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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum voltammetrischen Messen einer
Meßsubstanz
sowie eine Vorrichtung für
eine voltammetrische Messung.
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Die
Voltammetrie ist ein Verfahren der Elektroanalyse. Bei der Voltammetrie
wird in einer Meßzelle eine
in eine Meßsubstanz
(Probelösung)
eintauchende polarisierbare Arbeitselektrode benutzt, um die bei Spannungsänderungen
gegen eine unpolarisierte Gegenelektrode sich einstellenden Ströme zu messen.
Auf diese Weise werden Strom-Spannungs-Kurven aufgenommen. Die Arbeitselektrode
kann als stationäre
oder bewegte feste Arbeitselektrode ausgebildet sein.
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Die
Meßzelle
weist die polarisierbare Arbeitselektrode und die Gegenelektrode
auf, die in einen Leitelektrolyten eintauchen. In der Zwei-Elektrodentechnik
wird als Gegenelektrode eine nicht polarisierbare Referenzelektrode
eingesetzt. In der Drei-Elektrodentechnik wird das Potential der
Arbeitselektrode über
die Potentialdifferenz zu der nicht stromdurchflossenen Referenzelektrode
mittels Potentiostat geregelt, die Gegenelektrode ist eine beliebige
meist großflächige polarisierbare
Elektrode.
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Die
Spannung wird monoton – linear
oder treppenförmig – verändert („staircase
voltammetry"). Je nach
Meßverfahren
wird diese Grundspannung direkt verwendet (Gleichstrompolarographie;
DCP – „direct current
polarography" (DCP), „linear
sweep voltammetry" (LSV)
oder „cyclic
voltammetry" (CV)),
mit Wechselspannung konstanter Amplitude (Wechselstrom-Technik; „AC voltammetry"), einzelnen Spannungsimpulsen konstanter
Höhe (Differentielle
Puls-Voltammetrie-DPV) oder Rechtecksspannungspulsen konstanter
Höhe und
Frequenz („square
wave voltammetry" – SWV) moduliert,
oder es werden auf eine Grundspannung Spannungsimpulse steigender
Höhe gesetzt
(„normal
plus voltammetry" – NPV).
Bei der Voltammetrie werden beliebige Elektroden mit zeitlich konstanter
Oberfläche
als Arbeitselektroden eingesetzt, wobei die Elektroden stationär oder bewegt
sein können
(„rotating
disc electrodes" – RDE).
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Ein
Spezialfall der Voltammetrie ist die Polarographie. Nach IUPAC („International
Union of Pure and Applied Chemistry" ist die Polarographie eine Methode,
bei der Strom-Spannungs-Kurven
mit Hilfe einer flüssigen
Arbeitselektrode, die nach dem Stand der Technik als Quecksilberelektrode
gebildet ist, erhalten werden können.
Voraussetzung ist, daß die
Oberfläche
der Elektrode periodisch bzw. kontinuierlich, zum Beispiel mittels
Abtropfen/Abschlagen, erneuert werden kann. Grundlage für das Entstehen
von Meßsignalen
ist die Reduktion bzw. die Oxidation der Analytspezies an der Arbeitselektrode,
welches mit einem erhöhten
Strom einhergeht.
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Die
Inversvoltammetrie („stripping
voltammetry") ist
eines der empfindlichsten Verfahren der elektrochemischen Analytik.
Sie beruht auf dem gleichen Prinzip der Polarographie/Voltammetrie.
Vor der Bestimmung des Analyten wird der Analyt aber an der Elektrode
angereichert. Die Anreicherung erfolgt bei konstanter Spannung,
dem sogenannten Anreicherungspotential, an einer stationären Arbeitselektrode
und über
einen kontrollierten Zeitraum, die Anreicherungsdauer. Der Terminus „Stripping" steht für die Tatsache,
daß bei
der Bestimmung das Anreicherungsprodukt von der Arbeitselektrode
wieder abgelöst
wird. Der Bestimmungsschritt ist also der umgekehrte Vorgang zur
Anreicherung; daher nennt man diese Methode inverse Voltammetrie.
