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Der
Gegenstand der Erfindung sind Zubereitungen aus Artemisia annua
sowie mehrere Verfahren zur Herstellung von Mikro- und Nanopartikeln
aus dem einjährigen Beifuss (Artemisia annua). Im Ergebnis
werden ultrafeine Partikel mit verbesserten Eigenschaften gewonnen,
die als Nahrungs- und Futterergänzungsmittel, für
den Einsatz in Kosmetika sowie für medizinische Anwendungen
genutzt werden können.
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Stand der Technik
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1. Herstellung von Nano- und
Mikropartikeln
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Zur
Herstellung von Nano- und Mikropartikeln sind verschiedene Herstellungsverfahren
auf Basis von Lipiden oder Polymeren bereits bekannt. So wurden
bereits Verfahren zur Herstellung von Lipid-Mikropartikeln auf Basis
von Phospholipiden beschrieben, die antimykotische Eigenschaften
haben und im pharmazeutischen oder kosmetischen Bereich eingesetzt
werden können (
DE
69 00 2905 T2 ). Andere Verfahren beschreiben Lipidnanopartikel
auf Basis von extrahierten Mono-, Di und Triglyceriden, Ölen
oder Wachsen. Mit Hilfe dieser gewonnenen Lipide werden ebenfalls
pharmazeutische Wirkstoffe verkapselt (
WO 94/20072 A1 ). Weitere
Lipidnanopartikel beschreiben Substanzen ebenfalls auf Basis von
Lipiden zur parenteralen Anwendung (
WO 98/56362 A1 ). Auch werden spezielle Techniken
zur Herstellung von Lipidnanopartikeln vorgestellt (z. B.
EP 0 526 666 A ).
Bisher sind in der Literatur jedoch keine Mikro- und Nanopartikel
auf Basis von Artemisia Annua und deren Herstellung beschrieben
worden.
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Die
Herstellung von Mikro- und Nanopartikel unter Nutzung arteigener
Lipide ist bereits bekannt (
WO 2004/075907 A2 und
WO 2003/72118 A1 ).
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Die
Nutzung der Pflanze Artemisia annua konzentriert sich bisher auf
die Verwendung des Artemisinins als Antimalaria-Mittel. Das erfordert
die Extraktion mit apolaren Lösungsmitteln wie n-Hexan.
Dabei werden zwangsläufig auch die Lipide entfernt. Eine
direkte Nutzung der Lehre aus
WO 2004/075907 A2 und
WO 2003/72118 A1 für
die Umwandlung der verbleibenden Biomasse von Artemisia annua, die
noch weitere wertvolle Inhaltstoffe enthält, in Mikro-
und Nanopartikel ist daher wegen der abgetrennten Lipide nicht möglich.
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Die
restliche Biomasse und damit auch die darin enthaltenen Wirkstoffe
bleiben bei den bisherigen Verwertungskonzepten weitgehend unbeachtet.
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2. Bisherige Nutzung von Artemisia
annua
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Der
Einjährige Beifuss (Artemisia annua) wird seit Jahrtausenden
als Heilpflanze verwendet. Die Pflanze ist in Europa und Asien beheimatet.
Sie wachst 2 bis 3 m hoch und hat frischgrüne, stark zerteilte
Blätter und winzig cremefarbene Blütenköpfe.
Zu medizinischen Zwecken werden die oberirdischen Teile der Pflanze
verwendet. Die Herstellung und Anwendung von Extrakten aus Artemisia
und deren Anwendung in den Bereichen Ernährung, Kosmetik
und Medizin ist aus der Literatur bekannt (z. B. Applied
Biochemistry and Biotechnology, 1990, Vol 24/25, pp 213–222).
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Ein
Teil der Inhaltstoffe des Einjährigen Beifusses (Artemisia
annua) besitzt eine hohe Wirksamkeit gegen den Malariaerreger. Im
Gegensatz zu anderen Malariamitteln hat der Wirkstoff kaum Nebenwirkungen
und auch eine sehr günstige Resistenzlage, wobei er zusätzlich
mit anderen Stoffen kombiniert werden kann.
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Der
eigentliche Wirkstoff ist das Artemisinin (Artemesin, Cotexin),
ein sekundärer Pflanzenstoff (Sesquiterpen mit Peroxidgruppe),
der in den Blättern und Blüten des Einjährigen
Beifusses (Artemisia annua) vorkommt. Wie alle Pflanzenstoffe sind
diese in der Biomasse mit weiteren ähnlichen Substanzen
vergesellschaftet, da die biochemischen Wege nicht eingleisig verlaufen.
So sind 9 weitere peroxidhaltige Substanzen, die ebenfalls gegen
den Malariaerreger wirken, in den Pflanzen enthalten. Über
200 Inhaltstoffe konnten in den pflanzlichen Teilen insgesamt nachgewiesen
werden.
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Die
in der Literatur diskutierte Wirkungsweise des Artemisinins hängt
eng mit der chemischen Struktur zusammen. Die im Molekül
enthaltene Peroxidgruppe ist in Gegenwart hoher Konzentrationen
von Eisenionen instabil und bildet freie Radikale. Solche hohen
Konzentrationen werden in roten Blutkörperchen und auch
in Malariaerregern gefunden, die Eisen akkumulieren. Gelangt Artemisinin
in Erythrozyten, werden freie Radikale gebildet und der Parasit
möglicherweise dadurch getötet. Es gibt aber auch
Hinweise darauf, dass Artemisinin – Derivate bestimmte
Enzyme hemmen.
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Aus
dem Artemisinin oder verwandten Pflanzensubstanzen wurden auch mehrere
halbsynthetische Derivate hergestellt, die aber alle zur Wirksamkeit
die Peroxidgruppierung enthalten müssen.
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Weitere
Anwendungen der peroxidhaltigen Strukturen werden in
US 2007269537 beschrieben, beispielsweise
zur lokalen Wundbehandlung.
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Es
ist davon auszugehen, dass die allgemeine Nachfrage nach Artemisinin – Präparaten
in den nächsten Jahren auf mehrere hundert Millionen Behandlungen
ansteigen wird. Um dieses Volumen zu produzieren, werden enorme
Mengen des pflanzlichen Wirkstoffes benötigt. Es wäre
deshalb von großem Vorteil, wenn es eine möglichst
hochwertige Verwertung der dabei in großem Überschuss
anfallenden Biomasse gäbe.
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Aus
einem Hektar Pflanzen lassen sich ein bis zwei Tonnen Blätter
ernten, aus denen rund zwei bis drei Kilogramm des Artemisinin gewonnen
werden können. Die Gewinnung aus pflanzlichen Rohstoffen
wird dadurch erschwert, dass der Artemisinin-Gehalt der Pflanzen
sehr gering ist und beträchtliche Schwankungen aufweist.
Er liegt meist zwischen 0,1 und 0,4%, bezogen auf das Trockengewicht.
Im Idealfall lassen sich von einem Hektar Pflanzenmaterial ein bis
zwei Tonnen Blättern ernten, aus denen mittels Extraktion
mit unpolaren Lösungsmitteln wie Hexan und nachfolgender
Behandlung mit Petrolether rund 2 bis 3 kg des Artemisinin gewonnen
werden können. Es entsteht dabei ein ölig-gelber
Extrakt der Pflanze, der zu Gel und anschließend zu weißem,
kristallinem Pulver raffiniert wird, welches Artemisinin als so
genanntes Blutschizontozid enthält.
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Die
restliche Biomasse bleibt bei den bisherigen Verwertungskonzepten
weitgehend unbeachtet, da sich die Nutzung der Pflanze bisher auf
die Verwendung des Artemisinins als Antimalaria-Mittel konzentriert. Zur
Lösung der gestellten Aufgabe müssen geeignete
Kombinationspartner gefunden werden.
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3. Marine Organismen als potentielle
Kombinationspartner
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Für
die Aufgabenstellung geeignete Naturstoffe wurden beispielsweise
in marinen Mikroalgen gefunden (Lukowski G, Lindequist U, Mundt
S, Jülich WD: Pharmazeutisch oder kosmetisch wirksame Mittel
aus lipidhaltigen marinen Organismen. (2003)
WO 2003/72118 A1 ). Da
marine Organismen über sehr spezielle Lipidzusammensetzungen verfügen,
ist es möglich, durch Auswahl der marinen Organismen daraus
hergestellte Formulierungen jeweils an einen besonderen Verwendungszweck
anzupassen (
Lindequist U, Schweder T: Marine Biotechnology.
