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Synthesegas zur Herstellung von Methanol ist bekanntlich ein Gemisch
von Kohlenmonoxyd und Wasserstoff, das frei von Schwefelverbindungen und Sauerstoff
und möglichst arm an Kohlendioxyd und Inertgasen sein soll.
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Schwefelverbindungen schädigen den Katalysator der Synthese. Sauerstoff
ist ebenfalls schädlich für den Katalysator und verbraucht Wasserstoff unter Bildung
von Wasser.
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Inertgase, Stickstoff, Methan, Argon und Kohlendioxyd reichern sich
in dem Restgas der Synthese, das nach Abscheidung der flüssigen Produkte in diese
zurückgeführt wird, an und vermindern die Partialdrücke des Wasserstoffes und des
Kohlenmonoxyds.
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Kohlenmonoxyd und Wasserstoff enthaltende Synthesegase werden überwiegend
durch Vergasung fester oder nüssiger Brennstoffe mit Sauerstoff und Wasserdampf
erzeugt. Geeignete Ausgangsstoffe sind zur Vergasung taugliche oder vorbereitete
Steinkohlen und Braunkohlen oder Mineralölfraktionen, insbesondere hochsiedende
Destillations-und Krackrückstände. Auch kohlenwasserstoffreiche Raffinerieabgase
können zu Synthesegasen umgeformt werden.
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Bei der Reinigung des rohen Synthesegases sind als Verunreinigungen
Schwefelwasserstoff und organische Schwefelverbindungen, einschließlich Kohlenoxysulfid
und Kohlendioxyd zu entfernen.
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Zur Einstellung des richtigen Verhältnisses von Kohlenmonoxyd zu
Wasserstoff ist ferner auch ein Teil des Kohlenmonoxyds durch Konvertierung mit
Wasserdampf in Wasserstoff und Kohlendioxyd umzuwandeln.
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Das geschieht gewöhnlich in der Weise, daß ein Teilstrom des rohen
Synthesegases durch die Konvertierungsanlage geleitet und in dieser in ein wasserstoffreiches,
aber an Kohlenmonoxyd armes Gas umgewandelt und danach mit dem anderen Teilstrom
wieder vereinigt wird. Das Verhältnis der beiden Teilströme wird so bemessen, daß
nach der Abscheidung aller Gasverunreinigungen einschließlich des bei der Kohlenmonoxydkonvertierung
gebildeten Kohlendioxyds im Reingas das erforderliche Verhältnis von Kohlenmonoxyd
zu Wasserstoff vorliegt.
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Diese Unterteilung des Rohgasstromes kompliziert die Gasreinigung
beträchtlich, weil für die beiden Teilströme besondere Gasreinigungen erforderlich
sind.
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Bei der Konvertierung des Kohlenmonoxyds in dem einen Teilstrom entsteht
Kohlendioxyd.
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Wenn bei der Vorreinigung des gesamten Rohgases die organischen Schwefelverbindungen
nicht vollständig erfaßt werden, dann werden diese in der Konvertierungsanlage zu
HaS hydrierend gespalten.
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Dieser nachgebildete Schwefelwasserstoff muß ebenfalls ausgewaschen
werden, während der andere Teilstrom einer Schwefelfeinreinigung unterzogen werden
muß.
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Werden zur Herstellung des Methanol-Synthesegases mit einer Konvertierung
des Kohlenmonoxyds in einem Teilstrom des Rohgases die bekannten Gasreinigungsverfahren
zur Auswaschung saurer Gaskomponenten mittels wäßriger, alkalisch reagierender Absorptionslösungen
verwendet, dann werden aus dem gekühlten Rohgas nach Abscheidung auskondensierter
Stoffe zunächst Kohlendioxyd und Schwefelwasserstoff ausgewaschen. Dann wird das
vorgereinigte Gas in zwei Teilströme aufgeteilt.
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Der eine Teilstrom wird durch eine katalytische
Feinreinigung geführt,
in welcher die organischen Schwefelverbindungen gebunden werden.
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Der andere Teilstrom wird auf 350 bis 400° C erhitzt, mit Wasserdampf
gesättigt und über einen der bekannten Konvertierungskatalysatoren, z. B. einen
Eisenoxyd-Chromoxyd-Kontakt oder einen Kobaltmolybdatkontakt geleitet.