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Die
Tensammetrie ist ein Spezialfall der Wechselstrompolarographie.
Hier entsteht das Meßsignal
jedoch nicht durch Reduktions- oder Oxidationsvorgänge, sondern
durch Adsorption bzw. Desorption von grenzflächenaktiven Stoffen („Tenside") an der Elektrodenoberfläche. Als
Meßsignal
erhält
man im optimalen Fall zwei tensammetrische Spitzen, jeweils ein
Peak für
den Adsorptionsvorgang und ein Peak für den Desorptionsvorgang, die
den Potentialbereich der größten Adsorption
eingrenzen.
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Wichtigster
Bestandteil der polarographischen/voltammetrischen Meßzelle ist
die Arbeitselektrode, an der die stromerzeugende Reaktion stattfindet.
Der aufgrund von Redoxvorgängen
durch die Arbeitselektrode fließende
Strom wird über
die Gegenelektrode abgeleitet und als Meßsignal registriert. Die Referenzelektrode dient
einerseits zur Messung des Potentials der Arbeitselektrode und andererseits
zur Steuerung bzw. Regulierung des Elektrodenpotentials mit Hilfe
eines Potentiostaten. Referenzelektroden arbeiten also im stromfreien
Zustand.
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Da
Quecksilber ein sehr toxisches Element ist und eine nachhaltige
Entsorgung schwierig und teuer ist, ist der Umgang mit Quecksilber
in vielen Ländern
stark eingeschränkt
oder sogar untersagt. Insofern ist es wünschenswert, die Nutzung von
Quecksilber einzuschränken
oder sogar ganz zu vermeiden, indem ein Ersatzmaterial verwendet
wird. Dieses sollte deutlich weniger toxisch als Quecksilber sein,
ansonsten aber ähnliche
Eigenschaften aufweisen. Insbesondere ist der flüssige Aggregatzustand eine
anabdingbare Voraussetzung, da nur ein tropfendes Material eine
hochreproduzierbar erneuerbare Elektrodenoberfläche garantiert. Weiterhin wichtig
ist ein großes
nutzbares Potentialfenster, in dem die Elektrode polarisierbar ist.
Dies ist gegeben, wenn das Elektrodenmaterial schwer, das heißt bei großen kathodischen
oder anodischen Potentialen, reduzier-/oxidierbar ist und eine große Wasserstoffüberspannung
aufweist.
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Es
wurden verschiedene Suspensionen von Graphit entwickelt und getestet.
Abgesehen von Problemen hinsichtlich der reproduzierbar erneuerbaren
Elektrodenoberfläche
ist die Wasserstoffüberspannung
an diesen Materialien ungenügend,
so daß bei
relativ niedrigen kathodischen Potentialen bereits die Wasserstoffabscheidung
erfolgt. Auch die entwickelten stationären Kohle-Film-Elektroden (vgl.
beispielsweise Surmann J P, Peter B, Carbon Electrodes in Amin Analysis:
Effect of Chemically Modified Carbon Surfaces Electroanalysis, (1996)
8; 685) erfüllten
nicht die Erwartungen bezüglich
nutzbarem Potentialbereich und Wasserstoffüberspannung.
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Die Erfindung
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Aufgabe
der Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zum voltammetrischen
Messen einer Meßsubstanz
sowie eine verbesserte Vorrichtung für eine voltammetrische Messung
anzugeben, die die Anwendungsmöglichkeiten
der Voltammetrie erweitern.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
die unabhängigen
Ansprüche
gelöst.
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Die
Erfindung umfaßt
den Gedanken, bei einer voltammetrischen Messung, insbesondere Polarographie,
als Elektrodenmaterial für
eine Arbeitselektrode ein bei Raumtemperatur tropffähiges Legierungsmaterial zu
verwenden. Wechselwirkungen der Legierungskomponenten führen zu
einem veränderten
Redoxverhalten des Legierungsmaterials im Vergleich zum Redoxverhalten
der einzelnen Legierungskomponenten. Auf diese Weise ist die Möglichkeit
geschaffen, daß hoch
toxische Elektrodenmaterial Quecksilber durch bei Raumtempe ratur
tropffähige
Legierungen zu ersetzen, wodurch der Einsatz voltammetrischer Messungen
auch in Verbindung mit Anwendungen ermöglicht wird, bei denen die
Verwendung einer Meßapparatur
mit Quecksilber-Elektrode nicht erlaubt oder nicht möglich ist.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand von abhängigen Unteransprüchen.
