auf den beiden Backenstücken 3. Die Befestigung nach Art einer Gürtelschnalle ermöglicht es einzustellen, wie stramm bzw. lose der Nasenriemen 5 auf dem Nasenrücken verschnallt werden soll (zwei-Finger-Regel).
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Auf der dem Nasenrücken des Pferdekopfs zugewandten Seite ist auf dem Gurt 12 eine Polsterung 9 angebracht, die zusammen mit dem Gurt 12 den Nasenriemen 5 bildet.
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Als Polstermaterial kommen viele verschiedene Materialien und Bauarten in Betracht, wie Schaumstoffe, Gummi- oder Silikonkissen, Gel-Pads, Luftkissen, ein- oder mehrschichtige Blister-Folien, natürliche Polstermaterialien oder dergleichen.
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Die Polster 9 werden mit einem sehr weichen Leder oder einem anderen atmungsaktivem Material überzogen, welches an den Längsrändern des Gurts 12 mit diesem vernäht oder anderweitig an diesem befestigt wird.
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Die Polsterung 9 ist, wie in 2 gezeigt, mit einer Aussparung 10 auf der Höhe der Mitte des Nasenrückens, in Längsrichtung des Nasenrückens gesehen, versehen. Die Aussparung 10 hat eine Länge von 2 bis 10 cm in Längsrichtung des Nasenriemens 5. Die Aussparung 10 kann eine Tiefe aufweisen, die maximal der Höhe der Polsterung 9 entspricht oder geringer ist. Die Aussparung 10 ist so ausgestaltet und angeordnet, dass der Nasenriemen 5 am Ort einer empfindlichen Stelle auf dem Nasenrücken mit dieser nicht in Berührung kommt. Somit ist z.B. das Nasenbein und/oder das infraorbitale Foramen vor jedweder Druckbelastung geschützt.
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Darüber hinaus können weitere Aussparungen 10d, wie in 3 gezeigt, seitlich von der (Haupt)-Aussparung 10 angeordnet sein, an Orten, wo sich auf dem Nasenrücken weitere empfindliche Stellen befinden.
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Das in 2 gezeigte Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Nasenriemens 5 weist zu beiden Seiten der Aussparung 10 eine Polsterung 9 auf, deren Dicke mit wachsendem Abstand von der Aussparung 10 zuerst zunimmt und dann wieder in Richtung auf die Backenstücke 3 abnimmt.
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Diese Ausführungsform ist lediglich ein Beispiel und in keiner Weise einschränkend zu verstehen.
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Dadurch wird beim Anlegen und Verschnallen des Zaums 1 der maximale Druck des Nasenriemens auf den Nasenrücken an Orte verlegt, an denen sich keine empfindlichen Stellen befinden.
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Dadurch wird das Verletzungsrisiko erheblich verringert und das Wohlempfinden des Pferds erhalten. Gleichzeitig hat eine etwas straffere Verschnallung des Zaums weniger negative Auswirkungen.
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2b) zeigt den Nasenriemen 5 aus 2a) in perspektivischer Ansicht vom Pferdekopf aus gesehen.
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Man erkennt, dass die Polsterung 9 im Querschnitt ein im Wesentlichen halbrundes Profil aufweist.
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Die Stirnseitenwände 10a, 10c der Aussparung 10 sind abgeschrägt, sodass sich die Aussparung 10 von ihrem Boden 10b ausgehend aufweitet. Die Stirnseitenwände 10a, 10b können auch im Wesentlichen die Form von Kugelsegmenten einnehmen.
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3 zeigt eine Ausführung eines erfinderischen Nasenbügels 5, der über die Backenstücke 3 hinaus verlängert ist durch den Abschnitt 5a, der die Backenstücke 3 unter dem Pferdekopf verbindet.
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Die Dicke der Polsterung 9 im Abschnitt 5a ist hier dünner eingezeichnet als im Abschnitt 5. Dies ist lediglich optional und nicht einschränkend zu verstehen.
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Die kopfumspannende Ausführung des Nasenriemens 5 macht weitere Verschnallungsriemen unnötig, was auch dem Erscheinungsbild des gesamten Zaums zugutekommt.
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Der erfindungsgemäße Nasenriemen, der Reithalfter und der Zaum, die den erfindungsgemäßen Nasenriemen aufweisen, verringern das Verletzungsrisiko des Pferdes und sind seinem Wohlbefinden beim Reiten zuträglich.
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Die vorstehende Beschreibung von Ausführungsbeispielen der vorliegenden Erfindung dient lediglich zu deren Erläuterung und ist nicht einschränkend zu verstehen. Der Schutzumfang der vorliegenden Erfindung ist durch die angefügten Ansprüche definiert.
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Bezugszeichenliste:
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- 1
- Pferdezaum
- 2
- Stirnriemen
- 3
- Backenstück
- 4
- Reithalfter
- 5
- Nasenriemen
- 5a
- unterer Abschnitt Nasenriemen
- 6
- Kinnriemen
- 7
- Gebiss, Trense
- 8
- Zügel
- 9
- Polsterung
- 10
- Aussparung
- 10a, 10c -
- Stirnseitenwände der Aussparung
- 10b
- Boden der Aussparung
- 10d
- weitere Aussparungen
- 11
- Genickriemen