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Hinter der Konvertierungsanlage enthält dieser Teilstrom nur noch
wenig Kohlenmonoxyd. Er besteht überwiegend aus Wasserstoff und Kohlendioxyd, enthält
aber auch den durch Hydrierung der organischen Schwefelverbindungen entstandenen
Schwefelwasserstoff.
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Damit der an der Konvertierungsanlage vorbeigeführte, schon schwefelfreie
Gasstrom beim Vermischen der beiden Teilströme nicht wieder schwefelhaltig wird,
muß für den aus der Konvertierungsanlage kommenden Teilstrom nochmals eine vollständige
Gasreinigung bezüglich Kohlendioxyd und Schwefelwasserstoff vorgesehen werden.
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Eine vollständige Entschwefelung des Rohgases vor der Aufteilung
in zwei Teilströme macht die Gaswäsche hinter der Konvertierung nicht entbehrlich.
Die katalytische Feinentschwefelung zur Beseitigung der organischen Schwefelverbindungen
aus dem an der Konvertierung vorbeigeführten Teilstrom ist durch hohe Betriebskosten
belastet.
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Zur Reinigung roher, vorwiegend aus Wasserstoff und Kohlenmonoxyd
bestehender Synthesegase sind Verfahren bekannt, in denen alle Verunreinigungen
wie Schwefelwasserstoff und organische Schwefelverbindungen, Kohlendioxyd und Kohlenwasserstoffe,
insbesondere die harzbildenden, ungesättigten, mit einem organischen flussigen Lösungsmittel
bei tiefen Temperaturen von-10 bis-80° C und erhöhten Drücken gemeinsam ausgewaschen
werden.
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Da der Feuchtigkeitsgehalt des Gases bei Unterschreitung der Temperatur
0° C zur Eisbildung führt, werden als organische Lösungsmittel wasserlösliche polare
Stoffe, vorzugsweise Methanol oder Aceton, verwendet, die die Eisbildung zu verhindern
vermögen. Diese Verfahren können auch mehrstufig ausgeführt werden, wobei in den
letzten Stufen auch Kohlenwasserstoffe als Absorptionsmittel verwendet werden können.
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Es ist bekannt, daß insbesondere die niederen aromatischen Kohlenwasserstoffe
ein selektives Lösevermögen für Schwefelwasserstoff vor Kohlendioxyd haben. Toluol
und Xylol sind schon häufig als Absorptionsmittel für Schwefelwasserstoff verwendet
worden. Bisher unbeachtet und ungenutzt geblieben ist die Eigenschaft des Xylols,
Kohlenoxysulfid und die in Synthesegasen sonst noch enthaltenen organischen Schwefelverbindungen
besser zu lösen als Schwefelwasserstoff.
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Da Xylol außerdem Kohlendioxyd und Kohlenwasserstoffe, insbesondere
die ungesättigten Harzbildner, aber auch Methan zu lösen vermag und auch für Argon
ein bemerkenswertes Absorptionsvermögen hat, eignet es sich, wie gefunden wurde,
vorzüglich als Absorptionsmittel zur Reinigung von Synthesegas für die Methanolsynthese,
weil es vor der Anlage zur Konvertierung des Kohlenmonoxyds in einem Teilstrom zur
vollständigen Entschwefelung des gesamten Rohgases und hinter der Konvertierung
zur Auswaschung des Kohlendioxyds aus den wiedervereinigten Teilströmen als Absorptionsmittel
verwendet werden kann.
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Da dieses Kohlendioxyd frei von Schwefelverbindungen ist, kann es
unbedenklich in die Atmosphäre abgelassen oder auch zu reinem Kohlendioxyd verflüssigt
werden. Bezüglich Methan und Argon wirken die mit Xylol betriebenen Gaswäschen vor
und hinter der Anlage zur Konvertierung des Kohlenmonoxyds als zweistufige Wäsche,
durch die der Inertgasgehalt irn reinen Synthesegas spürbar vermindert wird.
