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Verfahren zur Entfernung von Bestandteilen aus Schwefelwasserstoff
und Kohlenwasserstoffe enthaltenden Gasen Koksofengas und andere Brennstoff-, Destillations-bzw.
Vergasungsgase oder auch Naturgase enthalten neben Kohlenwasserstoffen Schwefelwasserstoff
und andere ihre Verwertung einschränkende oder störende Bestandteile, wie organische
Schwefelverbindungen, Cyanverbindungen, Kohlendioxyd. Diese beeinträchtigen nicht
nur die Verwendung des Gases zu Heizzwecken oder in chemischen Prozessen, sondern
stellen wertvolle Produkte dar, wenn sie isoliert oder in konzentrierter Form gewonnen
werden können. Von den zahlreichen Bestandteilen, die in Gasen dieser Art enthalten
sind, wurden nach den bekannten Verfahren die einzelnen Beimengungen durch besondere
Einheiten mit getrennten Verfahren nacheinander herausgeholt. Es ergaben sich dadurch
vielgliedrige, umfangreiche Anlagen.
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Als einzelne Stufen solcher Anlagen oder auch als selbständige Reinigungsprozesse
sind Verfahren bekannt, in welchen Schwefelverbindungen, insbesondere Schwefelwasserstoff,
und gegebenenfalls auch Kohlendioxyd aus Kokerei-, Schwel-, Crackgasen od. dgl.
durch eine Waschung unter Druck mit Teerölen, wie Rohkresol, Mittelöl od. dgl.,
so lange behandelt werden, bis der gewünschte Reinheitsgrad bezüglich Schwefelwasserstoff
erreicht ist (deutsche Patentschrift 570 448).
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Zur Abscheidung von Kohlenwasserstoffen aus solchen Gasen ist eine
Waschung der Gase mit scharf getrocknetem Toluol bei Temperaturen um - 400 vorgeschlagen
worden (USA.-Patentschrift 2 344 969).
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Es wurde nun gefunden, daß mit einem geeigneten Waschmittel aus den
eingangs bezeichneten Gasen mindestens Schwefelwasserstoff, ein Teil der organischen
Schwefelverbindungen und die Kohlenwasserstoffe und gegebenenfalls auch Ammoniak
und Cyanwasserstoff durch ein Tieftemperaturwaschverfahren entfernt und für sich
rein gewonnen werden können, während Kohlendioxyd in dem behandelten Gas verbleibt.
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Das Verfahren besteht im wesentlichen darin, daß das Gas mit einem
vorwiegend für Schwefelwasserstoff und Kohlenwasserstoffe vor Kohlendioxyd selektiv
wirkenden Waschmittel bei Temperaturen unter 0° C und bei erhöhten Drücken gewaschen
wird und daß dann aus dem beladenen Waschmittel die aufgenommenen Stoffe mit einem
Abtreibmittel desorbiert werden, wobei das Abtreibmittel so gewählt wird, daß es
mit dem absorbierenden Waschmittel nicht mischbar ist und daß es nach seiner Kondensation
ein selektives Lösungsvermögen für Schwefelwasserstoff besitzt.
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Das Verfahren wird vorzugsweise in einem Hauptabsorber, der mit dem
für Schwefelwasserstoff selektiv wirkenden Waschmittel betrieben wird, und einem
als Abtreiber-Absorber bezeichneten Turm durchgeführt, in dem im unteren Teil die
im Waschmittel aufgenommenen Bestandteile des Gases ausgetrieben und in darüberliegenden
Zonen getrennt gewonnen werden, wobei ein für Schwefelwasserstoff selektiv lösend
wirkendes Mittel vorzugsweise zusätzlich zur Kühlung auf den Kopf des Abtreiber-Absorbers
aufgegeben wird.
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Im Hauptabsorber wird vorzugsweise ein wasserunlösliches, für Schwefelwasserstoff
selektiv wirkendes, vorzugsweise hochsiedendes organisches Lösungsmittel, das vorzugsweise
mit den zu absorbierenden Stoffen keine azeotropen Gemische bildet, als Waschmittel
benutzt, wenn im Abtreiber-Absorber Wasser verwendet wird. Als Waschmittel im Hauptabsorber
dient beispielsweise Toluoyl, Xylol oder diese Stoffe enthaltende tilfraktionen.