In: Rehm HJ: Biotechnology. 2. ed., Wiley-VCH Weinheim 2001: 442–473).
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Darüber
hinaus verfügen Cyanobakterien über bemerkenswerte
biosynthetische Potenzen. Haematococcus pluvialis ist beispielsweise
eine einzellige Grünalge, die bis zu 5% ihrer Biomasse
das Ketocarotinoid Astaxanthin produzieren kann. Astaxanthin ist
als natürliches antioxidans ein wertvoller kosmetischer
Rohstoff. Während Cyanobakterien als hochproduktive Produzenten
von Sekundärstoffen mit vielfältigen biologischen Wirkungen
bekannt sind, werden die eukaryotischen Mikroalgen insbesondere
als Produzenten von Primärstoffen wie Fettsäuren,
Pigmenten u. a. geschätzt.
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Verbindungen
die biogenetisch den Polyketiden zuzuordnen sind, wurden bisher
in Mikroalgen seltener gefunden (Falch, B. Phaarmazie in
unserer Zeit 1996, 25, 311–312; Burja,
A. M.; Banaigs, B.; Abou-Mansour, E.; Burgess, J. G.; Wright, P.
C. Tetrahedron 2001, 57, 9347–9377). Die ersten
Paracyclophane, chloridhaltige Sekundärmetabolite des Polyketidstoffwechsels,
wurden zu Beginn der 90iger Jahre aus Nostoc linkia und Cylindrospermum
licheniforme isoliert und eine hemmende Wirkung auf die Proliferation
von KB und LoVo-Zellinien nachgewiesen (Moore, B. S.; Chen
J. L.; Patterson G. M. L.; Moore, R. E.; Brinen, L.; KatoY.; Clardy,
J. J. Am. Chem. Soc. 1990, 112, 4061–4063; Chen,
J. L.; Moore, R. E.; Patterson, G. M. L. J. Org. Chem. 1991, 56,
4360–4364; Moore, B. S.; Chen, J. L.;
Patterson, G. M. L.; Moore R. E. Tetrahedron 1992, 48, 3001–3006).
Aus einer natürlich vorkommenden Nostoc sp. Blüte
wurde ein weiteres Cyclophan, dass sich durch eine Dreifachbindung
auszeichnet und antibakterielle sowie antialgale Wirkungen besitzt,
isoliert (Ploutno, A.; Carmeli, S. J. Nat. Prod. 2000, 63,
1524–1526).
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4. Medizinische genutzte Pilze
als potentielle Kombinationspartner
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Der
Lipidgehalt von Pilzen kann von weniger als 1% bis zu 15–20%
des Trockengewichtes schwanken. Im Mittel kann mit etwa 2 bis 8%
gerechnet werden. Pilzfett enthält alle Arten von Lipiden
wie freie Fettsäuren (überwiegend ungesättigte
Fettsäuren), Mono-, Di-, und Triglyceride, Sterole (speziell
Ergosterol), Sterolester sowie Phospolipide (Chang, S. T.;
Miles, P. G.: The nutritional attributes and medicinal value of
edible mushrooms. In Edible mushrooms and their cultivation, 27–40,
CRC Press, BocaRaton (1989); Garcha, H. S., Khanna,
P. K., Soni, G. L.: Nutritional importance of mushrooms. In: Mushroom
Biology and Mushroom Products, ed. Chang, S. T., Buswell, J. A.,
Chiu, S. W.: The Chinese University Press, JonKong, 227–236
(1993); Greene, W. M.: Nutritional and medicinal
value of speciality mushrooms, Journal of Food Protection 53, 883–894
(1990); Bötticher, W.: Technologie der
Pilzverwertung, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 21–55, (1974).
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Die
Lackporlinge (Ganoderma spec) sind Holzbewohner (Saprobionten und
Parasiten) auf Nadel- und Laubbäumen, die sich u. a. durch
einen hohen Triterpern-Gehalt auszeichnen. Biologisch aktive Verbindungen aus
Pilzen der Gattung Ganoderma sind seit langem beschrieben (U.
Lindequist: Ganoderma. In: Hagers Handbuch der pharmazeutischen
Praxis/Hrsg F. von Bruchhausen, 5. vollständig neubearbeitete
Auflage, Springer-Verlag Berlin-Heidelberg New York 1998, Folgeband
2 Drogen A-K (Hrsg W. Blaschek). S. 750–761.
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5. Bisher realisierte Kombinationen
mit Artemisia annua
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Im
Gegensatz zur Anwendung des Artemisinin als Malaria-Wirkstoff sind
bisher relativ wenige weitere Anwendungen von Pflanzen der Gattung
Artemisia beschrieben.
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So
ist in
KR 20030051517 ein
Nahrungsergänzungsmittel beschrieben, das neben Hovenia
dulcis Thunberg and Semisulcospira libertine als Hauptbestandteilen
einen Zusatz von 8% Artemisia luayomogi enthält.
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In
KR 20030005127 wird
ein Nahrungsergänzungsmittel beschrieben, das neben Hoving
Dulis Thunb und Alnus rubra Hovenia dulcis als Hauptbestandteilen
einen Zusatz von 10% Artemisia capillaris enthält. Artemisia
capillaris wird in
CN 1615927 u.
a. als Mittel gegen Bluthochdruck beschrieben, wobei dem Stand der Technik
eine Mischung mit verschiedenen chinesischen Pflanzen entspricht.
CN 1969679 beschreibt die
kombinierte Anwendung von Artemisia capillaris und G. lucidum in
Form eines Tees.
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In
JP 2000143437 wird ein
Kosmetikum beschrieben, das wenigstens 2 der folgenden Pflanzenextrakte
enthält: Veronica undulata Wall, Ottelia alismoides Pers.,
Artemisia apiacea Hance, Artemisia annua L., Andrographis Paniculata
Nees, Dichroa febrifuga Lour., Eclipta prostrata L., Dipsacus asper
Wall, Dipsacus japonicus Miq., Boehmeria nivea Gaud., Polygonum
aviculare L., Sterculia lychnophera Hance, Carpesium abrotanoides
L. and Polyporus mylittae Cook. Eine Kombination aus Zuckeralkoholen
wie Xylitol oder Erythritol und Pflanzenextrakten, die u. a. auch
Artemisia capillaries enthalten kann, wird in
JP 2001081008 für die
externe Anwendung auf der Haut beschrieben.
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Ein
Nahrungsergänzungsmittel, das einen Artemisia capillaris
Thunb.-Extrakt enthält, wird in
KR 20050024920 beschrieben. Diese
Nahrungsergänzung soll der Hautalterung entgegen wirken.
Auch Artemisia annua hauptsächlich in Kombinationen eingesetzt.
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Die
gesundheitsfördernden Inhaltstoffe der Gattung Ganoderma
werden vielfach mit Extrakte aus Artemisia spez. kombiniert. So
enthält die in von
KR
20020078314 beschriebene Kombination u. a., 3% Artemisia capillaris
Thunb. und 2% G. lucidum. Auch im
JP
2006143711 wird eine Kombination von Extrakten aus Pflanzen
und Pilzen beschrieben, die u. a. auch Artemisia argyi Levi. et
Vant und G. lucidum enthält. Das in
KR 20040032288 beschriebene Nahrungsmittel
enthält Artemisia capillaris Thunb in Kombination mit Bierhefe
und G. lucidum.
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KR 20050001730 beschreibt
ein Nahrungsergänzungsmittel mit immunaktivierender und
Antitumor-Wirkung, das u. a. G. lucidum (FR) Karst und Artemisia
Messerschmidtiana Besser enthält.
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CN 1351886 beschreibt ein
Mittel aus 20 Komponenten der chinesischen Medizin, das u. a. G.
lucidum und Artemisia capillaris enthält und das bei Lebererkrankungen
eingesetzt werden soll. Auch das
CN
1092295 lehrt die Verwendung von G. lucidum und Artemisia
capillaris in einer Kombination vieler Kräuterextrakte
zur Bekämpfung verschiedener Erkrankungen.
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JP 2048517 beschreibt ein
Haarpflegemittel, das u. a. Artemisia apiacea Hance und G. lucidum
enthält.