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Galinstan
ist eine Legierung aus Gallium, Indium und Zinn, die eine erheblich
geringere Toxizität
aufweist als Quecksilber, aber wie dieses bei Raumtemperatur flüssig ist.
Die Standardpotentiale der Einzelkomponenten geben allerdings wenig
Anlaß,
einen großen
nutzbaren Potentialbereich zu erwarten: Sie liegen gerade in dem
polarographisch wichtigen Potentialbereich, pH-Wert abhängig zwischen
-100mV und -1000mV. Überraschend
wurde festgestellt, daß Wechselwirkungen
der Legierungskomponenten und Passivierungen der Oberfläche zu veränderten
Redoxverhalten führen,
so daß voltammetrische
Messungen ausführbar
waren. Hierbei wurde festgestellt:
- – Die Wasserstoffüberspannung
ist an Galinstan ähnlich
der am Quecksilber.
- – In
anodischer Richtung ist Galinstan ähnlich weit zu nutzen wie Quecksilber,
das heißt
die Oxidation der Legierungskomponenten ist anodisch verschoben.
- – Die
Lage des elektrokapillaren Nullpunktes, die Ausdehnung des nutzbaren
Potentialbereiches und die Höhe
des Grundstromes hängen
vom pH-Wert und den Ionen des Puffersystems ab.
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Verschiedene
Testsubstanzen zeigen bei den polarographischen Experimenten mit
Galinstan ein im Vergleich zu Quecksilber verändertes Verhalten, Signale
wurden jedoch an Galinstan wie an Quecksilber registriert.
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Zeichnung
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Die
Erfindung wird im folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme
auf eine Zeichnung näher
erläutert.
Hierbei zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung einer Meßanordnung für eine voltammetrische
Messung;
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2 eine
Schnittdarstellung einer Ausführungsform
einer Arbeitselektrode;
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3 eine
Strom-Spannungs-Kurve für
eine Phosphat-Pufferlösung
mit pH = 3.0;
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4 eine
Strom-Spannungs-Kurve für
einen Britton-Robinson-Puffer mit pH = 3.0;
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5 eine
Strom-Spannungs-Kurve für
eine Phosphat-Pufferlösung
mit pH = 7.0 R;
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6 eine
Strom-Spannungs-Kurve für
eine Ammoniumchlorid-Pufferlösung
mit pH = 10.0 R;
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7 eine
Strom-Spannungs-Kurve für
eine Acetat-Pufferlösung
mit pH = 4.4 R;
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8 eine
Strom-Spannungs-Kurve für
eine Acetat-Pufferlösung
pH = 6.0 R;
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9 eine
Strom-Spannungs-Kurve für
eine 0.1 M KNO3-Lösung;
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10 Strom-Spannungs-Kurven
für eine
Pb-Konzentrationsreihe im Acetatpuffer mit pH = 4.4;
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11 Strom-Spannungs-Kurven
für eine
Pb-Konzentrationsreihe im Acetatpuffer mit pH = 6.0;
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12 Strom-Spannungs-Kurven
für eine
Cadmiumbestimmung im Acetatpuffer mit pH = 4.4;
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13 Strom-Spannungs-Kurven
für eine
Cadmiumbestimmung im Acetatpuffer mit pH = 6.0;
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14 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
die Simultanbestimmung von Pb2+ und Cd2+ im Acetatpuffer mit pH = 4.4;
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15 Strom-Spannungs-Kurven
für die
Simultanbestimmung von Pb2+ und Cd2+ im Acetatpuffer mit pH = 6.0;
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16 Strom-Spannungs-Kurven
für eine
Bestimmung von Bi3+;
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17 Strom-Spannungs-Kurven
für eine
Bestimmung von Thalliumkationen;
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18 Strom-Spannungs-Kurven
für eine
Bestimmung von Sn2+;
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19 eine
Strom-Spannungs-Kurve für
eine Bestimmung von Cu2+;
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20 eine
Strom-Spannungs-Kurve für
eine Bestimmung von Bismut mittels DPSAV;
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21 Strom-Spannungs-Kurven
für eine
Bestimmung von Blei mittels DPSAV;
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22 die
chemische Strukturformel für
Nitrofurantoin;
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23 die
chemische Strukturformel für
Phenazopyridin;
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24 Strom-Spannungs-Kurven
für eine
Bestimmung von Phenazopyridin: 6.6 10-4 M
in 0.1 M KNO3; und
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25 Strom-Spannungs-Kurven
für eine
Bestimmung von Nitrofurantoin: 1.4 10-6 M
in 0.1 M KNO3.