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Um die Absorption im Hauptabsorber besonders vorteilhaft zu gestalten
und mit verhältnismäßig geringen Waschmittelmengen auszukommen, arbeitet man vorzugsweise
im Hauptabsorber bei Temperaturen unter 00, wobei Temperaturen zwischen - 20 und
- 400 sich besonders günstig erwiesen haben.
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Vorzugsweise arbeitet man auch bei erhöhten Drükken, beispielsweise
über 5 Atm.
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Die Abtreibung der im Waschmittel aufgenommenen Bestandteile des
Gases geschieht vorzugsweise durch Abtreiben mit Wasserdampf und gegebenenfalls
zusätzlicher Heizung. Für die Zerlegung der im Waschmittel aufgenommenen Bestandteile
ist es wesentlich, daß ein Temperaturgefälle im Abtreiber-Absorber hergestellt wird,
das von unten nach oben ab-
nimmt. Im unteren Teil, der als Abtreiber
wirkt, wird die Temperatur so gewählt, daß bei dem herrschenden Gesamtdruck das
Waschmittel siedet. Das Austreiben wird vorzugsweise durch Einblasen eines Abtreibmittels,
beispielsweise von Wasserdampf, unterstützt und dann der Temperaturabfall im Abtreiber-Absorber
aufsteigend so eingestellt, daß über eine gewisse Höhe hinaus keine Waschmitteldämpfe
mehr hochgeführt werden. In der darüberliegenden Zone kondensieren, gegebenenfalls
fraktionsweise, die gelöst gewesenen Kohlenwasserstoffe, und man kann sie, gegebenen
falls gemeinsam mit Wasser, in geeigneten Höhen von den dort im Abtreiber-Absorber
befindlichen Zonen durch Böden od. dgl. abfangen und nach außen abführen. Durch
geeignete Kühlung in den mittleren Höhen des Abtreiber-Absorbers lassen sich verschiedene
Fraktionen der verschiedenen Bestandteile trennen und getrennt herausführen, insbesondere
die Kohlenwasserstoffe.
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Der Schwefelwasserstoff wird als letzte Fraktion im Abtreiber-Absorber
absorbiert. Hierzu gibt man von oben gleichzeitig der Kühlung dienendes Wasser auf,
das die Absorption des Schwefelwasserstoffes bewirkt. Es ist dadurch möglich, im
Abtreiber-Absorber den als Abtreiber und den als Absorber wirkenden Teil zu einem
Gegenstromsystem zu verbinden, bei dem durch den von unten aufsteigenden Wasserdampf
in Verbindung mit Wärme entziehenden Mitteln entsprechend der Temperaturabnahme
einzelne Zonen ausgebildet werden. Um die Absorptionsfähigkeit des Wassers zu erhöhen,
gibtman auf den Kopf des Abtreiber-Absorbers Wasser vorzugsweise mit Temperaturen
zwischen 0 und 5°. Durch die gleichzeitige Verwendung von Wasser von oben in flüssiger
Phase und von unten in Dampfphase kann bei mittleren Temperaturen auch Ammoniak
in einer bestimmten Zone zwischen den Kohlenwasserstoffen und dem Schwefelwasserstoff
im Wasser angereichert und nach außen abgezogen werden, falls Gase dem Verfahren
unterworfen werden, die so viel Ammoniak enthalten, daß es nicht bereits in den
Vorkühlstufen entfernt wird. Als Restgase nach Kondensation der Kohlenwasserstoffe,
gegebenenfalls des Ammoniaks und hauptsächlich des Schwefelwasserstoffes bleiben
ein Gemisch von nicht kondensierbaren Gasen der niedrigsiedenden Kohlenwasserstoffe,
die den Abtreiber-Absorber verlassen und aus dem gegebenenfalls die Kohlenwasserstoffe
noch nach bekannten Verfahren ge wonnen werden können. Die geringe Menge Restgas
kann mit dem Reingas vereinigt oder getrennt verwendet werden. Um diese Restgase
in das Reingas einleiten zu können, wählt man vorzugsweise den Druck im Abtreiber-Absorber
höher als im Hauptabsorber.
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Ein Teil der inerten Gase und auch der niedrigsiedenden Kohlenwasserstoffe
läßt sich aus dem Waschmittel bereits vor Eintritt in den Abtreiber-Absorber abtrennen,
dadurch, daß man das beladen aus dem Hauptabsorber abIaufende Waschmittel vor dem
Eintritt in den Abtreiber-Absorber, vorzugsweise nach teilweiser Erwärmung, teilentgast.