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Wie
dieser Aufzählung zu entnehmen ist, werden bei den beschriebenen
Kombinationen aus Extrakten der Gattungen Artemisia und Ganoderma
zwar verschiedene Arten von der Gattung Artemisia eingesetzt, während
der Einsatz von Ganoderma-Arten bisher weitgehend auf die Verwendung
der Spezies G. lucidum beschränkt ist. Eine Kombination
aus Artemisia annua mit Ganoderma pfeifferi ist bisher nicht bekannt,
obwohl Extrakte aus G. pfeifferi aus der deutschen Patentanmeldung
DE 10 2005 031 363
A1 bekannt sind.
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6. Stand der Technik bei vorgesehenen
Anwendungen
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6.1. Anti-Aging
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Als
Hautalterung wird der komplexe biologische Prozess der mit dem Alter
einhergehenden Veränderung der Haut bezeichnet. Während
die intrinsische Alterung, also die genetisch gesteuerte verminderte
Reagibilität der Hautzellen nicht beeinflusst werden kann,
kann die durch extrinsischen Faktoren (Umweltfaktoren wie UV-Licht,
chemische Reagentien, mechanische Belastung, Stress, Hitze und Kälte)
bewirkte Zellalterung durch Anti-Aging-Präparate vermindert
werden. Insbesondere unter dem Einfluss freier Radikale kommt es
zu einer Erschöpfung der Zellprozesse, der Zellteilung,
zu einer erhöhten Permeabilität der Zellmembranen
und zu einer Minderversorgung der Zellen.
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Als
sichtbare Zeichen dieser umweltbedingten Zellalterung bekommt die
Haut tiefe Falten und Runzeln, ihre trockene Oberfläche
neigt zu Einrissen und Pseudonarben, die Oberhaut wird dünner.
Es wird weniger Fett produziert, die Haut verliert an Elastizität
und ist nicht mehr so regenerationsfähig. Da vor allem
die UVA-Strahlung tief in die Haut eindringt, erzeugt sie in der
Lederhaut Singulett-Sauerstoff. Dieser bewirkt die Produktion von
Enzymen, die die kollagenen Fasern schädigen und damit
die Straffheit der Haut reduzieren. Gleichzeitig quellen elastische
Fasern auf, was zu einem Verlust der Dehnbarkeit der Haut führt.
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Das
Problem aller Kosmetikpräparate im Zusammenhang mit Anti-Aging
ist jedoch, dass bisher vor allem die sichtbaren äußeren
Zeichen der Hautalterung beurteilt werden. Dem stand der Technik
entsprechende Cremes können diese sichtbaren Zeichen nur
mindern, solange die Ursache – die umweltbedingte Zellalterung – nicht
beseitigt wird. Bereits vorhandene Falten kann man nicht zum Verschwinden
bringen, sondern der Haut im Wesentlichen Feuchtigkeit und Fett
zuführen, so dass sie vorübergehend glatter erscheint.
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Da
der Einfluss auf die umweltbedingte Alterung der Zellen bisher nicht
experimentell nachgewiesen werden konnte, wird der Alterungsprozess
der Hautzellen durch dem Stand der Technik entsprechende Mittel praktisch
nicht beeinflusst.
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6.2. Sonnenschutz
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Eine
wesentliche Ursache für die vorzeitige Hautalterung ist
die UV-Strahlung.
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Bei
herkömmlichen Sonnenschutzmitteln auf der Basis von Titandioxid
(TiO2) wird die Reflektion und Adsorption
durch mikrofeine Partikel aus Titandioxid oder Zinkoxid, die das
einfallende UV-Licht reflektieren, ausgenutzt, um eine Erythembildung
(Sonnenbrand) zu vermeiden. Als anorganische UV-Filter fungieren.
In modernen Präparaten werden die Pigmentpartikel auf etwa
200 Nanometer verkleinert.
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Bei
Exposition mit ultraviolettem (UV-)Licht absorbieren photokatalytische
Substanzen wie Titandioxid (TiO2;) in hohem
Maße UV-Strahlung. Bei der Reaktion von Titandioxid mit
UV-Strahlung bilden sich jedoch in Anwesenheit von Wasser und Sauerstoff freie
Radikale. Es ist nachgewiesen, dass durch den photokatalytischen
Effekt von Titandioxid bei Anwendung von Titandioxid in UV-Schutzmitteln
neben einer vorzeitigen Zellalterung auch Schäden der DNA
durch freie Radikale auftreten, deren Bildung durch das Schutzmittel
nicht verhindert, sondern infolge der photokatalytischen Reaktion
sogar verstärkt wird.
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Praktisch
kein Sonnenschutzmittel verzichtet deshalb heute auf den Zusatz
von Radikalfängern. Dies ist durchaus sinnvoll, da reaktive
Sauerstoffspezies an allen Entzündungsvorgängen
beteiligt sind und vor allem die ungesättigten Verbindungen
(Aminosäuren, Proteine, Lipide) angreifen, aus denen die
Zellwände und DNA-Strukturen der Zellkerne aufgebaut sind.
Freie Radikale und reaktive Sauerstoffspezies spielen auch bei der
Polymorphen Lichtdermatose – vom Laien oft als Sonnenallergie
bezeichnet – eine Rolle. In Sonnenschutzprodukten findet
man deshalb eine Vielzahl von Substanzen, die freie Radikale neutralisieren
sollen: Vitamin E, Vitamin C, Glucosylrutin, Furalglucitol, Ginkgo-Extrakt,
Thermalwasser, Silymarin, Superoxiddismutase, Grüner Tee-Extrakt,
Bakterienlysate, Bio Melanin, Ferulasäure oder Carboxymethyl-Glucan.
Bei einigen Substanzen ist jedoch fraglich, ob sie auch bei topischer
Anwendung als Radikalfänger wirken.
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Ein
potenter Radikalfänger ist das Flavonoid Glucosylrutin,
das in Kombination mit Vitamin E als Pre Sun Creme zur Prophylaxe
der Polymorphen Lichtdermatose Tage vor dem Aufenthalt in der Sonne
aufgetragen wird (Hadschiew 1997). Dem gleichen
Prinzip folgt die Empfehlung, die Haut frühzeitig mit einer
hochkonzentrierten Vitamin E-Creme (Beispiel Optolind E) abzusättigen
(Heinrich 1994).
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Fast
jedes Sonnenschutzmittel enthält Vitamin E (Tocopherol).
Reine Vitamin E-Cremes erreichen einen Lichtschutzfaktor von etwa
3. Durch die perorale Aufnahme lassen sich in der Epidermis keine
ausreichend hohen Tocopherol-Konzentrationen erreichen. Überdies
zeigen Studien, dass sich die Vitamin E-Konzentration in der Haut
durch Sonneneinstrahlung um bis zu fünfzig Prozent verringern
kann (Thiele 1998). Deshalb ist eine lokale Applikation
erforderlich. Als Acetat penetriert Vitamin E gut in die Epidermis,
wo es durch Esterasen in freies Vitamin E gespalten wird. Auf Grund
seiner Struktur kann es gut in die Zellwand eingelagert werden und
schützt diese vor dem Angriff der Radikale.
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Zur
Charakterisierung der Qualität eines Sonnenschutzmittels
wird der Schutz vor Sonnenbrand in Zukunft nicht mehr im Vordergrund
stehen. Der Lichtschutzfaktor hilft zwar, bei richtiger Anwendung
ein Erythem zu vermeiden, er gibt aber keine Anleitung, wie der
Verbraucher eine Immunsuppression oder nicht mehr reparierbare Zellkernschäden
vermeiden kann. Dazu braucht man neue Messkriterien.
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Bei
der photokatalytischen Reaktion entstehen u. a. sehr reaktionsfähige
freie OH-Radikale, die eine starke antimikrobielle Wirkung haben
(A. Heller: Chemistry and Applications of Photocatalytic
Oxidation of Thin Organic Films. Acc. Chem. Res., Vol. 28, No. 12
(1995) 503/D. Bahnemann: Photocatalytic Detoxification
of Polluted Waters. The Handbook of Environmental Chemistry, Springer
Verlag 1999, Volume 2, Part L, 285–351. Es wird
unter photokatalytischer Aktivierung durch UV-Licht eine sehr starke
Reduktion des Ausgangskeimgehaltes bei E. faecium auf 0,01%, bei
S. aureus auf = 0,001% und bei E. coli auf 0,00002% erreicht. Diese
starke biozide Wirkung ist bei Anwendungen auf der Haut unerwünscht.
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6.3. Anti-Tumor-Wirkung
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Es
gibt erste Anhaltspunkte einer Wirkung von Inhaltstoffen von Artemisia
annua auf verschiedene menschliche Krebsarten.
