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Verfahren zur Herstellung von aromatischen, in heißem Wasser vollkommen
löslichen Pflanzenextrakten Schon seit einigen Jahren sind Kaffee- oder Teeextrakte
hergestellt worden, die als in heißem Wasser lösliche Pulver in den Handel kommen,
mit welchen man die gebräuchlichen Getränke bereiten kann.
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Diese Extrakte sind nur wenig oder gar nicht aromatisch und dies trotz
der bei ihrer Fabrikation durchgeführten Verbesserungen. Die Hauptschwierigkeit
für die Erlangung aromatischer Extrakte besteht darin, den Verlust der flüchtigsten
Bestandteile des Kaffees oder Tees während der Konzentrierung und Trocknung des
wäßrigen Extraktes zu vermeiden.
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Die Erfindung hat ein Verfahren zur Herstellung von aromatischen,
vollständig in heißem Wasser löslichen Pflanzenextrakten (ausgehend von Samen, Wurzeln
usw.) zum Gegenstand, welche nicht nur praktisch die Gesamtheit der löslichen Bestandteile
der Pflanze oder der Pflanzenteile enthalten, aus denen sie gewonnen worden sind,
sondern auch ihr Aroma besitzen.
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Dieses Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man eine Pflanze
oder einen Pflanzenteil so behandelt, um daraus einerseits die aromatischen, flüchtigen
Bestandteile und andererseits die in Wasser löslichen, nicht flüchtigen Bestandteile
in der Form einer wäßrigen Lösung abzutrennen, daß man diese wäßrige Lösung einengt
und daß man dann das so erhaltene Konzentrat mit mindestens einem Teil der andererseits
abgetrennten aromatischen, flüchtigen Bestandteile vereinigt.
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Indem man der Pflanze oder einem Pflanzenteil einerseits die flüchtigen,
aromatischen Bestandteile für sich und andererseits die nicht flüchtigen, löslichen
Bestandteile in der Form einer wäßrigen Lösung entzieht, kann man die genannten
flüchtigen, aromatischen Bestandteile so lange beiseitestellen, ohne sie irgendeiner
nachfolgenden Behandlung unterwerfen zu müssen, also ohne das Risiko auf sich zu
nehmen, sie zu zerstören oder ganz oder teilweise zu verlieren, bis man mit der
wäßrigen Lösung der nicht flüchtigen, löslichen Bestandteile ein für die Bedürfnisse
der Herstellung eines praktisch trockenen Präparates im allgemeinen genügend vorgerücktes
Konzentrat erhalten hat. Durch nachfolgende Vereinigung dieses Konzentrates mit
den aromatischen, flüchtigen, für sich isolierten und nicht umgewandelten Bestandteilen
erhält man einen Endextrakt, der praktisch das ganze Aroma der Pflanze oder des
Ausgangspflanzenteils enthält, da dieses Aroma nicht als flüchtiger Bestandteil
hat verlorengehen können.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann für die Herstellung von Extrakten
aus einer großen Anzahl von Pflanzen oder Pflanzenteilen (Blättern, Stengeln, Wurzeln,
Rinden, Blüten, Samen usw.) verwendet werden, von denen beispielsweise die folgenden
erwähnt seien: die Blüten von Kamille, Gewürznelke, Holunder und Linde; die Früchte,
Samen oder Kerne von Anis, Kaffee, Kardamom, Kümmel, Fenchel, Muskat, Vanille; die
Wurzeln, Knollen oder Wurzelstöcke von Knoblauch, Gal@gant, Ingwer; die Früchte
und Rinden von Bergamotte, Zitrone, Mandarine, Orange und Zimt; die Blätter von
Lorbeer, Liatris, Stechpalme (Mate), Melisse, Pfefferminz, Tee und Eisenkraut (Verbene)
; die Ysop-, Majoran-, Steinklee-, Quendel- und Thymianpflanze.
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Die durch das erfindungsgemäße Verfahren erhaltenen Extrakte finden
zur Herstellung von Getränken oder als Gewürze Verwendung.