Diese Entgasung wird vorzugsweise nur so weit vorgenommen, daß keine Kohlenwasserstoffe
und Schwefelwasserstoff mit herausgehen. Die dabei anfallenden Gase können dem vorgekühlten
Rohgas zugeführt werden.
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Das zur Absorption des Schwefelwasserstoffes im Abtreiber-Absorber
verwendete Wasser wird vorzugsweise nach der Austreibung bzw. Gewinnung des Schwefelwasserstoffes
im Kreislauf auf den Kopf des Abtreiber-Absorbers zurückgeführt.
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Die nach dem Verfahren zu reinigenden Gase, wie Koksofengase und
Naturgas, können neben Kohlenwasserstoffen und Schwefelwasserstoff auch noch Cyanverbindungen
und/oder Kohlensäure enthalten.
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Die Cyanverbindungen und gegebenenfalls Ammoniak kann man bei der
Kühlung und Trocknung der Gase, die dem beschriebenen Absorptions-Desorptions-Prozeß
vorangehen, aus dem Gas herausholen und gewinnen. Hierzu wird eine Abkühl- und Kondensationsstufe,
gegebenenfalls eine Vorwäsche zur Entfernung der Cyanverbindungen und gegebenenfalls
auch des Ammoniaks' vorgeschaltet. Die Tiefkühlung und Trocknung der Gase wird vorzugsweise
durch Wärmeübertragung mittels eines flüssigen Wärmeüberträgers durchgeführt, der
durch die kalt den Hauptabsorber verlassenden Reingase gekühlt wird. Als flüssigen
Wärmeüberträger wählt man hierbei vorzugsweise eine Wasser aufnehmende anorganische
oder organische Flüssigkeit, um Trocknung und Kühlung in einer Stufe zu vereinigen.
Das von dem flüssigen Wärmeüberträger hierbei aufgenommene Wasser kann durch bekannte
Maßnahmen, beispielsweise Verdampfung, gegebenenfalls aus einem Teilstrom des flüssigen
Wärmeüberträgers, entfernt werden.
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Enthält das zu behandelnde Gas Kohlendioxyd, das abgetrennt werden
soll, so kann man an den Hauptabsorber einen besonderen Waschmittelkreislauf anschließen,
in dem aus dem von Schwefelwasserstoff befreiten Gas beispielsweise mit Methanol
das Kohlendioxyd ausgewaschen wird.
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Die Erfindung sei in einem Ausführungsbeispiel für ein Koksofengas
näher erläutert: Das H C N, Hb,S und Kohlenwasserstoffe verschiedener Art enthaltende
Gas hatte folgende Zusammensetzung: 2,2°/oCO2, 1,90/o Cn Hm, 0,1 o 02, 6,1 ovo CO,
54,2o H2, 24,ovo CH4, 11 ,OO/o N2, O,50/o H2S, 7 bis 10 g organischer Schwefel/100
m8.
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Zur Reinigung dient die in der Abbildung dargestellte Anlage. Das
Rohgas tritt bei 1 ein, wird in dem Kühler 2 auf Temperaturen dicht über 0° vorgekühlt.
Hierbei fallen ein Teil des Wassers und mittelsiedende Kohlenwasserstoffe aus. Das
Wasser enthält insbesondere auch H C N. Das Kondensat wird durch die Leitung 3 in
den Scheider 4 geführt und trennt sich dort in zwei Schichten, eine obere Kohlenwasserstoffphase
und eine untere Wasserphase, Die Wasserphase wird in die HC N-Gewinnungsanlage 5
geführt, aus der das H C N durch die Leitung 6 abgeführt wird. Durch die Leitung
7 werden die kondensierten Kohlenwasserstoffe aus dem Scheider 4 abgezogen und mit
anderen, später gewonnenen Kohlenwasserstoffen in dem Scheider 47 vereinigt. Im
Falle der Kokereigasverarbeitung besteht dieses Kohlenwasserstoffkondensat vorwiegend
aus Benzol und seinen Homologen.
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Das vorgekühlte Gas strömt durch die Leitung 8 in einen Wäscher 9.