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Nach
Ergebnissen des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg beruht
auch diese Wirkung auf der Bildung freier Radikale durch die Peroxid-Gruppierung
in Gegenwart von Eisenionen.
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Die
Prüfung des Artemisinins als potentielles Antikrebsmedikament
befindet sich noch in einem frühen Stadium.
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Triterpene,
isoliert aus Ganoderma concinna, können die Apoptose in
HL-60-Zellen einleiten (Gonzalez AG, Leon F, Rivera A, Padron
JI, Gonzalez-Plata J, Zuluaga JC et al. New Lanostanoids from the
Fungus Ganoderma concinna. J Nat Prod 2002; 65: 417–21).
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Triterpene,
erhältlich aus Ganoderma applanatum, sind gegen Hauttumore
der Maus wirksam (Chairul, Tokuyama T, Hayashi Y, Nishizawa
M, Tokuda H, Chairul SM, Hayashi Y. Applanoxidic acids A, B, C and D,
biologically active tetracyclic triterpenes from Ganoderma applanatum.
Phytochemistry 1991; 30: 4105–9; Chairul,
Chairul SM, Hayashi Y. Lanostanoid triterpenes from Ganoderma applanatum.
Phytochemistry 1994; 35: 1305–8). Eine Derivat
des Illudin war in klinischen Studien wirksam (Murgo A,
Cannon DJ, Blatner G, Cheson BD. Clinical trials of MGI-114. Oncology
1999; 13: 233–8).
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Bewährt
hat sich die Zuführung von Lentinan in Ergänzung
zur Chemotherapie bei Patienten mit Magenkrebs, Darmkrebs und anderen
Tumoren (Hazama S, Oka M, Yoshino S, Iizuka N, Wadamori
K, Yamamoto et al. Clinical effects and immunological analysis of intraabdominaland
intrapleural injection of lentinan for malignant ascites and pleural
effusion of gastric carcinoma. Cancer & Chemotherapy 1995; 22: 1595–7).
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Nach
dem P 53-Modell (Nature 415, 26–27 (2002))
bestehen enge Beziehungen zwischen niedriger Tumor-Morbidität
und Anti-Aging-Effekten.
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6.4. Verminderung der Verkeimung von Implantaten
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Die
Infektionsraten bei permanenten Implantaten liegen meist zwischen
0,5 und 6% Präventionsstrategien werden dringend benötigt.
Zusammen mit Candida sind Staphylokokken die häufigsten
Erreger einer Katheter-assoziierten Sepsis, von denen etwa 50% tödlich
verlaufen. In einem sich auf der Kunststoffoberfläche ausbildenden
Biofilm sind die Staphylokokken teilweise vor dem Angriff von Antibiotika
geschützt und entwickeln sehr häufig eine Mehrfachresistenz.
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Jede
Implantat-assoziierte Infektion ist mit einem starken Anstieg der
Behandlungskosten verbunden [Kohnen & Jansen, 2001]. In Deutschland
geht man von 3000 bis 4000 Katheter-assoziierten Todesfällen
pro Jahr aus.
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Antiseptisch
ausgerüstete Implantate können z. B. im Gastrointestinal-
und Urogenitalbereich verwendet werden (Brauers et. al.,
Biocompatibility, cell adhesion and degradation of surface-modified
biodegradable polymers designet for the upper unrinary tract. Tech.
Urol. (1998), 4, 214–220; Multanen et
al., Bacterial adherence to ofloxacin-blendet polyacetone-coated
self-reinforced I-lactid acid polymer uroological stents. BJU Intern
(2000), 900, 44–56; Schierholz, J. M.,
H.-M. Wenchel, D. König, J. Beuth und G. Pulverer: Stellenwert
antimikrobieller Slow-release-Systeme zur Prävention kathetherassoziierter
Infektionen. Hyg. Med. 23 (1998). 548–556.
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Die
Adhäsion von Mikroorganismen und Zellen an ein Implantat
stellt in der Pathogenese von nosokomialen Fremdkörperinfektionen
an Kunststoffoberflächen den ersten wichtigen Schritt dar.
In der
PCT/EP 2008/056 730 vom
31.5.08 wird Verfahren zur Beschichtung von Oberflächen
mit Mikro- und Nanopartikel mit Hilfe von Plasmaverfahren beschrieben,
das zur Verhinderung der Adhäsion durch Keime eingesetzt
werden kann. Arbeiten zur Beschichtung von Medizinprodukten mit
Lipidnanopartikeln hergestellt aus Artemisia annua liegen nach unseren
Recherchen nicht vor.
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7. Nachteile des Stands der Technik
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Alle
im Stand der Technik beschriebenen Kombinationen nutzen Extrakte
aus der Gesamtpflanze Artemisia annua.
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Die
Nutzung der Pflanze Artemisia annua konzentriert sich bisher auf
die Verwendung des Artemisinins als Antimalaria-Mittel. Das erfordert
die Extraktion mit apolaren Lösungsmitteln wie n-Hexan.
Dabei werden zwangsläufig auch die Lipide entfernt. Damit
ist die im Stand der Technik beschriebene Umwandlung der Biomasse
in Mikro- und Nanopartikel unter Nutzung der arteigenen Lipide nicht
mehr möglich.
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Die
restliche Biomasse und deren Inhaltstoffe bleiben bei den bisherigen
Verwertungskonzepten weitgehend unbeachtet.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung
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Eine
Aufgabe, die durch die Erfindung gelöst werden soll, bestand
darin, aus der Biomasse von Artemisia annua Mittel zur Verfügung
zu stellen, die nach entsprechender klinischer Prüfung
zur Tumorbehandlung eingesetzt werden können.
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Eine
zusätzliche Aufgabe bestand darin, lipidhaltige Mikro-
und Nanopartikel für die Beschichtung von Instrumenten
und/oder Implantaten zur Verfügung zu stellen.
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Eine
vordringliche Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, neue Anwendungen
für die nach Abtrennung des Arteminsins aus Artemisia annua
verbleibenden Reststoffe zu finden und dafür neue Formulierungen
bereitzustellen.
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Darstellung des Wesens der
Erfindung
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Die
Aufgaben wurden gemäß den Merkmalen der Patentansprüche
gelöst, einerseits durch Zubereitungen aus Biomassen der
Pflanze Artemisia annua und andererseits durch Biomassen lipidhaltiger
Algen oder Pilze, sowie durch die Umwandlung dieser Zubereitung
in Mikro- und Nanopartikel.
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Erfindungsgemäß werden
neuartige Partikel mit einem mittleren Durchmesser, der je nach
Herstellungsart zwischen 10 nm und 10 μm liegt, erhalten,
die die Inhaltstoffe von Artemisia annua und den jeweiligen Kombinationspartner
integrieren.
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Je
nach dem, ob Artemisin-haltige oder Artemisin-freie Biomassen aus
Artemisia annua eingesetzt werden, werden Mikro- und Nanopartikel
erhalten, die für sehr unterschiedliche Aufgabenstellungen
eingesetzt werden können.
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Mikro-
und Nanopartikel, dadurch gekennzeichnet, dass für ihre
Herstellung Biomassen der Pflanze Artemisia annua verwendet werden,
die alle Inhaltstoffe einschließlich Artemisinin (Sesquiterpen-Peroxide) enthalten,
stellen einerseits neue Mittel zur Verfügung, die nach
entsprechender klinischer Prüfung zur Tumorbehandlung eingesetzt
werden können, andererseits werden auch Mittel gewonnen,
die für die Beschichtung von Oberflächen und deren
antimikrobielle Ausrüstung geeignet sind.
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Bei
dieser Anwendung wird die starke Radikalbildung beim Zerfall der
Peroxidgruppe besonders in Gegenwart von Eisenionen für
zytotoxische und antimikrobielle Wirkungen genutzt.
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Um
sich selbst vor der Radikalwirkung zu schützen, enthält
Artemisia annua radikalfangende Wirkstoffe. Mikro- und Nanopartikel,
dadurch gekennzeichnet, dass für ihre Herstellung Biomassen
der Pflanze Artemisia annua verwendet werden, deren Gehalt an Artemisinin
(Sesquiterpen-Peroxide) vor der Umwandlung in Mikro- und Nanopartikel
entfernt wurde, nutzen diese radikalfangenden Eigenschaften. Die
unter Abtrennung der Peroxid-Strukturen hergestellten Mikro- und
Nanopartikel sind deshalb für Anti-Aging-Präparate,
Hautpflegemittel und Sonnenschutzprodukte geeignet.