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Ausführunsgbeispiele
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1 zeigt
eine schematische Darstellung einer Meßanordnung für voltammetrische
Messungen. Die Meßanordnung
umfaßt
einen Potentiostaten 1 auf Basis analoger Elektronik zur
Spannungsregelung, einen Stromverstärker 2, einen Digital-Analog-Wandler
(DAC) 3 sowie einen Analog-Digital-Wandler (ADC) 4.
An einer Meßzelle 5 sind
eine Arbeitselektrode 6, eine Gegenelektrode 7 und
eine Referenzelektrode 8 angeordnet. Als Elektrodenmaterial
für die
Arbeitselektrode 6 wurde Galinstan verwendet, welches bei
Raumtemperatur tropffähig
ist.
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2 zeigt
eine Schnittdarstellung einer Ausführungsform der Arbeitselektrode 6.
Das tropffähige Elektrodenmaterial 20 wird
in einem Vorratsraum 21 gehalten, welcher mit einer Kapillare 22 in
Verbindung steht. Die Verbindung zwischen dem Vorratsraum 21 und
der Kapillare 22 wird mittels einer Dichtungsnadel 23 geöffnet/geschlossen,
welche ihrerseits auf einer Dichtung 24 gelagert ist. Mittels
Betätigen
der Dichtungsnadel 23 wird das Nachliefern von tropffähigem Elektrodenmaterial
in die Kapillare 22 gesteuert.
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Bei
der Nutzung von Galinstan für
die tropfende bzw. tropfenförmige
Arbeitselektrode 6 können
die besonderen Eigenschaften dieser Legierung berücksichtigt
werden, indem die Kapillare 22 aus Kunststoff oder als
Glaskapillare mit silanisierter Innenoberfläche gebildet ist. Galinstan
ist als Legierung so konzipiert, daß die adhäsiven Wechselwirkungen zur
Glaswand einer üblichen
Kapillare größer sind
als die kohäsiven
Wechselwirkungen, was für
das bekannte Anwendungsgebiet von Galinstan als Thermometerflüssigkeit
vorteilhaft ist, in Verbindung mit der Voltammetrie bei bestimmten
Messungen aber zu Problemen führen
kann. Als Kunststoffe für
eine Kapillare können
in diesem Zusammenhang insbesondere die folgenden Materialien eingesetzt werden:
Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyvinylchloride (PVC), Polystyrole
(PS), Polyetheretherketone (PEEK), Polyester (PET), Polyetherimid
(PEI), Polyamide, Polymethacrylat (Acrylglas), Polycarbonate (PC), Polyterephthalate,
Polytetrafluorethylen (PTFE) oder Ethyltetrafluorethylen (Tefzel).
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Folgende
Varianten können
als Elektrodenmaterial für
die Arbeitselektrode 6 vorgesehen sein: Dreikomponentenlegierungen
aus Gallium (65-95%), Indium (5-22%), Zinn (0-11%); Zweikomponentenlegierungen
aus Gallium und Indium oder Gallium und Zinn; oder Mehrkomponentenlegierungen
aus Gallium, Indium, Zinn, Bismut und Antimon Die Meßsubstanz
in der Meßzelle 5 kann
mittels eines Rührers
(nicht dargestellt) gerührt
werden. Der Rührer
und Gasventile können
bei der Meßausführung über entsprechende
Steuerfunktionen gesteuert werden. Zur Meßanordnung gehört noch
eine Steuer- und Auswerteeinrichtung mit einer Schnittstelle 9,
die über
einen Mikroprozessor verfügt,
und einem Computer 10 (VA Trace Analyzer).