Der untere Teil des Wäschers enthält einen Waschkreislauf 10, in welchem z. B. durch
alkalisch eingestelltes Wasser der Rest des HCN aus dem Gas entfernt wird. Das beladene
Waschmittel strömt durch die Leitung 11 in die HCN-Gewinnungsanlage 5. Das reine
Waschmittel wird durch die Leitung 12 wieder auf den Waschteil 10 aufgegeben.
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Das von HCN befreite Gas strömt in dem Wäscher 9 nach oben in eine
Wärmeaustauschvorrichtung 13. In dieser Wärmeaustauschvorrichtung läuft ein flüssiges
Kältemittel um, das mit Hilfe des durch die Leitung 15 strömenden kalten gereinigten
Gases im Teil 14 gekühlt wird und seine Kälte im Teil 13 an das warme eintretende
Gas abgibt und dieses abkühlt. Das angewärmte
Reingas verläßt durch
die Leitung 16 den Wäscher 9.
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Das Kälteübertragungsmittel läuft über eine Leitung 17, einen Behälter
18, eine Pumpe 19 in den Kühlteil 14. Aus dem Teil 14 läuft das Kälteübertragungsmittel
über die Leitung 20 in den Teil 13. Die beiden Teile 13 und 14 sind durch den Boden
21 voneinander getrennt. Bei der direkten Kühlung des Gases im Teil 13 hat das Kälteübertragungsmittel
Wasser aufgenommen. Zur Entfernung dieses Wassers strömt ein Teil der Flüssigkeit
aus dem Behälter 18 durch die Leitung 22 in einen Verdampfer 23, wo das Wasser durch
die Leitung 24 entfernt wird. Die regenerierte Flüssigkeit strömt durch die Leitung
25 in den Behälter 18 zurück.
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Als Kältemittel werden vorzugsweise polare organische Flüssigkeiten,
gegebenenfalls in Mischung mit Wasser verwendet, die bei den für die Kühlung erforderlichen
Temperaturen unterhalb 0° flüssig sind.
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Beispielsweise eignen sich Glykole, vorzugsweise in Mischung mit Wasser,
und andere Polyalkohole oder auch Furfurol. Der Wärmeaustausch in Teil 14 wird vorzugsweise
indirekt und im Teil 13 vorzugsweise direkt vorgenommen. Als Kühlflüssigkeit kann
man auch eine anorganische Flüssigkeit verwenden, beispielsweise Salzlösungen, die
in derKältetechnikVerwendung finden, wie beispielsweise Calziumchlorid, Magnesiumchlorid,
Lithiumchlorid.
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Die Wärmeaustauschvorrichtung 13 und 14 kann in bekannter Weise auch
durch Gasgegenströmer ersetzt werden.
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Das von Cyan befreite und getrocknete Gas strömt mit einer Temperatur
von etwa - 20 bis - 40" durch die Leitung 26 in den Hauptabsorber 27. In dem Hauptabsorber
27 wird auf den Kopf ein wasserunlösliches Waschmittel durch die Leitung 28 aufgegeben.
Dieses Waschmittel wird in dem Kühler 29 auf die Temperatur des Gases vorgekühlt.
Das Waschmittel hat die Eigenschaft, daß es vorwiegend H2 5 und Kohlenwasserstoffe,
gegebenenfalls auch Ammoniak, löst und in Wasser unlöslich ist. Vorzugsweise wird
ein Waschmittel verwendet, das mit den absorbierten Stoffen keine Azeotrope bildet,
beispielsweise Xylol, Toluol oder diese Stoffe enthaltende tWlfraktionen.
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Der Hauptabsorber 27 ist mit den üblichen Böden oder Füllkörpern
oder entsprechenden Einbauten zum Stoffaustausch zwischen dem aufsteigenden Gas
und der herunterlaufenden Flüssigkeit in der üblichen Weise ausgestattet.
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Das unten aus dem Hauptabsorber beladen ablaufende Waschmittel strömt
durch die Leitung 30, durch die Pumpe 31, über einen oder mehrere Wärmeaustauscher
32 und einen Aufheizer 33 durch die Leitung 34 in den im unteren Teil als Abtreiber,
im oberen Teil als Absorber arbeitenden Turm 35, der im folgenden als Abtreiber-Absorber
bezeichnet wird.