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Unabhängig
davon, ob Artemisin-haltige oder Artemisin-freie Biomassen verwendet
werden kann die für die Lösung der Aufgabe erforderliche
Umwandlung in Mikro- und Nanopartikel wahlweise mit dem Homogenisationsverfahren,
dem Lösungsmittel-Homogenisations-Verfahren oder dem Lösungsmittel-Emulsionsverfahren
erfolgen.
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1. Homogenisationsverfahren
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Die
zerkleinerte Biomasse von Artemisia annua bzw. die Reste nach Abtrennung
der Sesquiterpen-Peroxide werden zunächst erwärmt.
Dieser Anteil wird in den Fettsäuren von anderen lipidhaltigen
Pilzen oder Cyanaobakterien) bzw. der gesamten lipidhaltigen Biomasse
suspendiert, dispergiert bzw. adsorbiert. Parallel dazu wird ein
Tensid-Wasser-Gemisch hergestellt. In diese Biomasse können
ein oder mehrere Wirkstoffe (fest oder flüssig) hinzu gegeben
werden. Dieses Tensid-Wasser-Gemisch wird auf eine Temperatur oberhalb
der Schmelztemperatur der Fettsäuren erwärmt.
Die beiden Phasen werden bei der gewählten Temperatur vereint.
Anschließend wird mit Hilfe eines Rührers (Rotor-Stator-Prinzip)
oder mit Hilfe von Ultraschall eine Vorsuspension hergestellt. Die
Vorsuspension wird danach mit Hilfe eines Hochdruckhomogenisators
homogenisiert, wobei die Zahl der Homogenisationszyklen und der
Arbeitsdruck nach der erwünschten Partikelgröße
und Stabilität der Zubereitung gewählt werden.
Zwischen den einzelnen Zyklen ist darauf zu achten, dass die Herstellungstemperatur
immer wieder eingestellt wird. Das Tensid dient zur Stabilisierung
der Suspension.
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Sollte
es bei der Herstellung Probleme mit der Höhe der Temperatur
(z. B. empfindliche Wirkstoffe) geben, so besteht die Möglichkeit,
das gesamte Verfahren auch bei Raumtemperatur durchzuführen.
In diesem Falle wird das Verfahren in gleicher Weise, wie zuvor
beschrieben, durchgeführt, wobei der Wirkstoff an den lipidhaltigen
Organismen adsorbiert oder bei Zusatz einer geringen Wassermenge
dispergiert wird.
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2. Lösungsmittel-Homogenisations-Verfahren
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Die
zerkleinerte Biomasse von Artemisia Annua bzw. Extraktionsreste
nach Abtrennung der Sesquiterpen-Peroxide sowie lipidhaltige Biomassen
einer zweiten Spezies und gegebenenfalls ausgewählte Wirkstoffe
vorzugsweise Vitaminmischungen werden in einem verdampfbaren organischen
Lösungsmittel suspendiert. Danach wird dieses Gemisch vordispergiert
(Stator-Rotor-Prinzip oder Ultraschall), homogenisiert (Hochdruckhomogenisator)
und anschließend sprühgetrocknet oder gefriergetrocknet
(Schema 2). Beim Gefriertrocknen ist zu beachten, dass geeignete
Kryoprotektoren eingesetzt werden. Es besteht darüber hinaus
auch die Möglichkeit, das organische Lösungsmittel
durch geeignete Verdampfer (z. B. Rotationsverdampfer) zu entfernen.
Anschließend können die Partikel in geeigneten
wässrigen Tensid-Lösungen redispergiert werden. Danach
ist eine erneute Dispergierung (Stator-Rotor-Prinzip oder Ultraschall)
und Homogenisierung (Hochdruckhomogenisator) notwendig.
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3. Lösungsmittel-Emulsions-Verfahren
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Dieses
Verfahren basiert auf der Bereitung einer Emulsion aus Wasser und
einer Lösung von Artemisia annua bzw. der Extraktionsrestes
von Artemisia annua nach Abtrennung der Sesquiterpen-Peroxide in
einem geeigneten organischen Lösungsmittel. Dazu wird ein
Emulgator zur Dispergierung des Biomasse-Wirkstoffes eingesetzt.
Emulgator und Biomasse werden in einem geeigneten organischen Lösungsmittel
gelöst. Zu dieser Lösung wird eine wässrige
Phase, die ein wasserlösliches Cotensid enthält,
hinzugefügt und mit der lipidhaltigen Biomasse einer zweiten
Art vermischt. Danach wird dieses Gemisch vordispergiert (Stator-Rotor-Prinzip
oder Ultraschall). Nach einem Homogenisationsschritt mit Hilfe eines
Hochdruckhomogenisators wird das organische Lösungsmittel
durch Verdampfen entfernt, wobei die Wirkstoff enthaltende Biomasse
in Form von festen Partikeln ausfällt.
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Die
biologisch aktiven Inhaltsstoffe aus Artemisia annua bzw. aus dem
Kombinationspartner können sich je nach Ladung und Größenverteilung
der Inhaltstoffe und den Herstellungsbedingungen in der festen Matrix
(Nanopellet) und/oder in der lipidhaltigen Hülle (Nanokapsel),
in der Hülle eingeschlossen, und/oder im gelösten
oder hochdispersen Zustand in der Formulierung verteilt und/oder
an den Randzonen der Nanopellets adsorbiert oder adhäriert
befinden. Durch die Umwandlung der Kombination aus Artemisia annua
und der lipidhaltigen Biomasse einer zweiten Spezies in Mikro- und
Nanopartikel werden Inhaltsstoffe beider Komponenten kontrolliert
abgegeben.
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Bei
der Herstellung der Mikro- und Nanopartikel können sowohl
Artemisin-haltige als auch Artemisin-freie Biomassen mit lipidhaltigen
Algen vorzugsweise mit Cyanobakterien mit einem Lipidgehalt von
mindestens 10% und/oder mit der einzelligen Grünalge Haematococcus
pluvialis kombiniert werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden
Artemisin-haltige Biomassen mit Mikroalgen kombiniert, die zusätzlich
einen natürlichen Gehalt an Carbamidocyclophanen aufweisen.
Sowohl Carbamidocyclophane enthaltende Biomassen von Cynanobakterien
als auch die peroxidhaltigen Strukturen von Artemisia annua üben
eine starke zytotoxische Wirkung auf Tumorzellen aus, verfügen
aber über unterschiedliche Wirkungsmechanismen, so dass
es zu einem synergistischen Effekt kommt.
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Dafür
besonders geeigneten sind Mikroalgen, die Carbamidocyclophane entsprechend
dem Formelbild 1, gekennzeichnet durch ein symmetrisches Kohlenstoffskelett
mit Carbamidostrukturen in der Seitenkette sowie durch ein unterschiedliches
Substitutionsmuster der den Carbamidostrukturen gegenüberliegenden
Seitenketten, wobei R1 bis R7 sowohl Halogen-,
Hydroxyl-, Carbonyl- als auch Alkylgruppen sein können,
enthalten. Die Carbamidocyclophane nach Formelbild 1 und daraus
hergestellten Zubereitungen hemmen das Wachstum verschiedener Tumorzellinien
(MCF-7 Zellen Mammakarzinom; 5637 Zellen Blasenkarzinom) besonders
stark. Besonders bevorzugt sind Mikro- und Nanopartikel, die den
Wirkstoff nach Formelbild 1 in einer Konzentration von 0,01 bis
3% enthalten.
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Durch
die erfindungsgemäße Überführung
in Mikro- und Nanopartikel kommt es einerseits zu einer synergistischen
zytotoxischen Wirkung der Kombination aus Wirkstoffe nach Formelbild
1 und der peroxidhaltigen Strukturen aus Artemisia annua gegen Tumorzellen.
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Um
die zytotoxische Wirksamkeit zu steigern, kann der Anteil der Wirkstoffe
nach Formelbild 1 oder der Sesquiterpen-Peroxide in den erfindungsgemäßen
Zubereitungen durch Zugabe des reinen Wirkstoffes erhöht
werden.