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Die Vergasung des Ausgangsbrennstoffes zu Methanol-Synthesegas erfolgt
vorzugsweise mit technisch reinem Sauerstoff, um das reine Synthesegas möglichst
frei von Stickstoff zu halten. Bei der Luftzerlegung zur Gewinnung des reinen Sauerstoffs
bleibt das Argon bei diesem und erscheint demgemäß als Inertbestandteil im Synthesegas.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Umwandlung eines durch Vergasen
fester oder flüssiger Brennstoffe mit Sauerstoff und Wasserdampf erzeugten, überwiegend
aus Wasserstoff und Kohlenmonoxyd bestehenden Rohgases zu einem Synthesegas für
die Methanolsynthese, wobei in einem Teilstrom des gegebenenfalls vorgereinigten
und danach völlig entschwefelten Rohgases das in diesem enthaltene Kohlenmonoxyd
durch Konvertierung mit Wasserdampf zu Wasserstoff und Kohlendioxyd umgewandelt
wird und dieser Teilstrom so bemessen ist, daß nach einer Vereinigung der beiden
Teilströme hinter der Konvertierungsanlage und Auswaschung des Kohlendioxyds aus
dem Mischgas ein Gas mit 2 Teilen Wasserstoff auf 1 Teil Kohlenmonoxyd vorliegt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß das
rohe, gekühlte und von kondensierten Stoffen enischließlich Wasser freie Gas und
das durch Teilkonvertierung des Kohlenmonoxyds auf das richtige CO rH-Verhältnis
eingestellte Mischgas in an sich bekannter Weise mit Xylol bei -10 bis-30°C und
unter Drücken von 10 bis 150 ata gewaschen werden.
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Das in der ersten der beiden Gaswäschen als Absorptionsmittel verwendete
Xylol bedarf einer intensiven Regeneration, um die aus dem Gas aufgenommenen Schwefelverbindungen
vollständig auszutreiben. Bei allen Gaswäschen mit physikalisch lösenden Absorptionsmitteln
hängt der im gewaschenen Gas erreichte Reinheitsgrad vom Restpartialdruck der ausgewaschenen
Gasverunreinigungen über dem regenerierten Absorptionsmittel ab.
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Die Regeneration erfolgt hier durch eine Destillation, bei der alle
niedriger als das Xylol siedenden Stoffe aus diesem abgetrennt werden. Da in der
zweiten Gaswäsche eine Auswaschung des Kohlendioxyds auf eine Restkonzentration
von nur 1 °/o erforderlich ist, genügt hier eine Regeneration des Xylols durch Entspannen
und Ausblasen mit einem Inertgas, wobei die tiefe Absorptionstemperatur nicht erhöht
zu werden braucht. Zur Feinregeneration kann ein Teilstrom des in der zweiten Gaswäsche
und der zugehörigen Regeneration umlaufenden Xylols durch die Regeneration der ersten
Stufe geleitet und als Reinxylol in die zweite Gaswäsche zurückgenommen werden.
Mit dieser Verknüpfung der Regenerationen beider Gaswäschen wird erfindungsgemäß
die Wiedergewinnung des Methanols verbunden, mit dem vor den beiden Gaswäschen das
Gas bei der Abkühlung unter 0° C in Berührung gebracht wird, um die Eisbildung zu
verhindern.
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Da in der ersten Gaswäsche alle im Rohgas ent-
haltenen Schwefelverbindungen
ausgewaschen werden sollen, eine Auswaschung des Kohlendioxyds nicht erforderlich
ist, dagegen in der zweiten Gaswäsche hauptsächlich Kohlendioxyd auszuwaschen ist,
aber keine Schwefelverbindungen, wird nach einer besonderen Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens als Absorptionsmittel in der ersten Gaswäsche ein durch
Vorentspannung teilregeneriertes Xylol aus der zweiten Gaswäsche verwendet, dessen
Restgehalt an Kohlendioxyd bestimmt ist durch den Partialdruck des Kohlendioxyds
in dem aus dem Absorptionsturm des ersten Gaswaschprozesses abströmenden Gas. Durch
die gegenüber Kohlendioxyd selektive H2S-Absorption des Xylols wird in der ersten
Gaswäsche wenig Kohlendioxyd ausgewaschen, so daß ein Regenerationsabgas mit so
hoher Konzentration an Schwefelverbindungen anfällt, daß es sich zur unmittelbaren
Weiterverarbeitung im Claus-Prozeß eignet.