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Das aus der wäßrigen, die löslichen, nicht flüchtigen Bestandteile
enthaltenden Lösung erhaltene Konzentrat kann, gegebenenfalls bevor es mit den aromatischen,
flüchtigen Bestandteilen vereinigt wird, mit einem festen und in Wasser löslichen
Produkt vermischt oder in dieses einverleibt werden, das nicht mit den flüchtigen
Bestandteilen reagiert, um mit diesem Konzentrat entweder direkt oder nach Trocknung
eine trocken erscheinende, vorteilhafterweise pulverförmige Mischung zu ergeben.
Die Menge des zu verwendenden Produktes muß gerade groß genug sein, damit der Endextrakt
noch eine trockene Konsistenz behält. Als genanntes Produkt kann z. B. Laktose,
Sorbose, Sorbit oder Mannit usw. verwendet werden.
Die Abtrennung
der flüchtigen, aromatischen Bestandteile (Essenz) kann nach einer der folgenden
Methoden durchgeführt werden 1. Behandlung mit Wasserdampf, Kondensation und Abtrennung;
2. Extraktion mittels eines organischen Lösungsmittels; 3. Enfleurage; 4. direkte
Destillation in einem hohen Vakuum und Kondensation bei tiefen Temperaturen; 5.
Behandlung mit einem heißen Gas mit anschließender Kondensation bei tiefer Temperatur.
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6. Verdichtung (Fixation) auf einem absorbierenden Stoff (Aktivkohle
usw.).
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Die Extraktion der löslichen und nicht flüchtigen Bestandteile kann
mit heißem Wasser oder mit dem wieder erhitzten und von seinen aromatischen Bestandteilen
befreiten Kondensatwasser durchgeführt werden, das man erhält, wenn man die Abtrennung
der aromatischen Bestandteile durch Behandlung mit Wasserdampf und Kondensierung
durchführt.
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Die Extraktionstemperatur kann je nach der Natur und dem Zustand der
zu behandelnden Pflanze zwischen 50 und 140° C liegen. Die Abtrennung der flüchtigen
Bestandteile und die Extraktion der löslichen Bestandteile können auch gleichzeitig
in einem zu diesem Zweck vorgesehenen Apparat durchgeführt werden.
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Bei der praktischen Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann
man dann, wenn man einmal einerseits die flüchtigen, aromatischen Bestandteile und
andererseits die wäßrige Lösung der löslichen Bestandteile erhalten hat, diese Lösung
einengen und das nicht mit diesen Bestandteilen reagierende Produkt dem Konzentrat
zufügen; die so erhaltene pastenförmige Masse kann getrocknet und pulverisiert oder
pulverisiert und nachher getrocknet werden. Die aromatischen, flüchtigen Bestandteile
werden entweder in reinem Zustand oder aber als Lösung in einem Lösungsmittel, das
bedeutend flüchtiger ist als sie selbst, dem so erhaltenen Pulver zugesetzt; dieses
Lösungsmittel kann so nachher wieder leicht entfernt werden; die aromatischen Bestandteile
können aber auch in der Form einer konzentrierten wäßrigen Lösung dem Pulver zugesetzt
«-erden, so daß man das durch diese Lösung zugeführte Wasser nicht entfernen muß
und damit das Pulver seine ursprüngliche Konsistenz bewahrt; man kann die flüchtigen
Bestandteile auch in einem Apparat verdampfen, der es gleichzeitig gestattet, diese
Bestandteile auf dem Pulver niederzuschlagen.
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Auf diese Weise kann man die Produkte in die Form von Pulvern, Tabletten,
Pillen oder sogar Pasten von leichter und praktischer Gebrauchsfertigkeit bringen.
Tatsächlich gestattet das erfindungsgemäße Verfahren, ausgehend von Frischpflanzen,
diesen die aromatischen und löslichen Bestandteile zu entziehen, letztere zu konservieren
und schließlich sie so zu konsumieren, wie sie in den frischen Pflanzen vorhanden
sind; bisher bereitete man gewöhnlich Infusionen mit den getrockneten Pflanzen.
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Nachfolgend seien einige Beispiele gegeben, wie das erfindungsgemäße
Verfahren durchgeführt werden kann.