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Das
mit Hilfe der Meßanordnung
nach 1 umgesetzte Meßprinzip kann zusammenfassend
wie folgt beschrieben werden: Eine vom Potentiostaten 1 gelieferte
Gleichspannung wird an die Elektroden gelegt und mit treppenförmig ansteigender
Spannungsrampe nach positiveren bzw. negativeren Werten verändert. Wenn
hierbei das Potential für
die Reduktion oder die Oxidation eines Analyten in der Meßsubstanz
in der Meßzelle 5 erreicht
wird, fließt
durch die Arbeitselektrode 6 ein Strom, der über die
Gegenelektrode 7 zu- bzw. abgeführt wird und als Meßsignal
registriert wird. Auf diese Weise werden Strom-Spannungs-Kurven
gemessen.
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Die
bei der Messung am häufigsten
auftretende elektrochemische Reaktion an der Arbeitselektrode 6 ist
der heterogene Austausch von elektrischen Ladungen zwischen der
Arbeitselektrode 6 und dem Analyt. An der Phasengrenze
findet die sogenannte Durchtrittsreaktion („charge transfer reaction") statt. Die Tensammetrie
bedient sich wie eingangs beschrieben eines anderen Effekts. Hier
führt nicht
der Austausch von Ladungsträgern,
sondern die Adsorption des Analyten an der Oberfläche der
Arbeitselektrode 6 zum analytischen Signal.
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Die
Messungen wurden durchgeführt
mit dem VA Trace Analyzer 746 und dem zugehörigem VA Stand 747 der Firma
Metrohm, Herisau/Schweiz. Alle verwendeten Chemikalien waren p.
A. Qualität
der Firma Merck, Darmstadt. Als Lösungsmittel wurde ausschließlich doppelt
destilliertes Wasser verwendet. Es wurde in der Dreielektroden-Technik
gearbeitet, wobei Galinstan der Firma Geratherm Medical, Thüringen als
Arbeitselektode 6 diente. Als Gegenelektrode 7 diente
ein Platin-Stab und als Referenzelektrode 8 eine Silber/Silberchlorid-Elektrode, deren
Innenlösung
aus 3 M KCl bestand.
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Vor
jeder polarographischen/voltammetrischen Messung wurde 600s lang
mit hochreinem Stickstoff (99,999 Vol%) entlüftet, der vorher noch mit Pyrogallol
in KOH-Lösung
gereinigt wurde. Bei Mehrfachbestimmungen wurde die Analysenlösung für die nachfolgenden
Messungen jeweils nur 100s lang entgast. Als Meßmodi wurden die Differentielle
Puls Polarographie (DPP) und die Differentielle Puls Anodic Stripping
Voltammetrie (DPASV) gewählt,
da diese Methoden zu den leistungsfähigsten Methoden der Polarographie/Voltammetrie
gehören.
Es wurde am hängenden
Galinstantropfen gearbeitet.
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Es
wurden Messungen nach dem Meßprinzip
der Differentiellen-Puls-Polarographie (DPP) durchgeführt. Hierbei
wird mit einer treppenförmig
anwachsenden Gleichspannung angeregt, auf die in periodischer Reihenfolge
kleine Rechteckpulse von gleicher Pulsamplitude gesetzt werden.