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Die Abbildungen mögen der weiteren Erläuterung des erfindungsgemäßen
Verfahrens dienen.
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A b b. 1 ist ein Bilanz-Fließschema mit den stündlich durchgesetzten
Stoffmengen sowie den Drücken und Temperaturen in den einzelnen Verfahrensschritten
; A b b. 2 ist das Fließschema der Anlage zur Umwandlung des Rohgases in reines
Synthesegas für die Methanolsynthese.
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Dem Mengenflußbild gemäß A b b. 1 folgend werden durch Vergasung
von 34 500 kg eines Vakuumrückstandsöles mit einem Schwefelgehalt von 3 Gewichtsprozent
mit 26000 Nm3/h Sauerstoff und 14 t/h Hochdruckdampf bei 1600° C und unter einem
Druck von 40 ata stündlich 100 000 Nm3 Rohgas erzeugt. Dieses Gas hat (wasserfrei)
folgende Zusammensetzung : CO2. 4,20 Volumprozent CO. 48,87 Volumprozent H2... 45,20
Volumprozent H2S. 0,70 Volumprozent COS. 0, Q3 Volumprozent CH4. 0,20 Volumprozent200
Nma/h N2. 0,40 Volumprozent 400 Nm3/h Ar. 0,40 Volumprozent ~ 400 NmO/h Nach Abkühlung
des Gases auf-15° C und Abscheidung der auskondensierten Stoffe tritt das Gas mit
etwa 30 ata in die erste Gaswäsche zur Entschwefelung ein. Hier werden die Schwefelverbindungen
auf eine Restkonzentration unter 1 ppm ausgewaschen. Hinter dieser Gaswäsche fallen
98 200 Nm3/h Gas mit folgender Zusammensetzung an : CO2. 3,8 Volumprozent cl 49,3
Volumprozent H2... 45,9 Volumprozent CH4 0,2 Volumprozent = 198 Nm/h N2.. 0, Volumprozent
w 396 Nm3/h Ar. 0, 4 Volumprozent ? = 396 Nm/h Außer den gesamten Schwefelverbindungen
sind 10 Nm3/h Inertgase mit ausgewaschen worden.
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Das nunmehr schwefelfreie Gas wird in zwei Ströme aufgeteilt. Ein
Teilstrom von 37800 Nm3/h wird auf 350° C erhitzt, mit Wasserdampf gesättigt und
mit einem Druck von etwa 28 ata in den Konvertierungsreaktor geleitet, in welchem
an einem Eisenoxyd-Chromoxyd-Katalysator das Kohlenmon-
5 oxyd weitgehend
zu Wasserstoff und Kohlendioxyd umgewandelt wird. Die CO-Restkonzentration beträgt
3,5 Volumprozent.
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Hinter der Konvertierungsanlage fallen 54 500 Nm3/h mit folgender
Zusammensetzung an : CO2.. 34,24 Volumprozent CO.... 3,50 Volumprozent H2. 61,56
Volumprozent CH4.. 0,14 Volumprozent = 77 Nms/h N2.. 0,28 Volumprozent = 154 Nms/h
Ar.. 0,28 Volumprozent = 154 Nms/h Durch Vermischen mit dem an der Konvertierung
vorbeigeführten Teilstrom des schwefelfreien Rohgases entstehen 11 500Nm3/h Gas
mit folgender Zusammensetzung : CO2.. 18,2 Volumprozent CO.. 27,63 Volumprozent
6
H2.. 53,2 Volumprozent CH4... 0,17 Volumprozent = 197 Nm3/h N2... 0, 35 Volumprozent
= 394 NmS/h Ar.. 0,35 Volumprozent = 394 Nm3/h Aus diesem Gas wird in der zweiten
Gaswäsche das Kohlendioxyd mit 1475 m3/h Xylol bei-15°C und 26 ata Druck auf eine
Restkonzentration von 1 Volumprozent ausgewaschen. Dabei werden vom Xylol weitere
Anteile von Methan, Stickstoff und Argon aufgenommen. Danach verbleiben 90600Nm3
reinen Synthesegases mit folgender Zusammensetzung : CO2.. 1,00 Volumprozent CO...