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Beispiel 1 5 kg frische Pfefferminzblätter werden durch wiederholte
Destillation so behandelt, daß die gesamte Pfefferminzessenz der Blätter daraus
entfernt wird. Nach Entzug der Essenz setzt man die Extraktion der Blätter fort
bis zur vollständigen Entfernung der löslichen Bestandteile. Auf diese Weise erhält
man 2 bis 41 einer Lösung. Diese Lösung wird entweder filtriert oder zentrifugiert,
hierauf auf dem Wasserbad oder im Vakuum eingeengt, bis man einen zähen Sirup erhält,
dem man noch 500 g Milchzucker zusetzt. Die so erhaltene Paste wird bei 50° getrocknet.
Das getrocknete Produkt wird pulverisiert, hierauf werden ihm 12,5 g von der zuerst
erhaltenen Pfefferminzessenz einverleibt. 1,5 g des erhaltenen Pulvers ergeben,
in einer Tasse warmem Wasser gelöst, eine Infusion, die in jeder Beziehung einer
Infusion von frischer Pfefferminze entspricht. Die Menge des dem Sirup zugeführten
Milchzuckers ist gerade genügend, damit der Endextrakt seine trockene Konsistenz
behält und um seine Dosierung beim Gebrauch zu erleichtern.
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Bis heute ist es nicht möglich gewesen, der Öffentlichkeit zu jeder
Zeit ein Getränk auf der Basis der frischen Pfefferminze zur Konsumierung zu offerieren.
Die Infusion aus frischer Pfefferminze ist der aus den Blättern der getrockneten
Pfefferminze hergestellten überlegen, die man gewöhnlich im Handel findet. Aus dem
vorliegenden Beispiel läßt sich ersehen, daß es mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
möglich ist, dem Publikum einen Extrakt zur Verfügung zu stellen, mit welchem man
zu jeder Zeit ein Getränk zubereiten kann, das einer Infusion aus frischer Pfefferminze
gleichkommt. Bei spiel2 Getrocknete Pfefferminzblätter werden einer Wasserdampfdestillation
bei 100° C unterworfen, um daraus die Essenz abzutrennen. Nach dem Abtrennen wird
der Rückstand während einer halben Stunde im Wasser von 130° C unter Druck gekocht
und hierauf einer Behandlung mit Wasserdampf bei 130° C unterworfen, um den Geruch
und Geschmack nach Heu zu entfernen, welchen die Infusionen von getrockneten und
lang gelagerten Pflanzen in der Regel aufweisen. Nach Entfernung der unbekömmlichen
Gerüche setzt man das Sieden der Blätter unter Druck in Wasser von 130° C während
einer halben Stunde fort, wobei man eine Lösung bekommt, die die löslichen Bestandteile
entfernt. Diese Lösung wird wie im Beispiel 1 behandelt. Das so erhaltene Pulver
gibt nach Auflösen in heißem Wasser eine Infusion, die ganz genau, sogar der Farbe
nach, einer Infusion aus frischer Pfefferminze gleicht. Beispiel 3 Blätter von Eisenkraut
(Verbehe) oder von Melisse werden genau so behandelt, wie es im Beispiel l für die
Blätter der frischen Pfefferminze beschrieben ist, oder aber nach Beispiel 2 für
getrocknete Pfefferminzblätter. Man erhält auf diese Weise Pulver, die zur Bereitung
von heißen Getränken verwendet werden können. Beispiel 4 4 kg frisch gepflückte
Kamillenblüten werden in einem besonderen Apparat mit einer Mischung von Wasser
und Wasserdampf behandelt. Die auf der Oberfläche der Flüssigkeit sich abscheidende
Kamillenessenz wird mittels Petroläther vom Siedepunkt 50° C extrahiert. Der wäßrige
Anteil der genannten Flüssigkeit wird bis auf Sirupkonsistenz eingedampft. Diesem
Sirup werden ungefähr 500 g Milchzucker einverleibt und das Ganze bei 60° C getrocknet.
Das erhaltene Produkt wird zu Pulver zerrieben und mit dem die
Kamillenesse-nz
enthaltenden Petroläther vermischt. Nach Vertreibung des Petroläthers erhält man
einen trockenen Kamillenextrakt, der vollkommen in Wasser löslich ist. Die Menge
des dem Sirup zugeführten Milchzuckers ist gerade genügend, um die trockene Konsistenz
des Endextraktes zu erhalten und um die Dosierung beim Gebrauch zu erleichtern.