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Während der Aufwärmung, die z. B. in mehreren Wärmeaustauschern stufenweise
vorgenommen werden kann, wird das Waschmittel zweckmäßig bei einer geeigneten Temperatur
entgast, um nicht kondensierbare Gase wie Wasserstoff, Kohlenoxyd, Kohlendioxyd,
Methan teilweise zu entfernen, um dadurch den Partialdruck des Schwefelwasserstoffes
im oberen Teil des Abtreiber-Absorbers zu erhöhen.
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Der Abtreiber-Absorber 35 ist ebenfalls mit Böden oder Füllkörpern
oder ähnlichen Einrichtungen zum Stoffaustausch zwischen Flüssigkeit und Dampf ausgestattet.
Der Abtreiber-Absorber 35 dient dazu, die vom Waschmittel absorbierten Bestandteile,
Kohlen-
wasserstoffe, H2 S und gegebenenfalls auch andere Bestandteile aus dem Waschmittel
abzutreiben und getrennt zu gewinnen. Die Restgase verlassen den Abtreiber-Absorber
35 durch die Leitung 36.
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Das regenerierte Waschmittel strömt aus dem Sumpf des Abtreiber-Absorbers
35 durch die Leitung 37 über die Pumpe 38 in den Wärmeaustauscher 32, den bereits
genannten Kühler 29 und die Leitung 28 im Kreislauf auf den Kopf des Absorbers 27.
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Im Sumpf des Abtreiber-Absorbers 35 wird z. B. durch den Waschmittelkreislauf
und den Verdampfer 39 Wärme zugeführt und gleichzeitig Wasserdampf durch die Leitung
40 eingeblasen. Im mittleren Teil des Abtreiber-Absorbers 35 wird durch eine oder
mehrere Kühlschlangen 41, die auch in verschiedenen Höhen angebracht sein können,
Wärme abgeführt.
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Auf den Kopf des Abtreiber-Absorbers 35 wird durch die Leitung 42
kaltes Wasser von etwa 0 bis 5° aufgegeben. Dieses Wasser wurde im Kühler 43 auf
diese Temperatur gebracht. Die Temperatur im Sumpf hängt von dem Druck ab, mit dem
der Absorber 35 betrieben wird. Der gesamte Druck im Sumpf des Abtreiber-Absorbers
35 setzt sich aus dem Partialdruck des verwendeten Waschmittels und des zugeleiteten
Wasserdampfes zusammen. Entsprechend stellt sich die Temperatur im Sumpf des Abtreiber-Absorbers
ein. Bei einem Gesamtdruck im Absorber von etwa 10 Atm. beträgt die Temperatur im
Sumpf etwa 1700. Von unten nach oben nimmt daher die Temperatur ab.
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Wird in dieser Vorrichtung z. B. ein Naturgas verarbeitet, so können
Kohlenwasserstoffe in bestimmten Zonen Partialdampfdrücke erreichen, bei denen sich
infolge der Berührung mit Wasser Gashydrate bilden können. In diesem Fall muß das
Wasser in diesen Zonen auf Temperaturen gehalten werden, die höher liegen als die
Temperatur, unterhalb derer diese Gashydrate beständig sind.
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Im unteren Teil des Abtreiber-Absorbers 35 werden die absorbierten
Bestandteile aus dem Waschmittel durch den von unten aufsteigenden Dampf abgetrieben.
Nach oben zu nimmt der Partialdruck des Xylols rasch ab, während die Partialdrücke
der Kohlenwasserstoffe und der gasförmigen Anteile zunächst zunehmen. Die Kühlung
41 und gegebenenfalls weitere Kühlschlangen beeinflussen den Temperaturabfall in
dem Abtreiber-Absorber nach oben. In der Zone 44 befindet sich kein Xylol mehr.
Hier kondensieren vielmehr vorwiegend Kohlenwasserstoffe aus, die durch entsprechende
Abzweigungen in die Leitung 45 geführt werden und über den Kühler 46 in den Scheidebehälter
47 gelangen, in welchem sich die Kohlenwasserstoffe von dem mitgeführten Wasser
trennen.
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In diesem Behälter können auch die durch die Leitung 7 zugeführten
Kohlenwasserstoffe gebracht werden. Die Kohlenwasserstoffe werden durch die Leitung
48 abgeführt. Durch die Leitung 49 wird das Wasser abgezogen.