31,00 Volumprozent H2... 67,04 Volumprozent CH4... 0,15 Volumprozent = 135 Nms N2...
0,42 Volumprozent = 376 Nms Ar.. 0,39 Volumprozent = 354 Nms Wie aus der nachfolgenden
Inertgasbilanz zu entnehmen, sind
| CH4 | N2 | Ar |
im Rohgas enthalten..... 200 Nm3/h 400 Nm3/h 400 Nm3/h |
im entschwefelten Gas..... 198 Nm3/h 396 Nm3/h 396 Nm3/h |
im Synthesegas...... 135 Nm3/h 376 Nm3/h 354 Nm3/h |
ausgewaschene Inerte........ 65 Nm3/h 24 Nm3/h 46 Nm3/h |
Verminderung der Inerte... 32,5°/o 66/o 11, 5°/o |
Bei der erfindungsgemäßen Gasreinigung sind von den Inertkomponenten 32,50/o des
Methans, 61/o des Stickstoffs und 11, 5 O/o des Argons mit ausgewaschen worden.
Das sind insgesamt 13,5 Volumprozent der im Rohgas enthaltenen Inertkomponenten.
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In der A b b. 2 ist das Fließschema einer Anlage zur Ausführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens beispielsweise dargestellt.
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In der dargestellten Anlage sind vor und hinter der Verfahrensstufe
28, in welcher in einem Teilstrom des gereinigten Rohgases das Kohlenmonoxyd mit
Wasserdampf an geeigneten bekannten Katalysatoren zu Wasserstoff und Kohlendioxyd
konvertiert wird, je ein mit Xylol bei-10 bis-30° C betriebener physikalischer Gaswaschprozeß
angeordnet.
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Im ersten Gaswaschprozeß werden aus dem gesamten rohen Synthesegas
vorzugsweise die Schwefelverbindungen, Schwefelwasserstoff, Kohlenoxysulfid und
die organischen Schwefelverbindungen ausgewaschen.
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Die Gaswaschanlage hierfür besteht im wesentlichen aus dem Tieftemperaturabsorptionsturm
6 und der Regenerierkolonne 13.
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Hinter der Konvertierungsanlage werden die beiden Gasströme wieder
vereinigt und durch den zweiten Gaswaschprozeß geführt, in welchem hauptsächlich
das Kohlendioxyd ausgewaschen wird. Die Gaswaschanlage hierfür besteht im wesentlichen
aus dem Tieftemperaturabsorptionsturm 35 und aus einem Entspannungsturm, welcher
die Entspannungsstufen 42,51 und 56 enthält.
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Das in üblicher Weise auf Umgebungstemperatur gekühlte und vom Kondensat
befreite Rohgas tritt durch die Leitung 1 in die Anlage ein und wird zunächst im
Wärmeaustauscher 2 auf etwa +5° C ge-
kühlt, wobei die größte Menge des Gaswassers
kondensiert. Das Wasser wird durch die Leitung 3 abgezogen. Im Wärmeaustauscher
4 erfolgt die Kühlung des Gases auf etwa-15° C. Eine Eisbildung wird durch die Einspritzung
von Methanol in der Leitung 5 verhindert. Als indirektes Kühlmittel in den Wärmeaustauschern
2 und 4 wird dabei zweckmäßig das aus dem Waschturm 6 abströmende kalte Reingas
verwendet.
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Das auf etwa-15° C abgekühlte, mit Methanoldampf gesättigte Gas gelangt
in den Absorptionsturm 6 und durchströmt diesen aufwärts und entgegen dem aus der
Leitung 7 durch eine Verteilervorrichtung8 zugeführten kalten Xylol. Das schwefelfreie
Gas strömt vom Kopf des Turmes in der Leitung 9 durch die Wärmeaustauscher 4 und
2 ab. Im Sumpf des Tieftemperatur-Absorptionsturmes 6 sammelt sich das mit den ausgewaschenen
Gasverunreinigungen beladene Xylol und wird aus diesem durch die Leitung 10 der
Regenerationseinrichtung zugeleitet.
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Oberhalb des Sumpfes ist in dem Tieftemperatur-Absorptionsturm 6
als Kühlelement zur Abführung der Absorptionswärme aus dem beladenen Absorptionsmittel
und aus dem Gas der Verdampfer 11 einer Kältemaschine angeordnet.