Beispiel s Getrocknete Teeblätter werden mit Alkohol in einem Soxhlet-Apparat erschöpfend
extrahiert. Nach dieser Behandlung wird der die Blätter durchtränkende Alkohol abgetrieben
und wieder aufgefangen. Hierauf behandelt man den Tee durch Ausziehen mit Wasser
(Perkolieren) bei einer 100° C nicht übersteigenden Temperatur. Die erhaltene wäßrige
Lösung wird bei niedriger Temperatur bis zu pastenartiger Konsistenz eingeengt.
Nach Zusatz von Milchzucker wird das Ganze getrocknet und das erhaltene Produkt
zu Pulver zerrieben. Der erhaltene alkoholische Auszug wird auf 0° C abgekühlt und
filtriert. Dieses Filtrat setzt man dem Pulver zu, hierauf vertreibt man den Alkohol
und erhält schließlich ein vollständig wasserlösliches Produkt. Die der Masse zugefügte
Menge an Milchzucker ist gerade ausreichend, damit das Produkt sein trockenes Aussehen
behält und um seine Dosierung beim Gebrauch zu erleichtern. Beispiel 6 50O g frisch
gerösteter und gemahlener Kaffee werden in einem Soxhlet-Apparat mit 1 1 Alkohol
bei 90° C behandelt. Nach der Extraktion wird der durch den Kaffee zurückgehaltene
Alkohol durch Erhitzen in einem Kohlensäurestrom oder im Vakuum verdampft und als
Kondensat wieder aufgefangen. Der alkoholische Extrakt wird auf -20° C abgekühlt,
um das ausgezogene Öl abzuscheiden. Man filtriert oder eliminiert das L51 und vereinigt
das Filtrat mit dem abgetriebenen Alkohol. Hierauf unterwirft man den Alkohol einer
fraktionierten Destillation und sammelt den Vorlauf, d. h. ungefähr 100 ccm. Der
so behandelte Kaffee wird nachher einer Extraktion mit kochendem Wasser unterworfen,
dann wird die so erhaltene wäßrige Flüssigkeit wie in den vorstehenden Beispielen
getrocknet, bis man ein Pulver bekommt. Man vermischt dieses Pulver mit den oben
erhaltenen Vorläufen und trocknet bei niedriger Temperatur. Beispiel ? 500g frisch
gerösteter Kaffee werden rasch gemahlen und von einer Probe davon die Feuchtigkeit
rasch bestimmt. Dieser Kaffee wird hierauf in einem sehr langsamen Kohlensäurestrom
oder im Vakuum auf eine Temperatur erhitzt, die je nach der Kaffeesorte zwischen
130 und 150° C liegt; die Feuchtigkeit und die destillierenden flüchtigen Bestandteile
werden bei tiefer Temperatur, z. B. bei - 25° C, kondensiert, wobei man ungefähr
12 ccm einer aromatischen Flüssigkeit erhält, die den ausgesprochenen Geruch und
Geschmack des Kaffees besitzen. Diese Flüssigkeit wird in einem gut verkorkten Behälter
aufbewahrt. Der so von seinen flüchtigen Bestandteilen befreite Kaffee wird mit
einem Gemisch von Wasser und Wasserdampf in einem besonderen Apparat von der Art
eines Soxhlet in der Weise behandelt, daß das Gesamtvolumen des Extraktes nach der
vollständigen Extraktion ungefähr 1 1 beträgt. Hierauf setzt man 150 g Milchzucker
zu und stellt damit in einem dazu geeigneten Apparat ein Pulver her. Das so erhaltene
Pulver wird in eine drehende Trommel eingeführt, in welche man unter hohem Druck
die 10 ccm flüchtigen, aromatischen, vor der Extraktion isolierten Bestandteile
einspritzt. Die zugefügte Menge Milchzucker ist gerade genügend, damit dieses nach
Zusatz von Milchzucker nicht mehr als Kaffee-Extrakt zu bezeichnende Pulver seine
trockene Konsistenz bewahrt.