Der Strom wird an jedem Tropfen zweimal gemessen, einmal vor jedem
Puls und einmal am Ende der Pulszeit, wobei die Meßzeit 10ms
betrug. Bei der Auftragung der Differenz der Meßwerte Δi gegen die Gleichspannung werden
peakförmige
Polarogramme erhalten, wobei beim Peakpotential Δi maximal ist. Tabelle 1 zeigt
die verwendeten Meßparameter. Tabelle
1 – Verwendete
Meßparameter
für die
DPP:
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Weiterhin
wurden Messungen nach dem Meßprinzip
der Differentiellen-Puls-anodicstripping-Voltammetrie (DPASV) ausgeführt. Die
sehr hohe Nachweisstärke
dieser Methode wird durch einen der elektrochemischen Bestimmung
vorgelagerten Anreicherungsschritt erreicht. An der hängenden
Galinstantropfenelektrode kann die Anreicherung von Schwermetallionen
nach unterschiedlichen Prinzipien erfolgen. In der vorliegenden
Arbeit wurde die anodic stripping voltammetry gewählt, wobei
hier zuerst die Reduktion der Metallionen und Bildung eines Amalgams
an der Galinstanelektrode und anschließend die Rückoxidation im Bestimmungsschritt
erfolgt. Tabelle 2 zeigt die verwendeten Meßparameter. Tabelle
2 – Verwendete
Meßparameter
für die
DPASV:
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Zunächst wurde
in verschiedenen Leitelektrolyten der analytisch nutzbare Potentialbereich
(Potentialfenster) ermittelt werden. Anschließend wurden verschiedene Metallkationen
polarographisch bestimmt und anodisch angereichert. Die polarographische
Bestimmung ausgewählter
Arzneistoffe wurde ebenfalls durchgeführt. Die verwendeten Pufferlösungen wurden
nach dem europäischen
Arzneibuch von 1997 hergestellt. Die Ergebnisse der Messungen für verschiedene
Leitelektrolyten sind in den 3 bis 9 dargestellt.
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3 zeigt
eine Strom-Spannungs-Kurve für
eine Phosphat-Pufferlösung
pH 3.0. Hierbei wurden 0.7ml Phosphorsäure 85% R mit 100ml Wasser
R gemischt. Die Mischung wurde mit Wasser R zu 900ml verdünnt und
mit konzentrierter Natriumhydroxid-Lösung R der pH-Wert auf 3.0
eingestellt. Die Lösung
wurde mit Wasser zu 1000ml verdünnt.
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4 zeigt
eine Strom-Spannungs-Kurve für
einen Britton-Robinson-Puffer pH = 3.0.
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5 zeigt
eine Strom-Spannungs-Kurve für
eine Phosphat-Pufferlösung
pH 7.0 R. Hierbei wurden 82.4ml einer Lösung Natriummonohydrogenphosphat
R (71.5 g l-1) und 17.6ml einer Lösung von
Citronensäure R
(21 g 1-1) gemischt.
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6 zeigt
eine Strom-Spannungs-Kurve für
eine Ammoniumchlorid-Pufferlösung
pH 10.0 R. Zur Herstellung der Pufferlösung wurden 5.4g Ammoniumchlorid
R in 20ml Wasser R gelöst.
Nach Zusatz von 35.0ml Ammoniak-Lösung R wurde mit Wasser R zu
100.0ml verdünnt.
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7 zeigt
eine Strom-Spannungs-Kurve für
eine Acetat-Pufferlösung
pH 4.4 R. Es wurden 1368 Natriumacetat R und 77g Ammoniumacetat
R in Wasser R zu 1000.0ml gelöst.
Die Lösung
wurde mit 250.0 ml Essigsäure
98% R gemischt.
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8 zeigt
eine Strom-Spannungs-Kurve für
eine Acetat-Pufferlösung
pH 6.0 R. Zum Herstellen der Pufferlösung wurden 100g Ammoniumacetat
R in 300ml Wasser R gelöst.
Nach Zusatz von 4.1ml Essigsäure 98%
R wurde der pH-Wert, falls erforderlich, mit Ammoniak-Lösung R oder Essigsäure R eingestellt.
Die Lösung
wurde mit Wasser R zu 500.0ml verdünnt.
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Ebenfalls
wurde als Leitelektrolyt 0.1 M KNO3-Lösung verwendet. 9 zeigt
eine Strom-Spannungs-Kurve
hierfür.
Die resultierende Grundlinie weist jedoch einen „Buckel" bei ca. 800mV auf, was für KNO3-Lösungen
als Leitelektrolyt auch bei Verwendung von Hg-Elektroden bekannt ist.