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Das beladene kalte Absorptionsmittel wird in der Leitung 10 durch
den Wärmeaustauscher 12 in die als Regenerationseinrichtung dienende Destillierkolonne
13 geführt. Diese Destillierkolonne ist im Sumpf mit einer an sich bekannten indirekten
Dampfheizung 14 ausgerüstet. In dieser Kolonne werden aus dem Xylol die absorbierten
Gasverunreinigungen und alle niedrigersiedenden Stoffe, also auch Wasser überdestilliert
und
in der I. eitung 15 durch den Kondensator 16 zu einem Scheider 17 geführt. Diesem
Scheider wird durch die Leitung 18 oder durch Einspritzen in den Kondensator 16
ständig eine kleine Menge Wasser zugeführt, um die kleine Menge Methanol, die als
Dampf aus dem Wärmeaustauscher 4 mit dem Rohgas in den Absorptionsturm 6 gelangt
und mit ausgewaschen worden ist, vom Xylol abzutrennen.
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Das abgetrennte Methanol-Wasser-Gemisch wird aus dem Scheider 17
zum Teil durch die Leitung 19 zu einer nicht dargestellten Destillierkolonne für
die Methanol-Wasser-Trennung geleitet. Das im Scheider 17 als leichtere Schicht
auffallende Xylol wird zusammen mit dem größeren Teil des Methanol-Wasser-Gemisches
mittels der Pumpe 20 als Rücklauf auf die Kolonne 13 zurückgeführt. Durch die Leitung
21 wird aus dem Scheider ein an Schwefelverbindungen reiches Abgas abgeleitet.
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Das in der Destillierkolonne 13 durch Abdestillieren aller niedrigersiedenden
Bestandteile vollständig gereinigtes Xylol wird aus dem Sumpf durch die Leitung
22 von der Pumpe 23 zum Wärmeaustauscher 12 geleitet, in diesem indirekt durch das
kalte beladene Xylol aus dem Absorptionsturm 6 gekühlt und dann nach weiterer Abkühlung
in einem Kühler 24, z. B. einem Ammoniakverdampfer, dem der Kohlenoxydkonvertierung
nachgeschalteten Gaswaschprozeß als reines Absorptionsmittel im Waschturm 35 zugeführt.
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Das Absorptionsmittel zum Betrieb des Absorptionsturmes 6 wird in
noch zu beschreibender Weise dem Absorptionsmittelumlauf des zweiten Gaswaschprozesses
entnommen.
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Das in Leitung 9 aus dem Absorptionsturm 6 abgeleitete schwefelfreie
Rohgas wird an der Abzweigung 25 auf die Leitungen 26 und 27 in dem Verhältnis aufgeteilt,
wie es das Kohlenmonoxyd-Wasserstoff-Verhältnis im fertigen Synthesegas erfordert.
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Der meist kleinere Teilstrom in der Leitung 26 wird durch die Anlage
28 geführt, in welcher das in diesem Teilstrom enthaltene Kohlenmonoxyd in bekannter
Weise an Katalysatoren mit Wasserdampf zu Wasserstoff und Kohlendioxyd konvertiert
wird.
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Die schematisch dargestellte Anlage 28 umfaßt das übliche Zubehör
wie Vorwärmer, Sättiger, Kühler u. dgl.
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Der nach der Konvertierung an Wasserstoff und Kohlendioxyd reiche,
an Kohlenmonoxyd verarmte Gasstrom wird durch die Leitung 29 mit dem in der Leitung27
geführten unbehandelten Teilstrom vereinigt und als Mischgas in der Leitung 30 zum
zweiten Gaswaschprozeß geleitet, in dem im wesentlichen das Kohlendioxyd ausgewaschen
wird.
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Das in der Leitung 30 mit etwa Umgebungstemperatur herangeführte
Gas wird im Wärmeaustauscher 31 auf etwa +5° C gekühlt. Das hierbei kondensierende
Gaswasser wird durch die Leitung 36 abgezogen. Im Wärmeaustauscher 33 erfolgt die
Kühlung des Gases auf etwa-15° C. Die Eisbildung wird durch Methanoleinspritzung
aus Leitung 32 verhindert. Das mit Methanoldampf gesättigte Gas gelangt in den Absorptionsturm
35 und strömt in diesem aufwärts und kaltem Xylol entgegen, das aus der Leitung
36 durch eine Verteilervorrichtung 37 im Turmkopf aufgegeben wird. Durch die Leitung
34 strömt das kalte fertige Synthesegas aus dem Absorptionsturm 35 ab.