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Werden
für die Herstellung der Mikro- und Nanopartikel dagegen
Artemisin-freie Biomassen und Carbamidocyclophan-freie Mikroalgen
eingesetzt, werden besonders günstige Hautpflegeprodukte
erhalten. Für diese Aufgabenstellung sind als lipidhaltige
Biomassen einer zweiten Spezies insbesondere Mikroalgen geeignet,
die sich durch ein besonderes Fettsäuremuster im Lipidanteil
auszeichnen. Durch Pflege mit Formulierungen, die die erfindungsgemäß aus
Artemisia annua und Mikroalgen hergestellten Mikro- und Nanopartikel
enthalten, werden der Haut schützende Lipide zugeführt.
Darüber hinaus besitzen einige Mikroalgen ein extrem hohes
Wasserrückhaltevermögen, das in diesen Formulierungen
genutzt werden kann. Damit wird mit den erfindungsgemäßen
Formulierungen dem transepidermalen Wasserverlust entgegen gewirkt.
Mit den erfindungsgemäßen Mikro- und Nanopartikeln
wird der Haut Feuchtigkeit und Fett in besonders günstiger
Form zugeführt, so dass sie glatter erscheint.
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In
einer besonders günstigen Ausführungsform wird
als Kombinationspartner der Artemisia annua die einzellige Grünalge
Haematococcus pluvialis eingesetzt. Diese Grünalge enthält
bis zu 5% ihrer Biomasse das Ketocarotinoid Astaxanthin. Durch die
erfindungsgemäße Mikroverkapselung wird Astaxanthin
geschützt und kontrolliert abgegeben.
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Durch
die Radikalfängereigenschaften der erfindungsgemäßen
Mikro- und Nanopartikel wird bei regelmäßiger
Anwendung die durch Umweltfaktoren wie UV-Licht, chemische Reagentien,
mechanische Belastung, Stress, Hitze und Kälte bedingte
vorzeitige Hautalterung verhindert.
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In
einer anderen Ausführungsform können bei der Herstellung
der Mikro- und Nanopartikel sowohl Artemisin-haltige als auch Artemisin-freie
Biomassen mit lipidhaltigen Pilzen kombiniert werden. Besonders
bevorzugt sind die Arten Ganoderma lucidum und/oder Ganoderma pfeifferi
und/oder Ganoderma applanatum und/oder Ganoderma concinna und/oder
Ganoderma tsugae und/oder Auricularia auricula-judae und/oder Grifola
frondosa und/oder Hericium erinaceus und/oder Lentinula edodes und/oder
Pleurotus ostreatus und/oder Pleurotus eryngii.
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Werden
Artemisin-haltige Biomassen oder Kombinationen aus Artemisin-haltigen
Biomassen und Carbamidocyclophan-haltige Mikroalgen mit Pilzen insbesondere
der Gattung Ganoderma kombiniert, kommt es zu einem synergistischen
Effekt.
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Sowohl
Carbamidocyclophane der Mikroalgen als auch die peroxidhaltigen
Strukturen von Artemisia annua üben eine direkte zytotoxische
Wirkung auf Tumorzellen aus.
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Demgegenüber
bewirkt die Biomasse der Gattung Ganoderma eine Induktion der Apoptose
und eine Immunstimulation insbesondere durch den Glucan-Gehalt der
Ganoderma-Arten. Inhaltstoffe von Ganoderma-Arten bewirken eine
Aktivierung der Phagozytose durch Makrophagen. Die Wirksamkeit kann
verstärkt werden, wenn Kombinationen mit Triterpenen aus
Ganoderma concinna und/oder aus Ganoderma applanatum und/oder aus
Ganoderma lucidum, Ganoderma tsugae und/oder aus Ganoderma pfeifferi
eingesetzt werden. Vorteilhafterweise können für
diesen therapeutischen Verwendungszweck Triterpene aus diesen fünf
Ganoderma-Arten kombiniert werden.
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Das
Zusammenwirken von zytotoxischer Wirkung, Induktion von Apoptose
und Makrophagen-Aktivierung ist überraschend und ermöglicht
neue Wege bei der Prävention und Bekämpfung von
Tumoren. Die erfindungsgemäße Mikro- und Nanopartikel
können cytostatische Wirkstoffe, apoptosinduzierende Wirkstoffe und
Immunstimmulantien als Zweier- oder Dreierkombinationen enthalten.
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Werden
dagegen Artemisin-freie Biomassen oder Kombinationen aus Artemisinfreien
Biomassen und Carbamidocyclophan-freien Mikroalgen mit Pilzen kombiniert,
die sich bei der Gesundheitsförderung und bei der Prophylaxe
bewährt haben, werden Präparate mit besonderen
pflegenden Eigenschaften erhalten. Die Mikro- und Nanopartikel besitzen
ausgeprägte Radikalfängereigenschaften, was für
viele Anwendungen von Vorteil ist.
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Auch
durch die unterschiedlichen Fettsäuremuster der Pilze und/oder
der Cyanobakterien können die Eigenschaften der entstehenden
Produkte den Erfordernissen angepasst werden.
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Insbesondere
Ganoderma pfeifferi als Kombinationspartner für diese Anwendungen
geeignet. Der Stoffwechsel von humanen Zellen (FL-Zellen) Mikro-
und Nanopartikeln, hergestellt aus G. pfeifferi, wird sehr stark
stimuliert. Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass
mit Mikro- und Nanopartikeln, hergestellt aus einer Kombination
aus Artemisia annua und Ganoderma pfeifferi, ähnlich starke
stimulierende Effekte auf den Zellstoffwechsel erreicht werden,
selbst wenn Ganoderma pfeifferi in seiner Konzentration stark vermindert
ist und die Artemisia annua-Komponente im großen Überschuss
vorliegt.
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Die
Inhaltstoffe von G. pfeifferi reduzieren den oxidativen Stress und
verstärken die endogene Radikalabwehr. Die nur bei G. pfeifferi
nachgewiesenen Inhaltsstoffe Ganomycin A und B hemmen bei einer
Konzentration von 10 μg/ml die durch Luminol induzierte
und die spontane Sauerstoffradikalfreisetzung.
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Durch
die kontrolliert abgegebenen Inhaltstoffe wird die Proliferation
von humanen Keratinocyten gesteigert. Unter dem Einfluss der Kombination
steigt der Glucoseverbrauch von humanen Zellen, was auf eine Anregung
des Stoffwechsels hinweist. Es wurde gefunden, dass die Respiration
verstärkt, die Bildung von Proteinen gefördert
und die Zellalterung verlangsamt wird. Unter den gleichen Versuchsbedingungen
lässt sich bei Extrakten aus G. lucidum keine Verlangsamung
des Alterungsprozesses nachweisen.
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Die
unter UV-Einfluss erhöhte Zellpermeabilität – messbar
durch Bestimmung der LDH-Aktivität im Medium – wird
vermindert. Die Regenerationsfähigkeit der Zellen nach
einer UV-Schädigung wird deutlich erhöht. Die
Mikro- und Nanopartikel haben darüber hinaus den Vorteil,
ausgeprägte Radikalfängereigenschaften zu besitzen,
was für viele Anwendungen von Vorteil ist. Aus den Mikro-
und Nanopartikel werden die radikalfangenden Inhaltstoffe sowohl
von Artemisia annua als auch von G. pfeifferi kontrolliert abgegeben.
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Nicht
unwesentlich ist darüber hinaus, dass die Produktion von
speziellen Ganoderma-Arten, die noch nicht in großem Umfang
kommerziell genutzt werden, auf Grund des langsamen Pilzwachstums
sehr aufwendig ist. Der Kombinationspartner aus Artemisia annua fällt
dagegen bei der Produktion des Wirkstoffes gegen Malaria als Nebenprodukt
an. Mit der erfindungsgemäßen Kombination aus
Ganoderma-Arten und Artemisia annua-Reststoffen wird daher eine
kostengünstige Möglichkeit zur Produktion eines
Anti-Aging-Wirkstoffes mit den zellstoffwechsel stimulierenden Eigenschaften
zur Verfügung gestellt.
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Besonders
vorteilhafte Anwendungseigenschaften werden erhalten, wenn die nach
Abtrennung der Sesquiterpen-Peroxide verbleibenden Reste von Artemisia
annua mit Biomassen sowohl aus Mikroalgen als auch aus Pilzarten-Arten
kombiniert werden. Die aus dieser Dreier-Kombination resultierenden
Mikro- und Nanopartikel eignen sich vorzugsweise zum Einsatz in
Sonnenschutzpräparaten.