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Die
polarographische Bestimmung verschiedener Metallkationen wurde dann
in unterschiedlichen Leitelektrolyten vorgenommen. Die Meßergebnisse
für verschiedene
Metallkationen sind in den 10 bis 21 dargestellt.
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10 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
eine Pb-Konzentrationsreihe im Acetatpuffer pH = 4.4. Besonders
interessant ist hier, daß mit
größerer Konzentration
eine Verschiebung der Peaks in anodischer Richtung auftritt und
daß die
Peaks mit höherer
Konzentration schärfer
werden. So kann die Höhe
und die Potentiallage der Peaks, analog wie in der Tensammetrie,
analytisch genutzt werden. Ein weiterer zu diskutierender Punkt
ist hier der „Buckel" am Ende des Peaks,
der vor allem bei höheren
Konzentrationen auftritt, welcher zum Beispiel durch Desorptionsvorgänge zu Stande
kommen kann. Dies kann auch ein Anhaltspunkt für einen irreversiblen Prozess
an der Elektrodenoberfläche
sein. Zu bemerken ist auch, daß bei
höherer
Konzentration eine Erhöhung
des Grundstroms auftritt.
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11 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
eine Pb-Konzentrationsreihe im Acetatpuffer pH = 6.0. Hier ist zu
bemerken, daß trotz
höherer
Konzentration im Gegensatz zum saureren Acetatpuffer sich die Peaklage nicht
stark verändert.
Außerdem
erhält
man im Acetatpuffer pH = 6.0 „saubere
Peaks", ohne Ad-
bzw. Desorptionsvorgänge.
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12 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
eine Cadmiumbestimmung im Acetatpuffer pH = 4.4. Hier erwartet und
erhält
man einen Peak im stark kathodischen Bereich in Analogie zu Quecksilberelektroden.
Interessant ist hierbei, daß man
im Gegensatz zur Bleibestimmung keine Ad- bzw. Desorptionsvorgänge an der Form
der Peaks erkennen kann.
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13 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
eine Cadmiumbestimmung im Acetatpuffer pH = 6.0. Während man
im saureren Acetatpuffer pH = 4.4 keine Verformung der Peaks durch
Adsorptionsvorgänge
erhält, hat
man hier bei pH = 6.0 andeutungsweise eine schwache Verformung der
Peaks. Da das Potentialfenster hier größer ist, verschiebt sich im
Vergleich zum Peakpotential im Acetatpuffer pH = 4.4 auch die Lage
der Peaks zu kathodischeren Werten.
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Die 14 und 15 zeigen
Meßergebnisse
für die
Simultanbestimmung von Pb2+ und Cd2+ in beiden Acetatpuffern. 14 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
die Simultanbestimmung von Pb2+ und Cd2+ im Acetatpuffer pH = 4.4. 15 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
die Simultanbestimmung von Pb2+ und Cd2+ im Acetatpuffer pH = 6.0. Es wurde also
gezeigt, daß die
die Simultanbestimmung von Pb2+ und Cd2+ mittels der Galinstan-Elektrode ausführbar ist.
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16 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
eine Bestimmung von Bi3+. Diese Messung
wurde ausgeführt,
um auch im anodischen Bereich Peaks zu erhalten. Es ist zu erwarten,
daß Bi3+ bei ca. -400 mV zum Metall reduziert wird.
Dieser Wert wird erwartet, wenn man die bekannten Peakpotentiale
der in Acetatpuffern untersuchten Metallkationen vergleicht, die
mit Hilfe der Quecksilberelektrode als Arbeitselektrode erhalten werden.
Demnach ergibt sich immer eine Differenz von ca. -200 mV von den
Peakpotentialen, die mit der Galinstanelektrode erhalten werden.
Gemäß 16 wurde
tatsächlich
ein Peak bei ca. -400 mV [Bestimmung 06211208 1,2: -394, -394 mV]
gemessen. Hervorzuheben ist, daß ein
weiterer Peak bei ca. -830 mV [-828, -833
mV] zu beobachten ist. Um Bi5O(OH)9(NO3)4 in Lösung zu bekommen, wurde mit
H2SO4 angesäuert.