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In dem Absorptionsturm 35 ist oberhalb des Sumpfes als Kühlelement
zur Abführung der Absorptions-
wärme der Verdampfer 38 einer Kältemaschine angeordnet.
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Aus dem Sumpf des Absorptionsturmes 35 wird das vorwiegend mit Kohlendioxyd
beladene kalte Xylol in der Leitung 39 zur Regeneration weitergeleitet. Es gelangt
zunächst in die erste Stufe 40 eines Turbinen-Pumpen-Aggregates und wird hier von
26 ata auf etwa 7 ata entspannt. Unter diesem verringerten Druck wird das Xylol
durch die Leitung 41 in die unterste Kammer 42 des Entspannungsturmes geleitet und
in diesem beim Herabrieseln über Füllkörper entgast und gekühlt. Das bei der Entspannung
frei werdende Kohlendioxyd wird aus der Kammer 42 durch die Leitung 43 abgeleitet,
auf den Druck der anderen Entspannungsgase entspannt und mit diesen vereinigt. In
der Kammer 42 wird das Xylol teilregeneriert bis auf einen CO2-Druck über dem Xylol,
der dem Partialdruck des Kohlendioxyds in dem entschwefelten Gas auf dem Kopf des
Absorptionsturmes 6 entspricht. Da dieses teilregenerierte Xylol absolut schwefelfrei
ist, vermag es aus dem Rohgas vorzugsweise die Schwefelverbindungen aufzunehmen,
ohne zugleich bedeutende Mengen von Kohlendioxyd zu lösen.
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Demgemäß wird das aus der Kammer 42 in der Leitung 44 abgeleitete
teilregenerierte Xylol zum Teil durch Leitung 45 mittels der Pumpe 46 in der Leitung
7 auf den Kopf des Absorptionsturmes 6 des ersten Gaswaschprozesses gefördert.
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Das Absorptionsmittel, das dabei dem zweiten Gaswaschprozeß entzogen
wird, wird durch reines Xylol, das in der Destillationskolonne 13 des ersten Gaswaschprozesses
völlig regeneriert worden ist, ersetzt und mittels der Pumpe 23 durch den Wärmeaustauscher
12 und den NH3-Verdampfer 24 in die am Kopf des Absorptionsturmes 35 des zweiten
Gaswaschprozesses mündende Leitung 36 eingeführt.
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Der weitaus größere Anteil des in der Kammer 42 des Entspannungsturmes
auf 7 ata entspannten und teilweise entgasten Xylols, der nicht in den ersten Gaswaschprozeß
übernommen wird, gelangt durch die Leitung 47 zur zweiten Turbine 48 des Turbinen-Pumpen-Aggregates
und wird in dieser auf etwa 25 ata entspannt. Das entspannte Xylol wird in der Leitung
49 mit eigenem Druck zu einem Verteilerorgan 50 in der obersten Kammer 51 des Entspannungsturmes
geleitet und dort beim Herabrieseln über eine Füllkörperschicht entgast. Das frei
werdende Entspannungsgas, fast reines Kohlendioxyd, wird durch die Leitung 52 und
einen Wärmeaustauscher 53 abgeleitet. Das entspannte, entgaste und abgekühlte -Xylol
wird aus der obersten Kammer 51 durch die Siphonleitung 54 zu dem Verteilerorgan
55 am oberen Ende der mittleren Kammer 56 des Entspannungsturmes geleitet. In dieser
Kammer wird das Xylol beim Herabrieseln über Kolonnenböden od. dgl. mit einem kalten
trockenen Inertgas, z. B.
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Luft oder Stickstoff, falls solcher aus einer Luftzerlegungsanlage
zur Erzeugung von Sauerstoff für die Brennstoffvergasung verfügbar ist, ausgeblasen
und vom CO2 weitgehend befreit.