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Dieser
Effekt kann verstärkt werden, wenn Vitamine in die Mikro-
und Nanopartikel integriert werden. Vitamine können sowohl
im Homogenisationsverfahren, im Lösungsmittel-Homogenisationsverfahren
oder im Lösungsmittel-Emulsionsverfahren während
der Herstellung der Mikro- und Nanopartikel zugesetzt werden, wobei
sie in die Mikro- und Nanopartikel integriert werden. In einer besonders
bevorzugten Ausführungsform wird dabei Vitamin E als Acetat
eingesetzt. Die Vitamine werden aus den Mikro- und Nanopartikeln
kontrolliert an die Haut abgegeben. Als Acetat penetriert Vitamin
E gut in die Epidermis, wo es durch Esterasen in freies Vitamin
E gespalten wird. Auf Grund seiner Struktur kann es gut in die Zellwand
eingelagert werden und schützt diese vor dem Angriff der
Radikale.
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Da
bei der Entstehung von Hauttumoren Schädigungen durch freie
Radikale eine besondere Rolle spielen, wird bei regelmäßiger
prophylaktischer Anwendung von Sonnenschutzmitteln, die die erfindungsgemäßen
Mikro- und Nanopartikel enthalten, das Risiko einer Tumorentwicklung
reduziert. Zellen, die dennoch unter dem Einfluss der UV-Strahlung
entarten, werden durch die in den Zubereitungen enthaltenen Triterpene aus
Ganoderma-Arten, insbesondere aus Ganoderma concinna zur Apoptose
angeregt.
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Die
Aufgabe, lipidhaltige Mikro- und Nanopartikel für die Beschichtung
von Oberflächen, beispielsweise von Instrumenten und/oder
Implantaten zur Verfügung zu stellen, wurde durch Herstellung
von Mikro- und Nanopartikeln aus der die Biomasse von Artemisia
annua ohne Abtrennung der Peroxide gelöst. Dabei entstehen
Mikro- und Nanopartikel mit starker antimikrobieller Aktivität.
Diese Partikel können zur Verminderung der Adhäsion
von Proteinen, Zellen und Keimen eingesetzt werden. In der zum Anmeldezeitpunkt
unveröffentlichten Patentanmeldung
PCT/EP2008/056730 vom 31.05.2008
wird ein Verfahren zur Beschichtung von Oberflächen mit
Mikro- und Nanopartikel mit Hilfe von Plasmaverfahren beschrieben,
das zur Verhinderung der Adhäsion durch Keime eingesetzt
werden kann. Die erfindungsgemäßen Mikro- und
Nanopartikel können für eine Erweiterung dieses
Verfahrens genutzt werden.
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Die
Merkmale der Erfindung gehen außer aus den Ansprüchen
auch aus der Beschreibung hervor, wobei die einzelnen Merkmale jeweils
für sich allein oder zu mehreren in Form von Kombinationen
vorteilhafte schutzfähige Ausführungen darstellen,
für die mit dieser Schrift Schutz beantragt wird.
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Die
Erfindung soll anhand von Ausführungsbeispielen erläutert
werden, ohne auf diese Beispiele beschränkt zu sein.
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Ausführungsbeispiel
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Beispiel 1: Fettsäurezusammensetzung
der für die Herstellung der Mikro- und Nanopartikel aus
einer Kombination von Artemisia annua mit marinen Organismen geeigneten
Mikroalgen
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Methodik
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Pro
Ordnung wurden 5–6 Stämme jeweils mit einer Doppelbestimmung
untersucht.
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Ergebnisse
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In
der Tabelle 1 ist die Schwankungsbreite der dabei gefundenen Gehalte
angegeben.
Fettsäure | Kurzbezeichnung | Gehalt |
Ordnung |
Chroococcales | Oscillatoriales | Nostocales |
Tetradecansäure | 14:0 | 30,1–35,3 | 1,3–44 | 0,7–2,0 |
Tetradecensäure | 14:1 | 13,1–17,6 | | |
Pentadecansäure | 15:0 | 0,1–1,1 | 0,03–9,6 | 0,2–4,7 |
n-Hexadecansäure | 16:0 | | 10,3–13,4 | 26,2–71,6 |
n-Hexadec-cis-7-ensäure | 16:1
(7) | | 2,2–3,9 | 0–3,7 |
n-Hexadec-cis-9-ensäure | 16:1
(9) | 38–48 | | |
11-Hexadecensäure | 16:1
(11) | 0–46 | 3,.4–5,8 | 0,5–29 |
7,10-Hexadecadiensäure | 16:2
(7,10) | | 0–4,7 | 2,2,–6,6 |
7,10,13-Hexadecatriensäure | 16:3
(7,10,13) | | 0–16,6 | 4.0–7,9 |
Heptadecansäure | 17:0 | 0,04–0,7 | 0,03–0,25 | 0,1–0,6 |
n-Octadecansäure | 18:0 | 0,1–0,5 | 0,1–3,2 | 0,2–4,9 |
n-Octadec-cis-9-ensäure | 18:1
(9) | 0,1–07 | | 0–3,4 |
6,9-Octadecadiensäure | 18:2
(6,9) | | 0–23,6 | |
n-Octadeca-cis-7-cis-10-diensäure | 18:2
(7,10) | | 3,5–22,8 | 6.1–11,0 |
9,12-Octadecadiensäure | 18:2
(9,12) | | | 0–1,3 |
n-Octadeca-cis-9,cis
12, cis 15-triensäure | 18:3
(9,12,15) | | 20,8–31,4 | 18,6–30,2 |
n-Octadeca-cis-6,cis
9, cis 12-triensäure | 18:3
(6,9,12) | | | 0–5,8 |
Octadecatetraensäure | 18:4 | | | 1,9–11,2 |
Eicosansäure | 20:0 | 0,05-0,1 | | |
Docosensäure | 20:1 | | | |
Docosansäure | 22:0 | 0,3–0,6 | | |
Tridecansäure | 23:0 | | | |
3-Hydroxyfettsäuren | | 0,1–1,4 | 0,05–3,2 | 0,2–1,2 |
-
Bei
den Chroococcales werden die Tetradecansäure und die Tetradecensäure
mit einem konstanten hohen Gehalt gefunden. Ebenfalls auffallend
hoch ist der Gehalt an entweder n-Hexadec-cis-9-ensäure
oder 11-Hexadecensäure. 8 weitere Fettsäuren werden
mit jeweils niedrigem Gehalt, in der Regel < 1%, gefunden.
-
Bei
den Oscillatoriales wurde die Tetradecensäure überhaupt
nicht gefunden, die gesättigte C-14-Säure wurde
nur bei einzelnen Stämmen nachgewiesen. n-Hexadecansäure
wurde mit einem Gehalt zwischen 10 und 14% und n-Octadeca-cis-9,cis
12, cis 15-triensäure mit einem Gehalt zwischen 20 und
30% bei allen Stämmen nachgewiesen. Ebenfalls dominierend
war die Octadecadiensäure, wobei die Lage der Doppelbindung
bei den einzelnen Stämmen variierte.
-
Bei
den Nostocales dominiert die n-Hexadecansäure, die zwischen
26 und 72% nachgewiesen wurde, während die entsprechende
untersättigte Säure nur mit einem kleinen Anteil
gefunden wurde.
-
Dagegen überwogen
bei Fettsäuren mit höherer Kettenlänge
die mehrfach ungesättigten, Formen, insbesondere die n-Octadeca-cis-9,cis
12, cis 15-triensäure oder die Octadecatetraensäure.