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17 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
eine Bestimmung von Thalliumkationen, woraus sich ergibt, daß Thalliumkationen
ebenfalls an der Galinstanelektrode polarographisch bestimmt werden
können.
Hier liegt der Peak bei ca. 830mV im Acetatpuffer pH = 6.0.
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18 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
eine Bestimmung von Sn2+. Es zeigt sich,
daß selbst
Zinn, nämlich
als Sn2+, obwohl es Bestandteil des Galinstans
ist, bestimmt werden konnte.
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19 zeigt
eine Strom-Spannungs-Kurve für
eine Bestimmung von Cu2+. Die polarographische
Bestimmung von Kupfer als Cu2+ lieferte
im Phosphatpuffer pH = 3.0 zwei Peaks, die die Reduktion von Cu2+ zu Cu+ und die
Reduktion von Cu+ zu elementarem Cu anzeigen.
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Weiterhin
wurde die DPASV zur Bestimmung von Bismut (c= 8.2 10-4 M)
und Blei angewendet. 20 zeigt eine Strom-Spannungs-Kurve
für eine
Bestimmung von Bismut mittels DPSAV. Hier kann man sehr gut erkennen,
daß man
durch die vorgeschaltete Anreicherung sehr große Peaks erhält, die
aufgrund einer größeren Konzentration
an der Elektrodenoberfläche
des Galinstans erhalten werden. 21 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
eine Bestimmung von Blei mittels DPSAV. Es wird darauf hingewiesen,
daß im
zweistelligen Mikroamperebereich gemessen wird, also sehr hohe Konzentrationen
angezeigt werden.
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Die
Polarographie mittels Galinstan-Elektrode eignet sich nicht nur
zur quantitativen Bestimmung von anorganischen Metallkationen, sondern
auch einer großen
Anzahl organischer Verbindungen. Hierbei ist die Möglichkeit
der polarographischen Analyse eines organischen Stoffes von seinen
funktionellen Gruppen abhängig,
welche die Redoxeigenschaften prägen.
Die Redoxeigenschaften der funktionellen Gruppen des zu untersuchenden
Moleküls
entscheiden wesentlich darüber,
ob eine Redoxreaktion im gegebenen Potentialfenster der Tropfelektrode
möglich
ist und ob die quantitative Bestimmung auf der Reduktion oder Oxidation der
Verbindung beruht. Als Testsubstanzen wurden Nitrofurantoin und
Phenazopyridin (vgl. 22 und 23) gewählt und
im Leitelektrolyten 0.1 M KNO3 untersucht.
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24 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
eine Bestimmung von Phenazopyridin: 6.6 10-4 M
in 0.1 M KNO3. 25 zeigt
Strom-Spannungs-Kurven für
eine Bestimmung von Nitrofurantoin: 1.4 10-6 M
in 0.1 M KNO3.
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Es
wurde gezeigt, daß das
Material Galinstan in Form einer tropfenden oder einer stationären tropfenförmigen Elektrode
Quecksilber in der Polarographie und Voltammetrie ersetzen kann.
Da das neue Elektrodenmaterial andere Legierungseigenschaften für reduktiv
abgeschiedene Metalle als Quecksilber aufweist, ist der Einsatz
der Inversvoltammetrie („anodic
stripping voltammetry")
erweiterbar. Das Gleiche gilt für
die „adsorptiv
stripping voltammetry" und
die Tensammetrie. Alle diese Methoden können im Bereich der Spurenanalytik
mit mobilen Geräten
vor Ort eingesetzt werden.
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In
der Arzneistoff- und Arzneimittelanalytik können die Methoden einerseits
als wertvolle unabhängige Methoden
zur Validierung der Richtigkeit häufig genutzter chromatographischer
Verfahren eingesetzt werden, zum anderen ist oft eine schnelle Quantifizierung
ohne große
Probenvorbereitung in Körperflüssigkeiten
möglich
(Dosisoptimierung, "rapentic
drug monitoring").
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Die
in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen und der Zeichnung offenbarten
Merkmale der Erfindung können
sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung
der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen von Bedeutung
sein.