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In der Zone 50 des Abtreiber-Absorbers ist die Temperatur so weit
gesunken, daß keinerlei Kohlenwasserstoffe mehr auskondensieren, sondern nur Schwefelwasserstoff
von dem durch die Leitung 42 kalt einlaufenden Wasser absorbiert wird. Das schwefelwasserstoffhaltige
Wasser wird durch die Leitung 51 in einen Abtreiber 52 geführt. In diesem wird ebenfalls
von unten durch die Leitung 53 Wasserdampf eingeblasen. Das ablaufende, vom Schwefelwasserstoff
befreite Wasser läuft teilweise durch die Leitung 54 ab. Es kann aber auch im Kreislauf
über die Pumpe 55 durch die Leitung 56 in den
Kühler 43 und von
dort durch die Leitung 42 auf den Kopf des Abtreiber-Absorbers geführt werden. Zusatzwasser
kann durch die Leitung 57 eingeführt werden. Der Schwefelwasserstoff wird über einen
Kondensator 58, in welchem mitgeführte Wasseranteile gegebenenfalls auskondensiert
werden können, durch die Leitung 59 abgeführt.
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Der oberste Teil des Abtreiber-Absorbers 35 dient der Absorption
des Schwefelwasserstoffes durch das kalt einfließende Wasser.
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Die aus dem Abtreiber-Absorber 35 über Kopf abströmenden Gase, die
vorwiegend aus Kohlenwasserstoffen bestehen, können durch eine Anlage 60 geführt
werden, in der bestimmte Kohlenwasserstoffe nach Bedarf durch an sich bekannte Verfahren
gewonnen werden können. Die gasförmigen Kohlenwasserstoffe werden durch die Leitung
61 abgeführt. Der Abtreiber-Absorber 35 wird gegebenenfalls mit einem Druck betrieben,
der etwas höher ist als der Druck im Absorber 27, so daß die durch die Leitung 61
abgeführten Gase auch in die Reingasleitung 16 geführt werden können.
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Enthalten die zu reinigenden Gase auch Kohlendioxyd, das für ihre
weitere Verwendung unerwünscht ist oder aus sonstigen Gründen aus dem Gas entfernt
und beispielsweise gewonnen werden soll, so ist es möglich, die aus dem Kopf des
Absorbers 27 bei tiefen Temperaturen abströmenden Gase durch die Leitung 15 in eine
weitere, in der Abbildung nicht dargestellte Waschstufe zu führen, in welcher das
Kohlendioxyd durch ein organisches, polares Waschmittel, insbesondere Methanol,
in geeigneter Menge ausgewaschen wird. Das mit Kohlendioxyd beladene Waschmittel
wird in an sich bekannter Weise regeneriert und im Kreislauf auf diese Waschstufe
zurückgeführt.
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Enthalten die Gase neben den genannten Verunreinigungen auch Ammoniak,
so fällt der größte Teil des Ammoniaks aus dem Gas schon mit dem in der Vorkühlung
2 kondensierenden Wasser aus, und die restlichen Ammoniakmengen werden in der Waschstufe
10 des Waschturmes 9 ausgeschieden.
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In diesem Fall kann die Aufarbeitung des Waschwassers, das nun Ammoniak
und Blausäure enthält, durch Zusatz von Kalilauge zwecks Bildung von Kaliumcyanid
und anschließendes Abtreiben des Ammoniaks vorgenommen werden.
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Soweit noch Ammoniakanteile im Rohgas enthalten sind oder wenn auf
die Gewinnung von Blausäure in einer besonderen vorgeschalteten Stufe verzichtet
wird, werden diese Ammoniakmengen von dem Waschmittel im Hauptabsorber aufgenommen
und in einer Zone, die im Abtreiber-Absorber zwischen den Kohlenwasserstoffen und
dem Schwefelwasserstoff liegt, gewonnen.
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PATENTANSPRcff: 1. Verfahren zur Entfernung von Bestandteilen aus
Schwefelwasserstoff und Kohlenwasserstoffe enthaltenden Gasen, wie Koksofengasen,
Naturgasen oder ähnlichen Gasen verschiedener Herkunft, dadurch gekennzeichnet,
daß das Gas mit einem Schwefelwasserstoff und Kohlenwasserstoffe selektiv aufnehmenden
Waschmittel gewaschen wird und daß dann das beladene Waschmittel mit einem dampfförmigen
Abtreibmittel regeneriert wird, welches mit dem Absorptionsmittel nicht mischbar
ist und nach der Konden-
sation ein selektives Lösungsvermögen für Schwefelwasserstoff
besitzt.