Da mehrfach ungesättigte Fettsäuren mit großer
Kettenlänge von besonderem Einfluss auf das Wachstum von
S. aureus sind, ist dieser Befund besonders bemerkenswert. Bei den
weiteren Untersuchungen hat sich dabei der Stamm Bio 33 aus der
Familie der Nostocaceae als besonders geeignet herausgestellt, dessen
Fettsäurezusammensetzung in Tab. 2 im Vergleich zu anderen
Stämmen dieser Ordnung dargestellt ist. Tabelle 2: Fettsäurezusammensetzung
bei Stämmen der Ordnung Nostocales
Fettsäure | Kurzbezeichnung | Gehalt |
Stamm |
97-8 | Nod 953-14 | Nod 951-11 | Bio
24 | Bio
33 |
Tetradecansäure | 14:0 | 1,2–1,6 | 0,7–1,3 | | 1,8–2,0 | 0,7–0,85 |
Pentadecansäure | 15:0 | 1,0–1,1 | 0,2–0,24 | 0,5 | 2,9–4,7 | |
n-Hexadecansäure | 16:0 | 34–44- | 71,4–71,6 | 61–74 | 26,2–34,4 | 48,8–57,6 |
n-Hexadec-cis-7-ensäure | 16:1
(7) | | | | | 3–3,7 |
n-Hexadec-cis-9-ensäure | 16:1
(9) | 22–29 | 0,55–8,8 | 14,6–21,6 | 13,8 | |
11-Hexadecensäure | 16:1
(11) | | 8,14 | 0,4 | 12,5–12,6 | |
7,10-Hexadecadiensäure | 16:2
(7,10) | | | | 6,5–6,6 | 2,6–2,8 |
7,10,13-Hexadecatriensäure | 16:3 (7,10,13) | | | | 6,6–7,9 | 4,04–4,16 |
Heptadecansäure | 17:0 | | | 0,4–0,6 | | 0,09–0,15 |
n-Octadecansäure | 18:0 | 1,5–4,9 | 0,7–0,78 | 1,3–2,0 | 0,2 | 0,7–0,71 |
n-Octadec-cis-9-ensäure | 18:1
(9) | | | 3,3–3,4 | | |
6,9-Octadecadiensäure | 18:2
(6,9) | 7,4–8,6 | 1,2–1,38 | | | |
n-Octadeca-cis-7-cis-10-diensäure | 18:2
(7,10) | | | | 7,1–11,0 | 6,0–8,2 |
9,12-Octadecadiensäure | 18:2
(9,12) | | | 1,2–1,3 | | |
n-Octadeca-cis-9,cis 12,
cis 15-triensäure | 18:3 (9,12,15) | 18,6–19,8 | | | 21,7–25,8 | 24,7–30,2 |
n-Octadeca-cis-6,cis 9,
cis 12-triensäure | 18:3 (6,9,12) | | 5,5–5,8 | 5,12 | | |
Octadecatetraensäure | 18:4 | | 10,21–11,24 | 1,9–4,0 | | |
Docosansäure | 22:0 | | | 0,7–2,1 | 0,3 | 0,5–0,6 |
Tridecansäure | 23:0 | | | | | 0,044–0,045 |
3-Hydroxyfettsäuren | | | 0,02–0,1 | | | |
3-Hydroxytetradecan säure | | | | 0,7–0,71 | 0,11–0,12 | |
3-Hydroxyundecansäure | | | | | 1,12–1,16 | |
-
Es
stehen Kombinationspartner aus unterschiedlichen Ordnungen mit ausreichend
hohen Lipidgehalt zur Verfügung. Die Eigenschaften der
Mikro- und Nanopartikel können durch Auswahl der für
die jeweilige Anwendung geeigneten Lipide variiert werden.
-
Beispiel 2 Antioxidative Eigenschaften
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Methodik
-
Die
Bestimmung der antioxidativen Eigenschaften erfolgte dünnschichtchromatografisch
(SIEVERS A et al. (2002) Simple thin-layer chromatographic
test for antioxidative compounds using DPPH assay. CBS Camag Bibliography
service 88: 14–15).
-
Ergebnis
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1 zeigt
den qualitativen DPPH-Test der Artemsia annua/Ganoderma pfeifferi-Mikropartikel
(links) im Vergleich zur Ascorbinsäure (rechts).
-
Wie
aus der Größe der Entfärbungszone der
Artemsia annua/Ganoderma pfeifferi-Mikropartikel zu sehen ist, liegen
starke antioxidative Eigenschaften der untersuchten Mikropartikeln
vor.
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Beispiel 3 Einfluss der erfindungsgemäßen
Mikropartikeln auf den Zellstoffwechsel
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Methodik
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Es
wurde eine Versuchsanordnung benutzt, die in
DP 19709649.2 (Jülich, W.-D.,
Woedtke, Th. von, Abel, P.: Messanordnung zur Erfassung von toxischen,
subtoxischen, chronisch toxischen oder stimulierenden Effekten von
Wirk- und Schadstoffen mit Hilfe von Perfusionszellkulturen) beschrieben
wurde. Konfluent gewachsene FL-Zellen wurden dazu zur Hemmung des
Wachstums mit Mitomycin C behandelt.
-
Ergebnisse
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Mikro-
und Nanopartikeln, hergestellt aus G. pfeifferi, stimulieren sehr
stark der Stoffwechsel von humanen Zellen (FL-Zellen).
-
Mit
einer Kombination aus Artemisia annua und Ganoderma pfeifferi, erfindungsgemäß hergestellt durch
Umwandlung in Mikro- und Nanopartikel unter Nutzung der arteigenen
Lipide von G. pfeifferi konnten diese Effekte erreicht, selbst wenn
Ganoderma pfeifferi in seiner Konzentration stark vermindert ist
und die Artemisia annua-Komponente im großen Überschuss
vorliegt.
-
Beispiel 4 Cytostatische Wirkung
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Methodik
-
Die
Zytotxozität der Carbamidocyclophane sowie der carbamidocyclophanhaltigen
Kombinationen erfolgt an in vitro kultivierten MCF-7 Zellen, 5637
Zellen sowie an Fl-Zellen in 96well Mikrotiterplatten. Die MCF-7 Zellen
sowie die 5637 Zellen werden 48 h in IMDM (Invitrogen) mit 10% Fetalem
Rinderserum bzw. die Fl-Zellen im Eagle-MEM + 8% Fetalem Rinderserum
vorkultiviert (37°C, 5% CO2). Dann werden die Carbamidocyclophanhaltigen
Extrakte der aquatischen Organismen bzw. die isolierten Carbamidocyclophane
in Konzentrationen von 100 μg/mL bis 0.00001 μg/mL
zugesetzt und die Zellen über weitere 48 h unter den gleichen
Bedingungen inkubiert. Anschließend werden die Zellen fixiert
und mit 0.02% Kristallviolett über 30 min gefärbt. Nach
Waschen und Trocknen wird der zellgebundene Farbstoff mit 70% Ethanol
gelöst und die optische Dichte bei λ = 550 nm
mit einem Anthos ht II Platten reader (Anthos, Salzburg, Austria)
gemessen (Bracht, K.; Boubakari; Grünert, R.; Bednarski,
P. J., Anti-Cancer Drugs 2006, 17, 41–51) Die
Hemmung der Zellproliferation wird berechnet aus der optischen Dichte
gemessen in den Ansätzen, inkubiert mit den Carbamidocyclophanen bzw.
den carbamidocyclophanhaltigen Extrakten der aquatischen Organismen
im Vergleich zur Zellkontrolle (Zellen inkubiert nur mit Medium)
und für die isolierten Carbamidocyclophane werden die IC50
Werte-Werte berechnet.
-
Für
die beiden Tumorzellinien ergeben sich für die isolierten
Carbamidocyclophane IC50-Werte zwischen 0.7 μg/mL und 1.7 μg/mL,
für die Fl-Zellen, die als nicht transformierte Zellen
anzusehen sind, IC50-Werte zwischen 2.5 μg/mL, 3.1 μg/mL
and 3.5 μg/mL ermittelt.
-
Mit
Mikro- und Nanopartikel, die Kombinationen aus Sesquiterpen-Peroxiden
und Carbamidocyclophanen enthalten, werden IC50-Werte kleiner 0.3 μg/mL
ermittelt.
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Beispiel 5 Herstellung von Mikro- und
Nanopartikeln
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Tabelle 3: Rezeptur der Nano- und Mikropartikel
Stoff | Menge
in g |
Zerkleinerte
Biomasse aus Artemisia annua | 5,00 |
Zerkleinerte
Biomasse aus einer Spezies der Ordnung Chroococcales | 5,00 |
Emulgator
(Plantacare 2000®) | 0,05 |
Demineralisiertes
Wasser | 40,00 |
Homogenisationszyklen | 4 |
-
Die
Biomassen werden vereinigt und auf eine Temperatur von 80°C
erwärmt. Davon getrennt wird eine wässrige Emulgatorlösung
auf die entsprechende Temperatur (80°C) erwärmt.
Danach werden beide Phasen vereint und mit Hilfe eines Ultra Turrax
T25 der Fa. Janke und Kunkel GmbH & Co KG (Staufen, Deutschland) in
einem Emulgierungsprozess bei 8000 Umdrehungen pro Minute und einer
Dauer von 30 Sekunden verarbeitet. Die Suspension wird danach mit
einem Kolbenspalt-Hochdruckhomogenisator Micron Lab 40 (APV-Gaulin,
Lübeck) bei einem Druck von 500 bar und einer Temperatur
von 80°C viermal homogenisiert.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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