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Dieses Stripgas wird durch die Leitung 57 in die Anlage eingeführt,
mittels eines Gebläses 58 verdichtet, sodann in einem Kühler 59 vorgekühlt und schließlich
in dem Wärmeaustauscher 53 durch das kalte Entspannungsgas aus der obersten Kammer
51 des Entspannungsturmes weiter gekühlt und dann in einen Direkt-Rieselkühler 60
geleitet, in welchem es
mit einem nüssigen Kältemittel tiefgekühlt
und sodann aus diesem durch die Leitung 61 zu einem Verteilerorgan 62 über dem Sumpf
der mittleren Kammer 56 geleitet wird.
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Das Stripgas nimmt aus dem abwärts entgegenrieselnden Xylol die darin
noch enthaltenen Gasverunreinigungen auf und strömt durch die Leitung 63 und einen
Wärmeaustauscher 65 in die Abgasleitung 70.
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Das in dem Rieselkühler verwendete flussige Kühlmittel ist zweckmäßig
ein Methanol-Wasser-Gemisch, das aus dem Sumpf des Rieselkühlers 60 durch die Leitung
66, den Wärmeaustauscher 65 und die Leitung 67 zu einem Verteilerorgan 68 im Kopf
des Kühlturmes 60 mittels einer Pumpe 69 im Kreislauf umgewälzt wird. Das vom Stripgas
mitgeführte Wasser wird vom Methanol-Wasser-Gemisch gelöst. Ein Wasserspiegel von
etwa 35 Gewichtsprozent soll nicht überschritten werden. Ein Zweigstrom des Methanol-Wasser-Gemisches
wird deshalb durch die Leitung 71 zusammen mit dem wäßrigen Methanol aus der Leitung
19 in der Leitung 72 zu der nicht dargestellten Destillierkolonne zur Trennung von
Methanol und Wasser geleitet.
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Das durch Ausblasen mit dem Inertgas von seinen Verunreinigungen
befreite Xylol wird aus dem Sumpf der mittleren Kammer 56 des Entspannungsturmes
durch die Leitung 73 mittels der Pumpe 74 des Turbinen-Pumpen-Aggregates in der
Leitung 36 vereinigt mit dem aus der Destillationskolonne 13 herangeführten Reinxylol
auf den Absorptionsturm 35 gefördert.
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Auf diese Weise ist in dem Absorptionsmittel des zweiten Gaswaschprozesses
stets ein Anteil völlig regenerierten Xylols enthalten, obwohl für diesen Prozeß
eine Entspannungsregeneration ohne zusätzliche Erwärmung des Absorptionsmittels
ausreichend ist.
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Das aus der obersten Kammer 51 des Entspannungsturmes durch die Leitung
52 anfallende Entspannungsgas besteht fast ausschließlich aus Kohlendioxyd und ist
rein genug, um für eine Harnstoffsynthese, als Schutzgas, für Zwecke der Lebensmittelindustrie
usw. verwendet zu werden.
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Das aus der mittleren Kammer 56 anfallende kohlendioxydhaltige Stripgas
wird nach Ausnutzung seiner Kälte imWårmeaustauscher 65 in die Atmosphäre entlassen.
Es kann als Schutzgas verwendet werden, wenn zum Strippen Stickstoff genommen wird.
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In allen Entspannungsgasen ist noch ein kleiner Anteil von Xyloldampf
enthalten, der vor der Weiter-
verwendung der Gase bzw. vor der Abgabe in die Atmosphäre
in bekannter Weise durch Adsorption an Aktivkohle in den hierfür gebräuchlichen
Anlagen wiedergewonnen wird.
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Soweit Methanol aus dem Wärmeaustauscher 33 mit dem gekühlten Gas
in das Absorptionsmittel des zweiten Gaswaschprozesses gelangt, wird dieses aus
dem in den ersten Gaswaschprozeß in der Leitung 45 abgezweigten Teilstrom bei dessen
Regeneration in der Destillationskolonne 13 abgeschieden und zurückgewonnen. Der
kleine Rest an Methanol, der in dem Stripgas der letzten Entspannungsstufe enthalten
ist, könnte durch eine Wasserwäsche zurückgewonnen werden, ist aber meist so geringfügig,
daß er verloren gegeben werden kann.